293
kernen Winterschlaf halten, so könnte er wohl gezähmt und wie die
Katze benützt werden. Nach der Art seiner Nahrung wäre er dieser
noch vorzuziehen. Von Meister Reinecke Fuchs läßt sich so Lobens-
werthes nicht sagen. Er stellt wohl den Mäusen fleißig nach, nimmt
auch im Nothfall mit Heuschrecken, Fröschen, Ratten, Schnecken
u. dgl. vorlieb; lieber aber hat er Hasen, Hühner, Gänse, junge
Rehe, selbst Schwäne sind ihm nicht zu groß. Wegen seiner Raub-
sucht verfolgt man ihn überall; sein Pelz ist geschätzt. Von seiner
List erzählen Fabeln und Geschichten viel Pfiffiges und Spaßhaftes,
was zum Lesen recht unterhaltend ist, von ihm aber in Wirklichkeit
nie ausgeführt wurde. Häufig werden die Füchse von der Wuth be-
fallen, in welcher sie Menschen und Thiere beißen und somit Unglücks-
fälle veranlassen. Wölfe, Luchse, Bären und wilde Katzen sind in
Deutschland Seltenheiten; erstere statten in strengen Wintern von
Frankreich aus den Rheingegenden bisweilen einen Besuch ab, er-
halten aber in der Regel eine unfreundliche Ausnahme, die nach
Pulver riecht.
19. Die Hausratte.
Die Hausratte ist unter den schädlichen Thieren in Wohnungen
das lästigste, und da sich Häßlichkeit mit Schaden in ihr so auffallend
paaren, zugleich das abscheulichste. Die Mäuse, obgleich eben auch
nicht beliebt, haben wenigstens bei ihren schlimmen Eigenschaften
etwas Zierliches und werden von einzelnen Liebhabern gezähmt, na-
mentlich die weißen mit den rothen Augen; deßglcichen sind mit Aus-
nahme des Hamsters die übrigen Nagethiere, wie Kaninchen, Hasen,
Eichhörnchen und Meerschweinchen nicht unbeliebt und werden zum
Vergnügen gehalten oder doch gern gesehen. Die Ratte aber beleidigt
durch ihre widerliche Gestalt und ihr wildes Wesen das Auge und
würde solches thun, falls sie die bekannte Gefräßigkeit und Raubsucht
nicht besäße. Es gibt zwei Arten derselben, die schwarzgraue mit
aschgrauem Unterleibe und dir gelblichbraune, welche größer als jene
ist. Erstere wird immer seltener, da diese sie verdrängt. Die braune,
auch Wanderratte genannt, war früher in Europa unbekannt und kam
im Jahre 1727 nach einem Erdbeben in großen Schaaren aus Asien,
schwamm über die Wolga, verbreitete sich in kurzer Zeit über Europa,
und da sie ebenso Schiffe wie Häuser bewohnt, erschien sie als unwill-
kommner Eindringling auch in Amerika und auf den Inseln des stillen
Meeres. Ueberall ist sie zur ernstlichen Plage geworden, und dies
um so mehr, da ihre Vermehrung ungewöhnlich stark ist; denn sie
wirft zwei - bis dreimal im Jahre ein Dutzend Junge. Diese Ratte
ist stark und keck, greift junge Hühner und Gänse an und tödtet selbst
Lämmer in den Ställen; in der Nähe des Wassers, wo sie häusig in
Mühlen und Gerbereien haust, geht sie auch an Fische. Ueberhaupt
zieht sie thierische Stoffe allem Andern vor, reißt aber auch Getreide-
säcke auf, frißt Eßwaaren in Küche und Keller und verschmäht sogar
296
vielen Abarten vorkommt. Als die vorzüglicheren Kühe sind zu
nennen: die schweizer Kuh von schwarzer Farbe mit nach aussen
gebogenen Hörnern, die friesländische Kuh. roth von Farbe, Hörner
nach vorne gebogen, dann folgen die Oldenburger, dänischen, polni-
schen und englischen Kühe. Wild kommt das Rind nirgends mehr
vor, verwildert nur in Südamerika, wo es ursprünglich fehlte, nach
seiner Einführung durch geringe Aufsicht der Besitzer erst herrenlos
umherlief, später sich aber zu Heerden vermehrte und zum Gegen-
stand der Jagd wurde. Auch der Hund und das Vferd sind dort
verwildert. Eine Plage des Rindviehes sind die Bremsen und noch
mehr die Dasseln; letztere den Bummeln ähnliche Insekten legen ihre
Eier in seine Haut, wodurch Beulen entstehen, worin sich die Maden
entwickeln Kühe, Kälber und Ochsen kennen ihre Peiniger am Ge-
summe und springen, wenn sie eines dieser Insekten hören, mit auf-
gehobenem Schwänze wie rasend davon. Eine sehr gefährliche Rinder-
krankheit , der Milzbrand, richtet wie eine Pest oft in einzelnen
Gegenden grossen Schaden an und kann nur wie andere Seuchen
durch Absperren an weiterer Verbreitung verhindert werden. Minder
nachtheilig ist eine Krankheit der Kühe, die Kuhpocken, die sich
zuweilen an den Eulern derselben zeigt. Sie gab Veranlassung zum
Impfen, wodurch einer der furchtbarsten Seuchen, den B altern, ihre
Gewalt genommen wurde.
