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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 213

1855 - Mainz : Kirchheim
213 zu dürfen. Mein der übermüthige Sieger schlug dieses in seiner Erbitterung geradezu ab. Man trug daher die Leiche zur benach- barten Nonnenabtei Rosenthal und begrub sie dort in die Klosterkirche. So siel König Adolph in der Feldschlacht am Hasen- bühl. Ein sinsteres Geschick riß den lebenskräftigen Helden und biederritterlichen Fürsten seiner trüben Stunde entgegen und stieß ihn, in der Vollkraft des männlichen Alters, von dem ersten Throne der Welt in die Gruft einer einsam gelegenen Klosterkirche, während es seinen Gegner, an seiner Stelle, zu Macht und Ehren erhob. Im Vergleiche zu Letzterem wäre er wohl eines besseren Looses werth gewesen! Johann v. Geissel, Cardinal-Erzbischof von Köln. 20. St. Johannes von Nepomuk, 1330. — ck 16. Mai 1383. „Ha, Priester, zitt're! Nicht ver- höhnen Läßt sich des Königs Machtgcbot! Sprich, willst du meinen Zorn ver- söhnen, Der deinem Trotze furchtbar droht? Dein Fürst befiehlt, du mußt gehorchen, Es ist des Unterthanen Pflicht, Sonst schwör' ich dir, du siehst schon morgen Des Tages gold'nc Jugend nicht. Diesinsternzweisel,diemich quälen, Ich löse sie mit mächt'gcr Hand; Umsonst versuchst du's zu verhehlen, Was beichtend dir mein Weib bekannt. D'rum nenne frei die Last der Sunden, Die schwer Johannens Busen drückt, Daß mir die Höllenqualen schwinden, Wenn ihre Schuld ich klar durchblickt !" So sprach mit wutentbranntem Grimme Der Böhmenkönig zu Johann, Demdienergottes, und dicstimme— Sie kündet donnernd Unglück an; Doch treu der Kirche heil'gem 'Orden Bleibt jener vor des Herrschers Thron, Und spricht mit männlich ernsten Wor- ten Zu Kaiser Karls gewalt'gem Sohn: „„Herr, nimmer löst der Beichte Siegel Ein Staubgeborner frevelnd auf; Denn ewig birgt ihr eh'rner Riegel Und hemmt des freien Wortes Lauf, Zum Dienst der Kirche auserkoren. Wie Gort und Welt mir Zeuge war. Hab' ich Verschwiegenheit geschworen Am glanzcrsüllten Hochaltar. D'rum wolle nicht den Diener rich- ten, Der solch' Bekenntniß dir versagt, Und in Erfüllung seiner Pflichten Der Erdengüter größtes wagt. Bedenke, daß der Weltgebicter Als Richter herrscht im Königshaus; Er winkt und Thronen stürzen nieder. Und Volker tilgt sein Donner aus. Doch haft du Aend'rung nicht be- schlossen, Wohl, so versöhne dich mein Blut! Viel reineres ward einst vergossen Zum Heil der Welt, für höheres Gut!"" Hier schwieg er. — Haß und Rache kochen In Wenzels Brust, er brüllte laut; „Dein Urtheilhast duselbst gesprochen, Dem leeren Wort zu viel vertraut!" D'rauf winkt er seiner Knechte Schaaren, Ein Kerker schließt den Priester ein, — Der, seinen Eid getreu zu wahren. Trägt heldenkühn die schwere Pein; Heiß betend unter süßen Schauern, Erfleht er Gnade nur von Gott, Nichtrettung aus den düfternmauern, Trotz seiner Feinde bitt'rem Spott.

