Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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schenkt hatte, die Hände auf den Nucken gebunden, über welche
sein blondes Haar herabsiel, ward der kaum vierundzwanzigjah-
rige, blühende Heldensohn zum Tode geführt. Fest war sein
Tritt, ruhig sein Antlitz, heiter und lieblich der Blick, in welchem
er Ofens theilnehmende Bürger seine Unschuld sehen ließ. Tiefes
Schweigen herrschte unter der versammelten Menge; nur hier
und da hatte sich die allgemeine Erstarrung in lautes Schluchzen
und Wehklagen aufgelös't. Auf dem St. Georgsplatze, vor
Sigismunds Palaste, übergab ihn der Burgvoigt dem Blutrich-
ter> Dort erblickte der Jüngling den König, von seinen Verfol-
gern umgeben. Feierlich wendete er sich gegen ihn: ,,Auf eucrn
Machtfpruch — rief ihm der Unglückliche zu — steh' ich hier;
noch einige Augenblicke, und ich habe vollendet. Gott, vor des-
sen Richterstuhl ihr mich sendet, ist mein Zeuge, daß ich noch
gestern mein Leben für euch und das Vaterland aufgeopfert hat-
te; so rein ist mein Herz von der Schuld, die ich jetzt bezahlen
soll mit dem Tode des Verbrechers. Er, dessen Allmacht und
Weisheit das Loos der Sterblichen geordnet hat, verzeihe euch,
sowie ich euch verzeihe!" — Auf des Blutrichters Geheiß fiel
er auf die Knie und bot seinen Nacken dem Streiche dar. —
Der Strafherold rief: ,,So werden die aufrührerischen Feinde des
Königs bestraft!" und nun zückte der Büttel das Schwert. Dreimal
hieb ihn der Scharfrichter, aber niemals tödtlich, in den Nacken;
nach der dritten Verwundung erhob sich Corvin und lief einige
Schritte gegen den Palast. „König — schrie er — der Arm
des Büttels straft cuern Herold Lügen! der größte Missethater
hat nach den Gesetzen sein Verbrechen gebüßt, wenn er den drit-
ten Streich überstanden hat; gebietet über mich Unschuldigen den
vierten, wenn ihr weder Gott, noch Menschen mehr fürchtet!"
—- Erstaunt und betäubt saß der König in der Mitte seiner
Großen. Für Rührung hielt der Jüngling den Starrsinn der
Majestät; ec wollte hineilen und die in seinem Feinde zurückkch-
rende Menschlichkeit gegen den giftigen Hauch der Höflinge ver-
wahren; aber sich in sein langes Gewand verwickelnd, stürzte er
zu Boden. Auf des Palatinus drohenden Zuruf versetzte ihm
der Scharfrichter den vierten Streich, und Ladislaus Huny-
ad lag entseelt in feinem Blute.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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sechs Magnaten und dreitausend Reitern begleitet, kehrte Vitez
nach Neustadt zurück. Erschreckt über der Gesandtschaft kriegeri-
sches Ansehen, ließ der Kaiser die Thore schließen, nur Vitez
mit zweihundert Bewaffneten wurden hineingelasscn; die übrigen,
obgleich der Bischof versicherte, daß das Ganze nur ein prächtiger
Aufzug zur Abholung der Krone seyn solle, erhielten dennoch Be-
fehl, sich zurück zu ziehen und den Abschluß des Geschäftes in
Oedenburg zu erwarten. Die Gesandten erlegten die Kaufsumme
und übernahmen das heiligste Kleinod ihres Vaterlandes, nach-
dem cs während vier und zwanzig Jahre (1440—1464) in
österreichischen Händen gewesen war. Unter Frohlocken und
Jauchzen ward sie nach Oedenburg gebracht und drei Tage lang
der öffentlichen Verehrung ausgestellt, darauf aber mit großem
Gepränge nach Ofen abgeführt. — Ueber den Hintritt seiner
Gattin trauernd, wollte Matthias die Krönungsfeierlichkcit noch
auf einige Monate verschieben; doch der laute Wunsch der Nation
bewog ihn, sich dem Willen der Stände, welche dazu den 29.
