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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 382

1855 - Mainz : Kirchheim
382 umfaßte jetzt in drei Welttheilen einen Flächenranm von 100,000 Quadratmeilen mit 120 Millionen Menschen. Die Waffenmacht der Römer war außerordentlich, der Reichthum und die Pracht der Vornehmen, die herrlichen Paläste, Tempel u. s. w. reichen an's Unglaubliche, nicht weniger aber die Armuth des Volkes und die Unsittlichkeit aller Stände. Wie die Griechen, so beteten auch die Römer zahllose Götzen an, welche in Bildnissen zur Anbetung aufgestellt wurden. Sie schrieben ihnen Fehler und Laster zu, so daß man die heidnischen Götzen mit Recht vergötterte Sünder genannt hat. Eine Menge Priester dienten den eifersüchtigen und zornigen Götzen. In pracht- vollen Tempeln brachten sie ihüen reiche und kostbare Opfer dar. Auch die Römer glaubten, durch lasterhafte Handlungen und Men- schenopfer ihre Götzen zu ehren. Es ist darum ganz natürlich, daß das Leben mit den schändlichsten Leidenschaften und Lastern be- fleckt sein mußte, da ja der Götzendienst davon nicht frei war. — Das Menschengeschlecht vor Christus war voll Unwissenheit über das Nothwendigste des Lebens, über Gott und die Bestimmung des Menschen. Voll Stumpfsinn betete der Mensch Holz und Stein, Thiere und die Naturkräfte an, ohne die Entwürdigung seines Geistes und seine Schmach zu ahnen, der er sich dadurch hingab. Und wie verkehrt mußte der Mensch über seine Bestimmung denken, wenn er selbst in seinen Göttern Sünder erblickte! Darum treffen wir überall schamlose Ausschweifung und Lieblosigkeit in üppiger Fülle, überall nur Tyrannen und Knechte. Hiezu kommt noch, daß dieses selbstsüchtige, sündhafte Leben fast alles religiösen Trostes und der Beruhigung des Gewissens entbehrte. So tief sinkt der von Gott abgefallene Mensch. Der Stolz der heidnischen Weltweisen, die siegreichen Waffen der römischen Krieger, die Fülle und der Glanz des Reichthumes, des Handels, der Künste und Erfindungen vermochte das religiöse und sittliche Elend nicht zu verbergen. In dieser großen Noth seufzten Heiden und Juden nach Erlösung, und da die Fülle der Zeit gekommen war, so sandte Gott seinen Sohn Jesum Christum, der da unser Erlöser und Heiland geworden ist. Geschichte -er neuen Zeit. Von der Erlösung der Welt durch Christus bis auf unsere Tage. Das römische Volk, durch gräßliche Bürgerkriege erschöpft, fühlte sich glücklich unter der ruhigen und weisen Negierung des Augustus. Auch ließ der kluge Kaiser die ungewöhnte kaiserliche Macht sein Volk wenig merken, erhielt vielmehr alle Einrichtungen des Freistaates aufrecht, übte aber dessen ungeachtet die höchste Ge- walt aus. Unter seinem friedlichen Scepter gediehen besonders durch griechische Meister und Lehrer Künste und Wissenschaften, so daß man in dieser Hinsicht das Zeitalter des Augustus das

2. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 20

1882 - Mainz : Kirchheim
— 20 — Gruppe des Laokoon, die Statue des Apollo von Belvedere u. A. (Antiken). In der Malerei waren Zenxis, Parrhasins und Apelles berühmte Meister. Leider sind von ihren Gemälden keine auf uns gekommen. Musik und Chorgesang fanden eifrige Pflege; die Poesie erreichte in Griechenland die höchste Blüte. Außer Homer, dem Vater der Dichter, besaß die griechische Nation drei große Poeten inaeschylos (525—456), Sophokles (495—405) und Euripides (480—405). Die genannten Dichter wandten sich dem ernsten Drama, der Tragödie, zu, während Aristophanes verdient, der Vater der Komödie genannt zu werden. In der Lyrik glänzte Anakreon (520), dessen heitere Lieder oft leichtfertig sind; auch eine Dichterin verdient genannt zu werden: Sappho (620), die lesbische Nachtigall. Der berühmteste und tugendhafteste Lyriker war P i n d a r von Theben (620). Er wünschte sich das Schönste hienieden, und die Götter gewährten ihm einen guten Tod, wie die Mythe erzählt. Noch verdient der Fabeldichter A e s o p Erwähnung, dessen unsterbliche Fabeln anderen Fabeldichtern der neueren Zeit zum Muster dienten. Unter den Philosophen oder Weltweisen leuchteten Hervor: Pythagoras (580 — 500). Er lebte in Samos, hatte in Unteritalien viele Anhänger, die eine gemeinschaftliche Lebensweise führten und sich mit Philosophie, Mathematik und Musik beschäftigten. Sokrates, der tugendhafte Athener, lebte von 469—399; er entwickelte durch Fragen seine Lehrsätze. Er erkannte die Nichtigkeit und Unwahrheit^ der heidnischen Götterlehre und wurde verurteilt, den Giftbecher zu trinken, weil man ihm den Vorwurf machte, er verführe die Jugend zum Abfall von den Göttern. Sein größter Schüler war Plato „der Göttliche", wohl auch der „akademische Schwan" genannt. Aristoteles, der größte Denker seiner Zeit, war der Lehrer Alexanders des Großen. Sein Zeitgenosse war der Philosoph Zeno, Gründer der Philosophenschule der S t o i k e r, die den Schmerz nicht _ für ein Uebel hielten, sondern erklärten, man müsse alle Wechselfülle des Lebens mit unerschütterlichem Gleichmut ertragen. Ihnen entgegengesetzt waren die Epikuräer, Anhänger des Epikur (f 270), die den Lebensgenuß als obersten Grundsatz aufstellten, und damit der Weichlichkeit und Sittenlosigkeit Thür und Thor öffneten. — Der in einer Tonne lebende Diogenes

3. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 70

1882 - Mainz : Kirchheim
— 70 - Er brachte 1032 Burgund (das alte arelatische Reich) an sein Haus; ebenso Schwaben durch seine Gemahlin Gisela. Sein Stiefsohn Ernst empörte sich gegen ihn, wurde geächtet und fand mit seinem Freunde Werner von Ky-bürg ein tragisches Ende bei der Belagernng der schwäbischen Burg Falkenstein 1030. Das wechselvolle Leben des Herzogs Ernst bot den Dichtern des Mittelalters reichen poetischen Stoff zu Sagen und Liedern. Konrad Ii. ordnete den Gottesfrieden — Treuga Bei — an, wonach an den durch das Leiden Christi geheiligten Wochentagen die Waffen ruhen mußten. Er machte sich Polen und Böhmen lehenspflichtig, mußte aber Schleswig bis zur Eider an Kan nt d. von Dänemark abtreten. Biele kleinere Lehen wurden unter seiner Regierung erblich, was große Nachteile zur Folge hatte. Konrad starb in den Niederlanden 1039 und liegt in dem von ihm erbauten Dome zu Speyer begraben. Heinrich Iii. 1039—1056, genannt der Schwarze, Konrads Ii. Sohn und Nachfolger, hob das kaiserliche Ansehen zu der Macht, die schon sein Vater erstrebt hatte; vor dem strengen Kaiser fürchteten sich die Großen des Reiches. Er machte sich den König von Ungarn lehenspflichtig und brachte Heinrich I. von Frankreich zum Schweigen, nr'cher Ansprüche auf Lothringen erhob. Damals sah es traurig in der Kirche Gottes aus: drei Päpste waren gewählt, von denen Keiner zurücktreten wollte. Heinrich vermochte sie zur Abdankung und lenkte die Wahl auf den Bischof von Bamberg, der als Clemens Ii. den päpstlichen Thron bestieg. Auf ihn folgten Damasns Ii. und Leo Ix., die ebenfalls Deutsche von Geburt waren. Heinrich starb im kräftigsten Mannesalter in seiner königlichen Pfalz zu Goslar und wurde in Speyer beigesetzt. Heinrich Iv. (1056 — 1106) war erst sechs Jahre alt, als ihm die Königskrone zufiel; deshalb regierte statt seiner seine Mutter Agnes, welcher der Bischof von Augsburg mit Rat und That zur Seite stand. Die Erziehung des zwar talentvollen aber leidenschaftlichen jungen Fürsten übernahm anfangs der sittenstrenge Erzbischof Hanno von Köln, der mit Festigkeit dem ungezügelten Wesen Heinrichs entgegentrat, und später Adalbert von Bremen, der seinen bösen Neigungen nicht genug Widerstand leistete. Kaum zur Regierung gelangt, überließ sich Heinrich in

