— 262 —
wieder sieht. Manchmal kommt das Weh erst in der Ferne. Dann hat
man Sehnsucht nach der Heimat, Heimweh; dann freut man sich gegen-
fettig auf den Besuch.
Wo die Freude einkehrt, kehrt auch das Leid ein. Unter die
Frendentage mischen sich Trauertage. Nicht selten schleicht sich die
Krankheil in das Haus; mit ihr ziehen Schmerzen, Sorge und Angst
ein und lassen die Freude erst wieder nach der Genesung herein. Führt
die Krankheit oder Kränklichkeit zum Tode, so kehren Trauern und Weh-
klagen in der Familie ein. Eltern beklagen oder betrauern verlorene
Kinder, Witwer die Gattin, Witwen den Gatten, Waisen den Vater oder
die Mutter oder beide. Der Gedanke, daß alles, was Gott thut, wohl-
gethan ist, und die Hoffnung auf ein Wiedersehen trösten sie.
Nb. Der Lehrer zeichne bei derartigen Lehrstoffen sarbenfrische Bilder aus
dem Leben, lasse die Kinder lauschen und suche erst darauf die Begriffe zu gewinnen.
1. Des Vaters Geburtstag. W. Ii. 271, W. 372.
2. Der Mutter Geburtstag. W. Ii. 272, W. 373.
3. Wie eine Blume. Kühn. W. Ii. 273, W. 376.
4. Die Waisen. Streich. W. Ii. 274, W. 377.
5. Der Waisenknabe. Ziel. W. Ii. 275.
69. Von Geld und Gut.
Durch Arbeit, Müh' und Schwitzen,
nicht müßig faules Sitzen;
durch Klugheit, Fleiß und Mut
kommt man zu Geld und Gut.
Die Menschen brauchen zum Leben Geld und Gut. Das müsseil
sie entweder schon haben oder erst durch Arbeit verdienen. Gott will,
daß alle Menschen arbeiten, daß einer dem andern diene und jeder da-
durch sein täglich „Brot" verdiene. Die Arbeit und der Verdienst der
Menschen ist aber sehr verschieden. Kaufleute verdienen oder gewinnen
durch den Handel, Handwerker verdienen oder erwerben durch ihr Ge-
werbe, Arbeiter und Dienstboten verdienen durch Dienste Lohn, Beamte
verdienen Gehalt zc. Wer nicht so viel verdient, als er braucht, ist arm.
Der Arme kann die notwendigen Bedürfnisse (gesunde Nahrung, Kleidung
und Wohnung) nicht befriedigen; er lebt in dürftigen Verhältnissen und
leidet oft Not. Die Armut ist bitter, aber manchmal durch Faulheit,
Verschwendung, Leichtsinn und Dummheit verschuldet. Mit solchen, die
durch Krankheit, hohes Alter oder Unglück arm geworden sind, haben wir
Mitleid. Die Gemeinde (Armenanstalt, öffentliche Speiseanstalt zc.) unter-
stützt sie; Wohlthäter beschenken sie. Auch hat der Kaiser Kassen errichten
lassen, aus welchen die Arbeiter Geld empfangen, wenn sie krank oder
altersschwach werden oder verunglücken. Niemand soll mehr betteln.
Jeder soll in der (guten) Zeit sparen, auf daß er in der Not habe.
