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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 362

1855 - Mainz : Kirchheim
362 Dieses große, schöne und mit den köstlichsten Produkten ausge- stattete Land gehört zum großen Theil den Engländern. Das bri- tische Ostindien hat zur Hauptstadt Calcutta am Ganges. Unab- hängig von englischer Herrschaft sind die Länder der kriegerischen Seiks und das Land Nepal am Himalapa, und der Staat der Mäh rat ten. Hinterindien wird von eigenen unumschränkten Für- sten regiert. Auf beiden Halbinseln haben Franzosen, Portugiesen, Dänen und Holländer Besitzungen. Afrika. 69. Afrika umfaßt 550,000 Q. M. mit 100 Mill. Menschen und ist eine große, vom mittelländischen, atlantischen und indischen Meere umflossene Halbinsel, welche durch die Landenge von Suez mit Asien zusammenhängt. Das Meer macht keine Einschnitte in's Land. Zwischen dem Tieflande des Nordens und dem Hochlande des Südens findet theils wegen der wenigen Flüssen und den zahl- reichen Sandwüsten, theils aber auch wegen des sehr heißen Klima's keine Verbindung statt. Daher kommt es, daß Afrika der unbekann- teste und unbebauteste unter allen Erdtheilen ist. 70. Der Boden dieses Erdtheils ist in bewässerten Thälern äußerst fruchtbar und liefert die größten und gewürzreichsten Pflan- zen, majestätische Palmenarten, den Butterbaum mit seinem wohl- schmeckenden Fett, den Baobab, dessen Stamm oft 80 Fuß im Umfange hat, den Affenbrodbaum, Gummibaum, Färbehölzer, die brennendsten Gewürze und Getreide in erstaunlicher Menge. Die in Afrika lebenden Thiere zeichnen sich meistens durch Größe, Muth und Raubsucht aus. So der Elephant, daö Flußpferd, das Rhino- ceros, der Strauß, das Crocodil, die Hyäne, der Löwe, die Schlan- gen; die Giraffe, das Zebra, das Gnu werden nur in diesem Erd- theile angetroffen. 71. Die zahlreichsten Bewohner Afrika's sind die Neger. Sie haben eine schwarze Hautfarbe, hochrothe, aufgeworfene Lippen, eine platt gedrückte und aufgestülpte Nase, weit abstehende Backen- knochen und Kmnladen, flache und zurückgedrängte Stirne, schwarze, krause, wollenartige Haare. In ihrer Geistesbildung, in Religion, Kunst und Wissenschaft stehen diese Neger noch sehr tief. Mit ihnen verwandt sind die Kaffern und Hottentotten, welche den afrikanischen Süden bewohnen. An den Küsten des Mittelmeeres wohnen Völker kaukasischen Stammes, Araber, Berben und Türken. Dieser Erdtheil wird in Nord-, Mittel- und Südafrika eingetheilt. 72. Zu Nordafrika gehören: 1. Aegypten, ein frucht- bares, vom Nil durchflossenes Flachland, wird von einem türkischen Pascha regiert. Bemerkenswerth ist die Hauptstadt Kairo am Nil und die Handelsstadt Alerandria. — 2. Die Berberei umfaßt das vom Atlasgebirg durchzogene Küstenland von Aegypten