22. Das Pferd.
Am Pferde hat der Mensch einen der gelehrigsten Zöglinge
unter den Thieren gefunden, dessen spätere Leistungen die aufgebotene
Mühe und Geduld überreich belohnen. Ohne besondere Vorliebe
für irgend eine Thätigkeit fügt es sich in der Jugend der Abrichtung
zu den entgegengesetztesten Zwecken, ist bald in der ihm bestimmten
Thätigkeit heimisch und führt sie musterhaft aus. Deßwegen sehen
wir es in der Reitbahn nach dem Willen seines Reiters und Lenkers
die verschiedenartigsten Lauf- und Gangarten, Bewegungen und
Wendungen sicher und zierlich ausführen; wir erstaunen über seine
Gefügigkeit und Dressur bei Kunstreitern, mit denen es die unstäte
Lebensweise theilt und auf Erwerb ausgeht, jedoch ziemlich gleich-
gültig den ihm gezollten Beifall hinnimmt; es begegnet uns auf dem
Exerzierplätze, bald in der geschlossenen Reihe, sich ruhig verhaltend,
bald in gestrecktem Laufe den Kavalleristen zum beabsichtigten'ziele
tragend. Mit gemessenem Schritte folgt das edle Thier dem Takte
des lustigen Marsches, stellt sich im Kraftgefuhle auf die Hinterbeine,
kehrt aber bald nach des Reiters Wille ohne besondere Störung zur
Ordnung. Und auf der tobenden Wahlstatt, wo über die Geschicke
der Reiche und Völker entschieden wird, mitten im Getümmel der
Schlacht, unter dem Donner der Feuerschlünde, unter Rauch, Sturm
und Lärm, wo alle anderen Thiere zurückweichen oder wüthend wer-
den, da steht das heldenmüthige Roß ohne Furcht und Flucht und
selbst seiner Wunden nicht achtend. Treu steht es zur Fahne, der sein
Reiter geschworen, eilt selbst, in Gefangenschaft gerathen, beim
Signalruf der Seinen den wohlbekannten Reihen zu, die ihm aufge-
bürdete fremde Herrschaft fliehend.
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362
Dieses große, schöne und mit den köstlichsten Produkten ausge-
stattete Land gehört zum großen Theil den Engländern. Das bri-
tische Ostindien hat zur Hauptstadt Calcutta am Ganges. Unab-
hängig von englischer Herrschaft sind die Länder der kriegerischen
Seiks und das Land Nepal am Himalapa, und der Staat der
Mäh rat ten. Hinterindien wird von eigenen unumschränkten Für-
sten regiert. Auf beiden Halbinseln haben Franzosen, Portugiesen,
Dänen und Holländer Besitzungen.
Afrika.
69. Afrika umfaßt 550,000 Q. M. mit 100 Mill. Menschen
und ist eine große, vom mittelländischen, atlantischen und indischen
Meere umflossene Halbinsel, welche durch die Landenge von Suez
mit Asien zusammenhängt. Das Meer macht keine Einschnitte in's
Land. Zwischen dem Tieflande des Nordens und dem Hochlande
des Südens findet theils wegen der wenigen Flüssen und den zahl-
reichen Sandwüsten, theils aber auch wegen des sehr heißen Klima's
keine Verbindung statt. Daher kommt es, daß Afrika der unbekann-
teste und unbebauteste unter allen Erdtheilen ist.
70. Der Boden dieses Erdtheils ist in bewässerten Thälern
äußerst fruchtbar und liefert die größten und gewürzreichsten Pflan-
zen, majestätische Palmenarten, den Butterbaum mit seinem wohl-
schmeckenden Fett, den Baobab, dessen Stamm oft 80 Fuß im
Umfange hat, den Affenbrodbaum, Gummibaum, Färbehölzer, die
brennendsten Gewürze und Getreide in erstaunlicher Menge. Die in
Afrika lebenden Thiere zeichnen sich meistens durch Größe, Muth
und Raubsucht aus. So der Elephant, daö Flußpferd, das Rhino-
ceros, der Strauß, das Crocodil, die Hyäne, der Löwe, die Schlan-
gen; die Giraffe, das Zebra, das Gnu werden nur in diesem Erd-
theile angetroffen.