4. Das Mittelalter - S. 124

1884 - Mainz : Kirchheim
124 Gregor Vii. Die Lage der Kirche. s lmmrg zum Papste erwählt und nannte sich Gregor Vii. Die Mwlft ^^chbnregrerung waren jetzt von der kundigsten und kräftigsten Hand gefaßt, m die Gott sie wohl, jemals gelegt. Gregor Vii. stand als Papst nicht nur auf der Höhe der 3ett' lodern tote alle wahrhaft großen Geister über seiner Seiter a™ . ?r°rfer der Christenheit, erkannte die unter Clerns emgertssenen Gebrechen und war aufs Tiefste von seiner Keime hs ß$u>n9en/ U ,ma die Schäden auszubessern und die S bey ^ten zu pflegen. Niemand kannte besser als er dte furchtbare Große des weitverbreiteten Übels, welchem abzuhelfen er uuu berufen war. In kummervoller Stimmung schrieb /ü, ^nen Freund Hugo, Abt von Cluguy: „Oft habe ich gefleht, daß Gott es so fügen möge, mich dem aeaen-wcn'ttgen Leben Zn entziehen. Es lastet auf mir unendlicher Schmerz und schwere Trauer, daß die Kirche des Morgenlands Lz* Ä1^?1 5au6en ^gefallen ist; und werfe ich den Sites aufs Abendland, nach Süden oder nach Norden so finde ich kaum noch Bischöfe, die es durch Amtsantritt gesetzlich Sstn* ™ • gliche Volk mit Christi Liebe und nicht mit weltlichem Ehrgetze regieren; und unter den weltlichen Fürsten tfrtfrvs Uifn'. der Lottes Ehre der seinigen und die Gerechtigkeit dem Gewinne vorzöge. Die, unter denen ich wohne die Lombarden und Normannen, sind fast schlechter als die Truden und Heiden. Und gehe ich zu mir selbst zurück, so finde ich mich von der Last eigenen Handelns so beschwert, daß fast barmen °Christl. ^ Mei6t' ds Mm Emg-n Er- Doch Gregor schritt, den Blick auswärts gerichtet, ohne Saumen an das große Werk der Kirchenreinigung. Mit uner-I^ockeiiem Mute trat er für Wahrheit und ■ Gerechtigkeit ein, bereit, alle trdtjchen Guter dafür zu opfern, ja selbst sein Leben rum mr cr e§ für heilige Pflicht, jedermann, Äai m fl5*’ toei? |te ^toer und öffentlich fehlten, an das göttliche Gesetz zu mahnen. Die Kirche sollte um jeden Preis ans dem Zustande der Knechtschaft und Verdorbenheit errettet de? weltlichen Macht, welche sie zu ihrem Zwecke mißbrauchte, befreit werden. „Vielleicht ward nie ein Mann geboren, der so hohe Ziele verfolgte, und ohne Geld, ohne Heeresmacht, jo erstaunliche Erfolge errang, wie Hildebrand. biejer war es geschehen, daß der griechische Patriarch Michael Cerularius in Constantinopel von der Gemeinschaft derkircbe abfiel und die morgenländische Kirche größtenteils ins Schisma zog.^