Für alle gilt der Spruch: „Arbeitet und schaffet mit den Händen etwas
Gutes, auf daß ihr habet zu geben den Dürftigen."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
v^xi 47 u^a vzn v^a v^a vtsa
Katholiken, den konfessionelle Verbitterung dereinst hinausgetrieben hat, um
mit der Gründung der Kolonie Windhorst gleichsam ein politisches Glaubens-
bekenntnis ablegen zu helfen, immer wieder hört: „Ja, wir Deutschen hier
halten zusammen, wir lassen unsern Rindern die deutsche Muttersprache und
deutsche Art nicht nehmen, und wir halten die Liebe zur alten Heimat fest
im herzen!" Und wenn wir an den Wänden der guten Stube die Bild-
nisse unseres Kaisers und des alten Franz Joseph zusammen mit dem des
Papstes den Ehrenplatz einnehmen sehen, so tritt uns auch darin ein Bild
schlichter deutscher Treue entgegen, die in aller Cinfalt und Geradheit für sich
Konflikte überbrückt, vor denen Neunmalweise ratlos stehen, einer Treue, die
wir nur mit stiller Rührung respektieren können. Nach einer Stunde eifrigen
Fragens und Erzählens gab's einen herzlichen Abschied wie von alten guten
Bekannten; wieder ein Stück Fahrt, und dann saßen wir im Gasthof von
Groß-Windhorst, einem echten behäbigen deutschen Landwirtshaus — beileibe
keine primitive Dorfkneipe — bei einem Glase Trappistenbier deutsch-bosnischer
Herkunft im Kreise der Vorstandsmänner der Windhorster landwirtschaftlichen
Genossenschaft. Einer von ihnen, ihr Wortführer, hatte noch unseres jetzigen
Kaisers Rock getragen und war erst nach 1900 Freunden und verwandten
nachgezogen. Er denkt mit Begeisterung an seine Soldatenzeit zurück und plant
für die drei nahe beieinanderliegenden Kolonien Groß- und Klein-ll)indhorst und
Rudolfstal die Gründung eines Krieger- und Veteranenvereins! Alle diese Leute
sind aus eigener Kraft wohlhabende Großbauern geworden. Freilich die harte
Arbeit einer Generation steckt darin, aber nun sind sie gemachte Leute. Sie
wissen auch, was sie dem Lande wert sind und stellen ihr Licht nicht unter den
Scheffel. Sie sind entschlossen, mit allen Mitteln an ihrer Muttersprache und ihrem
deutschen Volkstum festzuhalten und begreifen vollkommen, daß die Vernichtung
und Entdeutschung der zahlreichen jüngeren und daher ärmeren deutschen Siede-
lungen im Lande, wie sie die bosnische Schulpolitik durch Entziehung der
bisherigen Schulsubventionen anbahnt, allmählich auch auf sie nachwirken
muß, mit einem Wort, daß sie isoliert zu klein sind, um sich dauernd als
Deutsche behaupten zu können. Und sie leiden weiter unter den traurigen
Kreditverhältnissen des Landes, die sie zwingen, bei kroatischen Geldinstituten
Gelder gegen Wucherzins aufzunehmen, wenn sie ihren Besitz vergrößern, von
der durch die starke Türkenabwanderung geschaffenen günstigen Konjunktur
im Bodengeschäft Nutzen ziehen wollen. So sind auch sie als gute Deutsche
und tüchtige unternehmende Wirte mit ganzem herzen mit den Maßregeln
einverstanden, die der junge Verein der Deutschen in Bosnien mit Hilfe des
Vereins für das Deutschtum im Ausland zu treffen sich bemüht, um durch
Schaffung eines gesunden Kreditwesens für alle deutsch-bosnischen Kolonien
auf genossenschaftlicher Grundlage die wirtschaftliche Lage des gesamten bos-
nischen Deutschtums zu stärken und dadurch auch die Mittel für ein auf eigenen
Füßen stehendes deutsches Privatschulwesen zu sichern. Wir scheiden mit dem
Bewußtsein, in diesem fernen deutschen Pionierwinkel Männer gefunden zu
haben, die mit ganzem herzen an ihrer deutschen Art festhalten und mit
offenem Blick die Wege suchen und finden werden, die ihnen dies ermöglichen.
Und dieser Eindruck wurde womöglich noch verstärkt durch das Zusammen-
sein, das wir Jtach einer weiteren Stunde Fahrt mit dem wackeren und ein-
sichtsvollen Gastwirt und Bürgermeister von Rudolfstal, einem blonden olden-
burgischen Hünen in der Vollkraft der Jahre, haben durften. Auch hier fielen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Z^rii Z^xi Cz.t< 110 V^i< V^xi C^iv V^ii C^rii u^ii U^i}
fremden Hauptstadt, voran der Direktor und Herren des Vorstandes, große
Schüler mit den Gemeinde- und Schulfahnen, dann eine rumänische Militär-
Kapelle, die deutsche Marschlieder spielte, und danach der schier endlose Zug
der 1800 Schulkinder, immer vier und vier, die Rnaben mit Fahnen, die Mädchen
mit Ländern und Blumen geschmückt. Bewundernd, vielleicht auch ein wenig
neidisch, schaute mancher Rumäne dem Zuge nach, dessen gewaltige Wirkung
ich allerdings erst als Erwachsene richtig gefühlt habe. Hls Kind freute ich
mich zu sehr auf die Spiele im Freien, bei denen es auch stets Gewinne
abwarf, die dieser oder jener Vater für die Allgemeinheit gestiftet hatte.