71. Die zahlreichsten Bewohner Afrika's sind die Neger. Sie
haben eine schwarze Hautfarbe, hochrothe, aufgeworfene Lippen,
eine platt gedrückte und aufgestülpte Nase, weit abstehende Backen-
knochen und Kmnladen, flache und zurückgedrängte Stirne, schwarze,
krause, wollenartige Haare. In ihrer Geistesbildung, in Religion,
Kunst und Wissenschaft stehen diese Neger noch sehr tief. Mit
ihnen verwandt sind die Kaffern und Hottentotten, welche den
afrikanischen Süden bewohnen. An den Küsten des Mittelmeeres
wohnen Völker kaukasischen Stammes, Araber, Berben und Türken.
Dieser Erdtheil wird in Nord-, Mittel- und Südafrika eingetheilt.
72. Zu Nordafrika gehören: 1. Aegypten, ein frucht-
bares, vom Nil durchflossenes Flachland, wird von einem türkischen
Pascha regiert. Bemerkenswerth ist die Hauptstadt Kairo am
Nil und die Handelsstadt Alerandria. — 2. Die Berberei
umfaßt das vom Atlasgebirg durchzogene Küstenland von Aegypten
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Calcutta Nepal Himalapa Afrika Afrika Suez Afrika Affenbrodbaum Afrika Nordafrika Kairo Handelsstadt_Alerandria
364
Amerika.
75. Amerika ist nach Asien der größte Erdtheil und wurde im
Jahre 1492 von Christoph Columbus entdeckt. Das nördliche Eis-
meer, das stille und das atlantische Meer bespülen die Küsten dieses
Erdtheiles. Amerika hat 800,000 Q. M. mit 50 Mill. Menschen.
Das längste Gebirg der Erde, die An des genannt, und majestä-
tische, meerartige Flüsse, als: Missisippi, St. Lorenzo, Amazouen-
strom, La Plata und Orinoko, sowie große Seen, als der Bären-
see, Sklavensee u. a. finden sich in diesem Erdtheil. Das Klima ist
wegen der großen Ausdehnung vom Nordpol bis zum Südpol sehr
verschieden. Der Boden ist äußerst fruchtbar und der Reichthum
an Produkten wurde durch Einführung europäischer Thiere und
Pflanzen bedeutend vermehrt. Ursprünglich amerikanische Produkte
sind: Kartoffeln, Tabak, Cacao, Vanille, Cochenille, Chinarinde.
Unter den Waldbäumen gibt es Cedern, Brasilien-, Campesche- und
Mahagonp-Bäume. Die Thiere dieses Erdrheiles sind kleiner und
schwächer als in der alten Welt. Es gibt außer den eingewanderten
Thieren noch zahllose Heerden wilder Pferde und Rinder in den süd-
lichen Ebenen, ferner Lama's, die feinwolligen Vikunja's, Tapire,
Bären, Biber, Affen, Alligatore, Konture, Papageien, Kolibri,
Walfische u. s. w. In den Gebirgen ist ein großer Reichthum an
edlen Metallen, Gold, Silber, Platina und an Diamanten.
76 Die Ureinwohner des Landes heißen Indianer. Zur
Zeit der Entdeckung dieses Erdtheiles lebten einige indianische Völ-
ker, z. B. die Merikaner und Peruaner, in geordneten Staaten un-
ter eigenen Königen und hatten Tempel und gottesdienstliche Ge-
bräuche. Die Meisten aber lebten im wilden Zustande, nährten sich
von Jagd und Fischerei, führten steten Krieg gegen ihre Feinde und
verzehrten das Fleisch der Gefangenen. Die Indianer haben eine
kupferfarbige Haut, einen runden Kopf mit niedriger Stirn und sind
von zartem Gliederbau. Die Europäer und Neger haben diese
Ureinwohner, deren Zahl gegenwärtig sehr gering ist, in die ameri-
kanischen Urwälder zurückgedrängt. — Amerika wird in Nord-
und Südamerika und in die zwischen beiden liegenden Inseln,
W e st i n d i e n genannt, eingetheilt.
77. Nordamerikanische Länder: 1. Die menschenleere
Inselgruppe Spitzbergen, nahe am Nordpol. 2. Grönland,
von wenigen, armen Menschen bewohnt, ist eine dänische Besitzung.
3. Das britische Nordamerika mit den Städten Quebeck
am Lorenzostrom und Halifax am Meere. 4. Die Länder an
d e r H u d so n s - B a i, an der Nordwestküste und das zwischen bei-
den Gebieten im Inneren liegende Land werden von Eskimos und
wilden Indianern bewohnt. 5. Die nordam erikanisch en Frei-
staaten — gegenwärtig 27 — werden von Engländern und Deut-
schen bewohnt, deren Anzahl durch jährliche Einwanderungen stets
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Columbus Lorenzo
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Amerika La_Plata Walfische Amerika Spitzbergen Nordpol Nordamerika Lorenzostrom Halifax Deut-
386
Taufe am Pfingsttage 337. Seine drei Söhne führten miteinander
Krieg um den kaiserlichen Thron, den endlich Konstantius an sich
riß. Nach Konstantius Tode bestieg Julian, genannt der Ab-
trünnige, ein Neffe Konstantins, den kaiserlichen Thron. Durch
die Grausamkeit seines kaiserlichen Oheims, durch eine verkehrte
Erziehung und den Umgang mit heidnischen Weltweisen dem Chri-
stenthum abgeneigt geworden, wendete er sich ganz dem Heidenthum
zu, wofür er sich bei seiner Thronbesteigung auch öffentlich erklärte.