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 395

1855 - Mainz : Kirchheim
395 Kreuztod zur Versöhnung der Welt mit Gott erduldet hatte. Jeder Ort dieses Landes war dem Christen heilig. Darum war es schon frühe, besonders seit Konstantin zur christlichen Religion sich be- kannte, Sitte, nach Palästina zu wallfahrten, um an den heiligen Orten zu beten oder seine Sünden zu beweinen. Diese Wallfahrten dauerten auch unter der arabischen Herrschaft fort. So blieb es bis in's elfte Jahrhundert, wo die seldschukischen Türken die Araber un- terjochten und Herren der heiligen Stadt wurden. Nun begann eine harte Zeit für die Christen des Morgenlandes und die Wallfahrten nach dem heiligen Grabe wurden lebensgefährlich. Man mißhan- delte, beraubte und erschlug die Pilger, gestattete ihnen nur unter Bezahlung einer hohen Geldsumme den Zutritt zu den heiligen Or- ten und entehrte dieselben auf alle Weise. Die erste Nachricht von dem großen Gräuel, den die Türken an den heiligen Orten verübten, und von den abscheulichen Miß- handlungen der Christen brachte ein frommer Pilger, Peter von Amiens, nach Europa. Mit einem Briefe des Patriarchen zu Jerusalem versehen, kam er nach Nom zum Papst Urban Ii. und erzählte ihm in ergreifenden Worten die große Noth der Christen im heiligen Lande. Urban gebot ihm, überall umherzureisen und zu erzählen, was er im heiligen Lande gesehen und gehört habe. So durchzog Peter im Pilgergewande, auf einem Esel sitzend, ganz Ita- lien und Frankreich und schilderte mit Begeisterung und unter vielen Thränen die Leiden der Christen in Palästina und erregte dadurch eine große Bewegung unter dem Volke. Nun kam Urban im Jahre 1095 nach Clermont in Frankreich, wo sich auf seinen Ruf eine große Anzahl Geistlicher, Ritter und Volks gesammelt, um einen Kreuzzug zu veranlassen. Nachdem Peter von Amiens vor der un- absehbaren Menge unter freiem Himmel die Leiden der Christen ge- schildert hatte und alles Volk laut weinte, da erhob sich Urban und sprach zur Versammlung: „Ich will sie nicht trocknen die Thränen der Wehmuth. Lasset uns weinen, meine Brüder! Aber wehe uns, wenn wir nichts als diese Thränen hätten, wenn wir den Gedanken ertragen könnten, das Erbe des Herrn noch länger in den Händen der Ruchlosen zu lassen. Jenes Land, das wir mit Recht das hei- lige nennen; jener Hügel, wo Christus für unsere Sünden blutete; jenes Grab, aus welchem er als Sieger des Todes erstand; jener Berg des Friedens, von dem er hinauf gen Himmel fuhr; jene hei- ligen Mauern, welche die Versammlung der Apostel umschlossen und wo das kostbare Blut der seligen Märtyrer vergossen wurde: sollen wir als Feige und'verworfene sie noch länger in den räuberi- schen Händen eines ruchlosen Volkes lassen? Von Zion ging das Wort des Herrn aus. Auf denn, ihr Bäche, die ihr von daher fließet, kehret zu euerer Quelle zurück! — Soll sich denn Gott an- dere Krieger erwecken? — Nein, o nein, ihr werdet aus euerer Trägheit erwachen! Waffnet euch also wider den Feind des chriftli-

3. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 398

1855 - Mainz : Kirchheim
398 rauhen Alp im Königreich Württemberg. Kaiser Heinrich Iv. schenkte Friedrich von Hohenstaufen, dem Stammvater die- ses Geschlechtes, das Herzogthum Schwaben, nachdem der zum Gegenkaiser erhobene Herzog Rudolph desselben entsetzt worden war. Einige Zeit darauf erhielten die Hohenstaufen auch das Her- zoglhum Franken. Die mächtig gewordenen Hohenstaufen oder Waiblinger (Schwaben und Franken) strebten nach der Kaiserkrone und geriethen dadurch mit den Herzogen von Sachsen und Bayern aus dem Geschlechte der Welfen in einen langjährigen Kampf. Beide Namen bezeichnen von nun an für lange Zeit die sich be- kämpfenden Anhänger des Papstes (Welfen) und die des Kaisers (Waiblinger). Der erste Hohenstaufe, der den kaiserlichen Thron bestieg, war K o n r a d Ii!. Er nahm an dem zweiten Kreuzzuge Theil und suchte die Macht seines Hauses durch Unterdrückung der Welfen zu sichern. Während des Kampfes mit den Welfen belagerte Konrad die welfische Stadt Weinsberg. Endlich mußte sich die Stadt ergeben, und der Kaiser würde unter dem rebellischen Adel ein schreckliches Blutbad angerichtet haben, hätte nicht die Treue und Klugheit der Weiber zu'weinsberg ihn überlistet. Diesen gestattete er, frei abzuziehen und ihre liebsten Schätze mitzunehmen. Da nahmen die Weiber ihre Männer auf die Schultern und zogen am Tage der Uebergabe, Welfs Gemah- lin Zda voran, an dem staunenden Kaiser vorüber. Obschon das kaiserliche Wort nicht so gedeutet werden konnte, so hielt doch Konrad, was er versprochen, gerührt von solcher Weibertreue. Konrads Nachfolger war sein Neffe Friedrich I., ein kluger, tapferer, aber stolzer und herrschsüchtiger Mann. Er de- müthigte die widerspenstigen lombardischen Städte und gab das Herzogthum Bayern Otto von Wittelsbach, dem Ahn- herrn der bayerischen Herrscher. Als die Kunde von Jerusalems Uebergabe an die Türken in das Abendland drang, ergriff Fried- r ch das Schwert zum heiligen Kampfe und unternahm mit den Königen von England und Frankreich den dritten Kreuzzug. Fried- rich ertrank in dem Flusse Seleph in Kleinasien, und die uneinigen Franzosen und Engländer kehrten ohne Erfolg in ihre Heimath zurück. Das Andenken dieses großen Kaisers lebt in den Sagen des deutschen Volkes fort. Nach diesen sitzt er schlafend an einem steinernen Tische in den Gewölben des Schlosses Kiffhäuser in Thürin- gen und wird als Retter des Vaterlandes einst erwachen. — Der letzte Hohenstaufe, der unglückliche Kon rad in, wollte sein väter- liches Erbe Neapel und Sicilien sich erkämpfen, wurde aber ge- fangen genommen und auf dem Marktplatz zu Neapel hingerichtet. Das Faustrecht und die Städtebündnisse in Deutschland. Das Faustrecht bezeichnet eine furchtbare Zeit in unserem