Den Schluß des Tages bildete immer ein Wettklettern der Knaben und
eine Ansprache des Schulleiters, der des Stifters der Schule gedachte und allen
Teilnehmern zu den langen Sommerferien, die ja von vielen in der Heimat
verbracht wurden, Glück wünschte.
Während der Jahre 1908—10, die ich nach meiner Ausbildung in Deutsch-
land als Lehrerin in Bukarest verbrachte, erfuhr ich auch mancherlei über das
deutsche Schulwesen in anderen Ortschaften Rumäniens. Jeder Frühling brachte
Zusammenkünfte und gemeinsame Beratungen der Lehrkräfte deutscher Schulen
aus allen Gegenden des Landes. Die zweitgrößte und wichtigste deutsch-
evangelische Schule der Provinz befindet sich in der vonaustadt Galatz. Sie
zählte 1912 nach einem Berichte des Leiters 318 Rinder und gliedert sich in
einen Rindergarten, eine sechsstufige Rnaben- und eine zehnstufige Mädchen-
schule, wozu noch Abendkurse für junge Raufleute und ältere Lyzeal- und
Handelsschüler kommen. Seit 1910 verfügt die Anstalt dank der reichen Spende
eines hochherzigen, deutschen Industriellen über ein schönes, neues Schulgebäude.
Ein solches wurde in den letzten Jahren auch in Esmpina, der Stadt der
petroleumquellen am Fuße der Rarpathen, errichtet. Mehr als hundert Schüler
finden sich noch in den deutschen Schulen zu Eonstanza, dem Hafen am Schwarzen
Meer, in plojescht, Traiowa und Braila. In Jassy, der Hauptstadt der Moldau,
Turn-Severin, Rimnic-Valcea, pitescht unterhalten die Deutschen kleinere
Schulen, ebenso sind von einigen Fabriken und Holzverwertungsgesellschaften in
abgelegenen Ortschaften eine Reihe von kleinsten deutschen Schulen für die
Rinder der Beamten eingerichtet worden. Der geistige Mittelpunkt für all
diese kleinen Unternehmungen ist natürlich die Landeshauptstadt, wo es in
den deutschen vereinen nie an Anregung aller Art fehlte.
Bereits als größeres Schulkind hatte ich Gelegenheit, an einigen vor-
tragsabenden, die in der deutschen Gesellschaft veranstaltet wurden, teilzunehmen.
Ich entsinne mich deutlich des einen Abends, als Direktor Schmidt, der jetzt
Geheimer Rat im Auswärtigen Amt zu Berlin ist, über ,,Das Evangelium der
Arbeit" sprach. Der große Saal der Liedertafel war voll besetzt, und alle
lauschten aufmerksam den geistvollen Ausführungen des Redners, den am
Schlüsse reicher Beifall lohnte. Ich weiß nicht, ob ein solches Thema die An-
gehörigen einer andern Volksgemeinschaft so angelockt oder befriedigt hätte.
Ja, es lebten starke deutsche Rräfte in Rumänien, ehe der Weltkrieg ausbrach.
Ein Zeugnis hiervon ist auch der 1908 gegründete deutsche Volksbildungsverein
für Rumänien, der durch die Anschaffung und Verbreitung einer reichen Bücherei
und durch Vortragsabende viel Gutes gestiftet hat. Deutsche vereine gibt es
übrigens reichlich in Bukarest. Außer dem schon genannten, der ja der jüngste
ist, bestehen noch der deutsche Turnverein, die Gesangvereine „Liedertafel" und
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
303
dabei hat er gerade so viel Soffen wie dieser, zwei an der Brust, drei
am Bauche, eine auf dem Rücken und eine am Schwänze. Aber dann
dieser spitze Kopf! Da wird er gewiß recht schnell schwimmen können,
jedenfalls besser als der Karpfen. Und so ist es auch.
Da möchten wir doch gern wissen, wozu er das braucht. Wir
blicken in sein Maul; das haben wir schon oft getan, wenn wir ein Tier
kennen lernen wollten. Das ist ja ganz voll spitzer Zähne, mehr als
eine Katze oder ein Maulwurf hat, und noch schärfer und spitzer! An
den Zähnen erkennt man, wovon ein Tier lebt: Der Hecht verspeist sicher
andere Fische. Za er verspeist alles, was er nur hinabwürgen kann.
