1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
276
Doch beobachtete man, dass sie sich beim Bauen in mehrere Schaaren
theilten, wovon die eine das Material herbeiholte und den groben
Umriss der Zellen bildete, eine zweite dem Werke die nothwendige
Vollendung gab und eine dritte denen, welche ihre Arbeit nicht ver-
lassen konnten oder wollten, Nahrung brachte. Der Arbeiter, welcher
Hunger fühlt, hält seinen Leib vor den Aufwärter, um anzuzeigen,
dass er essen will, worauf dieser sein Honigsäcklein öffnet und
einige Tröpflein herausgiesst. Ist die Mahlzeit vorüber, so begibt sich
der Arbeiter wieder an’s Werk.
Die Bienengesellschaft eines Stockes bildet einen Staat, dessen
Oberhaupt eine Königin ist. An dieser hängen die Bienen als getreue
Unterthanen mit Liebe und erweisen ihr alle Aufmerksamkeit. Um
der Herrscherin willen scheinen alle ihre bestimmten Arbeiten und
Pflichten zu erfüllen, und so lange dieselbe dem Staate vorsteht, er-
leidet das schön geregelte Leben keine Unterbrechung. Dazu gehört
nebst dem Einsammeln von Honig und dem Bau der Zellen auch die
Pflege der Brut. Diese besorgen die wartenden Bienen; sie füttern
die Maden und reinigen deren Körper und Flügel, wenn sie nach
der Verpuppung in der vollkommenen Bienengestalt die einsame Zelle
verlassen und sich zum ersten Mal vor den Stock in den heitern
Sonnenschein wagen. Vor dem Flugloche schieben, drehen und putzen
die Wärterinnen den Pflegling, beissen eine Art Federbüschchen ab,
das ihm am Kopfe steht und bei der bald zu beginnenden Arbeit
hinderlich sein würde, und darauf wagt die junge Biene den ersten
Flug und wetteifert bald in Fleiss und Geschicklichkeit mit den alten.
Der junge Nachwuchs wandert beim Schwärmen später unter Leitung
seiner eigenen Königin aus und gründet eine eigene Kolonie.
So harmonisch alle Verrichtungen im Bienenstaate von Statten
gehen, so lange dessen Oberhaupt lebt, so verwirrt und gelähmt ist
Alles bei dessen Tode. Allgemeine Trauer herrscht alsdann unter
allen Bienen, dieser folgt die grösste Unordnung. Bringt der Anblick
einer neuen Königin nicht Alles wieder in’s alte Geleise, so zerstreuen
sich die Bienen, schleichen sich in fremde Stöcke ein oder kommen
um. Doch auch bei Lebzeiten der Herrscherin geht es bisweilen
stürmisch im Stocke zu. An heissen Tagen fallen einzelne Bienen
wüthend einander an, kommen dann heraus und kämpfen, bis eine
unterliegt. Dabei sucht eine der andern mit dem Stachel zwischen
die Schienen des Körpers zu kommen; die gestochene verscheidet
bald. Auch die Drohnen verfallen ohne Barmherzigkeit dem Tode,
so bald sie ihren Zweck zum Besten des Ganzen erfüllt haben; denn
da sie keinen Honig einsammeln und nur Verzehrende sind, so ent-
ledigen sich die Arbeiter derselben. Sind mehrere Königinnen im
Stocke, so werden alle bis auf eine getodtet oder vertrieben.
Bisher hast du, Leser, die Einrichtungen und Geschäftigkeit
der fleissigen Insekten beobachtet, und es schien, als ob sie nur um
ihrer selbst willen arbeiteten und eintrügen; aber so ist es nicht
ganz. Denn der Mensch geniesst eigentlich die Frucht ihres Fleisses.
Wie schmeckt ein Honigbrod so gut, und wie gerne essen Kinder den
Lebkuchen ! Zu beiden muss das Bienchen die süsse Beigabe liefern.
Auch die übrige Ausbeute des Stockes ist schätzbar. Im Hause des
Herrn lodert die reine Flamme des Wachslichtes am Altare und
mahnt dich an Den, der da sagt: ,,Ich bin das Licht der Welt.“
Freundlich überrascht bist du ohne Zweifel, wenn du am frühen
Christmorgen in das Gotteshaus kommst, das im Lichtscheine vieler
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
278
Jungen in den ersten Tagen durch alle Jrrgänge und Pfade und ma-
chen sie so mit dem elterlichen Hause bekannt. Dabei werden sie immer
-gefüttert und die Flügel der jungen Männchen und Weibchen werden
vorsichtig aufgespannt.
