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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 274

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 274 — Festen, wann sie als Isis aus dem goldenen Wagen thronte, ging er im Kostüm des Osiris oder Bacchus nebenher, und auch die vornehmsten Römer mußten im ägyptischen Kostüme folgen. Solche Schmach zwang endlich den Octavianus, noch einmal die Entscheidung der Waffen anzurusen. Er schickte der Kleopatra die Kriegserklärung und wußte gewiß, daß das ganze römische Volk ihm beistimmte. Antonius zog seine Truppen, außer seinen Legionen ein buntes Gemisch asiatischer und afrikanischer Völker, am ambracischen Meerbusen zusammen, hierher beorderte er auch die Flotte. Zu letzterer stießen noch 60 ägyptische Schiffe, von denen eins, das prächtigste, die Königin Kleopatra und ihren Hofstaat trug. Von Brundufium und Tarent her kamen nun auch die Schiffe, welche Octavians Heer herüber führten. Bei Actinm erfolgte das Zusammentreffen am 2. Sptbr. 31. Der Kampf wurde zur See eröffnet. Die Schiffe des Oetavian waren klein und leicht gebaut, während die des Antonius schwimmenden Festungen glichen. Agrippa, Octavians Flottenführer, zögerte daher mit dem Angriffe; erst gegen Mittag, als ein Ausweichen nicht länger möglich war, ließ er die Flotte vorgehen. Die kleinen Schiffe drängten sich zwischen die großen feindlichen, fobald eine Lücke entstand, und hielten sich tapfer. Plötzlich sah man, wie die ägyptischen Schiffe sich aus der Schlachtlinie entfernten und den Rückweg suchten. Kleopatra, die an dem endlichen Siege Octavians wohl nicht zweifelte, wollte nicht in die Niederlage des Antonius verwickelt fein. Und nun geschah das Ungeheure, daß Antonius, der Römer, der Feldherr, das Heer und die Flotte preisgab, sein Schiff wenden ließ und der treulosen Frau folgte. Nach dem Weggange des Führers hatte der Kampf keinen Zweck mehr, zwar wurde er noch eine Zeit lang fortgesetzt, endlich aber zog sich die Flotte zurück. Das Landheer, das gar nicht zum Schlagen gekommen war, wartete sieben Tage aus den Feldherrn, dann ergab es sich dem Imperator Octaviauus. Langsam folgte dieser nun dem Gegner, der sich selbst nicht mehr schützen konnte, nach Ägypten. Vor den Thoren von Alexandria kam es noch einmal zu einem kurzen Gefechte zwischen den Truppen des Antonius und des Octavianus. Octavianus blieb abermals Sieger, und Antonius, der überhaupt keine» männlichen Entschlusses fähig war, flüchtete in die Stadt. Kleopatra hatte ihn längst aufgegeben, sie dachte nur noch daran, wie sie den Sieger empfangen wollte. Sie verbarg sich in dem prächtigen Grabmal, das sie sich selbst errichtet hatte und ließ Antonius die Nachricht überbringen, daß sie tot sei. Für Antonius war diese Kunde das schrecklichste, das ihm noch widerfahren konnte, jammernd stürzte er sich in sein Schwert. Als er noch mit dem Tode rang, erfuhr er, daß das schreckliche Weib ihn belogen habe und noch lebe. Da sammelte sich das erlöschende Leben in ihm in dem einen Wunsche, sie noch einmal zu sehen. Mit Mühe wurde er in das Grabmal hinaufgewunden, und dort verschied er im Anschauen der Zauberin, die ihn um Ehre und Leben gebracht hatte. Antonius war von Natur ein begabter und lebenskräftiger Mensch; seine hohe Mannesgestalt imponierte, seine freie Stirn und sein heiteres Auge flößten Zuversicht ein, als Feldherr war er unvergleichlich, wenn es galt durch Raschheit und Entschlossenheit zu siegen, aber sein Hang zum Genusse und zur Verweichlichung zog ihn allmählich in einen Abgrund geistiger und körperlicher Auflösung hinab, vor dem ihm selbst schaudern mnßte. Octavianus zog ein. Kleopatra empfing ihn mit thränenden Augen und im Trauergewande, als klage sie um den Toten, in der That wollte sie nur

2. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 148

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 148 — die Römer im Unrecht waren, denn Gesandte, die nach dem Völkerrechte unverletzbar sind, dürfen auch selbst nicht Gewalt brauchen, so glaubten sie doch dem wilden Volke gegenüber jede Rücksicht beiseite setzen zu können. Sie sollten es bald betreuen. Die gereizten Gallier zogen heran, und erst am Flüßchen Allia, auf dem linken Tiberufer, elf Meilen von der Stadt Rom, fanden sie Widerstand. Hier kam es zur Schlacht (im Jahr 390). Den Römern sank der Mut, als sie die riesigen Krieger mit wildem Kampsgeschrei auf sich zustürzen sahen. Die Legionen wankten, und bald war das ganze Heer in voller Flucht aufgelöst. Scharenweise wurden sie von den nachdrängenden Verfolgern niedergemacht, viele ertranken im Tiber, wer davon kam, rettete sich in das zerstörte Veji, nur wenige folgten einem der Militärtribunen nach Rom. Die Gallier aber plünderten die Erschlagenen, steckten die abgehauenen Köpfe auf Spieße und errichteten anf dem Schlachtfelde ein Siegesdenkmal. Dann zogen sie unter Führung ihres Königs Brennns weiter nach Rom. Sie fanden die Thore offen, die Stadt leer, denn Der Schrecken hatte die Bewohner vertrieben. An allem verzweifelnd, in granser Unordnung wälzte sich die Masse der Flüchtigen nach dem Janiculus. Der Staat hatte aufgehört zu sein. Die obrigkeitlichen Personen waren machtlose Zuschauer der gräßlichen Verwirrung, kaum daß sie einige Heiligtümer bargen und die Vestalinnen antrieben, das heilige Feuer nach der benachbarten Stadt Cäre zu bringen. Dann retteten sie sich auf den kapitolinischen Hügel, wo die festummauerte Burg und der Tempel des Jupiter einigen Schutz gewährten. Hier fanden sie eine Schar mutiger Männer mit ihren Führern, alle bereit auf dem schwer zugänglichen Felsen der verheerenden Flut der Feinde einen Damm entgegenzusetzen. Und schon durchzogen die Gallier die menschenleeren Straßen, hier staunend vor den Werken eines kultivierten Volkes, dort wutentbrannt zerstörend, was sie erreichen konnten. Da bot sich ihnen ein wunderbarer Anblick dar. In den ^Hallen mancher Häuser saßen ehrwürdige Greise aus elfenbeinernen Stühlen ernst vor sich hinschauend und unbeweglich wie Statuen. Es waren die ältesten Senatoren, welche lieber auf den Trümmern der Republik sterben als fliehen wollten. Betroffen standen die rohen Krieger vor den ehrfurchtgebietenden Gestalten, sie wußten nicht, ob sie Götterbilder oder Menschen vor sich hatten. Als aber einer den Bart des vor ihm sitzenden Greises erfaßte, erhielt er mit dem Scepter einen Schlag ins Gesicht. Nun fielen die ehrwürdigen Väter unter den Streichen der Eroberer. Bald daraus ging die Stadt in Flammen auf; von dem stolzen Rom, das Veji überwunden hatte, blieb nichts übrig als ein rauchender Schutthaufen und — das Kapitol. Dieses umschwärmten die Feinde ruhelos, kampsbegierig, wie es dem ungeordneten Hansen allein möglich war. Endlich entdeckten sie einen schmalen Fußpfad, der sich von Gebüfch verdeckt an dem Felsen hinaufwand. Frische Fußspuren verrieten ihnen, daß der Weg gangbar sei. Es hatte nämlich die nach Veji versprengte Heeresabteilung mit dem verbannten Camillus, der in Ardea weilte, Verhandlungen angeknüpft. Ein kühner Jüngling hatte den schwierigen Auftrag übernommen, den Senat auf dem Kapitol im Namen des Heeres um die Zurückberufung des Camillus zu bitten. Er war glücklich durch die Scharen der Feinde hindurchgekommen, hatte den Felsen erstiegen und war, ohne entdeckt zu werden, nicht nur mit der *) Am 18. Juli.

3. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 229

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 229 — Namens Martha, die ihn immer begleitete, großen Einfluß aus seine Entschließungen ausgeübt zu haben. Die Teutonen zogen vorüber und riefen den römischen Wachen auf den Wällen höhnisch fragend zu, ob sie nichts an die Ihrigen in Rom zu bestellen hätten. Erst nach einiger Zeit brach Marius das Lager ab und folgte ihnen. Bei Aqnä Sextiä (jetzt Aix) holte er sie ein, und hier entspann sich der Kampf an den Trinkplätzen (102). Doch vergingen noch ein Tag und eine Nacht, ehe es zur Schlacht kam. Marius hatte ein Lager auf einer Anhöhe aufgeschlagen, rings um dasselbe erklang das Schlachtgeschrei der Germanen. Da sandte Marius am andern Morgen eine Abteilung Reiter hinab, sie zu zerstreuen, und bald darauf stürmte die germanische Heermasse den Hügel hiuau gegen das Lager. Die Römer trieben sie wieder in die Ebene hinab, hier erfolgte die Entscheidung. Mattn kämpfte gegen Mann, die Römer warfen die Lanzen weg und hieben mit dem Schwerte ein. Als die Glut der Mittagssonne die nordischen Helden ermattete, ließ das Morden nach, die Germanen waren besiegt. Viele wurden gefangen, die meisten getötet, unter den Gefallenen war auch der germanische Heerführer Teutobod. Nachdem die Männer überwunden waren, mußten die Römer erst das Karrenlager erobern, wo die Weiber wie Männer kämpften, so wie sie während der Schlacht selbst ihre Gatten und Brüder durch Zuruf zum Kampfe angefeuert hatten. Viele töteten sich selbst, um nicht in Gefangenschaft zu fallen. Von Aqnä Sextiä aus begab sich Marius nach dem östlichen Oberitalien, wo sein Kollege Q. Lntatius Catulus vor den Cimbern von der Etsch auf das rechte Poufer zurückgewichen war. Die vereinigten konsularischen Heere setzten sich sogleich in Bewegung, gewannen ctttch glücklich das linke User und schlugen ein Lager auf. Hierher kamen Gesandte der Germanen, welche verlangten, daß man ihnen Land anweisen möge. Als ihnen dies abgeschlagen wurde, forderten sie eine Schlacht und überließen es den Römern, den Ort und die Zeit des Kampfes zu bestimmen. Marius wählte die Raudische Ebene bei Vercellä und setzte den 30.Juli (des Jahres 101) als den Tag der Entscheidung sest. Die Germanen kämpften in dichtgeschlossenen Scharen; die, welche in der vordersten Reihe standen, hatten sich mit deu Gürteln an einander gebunden, um nicht getrennt zu werden. Aber ihre Stellung war eine ungünstige, sie hatten von der Sonnenglitt und dem Staube so viel zu leiden, daß sie nicht ans den Augen sehen konnten. Die römische Reiterei griff erfolgreich ein, und nachdem den ganzen langen Tag auf beiden Seiten mit unbeschreiblicher Wut gekämpft worden war, endete die Schlacht mit einem vollkommenen Siege der Römer. Die Leiber der erschlagenen Cimbern deckten haufentvetfe das Feld, die Überlebenden wurden zu Gefangenen gemacht. Auch diesmal mußte die Wagenburg, wo die Weiber und Kinder sich befanden, erst erobert werden. Einen besonders harten Kamps hatten die Römer mit den großen Hunden zu bestehen, welche zuletzt noch die Familien ihrer Herren beschützten. Die meisten Frauen töteten erst ihre Kinder, dann sich selbst, als feine andre Rettung von der Schmach der Gefangenschaft übrig blieb. So endete der erste Ansturm der Germanen gegen das Römerreich, Hunderte freier Männer wanderten in die römischen Sklavenzwinger und beneideten die Tausende ihrer Volksgenossen, die statt der gehofften Ackerlose auf der fremden Erde eilt elendes Grab gesunden hatten. Marius aber erhielt als Belohnung,, für die Rettung des Staates zum sechsten Male das Konsulat.