5. Das Mittelalter - S. 160

1884 - Mainz : Kirchheim
160 Folgen der Kreuzzüge. Nicht minder überraschend ist der Einfluß auf die europäische Kunst. Am schnellsten zeigte sich derselbe in der Musik; von den Morgenländern lernten die unter dem Schall der Hörner ins Feld ziehenden Kreuzritter die lärmende und berauschende Musik der Trommeln, Pauken, Trompeten, Hoboen, Posaunen, das Spielen der Bauten und Guitarren. — Im Zeitalter der Kreuzzüge bildete sich ferner in Europa ein neuer Baustil heraus, der ein wesentliches Moment gerade von den Arabern entlehnte. Von thuest bekamen zunächst die Normannen auf Sieilien nttd in Itmerimlien den Spitzbogen, und ans der Spitzbogenform erwuchs die gotische Architectur des 12. und 13. Jahrhunderts. Noch erinnert heute das Wort Arabeske an das zierliche, von den Arabern geschaffene Ornament, das in mannigfaltigem Lanb-werk und blatterartigen Blumen, vermischt mit geometrischen Figuren, laubähnlich sich hinschlingt. Den größten Einfluß aber hatten die Kreuzzüge auf die Poesie. Sie war bis bahnt von Geistlichen geübt morden und fast ohne Ausnahme hatte man sich der lateinischen Sprache bedient. Seitdem aber das Rittertum sich entwickelte und Liebe und Tapferkeit der Kern des Lebens und Dichtens wurde, trat die Geistlichkeit allmählich in den Hintergrund, und der kriegerische Adel, der die Züge ins Wuuberlaub des Ostens unternahm, dessen Phantasie sich entzündete an beu märchenhaften Erscheinungen des Orients imb in bessert kühnen Kämpfen bte großen Gestalten der heimischen H eiben sagen sich belebten, der kriegerische Abel würde der Fortbilder der Dichtkunst in volkstümlicher Sprache. So entstand — und zwar zunächst im snblichen Frankreich in der sonnigen anmutigen Provence — bte Liebespoesie der Troubadours. Zugleich erwachten durch die Züge ins Morgen-land die alten Sagen und verschlangen sich mit den Erlebnissen der Glaubenskämpfer. Karl der Große, der Gottesstreiter wider die Mauren in Spanien, wnrde in diesen Sagen und Liederuder Hauptkampfer wider die Ungläubigen. Viel weiß von dem gewaltigen Karl und feinen Helbett bte im 12. Jahrhundert gesammelte Chronik Tur-puts zu erzählen. Ein wnnberbar reiches Dichterleben ging in Deutschland auf, als mttt die Poesie auch hier eine volkstümliche wurde, als in den Liedern der ritterlichen Säuger das Lob der Geliebteu klang und das tiefe Naturgefühl der Deutschen in waldesfrischen Worten ausströmte. Man faßt diese Dichter unter dem Namen Minnesänger zusammen. Zugleich gestaltete sich die reiche Sageufülle bei den Deutschen zu kunstvollen Gedichten, zum teil von wunderbarer Tiefe und unvergleichlicher Schönheit; solche Lieder waren Wolfram von Efchenbachs Parzival

6. Das Mittelalter - S. 183

1884 - Mainz : Kirchheim
Kreuzzug Friedrich I. 183 Um diese Zeit kam aus Palästina die Nachricht, daß der Sultan Saladin Jerusalem erobert habe. Wie ein Blitzschlag traf diese Schreckenspost die Gemüter des Abendlandes und die ganze Christenheit griff zu den Waffen, um durch einen neuen Kreuzzug das heilige Land aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. Die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, die in hartem Kampfe gegen einander lagen, machten Frieden und nahmen das Kreuz. In Deutschland richteten sich aller Augen auf den greisen Helden Friedrich Barbarossa, der im Mai 1188 an der Spitze eines wohl gerüsteten Heeres nach dem Oriente auszog. Er züchtigte die heimtückischen Griechen, erfocht einen großen Sieg bei Jkoninm in Kleinasien, überwand tausend Gefahren, und schloß plötzlich sein thatenreiches Leben in dem kleinen Flusse Saleph (Kalykaduus) bei Seleucia 1190 (S. 154). Der Zug ging ihm zu langsam; mit jugendlicher Kühnheit setzte er in den Strom, ward weggerissen, und leblos herausgezogen. Unbeschreiblich war der Jammer der Seinen, und alle Christenlande trauerten um ihn. So mächtig war die Vorstellung von dem edlen Kaiser, daß man in Deutschland lange Zeit nicht an seinen Tod glauben wollte und daß er in der Sage fortlebt bis auf den heutigen Tag. Verzaubert sitzt er inmitten seines deutschen Volkes, im Kl) ff Hauser oder im Umersberg bei Salzburg oder in seiner Burg hoch oberhalb dem Städtchen Annweiler in Rheinbayern. So hat sich die dichtende Volkssage herumgesponnen um des Kaisers Heldengestalt und hat sein Bild verwebt mit allen Träumen und Sinnen von des Reiches Einheit und Größe; wie Rücken singt: „Er hat hinabgenommen — des Reiches Herrlichkeit, Und wird einst wiederkommen — mit ihr zu seiner Zeit." 8. Das Geschlecht der Hohenstaufen, a. Heinrich Vi. (1190—1197). In Heinrich Vi. lebten nicht nur die großen Entwürfe seines Vaters, sondern auch dessen Feldherrntalent, Scharfblick und unermüdliche Thätigkeit fort; doch fehlte seinem reichbegabten Geiste die sittliche Grundlage. In seiner Jugend dem Zauber der Dichtkunst zugänglich und selbst Dichter, tritt er nach feiner Thronbesteigung als kaltberechneuder, rücksichtsloser Staatsmann auf/_ der nur eine Leidenschaft kannte: die zu herrschen und der selbst Hinterlist und Grausamkeit nicht scheute, wenn sie ihn zum Ziele führen konnten.