des März-Monats 1464 festgesetzt hatten, zu fügen. In der
Domkirche zu Stuhlweißen bürg, über den Gräbern der al-
ten Könige, ward er unter den Gebeten und Segnungen der an-
wesenden Menge von dem Cardinal-Primas, Dionysius von
Specs, einem siebzigjährigen Greise, gesalbt, mit dem könig-
lichen Ornate, hem Mantel Stephanus des Ersten, angethan
und hierauf mit dem Zeichen seiner Hcrrscherpstichten, dem heili-
gen Schwerte des ersten Königs der Ungaren umgürtet. Als dies
geschehen, wendete sich der Palatinus, die Krone in der Hand,
zu den Ständen; dreimal rief er: wollt ihr, daß Matthias zu
euerem Könige gekrönt werde? und dreimal ertönte ein wcithal-
lendes „wir wollen!" von allen Lippen. Dionysius vollzog den
Willen der Nation — ihr kostbarstes Heiligthum glänzte von
dem Haupte des Helden, Freudenthränen rollten aus den Augen
des frommen Priesters; es war der vierte König, an dem er
diese feierliche Handlung verrichtete.
Mittlerweile hatte Siebenbürgen sich empört, Matthias, sei-
nem rechtmäßigen Regenten, den Gehorsam aufgekündigt und den
Statthalter dieser Provinz, Grafen Johann von St. Georg,
zum Könige ausgerufcn. Stephanus, Fürst der Moldau,
war den Mißvergnügten zu Hülfe geeilt. Mit ihm vereint, tra-
fen sie Anstalten, um auch die Ungaren zur Unterwerfung gegen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias Dionysius_von
Specs Matthias Dionysius Matthias Johann_von_St Johann Georg
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sich in verschiedenen Thcilen von Frankreich aus dem Abschaume
aller Lander. Diese Micthsoldatcn verkauften ihre Schwerter
von Zeit zu Zeit dem Meistbietenden, und fehlte cs an solche,-,
von denen sie wären bezahlt worden, so trieben sie den Krieg
auf eigene Rechnung, nahmen Burgen, Schlösser und Städte
weg, die sie dann als Schlupfwinkel benutzten, machten Gefan-
gene, welche sie sich auslöscn ließen, forderten von den offenen
Orten und dem Lande umher Tribut ein und erwarben sich so,
durch jede Art von Räuberei, die passende Benennung von ton*
cleurs et ecorcheurs (Scherer und Schinder. *')
Gerade in dieser Periode, gleich als hätte die Vorsehung
dieses schöne Reich von dem mancherlei, schwer auf ihm lastenden,
Elende endlich erlösen wollen, bestieg den wankenden Thron L u d-
wig Xl, ein Mann, der durch die Stärke seines Charakters,
wie schlecht dieser auch an sich war, doch die Unfälle der Zeit
thcils bekämpfte, thcils unschädlich machte: jenen Giften ähnlich,
welche die Macht haben sollen, einander entgegen zu wirken und
ihre Kraft wechselseitig zu zerstören. Voll von feinem Verstände,
*) Einer der bcrüchtigsten der Anführer unter ihnen war der Freiherr
Wilhelm de la Mark, auch Wilhelm mit dem Barte und noch
häufiger ,,dcr wilde Eber der Ardennen" genannt, lieber seiner
gewichtigen, hcllpolirten Rüstung trug er einen schweren Mantel von
der zubereiteten Haut eines ungeheuren wilden Schweins, deren Klauen
und Hauzähne von massivem Silber waren. Die Kopfhaut des Thie-
rcs war auf eine solche Art eingerichtet, daß de la Mark sie sowohl
über den Helm, wie auch als Kappe über das entblößte Haupt ziehen
konnte, welches alsdann die Wirkung des Anblicks von einem zahne-
blökendcn Unthiere gab, wiewohl das, von dieser Bedeckung überragte,
Antlitz zu seinem natürlichen grauenvollen Ansehen kaum solches
scheußlichen Zusatzes bedurft hatte. Mund und obere Kinnlade waren
uamlich bei ihm ungewöhnlich dick und hervorragend, wodurch sie,
nebst den großen vorwärtsstehenden Seitcnzähnen, jene Aehnlichkeit
Mit einem Saurüsscl hcrvorbraehten, welche, in Verbindung rnit der
Vorliebe, Mit der dieses Schrecken des ganzen nordöstlichen Frank-
reichs den Ardennerwald durchstrich, die eigentliche Veranlassung zu
dem gedachten Beinamen ward. Er allein hatte unter seinem Banner
mehr denn tausend Mann versammelt, worunter die sogenannten
Schwarzrciter die bcrüchtigstcn waren. Zu besserer Behauptung dieses
ihres Namens und um dem Feinde mehr Schrecken cinzujagcn, ritten
sie meistens schwarze Pferde und beschmierten mit einer schwarzen
Salbe ihre Waffen und Kleidung, wobei denn Hände und Gesicht
ebenfalls ihr Lheil bekamen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Scherer Wilhelm Wilhelm Schweins
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91 —
„Was ist euer Urtheil, geschworne.richter, über Kunz von
Kaufungen? fragte der Sprecher mit gellender Stimme.