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 380

1855 - Mainz : Kirchheim
380 gefangen und ermordet wurde, fand Alexander todt in seinem Blute. Er ließ ihn feierlich begraben und strafte seinen Mörder. Auch Indien betrat der große Eroberer, unterwarf einige Völker und würde noch weiter vorgedrungen sein, wenn ihn-nicht das bedenkliche Murren seiner Soldaten von weiteren Kriegszügen abgehalten hätte. Zwölf Altäre wurden an der Gränze seines Siegeszuges errichtet. Durch diese glänzenden Erfolge übermüthig geworden, überließ sich Alexander in Babylon, seiner Residenz, asiatischer Schwelgerei und oft grausamem Despotismus, wie er ihn an seinem Retter Klitus verübte, den er bei einem öffentlichen Gastmahle ermordete. Seine üppige Lebensart trug nicht wenig zu seinem frühen Tode bei, der ihn im 32. Lebensjahre zu Babylon überraschte. — Sein Tod war das Lärmzeichen eines langwierigen Krieges zwischen seinen Feldherren, von welchen sich jeder für den würdigsten hielt, ihm nachzufolgen. Keiner konnte sich aber zum alleinigen Herricher des großen Reiches emporschwingen. So zerfiel Alexanders Reich in mehrere Staaten, unter denen Aegypten, Syrien und Macedonien die bedeutendsten wurden. Die Römer. Die Römer haben sich durch die allmälige Eroberung der ganzen damals bekannten Welt einen unvergänglichen Namen erworben. Ihre Sprache, die lateinische, ist die Sprache der Kirche geworden und ihren Gesetzen gehorchen die Völker der späteren Zeilen. Nach Troja's Eroberung lande'en Trojaner in Mittelitalien und stifteten das lateinische Reich oder Latium. Aus den Nachkom- men der Herrscher von Latium stammten die Brüder Nomulus und Rem u s, welche an den Ufern der Tiber eine kleine Stadt von Lehm erbauten und dieselbe Nom nannten. Dieses geschah im Jahre 753 vor Christus. Nomulus war der erste Herricher oder König über das kleine Gebiet. Bald mehrte sich die Zahl der Häuser und Ein- wohner und glücklich geführte Kriege mit den benachbarten Volks- stämmen vergrößerten das Gebiet des neuen Königreichs. Si den Könige herrschten nach einander über Rom und legten den Grund zu dem nachmaligen römischen Weltreiche. Der siebente König wurde im Jahre 510 aus Rom ver- trieben. An seine Stelle traten zwei Consuln, welche jährlich ge- wählt wurden. Die Zeit des römischen Freistaats, nahe an 500 Jahre, war eine Reihe ruhmwürdiger Ereignisse und S ege für die Römer. Diese glücklichen Erfolge verdankten sie ihren Tu genden, ihrer edlen Einfachheit, ihrer Mäßigkeit, ihrem Gehorsain gegen das Gesetz und ihrer Liebe zum Vaterlande. Im Frieden bebauten die vornehmsten Männer ihre Felder, und es geschah nicht selten, daß Staatsmänner und Feldherrn vom Pfluge zu ihren hohen Würden gerufen wurden. Ihr Körper war abgehärtet und ertrug mit Leichtigkeit alle Beschwerden des Krieges. Ihre Kleidung

