Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 120 --
fern Haupt schmückte ein eben so prächtig verzierter, „güldener"
Hut. Auf der Brust hing ihm das goldene Fließ und am Arme
der Hosenband-Orden, ein Geschenk seines Schwagers, des
Königs Eduard Iv. von England. Vor ihm her gingen zwölf
Ehrenherolde und vierundzwanzig Trompeter. Sämmtliche Ritter
seines Gefolges erschienen geharnischt; ihre Pferde waren mit
stählernen Decken behängt, über welche dünne, durchsichtige Gold-
stoffe mit silbernen Schellen gebreitet waren. „Dies verursachte
-— wie ein älterer Geschichtschreiber sich darüber ausdrückt —
bei der Bewegung dieser edlen Thiere das anmuthigste Geläute,
welches mit dem kriegerischen Tone der Trompeten lieblich abwcch-
selte. Das Pferd des Herzogs trug ein Hauptgesteü, dessen
Werth auf scchzigtauscnd Gülden geschaht ward. Glänzender
mag wohl im ganzen Mittelalter keine Zusammenkunft gewesen
seyn! Es waren aber auch der vornehmste und der reichste Herr
ihrer Zeit, so selbige hielten."
Die Achtung, welche man Karl dem Kühnen bezeigte, war
eines künftigen Königs würdig. Er wollte, als er sich dem
Kaiser näherte, vom Pferde steigen; Friedrich aber gab, da er
dies merkte, seinem weißen Hengste die Sporen, sprengte gegen
Len Herzog heran, reichte ihm freundschaftlich die Hand und
verbat seine Höflichkeit, worauf dann Karl seinen Hut abnahm
rund sich so tief gegen jenen verneigte, wie es seine Stellung
ttuf dem Pferde erlauben wollte. ■— Die Burgunder und Nieder-
länder bewunderten der Deutschen schöne und lange gelbe Haare,
Hei diesen hingegen erregten Karls und der Scinigcn übermäßige
.Pracht Empfindungen der Eifersucht und Mißgunst.
Einige Tage hierauf gab der Herzog dem Kaiser, allen
Rcichsfürstcn und fremden Gesandten ein so glänzendes Mahl,
daß der Ruf davon sich über ganz Deutschland und Frankreich
verbreitete. Der Luxus, der Reichthum der goldenen und silber-
nen Gefäße, der Schimmer der Kleidungen, der Aufwand der
Bcwirthung, überstiegen jeden, hinsichtlich der Pracht europäisch-
fürstlicher Höfe damals gehegten Begriff. Fugger, in seinem
„Spiegel der Ehren des Erzhaufes Oesterreich" beschreibt dies Alles
folgendermaßen: „Der Herzog führte den Kaiser und den Erz-
Herzog, denen die Andern nachfolgten, in einen Palasifaal, dessen
Wände mit goldenen und seidenen Teppichen, darein die Histo-
likn von Troja und Jasons goldenem Felle (Fließ), mit Bil-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Eduard Karl_dem_Kühnen Karl Friedrich Friedrich Len_Herzog Karl Karl Karls Fugger
Extrahierte Ortsnamen: England Karls Deutschland Frankreich Troja
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 131 —
der so eben Nubemprecks Vorhaben entdeckt hatte, durch einen
Eilboten gewarnt.
Im Jahre 1465 endlich brach der offene Krieg der hohen
Vasallen gegen Ludwig ans» Es waren jene der Herzog Franz
von Bretagne, der Prinz Karl von Burgund, der Herzog
von Berry, Ludwigs Bruder, der Herzog von Bourbon,
Ludwigs Schwager, der Herzog von Alanc-on, der Graf von
Armagnac und mehrere Andere. Von allen Seiten her auf-
brechend, hatten sie vereinigt dem Könige gefährlich werden
können; allein es fehlte, wie fo häufig, auch dieser Verbindung
am einträchtigen Handeln. Ludwig, der längst mit einem wohl-
gerüsteten Heere auf der Lauer stand, überfiel, schnell wie ein
Pfeil, zuerst seinen Schwager Bourbon, einen gutmüthigcn,
ruheliebenden Mann, der dem Bunde wirklich nur um des gemeinen
Besten willen beigctretcn war. Dieser sah sich plötzlich über-
rascht und war froh, als feine Gemahlin einen Vergleich ver-
mitteln wollte, noch froher aber, als Ludwig mit seinem Heere
zurück eilte, um den Grafen Karl von Charolois von Paris
abzuhalten. Karl aber ging dem Könige entgegen und es kam
bei Montlhcri zu einer Schlacht, in welcher nichts entschieden
ward (16. Jul. 1465); doch konnte der Graf sich den Sieg
zuschrciben, da er die Nacht über auf dem Schlachtfelde blieb.