Nicht durch blutige Verfolgung, sondern durch Klugheit und List,
durch Begünstigung des Heidenthums, das er durch Nachahmung
christlicher Einrichtungen zu verbessern strebte, durch Bevorzugung
der Jrrlehrer, durch den Wiederaufbau des Tempels zu Jerusalem
suchte er dem Christenthum zu schaden und dasselbe allmälig zu
zerstören.
Auf einem Heereszuge gegen die Perser verlor Julian das
Leben, 363. Seine Nachfolger waren Christen und richteten ihre
eifrige Sorge darauf, das Heidenthum zu vertilgen. Besonders
war cs der Kaiser Theodosius der Große, der durch das
Verbot des Uebertritts zum Heidenthum, des Besuchs heidnischer
Tempel, der Opfer und des Götzendienstes überhaupt das Heiden-
thum gänzlich unterdrückte.
Die Völkerwanderung.
Kaiser Theodosius der Große theilte das Reich unter
seine zwei Söhne, und es entstand nun das abendländisch-römische
oder lateinische und das morgenländisch-römische oder griechische
Kaiserthum. Dieses zerstörten die Türken im Jahre 1453, jenes
aber wurde durch die Stürme der Völkerwanderung zertrüm-
mert. Das wilde Volk der Hunnen drängte die Gothen aus ihren
Wohnsitzen. Diese warfen sich auf ihre Nachbarn, die in Deutsch-
land wohnenden Volkestämme. Die Deutschen gingen nun über
die schlecht bewachten Gränzen des römischen Reichs und besetzten
Frankreich, Spanien, England und die afrikanische Nordküste. Der
Hunnenkönig Attila verheerte mit Feuer und Schwertdeutschland,
Frankreich und Italien. Im Jahre 476 stießen deutsche Söldner
den letzten römischen Kaiser vom Throne. Verschiedene deutsche
Stämme theilten sich in die Herrschaft über Italien, bis dieses Land
unter Karl dem Großen dem fränkischen Reiche einverleibt wurde.
Die Deutschen.
Deutschland war in alter Zeit mit ungeheuren Waldungen,
Sümpfen und Seen bedeckt. Die Sonnenstrahlen konnten daher
den Boden nicht erwärmen, so daß das Klima rauh, der Himmel
trüb und nebelig war und nur wenig Ackerbau getrieben wurde.
Auf unwirthbaren Strecken hausten der Auerochse, das Elenn,
das Rennthier, Wölfe, Bären, kleines, aber starkes Rindvieh
und Pferde. Das Pflanzenreich erzeugte nur Holzbirnen, Holz-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Julian Julian Theodosius_der_Große Theodosius_der_Große Attila Karl
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Heidenthum Heiden- Frankreich Spanien England Frankreich Italien Italien Deutschland
441
sie Andern. Durch Brav heit und Geschicklichkeit findet der Mensch
überall sein Fortkommen. — Der Mensch findet überall sein Fortkommen,
sofern er geschickt und brav ist.
Gott verzeiht vermöge seiner Barmherzigkeit auch die schwer-
sten Verbrechen. — Da Gott barmherzig ist, so verzeiht er auch die größ-
ten Verbrechen. Der Kranke fühlt sich immer unglücklich. — Da er
krank ist, so fühlt er sich immer unglücklich. Der Menschenfreund gibt w c-
gen seines Reichthums viel Almosen. — Der Menschenfreund gibt
viel Almosen, zumal derselbe reich ist. Man reist jetzt bei der vervoll-
kommneten Dampfschifffahrt in kurzer Zeit nach Amerika. —
Man reift jetzt sehr schnell nach Amerika, zumal die Dampfschifffahrt äußerst
vervollkommnet ist. Der Dienstbote muß seines Unterhaltes wegen
der Herrschaft willigen Gehorsam leisten. — Der Dienstbote muß seiner
Herrschaft willigen Gehorsam leisten, indem sie ihm seinen Unterhalt gibt.
Der Mensch wird gemäß seines Besser Werdens auch gottähn-
licher. — Der Mensch wird insofern Gott ähnlicher, inwiefern er besser
wird. Der Mensch erforscht nach dem Maße seiner Einsicht die
Natur. — Der Mensch erforscht die Natur, inwieweit seine Einsicht reicht.