Die Ameisen legen keine Vorräthe an, sondern sorgen nur für
den laufenden Tag; im Winter sind sie in einer Art Erstarrung und
bedürfen somit dann des Futters nicht. Dieses nehmen sie aus dem
Pflanzen- und Thierreiche, ziehen aber allem Uebrigen stets Zucker,
Honig und süße Früchte vor. Wittert eine Ameise auf ihrem Wege
Etwas der Art, so verläßt das kleine Leckermäulchen den Pfad, erspürt
den gewünschten Bissen, nimmt davon so viel, als sie schleppen kann,
läuft vergnügt dem Bau zu und verkündet den Kameraden, was sie
gefunden. Die meiste Nahrung liefert ihnen der süße Saft der Blatt-
läuse, welche sie deßhalb stets aufsuchen, aber nicht verfolgen, im
Gegentheil liebkosen und mit den Fühlern so lange streicheln, bis sie
ihnen ein Tröpfchen süßen Saft entlockt haben. Man glaubt, daß
die Ameisen diese ihnen nutzbaren Thierchen der Nahrung wegen sogar
in Pflege nähmen, wie der Mensch die Kuh und Ziege. Dadurch, daß
die Ameisen todte Thiere, wie Vögel, Mäuse und ähnliche bis auf
das Skelett verzehren, werden sie nützlich; auch morden sie wie Tiger,
selbst wenn sie keinen Hunger haben und vermindern daher eine Menge
Käfer, Raupen und Larven. Man gebrauchte sie schon mit Erfolg
gegen die Larven des schwarzen Kornwurmes, indem man einige Amei-
senhaufen ausgrub und solche auf den Speicher brachte, wo das ange-
fressene Korn lag. Schnell krochen sie den Körnern zu, verzehrten die
darin lebenden Larven, ohne das Getreide selbst zu beschädigen. Ueber-
dies haben sie auch medizinischen Nutzen. Der Schaden, welchen sie
in unseren Gegenden an Obst, in Bienenkörben u. s. w. anrichten,
wird durch ihren Nutzen reichlich ersetzt. Sehr schädliche Arten gibt
es in wärmeren Ländern.
Merkwürdig ist die Art, wie die Ameisen sich verständigen. Sie
wissen sich Gefahren, Schlupflöcher, den Ort, wo süße Speisen sind,
so wie die Forderung zur gegenseitigen Hülfeleistung zu bestimmten
Zwecken mitzutheilen. Nicht weniger interessant sind die Kämpfe,
Welche die Bewohner einzelner Nester sowohl unter sich , als auch ge-
meinschaftlich gegen die eines anderen Haufens bestehen. In letzterem
Falle entstehen regelmäßige Kriege, meist sehr mörderisch; denn an
Muth und Kraft gebricht es den kleinen Streitern nicht. Eine solche
Schlacht muß man sehen, um die Hitze und Ausdauer dieser Insekten
bewundern zu lernen. Doch darf man die Kampfspiele, die zu ge-
wissen Zeiten zur Lust und Erholung an einzelnen Haufen veranstaltet
werden, nicht mit dem ernsten Kriege verwechseln.
6. Her Tod tedgräber und Maikäfer.
An kleinen todten Thieren, wie an Mäusen, Kröten, Maulwürfen
oder Blindschleichen sieht man häufig Käfer sich beschäftigen, etwas
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
290
Farben gern; jedenfalls möchten sich Wenige finden, welche diese
glänzenden Ausländer mit ihrem Geschrei gegen unsere lieblichen Sän-
ger eintauschten. Daß unter diesen auch recht schöne sind, weiß Jeder.
Was ist am Gefieder des Buchfinken, der Meise, des Rothkehlchens,
Gartenrothschwänzchens oder Distelfinken auszusetzen! Hat letzteren
der liebe Gott nicht so schön bunt in die Welt fliegen lassen, wie einen
unter den Vögeln! Auch die flüchtigen leichten Bewegungen und das
geschäftige Wesen unserer Lieblinge ist angenehm und unterhaltend.
So geschickt, wie sie, liest keines Menschen Hand die Raupen von
Baum und Hecke, fängt Niemand die zudringlichen Mücken, Käfer
und ähnliche ungebetene Gäste weg. Daher sollte man glauben, die
Menschen würden die Singvögel als brauchbare Gehülfen zur Ver-
treibung des Ungeziefers überall schonen und hegen; aber leider dan-
ken sie diesen Thierchen für diesen wichtigen Dienst, wie für die hei-
teren Liedchen, oft sehr schlecht. Unverständige Knaben heben ihre
Nester aus, fangen und verscheuchen die Alten und es ist sich zu wun-
dern, daß in manchen Gärten oder im Felde eine Brut glücklich zum
Ausfliegen kommt. Eher sollte man die Elstern nicht zu sehr aufkom-
men lassen, welche Feinde der Singvögel sind. Das Einsperren die-
ser in Käfige ist eine Unnatur, da sie sich selten oder gar nicht zäh-
men lassen und bei der häufig schlechten Pflege nicht lange in der
Gefangenschaft ausdauern. Jedenfalls kann man sich an ihrem Ge-
sänge im Freien eben so gut, wo nicht noch mehr erfreuen, als wenn
sie solchen im engen Kerker hören lassen. Viele Singvögel überwin-
tern bei uns, andere sind Zug- oder Strichvögel.
