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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 92

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
92 Die Russen in Gumbinnen. Auch viele Flinten sind weggekommen, besonders Jagdflinten. Bei einer dritten Art geplünderter Wohnungen findet man nicht bloß alles ausgeraubt, sondern auch alles kurz und klein geschlagen; Möbelbezüge sind dann aufgerissen, Kleider zerschlitzt, die Holzteile der Möbel vernichtet. Den Boden der Zimmer bedeckt ein wüster Schutthaufen durcheinander gerissener Papiere, Kleider, Schubladen und Wäschestücke. Die Türen und Schlösser von Möbelstücken sind erbrochen. Halb und ganz ausgetrunkene Flaschen stehen umher, sowie geleerte Zigarrenschachteln. Die Betten liegen beschmutzt da oder sind auf den Boden geworfen. . . . Uber das sonstige Verhalten der Russen lauten die Angaben auch recht verschieden. Bald sollen sich die russischen Offiziere recht manierlich und menschlich, sogar freundlich und hilfreich, bald barsch und bedrohlich benommen haben. Die Leute dagegen hausten wie die Wilden. Sie stopften sich die Blusen und Beinkleider voll Flaschen und Zigarren bis zum Platzen, lagen und taumelten betrunken umher und bedrohten dann die wenigen dagebliebenen Deutschen. Einige sollen deswegen gehängt worden sein. Die Flaschen zogen sie nicht auf, sondern schlugen ihnen die Hälse ab, und wenn sie z. B. Sekt darin fanden, so gossen sie ihn enttäuscht auf den Boden und verlangten Wodki. Von Flüchtlingen habe ich gehört, daß russische Offiziere Flüchtlingskinder, die müde waren und nicht mehr laufen konnten wie ihre Mütter, auf den Arm nahmen und weite Strecken trugen. . . . Die Flüchtlinge kehren allmählich nach Gumbinnen und Umgegend zurück. Man sieht traurige Züge von Leiterwagen, mit Stroh und Zeltdächern aus allen möglichen Lumpen zusammengeflickt. Auch ein paar Geschäftsinhaber sind wieder zurückgekehrt und fordern Soldaten zur Wiederaufnahme ihrer Betriebe. Bier, Zigarren, Kaffee, Streichhölzer gibt es noch nicht, keine Briefe, keine Telegramme, keine Züge. Wir sind abgeschnitten von der Umwelt. Die tollste Zerstörung, die ich gesehen habe, ist bei dem Apotheker und Drogisten Keitel. Alle Kästen sind aufgezogen, alle Flaschen herumgeworfen. Alles ist zu oberst und zu unterst gekehrt und alles, was die Russen brauchen konnten, mitgenommen: photographische Apparate, Seifen, Parfüms für viele Tausende. Die Regale sind leer. Was sie nicht mitnahmen, haben sie auf den Boden geschüttet und zertreten. In Konfitürenläden findet man nur die leeren, übereinandergeworfenen Büchsen, Schachteln und Schubladen. Heute war ich in der Regierung, wo sie die Regierungshauptkasse, einen stählernen, eingemauerten Tresor*), gesprengt haben. Die Stahlplatten liegen herum wie die zusammengerollten und zerrissenen Blätter eines Schulheftes. Die Mauern aber haben standgehalten, und in der Kasse war nicht ein Pfennig. Gesprengt haben sie auch die Norddeutsche Kreditanstalt. Von den Häusern in Gumbinnen sind wie durch ein Wunder einige ganz von der Plünderung verschont geblieben. Niedergebrannt wurden gegen 20 Häuser, in Stallupönen und Eydtkuhmn bedeutend mehr. *) Tresor — Schatzkammer.

2. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 49

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 49 — ober Haus der Lords und der Gemeinen). Großbritannien, etwa 7/i2 des deutschen Reichsgebietes und 7/9 der Bewohner desselben enthaltend, ist stark bevölkert, besonders in den Jndustriebezirken. Die Bewohner sind Germanen (in England und Schottland) und Kelten (Wales, Nordschottland, Irland). — Der Konfession nach sind die Engländer und Schotten meist protestantisch, die Jrläuder meist katholisch. Die herrschende Kirche heißt in England die anglikanische oder Hochkirche, in Schottland die presbyterianische. — Die Volks- bilduug steht noch auf ziemlich niedriger Stufe, beginnt sich aber seit der Einführung der allgemeinen Volksschule (1872) zu hebeu. Für die Wissen- schaft wird sehr viel gethan (8 Universitäten). — Die englische Sprache, unter den europäischen die verbreitetste, nimmt unter den Weltsprachen den dritten Platz ein.^) Städte in der schottischen Senke: 1. Edinbnrg, das „schottische Athen", Haupt- und Universitätsstadt Schottlands, mit bedeutender Textilindustrie und Ausfuhr nach den Ostsee- staaten und Amerika. — Hafen Leith (liß), berühmt durch Schiffbau. 2. Glasgow (gläsgo) am Clyde, erste Hafen-, Handels-, Fabrik- und Universitätsstadt Schottlands, bedeutender Markt für Roh- und Gußeiseu. An Industriezweigen sind alle Arten der Weberei — Baumwollwaren, Flachs- gespiuste, Teppiche, Seidenwaren — vertreten, ferner der Schiffbau. Industriestädte an der Grenze des engl. Berg- und Hügellandes: 3. Manchester (mäntschest'r), erste Fabrikstadt der Erde, mit dem gegen- überliegenden Salford das Centrum der englischen Baumwollindustrie. Hier und in etwa 300 umliegenden Ortschaften arbeiten 1*/, Mill. Menschen in den Werkstätten der Textilindustrie. Durch den Manchesterkanal2) ist die Stadt für die größten Seedampfer erreichbar. 4. Sheffield (schessild), sehr bedeutend in Stahlfabrikation (Panzerplatten, schneidende Werkzeuge und landwirtschaftliche Geräte). 5. Birmingham (börminghäm), der „europäische Kramladen", Hauptsitz der Eisen- und Stahlwarenindustrie (Maschinen, Waffen, Panzer, Stahlfedern, Näh- und Stecknadeln). Hafenstädte des englischen Berglandes (Westküste): 6. Liverpool (liwwerpnhl) am Mersey, zweite Handelsstadt des Königreichs, *) Unter den Kultursprachen wird die chinesische von etwa 370, die hindostanische von Zoo, die englische von 1oo, die russische von fast 100, die deutsche von 65, die spanische von 48, die französische von 45, die italienische Sprache von 30 Mill. gesprochen. -) Der Manche st er Schiffskanal durchschneidet das Gebiet von 151 Industriellen. Er ist 57^2 km lang, fahrbar für alle Schiffe und mit nur 4 Schleusen versehen. Seine mittlere Breite beträgt 57 m, sein niedrigster Wasserstand 8,65 m. Bauzeit 1887—1893, Kosten 350 Mill. Mark. 4 *

3. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 55

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 55 — Handels- und Gewerbthätigkeit; mit seiner Universität und vielen Kunst- schätzen der geistige Mittelpunkt Spaniens. Kanalverbindung mit dem Tajo und der hier gelegenen Sommerresidenz Araujuez (arauchues). — Nordwestlich von Madrid der ungeheure Klosterpalast Escoris-l. 3. Toledo (d. h. erhabene Warte) am Tajo, alte Hauptstadt mit ehemals berühmter und auch jetzt noch ausgeübter Waffenschmiedekunst (Toledoklingen). Küstenftädte des nördlichen Randgebirqes: 4. La Coruüa (koruuja), Haupthafen Galizieus; nahe dabei der Kriegs- Hasen Ferrol. 5. Saut an der, Hauptausfuhrhafen für castilische Wolle, mit Woll- spinnereien und Eisengießereien; in der Nähe Eisen- und Zinkminen. Städte des Ebrobeckens und seiner Küfte: 6. Zaragoza (ßaragoßa), zwischen Ebro und Kaiserkanal, mit bedeutender Textilindustrie; Universität. 7. Barcelona am Mittelmeer, erste See- und Handelsstadt Spaniens und Hauptsitz der spanischen Industrie, besonders in Webwaren und Maschinen; Universität. Industrie- und Hafenstädte der südöstlichen Umrandung: 8. Valencia am Gnadalaviar, im „maurischen Paradies", der schmalen, sehr sorgfältig bewässerten und bebauten Küstenebene von Valencia. Hauptsitz der Seidenfabrikation mit bedeutender Ausfuhr von Geweben, Cigarren, Süd- früchten; Universität. 9. Cartagßna, Hauptkriegshafen Spaniens, mit großartigen Docks und Schiffswerften; an der Küste südwestlich von Cartagßna ein wichtiger Berg- baudistrikt (Eisen, Zink, Blei). — Landeinwärts Murcia mit bedeutender Seidenindustrie. 10. Grankda (d. h. Stadt der Granaten) in der Sierra Nevada auf der Hochebene gl. N., alter maurischer Königssitz mit der Alhambra (s. Abb. 17). 11. M ä l a g a, wichtigster Ausfuhrhafen des Südens für Wein und Südfrüchte. Städte des andalusischen Tieflandes: 12. Cordoba (kordowa) am Guadalquivir, früher ein Hauptsitz maurischer Kultur, jetzt Fabrikstadt für Gold-, Silber- und Seidenwaren. 13. Sevilla (ßewilja) am Guadalquivir, Sitz lebhafter Gewerb- und Han- delsthätigkeit, schönste Stadt Spaniens mit berühmten Bauten (Dom). 14. Ca diz (kü-diß), befestigter Kriegs- und Handelshafen Spaniens, besonders für den Verkehr mit den Kolonien. — Nördlich davon das durch seine Weine (Sherri) berühmte Ierez (cheres^), der Mittelpunkt des andalusischen Rebenbaues. J) Bei Xeres de la Froutera schlug 711 der Feldherr der Mauren, Tarik, die Westgoten und zerstörte dadurch ihr Reich.

4. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 18

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 18 — ders Kohlen, Eisenerze und Maschinen, Kurzwaren und Spielzeug, Zucker und Bier. § 22♦ Werfer ssung, Wewoh>ner und Stcrdte. Frankreich ist seit 1870 eine Republik. An der Spitze des Staates steht der Präsident, in dessen Händen die vollziehende Gewalt ruht, während die Gesetzgebung vom Senate und von der Deputierteukammer ausgeübt wird. — Die Bewohner Frankreichs (fleißig, heiter, tapfer, aber auch eitel, leichtsinnig und genußsüchtig) sind Romanen und Bekenner der katholischen Kirche. Industrie- und Hafenstädte des Seine Beckens: 1. Paris^), zu beiden Seiten der Seine, mit ungefähr 21/2 Mill. Einw. die zweitgrößte Stadt der Erde, durch 17 Forts befestigte Hauptstadt des Landes, ist durch seine Industrie (Bekleidung, Parsümerien, Uhren und Geschmeide, Maschinen und Instrumente), seinen Handel (besonders Kolonialwaren, Drognen und Getreide), durch Börsen- und Geldverkehr das Herz Frankreichs; 18 Bahn- linien verbinden Paris mit den entferntesten Winkeln des Landes und den Hauptstädten der Nachbarländer. Seine Sehenswürdigkeiten, die sorgfältige Pflege der Litteratur und die Universität machen es auch zum geistigen Mittel- punkte Frankreichs. — Südwestlich davon Versailles (werßaj), ehemalige Resi- denz Lndwigs Xiv.-) 2. Reims (räng'ß), neben Chalons an der Marne Mittelpunkt der Cham- Pagnerbereitung; alte Krönungsstadt. Nordwestlich davon die frühere Festung Sedan^) an der Maas. 3. Lille, starke Festung im Mittelpunkt des nördlichen Kohlen> und In- dustriegebietes, hervorragend in Spinnerei und Weberei, Maschinenfabrikation, Brauerei und Zuckerfabrikation. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft noch mehrere Groß- und viele Kleinstädte mit Textilindustrie. 4. Le Havre (le Ävr), zweite Seestadt Frankreichs, der wichtigste Ein- suhrhafeu für die Juduftriebezirke des N. (Baumwolle, Wolle, Petroleum, Getreide, Kolonialwaren), Ausfuhrhafen für französische Jndnstrieartikel; Schiff- und Maschinenbau. Am Kanal die Kriegshäfen Cherbourg (fcherbuhr) und Calais; von hier Überfahrt nach Dover. *) Erstürmung des Montmartre (30. 3. 1814) und Einzug in Paris (31. 3. 1814).. Erster Pariser Friede (30. 5. 1814), zweiter Friede (20. 11. 1815). Belagerung von Paris (19. 9. 1870 bis 28. 1. 1871) und Einzug (1. 3. 1871). Nördl. von Paris die Schlacht- selder Laon (9. 3. 1814), Amiens (27. 11. 1870) und St. Quentin (18. u. 19. 1. 1871), südöstlich Chs.lons (katalannische Gefilde, 451) und südwestlich Le Mans (12. 1. 1871).— Gedicht: Die nächtliche Heerschau, von Zedlitz. °) Kaiserproklamation Wilhelms I. (18. 1. 1871). s) Gefangennahme Napoleons Iii. (2. 9. 1870). — Südl. davon Beaum ont (30. 8. 1870). — Stromaufwärts Verduu (Teilungsvertrag d. I. 843).

5. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 61

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 61 — Großstädte der römischen und der campanischen Ebene: 12. Rom am schiffbaren Tiber, Hauptstadt Italiens, Residenz des Königs (Quiriual) und des Papstes (Vatikan), Mittelpunkt der katholischen Welt und ehemals Hauptstadt des römischen Weltreiches (s. Abb. 19). Die „ewige Stadt" ist voll von Bauwerken und Kunstschätzen des Altertums und des Mittelalters (Peterskirche, vatikanisches Museum). — Industrie und Handel sind im Aufblühen begriffen, besonders die Kunstindustrie. Durch starke Forts geschützt; Universität. — In der Umgegend das Albanergebirge, eine mit Fruchthainen, Weingärten, Wäldern und Seen, Villen und Dörfern bedeckte Oase der römischen Steppe. 13. Neapel/) einziger Naturhafen der Westküste von Messina bis Spezia, größte und reichste Stadt des Königreichs, zweite Hafen- und Handelsstadt, hervorragend iu Kunstgewerbe, Schiffbau und Handel mit Wein, Öl, Süd- früchten. Kriegshafen, Universität. Hafenstädte Siciliens und Sardiniens: 14. Palermo^), Hauptstadt und bedeutendster Jndnstrieort der Insel (Seiden- und Baumwollgewebe, Gold- und Silberwaren), Hauptsitz des Handels und der Schiffahrt Siciliens/ Universität. 15. Messina, mit berühmtem Hafen, Ausfuhr von Südfrüchten, vor allem Apfelsinen, Öl, Korallenarbeiten. Universität. Ihm gegenüber an der ital. Küste Reggio (reddscho). 16. Cagliari (kaljari), an der Südküste Sardiniens gelegene Hauptstadt der Insel, treibt Handel mit Landesprodukten. 14. Die Balkan-Halbinsel. § 55. Nebenform und Gewässer. Die Balkan-Halbinsel wird als die östlichste der drei südeuropäischen Halbinseln auch die südosteuropäische oder Südost-Halbinsel genannt. Die Oberfläche gliedert sich in ein Gebirgsdreieck mit einspringender Südostseite, das von zwei großen Tiefebenen (Donaubecken im No., Maritzabecken im So.) umlagert wird (s. Karte 15). *) Neapel hat eine prächtige Lage und Umgebung; daher der Ausspruch: „Neapel sehen und sterben!" Südöstlich vom Vesuv die i. I. 79 n. Chr. durch Lavaasche verschütteten Städte Pompeji und Herkulanum, jetzt teilweise ausgegraben. In der Asche des Vesuvs gedeiht ein vorzüglicher Wein, „Lacrimae Christi" (b. h. Thränen Christi) genannt. 2) Hier liegen bte bentschen Kaiser Heinrich Vi. und Friedrich Ii. begraben.

6. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 45

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 45 — § 43. Verfassung, Mewohner und Sicidte. Die Halbinsel ist r2/5mal so groß wie das deutsche Reich, enthält aber kaum J/7 der Bevölkerung desselben und ist daher das am schwächsten bevölkerte Gebiet Europas (Volks- dichte 9). Sie umfaßt zwei durch Personalunion verbundene selbständige Königreiche, das größere, volkreichere Schweden und das kleinere, schwach bevölkerte Norwegen. Beide sind konstitutionelle Erbmonarchien mit verschiedener Verfassung und verschiedenen Ministerien. Der schwedische Reichs- tag besteht ans zwei Kammern, der norwegische aus einer. — Die Bewohner sind germanischen Stammes (Nordgermanen oder Skandinavier). Im N. wohnen Finnen und Lappen, welche teils vom Fischfang leben, teils mit ihren Renntieren nomadisierend das Hochland durchziehen (s. Abb. 10). Die herrschende Konfession ist die lutherische. Die Volksbildung steht auf ziemlich hoher Stufe (Wanderlehrer, Handfertigkeitsnuterricht). Hafenstädte an der Fjordenküste: 1. Hammerfest^) auf eiuer Küsteninsel, nördlichste Handelsstadt der Welt, mit Holzhäusern und elektrischer Beleuchtuug. 2. Bergen, das „nordische Hamburg", die wichtigste Handelsstadt Nor- wegens mit der Hauptausfuhr von Fischen; Schiffbau. 3. Kristiania, Hauptstadt Norwegens mit bedeutender Fabrikthätigkeit und großem Holzexport. Universitätsstadt. Handelshäfen am Kattegat und Sund: 4. Götebnrg, zweite Handelsstadt Schwedens, Zündholzfabrikation und Schiffbau. 5. Malmö, bedeutender Einfuhrhafen, Getreidehandel, Dampfschiffverbin- duug mit Stralsund. Fabrik- und Handelsstädte an der baltischen Küste: 6. Norrköpiug (norrtjöping), zweite Fabrikstadt Schwedens mit bedeuten- L>er Industrie in Stahl- und Eisenwaren, Tuchen, Leinwand und Leder. 7. Stockholm (d. h. Sundinsel') zwischen Mälarn und Ostsee auf 40 Holmen oder Inseln, daher das „nordische Venedig", Haupt- und Residenzstadt Schwedens, wichtigste Fabrik- und Handelsstadt und geistiger Mittelpunkt des Königreichs. — Nördlich die Universitätsstadt Upsala, in deren Bibliothek der „silberne Codex", das größte Bruchstück der gotischen Bibelübersetzung des Ulfila, aufbewahrt wird. 8. Gefle (jewle), dritte Handelsstadt Schwedens und Ausfuhrhafen des Bergwerkdistrikts (Sala, Danneroma, Falun^). *) Hier währt der längste Tag vom 13. Mai bis 29. Juli, die längste Nacht vom 24. Nov. bis 21. Jan. Prächtige Nordlichter erhellen die langen Nächte (f. Abb. 9). 2) Im Frieden zu Stockholm erwarb Preußen Vorpommern bis zur Peene (1720). 3) Des Bergmanns Leiche zu Falun, von Schubert.

7. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 54

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 54 — auf der ganzen Halbinsel vor, außerdem an mehreren Orten Steinkohlen, Quecksilber (Bergwerkstadt Almadßn), Silber, Gold, Schwefel, Nickel, Antimon. Salz wird sowohl aus Steinsalzlagern wie an der Küste in Salzgärten ge- Wonnen. Über 1000 Orte besitzen Mineralquellen. — Die vor der Entdeckung Amerikas blühende Industrie der Halbinsel ist erst in diesem Jahrhundert wieder etwas lebendiger geworden. Sie fertigt aus einheimischen Rohstoffen Papier, Seide, Seife (aus Olivenöl), Korken (Korkeiche ^), Mehl, aus eingeführter Baumwolle Gewebe, aus dem Tabak der spanischen Kolonien Cigarren und Cigaretten. — Im Handel, der gleich vielen Bergwerken und Bahnlinien namentlich in den Händen Frankreichs und Englands liegt, überwiegt die Ausfuhr von Erzeugnissen der Landwirtschaft (besonders Wein) und des Bergbaus die Einfuhr, die hauptsächlich Steinkohlen, Holz, Maschinen, Banm- wolle, Tabak und Kolonialwaren bringt. Der Export nach dem deutschen Reiche (Südfrüchte, Wein, Eisenerze, Quecksilber) ist bedeutender als die besonders in Spirituosen bestehende deutsche Einfuhr. § 50. Stcrcrten, Wewohner und Städte. Die Pyrenäen-Halbiwfel enthält: zwei konstitutionelle Erbkönigreiche (Spanien und Portugal), eine Republik (Andorra-), eine englische Besitzung (Gibraltar; s. § 47). Die Halbinsel ist zwar l1/^ mal so groß wie das deutsche Reich, besitzt aber bei weitem nicht die Hälfte der Bewohner desselben und ist deshalb schwach bevölkert, besonders Spanien. In Spanien und Portugal teilen die Herrscher die gesetzgebende Gewalt mit deu Cortes (eorte — Hof), die aus zwei Kammern bestehen. Die Be- wohner sind Romanen und katholischer Konfession. In Andalusien lebt etwa eine halbe Million Zigeuuer. Die Volksbildung des sehr verarmten Landes steht auf niedriger Stufe. Städte der caftilischen Hochebenen: 1. Valladolid (waljadolld) im Knotenpunkt der Verkehrsstraßeu der Hochebenen, mit Papier- und Tuchfabriken; Universität. Hier starb Colnmbns. — Südwestlich davon Salamänca3), ehemals berühmte Uni- versität. 2. Madrid am Manzanares, Haupt- und Residenzstadt von Spanien, höchstliegende Großstadt Europas, größter Eiseubahukuoten mit wachsender J) Jährlich werden über 1000 Mill. Stück Pfropfen ausgeführt. 2) Die in einem Hochthale der Pyrenäen gelegene Hirten- und Bauernrepublik Andorra, unter spanischem und französischem Protektorate, ist 452 qkm groß und zählt 6000 Einwohner. Gedicht: Der Teufel von Salamanca, v. Th. Körner.

8. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 59

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 59 — werden Kupfer, Quecksilber und andere Erze gewonnen. Dagegen mangelt Stein- kohle gänzlich. Die Gewerbthätigkeit erstreckt sich auf Verarbeitung von Seide und Baumwolle zu Geweben, auf Strohflechterei und auf die Ver- arbeitung des Eifeus unter Zuhilfenahme der Wasserkräfte. Der Handel ist unbedeutend. Hauptverkehrsländer sind die drei Nachbarstaaten, während der Handel mit Deutschland, aus dem Italien Kohlen, Eisenwaren und Maschinen bezieht, erst im Aufschwung begriffen ist. Die Ausfuhr umfaßt Wein, Süd- fruchte, Seide, Öl, Korallen-, Marmor- und Glaswaren, Strohgeflechte, die Einfuhr Kolonialwaren, Getreide, Webwaren und Maschinen. §♦ 54. Staaten, Werfcrfsung, Wewobner und Städte. Die Apennin-Halbinsel enthält: ein Erbkönigreich (Italien) und eine Republik (San Marino^). Das Königreich Italien, etwas größer als das halbe deutsche Reich und wenig kleiner als das britische Jnselreich, bleibt an Volksdichte wenig hinter letzterem zurück. Es ist eine konstitutionelle Monarchie mit 2 Kammern (Senat und Deputiertenkammer). Die sehr arbeitsame und bedürfnislose Be- völkernng ist romanischen Stammes und katholischer Konfession. Im ganzen Lande, besonders aber in Unteritalien und Sicilien, herrschen große Armut und Unbildung'^). Städte der lombardischen Tiefebene^): 1. Turin am Po, Fabrikstadt für Seiden-, Woll- und Baumwollgewebe; Universität. Endpnnkt der Mont Cenis-Bahn/) 2. Mailand, erste Handels- und bedeutendste Fabrikstadt Oberitaliens, im Mittelpunkte des ganzen Verkehrs der Poebene (10 große Landstraßen, 8 Eisenbahnen und 3 Kanäle kreuzen sich hier); Mittelpunkt der Seiden- industrie; erster Börsenplatz Italiens. Prachtvoller gotischer Dom ans Marmor. — Südlich davon Pavia, alte Nebenbuhlerin Mailands, mit berühmter Universität. *) San Marino, gegründet von dem Einsiedler Marinns im 4. Jahrhundert aus einer Anhöhe im mittleren Italien, ist der älteste Staat in Europa und steht unter dem Protektorate Italiens. Die Republik ist 59 gkm groß und hat 8000 Einwohner. ') Auf 100 Einwohner kommen 60 Analphabeten (d. h. Menschen ohne Schulbildung). ^) Die Lombardei ist reich an Schlachtfeldern: a) Auf den raudischeu Feld'ern bei Vercelli besiegte Marius die Kimbern (101 v. Chr.). d) Bei Legnano (westl. von Mailand) schlugen die lombardischen Städte Friedrich Barbarossa (1176). c) Unweit Pavia siegte Karl V. über Franz I. von Frankreich (1525). d) Bei Magenta (westl. von Mailand) und Solferino (westl. vom sog. Festungsviereck) erlitten die Österreicher Niederlagen (1859). 4) Diese Linie setzt sich fort über Alessandria — Bologna nach Brindisi (die Ostküste begleitend), über Alessandria — Rom nach Neapel (auf der Westküste). In die Strecke Alessan- dria — Brindisi münden in der Lombardei: die St. Gotthard-Bahn (über Mailand), die Brenner Bahn (über Mantua) und die Semmering-Bahn (über Venedig).

9. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 22

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 22 — 3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von mehreren Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser des Nenenbnrger und des Bieler Sees auf. Das Klima der Schweiz ist je uach der Höhenlage verschieden, am an- genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseen. Der Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher warmer Wind, tritt im Winter und Frühjahr am häufigsten auf; er beschleunigt das Schmelzen des Schnees. §24. Erwerbsquellen. Neben dem unzureichenden Landbau bildet seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft^) eine Hauptbeschäftigung der Be- wohner. Noch immer harrt am Ende des Winters in den Alpenthälern alles ungeduldig der Alpfahrt. Unter Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres, der prächtig geschmückten Heerknh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuh- reigen der Sennen den Bergen zu, wo Rinder, Schase und Ziegen den Sommer ohne Stallung verbringen und in ungebundener Freiheit des kurzen, würzigen Kräuterwuchses der hohen Almen genießen. Die Almwirtschaft liefert zwar gute Erträge an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlacht- vieh eingeführt werden. Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an Kohlen, Eisen und Salz kaum zur Hälfte. Trotzdem ist die Industrie mit Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen geeigneten Wasserkräfte auf eine sehr hohe Stufe gelangt. In der Ostschweiz blüht die Baumwollen- iudustrie, in der Mitte des Landes Seidenweberei und im W. (Juragebiete) die Fabrikation von Taschenuhren, Bijouteriewaren, mathematischen und physikalischen Instrumenten. Der durch ein ausgedehntes Eisenbahn- und Landstraßennetz geförderte Handel steht aus hoher Stuse. Zur Ausfuhr gelangen Jndustrieerzeugniffe, Vieh, Butter und Käse. Eingeführt werden: Nahrungsmittel, Steinkohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutsch- laud liefert nach der Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und Metallwaren, Getreide, Vieh und erhält dagegen Uhren und Milchprodukte. — Eine gewaltige Einnahmequelle für die Schweizer bildet der ungeheure Fremden- verkehr, der alljährlich über eine Million Menschen in das Land führt. Neben den Naturschönheiten der Alpenwelt locken die zahlreichen warmen und kalten Heilquellen und die Luftkurorte. § 25. Verfassung, Wervohner und Städte. Die schweizerische Eidgenossenschast oder Republik bildet einen Bundesstat von 25 Kantonen. Die gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat), die vollziehende der Bundesrat, welcher aus einem Präsi- denten und sieben Mitgliedern besteht. — Die Schweiz umfaßt an Größe 1/Jsl ') Gedichte: Alpenlied, von Krummacher; Der Alpenjäger, von Fr. v. Schiller.

