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1. Geographie von Mitteleuropa - S. 35

1912 - Regensburg : Manz
Das Neckarland. 35 Emen großen Gegensatz dazu bildet die Hochfläche. Ein großer Teil derselben wird Rauhe Alb genannt. Schutzlos ist die Fläche den Winden ausgesetzt und den Boden bedeckt nur eine dünne Humus- schicht. Die Wälder bestehen aus Buchen, die stellenweise ziemlich Murg Lichten stein. stattlich sind. Ein Übelstand ist der Wassermangel. Der Nordrand des Schwäbischen Jura ist an vielen Stellen sehr zernagt. Ganze Teile sind durch Auswaschung vom Gebirge getrennt und durch die stete Einwirkung der atmosphärischen Kräfte zu kegelförmigen Bergen umgestaltet worden. Mit ihren Burgen und Ruinen bilden sie einen 3*

2. Geographie von Mitteleuropa - S. 110

1912 - Regensburg : Manz
110 Das Deutsche Reich. 5. An der Küste, namentlich an den Flußmündungen, zieht sich ein äußerst fruchtbares Schlammland hin, die sogenannten Marschen, entstanden durch Anschwemmung des Meeres und Sinkstoffe der Flüsse. Wenn die Flut sich dem Festlande nähert, ist ihre Kraft durch die vorgelagerten Inseln und durch die Bewegung über den langsam ansteigenden Meeresboden bereits gebrochen. Sie setzt dabei fetten Schlick im Wattenmeere ab und im Laufe der Zeiten erhöht sich der Wattboden an der Küste so weit, daß die gewöhnliche Flut ihn nicht mehr bedeckt. Nun beginnt das Pflanzenleben. Algen ziehen ihre grünen Fäden über den wasserdurchtränkten Boden, der fleischige, Aufgang zum Deich. blattlose Krückfuß hält mit dem Stengel zurückgleitendes Schwemm- land fest und bei weiterer Erhöhung des Bodens tritt an seine Stelle die Seeaster. Wenn die Überschwemmung nur noch selten eintritt, entwickeln sich Gräser und Kräuter. Jetzt sucht der Mensch den fruchtbaren Boden auszunützen; denn die angeschwemmten Schlick- massen bestehen hauptsächlich aus den feineren Sinkstoffen, welche die Flüsse in ihrem ruhigen Unterlauf mit sich führen: Salzen, Ton-, Kalk- und Sandmaffen. Einen wesentlichen Bestandteil bilden auch die Meeres- und Flußinfusorien, welche im Brackwasser, also da wo Meer und Fluß zusammentreffen, absterben und einen vorzüglichen