3. Das Mittelalter - S. 159

1884 - Mainz : Kirchheim
Folgen der Kreuzzüge. 159 verkehr über das weite deutsche Reich und wanderte an Rhein und Donau entlang, auf denselben Straßen, die auch die Kreuzfahrer auf ihren Zügen nach dem Morgenlande zu ziehen pflegten. Endlich übten die Kreuzzüge einen mildernden Einflnß auf den geknechteten Bauern stand. Denn nicht nur erlangte jeder, der das Kreuz nahm, durch seine Beteiligung am heiligen Kriege Befreiung von der Hörigkeil, sondern bei dem Mangel an Arbeitskraft, den das fortwährende Ausströmen der Arbeiter nach dem Morgenlande veranlaßte, zogen die Herren auch fremde Landbe-baiter, besonders aus den Niederlanden, (daher die sogenannten „Holländereien"), ins Land, die natürlich eine viel freiere Stellung den Herren gegenüber sich zu verschaffen wußten. Unermeßlich ist ferner der Einfluß, den die 200jährige Verbindung mit dem Morgenlande ans die Entwicklung der europäischen Bildung gehabt hat. Mit dem belebteren Handelsverkehr kam naturgemäß auch ein erhöhter Gewerbfleiß, ja einzelne Zweige der Industrie wurden unmittelbar durch die Kreuzzüge nach Europa verpflanzt, wie z. B. Seidenbau und Färbereien. Ferner wandelte die erschlossene Wunderwelt des Ostens mit ihrer üppigen Pracht und ihren verfeinerten Lebensgenüssen das häusliche und gesellige Lebeu des Abendlandes völlig um, und zugleich erweiterte die Bekanntschaft mit den ferneren Ländern und den vielfach andersgearteten und entwickelten Völkern den menschlichen Blick. Es hafteten die Abendländer nicht mehr an der heimischen Scholle, sondern wie sie ihre Sitten und Bräuche, ihre Fertigkeilen und Küuste hinübertrugen in den Osten, so floß auch in reichen Strömen morgenländische Knltnr in die Länder des Westens herüber. Und es war eine reich entfaltete Kultur, die man im arabischen Weltreich vorsaud, sodaß in vieler Hinsicht der Orient eine der christlichen überlegene Bildnng besaß. Auf allen Gebieten des Wissens und Könnens zeigte sich der belebende Einfluß. In allen W i f f e n s ch a f t e u , welche das Mittelalter pflegte, hat sich derselbe bernerklich gemacht: in der Astronomie erinnern daran die Namen vieler Sternbilder, die Algebra ist nicht nur ein arabisches Wort, sondern auch eine arabische Wissenschaft; die Chemie verdankt ihre wissenschaftlichen Anfänge den Arabern, aus sie zurück fuhrt die Alchymie, die geheimnisvolle Kunst der Goldbereitung, die in den Köpfen der Welt so viel gespuckt hat. Manche Schriften des großen Philosophen Aristoteles sind erst in arabischen Übersetzungen den europäischen Völkern bekannt geworden.

4. Das Mittelalter - S. 287

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Angelsachsen. 287 bekannt waren. Die Einladung Vortigern's fand gute Aufname, denn bald segelten sieben Schiffe voll Krieger hinüber nach der schönen Insel, mehrere andere folgten nach, die keltischen Picten und Scoten wurden aus dem Lande gejagt, worauf die Sieger die Südostecke der Insel als ihr Eigentum erhielten, sich niederließen und bald als fleißige Ackerbauer sich um ihre neue Heimat verdient machten. Jeder Schiffskapitän oder Seekönig nahm ein Stück Land, etwa eine Grafschaft, als Königreich für sich in Anspruch, weshalb dann sieben Königreiche entstanden (S. 42). Das Gesamtgebiet erhielt später, als nach vielen Streitigkeiten Egbert (827) alle Eroberungen zu einem Gesamtreiche vereinigte, nach den Angeln den Namen Angelnland, woraus das Wort England wurde, die Bewohner dagegen, welche als uraltes Plattdeutsch angelsächsisch sprachen, wurden von den Eingeborenen Sachsen genannt, und ihre Nachkommen, die nach Jahrhunderten nach Nordamerika auswanderten, heißen auch dort heute noch die Sachsen. Ans Eroberern wurden die Angelsachsen fleißige Landwirte, und da sie ihren Heerkönigen als freie Krieger gefolgt waren, fo wurden sie nicht deren Unterthanen, sondern schlossen sich zu freien Bauerngemeinden zusammen, die keinen Adel und Adelsvorrechte duldeten, sondern alle öffentlichen Angelegenheiten durch die Volksversammlung ordnen ließen. Das Christentum fand unter ihnen viel leichter Eingang, als unter ihren Stammesgenossen in Deutschland. Die Angelsachsen wandten sich dem christlichen Glauben mit solchem Eifer und solcher Hingebung zu, daß nicht nur zahlreiche Kirchen und Klöster gegründet wurden, sondern oft Könige, Königstöchter und Königssöhne als Mönche, Missionäre und Nonnen in ein Kloster traten, um ihr Leben ganz dem Dienste und der Anbetung Gottes zu widmen. Die Kirche wurde aber auch Wohlthäterin des Volkes; sie spendete an Arme Almosen, errichtete Krankenhäuser, pflegte Reisende, gab Sklaven die Freiheit und verbreitete über Norddeutschland durch ihre Sendboten das Christentum (Bonifacius S. 55). Teppiche und Gemälde schmückten als Anfänge der Kunst die Kirchen, Orgel, Cymbel, Harfe und Pauke unterstützten den Kirchengesang, und Mönche sammelten Volkslieder, um sie aufzuschreiben, oder verfaßten lehrreiche Bücher, so daß die Angelsachsen bald an Bildung allen Germanen voranstanden. In dieses stille Land- und Klosterleben brausten aber wilde Kriegsstürme hinein, denn aus Erden ist ja nichts vollkommen, und nur durch Drang und Not werden Völker und einzelne Menschen groß und tüchtig, während langer Friede sie oft gennß-