7. Das Mittelalter - S. 215

1884 - Mainz : Kirchheim
Wolfram v. Eschenbach. Parzival. 215 mit seinen Helden gab den Inhalt eines dritten, jedenfalls im nördlichen Frankreich erwachsenen Sagenkreises; der König wird nun teils im Kampse gegen die widersetzlichen Großen geschildert, teils erscheint er als Glaubensstreiter wider die Ungläubigen. Ferner erzählten die deutschen Dichter auch von antiken Helden, besonders von Aeneas und Alexander dem Großen, die freilich ebenfalls zu Rittern von vollendeter höfischer Bildung wurden; außerdem benutzten sie Stoffe aus der Religionsgeschichte und den Zeitereignissen, unter den letzteren ist der Lobgesang auf den heiligen Anno von Köln eine hervorragende Dichtung. Durch alle diese Dichtungen geht ein unverkennbarer Familienzug hindurch. Die Darstellung ist meistenteils von großer Schönheit und Gewandtheit der Form, Hauptgegenstand auch hier die Verehrung der Frauen, angeknüpft an die Abenteuer irrender Ritter; doch fehlt fast überall die künstlerische Einheit, die Ereignisse sind nur lose an einander gereiht und spielen gewöhnlich von der Geburt bis zum Tode des Helden. Am beliebtesten waren die Artus - und die Gralsage, weil sie sich am meisten von der Wirklichkeit entfernen, und ans ihnen haben auch die größten Meisterwerke höfischer Dichtung ihre Stosse genommen. Dahin gehört der Parzival von Wolfram von Eschenbach (ans Eschenbach in der Nähe von Ansbach, von ritterlichem Geschlecht, gest. 1230.) Wolfram hatte als jüngerer Sohn der Familie keinen Teil an den väterlichen Besitzungen. Er klagt über Armut und scheint es als Demütigung zu empfinden, daß er dichtend von der Gunst der Fürsten lebe. Meistens hielt er sich beim Landgrafen Hermann von Thüringen auf. Durch einen glücklichen Humor wußte er die Mißstände seines Lebens innerlich auszugleichen. Wolfram's epische Werke verfolgen sämtlich geistliche Tendenzen; doch ist er ebenso glänzend in der Darstellung des weltlichen Rittertums. Er ist wie kein anderer Dichter dieser Zeit umfassend und tiefsinnig in der Behandlung der Ideen, die seiner Zeit angehören. Seinen Parzival bearbeitete er nach einem französischen Gedicht, aber voll genialer Selbständigkeit und tiefer Innerlichkeit des Gefühls. Der Inhalt dieses tiefsinnigen Epos ist folgender: Parzival, dessen Vater G a-muret aus einem Zug nach dem Orient durch Verrat umgekommen war, wird von seiner Mutter Herze loide in der stillen Einsamkeit des Waldes, fern von dem Geräusch der Waffen, denen sein Vater erlegen war, erzogen. Mit ängstlicher Sorgfalt sucht sie ihn vor aller Kunde des Rittertums zu bewahren und nur die sanften Regungen seines Gemüts zu nähren. Dennoch bricht die ererbte Thatenlust mit aller Stärke hervor, als