17. Der Walfischfang.
Der grönländische Walfisch, welcher in jetziger Zeit, wo man ihn zu
Lausenden jährlich sängt, höchstens nur 100 Fuß lang und 100,000 Pfund
schwer wird, früher aber bis zu 2oo Fuß Länge und 80 Fuß Breite an-
getroffen wurde, ist die größte Walfischart und fiihrt daher auch diesen
Namen insbesondere. Die übrigen kleineren Gattungen sind: der Zinnfisch,
Potfisch, Hornfisch rc. Auf die Walfischjagd gehen eben jährlich im Som-
mer nahe an 400 Schiffe und durchkreuzen das Eismeer nach allen
Richtungen, so weit als möglich. Ein Walfisch hat ungefähr den Werth
von 6000 Gulden im Durchschnitte, und man hat den Holländern nachge-
rechnet, daß sie innerhalb 46—5o Jahren über 2oo Millionen Gulden
allein durch den Walfischfang verdienten. Man rüstet dazu gewöhnlich
große und starke Schiffe aus, weil kleine Schiffe die Gewalt des Eises
nicht aushalten können. Das große Schiff wird außerdem noch von sieben
bis neun und oft noch mehr Schaluppen begleitet. Zwei bis drei von die-
sen besetzt der Kapitän mit den stärksten, erfahrensten und beherztesten
seiner Leute, und sobald er einen Walfisch in der Ferne wahrnimmt, schickt
er sie ihm entgegen. Mit der größten Behutsamkeit — denn entweder
flieht der Fisch, oder er schleudert durch einen Schlag seines Schwanzes
das Fahrzeug in die Höhe und um — also behutsam rudern sie an die
Seite des Thieres, so nahe als möglich. Sind sie etwa nur dreißig Fuß
davon entfernt, so wirft der Harpunirer, der vorn im Schiffe steht, die
Harpune, d. U einen spitzen, fünf bis sechs Schuh langen und vorne mit
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
291
Widerhaken versehenen Wurfspieß, dem Fische in den Leib. Ein langes
Seil, das am Wurfspieße befestigt und an der Spitze der Schaluppe um
eine Rolle gewunden ist, können die, wahrhaft jetzt nicht säumenden
Schiffer kaum so geschwind nachgehen lassen, als das Thier nun in den
Grund eilt. Ist das Seil, das indeß meist über 600 Ellen mißt, nicht
lang genug, so befestigen sie daran noch ein anderes mit einem ausge-
höhlten und wohlverstopften Kürbis, den sie in's Wasser fallen lassen, und
geben nun genau auf dessen Bewegung acht, damit sie wissen, wo das
Ende des Seiles und der Walfisch sich befinden. Noch vor Verlauf einer
Viertelstunde kommt der Fisch wieder in die Höhe, um Luft zu schöpfen,
und er wird dann weiter durch Harpunen und Spieße so lange verfolgt,
bis er sich verblutet hat. Darnach ragt er wie eine kleine Insel hoch über
die Wasserfläche, und seine Jäger suchen eben deßhalb nun zunächst seinen
Luftschlauch zu durchstechen, damit er wieder um ein Beträchtliches sinke
und sie ihn bequemer besteigen können. Zu diesem Behufe werden Taue
um den Schweif geschlagen und es spannen alle Schaluppen sich vor, um
das Thier an die Seite des Hauptschiffes zu ziehen. Hier beginnt zuerst
die Zertheilung. Matrosen, die den Fisch besteigen, hauen mittelst eigens
dazu gefertigter scharfer Metzgerbeile vor Allem den Speck und die Oberkiefer
oder Barten ab, auch wohl noch den Unterkiefer, aus denen gewöhnlich
von selbst ein ganzes Faß des feinsten Thranes rinnt, der auch viel
theurer bezahlt wird als der, welcher erst durch Aussieben des Speckes ge-
wonnen wird.
Ist der Fisch genug zerhauen, so wird das Uebrige, der Rest, in
Stücken auf's Schiff gezogen. Ein Fisch ist genug Ladung für das ganze
Schiff. Sofort geht es daher nach einer der Küsten Spitzbergens, Grön-
lands, Islands oder Norwegens. Hier find Siedereien, wo man den
Speck sogleich ausläßt, den Thran in Fässer füllt und sogleich durch parat
liegende blose Transportschiffe, sammt den ungeheueren Gräten, Rippen
und Kiefern, die zu allerhand Geräthschaften verarbeitet werden, nach
Hause schickt. Der Jäger, so heißt das zum Fange bestimmte Schiff,
zieht, ist Alles gut gegangen und noch Zeit genug übrig, abermals zum
Kampfe aus und treibt sein großartiges, aber gefahrvolles Geschäft fort,
bis Kälte eintritt, das Eis mehr herunter in's Nordmeer dringt und er
nun ebenfalls, meist zuletzt noch mit einer Menge von Seehunden und»
Stockfischen beladen, den Weg nach der Heimath antreten muß, um
dort bis zum nächsten Frühjahrp voller Ruhe zu pflegen, sowie seinem
Herrn Rechnung von dem oft unglaublichen Gewinne abzulegen, den
er durch seinen kühnen Zug mqchre. Die kleineren Fische, gewöhnlich
aus der Stockfischgattung, sind gleich nach dem Fange ordnungsmäßig
entweder eingesalzen oder getrocknet und in Fässer oder Kisten gepackt
worden.