Die Eltern erlauben den Kindern bei deren Fleiß und Bravheit
gern ein Vergnügen. — Die Eltern erlauben den Kindern gern ein Ver-
gnügen, sofern sie brav und fleißig sind.
Außer Liebe bleibet euch Nichts schuldig. — Bleibet euch Nichts
schuldig, außer daß ihr euch liebet. Dieses Jahr war für alle Feldfrüchte
ergiebig ausgenommen die Kartoffeln. — Dieses Jahr war sehr
ergiebig, ausgenommen daß die Kartoffeln nicht gut gerathen sind. Mein
Freund ist ohne Rücksicht auf dessen Jugend zu dieser Stelle voll-
kommen tüchtig. — Mein Freund ist zu dieser Stelle vollkommen tüchtig,
nur daß er zu jung ist. Gott straft den Sünder ohne reuige Bekeh-
rung strenge. — Gott straft streng den Sünder, es sei denn, daß er sich
reuig bekehrt.
Paulus stritt trotz großerleiden derlehrejesu halber stand-
haft für dieselbe. — Obgleich (obschon, ob auch) Paulus der Lehre Jesu
halber erstaunlich Vieles leiden mußte, so stritt er dennoch standhaft für
dieselbe. Manche Menschen sind oft bei großen Glücksgütcrn doch
unzufrieden. — Wenn schon (wenn auch, wenn gleich) manche Menschen
mit Glücksgütern jeder Art gesegnet sind, so sind sie doch oft unzufrieden.
Dem Heuchler traut man trotz seiner Freundlichkeit nicht. — Wie
wohl der Heuchler freundlich ist, so traut man ihm doch nicht.
d. Satzgefüge mit verkürzten Nebensätzen.
Das Rennthier, welches dem Lappländer unentbehrlich ist, begnügt
sich mit der kärglichsten Nahrung. — Das Rennthier, dem Lappländer un-
entbehrlich, begnügt sich mit der kärglichsten Nahrung. Der Rhein, wel-
cher ein Hauptstrom Deutschlands ist, mündet in die Nordsee. — Der
Rhein, ein Hauptstrom Deutschlands, mündet in die Nordsee.
Salomon, welcher der weiseste König Israels war, erbaute den
prachtvollen Tempel zu Jerusalem. — Salomon, der weiseste König
Israels, erbaute den prachtvollen Tempel zu Jerusalem. Jakob trauerte
um Joseph, welcher sein Liebling war, lange Zeit. — Jakob trauerte
um Joseph, seinen Liebling, lange Zeit.
In Südamerika findet man häufig edle Metalle, als: Gold, Silber
und Platina. Menagerien enthalten viele ausländische Thiere, wie: Löwen,
Tiger, Elephanten, Hyänen, Affen, Wölfe, Bären, Schlangen, Casuare
und Papagaien. In einem Garten findet man allerlei Blumen, nämlich:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Jakob Joseph Jakob Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Rhein Deutschlands Nordsee Rhein Deutschlands Nordsee Israels Jerusalem Israels Jerusalem Südamerika
113
Erde bleiben muß. Doch trägt er seinen Kopf 9 bis 10 Fuß hoch
in der Luft, kann weit umher schauen und könnte, wie ein guter
Freund, neben einem Reiter auf seinem Rosse herlaufen und mit ihm
reden, wenn ihm nicht Vernunft und Sprache versagt wäre. — In
Asien lebt eine Art von Hirschen, Zwerghirschlein genannt;
deren Füßchen sind einen Finger lang und so dünn, wie der Stiel
einer kölnischen Tabakspfeife. — Das S P itz m äus lc i n, ebenfalls
in Asien, wiegt ein halbes Quentlein und ist daö kleinste unter allen
bekannten Thieren, die auf vier Beinen gehen und ihre Jungen
säugen. — Der Elephant aber ist 12 bis 14 Fuß hoch, 15 bis
17 Fuß lang, wiegt seine 7000 Pfund, und ein fleißiger Schüler
soll mir ausrechnen: wie viel Spitzmäuslein müßte man haben, die
zusammen so schwer sind, als ein einziger Elephant? — Das kleinste
Thierlein auf der Erde hat auch mit dem stärksten Vergrößerungs-
glase wohl noch kein Mensch gesehen. Aber das größte Thier ist der
Walfisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuß wachsen kann und
seine 1000 Centner und darüber wiegt. Hebel.
12. Die Spinnen.
1.