Ludwig begab sich nach Paris und wohl einfehend, wie nöthig
ihm in diesen entscheidenden Tagen die Treue der vom Feinde
bedroheten Hauptstadt sey, zeigte er sich hier gegen die Bürger
unerschöpflich in Gnadenbezeigungen. — Karl vereinigte sich
unterdes; mit den Herzögen von Bretagne und Berry, und nach-
dem nun auch die übrigen Verbündeten nach und nach im Felde
erschienen, führten sie wilde Horden auf den Königssitz an der
Seine zu. Kaum konnte Isle de France die ungeheure Men-
schenmenge fassen, es waren allein gegen hunderttausend Pferde
bei den verschiedenen Armeen. Doch da man vorher durchaus
keinen Plan gemacht und gar nicht an Magazine gedacht hatte,
so trug dieser gewaltige Haufe den Keim seiner Vernichtung in
sich selber. Ludwig wußte dies und hütete sich daher in seiner
gut verwahrten und mit Lebensmitteln reichlich versehenen Haupt-
stadt wohl, den hungernden Feinden ein Treffen anzubietcn.
Bald auch ward der gefährlichste derselben, der Graf von Cha-
rolois, nach den Niederlanden abgerufen, da die Lütticher auf
9 *
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Nubemprecks Ludwig_ans» Ludwig Franz
von_Bretagne Franz Karl_von_Burgund Karl Berry Ludwigs_Bruder Ludwigs Ludwigs_Schwager Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl_von_Charolois_von_Paris Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Berry Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Gnadenbezeigungen Bretagne
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Ludwigs Anstiften einen verheerenden Einfall in Brabant gethan
hatten. Die Uebrigen fingen an, zu unterhandeln und fanden
den König so geschmeidig, dasi das Friedensgeschäft sehr leicht
von statten ging. Ludwig bewilligte einem Jeden, was er ver-
langte, und versprach noch überdies eine Commission zu ernennen,
die sich nicht nur ernstlich mit der Abstellung sammtlicher Beschwer-
den, sondern selbst mit einer Generalreform des Staates beschäf-
tigen sollte. Alles ward auf's Heiligste beschworen und besiegelt
(5. und 29. Octbr.), und die Fürsten zogen befriedigt mit ihren
Truppen ab. Aber nicht lange, und schon hielt der König eine
Versammlung der Stande, um von dem Vertrage diejenigen
Punkte für Null zu erklären, die seinem Interesse am meisten
entgegen liefen.
Seinen Unterthanen den bittern Kelch der um drei Millio-
nen erhöheten Abgaben so viel möglich zu versüßen, fuhr Lud-
wig in seiner Herablassung gegen sie fort. Er aß oft bei vor-
nehmen Bürgern zu Mittag, wohnte den Volkslustbarkeiten bei,
ließ sich in die Zünfte der Handwerker aufnehmen, hob ihre
Kinder aus der Taufe und erwies ihnen andere kleine Gefällig-
keiten bei jeder Gelegenheit. Nichtsdestoweniger mußte sein
Schatzmeister für die schnellste Herbeitreibung der Steuern und
pünctliche Besoldung der Truppen sorgen, während seine Unter-
händler an den kleineren Höfen seiner Vasallen sich es amsig
angelegen ftyn ließen, die Fürsten unter einander selbst zu entzweien
und unter ihnen den Saamen der Eifersucht auszustreuen» Auch
gelang es ihm, sowohl den Herzog von Berry, seinen Bruder,
mit dem Herzoge von Bretagne zu veruneinigen, wie noch über-
dies den Verbündeten den Herzog von Bourbon, seinen Schwa-
ger, zu entziehen, und Letzterer, den er durch eine Heirathsstiftung
gewann, blieb auch wirklich der königlichen Partei bis an sein
Ende getreu. Nur bei dem stolzen Karl von Burgund, Grafen
von Charolois, waren alle seine politischen Künste fruchtlos.