8. Das Mittelalter - S. 208

1884 - Mainz : Kirchheim
208 Verfall des Rittertums. die Würde erteilte. Nicht bloß Gelehrte und Staatsmänner, auch Bürger und Lanzenknechte, jene wegen ihrer Weisheit und kundigen Ratschläge, diese wenn sie sich im Felde hervorgethan, wurden zu Rittern geschlagen. So machte es z. B. Kaiser Friedrich I., indem er ans dem Schlachtselde allein dem rohen Mut solche Ehre zu teil werden ließ. Kaiser Friedrich Iii. erteilte, noch weiter gehend, allen Bürgerlichen förmlich das Recht, daß sie zu Rittern geschlagen werden könnten. Das that ächten Rittern Abbruch; die alten Ritter verschmähten es, mit denen dieselbe Auszeichnung zu teilen, die mit ihnen nicht auf gleicher Stufe standen. Und noch tiefer geriet der Ritterstand in Versall, als sogar Kindern, Gauklern, Possenreißern, Leuten von niedrigster Herkunft und gleichfalls niedriger Gesinnung, sobald sie nur ein wenig die Lanze zu handhaben verstanden, der Ritterschlag erteilt wurde. Damit schwand der ritterliche Geist dahin, die Blüten des Ritterwesens begannen zu welken, was noch wahrhaftes Leben und Streben gewesen, das ward jetzt zu einer leeren bedeutungslosen Form. Dazu kam eine mehr und mehr um sich greifende Verderbnis der Sitten. Reichtum und Wohlleben förderten diese, auch die Bekanntschaft mit dem weichlichen Leben der Morgenländer, welche dort die Kreuzfahrer machten. Gottesfurcht und Verehrung ächter Weiblichkeit, die Grundpfeiler des edlen Rittertums, waren nach und nach untergraben worden. Die Gottesverehrung fing an, sich immer mehr äußerlicher zu gestalten, in nur in die Augen fallenden Gebräuchen sich darzustellen. Die Klöster wurden reich und die Ritter arm, der Kirche wurden reiche Vermächtnisse zugewandt, was sich zunächst in der Abneigung der Ritter gegen die Diener derselben, die Geistlichen, kundgab und endlich zur Geringschätzung der Gottesverehrung führte. Ebenso erkaltete die Verehrung der Frauen in den Gemütern. Was namentlich dem Rittertum einen höheren Schwung verliehen hatte, die Hochachtung der Frauen, das schwand dahin. Nun es jedem leicht gemacht war, den Ritterschlag zu erhalten, fiel auch die Ehre dahin, von den Frauen Gunst zu gewinnen und mit ihren Gaben und Farben sich zu schmücken. Mit dem Verschwinden des Geistes, der das Rittertum beseelt hatte, sank auch das Wesen desselben dahin. Die Grundpfeiler begannen zu wanken, und das ganze, einst so glorreich ausgeführte, so prächtig geschmückte Gebäude ward bis zum Umsturz tief erschüttert. Mehrere äußere Umstände traten noch hinzu, so die durch den Gebrauch des Schießpulvers veränderte Art der Kriegführung,.

9. Das Mittelalter - S. 276

1884 - Mainz : Kirchheim
276 Dichtkunst. wußten. Auch die weltlichen Fürsten ahmten teilweise ihr Beispiel nach. Als der Bischof Otto von Freising dem Kaiser Friedrich I. _ seine Chronik überreicht hatte, sagte ihm der Kaiser: „Die Chronik, so du weislich in guter Ordnung verfaßt, und was du, da es verdunkelt und verborgen war, zu Licht und Einklang erhoben hast, nehme ich mit außerordentlichem Vergnügen an und freue mich, wenn ich der Kriegsmühen überhoben bin, mit Lesung derselben, indem ich durch der Kaiser glänzende Thaten mich selbst zur Vortrefflichkeit anleite." — Wie Kaiser Friedrich Ii. für die Wissenschaften sorgte, haben wir schon bei seiner Lebensbeschreibung gesehen. Und wenn auch seine Sorge hierin vorzüglich auf seine italienischen Staaten und Universitäten gerichtet war, so muß doch die Rückwirkung von dort auf Deutschland in Anschlag gebracht werden, wie denn alle Zeichen darthun, daß Deutschland selbst in der regsten Entwickelung der Wissenschaft und Kunst begriffen war. Es mehrten sich die Universitäten; den fünf im 14. Jahrhundert entstandenen (Prag, Wien, Heidelberg , Köln, Erfurt) kamen im folgenden noch zehn hinzu. Freilich blieb das Latein der Gelehrten der großen Menge verschlossen; aber bald schrieben Bürger in deutscher Sprache die Geschichte ihrer Stadt und die deutschen Predigten des Geiler von Kaisersberg am Ende des 15. Jahrhunderts sind von großem Nutzen gewesen. Außerordentlich beliebt war auch das plattdeutsche Volksbuch vom Till Eulenspiegel, jenem Schalke, der alle Befehle wörtlich ausführt und eben deshalb alles ungeschickt macht. Wir dürfen es sagen: die deutsche Prosa ist ein Werk des deutschen Bürgertums. d. Die Dichtkunst. Während so in Deutschland auf dem Gebiete der bildenden Kunst und der Wissenschaft ein frisches, kräftiges Leben sich regte, tritt uns in der deutschen Dichtkunst das Bild des traurigsten Versalls entgegen. Die Ursachen desselben haben wir schon früher teilweise kennen gelernt (S. 225). Selbst die gewaltigen, alle Verhältnisse des Lebens so mächtig umgestaltenden Erscheinungen, die im 14. und 15. Jahrhundert eintraten, die großen folgenreichen Erfindungen, die Entdeckung der neuen Welt, vermochten der Poesie kein neues Leben einzuhauchen; ja, wir müssen vielmehr sagen, daß sie aus die Entwickelung derselben nur nachteilig einwirkten. Dichtete doch nnn der Dichter nicht mehr für einen