Mehr als sie aber wird von den Ausrüstern eines Walfischjägers ge-
schätzt, wenn letzterer das Glück hatte, und das fehlt selten, nebenbei auch
den einen oder anderen Potfisch zu sangen. Dieser Fisch, obschon bei-
läufig 40 Fuß lang, hat doch im Ganzen wenig Speck, aber in seinem
großen Hirnkasten, der fast die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt, das
Walrath, ein helles öliges Mark, dessen aus einem einzigen Kopfe oft
mehr als zwanzig Tonnen gewonnen werden, und das präparirt, viel von
den Apothekern als erweichendes Mittel zu Salben und Pflastern, auch bef
Brustkrankhciten, Durchfall und Ruhr, sowie zur Verbesserung des Brenn-
stoffes der Wachskerzen gebraucht wird. Auch der noch kleinere Cachelot
macht viele Freude wegen des Ambra, der von ihm gewonnen swird, über
dessen Ursprung man aber bis jetzt noch nicht im Reinen ist. Gewöhnlich
19 *
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
306
Ende mit dem Kupferpole, das andere mit dem Zinkpole einer
galvanischen Säule, welche in letzterer Stadt sich befindet, in Ver-
bindung , so werden die beiden Electricitäten getrennt ihren Weg
durch die Drähte von Darmstadt bis Wien nehmen und stch hier, wo
der Draht um daö Hufeisen gewunden ist, vereinigen. Dieses wird
dadurch alsbald zum Magnete. Liegt unter demselben in geringer Ent-
fernung ein Stückchen Eisen, so wird es sofort von dem magnetisch
gewordenen Hufeisen angezogen. Sobald die Drähte in Darmstadt
außer Verbindung mit der Säule gebracht werden, verliert jener Huf-
eisenmagnet seine magnetische Kraft, weil der elektrische Strom jetzt
unterbrochen ist, und das angezogene Eisenftückchen fällt davon ab.
So oft diese Oeffnung und Schließung der Kette, wie man den gal-
vanischen Apparat mit den Drähten auch nennt, in Darmstadt ge-
schieht, so oft wiederholt sich jener Vorgang in Wien. Diese einfache
Bewegung des Stückchens Eisen hat man nun als Mittel zu Mitthei-
lungen benützt, indem es wie ein Anker eingerichtet ist, der in die
Zähne eines Rades eingreift, wodurch ein Zeiger bewegt wird, wel-
cher vor einer Scheibe steht. An deren Rand stehen die Buchstaben
des Alphabetes. Wenn der Zeiger gehörig gestellt ist, so springt er
bei der ersten Schließung der Kette auf A, bei der folgenden Oeffnung
auf B, bei der weiteren Schließung auf C. u. s. w. Durch eine ent-
sprechende Zahl von Schließungen und Oeffnungen der Kette kann der
Zeiger vor diejenigen Buchstaben gebracht werden, welche zu einem
beliebigen Worte erforderlich sind. Wenn daher nach unserer Annahme
diese Vorrichtung in Wien ist und Jemand daselbst den Zeiger genau
beobachtet und sich die durch ihn von Darmstadt angedeuteten Buchsta-
den merkt, so ist es ihm leicht, einzelne Wörter und aus diesen
ganze Sätze zusammen zu setzen. Der Deutlichkeit wegen tritt nach
jedem telegraphirten Worte eine kleine, nach jedem Satze aber eine
größere Pause ein.
Eine andere Art zu telegraphiren besteht darin, daß ein Hebel
aus Eisen, mit einem Stifte versehen, durch die Anziehung des Elek-
tromagneten auf einen fortbewegten Papierstreifen Punkte und Striche
eindrückt. Dadurch, daß der Hebel in kleineren oder größeren Zeitab-
ständen auf das durch ein Uhrwerk gleichmäßig fortbewegte Papier
Punkte macht, stehen diese verschieden weit von einander ab und haben
demnach die Bedeutung als Buchstaben.
Oben war die Rede von zwei Drähtkn, welche von Wien nach
Darmstadt gehen müßten. In der Wirklichkeit sind aber die Telegra-
phen nicht so eingerichtet; denn es ist nur e i n Draht von der einen dieser
Städte zur andern erforderlich. Statt des zweiten Drahtes, welcher
zur Vereinigung der beiden Elektricitäten noch nöthig ist, wird die
Erde oder vielmehr das in ihr enthaltene Waffer als Leiter benützt.