Vergebens versprach er ihm Beistand gegen die Lütticher, wenn
er das Bündnis; mit Bretagne aufheben wolle. Karl antwor-
tete, nichts werde ihn jemals bewegen können, seinen Freunden
ungetreu zu werden, und führte eine noch nachdrücklichere Sprache
von dem Tage an, wo er durch den Tod seines Vaters zur Negie-
rung gelangte. Einen abermaligen Gesandten entließ er mit den
Worten: „Ich ersuche den König, nichts gegen Bretagne zu unter-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Berry Karl_von_Burgund Karl Charolois Karl_antwor- Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
94
auf seinem Namen lastete. Auch der Ritter Mockau auf Kohren,
welcher um den Anschlag gewußt und denselben begünstigt hatte,
war bei der Nachricht von Kunzens Gefangennehmung entflohen
und sah nie sein Vaterland wieder.
Kurze U e b e r s i ch t des Kriegs der weißen und
der rothen Rose.
Eine unglückliche Spaltung unter den Gliedern des engli-
schen Regentenhauses veranlaßte um die Mitte des fünfzehnten
Jahrhunderts jenen denkwürdigen Krieg, dem, nach den Wap-
pen der beiden streitenden Parteien (Pork, welche eine weiße,
und Lancaster, die eine rothe Rose führte), die Geschichte den
Namen des ,,Kriegs der weißen und der rothen Rose" beigclegt
hat. Es handelte sich darum, ob die Sprößlinge der Tochter
des zweiten Sohnes (2)ork), oder die Nachkommen des dritten
Sohnes (Lancaster) von König Eduard Iii. (s. „Denkwürdig-
keiten aus der Negierungsgeschichte Eduards Hl." rc.) auf dem
Throne sitzen sollten. — Ein schrecklicherer Bürgerkrieg ist in den
Annalen keines Volks verzeichnet. Unerhört war die Wuth der
Schlachten, gräßlich die Arbeit des Blutrichters, Mord und
Meuchelmord die Geschichte des Tages. Nicht weniger als acht-
zig Glieder des königlichen Hauses starben gewaltsam; doch hat-
ten sie sich dessen nur selbst anzuklagcn. Auch erlitten Wenige
ein anderes Schicksal, als das, was sie ihren Verwandten zuge-
fügt oder zugedacht hatten. Aber mit und neben ihnen, für und
durch sie starben auch hundert Taufende des Volks; die edelsten
Geschlechter erloschen traurig, die Blüthe der Nation wurde hin-
gewürgt durch Waffen und Kricgsnoth, das Land auf's Acußerste
verwüstet, der Charactcr der Menschen endlich hcrabgewürdigt
bis zur thierischen Wildheit durch den unaufhörlichen Anblick von
Verbrechen, durch beständige Aufreizung der Leidenschaft, durch
unerträgliche Leiden und Noth. —
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Eduard_Iii Eduard Eduards_Hl Eduards
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Tt-
— 95 —
Nachdem das Haus Lancaster untcrgcgangcn (alleglieder
desselben wurden getödtet) und somit die rothe Rose gebrochen
und entblättert war, begann Port wider sich selbst zu wüthen.
Des Königs (Eduard Iv.) Bruder, der Herzog von Clarence,
ward — nicht wegen seiner Verbrechen; denn in solchen war er
blos Eduards Genosse — nur wegen persönlicher Entzweiung —
auf die Anklage des Letzteren, von beiden Häusern des -Parla-
ments, gleich sclavisch und feig, zum Tode verurthcilt. Die ein-
zige Gnade, deren er sich als Eduards Bruder zu erfreuen hatte,
war, das; ihm die Wahl der Todcsart selbst überlassen ward.
Er wünschte, in einem Fasse Malwasier-Wein, den er immer
vorzüglich gern getrunken, ersäuft zu werden, welches Todes er
denn auch am is, Februar 1478 starb. Auch seine Kinder wur-
den getödtet. — - Nach so vielen Mordthaten genoß Eduard Iv.
noch fünf Jahre hindurch einer ruhigen Regierung. Er starb am
0. April 1483 mit Hinterlassung von zwei Söhnen.
Diese aber traf das rächende Verhängniß. Ihr eigener
Oheim, Eduards jüngster Bruder, der gewissenlose, blutdürstige
Herzog Richard von Gl o erster, ward dessen Vollstrecker.