3. Geographie von Mitteleuropa - S. 50

1912 - Regensburg : Manz
50 Das Deutsche Reich. strauch- und baumartigen Gewächsen her. Besonders häufig sind die Abdrücke von Farnkräutern und Farnbäumen, andere Abdrücke weisen auf 15—20m hohe S chuppenbäume oder auf 5—6 m hohe Schachtelhalme hin. Im „Hangenden" findet man noch oft die aufrechtstehenden versteinerten Stämme, während sich im „Liegenden" (in der darunter liegenden Steinschicht) oft noch die Spuren der Wurzeln erkennen lassen. Wo also jetzt Steinkohlenlager sind, standen einst üppige, tropenartige Wälder, welche bei einem heißen Klima im Sumpfboden emporwucherten. Bei Zunahme der Feuchtigkeit versumpfte das Dickicht und starb ab, aber auf seinem Moder wucherte schnell eiue neue üppige Pflanzenwelt empor. Das wiederholte sich oft, bis aus irgendwelchen Gründen, durch Senkung oder durch Einbruch des Meeres, neue Erdschichten übergelagert wurden. So viele Flöze man in einem Steinkohlenlager findet, so oft stand vordem ein üppig grünender Wald da. Je längere Zeit bis zu neuer Sand- und Schlammbedeckung verfloß, desto mächtiger wurde das Flöz. Die Verkohlung geht dadurch vor sich, daß das Holz seinen Sauer- und' Wasserstoff ganz oder zum Teil verliert und nur mehr Kohlenstoff übrig bleibt. Dies geschieht, wenn das Holz bei Luftabschluß erhitzt wird (z. B. in Kohlen- meilern). Das nämliche erfolgt bei großem Druck. Je stärker der Druck ist und je länger er dauert, desto mehr wird der Wasser- und Sauerstoff ausgetrieben. Der Kohlenstoff muß mit der Länge der Zeit in immer reinerer Gestalt auf- treten. Am geringsten ist die Entwicklung beim Torf vorgeschritten (etwa 60°/<>' Kohlenstoffgehalt), weitere Fortschritte haben die Braunkohlen gemacht (etwa. 70°/o), welche der Tertiärzeit angehören, am weitesten sind die Steinkohlen und der Anthrazit gekommen (80—95%), deren Bildung in noch viel älteren Erdzeiten begonnen hat. Die Vollendung des Prozesses, den Übergang zum reinen Kohlenstoff, stellt der Graphit dar, eine nicht brennende Kohle, die aber ihre Entwicklung wohl nicht dem höheren Alter, sondern bedeutender, durch Lavamassen hervorgerufener Hitze oder besonders starkem Druck verdankt. 4. Das Kalkgebirge auf der linken Moselseite enthält reiche Eisenerzlager, welche mit den großen Luxemburger Lagern in Ver- bindnng stehen und die bedeutendsten Deutschlands sind. Gleich der schwäbischen Trias ist auch die lothringische reich an Salzlagern, die sich im Kenper an der Südgrenze Deutsch-Lothringens gebildet haben. So stnden sich bei Dienze 13 Salzlager mit einer Mächtige keit von 50 m. 5. Die Bevölkerung Deutsch-Lothringens ist vorwiegend deutsch- fränkischer Abstammung); gegen die französische Grenze hin sprechen etwa 170000 E. französisch. Seit dem I. 1871 ist Elsaß-Lothringen wieder mit Deutschland vereinigt, nachdem es etwa 200 Jahre lang, unter französischer Herrschaft gestanden war. Beide Gebiete bilden