Mau legte nämlich statt des andern Drahtes eine durch einen Draht
mit dem in Darmstadt aufgestellten Apparate in Verbindung stehende
Metallplatte in die Erde oder bester in einen Brunnen. Deffen Waffer
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
311
Nachen oder einem sonstigen Fahrzeuge sitzt und es wird plötzlich
gehalten, so stürzt man mit dem Oberkörper vorwärts, und wird das
stillstehende Fahrzeug plötzlich bewegt, so stürzt man rückwärts. Aus
diesen und vielen andern ähnlichen Erscheinungen schließt man, daß ein
bewegter Körper sich so lange fortbewegt, bis er gehindert wird, und
daß ein ruhender sich nicht eher bewegt, bis er fortgestoßen wird.
Auf der Oberfläche aller Körper befinden sich Erhöhungen und
Vertiefungen oder kleine schiefe Ebenen, die man oft mit bloßem Auge
nicht sehen kann. Darin finden die darauf gelegten Körper eine Unter-
stützung, weßhalb sie auch nach der Bewegung wieder in Ruhe kom-
men, was nicht sein könnte, wenn ihnen kein Widerstand geleistet
würde. Will man daher die Bewegung befördern, so glättet man die
Ebene ab, um die Reibung oder den Widerstand zu vermindern; die
Straßen werden geebnet oder gestampft, es werden Eisenschienen ge-
legt, worauf die Wagen der Eisenbahnen durch Dampf getrieben
werden. So hinderlich die Reibung für die Bewegung ist, so noth-
wendig ist sie zum Festhalten und Stützen der Körper. So gerne
man auf ebenen Wegen geht, so ungern bewegt man sich z. B. auf
Glatteis, weil man wegen Mangels an Reibung leicht fallen kann.
Dem freien Fall ist entgegengesetzt der senkrechte Wurf nach oben.
Wird ein Körper mit einer gewissen Geschwindigkeit senkrecht in die
Höhe geworfen, so wirkt seinem Aufsteigen die Schwerkraft senkrecht
entgegen und hebt nach und nach von der Wurfkraft so viel auf, daß
der geworfene Körper wieder mit derselben Geschwindigkeit auf der
Erde ankommt, mit welcher er geworfen wurde.
Wird ein Körper schief auf- oder abwärts geworfen, so steigt
und fällt er nicht in gerader, sondern in krummer Linie, weil die
Schwerkraft ihn von seiner ursprünglichen Richtung ablenkt; eben so
ist es auch, wenn ein Körper wagrecht geworfen wird; er fällt auf die
Erde in einem Bogen.
Kinder haben dieses Alles schon gesehen und können es selbst pro-
biren, indem sie in den oben angegebenen Richtungen werfen. Dieses
Gesetz kennen auch die Jäger und Schützen beim Militär, die Kano-
niere und richten sich darnach beim Zielen auf Gegenstände; sie zielen
gewöhnlich höher, als der Gegenstand ist; warum?
7. Der Schwerpunkt.
In allen Körpern ist ein Punkt vorhanden, in dem das ganze
Gewicht derselben gleichsam vereinigt ist. Hat dieser Punkt eine
Unterlage, so ruht der ganze Körper. Bei gleichmäßigen Körpern
befindet er sich gewöhnlich in der Mitte, bei ungleichmäßigen nach der -
Seite hin, wo die meiste Masse ist. Er ist somit eine Ausgleichung
der Massentheile nach den Seiten. Dieser Punkt heißt der Sch wer-
puukt. Ist dieser unterstützt, so hängen und liegen die Körper; ist
er nrcht unterstützt, so fallen sie so lange, bis sie unterstützt sind und
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
313
je naher der Körper am Mittelpunkte der Erde, und um so lang-
samer, je weiter er davon entfernt ist. Auf sehr hohen Bergen schwingt
das Pendel langsamer als in der Tiefe und eben so am Aequator
langsamer als am Kord- oder Südpol, woraus man den richtigen
Schluss machte, dass die Erde dort abgeplattet sein müsse. Bei uns
schwingt ein drei Fuss langes Pendel einmal in der Sekunde. Bas
Pendel ist von grosser Wichtigkeit bei Uhrwerken ; denn ohne das-
selbe könnte man wohl ihren Gang nicht gleichmässig machen. Bei
den Wanduhren drückt ein Gewicht, an einer Kette oder einem Seile
befestigt, wie die Kraft bei einer Rolle, ein Rad in Bewegung, welches
immer schneller herumgehen müsste, da die Schwerkraft des Gewichtes
mit dem Sinken immer zunimmt, und die Uhr müsste immer ge-
schwinder gehen, wenn nicht durch das angebrachte Pendel eine
regelmässige Hemmung einträte, so dass das Bad immer nur um
einen Zahn weiter kann. Bei den Taschenuhren vertritt eine Stahl-
feder die Stelle des Gewichtes und die Unruhe jene des Pendels.