So verwegen wie lasterhaft, so schamlos wie verräterisch, bahnte
er sich durch furchtbare Verbrechen den Weg zum Throne. Die
Freunde der Königin wurden gefänglich cingczogcn, die Prinzen
(Eduard V. und Richard von Pork, jener 13, dieser 7 Jahre alt,)
in den Tower gesetzt, ihre mächtigsten Beschützer getödtet, und
nachdem dieses geschehen, erklärte Glocester, der gleich Anfangs
zum Protector sich ausrufen ließ, seine eigne Mutter für eine
Ehebrecherin. Eduard und der Herzog von Clarence — behaup-
tete er — seycn Bastarde gewesen; nur er, Richard, wäre der
echte Sprössling von Pork. Einige erkaufte Stimmen begrüßten
ihn als König; dies nahm man für den Willen der Nation, an.
Seine Gewalt zu befestigen, durften seine Neffen nicht am Leben
bleiben. Es erfolgte daher an den Commandanten des Towers
der Befehl, sie heimlich erwürgen zu lassen, und da dieser sich
dessen weigerte, so wandte sich der Tyrann an einen Nichtswür-
digen, James Tyrrel, der sich williger finden ließ. Ihm musste
der Commandant die Schlüssel der Burg auf eine Nacht über-
geben. Tyrrel wählte sich drei feile Mordgcsellen, mit denen er
um Mitternacht in das Schlafzimmer der Prinzen drang. Beide
schlummerten in tiefer Ruhe. Die Mörder erstickten sie mit Pfüh-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Eduard_Iv. Eduard_Iv. Eduards_Genosse Eduards Eduards_Bruder Eduards Eduard_Iv Eduard Eduards Eduards Richard_von_Gl Eduard_V. Eduard_V. Richard_von_Pork Eduard Eduard James_Tyrrel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 143 --
Karl benutzte denselben, um sich bestens zur Erneuerung des
Krieges zu rüsten, und wußte überdieß auch den Herzog von
Guienne wieder für sich zu gewinnen. Eben stand er im Begriffe,
ihm seine Tochter zur Ehe zu geben und ihn dadurch auf immer
an sich zu fesseln: da starb dieser Fürst (28. Mai 1472), durch
einen Benedictiner vergiftet. Die Welt klagte Ludwig des Mor-
des an. Ja, Karl der Kühne ließ ein hartes Manifest ausgehen,
worin er ihn einen Brudermörder nannte und sogar bekannt machte,
daß er ihm selbst schon mehrmals auf ähnliche Art nach dem
Leben getrachtet habe. Erst achtzehn Monate nachher antwortete
Ludwig auf diese furchtbare Anklage, und zwar dadurch, daß ec
Commissarien zu gerichtlicher Ilnterfuchung der Sache ernannte.
Aber noch che diese beendet, wurde der Benedictiner im Kerker
plötzlich todt gefunden, und ein Mitschuldiger desselben war auf
eine rathselhafte Weise verschwunden. Die Acten des Processcs
sind nie zum Vorscheine gekommen. Ludwig erhielt durch diesen
Mord freiere Hände und größeres Besitzthum.
Unterdessen zog sich ein neues, unerwartetes Gewitter über
dem Könige zusammen. Karl der Kühne und Franz von Bre-
tagne reizten die südlichen Vasallen, den Herzog von Alencon und
den Herzog Jacob von Nemours, Grafen von Armagnac
(noch ein Sprössling aus dem alten Königsstamme der Merowin-
ger, s. S. 16), so wie auch den Herzog von Lothringen zur
Empörung auf (1473). Ludwig half sich, wie gewöhnlich, durch
List aus dem Handel. Er ließ durch Tristan l'hcrmit den Her-
zog von Alencon überfallen, festnehmen und nach Paris bringen,
wo er zwei Jahre nachher im Gefängnisse verschmachtet ist. Dem
Grafen von Armagnac aber war so nicht beizukommen; denn die-
ser hatte sich in seiner festen Stadt Lectoure wohl verwahrt.
Ludwig schickt ein Belagerungscorps dorthin, — dessen Anführer,
der Cardinal Ioffredi, dem Herzoge, damit er sich rechtfer-
tigen möge, sicheres Geleit zum Könige zugesteht und völlige
Vergessenheit des Geschehenen für alle seine Anhänger ver-
spricht. Der Vertrag wird von Seiten des .Cardinals auf
eine geweihte Hostie beschworen, und diese dann mit dem
Grafen gemeinschaftlich genossen. Aber kaum hat der Graf
die königlichen Truppen eingelassen, so wird er gefangen genom-
men, seine Stadt geplündert und der Erde gleich gemacht.