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 256

1855 - Mainz : Kirchheim
256 anzutreffen. Manche verbreiten sich von bestimmten Standorten all- mälig weiter dahin, wo sie vorher nicht angetroffen wurden. Dies ist z. B. bei manchem Unkraut der Fall, das eine Art Wanderung beginnt, wobei ihm Lust, Wasser, Thiere und manches Andere be- hülflich sind. Der Reiz und die Zierde, welche die Fülle der Gewächse dem Erdboden verleihen, wirkt auf unser Gemüth mit unwiderstehlicher Gewalt. Wenn der Frühling in Keim und Knospe sich regt, die zarten Grasspitzen am warmen Abhange aufschießen, vereinzelte Blümchen im Sonnenlichte sich offnen und das Saatfeld auf's Neue Farbe und Frische gewinnt; so fühlt der Mensch mit den zahllosen Gewächsen, die zum Lichte emporstreben, auch neues Leben. Der Allmächtige wiederholt sa gleichsam das Schöpfungswort: Es werde! wie im Anfange. Es hebt sich das Leben aus der Tiefe, es rauscht und tönt in der Natur weit hin durch die Erdenländer. Das sinnige Gemüth folgt mit tiefer Empfindung der Verwandlung und ahnt die Allmacht des Ewigen, der durch die Schöpfung geht. Ohne Ka- lender weiß der aufmerksame Beobachter mit ziemlicher Gewißheit, in welchem Monat er sich befindet; sagen es ihm sa die Blüthen der einzelnen Kräuter und Sträuchen, die ohne Regellosigkeit ihre Zeit einhalten. Wehmüthige Gefühle ergreifen uns beim Abschiede der grünen Flur, wenn die Waldungen auf den Höhen wie mattes Abendroth sich färben, auf der Ebene die graulichen Stoppelfelder sich ausdehnen, überall ein düsterer Ausdruck im Gewächsreiche die Scheidestunde verkündet, der Herbststurm daherbraust und die fallenden Blätter durcheinander wirbelt. Nur der Tannenforst bewahrt dann noch einen schwachen Ueberrest von dem dagewesenen Glanze. Ohne Pflanzenwuchs gäbe es kein Thierreich, die Erde wäre ohne denselben nicht zum Aufenthalte für den Menschen geeignet. Was bereiten wir uns aus den Samenkörnern, dem Stroh, den Wurzeln, dem Holz, Harz, Safte, Obste, der Rinde und an- deren Erzeugnissen der Pflanzen? Eine Art genügt oft schon zur Ernährung von vielen Hunderttauseuden von Menschen. Ohne Pflan- zen also keine Thiere und keine wohnliche Stätte auf Erden für den Menschen. 2. Bedingnisse zum Leben und Gedeihen der Gewächse. Erdboden, Wasser, Luft, Wärme und Licht ist den Pflanzen zur Erzeu- gung und Gedeihlichkeit nothwendig. Fehlt ihnen davon eins , so kränkeln und welken fle und gehen dem sichern Absterben entgegen. Aus dem Erd- boden empfangen die Pflanzen ihre mineralischen Bestandtheile. Die Acker- erde ist in steter Umwandlung begriffen; dabei verwesim die darin enthal- tenen Stoffe aus dem Thier- und Pflanzenreiche, die mineralischen aber vehvittern. Diese Verwitterung geht aber auch noch tiefer in der Erdrinde vor, wo Luft und Wasser Zutritt erhalten. Die aufgelösten Stoffe, vor- züglich Salze, theilen sich dem Wasser mit, aus welchem sie die Pflanzen durch die Wurzeln aufnehmen. Das Wasser versorgt dieselben mit Sauer- und Wasserstoff. Diese werden nicht allein durch die Wurzel, sondern auch

