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1. Bd. 2 - S. 25

1844 - Leipzig : Kollmann
25 schenkt hatte, die Hände auf den Nucken gebunden, über welche sein blondes Haar herabsiel, ward der kaum vierundzwanzigjah- rige, blühende Heldensohn zum Tode geführt. Fest war sein Tritt, ruhig sein Antlitz, heiter und lieblich der Blick, in welchem er Ofens theilnehmende Bürger seine Unschuld sehen ließ. Tiefes Schweigen herrschte unter der versammelten Menge; nur hier und da hatte sich die allgemeine Erstarrung in lautes Schluchzen und Wehklagen aufgelös't. Auf dem St. Georgsplatze, vor Sigismunds Palaste, übergab ihn der Burgvoigt dem Blutrich- ter> Dort erblickte der Jüngling den König, von seinen Verfol- gern umgeben. Feierlich wendete er sich gegen ihn: ,,Auf eucrn Machtfpruch — rief ihm der Unglückliche zu — steh' ich hier; noch einige Augenblicke, und ich habe vollendet. Gott, vor des- sen Richterstuhl ihr mich sendet, ist mein Zeuge, daß ich noch gestern mein Leben für euch und das Vaterland aufgeopfert hat- te; so rein ist mein Herz von der Schuld, die ich jetzt bezahlen soll mit dem Tode des Verbrechers. Er, dessen Allmacht und Weisheit das Loos der Sterblichen geordnet hat, verzeihe euch, sowie ich euch verzeihe!" — Auf des Blutrichters Geheiß fiel er auf die Knie und bot seinen Nacken dem Streiche dar. — Der Strafherold rief: ,,So werden die aufrührerischen Feinde des Königs bestraft!" und nun zückte der Büttel das Schwert. Dreimal hieb ihn der Scharfrichter, aber niemals tödtlich, in den Nacken; nach der dritten Verwundung erhob sich Corvin und lief einige Schritte gegen den Palast. „König — schrie er — der Arm des Büttels straft cuern Herold Lügen! der größte Missethater hat nach den Gesetzen sein Verbrechen gebüßt, wenn er den drit- ten Streich überstanden hat; gebietet über mich Unschuldigen den vierten, wenn ihr weder Gott, noch Menschen mehr fürchtet!" —- Erstaunt und betäubt saß der König in der Mitte seiner Großen. Für Rührung hielt der Jüngling den Starrsinn der Majestät; ec wollte hineilen und die in seinem Feinde zurückkch- rende Menschlichkeit gegen den giftigen Hauch der Höflinge ver- wahren; aber sich in sein langes Gewand verwickelnd, stürzte er zu Boden. Auf des Palatinus drohenden Zuruf versetzte ihm der Scharfrichter den vierten Streich, und Ladislaus Huny- ad lag entseelt in feinem Blute.