Seine schwangere Gemahlin wird gezwungen, einen Trank zu
Ii. 10
l
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Guienne Ludwig Ludwig Karl_der_Kühne Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Franz_von_Bre- Franz Alencon Jacob_von_Nemours Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Cardinal_Ioffredi
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
nehmen, der das noch ungeborne Kind tödtell sollte, an dem sie
aber selbst nach zwei Lagen den Geist aufgab. — Er, der Her-
zog, ward in einem eisernen Käfige verhört und auf die Folter
gespannt. Zur Vollziehung des darauf über ihn ausgesprochenen
Lodesurtheils ließ Ludwig, um dieser Strafvollstreckung allen Glanz
einer großen Feierlichkeit zu geben, ein neues Schaffot erbauen.
Der Verurtheilte ward auf einem mit einer schwarzen Decke
behangcnen Pferde zum Tode geführt, und mit einer sinnreichen
Grausamkeit, wovon man selbst in Nero's Zeiten kein Beispiel
findet, ließ der König die jungen, unschuldigen Prinzen unter
das Blutgerüst ihres Vaters stellen — so, daß dessen Blut auf
sie herabträufelte — und dann in die finstersten Gewölbe der
Bastille sperren.
Wie sehr auch der mächtige Herzog von Burgund dem Könige
hätte gefährlich werden können, so wenig Planmäßiges unternahm
er doch gegen ihn, und zwar, weil er sich in zu wcitaussehcnde
und verwickelte Entwürfe einließ. Damals beschäftigte ihn der
Gedanke an die Königswürde, die ihm Friedrich Iii. verleihen
sollte. Es ist schon erzählt, wie beide Fürsten zu diesem End-
zwecke eine Zusammenkunft in Trier hielten, daß sie aber frucht-
los ablief. Hiernach dachte Karl auf's Neue an die lebhafte
Fortsetzung des Krieges mit Ludwig. Um diesen von allen Seiten
zu bedrängen, brachte er ein Bündniß mit dessen sämmtlichen
Feinden zu Stande. Franz Ii. von Bretagne, der Graf von Pro-
vence (Titularkönig von Neapel), der Connetable von St. Paul
(dieser hatte beträchtliche Ländereien an den französischen und bur-
gundischen Grenzen, und es schien ihm, als ehrgeizigem Manne,
zweckmäßiger, mit dem Herzoge von Burgund gemeinschaftlich
an der Verkleinerung des Königes zu arbeiten), vor allen aber
der König von England, Eduard Iv., versprachen Karl, ihn im
nächsten Jahre (1475) aus allen Kräften gegen Frankreich zu un-
terstützen» Die also Verbündeten hatten zu einem glücklichen
Ausgange ihres Unternehmens so gute Zuversicht, daß sie schon
im Voraus das ganze Frankreich unter sich thcilten; England
bedang sich Alles aus, was es von demselben zu Karls Vi. Zeiten
besessen hatte (f. S. 346); Karl wollte aus Frankreichs Trümmern
das alte burgundifche Königreich wieder Herstellen*); dem Conne-
*0 Die Burgunder wohnten anfänglich südwärts unter den Gothen in
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Karl Karl Ludwig Ludwig Franz_Ii Franz Paul Eduard_Iv. Eduard_Iv. Karl Karl Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Bretagne Neapel Burgund England Frankreich Frankreich Karls Frankreichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
148
1474 bis Juni 1475), binnen welchen er in scchsundfunfzig ver-
geblichen Stürmen über !5,ooo Menschen einbüßte. Gerade um
die Zeit, wo er sich endlich genöthigt sah, die fruchtlose Belage-
rung aufzuheben, landete König Eduard mit einem ansehnlichen
Heere bei Calais. Dieser wunderte sich höchlich, von seinen
großsprecherischen Bundesgenossen keinen einzigen vorzufinden, trotz
dem, daß es in den Verhandlungen geheißen, sie Alle wollten