„Sein Haupt falle durch des Henkers Hand!" erwicdcrte
dumpf der Oberrichter. Und alle erhoben die rechten Hände, reck-
ten die Finger in die Luft und riefen laut nach: „Sein Haupt
falle durch des Henkers Hand!"
Der Kanzler ließ sogleich nach gefälltem Urtheil Kaufungen
auf das Nathhaus vor die noch versammelten Vierundzwanzigcr
führen. Der Sprecher las ihm sein Verbrechen vor, und Kunz
gestand es Punkt für Punkt ein.
„Du hast deine Schuld selbst bezeugt, — sagte der Ober-
richter — und bist als ein auf Handhafter That ergriffener Dieb,
der die Hände freventlich gelegt an des Churfürsten Kinder, von
uns zum Schwerte verurtheilt. Finde dich ab mit der Welt,
in einer Stunde giebst du ihr Valet. Tritt heran vor die Tafel
unsers Gerichts." — Kunz folgte mechanisch.
Da nahm der Richter ein weißes Lindenstäbchcn, das auf
dem Tische lag, hob es, aufstehend, hoch empor, brach cs
dann in zwei Stücke und warf diese über Kunzens Haupt
mit den hohlen Worten: „Der Stab ist gebrochen, das
Urtheil ist gesprochen, Mensch, du mußt sterben!" Und
kaum hatte er ausgeredet, so sprangen alle Schoppen von ih-
ren Sitzen, warfen die Stühle um, auf denen sie gesessen,
hüllten sich dann in ihre Mäntel und traten in einen engen
Kreis zusammen.
Hinter Kunzen aber standen schon die Henkersknechte, welche
ihn sogleich, als der Stab über ihn gebrochen war, erfaßten, ihm
den Rittcrrock auszogen und solchen mit einem Stcrbckleide ver-
tauschten; ihnen folgte ein Priester mit dem Crucifix, den Rit-
ter auf sein Ende vorzubcrciten. — Hierauf wurde der Befehl
zur Schließung der Stadtthore gegeben; Niemand durfte heraus
und herein, und jegliche Maßregel ward ergriffen, daß kein Un-
fug auf den Straßen getrieben werde.
Noch lebte in des unglücklichen Kaufungens Seele ein Fun-
ken von Hoffnung, der Churfürst werde ihn begnadigen. Aber
vom Rathhause herab ward er sogleich auf den Markt geführt.
Hier lag ein großer, schwarzer Teppich ausgebreitet, aus welchem
der Scharfrichter schon in seinem blutrothen Mantel stand, und
um den, bei des Verurtheilten Ankunft, die Rathsherren nebst
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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gem Zagen seine Hände zum frommen, inbrünstigen Gebete m*
por. — Sechs andere Knechte Kunzens wurden enthauptet; die
Theile der Körper Schwalb's und Schweinitz'ö aber, zur ewi-
gen Warnung, an den Landstraßen aufgehängt.