9. Die flüssigen Körper.
Die Theile flüssiger Stoffe hängen sehr locker zusammen und es
müßte jeder einzelne eine besondere Unterstützung haben, wenn er
nicht auf die Erde fallen sollte. In ebenen Flächen häuft sich deßhalb
die Flüssigkeit nie aufwärts, sondern fließt auseinander, wenn sie
nicht durch feste Wände eingeschlossen wird; auf schiefen Ebenen läuft
sie abwärts. In geschlossenen Gefäßen oder Räumen kann sie c aher
nur festgehalten werden und nimmt die Gestalt des Gefäßes an. Die
Theilchen schieben sich dann vermöge ihrer Schwere und Nachgiebigkeit
so in einander ein, daß oben auf dem sogenannten Spiegel keine Erhö-
hung oder Vertiefung bemerkt werden kann, und wenn durch irgend eine
Erschütterung der Flüssigkeitsspiegel gestört wird, so ist er bald wieder
hergestellt. Wirft man einen Stein in ruhiges Wasser oder schlägt,
stößt oder bläst darauf, so entstehen Wellen; zuerst gibt es auf dem
Punkte, wo der Stein einfällt, eine Vertiefung, umdieseeineerhöhung,
dann wieder eine Vertiefung jc. und zwar in ziemlich regelmäßigen
Kreisen, Wellenberge und Wellenthäler. Wenn zwei oder mehrere Ge-
fäße durch Zwischenröhren verbunden sind, und man stellt sie aufrecht,
gießt Wasser oder eine andere Flüssigkeit in eines derselben, so stellt es
sich in allen gleich hoch, selbst wenn sie verschieden sind in ihrer Weite.
Man betrachte die Gießkanne, die Oellampen u. a. m. Die Wasser-
leitungen über Abhänge und Anhöhen, die Springbrunnen, die Bohr-
oder artesischen Brunnen sind gleiche Erscheinungen. Verbindet man
aber ungleiche Röhren mit einander und füllt sie mit Flüssigkeit, so
kann man durch Druck auf die Oberfläche in der weiten Röhre ein
sehr schnelles Aufsteigen der Flüssigkeit in der engeren Röhre hervor-
bringen, und zwar um so schneller, je größer der Unterschied zwischen
beiden ist; dagegen kann man durch denselben Druck auf die Ober-
fläche in der engen Röhre dieselbe Wirkung, nämlich das Aufsteigen
in der weiten, hervorbringen, nur geschieht cs um so langsamer, als
wieder der Unterschied zwischen der Weite beider ist. Man kann daher
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
453
nicht entbehren. — Becken, Böcke. Der Betagte handelt mit Be-
dacht. — Beet, bet, Bett; beten, böten, Böden; bäte, bähte
(bähen). Der Arzt befühlt den kranken Peter und befiehlt ihm drei
Bäder zu geben Wer seine Fehler aufrichtig bereut, ist auch bereit
Buße zu thun. Beräuchern, bereichern; besähen, besehen; be-
schwören, beschweren; Beschwerde, beschwerte; begleiten, be-
kleiden; bezeigen, bezeugen; berichtigt, berüchtigt; bohren,
die Poren; Biene, die Bühne; bieten, bitten. — Das Uebermaß
der guten Bissen muß man mit Krankheit büßen. Der Biß, bis. Der
Bote fuhr in einem Boote über den Bodensce und als er wieder auf
schweizerischem Boden angekommen war, boten ihm seine Landsleute
freundlichen Gruß. — Brödchcn, Brätchen, Brettchen. Die Bril-
len, brüllen. Das Buch, der Bug (Thierrücken). Bitte, Bütte.
— Beichten, beugten; der Bund, bunt. Bücken, picken. Butter,
der Puder.
C.
Ceder, Zeter (Geschrei). Der Ci der (Aepfelwein), die Cither
(Saiteninstrument), zittern.
D.
Das Dach, der Tag; der Dachs, die Tare. Sobald es tagte,
dachte ich an mein Tagewerk. Die Dame, der Damm. Wer wird die
Datteln tadeln, da sie reif und gut sind? Die Daube, die Taube,
taub; dehnen, tönen; Dienste, Dünste, dünnste. Bor allen Din-
g e n werde ich nur jenen Knecht dingen, welcher außer dem Düngen auch
noch die übrigen Feldarbeiten gründlich versteht. Denke dir, der Elephant
ist ein so großes Thier, daß er nicht einmal durch diese hohe Thüre hin-
durchgehen kann. Der Dinkel (Spelz), der Dünkel. Der Teich ist von
einem Deich rings umgehen; Teig. Bei dem Dorfe wird viel Torf
gegraben. Er verdünnte die Dinte so, daß sie kaum mehr zum Schrei-
den diente. Der Draht, trat; der Tod, todt; Todter, Dotter.