5. Das Mittelalter - S. 263

1884 - Mainz : Kirchheim
Häusliche Einrichtung. 263 jungen Frau bei den Eltern in der großen Hinterstube und geht bei ihnen zur Kost, noch essen Manu und Frau ans einem Teller ohne Gabeln, Fackeln und Laternen dienen noch statt Kerzen zur Beleuchtung. Die einfachen, meist noch roh gearbeiteten Mö b eln sind Tisch, Holzstühle und Bänke, Truhen und Kästen, seltener Schränke; das Geschirr aber zeigt schon Gesäße von Zinn und von zierlich gemaltem uni) glasiertem Ton, doch starb der Schleust ädter Künstler, der zuerst die Glasur irdener Gesäße anwandte, erst gegen das Ende des 13. Jahrhunderts. Die Magdeburger Statuten zählen noch Bürste, Scheere und Spiegel zu den Kleinodien einer reichen Stadtsrau. Erst während dieses Zeitraumes beginnt in den Häusern der Kaufleute, zumal derer, die mit dem reicheren Süden verkehren, bessere Ausstattung. Die Stuben werden mit Kalksarbe gemalt, der große kuppelsörmige, noch nicht sehr häufig vorkommende Kachelofen wird buntfarbig mit Bildern geziert und mit Ehrenplätzen versehen, ein Schmnck wohlhabender Häuser, deren größte Zierde jedoch die bunt bemalten bleigesaßten Glasranten der Fenster bilden, die zunächst Teppichmuster, bald aber Wappenbilder in schöner Ans-snhrnng zeigen. Weit wichtiger als in der Gegenwart war den Menschen jener Zeit die Kleidung, der Verbrauch au bunten und teuren Stoffen ist daher verhältnismäßig sehr groß. Es ist ein dem Mittelalter eigentümlicher Zng, daß jeder Stand sich durch besondere Tracht kenntlich macht: der Leibeigene, der Jude, der Geistliche; aber auch Fürst, Ritter und Kaufmann suchen für sich und ihre Franen unterscheidende Vorrechte in Kleiderstoff und Schmuck, und andere Kreise trachten nach gleicher Auszeichnung. Es beginnen daher die Kleiderordnungen der Städte und Landesherren, die erst mit der französischen Revolution aufhörten. Die Einfachheit des 13. Jahrhunderts, wonach z. B. im blühenden Soest die Bränte noch rote Tuchröcke und Holzfchuhe trugen, in Florenz die angesehenen Geschlechter im Lederkoller einhergingen, wich im 14. Jahrhundert völlig, besonders seit die vielen deutschen Ritter und Söldner aus beit Kriegen der Franzosen und ihrer englischen Nebenbuhler, die wunder-l i ch st e n M o d e n, doppelte Farbeu au den beiden Hälften desselben Kleides, langschleppende Ärmel, unanständig enge Hosen und kurze Wämser aus Frankreich mitbrachten. Schon damals wurden die Schneider besonders durch die Mode geplagt; sie mußten die Kirnst der neumodischen geschlitzten Kleider erlernen, die das seine weiße Unterzeng durchblicken ließen. Auch die Schuster wurden kunstreich; sie verfertigten Schnabelschuhe