Der Köhler Georg Schmidt, jetzt Triller genannt, kehrte
reichbeschenkt in seine Heimath zurück,.und auch die übrigen Köh-
ler, welche auf den entstandenen Lärm herbeigekommen und an
der Rettung des -Prinzen Theil genommen hatten, gingen nicht
leer aus. —
Fünf und zwanzig Jahre nach dem Vorfälle (1480) kam
Herzog Albert der Beherzte^) nach Elterlein und fand hier
noch drei bejahrte Männer, welche ihn als Kind hatten mit ret-
ten helfen. Er ließ sich von ihnen den Ort, wo er war befreit
worden, zeigen; hier fiel er auf die Knie, dankte Gott und
schenkte den Köhlern eine gute Nitterzehrung.
Des Köhlers Schmidt Söhne und Nachkommen führten den
Namen Triller fort; sie wurden reich und angesehen, und mehrere
derselben gelangten zu großen Ehren. So, unter andern, wur-
den zwei Brüder aus diesemgeschlechte, Kaspar und Michael
Triller, vom Kaiser Rudolph am 28. Januar 1592 in den Adel-
stand erhoben. Das ihnen beigclegte Wappen bezeugt noch das
Verdienst ihrer Altvordern. Ucbcr dem Helme in demselben er-
blickt man nämlich den obern Theil eines Köhlers, der mit bei-
den Händen einen Schürbaum cmporhält, als wolle er mit dem-
selben zuschlagen; im Schilde hält ein im linken Felde befindlicher
Löwe in seinen Branken einen Zschörper, sowie ein anderer im
rechten Felde einen doppelt gekrümmten Schürhaken. In der
Mitte zeigt sich ein schwarzer Bär, mit Bezug auf den Traum
der Churfürstin.
Sowie dieses Geschlecht emporblühte, so versank das der
Kaufungcn bald in den Strom der Vergcffcnhcit; sein Name
erlosch; kein Lebender führt ihn mehr. Die Güter des Kunz in
Thüringen und Sachsen zog der Churfürst als eröffncte Lehen
ein und vergab sie an andere Ritter. Heinrich von Kaufungen,
Kunzens jüngster Bruder, konnte keines Antheils am -Prinzcn-
raube bezüchtigt werden; aber er ging außer Land, weil Schande
*) s. von chm S. 52^
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Schmidt Gott Schmidt Kaspar Michael
Triller Rudolph Heinrich_von_Kaufungen Heinrich
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rungsform von sich abhängig gemacht. Eben deshalb aber auch
darf man Ludwig Xi. als denjenigen Monarchen betrachten, der
— weil seine Nachfolger jene von ihm begründete Uneingeschränkt-
heit mitunter noch tyrannischer, als er selbst, ausgeübt haben —-
die ersten Keime zu der furchtbaren Umwälzung ausstreuetc, welche
drei Jahrhunderte nach ihm Frankreich und ganz Europa crfchüt-
tert hat»
Frankreichs alte Fahnen.
Die älteste französische Fahne, von welcher die Geschichte
Meldung thut, ist das Panier mit den Lilien, dessen Ruhm
jedoch bald durch andere verdunkelt wurde, besonders durch die
sogenannte Chappe, das heißt, den Mantel des heiligen M a r-
ti n, der in Kriegen vor den Königen hergetragcn wurde. Mar-
tin war der Schutzpatron des Reichs; von seinem Tode zählten
die Franzosen ihre Jahre; an seinem Feste eröffnetcn sie ihre Par-
lamente, und an seinem Grabe wurden die heiligsten Eide geschwo-
ren. Dieser Mantel war das Reichspanier zu der Zeit Karls
des Großen. Er wurde unter einem Zelte bewahrt, welches
darum Ehapclle hieß. (Daher unser heutiges Wort Capelle.)
Getragen wurde dieß Panier vom Großseneschall, der den näch-
sten Rang nach dem Könige behauptete.
Die Zeitgenossen nennen den Scneschall, Dapifcr, auch
Marschall und Großmeister von Frankreich. Sein hohes Amt
vereinigte Pflichten, die sonst unvereinbar scheinen. Er sorgte
für die Beköstigung des Königes und des ganzen Hofes; die gela-
denen Gaste standen unter seiner Aufsicht; allen königlichen Beam-
ten war er ein Richter und — zugleich commandirte er die Armeen.