Wir wollen doch auch einmal seinen Magen untersuchen. Wir schneiden
ihn auf. Nein, wer das glauben könnte! Vier Fische hat er drin, und einer
davon ist so groß wie ein kleiner gering! — So ist der Hecht ein Raub-
tier, ein Raubfisch schlimmster Sorte. Darum sieht man ihn in den
Teichen, wo Karpfen und Schleien groß wachsen sollen, gar nicht gern,
und sucht ihn mit Angeln zu fangen.
Dazu liefert er uns ein wohlschmeckendes Fleisch, und wir freuen
uns schon auf das delikate Fischgericht.
Wagner, Der Hecht im Karpfenteiche. Ch 29. W \6{.
63. Jahrmarkt.'«'
Wo wurde der Jahrmarkt abgehalten? Wann fand er statt?
Die Verkäufer errichteten Buden (Stände) und legten ihre Waren aus.
Welche habt ihr gesehen? Die Käufer kamen aus der Stadt und der
Umgegend, um zu kaufen, was sie in ihrem Wohnorte nicht kaufen
können oder um billiger zu kaufen. Sie zogen durch die Reihen der
Buden, sahen sich die Waren an, suchten sich aus, was sie brauchten oder
was ihnen gefiel, fragten nach den preisen, boten weniger, handelten,
wurden endlich mit dem Kaufmann (Krämer) handelseinig und kauften.
Manche lassen sich von den Waren und den Händlern, die sie anpreisen,
verlocken und kaufen, was sie nicht brauchen. Diese verschwenden ihr
Geld. Wer schlechte Waren teuer kauft, ist betrogen. Wer zu viel
Pfefferkuchen und andere Süßigkeiten kauft, ist ein Näscher. Aus dem
Näscher wird leicht ein Dieb. Was habt ihr gekauft? eure Mutter?
Woher hattet ihr das Geld? Hatten eure Eltern es erlaubt, euch etwas
zu kaufen? Wer kaufte etwas zum Verschenken? Wer hat sein Glück
versucht und gewürfelt?
Der Jahrmarkt fand im Herbste statt. Die Leute, besonders aber
die Landleute, hatten jetzt Zeit und Geld; auch wollten sie sich nach der
schweren Arbeit des Sommers einmal lustig machen und ergötzen. Des-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
65. Anschlagsäulen.
Xdas an ihnen alles zu lesen steht: Belohnung, Bratwurstzelt aus dem
Jahrmarkt, Bekanntmachung des Rates, Noßweiner Sänger, pulsnitzer Pfeffer-
Kuchen, Hundesperre, Leihhausauktion, Extrablätter, Sparkasse, Impfungen,
Lotterie, Geflügelausstellung, Woche, Zigaretten, Flugtage, Geschäftseröff-
nung, Theaterzettel usw. usw., das alles wissen die Kinder schon und haben
es nicht selten studiert, besonders zu Jahrmarktszeiten. Aber daß die Stadt
diese Säulen nicht bloß hingestellt hat, damit die Leute etwas Neues er-
fahren, sondern daß sie sie gegen Geld vermietet hat, das wird den meisten
neu sein. Es darf nämlich nicht jeder an die Anschlagsäulen ankleben, was
ihm gefällt, sondern nur ein bestimmtes Geschäft, meist eine Druckerei, hat
das Recht dazu und muß dafür an die Stadt eine gewisse Summe bezahlen.
Wer nun etwas auf diese Hrt bekannt machen will, wendet sich an diese
Druckerei und erteilt ihr den Auftrag. Welche es ist, das findet man gewöhn-
lich auf den Anschlagbogen stehen oder an den Säulen selbst. Sucht nur
darnach!
66. Mrmetz.
Nicht jedes Dorf hat einen Jahrmarkt, aber jedes Dorf feiert im
herbste seine Kirmeß — Kermst sagen sogar manche Leute, und eigentlich
heißt es Kirchmesse, und gemeint ist das Kirchweihfest. Das mag ein altes
Fest sein, so alt jedenfalls, wie die erste Kirche, die man an dem Grte erbaut
hatte. Im Frühlinge war sie begonnen und in einem herbste desselben oder
eines folgenden Jahres war sie fertig geworden. Denn nur im Sommer hatte
man an ihr arbeiten können. — Nun wurde sie eingeweiht, und die Leute
waren gewiß alle recht glücklich darüber, daß sie nun eine Kirche hatten,
vielleicht ist es auf diesem ersten Kirchweihfest auch recht froh hergegangen.