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 464

1855 - Mainz : Kirchheim
464 mir auch die Gnade verleihen, meinen Vorsatz: Dich recht lieb zu haben, recht gehorsam und fleißig zu sein, auszuführen, daß Du Dich im neuen Jahre stets freuen könnest über Deinen dankbaren Ludwig. 21. Gernöhcim, den 19. März 1853. Th cuerster Vater! Dein Namensfest ist mir stets ein willkommener, schöner Festtag, an dem ich immer eine so schickliche Gelegenheit finde, Dir die Ge- fühle meiner Hochachtung und Liebe darzulegen. Nimm sie gütig auf die Gefühle meines Herzens: „Möchte der liebe Gott Dich noch viele Jahre, wie bisher, so gesund, freudig und so liebreich wirksam in unserer Familie erhalten, damit ich insbesondere mich noch lange der väterlichen Führung und Fürsorge erfreuen darf, und mir ein leben- diges Vorbild zu treuer Nachahmung verbleibt." Um dieses will ich täglich den Vater im Himmel bitten, der mein kindliches Flehen wohl- gefällig erhören wolle. In dieser Gesinnung verharret stets Dein gehorsamer Sohn Ferdinand. 22. Eastel, cien 26 Juli 1853. Liebe Mutter! Mit inniger Freude begrüsse ich den heutigen Tag . an dem meine liebe Mutter das schöne Fest ihres Namens feiert. 0, könnte ich heule in dem Familienkreise bei Euch sein, könnte ich Dir, liebe Mutter! mündli' h sagen , was mein Herz für Dich fühlt. Doch im Geiste freue ich muh all’ der Beweise der Liebe und Anhänglichkeit, welche Dir heute meine Geschwister geben, und vereinige mit ihren Glückwünschen dio meinigen. Das beiliegende kleine Angebinde möge Dir sagen, wie ich bei seiner Verfertigung der gütigsten Mutter in Liebe gedacht, wie ich dabei, trotz aller Mühe , im Andenken an Dich so glücklich war. Möge es Dir ein Zeuge meiner kindlichen Anhänglichkeit und Liehe, meiner Hochachtung und Dankbarkeit sein ! Verlebe den schönen Fest- tag froh und glücklich, und so möge er noch recht oft wiederkehren zur hohen Freude unserer ganzen Familie. Dieses erfleht täglich von Gott Deine Dich ewig liebende Theresia. B. Betleidsversicherungen. 23. Osthofen, den 8. Februar 1853. Mein lieber Freund! Die traurige Nachricht von dem plötzlichen Tode Deines lieben * Vaters hat mich tief erschüttert, und ich fühle mit Dir die ganze Größe Deines unersetzlichen Verlustes. Einen Vater zu verlieren, den treue- sten und liebevollsten Freund, den ein Kind auf Erden haben kann, ist wohl etwas unbeschreiblich Schmerzliches. Aber hemme den Lauf

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 10

1855 - Mainz : Kirchheim
10 Sie will von deinem Gott dich scheiden Und stellt dir ihre Götzen für. Du darfst dich nicht mit ihr vereinen; Laß ihre vollen Rosen stehn, Und siehe, wie die Lilien scheinen, Und höre, wie die Palmen wehn. So sei, mein Herz, o sei zufrieden Mit Allem, was der Herr dir gibt, Und denke, von der Welt geschieden: Gott prüfet dich, weil er dich liebt. Ja, Vater! ich will still ergeben Mit meiner Bürde weiter gehn, Die Hände fromm zu Dir erheben Und nicht auf diese Erde sehn. M. Diepenbrock, Cardinal-Fürstbischof von Breslau, f 1853. 13. Treue im Glauben bis in den Tod. „Was tobtet ihr die Glieder?" rief die Wuth Des Heidenpöbels. „Sucht und würgt das Haupt!" Man sucht den frommen Polykarpus, ihn, Johannes Bild und Schüler. Sorgsam hatten Die Seinen ihn auf's Land geflüchtet. — „Ich Sah diese Nacht das Kissen meines Haupts In voller Gluth," so sprach der kranke Greis, Und wachte mit besonderer Freude auf. „Ihr Lieben mühet euch umsonst; ich soll Mit meinem Tode Gott lobpreisen." Da Erscholl das Haus vom stürmenden Geschrei Der Suchenden. Er nahm sie freundlich auf. „Bereitet," sprach er, „diesen Müden noch Ein Gastmahl. Ich bereite mich indeß Zur Reise auch." Er ging und betete; Und folgt mit vielen Schmerzen ihnen Zum Konsul. Als er auf den Richtplatz kam, Rief eine mächt'ge Stimm' im Busen ihm: „Sei tapfer, Polykarp!" — Der Konsul sicht Den heiteren, schönen, ruhig sanften Greis Verwundert. „Schone," sprach er, „deines Alters, Und opfere hier, entsagend deinem Gott!" „Wie sollt' ich einem Herrn entsagen, dem Zeitlebens ich gedient, und der mir