6. Das Mittelalter - S. 307

1884 - Mainz : Kirchheim
Die englische Sprache. 307 Adelsgeschlechtern untergingen, stieg die Macht des Volkes und damit des Unterhauses, so daß der erste Tudor Heinrich Vii. nach der Aussöhnung der streitenden Parteien seine neugewonnene Königsmacht auf den Bürgerstand stützte. So war England am Ende des Mittelalters aus dem Königtum eines Eroberers in eine durch Gesetz und wohlbegrüudetes Herkommen beschränkte Monarchie umgewandelt worden. Außer in der aus altgermauischeu Einrichtungen erwachsenen Verfassung zeigt sich das unverwüstliche angelsächsische Element auch besonders deutlich in der Ausbildung der englischen Sprache. Dasheutige Englisch ist eine sächsische Sprache, in welche das Römische, keltische, Französische verschmolzen, ohne den Charakter desselben wesenlich zu ändern. Als die französischen Eroberer das Land besetzten, wurde französisch die Sprache des Adels, der hohen Geistlichkeit, französisch redete man am Hof und im Gericht. So bildete sich zunächst eine Mischsprache und die einheimische angelsächsische Litteratur geriet in Vergessenheit Aber die alte Volkstümlichkeit brach gegen 1300 bereits wieder durch; mit der politischen Macht des Bürgers wuchs auch das Übergewicht seiner Sprache; das Emporsteigen des Bürgerstandes hängt auch in England mit den Kreuzzügen und dem in jener Zeit vermehrten Handelsverkehr zusammen. England war ein reiches Land, Korn und Wollewaren seine Haupterzengnisse, die den Gutsherren und Kaufleuten das Geld des Landes zuführten; der steigende Reichtum der Bürgerklasfe steigerte auch ihr Ansehen den andern Ständen gegenüber und dies Zeigte sich besonders deutlich in den Kriegen mit Frankreich, in denen freilich der Adel noch immer die in Erz gepanzerte Reiterei bildete, die Schlachten aber vorzugsweise von dem Fußheer und den in ihm dienenden Bogenschützen entschieden wurden. Seit 1300 bleibt nun die alte angelsächsische Sprache des Volkes im raschen Vorschreiten; bereits 1362 setzte das Unterhaus fest, daß das Parlament nicht mehr in französischer, souderu in englischer Anrede eröffnet werde, wenn auch die Auszeichnung der Verhandlungen noch französisch blieb. Um dieselbe Zeit wnrde auch in die Gerichtshöfe das Englische eingeführt; feit 1400 tritt daher in den Staatsakten das Französische zurück, doch wurde im Oberhause noch bis 1483 französisch gesprochen. Zur siegreichen Durchführung der nationalen Sprache halfen besonders die jetzt auftauchenden nationalen Dichter; unter ihnen Geoffroy Ehaneer (und 1390), „der Vater der englischen Sprache und Dichtung," der in seinen in fünffüßigen Jamben geschriebenen 20*