Darum dachte man jedes Jahr im herbste daran und feierte wieder den
Tag der Kirchweihe. Jahrhunderte sind dann darüber hingegangen, und
die späteren haben des Tages Bedeutung vergessen. Aber das Fest ist
geblieben mit all seiner Freude und Lust, geblieben mit seinem Gänsebraten
und Kirmeßkuchen, mit seiner Musik und seinem Tanz, mit seinem Kuchen-
singen und seinem Besuche aus der Stadt. Wir können es wohl verstehen,
wenn viele Bauersleute es für eins der größten Feste des Jahres halten-
denn nach all der Mühe und schweren ßxbeit, die Saat und Ernte mit sich
gebracht haben, wollen die Menschen sich erholen und fröhlich sein.
67. Nebel.
Im herbste ist es draußen meist nicht mehr so schön alsjm Sommer.
Gewöhnlich geht ein heftiger wind, der die Bäume zur Seite biegt und ihnen
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Wicht hat. Beim Bäcker prüft sie das Brot in gleicher Weise, beim Raufmann
und Fleischer untersucht sie, ob die Vage richtig geht und ob die Gewichte
richtig sind. Bei den Milchhändlern paßt sie auf, daß die Milch nicht zu dünn
ist, bei den Gastwirten, daß die Gläser gut gesäubert werden usw.
Endlich gehört zur Polizei noch das Meldeamt. Jeder, der in unsere
Stadt hereinzieht, mutz sich anmelden, z. B. ein Geselle, der hier ein paar
Wochen arbeiten will, ein Dienstmädchen, ein Schüler, oder wenn ein neuer
Lehrer hierher kommt, fluch wer seine Wohnung wechselt, mutz das auf der
Polizei melden,' ebenso wer von hier fortzieht, fluch Gewerbescheine, Er-
laubnisscheine für Festzüge und Feste, Radfahrkarten u. dergl. werden
von der Polizei ausgestellt.
Und das alles zum Schutze und zur Sicherung der Einwohner
unserer Stadt.
I. Trojan, Der freundliche Schutzmann. G 1,126. Q 2, 68.
U2. Die Sparkasse.
Die Sparkasse ist da für alle fleißigen Leute, auch schon für Kinder.
Jedes hat gewiß schon seine Sparbüchse. Wenn aus den Pfennigen drin
drei Mark geworden sind oder fünf, dann bittet ihr den Vater oder die
Mutter, sie möchte euch ein Sparkassenbuch besorgen, aber ihr wolltet mit-
gehen. Manche Kinder haben schon eins? Das ist ja sehr schön.
Wer sein Geld auf der Sparkasse hat, bekommt dafür Zinsen. Das
heißt, wenn er es nach einem Jahre wieder holt, bekommt er mehr, als
er hingegeben hat. Nicht viel, für eine Mark drei bis vier Pfennige - aber
mit der Zeit macht das doch ein ganz hübsches Sümmchen aus, und der
Sparer hat seine Freude daran. So sorgt die Stadt für ihre fleißigen Leute.
Und sie macht selber noch ein Geschäft dabei. Das viele Geld, das die
Leute hinbringen, borgt sie wieder aus, bekommt etwas höhere Zinsen dafür
und behält also Geld übrig, so daß sie Schulen bauen und Promenaden ver-
schönern und Spielplätze anlegen und Bäder errichten und später vielleicht
gar ein Museum bauen kann.
N3. Steuern.
Wir haben schon viele Gebäude kennen gelernt, die der Stadt gehören.
Welche? Wenn man das Geld zusammenzählt, das die beim Bauen gekostet
haben, so kommt eine sehr große Summe zusammen. Sie kosten aber noch
täglich Geld. Wieso? Sie wollen dann und wann frisch gestrichen werden,
außen und innen, auch Türen und Fenster. Sie müssen gereinigt werden jähr-
aus, jahrein,' sie müssen geheizt werden im Winter und beleuchtet werden
des Abends.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
240
„Ja, ja", sagte die Frau, „Zeit hin, Zeit her! Sie haben mich
heute früh hart angefahren. Einen kranken Mann und vier todkranke
Kinder, kein Geld für Arzenei, keins für 23rot; ach, das ist hart! Und nun
noch aus dem Hause geworfen werden, das ist entsetzlich! Als ich in der
Verzweiflung herumlief, da begegnete ich da diesem Herrn —" (Gellert
winkte ihr, zu schweigen). „Ja", fuhr sie fort, „Winken Sie nur, ich muß
es doch sagen — der gab mir das Geld."