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 22

1855 - Mainz : Kirchheim
22 Schwadron in einem, nicht weit von der Festung gelegenen Garten auf den Ausgang der Sache, und hielt, um sich gegen den Regen zu schützen, unter einem Baume. Als eben ein starker Schlag geschah, ließ er, neben einem Fluche, die lästernden Worte hören: „Donnere nur, wir wollen bald besser donnern!" Kurz darauf geschah noch ein Schlag; der Blitz fuhr in den Baum, und — tödtete den Rittmeister, der auch hier begraben wurde. Die übrigen Krieger ritten voll Furcht und Schrecken davon. Die Sprengung der Festung unterblieb, indem der Regen die Lunte auslöschte, die, um zu zünden, nur noch eine Spanne lang brennen durfte. Im Jahre 1733, im Monat Iunius, reiseten zwei junge Soldaten, welche auf einige Zeit Urlaub erhalten hatten, in der Niederlaufitz. Der eine davon hieß Grübe, der andere Zimmermann. Indem sie ihren Weg fortsetzten, ereilte sie ein heftiges Gewitter. Während dessen kamen sie zu einem Hirtenknaben, der auf seinen Knieen, den Hut in der Hand haltend, brünstig zu Gott betete. So rührend auch dieser Anblick der betenden Unschuld sein mußte, so war doch Grübe so frech und unverschämt, daß er zu ihm sagte: „Junge, setze deinen Hut auf, oder der Donner wird ihn in Stücke zerschlagen!" Kaum waren die beiden Soldaten zehn Schritte von dem Knaben entfernt, so traf ein Blitzstrahl den Spötter; sein Hut flog weit hinweg, er selbst aber fiel todt zur Erde. L e h n e r t. 29. Die Kirche. Ein Ritter, ungeheuer An Stärke, lenkt das Steuer, Er wankt und rastet nicht; lind Glaube heisst der Ritter, Dem auch im Ungewitter Das Ruder nimmer bricht. Und in des Meeres schwanker Bewegung hält den Anker Ein Weib, das Hoffnung heisst; Die nach dem Land gerichtet, Wo es einst friedlich lichtet, Das Ziel dem Schiffe weist. Vom Himmel selbst bereitet Aus heiigen Cedern, gleitet Ein Schiff durch’s wilde Meer; Und wie auch Winde blasen, Und wie die Stürme rasen, Mit Ruhe geht’s einher. Statt Mast und Segelstangen Sieht man ein Kreuz nur prangen, Des ew’gen Heils Symbol; Und unermüdlich walten Drei herrliche Gestalten Ob dieses Schiffes Wohl.

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 66

1855 - Mainz : Kirchheim
66 Der Wasserwogen sich. Die Vorsehung, Die über Alles wacht, sah seine Treu' Und seine Großmuth an und ließ das Meer Ihm nicht zum Grabe sein. Mitleidig trug's Auf seinen Wellen ihn zum Ufer hin. Er fand Leandern schon daselbst. — O, wer Beschreibt die Regungen der Freude, die Sie beide fühlten! Sie umarmten sich Mit Zähren in dem Aug'. Leander sprach: „O allzutreuer Freund, in was für Qual Hat deine Freundschaft mich gestürzt! Ich hab' Um dich des Todes Angst zehnfach gefühlt, Was du thatst, wollt' ich thun, denn ohne dich Wünscht' ich das Leben nicht." — „Geliebtester, Was war' ich ohne dich?" versetzt Selin, Der Himmel sei gelobt, der dich mir schenkt! Komm, laß uns ihn, der uns vom Tod befreit, Verehren und ihm ganz das Leben weihn." Sie knieten weinend an das Ufer hin ' Und dankten Dem, der sie errettete, Und ihre Regung drang die Wolken durch. Leander theilte mit Selin, der arm An Gütern und nur reich an Tugend war, All' seine Schätze, die Selin nur nahm, Weil sich sein Freund dadurch glückselig pries. Und Segen kam auf sie und auf ihr Haus, Und lange waren sie das Wohl der Welt. E. v. Kleist. 75. Der Glockenguß zu Breslau. War einst ein Glockengießer Zu Breslau in der ^tadt; Ein chrenwerthcr Meister, Gewandt in Rath und That. Er hatte schon gegossen Viel Glocken, gelb und weiß, Für Kirchen und Kapellen Zu Gottes Lob und Preis. Und seine Gwcken klangen So voll, so hell, so rein: Er goß auch Lieb und Glauben Mit in die Form hinein. Doch aller Glocken Krone, Die er gegossen hat, Das ist die Sünderglocke Zu Breslau in der Stadt. Zm Magdalenenthurme, Da hängt das Meisterstück; Rief schon manch starres Herze Zu seinem Gott zurück. Wie hat der gute Meister So treu das Werk bedacht! Wie hat er seine Hände Gerührt bei Tag und Nacht l Und als die Stunde kommen, Daß Alles fertig war, Die Form ist eingemauert. Die Speise gut und gar; >

8. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 77

1855 - Mainz : Kirchheim
77 Sich gleich getheilt. Nach kurzer Zeit Kam Krieg in's Land. Da sah man weit und breit Brandstätten, Blutgefilde, Wüsteneien. Zwei Brüder von den dreien Verloren durch der Feinde Wuth In wenig Jahren Hab' und Gut. Der Dritte hörte dieß und sprach: „Ich will den Segen, Den ich, seit unser Vater starb, Durch Glück gewann, durch Fleiß erwarb, Zu dem geerbten Drittheil legen. Ihr solltet beide elend sein? Ihr, meine Brüder? Ich allein Der Glückliche? — Verarmte Brüder! Kommt, theilt von Neuem !" — Und sie theilten - wieder. - Pfeffel. 89. Einheit. Dev Einheit Kraft allein verleiht Uns Segen u.nd Zufriedenheit, Da, wo ein Jeder Herr sein will, Wird Jeder fremder Launen Spiel. Verfolgung, Neid und Haß wird sein, Wo Zeder denkt an sich allein; Drum thut es Noth, daß Einer lenkt, Der an das Wohl der Andern denkt. Hausvater ist auf's Haus bedacht, Für's Land sorgt des Regenten Macht, Für Alle Gott; — dadurch erhält Bestand das Haus — der Staat — die Welt. Deinhardstein. 90. Mahnung. Wn's Baterland, an's theure, schließ dich an, Das halte fest mit deinem ganzen Herzen! Hier sind die alten Wurzeln deiner Kraft. Dort in der fremden Welt sieh'st du allein, Ein schwankend Jdohr, das jeder Sturm zerknickt. Schiller.

9. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 78

1855 - Mainz : Kirchheim
78 91. Lied eines deutschen Knaben. Mein Arm ist stark und groß mein Muthz Gib Vater, mir ein Schwert! Verachte nicht mein junges Blut: Ich bin der Väter werth. Ich finde fürder keine Nuh Im weichen Knabenstand z Ich stürbt o Vater, stolz wie du, Den Tod fürs Vaterland. Schon früh in meiner Jugend war Mein täglich Spiel der Krieg; Im Bette träumt ich nur Gefahr Und Wunden nur und Sieg. Mein Feldgeschrei erweckte mich Aus mancher Türkenfchlacht; Noch jüngst ein Faustfchlag, welchen ich Dem Pascha zugedacht. . " Da neulich unsrer Krieger Schaar Auf dieser Straße zog, Und, wie der Vogel, der Husar Das Haus vorüberflog; Da gaffte starr und freute steh Der Knaben froher Schwarm; Ich aber, Vater, härmte mich Und prüfte meinen Arm. Mein Arm ist stark und groß mein Muth; Gib, Vater, mir ein Schwert! Verachte nicht mein junges Blut: Ich bin der Väter werth. Fr. Leop. Graf zu Stolberg. 92. Der Tod. Ein guter Vater war sehr krank und dem Tode nahe. Da rief er noch am letzten Morgen seines Lebens feine Kinder zu sich an sein Sterbebette und ermahnte sie zu allem Guten; besonders aber befahl er ihnen, den christlichen Unterricht immer fleißig zu besuchen und mit Aufmerksamkeit anzuhören.

10. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 80

1855 - Mainz : Kirchheim
80 Endlich kam das Schifflein, die zwei Kinder abzuholen. Sie fürchte- ten sich sehr vor den schwarzen Männern und zitterten vor dem furcht- baren Meere, über das sie hinüber sollten. Unter Furcht und Zittern näherten sie sich dem Lande. Aber wie freuten sie sich, als ihre Eltern am Ufer standen, ihnen die Hände boten, sie in den Schatten hoher Palmen führten und auf dem blu- migen Rasen sie mit Milch, Honig und köstlichen Früchten bewirtheten. „O, wie thöricht war unsere Furcht!" sagten die Kinder; „nicht fürchten, sondern freuen hätten wir uns sollen, als die schwarzen Männer kamen, uns in das bessere Land abzuholen." „Liebe Kinder," sprach der Vater, „unsere Ueberfahrt von der wüsten Insel in dieses schöne Land hat für uns noch eine höhere Bedeutung." „Es steht uns Allen noch eine weitere Reise in ein viel schöneres Land bevor. Die ganze Erde, aus der wir wohnen, gleicht einer Insel; das herrliche Land hier ist für uns ein, wiewohl nur schwaches Bild des Himmels; die Ueberfahrt dahin über das stürmische Meer ist der Tod. Zcnes Schifflein erinnert an die Bahre, auf der uns schwarzgekleidete Männer einst forttragen werden. Aber, wenn jene Stunde schlägt, da wir, ich, eure Mutter oder ihr, diese Welt verlassen müssen: so erschreckt nicht. Der Tod ist für fromme Menschen, die Gott lieb gehabt und seinen Willen gethan haben, nichts als ein Uebergang in's bessere Land." Eh. S ch m i d. 94. Das Leichenbegängniß. Non dem Dome Schwer und bang Tönt die Glocke Grabgesang; Ernst begleiten ihre Trauerschläge Einen Wandrer auf dem legten Wege. Ernst und feierlich ertönten heute die Glocken an dem Kirch- thurme: sie verkünden die Stunde, da die Leiche einer geliebten Mutter zur Ruhe begleitet werden soll. Siehe da das Hans, dem düster und schweigend Nachbarn, Freunde und Bekanntezuwallen, um der Dahingeschiedenen die letzte Ehre zu erweisen. Eben jetzt wird der Sarg, der die sterbliche Hülle der liebenden Mutter und Gattin umschließt, aus dem Hause getragen und auf die düstere Todtenbahre gestellt. O die unschuldigen Kindlein! wie sie so herzlich der theueren Leiche nachweinen! wie dem Gatten, nieder- gebeugt vom Schmerz, die Thränen unaufhaltsam über die blassen Wangen rollen! Ach, die armen Kinder, sie haben keine Mutter mehr, der unerbittliche Tod hat sie ihnen entrissen! Nun tritt in kirchlicher Kleidung der Geistliche mit seinen Be- gleitern zu dem Sarge und betet abwechselnd mit dem Sängerchore den Bußpsalm: „Tief gebeugt rufen wir zu Dir, o Herr! Herr, sei der Seele der Verstorbenen gnädig! Gib ihr die ewige Ruhe! Und das ewige Licht leuchte ihr! Laß sie ruhen im Frieden!" — In stummer Trauer stehen Nachbarn, Freunde, Bekannte und Ver- wandte um die Bahre, und ihre Lippen bewegen sich in stillen Ge- beten, während der Priester den Sarg mit Weihrauch beräuchert
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