4. Das Vaterland - S. 9

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
9 er die wilden Schwärme nicht mehr traf, legte er ein festes Lager an uitb übte seine Soldaten. Als nun die Cimbern und Teutonen aus Spanien wiederkamen, lagerte Marius an der Rhone und hütete sich wohl, den fürchterlichen Feind anzugreifen; denn erst sollten seine Soldaten sich an den Anblick der Barbaren gewöhnen. Da trennten sich die Bundes- genossen, um aus verschiedenen Wegen in Italien einzufallen; die Cimbern zogen nach Tirol, die Teutonen wollten über die Seealpen vordringen. Mit wildem Ungestüm rannten die Teutonen wider das feste Lager des Marius, um ihn zur Schlacht daraus hervorzulocken; aber da es ver- gebens war, brachen sie aus und riefen im Vorbeigehen höhnisch den Römern zu: „Wir ziehen nach Italien; habt ihr etwas an eure Weiber und Kinder zu bestellen?" — Marius eilte ihnen nach; es war im Jahre 102 vor Christi Geburt. Nicht weit von der Stadt Aquä Sextiä trifft er sie, wie sie im schönen Thalgrunde an beiden Usern eines Flusses Rast halten, vergnügt und sorglos beim Schmause und im Bade. Es beginnt eine fürchterliche Schlacht. Schon werden die Römer zurückgedrängt, da fallen aus einem Hinterhalte römische Reiter den Teutonen in den Rücken, und — diese sind verloren. Zu Tausenden sinken sie in ihr Blut, nur wenige wurden gefangen. Die Weiber schlugen, grimmig vor Scham, die Fliehenden und töteten sich selbst, um den Römern nicht in die Hände zu fallen. Unter den Gefangenen war der Teutonen Herzog, Teutoboch, ein riesiger Mann und so gewandt, daß er sechs Pferde zu überspringen vermochte. 2. Indessen waren die Cimbern durch die Tiroler Alpen gezogen; scherzend fuhren sie, auf ihren Schilden sitzend, von den schnee- und eis- bedeckten Bergen hinab. Vor ihnen her flüchtete der römische Feldherr Catulus mit seinem Heere bis an die Etsch. Hier verschanzte er sich an beiden Ufern und schlug eine Brücke über den Strom. Da rissen die Cimbern, wie zum Spiel, die stärksten Bäume aus, mit Wurzeln und Erdreich daran, warfen sie in den Strom, mächtige Felsstücke dazu und zertrümmerten die Brücke. Catulus floh. Die Cimbern sonnten sich behag- lich im milden Italien und tranken sorglos vom süßen welschen Weine. So vergingen der Herbst und Winter, der Frühling kam; aber die Kriegs- gesellen, die Teutonen, kamen nicht. Plötzlich war Marius da. Die Cimbern schickten Gesandte an ihn und verlangten Land für sich und ihre Brüder. „Welche Brüder?" fragte Marius. — „Die Teutonen!" antwor- teten sie. — „Denen ist schon ein Land angewiesen, welches sie nimmer verlassen werden!" rief Marius lachend. Die Gesandten drohten ihm wegen seines Hohnes und meinten, die Teutonen würden früh genug da sein. „Meint ihr?" erwiderte Marius. „Nun ja, sie sind schon da, und es wäre nicht hübsch von mir, wenn ich euch ziehen ließe, ohne euch eure Brüder zu zeigen." Auf seinen Wink führte man Teutoboch und die anderen Gefangenen in Ketten herein. Als die Kunde davon in das Lager der Cimbern kam, war jedes Herz voll Wut und Rache, undbojorix, der Herzog, ritt vor das Lager des Marius und rief um Ort und Zeit zur Schlacht. „Übermorgen bei Vercellä!" bekam er zur Antwort. Also