7. Das Mittelalter - S. 264

1884 - Mainz : Kirchheim
264 Häusliche Einrichtung. von buntem Leder, deren Spitzen zuerst sich etwas in die Höhe hoben und dann wie der Kamm eines Truthahns herabhingen. Es war Rittertracht, aber vergeblich wollte der Rat für bte Bürger nur geringe Länge der Schnäbel zulassen. In den Städten wurden besonders die Rats- und Schösse nt rächten reicher, und bald wurde die prächtige Tuch- oder Sammetschaube, mit Fuchspelz gefüttert, und die goldene Kette Mode der Ratsherren. In Mainz gingen jedoch die Frauen reicher Bürger schon am Ansange des 13. Jahrhunderts mit langen Schleppen zur Kirche, trotz des geistlichen Fluchs über den Pfauenschweif, „den Tauz-platz der Teufelcheit," trotz des schlagenden Grundes, „daß, wenn die Franen solcher Schwänze bedürften, die Natur sie mit etwas der Art versehen haben würde/' In dem dnrch Handel schnell emporblnhenden Breslau gebot der Rat um 1370, daß keine Bürgerfrau eine Haube tragen solle, die über eine halbe Elle groß sei, und weuu sie ein Schleppkleid trüge, so sollte sie nicht nur Streife zahlen, sondern es sollte ihr die Schleppe aus dem Rathause beschnitten werden. Mit goldgestickten Kleidern, teurem Pelzwerk, goldenen Ketten und Gürteln, Perlen und Edelsteinen prunkte der Reichtum in den Städten trotz scharfer Klei-derordnungen, und selbst Bauersfrauen trugen Mützen und Halskoller von Sammet, Atlas und schwerer Seide. Schon wird geklagt, daß Dienstboten ihren ganzen Lohn ans prunkende Kleider verschwenden. Während man im Hanse in der Regel noch sarg lebte, wurde bet Fe st gelogen unglaublicher Auswand, Verschwendung und Völlerei getrieben, nicht nur bei Kindtaufen und Hochzeiten, fouderu auch bei Begräbnissen, und das verursachte beschränkende Verordnungen des wohlweisen Rates. In Brannschweig duldet derselbe bei einer Hochzeit (am Ende des 13. Jahrh.) nicht mehr als 12 Schüsseln, „so lieb einem ein Pfund Pfennige," und erlaubte drei Spielleute der Stadt; der Breslauer Rat gestattete 24 Schüsseln von jedem Gauge und zu jeder Schüssel vier Personen, also 96 Hochzeitgäste, dazu vier Spielleute. Die Freuden des Gaumens bildeten die Grundlage aller Geselligkeit, aber die gute Küche des Mittelalters würde uns unerträglich sein wegen der übergroßen Vorliebe jener Zeit für starkes Gewürz; denn es wurden außer den heimischen Küchenkräutern und dem milden Sasran die indischen Gewürze in unglaublichen Massen verbraucht, und zu den Geschenken der Stadt an vornehme Gönner gehörten deshalb auch Pseffer, Zimmet, Näglein und Muskatnuß. Diese Ga st spenden der Urväterzeit, ein schönes Zeichen eines freundlichen Herzens und achtungsvoller

8. Das Mittelalter - S. 294

1884 - Mainz : Kirchheim
294 Die Normannen in England. Wilhelm der Eroberer. 15,000 Normannen blieben im schweren Streite, aber Herzog Wilhelm errang den Sieg und den Thron von England. Die Blüte des angelsächsischen Adels war gefallen, auch Harald hatte das Leben verloren. Der Sieger führte seitdem den Namen Wilhelm der Eroberer. Das Land hatte Wilhelm Zwar erobert, aber die Herzen der Engländer nicht. Seine Gesetze waren weise, und streng wurde auf Ordnung gehalten, so daß man sagte: ein Mädchen, mit Golde beladen, könne unangetastet von einem Ende des Lan- des bis zum andern gehen; aber er war rauh, unerbittlich, duldete keinen Widerspruch, und nahm den alten Einwohnern das, woran jeder Mensch mit ganzer Liebe hängt; ihre Sprache und ihre alten Einrichtungen. Dabei setzte er sie überall nach, und verlieh seinen Normannen die reichsten Besitzungen und angesehensten Ämter. Er führte statt des Allodialbesitzes das Lehnsystem ein, und benutzte die öfteren Empörungen der Großen, ihre Güter einzuziehen, und zu Domänen zu machen. Gern hätten die Engländer ihn wieder weggetrieben, auch hörten die Aufstände während feiner ganzen Regierung nicht auf; aber er war Manns genug jeden Laut des Unwillens kraftvoll zu ersticken, und bestrafte jeden neuen Aufstand mit fürchterlicher Härte. Lange Zeit verging daher, ehe sich Engländer und Normannen vertrugen. Durch ihre Vermischung hat sich nach und nach die englische Sprache gebildet. Wilhelm fand feinen Tod in einem Kriege mit Philipp I., Könige von Frankreich, einem Urenkel Hugo Eapets. Als er in die Stadt Nantes an der Seine, die er hatte anzünden lassen, einritt, scheute fein Pferd, und stauchte ihn dabei so heftig auf den Sattelknopf, daß er an den Folgen der Quetschung nahe bei Rouen starb (1087). Von seinen drei Söhnen bekam Robert die Normandie, und Wilhelm der Rote England. Der dritte, Heinrich, wurde mit Gütern abgesunden; allein schon im Jahre 1100 bestieg dieser als Heinrich I. den Thron von England, da sein Bruder aus der Jagd durch den unvorsichtigen Pfeilschuß eines Edelmannes sein Leben verloren hatte. Da dieser nur eine Tochter als Erbin seiner Länder hinterließ, welche mit Gottfried, Gras von Anjou, vermählt war, so kam feit 1154 der englische Thron an dessen Sohn Heinrich Ii. von Anjou, mit dem das Hans Anjou-Plantag enet zur Königswürde gelangte. Auch in Unteritalien gründeten die Normannen ein neues Reich. Dorthin lockte sie der Süden mit seinem heitern