sich, sobald er erscheine, mit ihm vereinigen. Er hatte gehofft,
die Stadt würden ihm schon von weitem ihre Thorcsschlüffel
entgegen bringen, aber Niemand ließ sich sehen, ihn zu empfan-
gen. Endlich kam Karl, doch ohne Heer; denn mit dem übel-
aussehenden Resten der Belagerungstruppen von Neuß wollte er
nicht erscheinen, und beschämt hörte er die Vorwürfe des mit
Recht erzürnten Königes an. Er eilte in seine Staaten zurück,
versprechend, alles Versäumte noch wieder gut zu machen. Darauf
aber konnte Eduard nicht warten, sondern nahm vielmehr Lud-
wigs Anerbieten zu einem Vergleiche willig an. Er versprach,
Frankreich zu verlassen, wenn ihm jener sogleich 75,ooo und
dann jedes Jahr 50,000 goldne Schildthaler zahlen wolle. Lud-
wig, der kein Geld achtete, wenn er höhere Vortheile damit
erkaufen konnte, Unterzeichnete den Vertrag mit Freuden und
beschwor ihn auf einem Kasten voller Reliquien; hierauf behan-
delte er auch noch die Engländer wie werthe Gäste und befahl
allen Bürgern, die in und um Pcquigny, bei Arras, wo
Erstere standen, mit Wein und Lebensmitteln handelten, ihnen
solche für feine Rechnung frei zu überlassen, und da konnten denn
die Fremden nicht genug rühmen, was für ein vortrefflicher Herr
der König von Frankreich sey. Diesem war an der Dauer des
neuen Freundschaftsbundes so sehr gelegen, daß er allen Mini-
stern und Günstlingen Eduards insgeheim Jahrgelder antragen
ließ, wenn sie seiner bei ihrem Monarchen stets zum Besten
gedenken wollten; und man sagt, es habe ihm dies eine jähr-
liche Ausgabe von lg,ooo Thalern verursacht.
Eduard hegte vor seiner Abreise noch den Wunsch, den König
von Frankreich persönlich kennen zu lernen. Dieser war dazu nicht
anders zu bewegen, als wenn cs, gleichwie früher bei der
Zusammenkunft mit seinem Bruder, auf einer Gitlerbrücke geschehen
könnte. Eduard lächelte und ließ es sich gefallen. Man näherte
sich von beiden Seiten dem Gitter, küßte sich durch die engen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: König_Eduard Eduard Karl Karl Eduard Eduard Eduards Eduards Eduard Eduard Eduard Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arras Frankreich Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
hörte, wie sie sich in Spöttereien und Beleidigungen wider den Her-
zog von Burgund ergossen. Karl, der auf diese Art Alles wie-
der erfuhr, gab nun dem Ansuchen des Königes leichter Gehör,
der ihn mit den Gütern des Connctable zu belehnen versprach,
wenn er ihm diesen Vcrrathcr auslicfern wolle; wogegen der
Graf von St. Paul, um nur sein Leben zu retten, dem Herzoge
alle seine Güter anbot, denselben zu bewegen, ihn gegen Ludwig
in Schutz zu nehmen. Anfangs wollte Karl lieber ein Geschenk
vom Connctable, als einen Henkerslohn vom Könige annehmcn;
als er aber erfuhr, daß St. O.uintin, der Hauptort von des
Ersteren Besitzungen, schon in des Königs Händen sey, gab er
dem Gouverneur von Mons, zu dem sich der Graf geflüchtet
hatte, Befehl, ihn auszulicfcrn. Es geschah; der Connctable
ward nach Paris gebracht, daselbst vor dem Parlament als Hoch-
verrather und Majestätsverbrecher angcklagt und vor dem Rath-
hause öffentlich enthauptet (23. Dcc. 1475). Er war des Königs
Schwager, Oheim der Königin von England und ein Sprößling
des mächtigen Grafenstammes der Luxemburger, welcher, wie
schon bei früheren Gelegenheiten erwähnt worden, durch mehr
denn hundert Jahre selbst den deutschen Kaiserthron besetzt gehabt
hatte.