5. Alte Geschichte - S. 115

1875 - Leipzig : Klinkhardt
— 115 — hielten die Feinde, die gerade hinüberdringen wollten, so lange zurück, bis die Brücke angerissen war. Ehe aber der letzte Balken weggenommen wurde, befahl einer der Drei, Horatius Cocles, ein stattlicher, starker Mann, den andern beiden, sich ebenfalls zu retten. So widerstand er allein dem ganzen Heere des Porsenna, bis seine Landsleute ihm zuriefen, daß das Werk gethan sei. Dann rief er laut den Flußgott um Schutz an, sprang in die Tiber und schwamm, ohne von den Pfeilen der Feinde verwundet zu werden, zu den Semigen zurück, die ihn mit Jubel begrüßten. Als bald nachher eine Hungersnoth ausbrach, brauchte er durchaus keinen Mangel zu leiden; denn die dankbaren Römer versorgten ihn mit Nahrungsmitteln. Späterhin schenkte man ihm so viel Land, als er in einem Tage umpflügen konnte, und stellte seine Bildsäule auf, damit seine Tapferkeit nie vergessen werde. Die Stadt war durch die Heldenthat des Horatins Cocles zwar für den Augenblick gerettet, aber ihre Noth hatte noch lange kein Ende. Porsenna schloß sie nämlich eng ein, zerstörte rund herum die Felder und schnitt alle Zufuhr ab, und so wüthete unter den Römern bald der Hunger. Dieser Noth beschloß ein anderer Jüngling, Mucius mit Namen, ein Ende zu machen; er schlich sich verkleidet in das Zelt Por-semtas, um diesen niederzustoßen, tödtete aber nur den Schreiber desselben, den er wegen seiner prächtigen Kleidung für den König selbst gehalten hatte. Als Porsenna drohte, daß er ihn lebendig verbrennen lassen wolle, erwiederte Mucius: „Mich kannst du todten lassen, o König, aber du entgehst deinem Schicksal doch nicht; denn wisse, noch 300 andere Jünglinge haben sich gegen dich verschworen, und einem derselben wird es doch wohl gelingen. Den Feuertod scheue ich übrigens nicht!" Bei diesen Worten streckte Mucius die rechte Hand in ein Opferfeuer, das neben ihm loderte, und ließ sie abbrennen. Von dieser That erhielt der unerschrockene Jüngling den Beinamen Scävola (Linkhand). Alle Um- stehenden erfaßte ein Grauen, und Porsenna dachte bei sich: „Wenn die andern Jünglinge, die sich gegen mich verschworen haben, den Tod eben so gering achten wie dieser Mucius, so ist es wohl besser, daß ich abziehe. So schenkte er denn dem Mucius Scävola die Freiheit und schloß mit den Römern Frieden. Die Bedingungen, welche er stellte, waren freilich sehr hart: die Römer mußten nicht allein einen Theil ihres Gebietes abtreten, sondern auch ihn als ihren Oberherrn anerkennen und 10 Jünglinge und 10 Jungfrauen aus den vornehmsten Familien als Geißeln stellen. Dagegen verlangte er nicht mehr, daß sie Tarquinius wieder aufnehmen sollten, und dieser starb in der Verbannung. Die 10 Jungfrauen kehrten indeß bald nach Rom zurück, indem eine derselben, Clölia, die übrigen bewog, mit ihr zu fliehen und durch die Tiber in die Vaterstadt zurück zu schwimmen. Der römische Senat erklärte aber, daß der Vertrag treu gehalten werden müsse und lieferte sie deshalb fofort dem Porsenna wieder aus. Der großmüthige Porsenna freute sich über 8*

6. Das Vaterland - S. 8

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
8 Schon werden die Römer zurückgedrängt, da fallen aus einem Hinter- halte römische Reiter den Teutonen in den Rücken, und — diese sind verloren. Zu Tausenden sinken sie in ihr Blut, nur wenige wurden ge- fangen. Die Weiber schlugen, grimmig vor Scham, die Fliehenden und töteten sich selbst, um den Römern nicht in die Hände zu fallen. Unter den Gefangenen war der Teutonen Herzog, Teutoboch, ein riesiger Mann und so gewandt, daß er sechs Pferde zu überspringen vermochte. 2. Indessen waren die Cimbern durch die Tiroler Alpen ge- zogen; scherzend fuhren sie, auf ihren Schilden sitzend, von den schnee- und eisbedeckten Bergen hinab. Vor ihnen her flüchtete der römische Feldherr Catnlus mit seinem Heere bis an die Etsch. Hier ver- schanzte er sich an beiden Ufern und schlug eine Brücke über den Strom. Da rissen die Cimbern wie zum Spiel die stärksten Bäume aus, mit Wurzeln und Erdreich daran, warfen sie in den Strom, mächtige Felsstücke dazu und zertrümmerten die Brücke. Catnlus floh. Die Cimbern sonnten sich behaglich im milden Italien und tranken sorglos vom süßen welschen Weine. So vergingen der Herbst und Winter, der Frühling kam; aber die Kriegsgesellen, die Teutonen, kamen nicht. Plötzlich war Marius da. Die Cimbern schickten Ge- sandte an ihn und verlangten Land für sich und ihre Brüder. „Welche Brüder?" fragte Marius. — „Die Teutonen!" antworteten sie. — „Denen ist schon ein Land angewiesen, welches sie nimmer verlassen werden!" rief Marius lachend. Die Gesandten drohten ihm wegen seines Hohnes und meinten, die Teutonen würden früh genug da fein. „Meint ihr?" erwiderte Marius. „Nun ja, sie sind schon da, und es wäre nicht hübsch von mir, wenn ich euch ziehen ließe, ohne euch eure Brüder zu zeigen." Ans seinen Wink führte man Teutoboch und die anderen Gefangenen in Ketten herein. Als die Kunde davon in das Lager der Cimbern kam, war jedes Herz voll Wut und Rache. Ihr Herzog ritt vor das Lager des Marius und verlangte Zeit, und Ort zu wissen, da sie miteinander kämpfen wollten. „Übermorgen bei Vercellä!" bekam er zur Ant- wort. Also geschah es. Am Morgen des dritten Tages — es war im Jahre 101 — standen die Cimbern und Röiner einander gegen- über. Die Vorfechter in den ersten Reihen der Cimbern hatten sich mit Ketten aneinander geschlossen. Im Frühnebel begann die Schlacht. Schon wollten die Römer erliegen; da schwinden plötzlich die Nebel, die Sonne blendet die Cimbern, der Wind treibt ihnen die Staub- wolken ins Gesicht, die ungewohnte Hitze ermattet sie; es entsteht Verwirrung. Jetzt hebt das Würgen an und währt den ganzen Tag. Der Führer der Cimbern fällt, und gegen 90000 seiner Heeresgenossen werden erschlagen. Als alles verloren war, fochten die Weiber noch fort und erdrosselten endlich in Verzweiflung ihre Kinder und sich felber. Die treuen Hunde verteidigten noch lange die Wagenburg. So erlagen die deutschen Stämme; aber lange noch ehrte und scheute das römische Volk deutsche Tapferkeit. Nach Eduard Duller.