Die Spinne ist ein verachtetes Thier; viele Menschen fürchten sich so-
gar vor ihr; und doch ist sie auch ein merkwürdiges Geschöpf und hat in
der Welt ihren Nutzen. Zum Beispiel, die Spinne hat nicht zwei Augen,
sondern acht. Mancher wird dabei denken, da sei es keine Kunst, daß sie
die Fliegen und Mücken, die an ihren Fäden hängen bleiben, so geschwind
erblickt und zu haschen weiß. Allein das macht's nicht aus; denn eine
Fliege hat nach der Untersuchung der Naturkundigen viele hundert Augen
und nimmt doch das Netz nicht in Acht und ihre Feindin, die groß genug
darin sitzt. Was folgt daraus? Es gehören nicht nur Augen, sondern
auch Verstand und Geschick dazu, wenn man glücklich durch die Welt kom-
men und in keine verborgenen Fallstricke gerathen will. — Wie fein ist
ein Faden, den eine Spinne in der größten Geschwindigkeit von einer
Wand bis an die andere zu ziehen weiß! Und doch versichern abermals
die Naturkundigen, daß ein solcher Faden, den man kaum mit bloßen Au-
gen sieht, wohl sechstauscndmal zusammengesetzt sein könnte. Das bringen
sie so heraus: Die Spinne hat an ihrem Körper nicht nur eine, sondern
sechs Drüsen, aus welchen zu gleicher Zeit Fäden hervorgehen Aber jede
von diesen Drüsen hat wohl tausend feine Oeffnungen, von welchen keine
umsonst da sein wird. Wenn also jedesmal aus allen diesen Oeffnungen
ein solcher Faden herausgeht, so ist an der Zahl sechstausend Nichts aus-
zusetzen, und dann kann man wohl begreifen, daß ein solcher Faden, ob-
gleich so fein, doch auch so fest sein könne, daß das Thier mit der größten
Sicherheit daran auf- und absteigen und sich in Sturm und Wetter darauf
verlassen kann. Muß man nicht über die Kunst und die Geschicklichkeit
dieser Geschöpfe erstaunen, wenn man ihnen bei ihrer stillen und unver-
drossenen Arbeit zuschauet, und an den großen und weisen Schöpfer denken,
der für Alles sorgt und solche Wunder in einem so kleinen und unschein-
baren Körper zu verbergen weiß?
2.
Däs mag Alles gut sein, denkt wohl Mancher, wenn sie nur nicht
glftig wären, und läuft davon oder zertritt sie, wo er sie findet. Aber
Hepp. Bollständigel Lehr- und Lesebuch. g
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
120
dienen. Sie machten ein Feuer an, um die reißenden Thiere zu ver-
scheuchen und ruhig schlafen zu können; ermüdet setzten sie sich auf einen
umgeworfenen Baumstamm, der unter dem abgefallenen Laube hervorragt
und dicht am Feuer liegt. Kaum haben sie sich niedergesetzt und das Feuer
geschürt, da wankte es unter ihnen; stehe! der vermeinte Baum ist eine
Riesenschlange, die sich fortbewegt. Der fürchterlichste Schrecken er-
greift die Gesellschaft, und Alles flieht vor dem Unthier mit wüstem Ge-
schrei. — So groß ist die größte unter den Schlangen, daß man sie für
einen Stamm halten kann, der wenigstens 30—40 Fuß lang und l‘/2 dick
ist. Zwischen diesem Riesen und jenem Zwerge unter den Schlangen lie-
gen nun alle andern Arten in der Mitte, doch so, daß nur wenige die
Lange von 10 bis 12 Fuß erreichen, und nur die einzige Riesenschlange,
wie etwa der Elephant unter den Land - und der Walfisch unter den See-
thieren, die übermäßige Größe von 29—30 Fuß zuweilen, obgleich sehr
selten, übertrifft. — Aber du wirst dich, lieber Freund! wundern, daß die
Schlange anfangs so geduldig sich zum Sessel brauchen ließ? Hast du dir
vielleicht schon einmal den Magen überfüllt? Dann haft du sicher gleich
nach dem Essen eine Unbehaglichkeit bei dir verspürt, die dich unfähig
machte, sogleich etwas Vernünftiges mit deinem Verstände vorzunehmen;
und selbst dein Körper war nicht so zum Springen und Hüpfen aufgelegt,
als vor Tische. Zn einem ähnlichen Zustande, nur in weit höherem Grade,
mußte die Schlange gewesen sein. Die Kinnladen aller Schlange» öffnen
sich so außerordentlich weit, daß sie mit Leichtigkeit weit dickere Thiere, als
sie selbst sind, verschlingen können. Die Ringelnatter, die kaum einen
Zoll im Durchmesser hat, verschlingt Kröten und Frösche, die ihr dann
wie dicke Knäuel im Magen liegen. Die Riesenschlange, die bekanntlich
durch ihre große Muskelkraft den Schafen, Ziegen, Gazellen, ja selbst den
Ochsen die Knochen im Leibe zerknacken kann, indem sie sie umschlingt,
schluckt diese Thiere ganz hinunter, ohne sie zu kauen, obgleich ihre Zähne
so groß wie die eines ordentlichen Hühnerhundes sind. Keine Schlange
zerkaut ihre Speise; ihre Zähne scheinen ihnen nur zum Festhalten ihrer
Beute zu dienen. — Aber was für ein Magen gehört nun wohl dazu, um
ein nicht zerkautes Rind mit Haut, Haaren und Knochen zu verdauen!