Die Anmaßungen des burgundischcn Voigts Hagenbach,
welcher, von Karl dem Kühnen über verschiedene, durch den Erz-
herzog Siegmund an ihn verpfändete Besitzungen in und
neben der Schweiz gesetzt, den Rechten seiner Pflegebefohlenen
nicht minder, wie denen der Schweizer selbst, vermessen zu nahe
getreten war, mehr aber noch die Ranke Ludwigs, der unauf-
hörlich strebte, die schweizerische Kraft gegen seinen gefährlichsten
Feind auszuregen, veranlaßten ein enges Bündnis; der Eidgenos-
sen mit Frankreich und dem jungen Herzoge von Lothringen,
Renatus Ii., welchen Ludwig ebenfalls gegen Karl angereizt
hatte; und nun entzündete sich der für Letzteren so unglückliche
Krieg, an welchem auch Oesterreich sammt den Städten von Basel
bis Straßburg wider ihn Theil nahmen. — Karl drang zuerst
in Lothringen ein, und die burgundische Hecrcsmacht, durch Uebcr-
zahl furchtbar, bemächtigte sich schnell der sämmtlichen Vesten
dieses Landes, nebst der Hauptstadt (Nancy).
Hierauf, im Januar 1476, zog er an der Spitze eines star-
ken, trefflich gerüsteten, si'egtraumcndcn Heeres gegen die Schweiz.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Paul Ludwig Ludwig Karl Karl Karl_dem_Kühnen Karl Siegmund Ranke_Ludwigs Ludwigs Renatus_Ii Ludwig Ludwig Karl Karl Karl Karl Nancy)
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Paris England Hagenbach Frankreich Lothringen Oesterreich Basel Straßburg Lothringen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
155
thun, als ihnen schmeicheln und sie mit reichen Geschenken ent-
lasten. Seine jährliche Abgabe an Eduard übersendete er noch
immer auf das Pünktlichste, setzte auch die geheimen Iahrgelder
an die englischen Minister fort, ließ sich aber dagegen Empfang-
scheine ausstellen, die er alle auf's Sorgfältigste in seiner Schatz-
kammer verwahrte. Als er jedoch endlich hörte, Maximilian
habe ein Bündniß mit Eduard geschloffen, (welches dessen Schwe-
ster, Maximilians Schwiegermutter, in Person zu London mit
Ersterem zu Stande gebracht hatte) gerietst er in die lebhafteste
Unruhe. Seine Gesandten und Courricre ritten, mit Geld wohl
versehen, durch halb Europa und bemüheten sich, Maximilian
in Schottland, in Venedig, in Böhmen, bei den Schweizern,
ja, selbst bei dem Papste Feinde zu erwecken, und reizte dann die
Niederländer zur Empörung gegen ihren Herrn auf. Zum Glücke
aber für ihn bedurfte cs, wie wir im Folgenden sehen werden,
so gewaltiger Anstalten nicht, sich dieses Feindes zu erwehren. —
2>n Jahre 1431 starb der letzte männliche Sprössling der
Titularkönige von Neapel aus dem Hause Anjou, der Graf Karl
von Maine, Besitzer der Provence. Ein neuer Glücksfall für
Ludwig; denn durch seine schlauen Künste hatte er es dahin zu
bringen gewusst, daß er von dem Grafen im Testamente war
zum Erben eingesetzt worden. So wurde die Provence mit der
Krone Frankreich vereiniget.
Ludwig näherte sich jetzt dem sechzigsten Jahre und empfand
die Abnahme seiner Lebenskräfte mit jedem Tage deutlicher; ec
bekam wiederholt Anfälle von Epilepsie, die sich, je älter er ward,
immer häufiger einstellten. Einmal beim Abendessen überfiel ihn
eine so heftige Convulsión, dass er eine ganze Woche ohne Gesicht
und Sprache hinbrachte, und ein andermal hatte er in einem
Dorfe bei Chinon einen ähnlichen Anfall, der ihm während zweier
Tage Sprache und Bewußtseyn raubte. Durch Hülfe der Acrzte
kam er allmälig wieder zu sich, behielt aber eine Kraftlosigkeit,
von der er sich nie wieder erholte. Als er erfuhr, dass einige
von seinen Leuten ihn in seiner Bewusstlosigkeit abgehalten hatten,
sich einem Fenster zu nähern, unfehlbar aus Furcht, er möchte
sich hinausstürzen, jagte er sie, anstatt sie zu belohnen, aus
seinen Diensten. Da die Anfälle öfters wiedcrkehrten und immer
bedenklicher wurden, so bemächtigten sich Schrecken des Todes
der Seele des Despoten. Je schwächer er sich fühlte, desto mehr
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Eduard Eduard Maximilian Maximilian Eduard Eduard Maximilians Maximilian Maximilian Karl
von_Maine Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Maximilians London Europa Schottland Venedig Neapel Frankreich Chinon