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 258

1855 - Mainz : Kirchheim
258 weiterhin reicht ihr Gebrauch; denn zur Streu, zum Ausstopfen und Verpacken wird daö Moos verwendet. An Stämmen der Obstbäume werden Moose, sowie Flechten schädlich, denn sie entziehen ihnen Säfte und dienen schädlichen Insekten zum Aufenthalte; daher wer- den Obstbäume mit Kalkmilch bestrichen, mit Lauge und Salz ge- waschen, wohl auch gebürstet. Das isländische Moos ist nicht nur im Norden, sondern auch auf den hohen Gebirgen Deutschlands einheimisch. Gar oft wird eö in nördlichen Gegenden Europa'ö, wo Getreidebrod oft rar ist, gepulvert und ist dann die spärliche Kost der Menschen. Flechten südlicher Länder geben Farben. Zahlreich wachsen die Farrenkräuter in schattigen Waldungen, auf feuchtem Boden, am Gemäuer und in Brunnenkammern. Ihre großen gefiederten Blätter oder Wedel, sowie die Stengel haben einen unangenehmen Geruch und bitteren Geschmack. Aus der Wurzel bereitet man Arznei, die Blätter aber werden gesammelt und als Streu gebraucht. Auf den Inseln der Südsee erreichen diese Gewächse die Höhe von Bäumen und bilden Wälder. Im früheren Alter der Erde waren sie wohl überall in solcher Größe verbreitet; damals war die Witterung in den verschiedenen Erdtheilen wahrscheinlich auch eine andere als setzt. Eigenthümlich ist bei den Farrenkräutern, daß sie den Samen an der Rückseite der Blätter tragen, wo man ihn als braune Wärzchen findet. 4. Gräser. Bildung und Form der Grasarten find so auffallend, daß sie auch der ungeübte Beobachter bald von den übrigen Gewächsen unter- scheidet. Der durch Knoten unterbrochene und von scheideartigen Bla- tern umgebene hohle Stengel oder Halm, die faserige Wurzel und die Stellung der Blüthen in Aehren oder Rispen, die Auszeichnung der Blüthen selbst, welchen die, bei andern Pflanzen sehr hervortretenden, Blumenkronen mangeln, so daß die ziemlich langen Staubfäden sich am meisten bemerklich machen — das Alles sind Kennzeichen der großen Familie der Gräser. Die einzelnen Arten sind sehr zahlreich und ihre Abänderungen nach Bildung und Gestalt erstaunlich. Darin und in dem schönen Grün liegt der Reiz und die Schönheit der von ihnen be- wachsenen Wiesen, Matten und Niederungen, auf welchen sie sich aus- breiten; wie die Wälder auf den Höhen. Eben diese Verschiedenheit ist es auch, was ihre Kenntniß erschwert, daher auch die meisten Grä- ser im Munde des Volkes keine bestimmte Namen haben. Dies macht im Ganzen auch die Hauptsache nicht aus. Der herrliche Wiesengrund gefällt deßhalb nicht minder, und wenn in der Fülle des Sommers auf der grünen Fläche sich die unzähligen Halme hervordrängen und die Rispen in unermüdlicher Abwechslung im milden Luftstrom sich beugen und wiegen, hier ein Revier bräunlich, dort lila, weiterhin gelbweiß und von da an grau, dunkel oder bläulich, immer wieder anders und der Blüthenstaub wie leichter Nebel über den weiten.plan

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 261

1855 - Mainz : Kirchheim
261 Doldengewächse, welche häufig vorkommen, find u. A.: der Kälberkropf, die Engelwurz (Angelika), der Girsch, die Pastinak, Biebernelle, der Merk, die Borstendolde, 6. Lippenblumen. Eine große Zahl von Pflanzen, theils im Garten angebaut, theils in Feld und Wald wild wachsend, trägt-Blumen von rachen- förmiger Gestalt, mit Lippen versehen, wie die Löwenmäulchen oder die taube Nessel, weßhalb sie den Namen lippenblüthige Gewächse erhielten. Ist dieser Name nun auch in der Volkssprache nicht ge- bräuchlich, so find darum die nützlichen unter diesen Gewächsen nicht weniger bekannt undangebaut, und der angenehme Geruch mancher wild- wachsenden zieht die Aufmerksamkeit selbst auch auf diese hin. Unsere Felder verdanken einen großen Theil ihres Wohlgeruches diesen duf- tenden Kräutern. Derselbe wird durch ein stark riechendes, ätheri- sches Oel verursacht, welches in vielen punktirten Drüsen in den Blättern dieser Pflanzen enthalten ist. Die Bekanntschaft mit dem Quendel, Wiesensalbei, der Doste, Gundelrebe und der an Wasser- gräben stehenden Münze macht Jeder bald, wenn er auch kein großer Pflanzenkenner ist, vielleicht auch mit der Betonie, der gelbblühenden Goldneffel, dem Günsel, der Brunelle, oder es fallen ihm als lästige Unkräuter der Kuhwaizen, Hahnenkamm und Augentrost auf. Ist dies nicht der Fall, so läßt sich jedenfalls als gewiß voraussetzen, daß der Rosmarin, Thymian, das Bohnenkraut, der Lavendel, die Pfeffer- münze, der Majoran, das Citroncnkraut, die Melisse, der Mop und Bafilikum auf dem Gartenbeete ein bescheidenes Plätzchen einnehmen und keine Fremdlinge find. Dieselben finden als wohlfeile Gewürze ihren Verbrauch in der Küche und geben außerdem geschätzte Arznei- mittel ab. Durch Destillation erhält man aus ihnen das flüssige Oel. Geschmack und Geruch dieser angebauten Pflanzen lassen auf eine ur- sprünglich wärmere Heimath, als Deutschland, schließen, und wirklich wurden sie auch aus südlichen Ländern zu uns gebracht und vollständig eingebürgert. Der rothe und gelbe Fingerhut, beide Giftpflanzen, werden in der Hand des Arztes wirksame Heilmittel. Bisweilen pflanzt man den ersten wegen seiner schönen rothen Blumenähren als Ziergewächs in Gärten an. 7. Kr euztrpg'erl' Die vier Blumenblättchen der einfachen Levkoje und des Gold- lacks sind wie ein liegendes Kreuz gestellt. Wer diese Stellung als Merkmal festhält und unter den blühenden Gewächsen eine Musterung vornimmt, wird finden, dass die beiden Genannten daselbst eine zahlreiche Verwandtschaft haben. Alle tragen ihren Samen in theils breiten, theils langen Schoten und sind desshalb unter dem Namen Schotengewächse bekannt. Wir begegnen in dieser Abtheilung ge- wichtigen Culturpflanzen. Als Oel frucht kommt der Reps, auch