(Kotzebuc meint, daß doch wohl entweder der König schlecht gespeist
habe, oder das Heer schlecht commandirt worden sey.) Seit dem
Tode des Grafen von Champagne, der bei der Belagerung von
Acre im Jahre 1191 blieb, (s. S. 206) ist diese bedeutende und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Karls Capelle
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Frankreichs Frankreich
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bedenkliche Würde Niemandem wieder verliehen worden. Die
auf derselben haftenden Rechte und Vorzüge wurden gethe.ilt zwi-
schen dem Connetable, dem grand maitre des fertigt. Hauses
und dem ersten Haushofmeister.
Die Zeit, wo man aufhdrte, den Mantel des heil. Martin
als Fahne flattern zu lassen, ist unbestimmt. Vermuthlich ward
er verdrängt durch das Panier des heiligen Denys, Ori-
flamme, so genannt von der goldnen, darauf gestickten Flamme.
Ueber den Ursprung dieser Fahne sind die Geschichtschreiber nicht
einig. Manche lassen sie bei der Taufe Chlodwigs erscheinen
(s. S. 17), Andere setzen die Zeit ihres Aufkommens unter Karl
den Großen. Gleichviel! Gewiß ist, daß die Könige'von Frank-
reich nie in den Krieg zogen, ohne zuvor mit frommer Dcmuth
aus den Händen des Abtes von St. Denys dieses Panier zu
empfangen, welches sie stets der Obhut des würdigsten Ritters
vertrauten. Derjenige, der diese Fahne empfing, bewahrte sie
unentfaltct auf den Nothfall. Bisweilen hing ihm der König
das Oriflamm um den Hals; dann trug er cs als ein Ehrenzei-
chen, bis es etwa nöthig ward, dasselbe an einer Lanze siattern
zu lassen. Die Ehre, cs zu tragen, war so groß, daß zu Karl
des Weifen Zeiten (f. S. 321) ein Herr von Andrefon die
Würde eines Marschalls von Frankreich niederlcgte, um dagegen
das Oriflamm zu empfangen, und es blieb dasselbe im Gebrauche bis
auf Karl Vi. ks. wie oben). Das dritte Panier, unter welchem
die Franzosen gekämpft, war ein weißes, mit Lilien bestreutes
Kreuz, welches hernach mit einer Standarte vertauscht wurde.
Es ward nicht blos im Nothfall entrollt, sondern befand sich
stets im Heere, oft mit dem Oriflamm zugleich. Die Standarte
wurde gleichfalls nur treuen, geprüften Rittern anvcrtraut.
Auch die Brüderschaften und besonders die Kirchen, hatten
ihre eigenthümlichen, verschiedenfarbigen Fahnen, je nachdem sie
diesem oder jenem Heiligen gewidmet waren. Die- Farbe des
heiligen Martin war blau; daher man glaubt, daß die Könige
von Frankreich, als sie die Lilien zu ihrem Wappen gewählt,
dieselben zu Ehren dieses ihres Schutzpatrons auf blauen Grund
setzten.
Die Standarten der leichten Reiterei kamen unter Ludwig
Xi. auf, wogegen die Fähnlein (guidons) erst seit Errichtung
der Ordonnanzcompagnicen unter Karl Ix. cxistirt haben. Als
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Denys Chlodwigs Karl Denys Karl
des_Weifen Karl Karl Martin Ludwig
Xi Ludwig Karl_Ix Karl
Extrahierte Ortsnamen: Chlodwigs Frank- Frankreich Karl_Vi Frankreich
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r
— 196 —
worden. Es hieß derselbe Hans Pinzenauer, ein wackerer
Kricgsgesclle, den schon Georg der Reiche über den Kufstein ge-
setzt hatte, und den es wahrscheinlich krankte, daß dieses starke
Grenzwerk sich in österreichischer Gewalt befand. Max ließ die
Mauern unablässig beschießen, allein Hans trotzte in der Felsen-
veste h-ohnlachend den Anstrengungen der Belagerer, also, daß,
wenn der Kaiser sie den ganzen Tag über aus sieben Stück Schan-
zen beschossen hatte, jener spottweise die Mauern mit Besen fegen
ließ. „Aus diesen Besen soll ihm ein Beil hervorspringcn!"