7. Die weite Welt - S. 23

1882 - Leipzig : Klinkhardt
23 zum Angriffe wird gegeben. Wütend stürzen die Jünglinge mit gezückten Schwertern auf einander los. Mit der grössten Spannung folgen die Zuschauer dem Verlaufe des Kampfes. Plötzlich stürzt ein Römer und bald darauf noch ein anderer sterbend hin. Bei ihrem Falle tönt ein Jubelgeschrei aus dem albanischen zu dem römischen Lager herüber. Allein, alle drei albanischen Kämpfer sind verwundet, während der eine Römer unversehrt geblieben ist. Um die ihm gegenüberstehende dreifache Gewalt zu teilen, heuchelt dieser Flucht. Die Curiatier eilen, wie ihre Wunden es erlauben, in Zwischenräumen dem Fliehenden nach. Doch plötzlich wendet sich dieser wieder um und erlegt zunächst denjenigen Curiatier, der ihm auf den Fersen gefolgt war, mit mächtigen Streichen; dann durchbohrt er den weiter zurückgebliebenen zweiten und zuletzt den schwerverwundeten dritten. So siegte Rom über die Mutterstadt Albalonga. Leider befleckte der siegreich heimkehrende Horatier seine glänzende That durch die Ermordung seiner eigenen Schwester, die mit einem der gefallenen Curiatier verlobt gewesen war und ihn nun mit Verwünschungen überhäufte. 2. Horatius Codes. Der vertriebene letzte König von Rom suchte mit Hilfe auswärtiger Freunde sich der Stadt wieder zu bemächtigen, und es wäre ihm beinahe gelungen, wenn nicht ein tapferer Römer, Horatius, im gefährlichen Augenblicke das Richtige erkannt und ausgeführt hätte. Als er seine Landsleute vor den Feinden über die Tiberbrücke in die Stadt eilen sah, rief er ihnen zu: „Was wird euch die Flucht nützen, wenn ihr die Brücke unbesetzt lasset oder sie nicht abbrechet? Die Feinde werden euch auf den Fersen in die Stadt folgen. Ich will dem Feinde, so viel es ein Mann vermag, den Übergang wehren, und ihr zerstört derweil die Brücke.“ Und allein stemmte er sich mit Aufbietung aller Kraft und Gewandtheit den überraschten Feinden entgegen. Zwei Römer, von Scham erregt, dass sie ihn verlassen hatten, kehrten zu ihm zurück. Die drei hielten den Andrang der Feinde so lange auf, bis die Brücke in der Mitte abgebrochen war. Die beiden Römer hatten sich auf des Horatius Geheifs kurz vor dem völligen Abbruch über die Brücke zurück- gezogen, und als nun der Abbruch vollendet ist, stürzt er sich, von den Pfeilen der Gegner überschüttet, in den Fluss und erreicht schwimmend das Ufer. 3. Mucius Scävola. Die erste Gefahr war glücklich vorüber, aber noch lag der Feind vor der Stadt, zu dem, durch Not gezwungen, immer mehr ärmere Römer und Sklaven überliefen. Da entschloss sich Mucius, verkleidet und wohlbewaffnet in das Lager der Feinde "zu gehen und Porsenna, das Haupt derselben, zu töten. Irrtümlicherweise tötet er aber dessen Schreiber. Darauf bahnt er sich einen Weg durch die Feinde mit dem Dolche. Aber er wird ergriffen, entwaffnet und zu Porsenna geführt. Nach seiner Absicht gefragt, erklärt er unumwunden: „Ein Römer bin ich, Mucius ist