Der karge Reiche fuhr betroffen herum und sah Gellert an. Was
dieser ihm eben gesagt, war noch frisch in seinem Gedächtnisse. „Sie
haben das gethan?" fragte er mit Erstaunen. Tief ergriffen von dem
Gedanken, daß der arme Gellert das gethan, wandte er sich jetzt zu der
Frau und sagte: „Hier haben Sie das Briefchen, aber auch die dreißig
Thaler. Pflegen Sie Ihren kranken Mann und Ihre Kinder damit!"
Und zu Gellert sagte er: „Ich sehe, Sie können nicht nur schon reden,
sondern auch schön handeln! Um aber mein Unrecht einigermaßen wieder
gut zu machen, so erlauben Sie mir, daß ich Sie zu der armen Familie
begleite! Sie sollen mich auch von einer anderen Seite kennen lernen!"
Mit Freuden nahm dies Gellert an. Beide fanden die Familie im
tiefsten Elende. Gellert übernahm es, ihr ärztliche Hilfe zu verschaffen,
und der Kaufmann sorgte für alle übrigen Bedürfnisse. Von nun an ging
der Familie ein neues Leben aus, und der Kaufmann, auf dessen Herz
Gellerts Wort und Beispiel so verbessernd gewirkt, ließ es bei dieser Woho
that nicht bewenden; er nahm den ältesten Sohn in seine Dienste, zahlte
für die übrigen Kinder das Schulgeld und erwies sich als unermüdeter
Wohlthäter derselben. O. v. Horn.
166. Das Glück durch die Gelbwurst.
Der alte Tuchfabrikant Keller pflegte gern folgende Geschichte zu
erzählen: Ich war erst kurze Zeit aus der Fremde zurück und hatte mein
eigenes, kleines Geschäft angefangen. Da war die Leipziger Ostermeffe,
und ich reise hin und nehme einen Kreditbrief von 1000 Speziesthalern
mit. Das war, wenn man alle Winkelchen zusammenkehrt, mein ganzes
Vermögen; ich war aber jung und gesund, und was glaubt man da nicht
mit 1000 Speziesthalern machen zu können. Ich reise also nach Leipzig
und gebe meinen Kreditbrief im Hause Frege und Comp. ab. Der alte
Frege läßt meinen Namen in sein Buch einschreiben und wünscht mir gute
Geschäfte. Ich sehe aber bald, daß sich mit 1000 Thalern nicht viel
machen läßt. Was thut's? Geht nicht viel, so geht wenig; besser leiern
als feiern, sagt das Sprichwort. Ich suche mir also eine Partie Wolle
aus und gehe hin, um mein Geld zu holen. Da sagt mir der alte Frege,
es sei gut, daß ich komme, er habe nicht gewußt, wo ich logiere. Ich
hatte das gerne nicht gesagt, da ich wieder wie einst als Handwerksbursche
in der Herberge wohnte. „Nun", sagte der alte Frege, „essen Sie morgen
Mittag bei mir, Sie werden da noch große Gesellschaft finden." Ich
konnte nichts Rechtes daraus erwidern und ging weg. Ich erkundigte mich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
342
eine Frau und neun Kinder; weil aber sein Geldvorrat nicht zureichte, um
für alle die Überfahrt zu bezahlen, so sah er sich genötigt, seine zwei
ältesten Söhne zurückzulassen, bis sie sich selbst so viel durch Arbeit er-
worben hätten, um ihm nachzufolgen. Ein alter Hausierer, Simeon
Ainslie genannt, der bei dieser Gelegenheit seine wohlseilen Waren an
den Mann zu bringen suchte, war auch da. Er und der Kapitän Herr
Nicholson, der Eigentümer des Schiffes, und ich und einige andere
standen um den Vater und die Söhne her und hörten folgendem Ge-
spräche zu:
„Jetzt, Adam, mein Sohn, mußt du dich zusammennehmen und dich
nicht wie ein Weib gebärden und grämen. Ich kann's nicht leiden, wenn
ich die Thränen über deine männlichen Wangen herunterrollen sehe; denn
obwohl ihr beide mein Reichtum und Schild in Amerika gewesen wäret, da
ihr mein Pachtgut hättet können helfen in Ordnung bringen, so geht's doch
über meine Kräfte, euch gerade jetzt mit mir zu nehmen. Drum seid
wackere Jünglinge und trachtet dem nach, was gut ist. Leset in eurer Bibel
und redet fein die Wahrheit, und seid euren Meistern gehorsam: so werdet
ihr im nächsten Jahre oder im übernächsten imstande sein, zu eurer Mutter
und euren Geschwistern und mir zu kommen; dann wollen wir alle einander
in die Hand arbeiten."