Die Hunde drehten durch Treten das Rad des Ragclschmieds. Drei,
treu; Dreier, treuer. Dicke Wolken, vom Sturme getrieben, trü-
den am Gebirge drüben den westlichen Horizont.
E.
Mit der Egge wird der Acker geeggt; acht. Die Eichen, eigen;
Eule, Eile; Ende, Ente, Entschluß. Eiter, Euter, Eider
(Fluß). Aus Steinkohlen erhalt man ein Gas, welches außerordentlich
erhellt. Enkel, Engel. Herrmann, der Cherusker, war dazu erlesen,
die Deutschen vom Römerjoche zu erlösen. Erzeigen, erzeugen.
F.
Diesem Felde fehlt es an Dung; darum fallt die Ernte so gering
aus. Der Herr befahl mir, jenes fahle Pferd dort an den Pfahl zu
binden. Die Fäule, die Feile, der Pfeil, feil. Er hat feiste Fäuste.
Die Fahne, die Pfanne. Feilchen, Pfeilchen, Veilchen; Feier,
Feuer; Ferse, Verse; Fieber, Fiber, die Viper; fiel, viel, der
Pfühl; fühle, fülle, fiele; Fläche, Pflege; Flaumen, Pflau-
men; flicken, pflücken, flügge; Flug, Pflug, Fluch; füllen,
fühlen, vielen; fehlen, Fellen, Fällen; Fund, Pfund; fährte
Pferd, Gefährte, Fährte (Spur), Flie der, F lit t er; freuen, freien,
im Freien; das Fuder, Futter; freilich, er fr e u li ch; die Frist,
frißt; die Fracht, fragt.
G.
Gähren, begehren. Sie speisten eine ganze Gans. Erhöre
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
425
Der Faule mag darben. Der Baum mag verdorren. Der Mensch
kann krank werden. Der Schüler kann fleißig sein. Der Kranke darf
schlafen. Der Müde darf ausruhen. Der Faule muß darben. Der Baum
muß verdorren. Der Schüler soll fleißig sein. Der Kranke will schla-
fen. Der Müde will ausruhen.
Aufgabe. Sage von folgenden Wörtern die Thätigkeit als mög-
lich und nothwendig aus >
König , Christ, Kind, Schüler, Pfarrer, Kranke, Zufriedene, Land-
mann, Arzt, Freund, Mutter. — Hausthiere, Knabe, Körper, Augen,
Schaden, Sünde, Züngling, Lehrer, Gläubiger, Schuldner, Trauben, Ver-
urtheilte, Baumeister.
Zur Rechtschreibung.
16) Dehnung und Schärfung der Stimmlaute.
a) Dingwörter, worin die Dehnung durch Verdoppelung der
Stimmlaute: „a, e, o" bezeichnet ist.
Das Aas, der Aar, der Aal, das Haar, die Maas, das Paar, der
Saal, die Saat, die Schaar, der Staar, der Staat, die Waare. — Das
Beet, daö Heer, der Klee, das Meer, der See, die See, der Schnee, der
Speer, der Theer, der Thee, die Allee, die Armee, die Beere, das Kameel,
der Kaffee, die Seele. — Das Boot, das Loos, das Moor, das Moos,
der Lootfe.
b) Dingwörter., worin die Dehnung der Stimmlaute durch das
Dehnungszeichen „h" bezeichnet ist.
Die Bahn, der Hahn, der Hohn, das Huhn, das Jahr, der Kahn,
der Lehm, der Lohn, das Mahl, das Mehl, das Oehr, das Ohr, die Ohm,
der Rahm, das Rohr, der Ruhm, die Ruhr, der Stahl, der Stuhl, die
Uhr, der Wahn, die Zahl, der Zahn. — Die Ahle, die Aehre, die Bahre,
die Bohne, die Bühne, die Dohle, die Ehre, die Fahne, das Fohlen, die
Kehle, die Kohle, die Lehne, die Mähne, die Mühle, die Rahme, die Röhre,
die Sohle.
e) Dingwörter, worin die Dehnung des Stimmlautes „i" durch
die Dehnungszeichen: „e und eh" bezeichnet ist.
Das Bier, der Brief, der Dieb, der Dienst, das Glied, der Hieb, der
Kiel, der Kies , das Knie, der Krieg, das Lied, das Rieß, das Sieb, der
Sieg, das Spiel, der 'vpicß, der Stiel, der Stier, das Thier, der Trieb,
das Vieh, das Zstl, die Zier. — Die Biene, die Diele, das Fieber, die
Fliege, der Friede, der Giebel, die Liebe, die Miene, die Miethe, das Pa-
pier, der Priester, der Riegel, der Riemen, der Riese, der Schiefer, die
Schwiele, das Siegel, der Spiegel, der Stiefel, die Stiege, die Wiege,
die Wiese, das Wiefel, die Zieche, die Ziege, die Zierde, die Zwiebel.