2. Bd. 2 - S. 40

1844 - Leipzig : Kollmann
sechs Magnaten und dreitausend Reitern begleitet, kehrte Vitez nach Neustadt zurück. Erschreckt über der Gesandtschaft kriegeri- sches Ansehen, ließ der Kaiser die Thore schließen, nur Vitez mit zweihundert Bewaffneten wurden hineingelasscn; die übrigen, obgleich der Bischof versicherte, daß das Ganze nur ein prächtiger Aufzug zur Abholung der Krone seyn solle, erhielten dennoch Be- fehl, sich zurück zu ziehen und den Abschluß des Geschäftes in Oedenburg zu erwarten. Die Gesandten erlegten die Kaufsumme und übernahmen das heiligste Kleinod ihres Vaterlandes, nach- dem cs während vier und zwanzig Jahre (1440—1464) in österreichischen Händen gewesen war. Unter Frohlocken und Jauchzen ward sie nach Oedenburg gebracht und drei Tage lang der öffentlichen Verehrung ausgestellt, darauf aber mit großem Gepränge nach Ofen abgeführt. — Ueber den Hintritt seiner Gattin trauernd, wollte Matthias die Krönungsfeierlichkcit noch auf einige Monate verschieben; doch der laute Wunsch der Nation bewog ihn, sich dem Willen der Stände, welche dazu den 29. des März-Monats 1464 festgesetzt hatten, zu fügen. In der Domkirche zu Stuhlweißen bürg, über den Gräbern der al- ten Könige, ward er unter den Gebeten und Segnungen der an- wesenden Menge von dem Cardinal-Primas, Dionysius von Specs, einem siebzigjährigen Greise, gesalbt, mit dem könig- lichen Ornate, hem Mantel Stephanus des Ersten, angethan und hierauf mit dem Zeichen seiner Hcrrscherpstichten, dem heili- gen Schwerte des ersten Königs der Ungaren umgürtet. Als dies geschehen, wendete sich der Palatinus, die Krone in der Hand, zu den Ständen; dreimal rief er: wollt ihr, daß Matthias zu euerem Könige gekrönt werde? und dreimal ertönte ein wcithal- lendes „wir wollen!" von allen Lippen. Dionysius vollzog den Willen der Nation — ihr kostbarstes Heiligthum glänzte von dem Haupte des Helden, Freudenthränen rollten aus den Augen des frommen Priesters; es war der vierte König, an dem er diese feierliche Handlung verrichtete. Mittlerweile hatte Siebenbürgen sich empört, Matthias, sei- nem rechtmäßigen Regenten, den Gehorsam aufgekündigt und den Statthalter dieser Provinz, Grafen Johann von St. Georg, zum Könige ausgerufcn. Stephanus, Fürst der Moldau, war den Mißvergnügten zu Hülfe geeilt. Mit ihm vereint, tra- fen sie Anstalten, um auch die Ungaren zur Unterwerfung gegen

3. Bd. 2 - S. 126

1844 - Leipzig : Kollmann
sich in verschiedenen Thcilen von Frankreich aus dem Abschaume aller Lander. Diese Micthsoldatcn verkauften ihre Schwerter von Zeit zu Zeit dem Meistbietenden, und fehlte cs an solche,-, von denen sie wären bezahlt worden, so trieben sie den Krieg auf eigene Rechnung, nahmen Burgen, Schlösser und Städte weg, die sie dann als Schlupfwinkel benutzten, machten Gefan- gene, welche sie sich auslöscn ließen, forderten von den offenen Orten und dem Lande umher Tribut ein und erwarben sich so, durch jede Art von Räuberei, die passende Benennung von ton* cleurs et ecorcheurs (Scherer und Schinder. *') Gerade in dieser Periode, gleich als hätte die Vorsehung dieses schöne Reich von dem mancherlei, schwer auf ihm lastenden, Elende endlich erlösen wollen, bestieg den wankenden Thron L u d- wig Xl, ein Mann, der durch die Stärke seines Charakters, wie schlecht dieser auch an sich war, doch die Unfälle der Zeit thcils bekämpfte, thcils unschädlich machte: jenen Giften ähnlich, welche die Macht haben sollen, einander entgegen zu wirken und ihre Kraft wechselseitig zu zerstören. Voll von feinem Verstände, *) Einer der bcrüchtigsten der Anführer unter ihnen war der Freiherr Wilhelm de la Mark, auch Wilhelm mit dem Barte und noch häufiger ,,dcr wilde Eber der Ardennen" genannt, lieber seiner gewichtigen, hcllpolirten Rüstung trug er einen schweren Mantel von der zubereiteten Haut eines ungeheuren wilden Schweins, deren Klauen und Hauzähne von massivem Silber waren. Die Kopfhaut des Thie- rcs war auf eine solche Art eingerichtet, daß de la Mark sie sowohl über den Helm, wie auch als Kappe über das entblößte Haupt ziehen konnte, welches alsdann die Wirkung des Anblicks von einem zahne- blökendcn Unthiere gab, wiewohl das, von dieser Bedeckung überragte, Antlitz zu seinem natürlichen grauenvollen Ansehen kaum solches scheußlichen Zusatzes bedurft hatte. Mund und obere Kinnlade waren uamlich bei ihm ungewöhnlich dick und hervorragend, wodurch sie, nebst den großen vorwärtsstehenden Seitcnzähnen, jene Aehnlichkeit Mit einem Saurüsscl hcrvorbraehten, welche, in Verbindung rnit der Vorliebe, Mit der dieses Schrecken des ganzen nordöstlichen Frank- reichs den Ardennerwald durchstrich, die eigentliche Veranlassung zu dem gedachten Beinamen ward. Er allein hatte unter seinem Banner mehr denn tausend Mann versammelt, worunter die sogenannten Schwarzrciter die bcrüchtigstcn waren. Zu besserer Behauptung dieses ihres Namens und um dem Feinde mehr Schrecken cinzujagcn, ritten sie meistens schwarze Pferde und beschmierten mit einer schwarzen Salbe ihre Waffen und Kleidung, wobei denn Hände und Gesicht ebenfalls ihr Lheil bekamen.

4. Bd. 2 - S. 91

1844 - Leipzig : Kollmann
91 — „Was ist euer Urtheil, geschworne.richter, über Kunz von Kaufungen? fragte der Sprecher mit gellender Stimme. „Sein Haupt falle durch des Henkers Hand!" erwicdcrte dumpf der Oberrichter. Und alle erhoben die rechten Hände, reck- ten die Finger in die Luft und riefen laut nach: „Sein Haupt falle durch des Henkers Hand!" Der Kanzler ließ sogleich nach gefälltem Urtheil Kaufungen auf das Nathhaus vor die noch versammelten Vierundzwanzigcr führen. Der Sprecher las ihm sein Verbrechen vor, und Kunz gestand es Punkt für Punkt ein. „Du hast deine Schuld selbst bezeugt, — sagte der Ober- richter — und bist als ein auf Handhafter That ergriffener Dieb, der die Hände freventlich gelegt an des Churfürsten Kinder, von uns zum Schwerte verurtheilt. Finde dich ab mit der Welt, in einer Stunde giebst du ihr Valet. Tritt heran vor die Tafel unsers Gerichts." — Kunz folgte mechanisch. Da nahm der Richter ein weißes Lindenstäbchcn, das auf dem Tische lag, hob es, aufstehend, hoch empor, brach cs dann in zwei Stücke und warf diese über Kunzens Haupt mit den hohlen Worten: „Der Stab ist gebrochen, das Urtheil ist gesprochen, Mensch, du mußt sterben!" Und kaum hatte er ausgeredet, so sprangen alle Schoppen von ih- ren Sitzen, warfen die Stühle um, auf denen sie gesessen, hüllten sich dann in ihre Mäntel und traten in einen engen Kreis zusammen. Hinter Kunzen aber standen schon die Henkersknechte, welche ihn sogleich, als der Stab über ihn gebrochen war, erfaßten, ihm den Rittcrrock auszogen und solchen mit einem Stcrbckleide ver- tauschten; ihnen folgte ein Priester mit dem Crucifix, den Rit- ter auf sein Ende vorzubcrciten. — Hierauf wurde der Befehl zur Schließung der Stadtthore gegeben; Niemand durfte heraus und herein, und jegliche Maßregel ward ergriffen, daß kein Un- fug auf den Straßen getrieben werde. Noch lebte in des unglücklichen Kaufungens Seele ein Fun- ken von Hoffnung, der Churfürst werde ihn begnadigen. Aber vom Rathhause herab ward er sogleich auf den Markt geführt. Hier lag ein großer, schwarzer Teppich ausgebreitet, aus welchem der Scharfrichter schon in seinem blutrothen Mantel stand, und um den, bei des Verurtheilten Ankunft, die Rathsherren nebst

5. Bd. 2 - S. 93

1844 - Leipzig : Kollmann
93 gem Zagen seine Hände zum frommen, inbrünstigen Gebete m* por. — Sechs andere Knechte Kunzens wurden enthauptet; die Theile der Körper Schwalb's und Schweinitz'ö aber, zur ewi- gen Warnung, an den Landstraßen aufgehängt. Der Köhler Georg Schmidt, jetzt Triller genannt, kehrte reichbeschenkt in seine Heimath zurück,.und auch die übrigen Köh- ler, welche auf den entstandenen Lärm herbeigekommen und an der Rettung des -Prinzen Theil genommen hatten, gingen nicht leer aus. — Fünf und zwanzig Jahre nach dem Vorfälle (1480) kam Herzog Albert der Beherzte^) nach Elterlein und fand hier noch drei bejahrte Männer, welche ihn als Kind hatten mit ret- ten helfen. Er ließ sich von ihnen den Ort, wo er war befreit worden, zeigen; hier fiel er auf die Knie, dankte Gott und schenkte den Köhlern eine gute Nitterzehrung. Des Köhlers Schmidt Söhne und Nachkommen führten den Namen Triller fort; sie wurden reich und angesehen, und mehrere derselben gelangten zu großen Ehren. So, unter andern, wur- den zwei Brüder aus diesemgeschlechte, Kaspar und Michael Triller, vom Kaiser Rudolph am 28. Januar 1592 in den Adel- stand erhoben. Das ihnen beigclegte Wappen bezeugt noch das Verdienst ihrer Altvordern. Ucbcr dem Helme in demselben er- blickt man nämlich den obern Theil eines Köhlers, der mit bei- den Händen einen Schürbaum cmporhält, als wolle er mit dem- selben zuschlagen; im Schilde hält ein im linken Felde befindlicher Löwe in seinen Branken einen Zschörper, sowie ein anderer im rechten Felde einen doppelt gekrümmten Schürhaken. In der Mitte zeigt sich ein schwarzer Bär, mit Bezug auf den Traum der Churfürstin. Sowie dieses Geschlecht emporblühte, so versank das der Kaufungcn bald in den Strom der Vergcffcnhcit; sein Name erlosch; kein Lebender führt ihn mehr. Die Güter des Kunz in Thüringen und Sachsen zog der Churfürst als eröffncte Lehen ein und vergab sie an andere Ritter. Heinrich von Kaufungen, Kunzens jüngster Bruder, konnte keines Antheils am -Prinzcn- raube bezüchtigt werden; aber er ging außer Land, weil Schande *) s. von chm S. 52^

6. Bd. 2 - S. 166

1844 - Leipzig : Kollmann
rungsform von sich abhängig gemacht. Eben deshalb aber auch darf man Ludwig Xi. als denjenigen Monarchen betrachten, der — weil seine Nachfolger jene von ihm begründete Uneingeschränkt- heit mitunter noch tyrannischer, als er selbst, ausgeübt haben —- die ersten Keime zu der furchtbaren Umwälzung ausstreuetc, welche drei Jahrhunderte nach ihm Frankreich und ganz Europa crfchüt- tert hat» Frankreichs alte Fahnen. Die älteste französische Fahne, von welcher die Geschichte Meldung thut, ist das Panier mit den Lilien, dessen Ruhm jedoch bald durch andere verdunkelt wurde, besonders durch die sogenannte Chappe, das heißt, den Mantel des heiligen M a r- ti n, der in Kriegen vor den Königen hergetragcn wurde. Mar- tin war der Schutzpatron des Reichs; von seinem Tode zählten die Franzosen ihre Jahre; an seinem Feste eröffnetcn sie ihre Par- lamente, und an seinem Grabe wurden die heiligsten Eide geschwo- ren. Dieser Mantel war das Reichspanier zu der Zeit Karls des Großen. Er wurde unter einem Zelte bewahrt, welches darum Ehapclle hieß. (Daher unser heutiges Wort Capelle.) Getragen wurde dieß Panier vom Großseneschall, der den näch- sten Rang nach dem Könige behauptete. Die Zeitgenossen nennen den Scneschall, Dapifcr, auch Marschall und Großmeister von Frankreich. Sein hohes Amt vereinigte Pflichten, die sonst unvereinbar scheinen. Er sorgte für die Beköstigung des Königes und des ganzen Hofes; die gela- denen Gaste standen unter seiner Aufsicht; allen königlichen Beam- ten war er ein Richter und — zugleich commandirte er die Armeen. (Kotzebuc meint, daß doch wohl entweder der König schlecht gespeist habe, oder das Heer schlecht commandirt worden sey.) Seit dem Tode des Grafen von Champagne, der bei der Belagerung von Acre im Jahre 1191 blieb, (s. S. 206) ist diese bedeutende und

7. Bd. 2 - S. 167

1844 - Leipzig : Kollmann
bedenkliche Würde Niemandem wieder verliehen worden. Die auf derselben haftenden Rechte und Vorzüge wurden gethe.ilt zwi- schen dem Connetable, dem grand maitre des fertigt. Hauses und dem ersten Haushofmeister. Die Zeit, wo man aufhdrte, den Mantel des heil. Martin als Fahne flattern zu lassen, ist unbestimmt. Vermuthlich ward er verdrängt durch das Panier des heiligen Denys, Ori- flamme, so genannt von der goldnen, darauf gestickten Flamme. Ueber den Ursprung dieser Fahne sind die Geschichtschreiber nicht einig. Manche lassen sie bei der Taufe Chlodwigs erscheinen (s. S. 17), Andere setzen die Zeit ihres Aufkommens unter Karl den Großen. Gleichviel! Gewiß ist, daß die Könige'von Frank- reich nie in den Krieg zogen, ohne zuvor mit frommer Dcmuth aus den Händen des Abtes von St. Denys dieses Panier zu empfangen, welches sie stets der Obhut des würdigsten Ritters vertrauten. Derjenige, der diese Fahne empfing, bewahrte sie unentfaltct auf den Nothfall. Bisweilen hing ihm der König das Oriflamm um den Hals; dann trug er cs als ein Ehrenzei- chen, bis es etwa nöthig ward, dasselbe an einer Lanze siattern zu lassen. Die Ehre, cs zu tragen, war so groß, daß zu Karl des Weifen Zeiten (f. S. 321) ein Herr von Andrefon die Würde eines Marschalls von Frankreich niederlcgte, um dagegen das Oriflamm zu empfangen, und es blieb dasselbe im Gebrauche bis auf Karl Vi. ks. wie oben). Das dritte Panier, unter welchem die Franzosen gekämpft, war ein weißes, mit Lilien bestreutes Kreuz, welches hernach mit einer Standarte vertauscht wurde. Es ward nicht blos im Nothfall entrollt, sondern befand sich stets im Heere, oft mit dem Oriflamm zugleich. Die Standarte wurde gleichfalls nur treuen, geprüften Rittern anvcrtraut. Auch die Brüderschaften und besonders die Kirchen, hatten ihre eigenthümlichen, verschiedenfarbigen Fahnen, je nachdem sie diesem oder jenem Heiligen gewidmet waren. Die- Farbe des heiligen Martin war blau; daher man glaubt, daß die Könige von Frankreich, als sie die Lilien zu ihrem Wappen gewählt, dieselben zu Ehren dieses ihres Schutzpatrons auf blauen Grund setzten. Die Standarten der leichten Reiterei kamen unter Ludwig Xi. auf, wogegen die Fähnlein (guidons) erst seit Errichtung der Ordonnanzcompagnicen unter Karl Ix. cxistirt haben. Als

8. Bd. 2 - S. 196

1844 - Leipzig : Kollmann
r — 196 — worden. Es hieß derselbe Hans Pinzenauer, ein wackerer Kricgsgesclle, den schon Georg der Reiche über den Kufstein ge- setzt hatte, und den es wahrscheinlich krankte, daß dieses starke Grenzwerk sich in österreichischer Gewalt befand. Max ließ die Mauern unablässig beschießen, allein Hans trotzte in der Felsen- veste h-ohnlachend den Anstrengungen der Belagerer, also, daß, wenn der Kaiser sie den ganzen Tag über aus sieben Stück Schan- zen beschossen hatte, jener spottweise die Mauern mit Besen fegen ließ. „Aus diesen Besen soll ihm ein Beil hervorspringcn!" sprach Max und befahl, stärkeres Geschütz von Insbruck herbei zu holen, mit dem er dann auch, nach scchzehntagiger Belage- rung, Wall und Mauern zerschoß. Da wurde dem Hans Pinzenauer bange; vorher allen Anträgen taub, sandte er nun selber zwei junge Edelknaben in weißen Kleidern, mit weißen Staben in der Hand, zum Lager des erzürnten Kaisers, Gnade zu erstehen. Sie ward ihm nicht; er mußte sich mit seinen Leu- ten unbedingt ergeben. Max sprach über sie alle das Todesur- . thcil aus und schwur, Jedem, der für sie bitten würde, mit einer Ohrfeige zu antworten. Pinzenauer, ein Mann von scchsund- dreißig Jahren, gab seinen Gefährten ein Beispiel muthiger Er- gebung in ein hartes Loos; er leerte einen Becher Wein und bot darauf dem Schwerte seinen Hals dar. Nach ihm waren schon Viele von der Besatzung hingerichtet, als der Herzog von Braunschwcig um das Leben der noch klebrigen bat. Der Kaiser gab ihm einen leichten Backenstreich — und begnadigte sie. — Endlich, nachdem die Verwüstungen und Mordbrennercien neun Monate gewährt, ward auf einem Reichstage das Recht der baicrifchen Linie bestätigt, und dagegen Ruprechts Kindern ver- gleichsweise die obere Pfalz zu Theil. Für die Kriegskosten aber nahmen die Fürsten, welche an diesem Kriege Theil genommen, sowie auch die Stadt Nürnberg, eine beträchtliche Zahl pfälzischer und baierischer Städte hinweg, und Pfalzgraf Philipp wurde nicht eher von der ihn mit betroffe- nen Reichsacht entbunden, bis er in die Abtretìing eingewilligt. ■— Der Kaiser erhielt außer mehreren Herrschaften die Stadt und das Schloß Kufstein, die Sradt Kitzbühl mit ihrem Gebiete und aus den nahgekegenen Waldungen so viel an Holz, wie seine tirolischen Schmelzhütten brauchten; dann noch die Stadt Neu bürg am Inn, nebst vielen andern ansehnlichen Ortschaften und Rechten.

9. Bd. 2 - S. 225

1844 - Leipzig : Kollmann
225 den bedroht, voll Neue und Beschämung zu seinen Füßen zu se- hen. Nach der ersten Trunkenheit des Entzückens erinnerte man sich seiner höheren Pflicht, und die ganze Besatzung sang mit innig- ster Andacht das Danklied: „Herr Gott, Dich loben wir!" rc. Nach Sonnenaufgang bestiegen sie die Boote und ruderten mit festlichem Gepränge, fliegenden Fahnen und lautschallcnder Kriegsmusik dem Lande zu. Am Ufer hatte sich fast das ganze Völkchen der Einwohner versammelt, welche eben so sehr über die fremden Gaste erstaunten, wie sie selbst Staunen bei diesen erregten. Sie waren ganz nackt, von einer röthlichcn Kupfer- farbe und ohne Barte, übrigens wohlgebildet. Ihre Sprache hatte etwas Unzufammcnhangcndes und Thierisches, dabei das ganze Geschlecht überhaupt viel Achnliches mit einer Heerde gut- mülhiger Schafe oder Rehe — gerade so scheu, so wehrlos, so behende trippelten sie hin und her, und auö Allem, was man an ihnen sah, leuchtete so wenig Verstand hervor, daß die Spanier auf den Gedanken gcricthen, es möchten wohl gar keine Menschen seyn. Das waren sie aber allerdings, nur daß sie auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung und Bildung standen. Sie kannten nicht den Ackerbau; das milde Klima und die Fruchtbar- keit ihrer Infel, die ihnen Mais und Maniokwurzeln in Uebcrfluß gewährte, zwang sie nicht zur Sorge für wärmende Kleidung und Wohnungen. Große Thiere, die ihre Stärke und List hät- ten üben können, gab es dort gar nicht, und ste zeigten sich daher so zaghaft, daß ein europäischer Bullenbeißer ihrer einen ganzen Haufen in die Flucht jagen konnte. Columbus, in einem reichen Kleide und den bloßen Degen in der Hand, stand an der Spitze des ersten Bootes, welches an's Land stieß, um der erste Europäer zu seyn, der die neue Welt beträte. Seine Mannschaft folgte ihm, und in dem unaus- sprechlichen Gefühle des glücklich geretteten Lebens, nach mehr als vierzigtägiger Todesangst auf schwankenden Brettern, warfen sich Alle nieder und.küßten die sichere Erde. Das war das Dank- opfer, der Natur gezollt; ein anderes schrieb die Religion ihnen vor. Sie errichteten ein Kreuz und stammelten vor diesem ihre frommen Gebete. Hierauf nahm Columbus die Insel für den König von Spa- nien in Besitz, mit eben den Cercmonicn, welche bei ihren Ent- deckungen in Afrika die Portugiesen zu beobachten pflegten. Die Ii. "

10. Bd. 2 - S. 253

1844 - Leipzig : Kollmann
253 wurden die Truppen entlasten, weil Niemand im Stande war, ein stehendes Heer zu unterhalten. Gab cs im Vaterlande keinen Krieg, so vermiethctcn sich die Deutschen in's Ausland an den- jenigen Fürsten, der am meisten bot. Wurde den Söldnern ihr Sold nicht bezahlt, so plünderten sie ganze Provinzen, oder behielten die ihnen anvcrtrauten festen Schlösser, bis sie befriedi- get waren. Seit dem Hussitenkriege galten nebst den Schweizern die böh- mischen Scharen für die tapfersten. Im pfalzbaicrischcn Erbfolge- kriege, wo bekanntlich ein Anzahl Böhmen dem Pfalzgrafen Ruprecht zu Hülfe zog, lernte Maximilian sie kennen und zugleich die Wichtigkeit des Fußvolkes einschen. Er hatte dasselbe in einem schlechten Zustande gefunden und war demnach eifrig bemüht, cs in eine bessere Verfassung zu bringen. Anstatt der aufgebote- nen und nach Beendigung des Feldzuges wieder entlassenen Völ- ker, errichtete er stehende Regimenter zu Fuß (Fußkncchtc), denen er kurze Degen und Lanzen gab. Er thcilte das Heer in Regi- menter unter Obristen, diese in Compagnien oder Fähnlein unter Hauptleuten, diese wiederum in Corporalschaftcn rc. ab und ver- sah sie nach Verhältniß mit untergeordneten Befehlshabern. Um das Soldatenwesen zu versüßen, wie er selbst sagte, führte er bei dem Fußvolke Pfeifen und Trommeln ein. Die Schweizer Söldner führten, statt der Hellebarden und Streitkolben ihrer Voreltern, ein großes, auf dem Rücken hängendes Schlachtschwert, ein Beimesser im Gürtel und eine achtzchnfüßige Lanze. Von ihnen haben zuerst alle Söldner den Namen erhalten» Dann hieß man die deutschen Fußgänger, weil sie aus dem Landvolke waren, im Gegensätze zu jenen und dem Nitterstande, Lands- knechte.^) Eine andere Art Fußvolk bewaffnete Maximilian mit schwe- ren Feuergeschossen, Hakenbüchsen (arc^uebuse), welche auf Gabeln aufgelegt wurden; auch führte er mehr grobes Geschütz mit sich, als man bisher gesehen, und suchte dasselbe, wie schon erwähnt, auf verschiedene Art zu verbessern. Auch bei der Reiterei wurde vieles neu gestaltet. Die fran- zösische Cavalerie hatte damals den Vorzug vor der deutschen. *) Knechte hießen ursprünglich alle Krlegsdkensrleute, auch die Edrlr knechte»
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