„Ich gehe gewiß nicht eher, Vater", sagte Adam, „als bis ich etwas
mit mir bringen kann, um Euch zu helfen. Ich weiß wohl, in welchen
Umständen Ihr seid, und wie Ihr zu Hause bedrängt gewesen. Aber wenn
man sich in Schottland auf einem ehrlichen Wege Silber verschaffen kann,
so werden Jakob und ich in einem Jahre oder später mit etwas, das Euch
wohlbekommen wird, zu Euch hinüberfahren."
Jetzt begann dem armen kleinen Jakob das Herz so zu schwellen, daß
er beinahe in Thränen ansbrach. Er war ein schöner Knabe von ungefähr
vierzehn Jahren. Sein Vater wollte anfangen, ihn zu trösten; aber er
machte die Sache nur schlimmer. „Halt ein, Jakob", sagte er, „weine nicht
so über etwas, das man nicht ändern kann. Du weißt, wie sehr gern ich
euch bei mir gehabt hätte; denn euch dahinten zu lassen, ist gerade, als ob
man mir das Mark aus meinem Arme herausnähme. — Aber es geht über
meine Kräfte, dich diesmal mitzunehmen; denn, wie gesagt, bis ich die Kolonie
erreiche, werde ich keinen halben Schilling in Silber übrig haben. Aber
du bist jung und gesund und stark, und wenn du dich wacker hältst, so wirst
du mit den: Segen Gottes bald imstande sein, zu deinen alten Eltern zu
kommen und ihnen zu helfen."
„Aber wenn einmal die Angehörigen von einander getrennt sind und
die halbe Welt zwischen ihnen liegt, so ist wenig Hoffnung, daß sie je wieder
zusammen kommen", sagte der arme Jakob mit dem trostlosesten Blick. „Ich
wäre gern mit Euch gegangen und hätte Euch geholfen und mit Euch ge-
arbeitet, um mit Euch zu leben und zu sterben. Es ist doch eine schreckliche
Sache, in einem Lande gelassen zu werden, in welchem man keine Heimat
hat, wohin man gehen kann, wenn einem etwas begegnet."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Simeon
Ainslie Nicholson Adam Jakob Jakob Jakob
Autor: Sandt, Hermann, Jütting, Wübbe Ulrich, Heinemann, Karl, Weber, Hugo
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
84
sagte er. „Es ist dies einer derjenigen Übergänge, die jeder durch-
machen muß, der etwas erreichen will. Ich kann es nicht leugnen,
daß ich augenblicklich auf einem Riff festsitze; aber ich sehe die Welle
schon kommen, die mich wieder flott machen und in die Höhe schleu-
dern wird. Im Vertrauen gesagt: ich habe — und das ist viel
wert — einsehen gelernt, daß sich um; mit Börsengeschäften etwas ge-
winnen läßt. Sobald ich die Mittel . . ."
Ein junger Herr trat auf ihn zu und händigte ihm einen
Blumenstrauß und ein Briefchen ein. — „Rosenstraße 77 abzugeben.
Machen sie schnell!"
„Auf Wiedersehen!" rief er mir zu und ging seines Weges. —
Seitdem habe ich ihn nur noch einmal gesehen. Auf einem Platz
mitten in der Stadt traf ich ihn an. Da saß er auf einer Bank in
der Sonne, ganz zerlumpt und heruntergekommen mit mehreren
anderen von der Menschenart, die nichts ist, nichts hat und nichts
mehr werden kann. Diesmal schien er nicht mit mir reden zu wollen.
Als er meiner ansichtig wurde, stand er mühsam ans und wankte da-
von. Aber einmal wendete er sich doch noch um und warf mir einen
Blick zu, welcher wohl sagen sollte: Es ist nur ein Übergang!
Das glaube ich auch; — aber der letzte.
Kleine Bilder, 1886. Urojnn.