6) Dingwörter, worin die Schärfung des Stimmlautes durch
„ch" bezeichnet ist.
Der Bach, das Buch, das Blech, der Bruch, das Dach, das Fach,
der Fluch, das Joch, der Koch, das Loch, das Pech, der Spruch, der Stich,
das Tuch. — Der Becher, die Buche, der Drache, das Echo, die Hechel,
die Küche, die Lache, der Nachen, der Rachen, der Rechen, die Sache, die
Sichel, die Wache, die Woche, der Wucher, die Zeche.
e) Dingwörter, worin der Stimmlaut durch „ck" oder „tz" ge-
schärft ist.
Der Blick, der Bock, das Eck, der Fleck, das Glück, der Rock, der
Sack, der Speck, der Stock, der Strick, daö Stück, der Schmuck, der
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
426
Zweck. — Der Acker, das Becken, die Brücke, die Ecke, die Fackel, die
Lücke, die Mücke, der Nacken, die Schnecke, der Schrecken, die Wicke, der
Zucker. — Der Blitz, das Netz, der Platz, der Satz, der Sitz, der Schatz,
der Schutz, der Trotz, der Witz. — Der Batzen, die Hitze, die Katze, die
Mütze, der Nutzen, die Pfütze, die Spitze, die Spritze, die Stütze. An-
merkung : ck und tz werden nach Stimmlauten gesetzt.
t) Dingwörter, worin der Stimmlaut durch irgend einen ver-
doppelten Mitlaut geschärft ist.
Das Bett, das Blatt, das Fett, der Kitt, der Schutt, der Schritt;
die Butter, die Dattel, das Futter, das Gitter, die Hütte, die Kette, die
Mutter, die Natter, die Otter, die Platte, die Quittung, die Ratte, der
Sattel, der Schlitten, der Vetter, die Wette, der Zettel. — Die Kappe, "
die Krippe, der Rappe, der Schoppen, die Stoppel, die Suppe, die Treppe.
— Der Ball, der Wall, der Zoll; die Brille, das Füllen, die Halle, der
Keller, die Pille, die Quelle, die Rolle, die Schelle, die Scholle, die Welle,
die Zelle. — Der Herr, der Narr, der Karren, die Sperre. — Der Bann,
das Kinn, eas Zinn; die Kanne, die Pfanne, die Rinne, die Sonne, die
Tanne, die Tonne, die Wonne. — Der Damm, der Grimm, der Kamm,
das Lamm, der Schwamm; der Glimmer, der Hammer, die Kammer, der
Schiinmer, der Schlummer, die Stimme. — Der Baß, das Faß, der
Fluß, der Guß, der Haß, der Kuß, die Nuß, der Paß, der Riß, das Roß,
der Spaß, das Schloß, der Schluß; der Bissen, die Drossel, der Essig,
die Fessel, die Gasse, die Kasse, die Klasse, die Masse, die Messe, das
Messing, die Nessel, die Presse, der Sessel, die Sprosse, die Taffe, das
Wasser. — Die Ebbe, die Krabbe, der Robbe, der Sabbath. — Der
Widder. — Die Brigg, der und die Dogge, die Egge, die Flagge, der
Roggen, der Schmuggel.
Aufgabe. Vorstehende Wörter können zur Uebung auch in einfach
reinen und später in erweiterten Sätzen angewendet werden.
B. Der erweiterte einfache Satz.
A. Erweiterung des Satzeö durch nähere Bestimmung
des Satzgegenstandes.
1. Die nähere Bestimmung des Satzgegenstandeö, so wie über-
haupt eines Dinges nennt man Beifügung.
Sätze, worm der Satzgegenstand durch ein Eigensch aftsw o rt
näher bestimmt wird.
Ein edler Mensch rächt sich nicht. Ein ruhiger Schlaf stärkt. Ein
gutes Gewissen beglückt. Der fleißige Schüler wird geachtet. Ein
treuer Freund ist hülfreich. Keimende Kartoffeln sind kraftlos. Ist
ein wüstes Land bewohnt? Kann ein reuiger Sünder begnadigt wer-
den? Käme der schöne Frühling!
Aufgabe. Bestimme in nachstehenden Sätzen den Satzgegenstand
näher durch ein Eigenschaftswort, theils ohne, theils mit einem
bestimmten oder auch unbestimmten Geschlechtsworte!
a) — Waare wird verkauft. — Brod ist schädlich. — Luft ist unge-
sund. — Holz brennt nicht. — Geld gilt nicht. — Wasser ist Eis. — Blei
ist flüssig. — Speise ist nahrhaft.
b) — Münze nicht gangbar. — Mensch bedauernswerth. — Winter
schädlich. — That verdienstlich. — Wille strafbar. — Mann verdrüßlich.
— Körper sich nicht bewegen. — Baum umgehauen werden. — Haus muß
ausgebessert werden. — Hund todt geschossen werden.