9. Das Mittelalter - S. 257

1884 - Mainz : Kirchheim
Zunftwesen. 257 Stadtherr oder dessen Vogt von ihnen wie von Leibeigenen und Hörigen auf dem Lande das beste Stück des Nachlasses von Hausrat, Vieh oder Kleidung aus der Erbmasse entnehmen durfte. Doch schon im 11. Jarhnndert werden kaiserliche Städte von diesen Lasten durch kaiserliche Gu ade abriefe befreit, da sie als Verteidiger bedrängter Kaiser, wie z.b. die Worrn-f e r unter Heinrich Iv., die Erkenntlichkeit derselben gewinnen. So erhält auch Spei er von Heinrich Y. einen Gnadenbrief, der die gegenwärtigen oder zukünftigen hörigen Stadtbewohner, mögen sie kommen, woher sie wollen, von dem Rechte des Best-hanptes befreit, und einen andern, der die Stadt in Anerkennung standhafter Treu von Zöllen (z. B. Pfeffer, den die Handelsschiffe abgeben mußten), Baunpfennig (Strafgeld), Schatzpfennig (Vermögenssteuer) von Naturalverpflegnngs - und Transportpflicht frei macht und der Stadt Gerichts- und Münzrecht verbürgt. Diesem Beispiel folgten viele andere nicht bloß von Seiten der Kaiser, sondern auch von geistlichen und weltlichen Stadtherren, und wo dies nicht freiwillig geschah, wurde es von den erstarkenden Städten ertrotzt. 2. Zunftwesen der Handwerker. An Stelle der vielen kleinen Verkaufsbuden, die feit dem 9. und 10. Jahrhundert cm die Kirchen, besonders an Wallfahrtsorten, sowie an Hofburgen sich anschlössen und der zuströmeudeu Menge nicht nur Reliquien und Heiligenbilder, sondern auch Gegenstände der Leibesnahrung und Bekleidung feil boten, traten zunächst leicht aus Holz errichtete Hallen, bald aber in reichen Städten solide, mit Geschmack aus festen Steinen erbaute, meist gewölbte Kauf- oder Gilde hallen, Legehäuser, Lauben; sie waren um so mehr Bedürfnis, weil in den älteren Städten die Zahl namentlich der geräumigen Häuser gering war. In den einzelnen Abschlägen derselben schlug der kleine Gewerbtrei-bende seine „Bänke" auf, so daß die Läden oder Bänke der gleichartigen^Waaren neben einander in einer gemeinschaftlichen Halle ihre Stelle fanden; es entstanden Brotbänke, Fleischbänke, Wein ^ und Bierbänke, Leder - und Schuhbäuke. Diese Sänke wurden bald in den Familien der Inhaber erblich, sowohl nach dem Herkommen, das zum Erbrecht führte, als auch gegen Geldzahlung der Gewerbsgenoffeu an die Obrigkeit, welche diesen das Recht durch Verbriefung sicherte; so in Köln am Ende des 12., in Breslau am Anfange des 14. Jahrhunderts. Früh-Zeitig hatten die Fleischer einen V e r e in i g nn g s p u n k t in §o ff mann, Weltgeschichte Ii. 17
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