10. Das Mittelalter - S. 271

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Baukunst. 271 7. Die Städte cts Sitz der Kultur. a. Die Baukunst. In Folge ihres Wohlstandes und des behäbigen Lebens der Bürger in den Städten regte sich bald in ihnen auch der Sinn für Kunst und Wissenschaft. Dazu kam die höchste Erregung der Einbildungskraft und der Schwung, den die Kreuzzüge dem ganzen Zeitalter gaben. Neue, weite und außerordentliche Ideen erfüllten die Welt, hoben den Geist über das alltägliche Leben hinaus und erfüllten thu mit Bildern, welche er in schönen Kunstgebilden darzustellen sich getrieben fühlte. Wenn wir auch keinen andern Beweis für die Herrlichkeit des Mittelalters hätten, als den Anblick der Kunstwerke aller Art, die ans jenen Zeiten zu uns reden, so hätten wir an ihnen eine hinreichende Widerlegung der Ansichten, welche das Mittelalter ohne weiteres finster, barbarisch und unglücklich nennen. Eine finstere und unglückliche Zeit kann so erhabene Werke nicht hervorbringen, wie die Münster in Straßburg, Wien und Ulm, die Dome in Köln, Magdeburg, Speier, Freiburg und so viele andere Kirchen in deutschen und niederdeutschen Städten; denn die Kunst gedeiht einzig in dem Lichte der Freiheit und in der Wärme des freudigsten Glaubens. Wir haben hier Beispiele aus der Baukunst genommen, und wirklich ist kaum eine andere Kunst, die den ächten deutschen Geist so eigentümlich ausdrückt, als diese. Was wir die gotische Baukunstx) nennen und besser mit dem allgemeinen Namen der 1) Alter als der gotische Baustyl ist der romanische. Die romanische Kirche besteht aus einem Langhaus, dem Raum für die Gemeinde, aus dem Querschiss und dem Chor. Zwei Reihen von Pfeilern oder Säulen (Arkaden genannt), die durch Rundbogen (Halbkreisbogen) mrt einander verbunden sind, teilen das Langhaus in 3 Räume ; der mittlere (das Mittelschiff) ist gewöhnlich doppelt so hoch und breit als die Seitenschiffe (Abseiten), seine über den Arkadenbögen aussteigende Mauern sind mit kleinen, immer oben im Rundbogen geschlossenen Fenstern versehen. Ein breiter Bogen (Triumphbogen), der die beiden letzten gegenüberstehenden Säulen verbindet, bildet das Ende des Mit-telschsifes. Hrer durchschneidet das Querschiss in der Höhe und Breite des Mittelschiffes den Kirchenraum und dahinter setzt sich gleichsam das Mittelschiff fort, welches dann von einer halbruuden Nische oder Apsis abgeschlossen wird. Dieser Raum heißt der Chor und giebt dem Grund-ritz die tform eines lateinischen Kreuzes, bei welchem sich an den ver-Iangertcn Hauptarm zwei kürzere anlegen. Der Chor, der erhöht und von der übrigen Kirche durch eine Scheidewand mit zwei schmalen Durchgangen (den Lettner) getrennt ist, hat über sich die Kuppel, das
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