56. Wie der alte Settekorn in Pension ging.
I. 4l)ie er sich das dachte.
^eit einem Vierteljahr freute der alte Settekorn sich auf den
ersten Mai, auf den Tag, an dem er in den Ruhestand treten sollte.
„Wenn ich in j)angschon bin" — so singen die meisten seiner Sätze
jetzt an. Was wollte er nicht alles, wenn er „in jdangschon" war!
Ts schien fast, als ob er dann erst anfangen wollte, fein Leben zu
genießen — mit siebzig fahren! Vorher hatte er ja auch eigent-
lich gar keine Zeit dazu gehabt; denn er hatte arbeiten müssen, seit
ihm als Rind das erste dämmernde Verständnis für den Ernst des
Lebens aufgegangen war. Oder vielleicht war ihm das Verständnis
auch so früh aufgegangen, weil er eben arbeiten mußte, sowie die
kleinen Hände die Arast zum Zugreifen hatten. Seitdem hatte er
sein Brot gesucht, wo sich ihm die Gelegenheit dazu bot. Er war
Blaurcr gewesen, Straßenreiniger, Austräger für Geschäfte — und die
letzten zwölf Zahre Aufseher auf dem Luisenplatz, städtischer Ange-
stellter. Aber für den müden, abgearbeiteten Aörper wurde es nun
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Autor: Sandt, Hermann, Jütting, Wübbe Ulrich, Heinemann, Karl, Weber, Hugo
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
397
187. Die Fürsorge des Deutschen Reiches für die
Hilfsbedürftigen.
1. Alte Zustände und neue Gedanken.
Ü)as würden unsere Ahnen sagen, wenn sie sähen, wie bequem
und angenehm wir leben: wie wir auf Hunderte von Kilometern
miteinander reden können — wie uns die Post für fünfzig Pfennige
ein Paket von Memel nach Aachen befördert — wie wir Apfelsinen
so billig kaufen, als wüchsen sie in Hülle und Fülle auf unsern
Chausseebäumen — wie wir mit einem Druck auf den Knopf die
Zimmer taghell erleuchten; — und das alles nur, weil es einigen
klugen Köpfen gelang, der Natur neue Geheimnisse abzulauschen.
Wir denken für gewöhnlich gar nicht daran, wieviel Gutes uns die
Fortschritte der Wissenschaft gebracht haben, genießen vielmehr ihre
Früchte als etwas Selbstverständliches.
Nicht anders ergeht es uns mit den Fortschritten der mensch-
lichen Gesittung. Erst müssen wir es uns einmal hinwegdenken, was
die Hochherzigkeit geschaffen hat, um Tränen zu trocknen; erst dann
kommt es uns zum Bewußtsein.
Versetze dich im Geiste nur in die Zeit zurück, da das junge
Deutsche Reich begann, sich häuslich einzurichten, und folge mir in
eine Arbeiterfamilie. In dem nur noch ärmlich ausgestatteten Zimmer
sitzen beisammen ein lebensmüder Greis und eine Witwe mit vier
unerzogenen Kindern, und auf dem Bette liegt schwer krank ein Jüng-
ling. Eben ist, tröst- und hilfebringend, ein freundlicher Mann ein-
getreten, der Armenpfleger, und doch, so dankbar sie auch an-
nehmen, was er bietet und verspricht, so ist es doch ein gar drückendes
Gefühl: von Almosen leben zu müssen! Ach! wer hätte das gedacht,
noch vor einem Jahre! Er war ja ein rüstiger, arbeitsfreudiger
Mann, der Familienvater! Sein Verdienst war gut, und die Frau
verstand zusammenzuhalten, was er erwarb. Da kam der schreckliche
Tag, an dem sie ihn auf einer Bahre brachten, — verunglückt im
Steinbruch. Wäre doch nur wenigstens nachzuweisen gewesen, daß
den Steinbruchbesitzer eine Schuld traf, dann hätte doch die Familie
«inen Anspruch gehabt auf weiteren teilweisen Unterhalt. Aber wer
sollte das beweisen, wer die Prozeßkosten bezahlen?
Noch war ja die Familie nicht ganz hilflos. Der siebzehnjährige
Sohn arbeitete in einer Kohlengrube, freilich weit weg von der
Heimat. Er schickte anfangs, was er erübrigen konnte; dam: aber
meinte er, und die Mutter meinte es auch, es sei besser, wenn er in
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]