10. Das Deutsche Reich - S. 22

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 22 — und Schmucksachen im Thale der Nahe (zum Rhein) suchen ihresgleichen auf der Erde. § 20* Stcrcrten, Wewohner und Städte. Politisch haben Anteil an dem Becken: die Königreiche Württemberg, Bayern und Preußen (Teile der Provinzen Hessen-Nassau und Rheinland nebst den hohenzollernschen Landen), die Großherzogtümer Baden und Hessen (südl. Hälfte), das Reichs lau d Elsaß-Lothringen. Das südwestdentsche Becken ist dicht bevölkert; es sind in ihm hauptsächlich der lothringische, der schwäbische und der fränkische Stamm vertreten. In der Lothringer Stufenlandschaft wohnen viele Franzosen; im N. und 0. der Landschaft leben vorwiegend Protestanten, im 8. und W. Katholiken. Städte der oberrheinischen Tiefebene: 10. Mülhausen an der Jll (zum Rheiu), bedeutendste Fabrikstadt Süd- dentschlands in Weberei und Spinnerei; Maschinenfabrikation. 11. Straßburg^) an der Jll, Sitz der Reichsregierung Elsaß-Lothringens, durch eiueu Kranz von 14 Forts geschützte Festung; Handels-, Industrie- und Universitätsstadt der Reichslande; Münster Erwins von Steinbach (s. Abb. 5). 12. Karlsruhe, Haupt- und Residenzstadt Badens, mit großen Industrien, besonders Möbeltischlerei und Maschinenbau. 13. Mannheim an der Neckarmündung, wichtigster Handelsplatz Süd- dentschlands für Getreide und Tabak. Ausgangspunkt der regelmäßigen Rhein- schisfahrt. Ihm gegenüber am Rhein Ludwigshafen; stromaufwärts das alte Speyers, Hauptstadt der bayrischen Pfalz, und stromabwärts Worms^) mit berühmtem Weinbau und großen Gerbereien; Lutherdenkmal. 14. Darmstadt, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen; lebhafter Handel, Leder- und Tabakindustrie. 15. Frankfurt a. M/), bedeutender Handels- und Bankplatz mit zwei Messen, Kreuzuugspuukt zweier bedeutender Handelsstraßen. Jenseits des Mains liegt Sachsenhausen mit Apfelweiufabrikeu. 16. Mainz, gegenüber der Mainmündung, Festung ersten Ranges, Knoten- Punkt der Rhein- und Mainbahneu, wichtige Handelsstadt; Denkmal Gntenbergs. *) Eroberung am 28. 9. 1870. Nördl. davon die Schlachtorte Weißenburg (4. 8.1870) und Wörth (6. 8. 1870). 2) Grabstätte der alten deutschen Kaiser. Gedichte: Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe, von I. Kerner. — Die Glocken zu Speyer, von M. v. Oer. 3) Gedicht: Der reichste Fürst, von Uhland. — Luther auf dem Reichstage 1521. 4) Im alten deutschen Reiche Wahl- und späterhin auch Kröuuugsstadt der deutschen Kaiser. — Goethes Geburtsort (28. 8. 1749).
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