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 263

1855 - Mainz : Kirchheim
263 Als die wichtigsten Arten sind die Erbsen, Bohnen und Linsen bekannt. Die Erbse ist eine Kletterpflanze, welche am Stengel Ranken treibt und sich damit in aufrechter Lage zu erhalten weiß, was sie theils an den gegebenen Stützen, theils durch Verschlingung der Stengel unter einander thut. Man unterscheidet sehr viele Ab- arten, von denen die Feld- und Gartenerbsen am nützlichsten sind. Unter letzteren sind die Zuckererbsen diejenigen, deren unreife Hülsen als Gemüse genoffen werden, während von den Pflückerbsev die un- reifen grünen Körner zur Benutzung kommen. Da beide schon auf kostspieligere Weise gezogen werden, als die Ackererbsen, so können sie vom Volke nicht allgemein zur Nahrung gebraucht werden, wie diese oder die Linsen. Die Stangenbohne windet sich von der Linken zur Rechten um ihre Stütze und läßt sich in dieser Gewohnheit nicht ändern; denn wird sie anders angeheftet oder die Stange nach der unrechten Seite gesteckt, so fällt sie zur Erde zurück. Bei günsti- ger Witterung sind sie, besonders die rothblühenden, ungemein er- tragreich. Die Samen der Bohnen, sowie aller Hülsenfrüchte ge- hören zu den nahrhaftesten Pflanzenstoffen. Unterden Hülsengewächsen finden wir die nützlichsten Futterkräuter ; so die Wicken und sämmtliche Kleesorten, wie den deutschen Klee, die Luzerne mit violetter und die Esparsette mit mennigrother Blüthe. Von beiden letzteren hält eine Aussaat mehrere Jahre lang vor, nur verlangt die Luzerne fruchtbaren Boden, während die Esparsette auch mit dürrem, kalkigem vorlieb nimmt. Der kriechende Klee, mit weißer Blüthe, wird zeitlich von den Bienen besucht; auf Wiesen wächst er am üppigsten, wenn dieselben mit Asche bestreut werden. Oftmals erscheint er nach diesem Dungmittel an solchen Orten, wo man ihn vorher nicht bemerkte, da die Pflänzchen wegen Man- gels der ihnen zuträglichen Nahrung sich vorher nicht gehörig ent- wickeln konnten. Zur Zierde liebt man in Gärten und Anlagen die Akazie, den Goldregen, die spanische Wicke und die Lupine oder Feigbohne; wo- gegen der wohlriechende Steinklee als Arzneimittel und der Färbe- ginster zum Gelbfärben dient. Manche, wie die Hauhechel, einige Wickenarten, darunter besonders die Vogelwicke, sind zudringliche Un- kräuter. Letztgenannte überzieht in feuchten Sommern die Kornfelder. 9. Rosen. Um die Zeit des längsten Tages prangt der Garten im anmu- thigen Rosenschmucke und entzückt mit unwiderstehlichem Reize das Auge. Aus vollen Knospen quillt die Blättermenge in sanftem Roth, überdeckt in wenig Tagen Hecke und Stock, das Laub tritt zurück und bildet den schönen Grund, auf welchem sich die Pracht des Rosenflors ausbreitet und die Luft mit lieblichem Gerüche erfüllt. Der Gärtner sieht mit Vergnügen und Stolz auf die schöne Blume, die sich durch seine Pflege in Farbe und Gestalt mannichfaltiger Art erschließt. Er

8. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 264

1855 - Mainz : Kirchheim
264 ladet die zahlreichen Freunde derselben ein, um seine Bewunderung mit ihnen zu theilen oder Käufer zu finden; denn Rosensträuße finden der Liebhaber viele. Wem gefiele auch die herrliche Centifolie nicht, welcher man von jeher den Preis der Schönheit zuerkannt und sie als Sinnbild der Freundschaft, Unschuld und Verschwiegenheit ge- nommen hat! Auch das Feld geht während der Rosenzeit nicht leer aus, und wenn gleich die wilde Rose an Schönheit und Geruch weit hinter den Schwestern im Garten zurückbleibt, so freut sie doch den Vorüber- gehenden und ziert oft den Hut des Heumachers oder der Heumacherin. Nicht selten werden Stämmchen der Feldrosen in Gärten ver- pflanzt und durch Pfropfen und Okuliren veredelt, um neue Spiel- arten der Blüthen zu erzielen. Durch Aehnlichkeit der Blüthen sind viele Gewächse mit dem Rosenstrauch verwandt. Vor allen müssen die Obstbäume genannt werden, welche unter denselben am nütz- lichsten erscheinen. Merkwürdig ist, daß man in der herben Hafer- schlehe die Stammart unserer Pflaumen und Zwetschen, in dem wilden Apfelbaum und dem wilden Birnbaum aber die der verschie- denen Aepfel- und Birnsorten zu erkennen glaubt. Hat diese Ver- muthung ihre Richtigkeit, so liefern unsere sehr zahlreichen und an Güte so vielfach abweichenden Obstsorten den Beweis von der großen Anlage zur Veredlung der genannten wilden Stämme. Schon frühe wurde damit in den wärmeren Ländern Asiens begonnen, und nachdem von dorther bessere Arten zu uns gebracht worden waren, und man gelernt hatte, wie diese Fruchtbäume behandelt werden müssen, begann erst in unserer Heimath die eigentliche Obstzucht. Wie in nördlichen Gegenden noch setzt, mußten vorher die Beeren des Waldes Stell- vertreter der Baumfrüchte sein. Als solche gehören die Himbeere, Erdbeere und Brombeere hierher, sämmtlich beliebt und gesucht, die beiden ersten sogar in Gärten angebaut. Wo sie in Waldungen häufig vorkommen, geben sie armen Leuten Anlaß zu Verdienst, in- dem diese Körbe und Töpfe voll in die Städte tragen und verkaufen. Der schön blühende Weißdorn und die Eberesche, beide mit rothen Früchten, ferner die Spierstaude, der Odermönich, das Fingerkraut und die Nelkenwurz find Gewächse, welche, der Familie der Rosen angehörig, noch genannt werden sollen. 10. Zusammengesetzte Blumen. Die Gewächse, welche hier gemeint sind, tragen ihre Blüthen nicht einzeln und jede auf einem besonderen Stiele, wie es im Gewächsreiche am gewöhnlichsten ist, sondern sie bringen dieselben in gedrängter Masse, so daß jede Blume ein gefülltes Blumenkörbchen vorstellt. An diesem fitzen als Verzierung viele Deckblättchen wie Schuppen, und in den meisten Fällen ist der Rand noch mit anders gefärbten Blättern besetzt, als der flache oder gerundete Boden mit den dicht stehenden Blümchen, wodurch das Ganze eine gefällige Einfassung erhält. Besieht man die Blümchen, meist sind sie gelb und in regelmäßiger Anordnung gestellt, genauer; so

9. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 266

1855 - Mainz : Kirchheim
266 blühende Gegend vor sich hatten. Und wirklich hat die weiße Lilie auch eine solche Schönheit, daß sie sich, wie sie es verdient, nicht be- schreiben läßt. Doch zur Augenlust allein öffnet sich die herrliche Blume nicht, das gefühlvolle Gemüth wird auch von ihrer Anmuth eigenthümlich angeregt. Es fällt bei ihrem Anblicke dem Betrachter der obige Spruch ein; er denkt an Den, welcher das unschuldige Weiß mit der edlen Gestalt der Lilien vereinigte und in ihr der Blumenwelt eine unvergleichliche Zierde zugesellte, die auf dem schmalen Gartenbeete Zeugniß von seiner Allmacht gibt so gut, wie das glänzende Gestirn im endlosen Himmelsraume. Man hat in der Lilie eine Blüthe desjenigen Landes vor sich, an das sich der theuren Erinnerungen so viele knüpfen. Das Auge, welches sich am Kreuze schloß, sah mit Wohlgefallen auf die reine Blume; sie wurde aus so vielen der blühenden Flur erwählt, die Vorsehung und immer fort- währende Liebe des Vaters im Himmel gegen die Menschen augen- scheinlich und gleichsam handgreiflich zu machen. Dies allein schon gibt ihr einen Vorzug vor allen Blumen und hat sie wohl nebst der Schönheit zum Liebling der Künstler und Dichter erhoben, welche den Engeln und Verklärten den blühenden Lilienstengel in die Hand ge- den als Sinnbild der Reinheit und des ewigen Friedens. Wirklich stebt sie im weißen Gewände auch wie ein Englein unter den übrigen Blumen des Gartens da, freundlich und hold. Die zerstreut stehen- den Blätter des Stengels schmiegen sich an diesen an und erscheinen gleichsam darum als sparsame Beigabe der Pflanze da zu sein, damit der Blick desto mehr auf die Blumenkrone selbst gelenkt werde. Wenn sich dieselbe vollständig entfaltet hat und du trittst, junger Leser, in der Frühe eines heiteren Sommermorgens in den Garten, wo die meisten Blumen noch im geschlossenen Kelche schlummern, während der Himmel im rothen Lichte strahlt, die einzelnen farbigen Wölkchen über Saaten und Aernten dabin schweben und in den Tag einziehen, dem die Lerche entgegen jubelt; so ist der blühende Lilienstock gewiß nicht das Letzte, zu welchem du gehst. In den zarten Glocken reihen sich die sechs Staubfäden im Kreise um den Stengel, und der gelbe Blumenstaub an den Spitzen sticht angenehm zu den weißen Blättern ab, die von glänzenden Thautropfen übergössen sind. Du erfreust dich des wohlriechenden Duftes der Lilie, siehst wohl unwillkürlich dabei zum heiteren Himmel, unter dem die Stimmen der Vögel laut werden, betrachtest wieder die schöne Blume auf dem Beete und denkst Etwas, das sich leicht errathen läßt. Besäße ich ein Hausgärtchen, der Lilienstock dürfte keinesfalls darin fehlen. Die Liliengewächse haben an der Wurzel eine Zwiebel. In der Reihe dieser Pflanzen finden sich nebst der gelben Feuerlilie und dem in Gebirgswaldungen wachsenden Türkenbund noch beliebte Blumen, wie die Hyacinthen, Tulpen, die stattliche aber giftige Kaiserkrone, die Zaunlilie und die gelbe Vogelmilch. Auch die Arten des Lauchs und die Zwiebel wollen wir hier anführen, ebenso die Narcissen, Ta-

10. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 268

1855 - Mainz : Kirchheim
268 brennen der bei Gewinnung dieser Genannten übrig bleibenden Rück- stände erhalten. In manchen Gegenden beschäftigen sich viele Leute mit Gewinnung von Produkten aus dem Safte der Nadelbäume. Von dem ausgedehnten Handel mit Nadelholz erhält man einen Begriff, wenn man die vielen grossen Flösse auf dem Rhein und Main betrachtet: Tausende von Stämmen werden jährlich auf diese Weise aus den Waldungen Süd- deutschlands nach anderen Gegenden gebracht. 13. Der Nadelwald. Mit der Schönheit des Laubwaldes kann sich der Nadelwald zwar nicht messen und muß in der Frühlings- und Sommerzeit diesem den Vorzug lassen; aber er hat auch sein Schönes, worin ihm jener nicht beikommt. Jahr aus, Jahr ein trägt er durch alle Monate dieselbe Farbe und bleibt sich gleich wie ein treuer Freund, mag die Erde sich auch ringsum verändern. Und wenn der Schnee alles Grün begräbt, so widersteht ihm der Nadelforst und rettet unter Sturm und Gestöber die Farbe des Pflanzenreiches. Wie im Wetter der Schlacht der brave Fahnenträger nicht weicht, so hält auch er das grüne Banner den an- dringenden dunkeln Schneewolken kühn entgegen und verläugnet sein Abzeichen nicht, dem Winter zum Trotz und gleichsam der Pflanzenwelt zur Ermunterung. Wohl gereicht ihm diese Beständigkeit zum Verder- den; die Schneemassen lagern sich auf sein Gezweige; unter ihrer Schwere krachen die Aeste und mancher Baum steht verstümmelt unter den verschont gebliebenen Bäumen da, wenn der wiederkehrende Früh- ling unter dem Jubelruf der Sänger in Feld und Wald seinen Einzug hält, der Winter aber das Feld geräumt hat und nur noch die Berges- spitzen besetzt hält. So erscheint auch der tapfere, aber verwundete Krieger neben seinen Kameraden, an welchen die feindliche Kugel glücklich vorüber flog, wenn nach der gewonnenen Schlacht der lustige Siegesmarsch erklingt und der fliehende Feind aus der Ferne noch ver- gebens seine Geschütze donnern läßt. — Wer unter allen Bäumen bewahrt dem heiligen Weihnachtsfeste den grünen Strauß, wenn es die Tanne oder Fichte nicht thäte! In den Tagen der Blüthe aber duftet der Nadelwald und putzt sein Haus so schön, als man es eben verlangen kann. Immergrün aller Art, die Karthäuser- und Pech- nelke, Ginster, wohlriechende Orchis, Sauerklee, zarte Grashalmen, Wachholdersträucher, wilder Spargel, Haidekraut, Hundsveilchen und Sonnenröschen bedecken den Boden. Bisweilen nimmt junges Laub- holz darauf Platz; denn die verfaulten Nadeln haben den mageren Boden verbessert und zum Gedeihen desselben tauglich gemacht. Be- trachtet man die Fichte, wenn die rothen Blüthen in Menge die Zweige bedecken und der Baum in schönster Regelmäßigkeit in die Luft hoch aufstrebt; so möchte ich einen im Walde sehen, der sich besser auönähme. Der Nadelforst auf seinem dürftigen Boden gibt ein Bei- spiel, daß auch ohne Ueberfluß Schönes und Großes gedeihen kann. In der schlanken Tanne aber trifft man Wiege und Sarg vereinigt; denn aus ihrem Holze macht der Schreiner beide.
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