8. 1 = 5. Schulj. - S. 9

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
9 er die wilden Schwärme nicht mehr traf, legte er ein festes Lager an und übte seine Soldaten. Als nun die Cimbern und Teutonen aus Spanien wiederkamen, lagerte Marius an der Rhone und hütete sich wohl, den fürchterlichen Feind anzugreifen; denn erst sollten seine Soldaten sich an den Anblick der Barbaren gewöhnen. Da trennten sich die Bundes- genossen, um ans verschiedenen Wegen in Italien einzufallen; die Cimbern zogen nach Tirol, die Teutonen wollten über die Seealpen vordringen. Mit wildem Ungestüm rannten die Teutonen wider das feste Lager des Marius, um ihn zur Schlacht daraus hervorzulocken; aber da es ver- gebens war, brachen sie aus und riefen im Vorbeigehen höhnisch den Römern zu: „Wir ziehen nach Italien; habt ihr etwas an eure Weiber und Kinder zu bestellen?" — Marius eilte ihnen nach; es war im Jahre 102 vor Christi Geburt. Nicht weit von der Stadt Aquä Sextiä trifft er sie, wie sie im schönen Talgrunde an beiden Ufern eines Flusses Rast halten, vergnügt und sorglos beim Schmause und im Bade. Es beginnt eine fürchterliche Schlacht. Schon werden die Römer zurückgedrängt, da fallen aus einem Hinterhalte römische Reiter den Teutonen in den Rücken, und — diese sind verloren. Zu Tausenden sinken sie in ihr Blut, nur wenige wurden gefangen. Die Weiber schlugen, grimmig vor Scham, die Fliehenden und töteten sich selbst, um den Römern nicht in die Hände zu fallen. Unter den Gefangenen war der Teutonen Herzog, Teutoboch, ein riesiger Mann und so gewandt, daß er sechs Pferde zu überspringen vermochte. 2. Indessen waren die Cimbern durch die Tiroler Alpen gezogen; scherzend fuhren sie, auf ihren Schilden sitzend, von den schnee- und eis- bedeckten Bergen hinab. Vor ihnen her flüchtete der römische Feldherr Catulus mit seinem Heere bis an die Etsch. Hier verschanzte er sich an beiden Ufern und schlug eine Brücke über den Strom. Da rissen die Cimbern, wie zum Spiel, die stärksten Bäume aus, mit Wurzeln und Erdreich daran, warfen sie in den Strom, mächtige Felsstücke dazu und zertrümmerten die Brücke. Catulus floh. Die Cimbern sonnten sich behag- lich im milden Italien und tranken sorglos vom süßen welschen Weine. So vergingen der Herbst und Winter, der Frühling kam; aber die Kriegs- gesellen, die Teutonen, kamen nicht. Plötzlich war Marius da. Die Cimbern schickten Gesandte an ihn und verlangten Land für sich und ihre Brüder. „Welche Brüder?" fragte Marius. — „Die Teutonen!" antwor- teten sie. — „Denen ist schon ein Land angewiesen, welches sie nimmer verlassen werden!" rief Marius lachend. Die Gesandten drohten ihm wegen seines Hohnes und meinten, die Teutonen würden früh genug da sein. „Meint ihr?" erwiderte Marius. „Nun ja, sie sind schon da, und es wäre nicht hübsch von mir, wenn ich euch ziehen ließe, ohne euch eure Brüder zu zeigen." Auf seinen Wink führte man Teutoboch und die anderen Gefangenen in Ketten herein. Als die Kunde davon in das Lager der Cimbern kam, war jedes Herz voll Wut und Rache, und Bo jo rix, der Herzog, ritt vor das Lager des Marius und ries um Ort und Zeit zur Schlacht. „Übermorgen bei Vercellä!" bekam er zur Antwort. Also
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