Die Wände des Magens mögen noch so hart und der Magensaft zur Auf-
lösung noch so scharf sein! auf jeden Fall gehört eine große Anstrengung
der innern Theile des Thieres dazu: kein Wunder, daß es von außen in
eine Art von Starrsucht verfällt und ruhig daliegt, wenn der ganze Leib
von der Nahrung angeschwellt ist. Begibt sich nicht auch der Tiger zur
Ruhe, wenn das Verdauungsgeschäft nach einer tüchtigen Mahlzeit in ihm
anfängt und kaucht sich der gefräßige Geier nicht auch in einen unförm-
lichen Federklumpcn zusammen, wenn er sich vollgestopft hat? Er sitzt
dann da, ohne zu sehen und zu hören, steckt seinen Kopf ganz in die Schul-
tern zurück, so daß alle nackten Theile seines Halses verschwinden, und
läßt die Flügel hängen, so daß sie ihm die Beine verbergen; alle seine
Federn starren dann nur so von ihm weg.
Nicht alle Schlangen sind giftig; die giftigen aber stechen — das ist
ausgemacht und gewiß — nicht mit der Zunge, wie viele Leute glauben,
sondern sie sprühen ihr Gift durch zwei besondere Zähne aus. Diese sitzen
vorn an der obern Kinnlade, sind hakenförmig gebogen, wie die Klauen
der Katze, und können, wie diese, von der Schlange in eine Scheide zu-
rückgezogen und hervorgestoßen werden; sie find hohl und haben an der
Spitze ein Loch, unten aber stehen sic mit einem Bläschen, in welchem das
Gift bereitet wird, in Verbindung. Beißt nun die Schlange, se spritzt sie
zugleich durch jenes Loch an den zwei Giftzähnen das Gift in die Wunde.
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blieb aus der Erde liegen. Da es Abend wurde, beschlossen wir
nach Hause tu gehen und den anderen Tag in grösserer Anzahl
wieder zu kommen. Die Ceylonesen sagten, dass, wenn die Schlange
einmal einen bestimmten Baum zu ihrem Aufenthalt erwählt habe, sie
denselben nicht sobald wieder verlasse.
Den anderen Morgen stellten wir uns wieder hinter dem Ge-
büsche auf, und wir trafen die Schlange noch an demselben Orte an.
Sie schien sehr hungrig zu sein, und wir bekamen bald etwas zu
sehen, was uns Alle in Erstaunen setzte. Ein grosser Tiger kam auf
den Baum zu, auf welchem sie sich befand. Sogleich vernahmen
wir in den Aesten des Baumes ein schreckliches Geräusch, die
Schlange schoss auf den Tiger herab und fiel ihm auf den Rücken,
aus welchem sie ihm ein Stück riss, das grösser als ein Menschen-
kopf war. Der Tiger brüllte heftig und wollte mit seinem Feinde
fortlaufen; allein als die Schlange dies merkte, wickelte sie sich drei
bis vier Mal um den Tiger und zog die Schlingen so fest an , dass
er bald in Todesängsten niederstürzte. Als die Schlange ihn auf
diese Weise gefesselt hatte, liess sie den Rücken fahren, zog sich
weiter nach dem Kopfe herauf, öffnete ihren Rachen so weit sie
konnte und umschloss mit ihm das ganze Gesicht des Tigers. Der
Tiger hob sich wieder in die Höhe, kehrte sich von einer Seite zur
andern und brüllte in dem Rachen aer Schlange. Er war sehr stark
und muthig, und obgleich er die Schlange nicht los werden konnte,
machte er ihr doch genug zu schaffen. Bald richtete er sich auf,
lief ein paar Schritte fort, fiel aber theils wegen der Schwere, theils
wegen der festgezogenen Schlingen der Schlange wieder nieder.
Nach einigen Stunden schien er völlig entkräftet und todt zu sein.
Die Schlange versuchte durch engeres Zusammenziehen ihres um den
Tiger gewickelten Leibes seine Rippen und Knochen zu zerbrechen,
allein es wollte nicht gehen. Sie machte sich von dem Tiger los,
wickelte blos ihren Schwanz um seineti Hals und schleppte ihn , ob-
wohl unter vieler Mühe, nach dem Baume hin. Jetzt sahen wir
recht einleuchtend, wozu ihr der Baum diene. Sie richtete den Ti-
ger am Stamm des Baumes in die Höhe, und als dies geschehen
war, flocht sie sogleich ihren Leib sowohl um den Tiger als um , den
Baum und zog sich mit aller Macht zusammen, bis eine Rippe nach
der andern, ein Knochen nach dem andern mit lautem Krachen zer-
brach. Als sie mit dem Leib fertig war, machte sie sich an die
Beine, die sie auf gleiche Weise an vier bis fünf Orten zerbrach.