sprach Max und befahl, stärkeres Geschütz von Insbruck herbei
zu holen, mit dem er dann auch, nach scchzehntagiger Belage-
rung, Wall und Mauern zerschoß. Da wurde dem Hans
Pinzenauer bange; vorher allen Anträgen taub, sandte er nun
selber zwei junge Edelknaben in weißen Kleidern, mit weißen
Staben in der Hand, zum Lager des erzürnten Kaisers, Gnade
zu erstehen. Sie ward ihm nicht; er mußte sich mit seinen Leu-
ten unbedingt ergeben. Max sprach über sie alle das Todesur-
. thcil aus und schwur, Jedem, der für sie bitten würde, mit einer
Ohrfeige zu antworten. Pinzenauer, ein Mann von scchsund-
dreißig Jahren, gab seinen Gefährten ein Beispiel muthiger Er-
gebung in ein hartes Loos; er leerte einen Becher Wein und
bot darauf dem Schwerte seinen Hals dar. Nach ihm waren
schon Viele von der Besatzung hingerichtet, als der Herzog von
Braunschwcig um das Leben der noch klebrigen bat. Der Kaiser
gab ihm einen leichten Backenstreich — und begnadigte sie. —
Endlich, nachdem die Verwüstungen und Mordbrennercien neun
Monate gewährt, ward auf einem Reichstage das Recht der
baicrifchen Linie bestätigt, und dagegen Ruprechts Kindern ver-
gleichsweise die obere Pfalz zu Theil.
Für die Kriegskosten aber nahmen die Fürsten, welche an
diesem Kriege Theil genommen, sowie auch die Stadt Nürnberg,
eine beträchtliche Zahl pfälzischer und baierischer Städte hinweg,
und Pfalzgraf Philipp wurde nicht eher von der ihn mit betroffe-
nen Reichsacht entbunden, bis er in die Abtretìing eingewilligt.
■— Der Kaiser erhielt außer mehreren Herrschaften die Stadt und
das Schloß Kufstein, die Sradt Kitzbühl mit ihrem Gebiete
und aus den nahgekegenen Waldungen so viel an Holz, wie seine
tirolischen Schmelzhütten brauchten; dann noch die Stadt Neu bürg
am Inn, nebst vielen andern ansehnlichen Ortschaften und Rechten.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Hans_Pinzenauer Georg Max Hans Max Max Hans
Pinzenauer Max Philipp Philipp
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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den bedroht, voll Neue und Beschämung zu seinen Füßen zu se-
hen. Nach der ersten Trunkenheit des Entzückens erinnerte man
sich seiner höheren Pflicht, und die ganze Besatzung sang mit innig-
ster Andacht das Danklied: „Herr Gott, Dich loben wir!" rc.
Nach Sonnenaufgang bestiegen sie die Boote und ruderten
mit festlichem Gepränge, fliegenden Fahnen und lautschallcnder
Kriegsmusik dem Lande zu. Am Ufer hatte sich fast das ganze
Völkchen der Einwohner versammelt, welche eben so sehr über
die fremden Gaste erstaunten, wie sie selbst Staunen bei diesen
erregten. Sie waren ganz nackt, von einer röthlichcn Kupfer-
farbe und ohne Barte, übrigens wohlgebildet. Ihre Sprache
hatte etwas Unzufammcnhangcndes und Thierisches, dabei das
ganze Geschlecht überhaupt viel Achnliches mit einer Heerde gut-
mülhiger Schafe oder Rehe — gerade so scheu, so wehrlos, so
behende trippelten sie hin und her, und auö Allem, was man an
ihnen sah, leuchtete so wenig Verstand hervor, daß die Spanier
auf den Gedanken gcricthen, es möchten wohl gar keine Menschen
seyn. Das waren sie aber allerdings, nur daß sie auf einer sehr
niedrigen Stufe der Entwickelung und Bildung standen. Sie
kannten nicht den Ackerbau; das milde Klima und die Fruchtbar-
keit ihrer Infel, die ihnen Mais und Maniokwurzeln in Uebcrfluß
gewährte, zwang sie nicht zur Sorge für wärmende Kleidung
und Wohnungen. Große Thiere, die ihre Stärke und List hät-
ten üben können, gab es dort gar nicht, und ste zeigten sich daher
so zaghaft, daß ein europäischer Bullenbeißer ihrer einen ganzen
Haufen in die Flucht jagen konnte.