Auch an dem Hirnschädel versuchte sie ihre Kräfte; nach vielen ver-
geblichen Versuchen liess sie aber davon ab und begab sich unter
die Zweige des Baumes zurück, da ihr der Tiger nicht mehr ent-
laufen konnte. Den dritten Tag sahen wir hinter dem Gebüsche her-
vor von dem Tiger nichts mehr als rothes Aas, das ohne Gestalt
und mit gelbem Kleister überzogen war. Es lag in einiger Entfer-
nung von dem Baume und die Schlange beschäftigte sich damit. Sie
schlürfte hierauf erst den Hirnschädel und dann nach und nach den
übrigen Körper hinein; dies kostete ihr aber nicht wenig Mühe, und
es wurde Abend, ehe sie den Tiger ganz verzehrt hatte. Den vierten
Morgen begleiteten uns viele Weiber und Kinder dahin, weil, wie sie
sagten, nun keine Gefahr mehr vorhanden sei. Ich fand, dass dies
wirklich der Full war; denn die Schlange hatte sich überladen und
konnte sich eben so wenig zur Wehr setzen als entfliehen. Bei unte-
rer Annäherung suchte sie sich zwar auf den Baum zu schwingen,
S
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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die Weide, besuchte ihn öfter im Stalle, benahm sich mit aller Ehr-
furcht gegen ihn und betrachtete ihn völlig als seinen Vorgesetzten.
Im Stalle stand er ganz aufgerichtet neben ihm, als wenn er seine
Befehle erwartete. War der Ochse unter anderem Vieh auf dem Hofe,
so machte er förmlich seinen Adjutanten, ging zwei Schritte hinter ihm
her, tanzte oft um ihn herum, machte ihm Verbeugungen und benahm
sich so drollig, daß es nicht ohne Lachen anzusehen war. Auch der
Ochse sing allmälig an, einiges Interesse für ihn zu zeigen und ihn
wenigstens zu rufen. Doch nur vor ihm bewies der Kranich wahren
Respekt, über alle andere Thiere des Dorfes maßte er sich die Ober-
herrschaft an. Vorzüglich auf dem Gute machte er den Aufseher und
hielt streng auf Ordnung, bei der Viehheerde vertrat er die Stelle des
Hirtenhundes. Unter dem Hausgeflügel litt er durchaus keinen Streit,
bei der geringsten Fehde eines jeden Bewohners stellte er sich als
Schiedsrichter ein und strafte nach Gebühr. Pferde, Ochsen und
Schafe bekamen derbe Hiebe mit dem Schnabel; Enten und Hühner
wurden weit schonender als Gänse und Truthühner behandelt. Diese
und noch eine Menge kleiner von ihm erzählten Züge beweisen, bis
zu welchem vorzüglichen Grade auch Thiere in der Civilisation ent-
wickelbar sind. Voigt.
20. Der Strauß.
Der Strauß, welcher in den weiten Wüsten Afrika's wohnt,
ist unter den bekannten Vögeln der größte. Wenn er seinen Kopf
ausstreckt, ist er nicht kleiner als ein Reiter zu Pferde, und ein
ausgewachsener Mann kann nicht über seinen Rücken hinwegsehen.
Seine Füße mit zwei Zehen sind wie zum Laufen gemacht, und ob
er gleich mit den kurzen Flügeln ohne Schwungfedern und wegen
des schweren Körpers nicht fliegen kann, so läuft er doch mit dem
schnellsten Pferde ug* die Wette. Der Kopf des Straußes und auch
der größte Theil des Halses sind nackt und fleischroih, der übrige
Theil des Körpers ist mit lockern, kurzen Federn besetzt. Die
Farbe der Flügel und des Schwanzes ist weiß, und hier finden- sich
die schönen Schwungfedern, welche die Damen auf den Hüten zu
tragen pflegen. Der Strauß lebt gern in Gesellschaft seines
Gleichen, und man findet in den Wüsten seines Heimathlandes
ganze Schaaren bei einander. In den Füßen besitzt dieser Vogel
eine außerordentliche Stärke, so daß er auch starke Raubthiere
von sich abzuhalten vermag. Er nährt sich von Baumfrüchten,
Körnern, Gras und Kräutern. Außer den Federn, womit in
Afrika ein bedeutender Handel nach Europa getrieben wird, benutzt
man noch die Haut als ein gutes Leder. Das Fleisch alter Strauße
soll hart und deßhalb ungenießbar sein. Man jagt sie, indem man
sie mit Hunden hetzt und sie mit Stöcken todt schlägt, wenn sie er-
müdet niederfallen. Man hat den Strauß zu zähmen versucht;
doch hat es nicht gelingen wollen, ihm seine Scheu vor den Men-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]