Columbus, in einem reichen Kleide und den bloßen Degen
in der Hand, stand an der Spitze des ersten Bootes, welches
an's Land stieß, um der erste Europäer zu seyn, der die neue
Welt beträte. Seine Mannschaft folgte ihm, und in dem unaus-
sprechlichen Gefühle des glücklich geretteten Lebens, nach mehr
als vierzigtägiger Todesangst auf schwankenden Brettern, warfen
sich Alle nieder und.küßten die sichere Erde. Das war das Dank-
opfer, der Natur gezollt; ein anderes schrieb die Religion ihnen
vor. Sie errichteten ein Kreuz und stammelten vor diesem ihre
frommen Gebete.
Hierauf nahm Columbus die Insel für den König von Spa-
nien in Besitz, mit eben den Cercmonicn, welche bei ihren Ent-
deckungen in Afrika die Portugiesen zu beobachten pflegten. Die
Ii. "
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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wurden die Truppen entlasten, weil Niemand im Stande war,
ein stehendes Heer zu unterhalten. Gab cs im Vaterlande keinen
Krieg, so vermiethctcn sich die Deutschen in's Ausland an den-
jenigen Fürsten, der am meisten bot. Wurde den Söldnern ihr
Sold nicht bezahlt, so plünderten sie ganze Provinzen, oder
behielten die ihnen anvcrtrauten festen Schlösser, bis sie befriedi-
get waren.
Seit dem Hussitenkriege galten nebst den Schweizern die böh-
mischen Scharen für die tapfersten. Im pfalzbaicrischcn Erbfolge-
kriege, wo bekanntlich ein Anzahl Böhmen dem Pfalzgrafen
Ruprecht zu Hülfe zog, lernte Maximilian sie kennen und zugleich
die Wichtigkeit des Fußvolkes einschen. Er hatte dasselbe in
einem schlechten Zustande gefunden und war demnach eifrig bemüht,
cs in eine bessere Verfassung zu bringen. Anstatt der aufgebote-
nen und nach Beendigung des Feldzuges wieder entlassenen Völ-
ker, errichtete er stehende Regimenter zu Fuß (Fußkncchtc), denen
er kurze Degen und Lanzen gab. Er thcilte das Heer in Regi-
menter unter Obristen, diese in Compagnien oder Fähnlein unter
Hauptleuten, diese wiederum in Corporalschaftcn rc. ab und ver-
sah sie nach Verhältniß mit untergeordneten Befehlshabern. Um
das Soldatenwesen zu versüßen, wie er selbst sagte, führte er
bei dem Fußvolke Pfeifen und Trommeln ein. Die Schweizer
Söldner führten, statt der Hellebarden und Streitkolben ihrer
Voreltern, ein großes, auf dem Rücken hängendes Schlachtschwert,
ein Beimesser im Gürtel und eine achtzchnfüßige Lanze. Von
ihnen haben zuerst alle Söldner den Namen erhalten» Dann
hieß man die deutschen Fußgänger, weil sie aus dem Landvolke
waren, im Gegensätze zu jenen und dem Nitterstande, Lands-
knechte.^)
Eine andere Art Fußvolk bewaffnete Maximilian mit schwe-
ren Feuergeschossen, Hakenbüchsen (arc^uebuse), welche auf
Gabeln aufgelegt wurden; auch führte er mehr grobes Geschütz
mit sich, als man bisher gesehen, und suchte dasselbe, wie schon
erwähnt, auf verschiedene Art zu verbessern.
Auch bei der Reiterei wurde vieles neu gestaltet. Die fran-
zösische Cavalerie hatte damals den Vorzug vor der deutschen.
*) Knechte hießen ursprünglich alle Krlegsdkensrleute, auch die Edrlr
knechte»
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian