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vertheidigten St. Romanus-Thors.^) Begraben unter den Ruinen
seiner Herrschaft, errichteten diese ihm zu gleicher Zeit sein Grab
und sein glorreichstes Monument.
Der Fall des Kaisers vollendete die Eroberung der Stadt.
Das christliche Heer gerieth in Verwirrung und Flucht; Wider-
stand und Ordnung hörten auf; die Türken drangen ohne Aufent-
halt ein, während die griechischen Krieger sich in den Gassen
zerstreuten. Da ihnen die Walle ihren Schutz versagt hatten, so
suchten sie ihn bei den Altären. Tausende versammelten sich um
eine Constantinische Säule, die der Aberglaube für ein geheiligtes
Asyl hielt. Noch vcrtheidigte ein Mitglied des Kaiserhauses,
Thcodorus, einen Thurm der Stadt; noch suchte der helden-
müthige Logothete, Lukas Notaras, mit den Waffen in der
Hand den Hafen zu gewinnen; allein jener fand den Tod, dieser
Gefangenschaft auf seinem Wege. Die Schrecken und das Ge-
tümmel verbreiteten sich bald auch in die entferntesten Gaffen.
Das Volk rannte in die heilige Sophicnkirche, und binnen einer
Stunde war dies weitläufige Gebäude vollgepfropft von Un-
glücklichen , die hier die wundervolle Wirkung einer angeblichen
Prophezeihung erwarteten.
Uebcr die eroberte Stadt aber ergingen alle Schrecken bar-
barischer Feindeswuth. Dürstend nach Blut und nach Beute,
stürzten die Türken in die Strassen, in die Häuser, in die Kir-
chen, sich hier alle Entweihungen erlaubend, welche die Trunken-
heit des Siegs dem fanatischen Krieger cinzugcbcn vermag.
Weder Geschlecht, noch Alter und Stand wurden geschont.
Uebcrall ffoss das Blut, und die Eroberer thürmten Trophäen
von Menschenköpfen auf. Die Raubgier indes; hemmte endlich
das Blutvergießen — hatte doch Mohamed, zur Ermunterung
seiner Strecker, ihnen die Einwohner verheißen. Sechszigtausend
waffenfähige Männer empfingen die Ketten des Siegers und wur-
den in ferne Sclaverei geschleppt. Der päpstliche Legat, Car-
dinal Isidorus, auch unter der Zahl der Gefangenen, war,
da er früher die Kennzeichen seiner Würde auf einem Leichname
abgelegt und dessen Kleider angczogcn hatte, glücklich genug, zu *)
*) Das zuerst erstürmte Thor, Xylokcrku, war, einer Prophezeihung we-
gen, vermauert und nur erst Tags vorher zu einem Ausfälle auf den
Hafcndamm geöffnet worden»
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unterwarf sich die glücklichsten Länder deffelben, drohte sogar zu
wiederholten Malen, sich auch über die übrigen auszubreiten. —
Merkwürdig wie in ihren Folgen, ist diese Begebenheit cs nicht
minder an sich selbst. Scencn des Schreckens und des Blutver-
gießens sind mit allen Eroberungen verbunden; aber selten geht
das Schauspiel so in's Große, als bei dem Falle der Hauptstadt
des Morgenlandes, und von wenigen Weltbegebcnheiten hat die
Geschichte solche Beispiele des Heldenmuths aufbcwahrt, wie wir sie
von diesen denkwürdigen Tagen ausgezeichnet finden. Die unge-
stüme Tapferkeit der Osmanen und ihre Verachtung des Todes
zeigte sich nie mehr, als da des Sieges Lohn eine Kaiserstadt
war. Und wenn gleich der standhafte, selbst durch Verzweiflung
gestählte Muth der Christen endlich unterliegen mußte, so ist cs
doch ein erschütternder Anblick, den letzten Kaiser des Orients,
aus christlichem Geblüte, nach hcldenmüthigem Kampfe unter den
Trümmern seiner Hauptstadt begraben zu sehen.
Nach Johannes Vii. Tode hatte dessen Bruder Constan-
tin X!., uns schon bekannt durch die Vertheidigung der Linien
des Isthmus gegen die Türken, den morschen Thron bestiegen
(1448), düsteren Blickes seinen nahen Fall ahnend. Zwietracht
im eigenen Hause beschleunigte das Unglück. Nur Constantino-
pcl, mit den paar Hufen Landes zunächst seiner Thore, war
ihm geworden; um den -Peloponnes, der noch theilwcise dem
griechischen Kaiserhause gehörte, stritten sich Thomas und De-
metrius, seine jüngeren Brüder. Indessen enthüllte Mohamed,
feindseligen Gemüths, seine Absichten. Nicht achtend der Fric-
dcnsvertrage seines Vaters, unbewegt durch Constantins nach-
giebige, selbst demuthvolle Sprache, begann er, bis unter die
Mauern der Stadt vorrückend, in deren Nähe die drohenden Vesten
Numili Hisari und Laimokopas zu bauen (von welcher letzteren der
Grundriß seinen Namcnszug bildete), um durch sie des wichtigen
Durchgangs durch die Meerenge versichert zu seyn. Constantins
Klagen über Verletzung der Tractatcn wurden mit dem Stolze
des Uebcrmächti'gen beantwortet, und die geängstete Hauptstadt
immer enger eingcschloffcn. — Hier war der Kaiser der Einzige,
welcher Muth genug zum Widerstande hatte. Seine Vorschläge in-
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Extrahierte Personennamen: Johannes Thomas Mohamed Constantins Constantins Muth
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fern Haupt schmückte ein eben so prächtig verzierter, „güldener"
Hut. Auf der Brust hing ihm das goldene Fließ und am Arme
der Hosenband-Orden, ein Geschenk seines Schwagers, des
Königs Eduard Iv. von England. Vor ihm her gingen zwölf
Ehrenherolde und vierundzwanzig Trompeter. Sämmtliche Ritter
seines Gefolges erschienen geharnischt; ihre Pferde waren mit
stählernen Decken behängt, über welche dünne, durchsichtige Gold-
stoffe mit silbernen Schellen gebreitet waren. „Dies verursachte
-— wie ein älterer Geschichtschreiber sich darüber ausdrückt —
bei der Bewegung dieser edlen Thiere das anmuthigste Geläute,
welches mit dem kriegerischen Tone der Trompeten lieblich abwcch-
selte. Das Pferd des Herzogs trug ein Hauptgesteü, dessen
Werth auf scchzigtauscnd Gülden geschaht ward. Glänzender
mag wohl im ganzen Mittelalter keine Zusammenkunft gewesen
seyn! Es waren aber auch der vornehmste und der reichste Herr
ihrer Zeit, so selbige hielten."
Die Achtung, welche man Karl dem Kühnen bezeigte, war
eines künftigen Königs würdig. Er wollte, als er sich dem
Kaiser näherte, vom Pferde steigen; Friedrich aber gab, da er
dies merkte, seinem weißen Hengste die Sporen, sprengte gegen
Len Herzog heran, reichte ihm freundschaftlich die Hand und
verbat seine Höflichkeit, worauf dann Karl seinen Hut abnahm
rund sich so tief gegen jenen verneigte, wie es seine Stellung
ttuf dem Pferde erlauben wollte. ■— Die Burgunder und Nieder-
länder bewunderten der Deutschen schöne und lange gelbe Haare,
Hei diesen hingegen erregten Karls und der Scinigcn übermäßige
.Pracht Empfindungen der Eifersucht und Mißgunst.
Einige Tage hierauf gab der Herzog dem Kaiser, allen
Rcichsfürstcn und fremden Gesandten ein so glänzendes Mahl,
daß der Ruf davon sich über ganz Deutschland und Frankreich
verbreitete. Der Luxus, der Reichthum der goldenen und silber-
nen Gefäße, der Schimmer der Kleidungen, der Aufwand der
Bcwirthung, überstiegen jeden, hinsichtlich der Pracht europäisch-
fürstlicher Höfe damals gehegten Begriff. Fugger, in seinem
„Spiegel der Ehren des Erzhaufes Oesterreich" beschreibt dies Alles
folgendermaßen: „Der Herzog führte den Kaiser und den Erz-
Herzog, denen die Andern nachfolgten, in einen Palasifaal, dessen
Wände mit goldenen und seidenen Teppichen, darein die Histo-
likn von Troja und Jasons goldenem Felle (Fließ), mit Bil-
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Extrahierte Personennamen: Eduard Karl_dem_Kühnen Karl Friedrich Friedrich Len_Herzog Karl Karl Karls Fugger
Extrahierte Ortsnamen: England Karls Deutschland Frankreich Troja
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der so eben Nubemprecks Vorhaben entdeckt hatte, durch einen
Eilboten gewarnt.
Im Jahre 1465 endlich brach der offene Krieg der hohen
Vasallen gegen Ludwig ans» Es waren jene der Herzog Franz
von Bretagne, der Prinz Karl von Burgund, der Herzog
von Berry, Ludwigs Bruder, der Herzog von Bourbon,
Ludwigs Schwager, der Herzog von Alanc-on, der Graf von
Armagnac und mehrere Andere. Von allen Seiten her auf-
brechend, hatten sie vereinigt dem Könige gefährlich werden
können; allein es fehlte, wie fo häufig, auch dieser Verbindung
am einträchtigen Handeln. Ludwig, der längst mit einem wohl-
gerüsteten Heere auf der Lauer stand, überfiel, schnell wie ein
Pfeil, zuerst seinen Schwager Bourbon, einen gutmüthigcn,
ruheliebenden Mann, der dem Bunde wirklich nur um des gemeinen
Besten willen beigctretcn war. Dieser sah sich plötzlich über-
rascht und war froh, als feine Gemahlin einen Vergleich ver-
mitteln wollte, noch froher aber, als Ludwig mit seinem Heere
zurück eilte, um den Grafen Karl von Charolois von Paris
abzuhalten. Karl aber ging dem Könige entgegen und es kam
bei Montlhcri zu einer Schlacht, in welcher nichts entschieden
ward (16. Jul. 1465); doch konnte der Graf sich den Sieg
zuschrciben, da er die Nacht über auf dem Schlachtfelde blieb.
Ludwig begab sich nach Paris und wohl einfehend, wie nöthig
ihm in diesen entscheidenden Tagen die Treue der vom Feinde
bedroheten Hauptstadt sey, zeigte er sich hier gegen die Bürger
unerschöpflich in Gnadenbezeigungen. — Karl vereinigte sich
unterdes; mit den Herzögen von Bretagne und Berry, und nach-
dem nun auch die übrigen Verbündeten nach und nach im Felde
erschienen, führten sie wilde Horden auf den Königssitz an der
Seine zu. Kaum konnte Isle de France die ungeheure Men-
schenmenge fassen, es waren allein gegen hunderttausend Pferde
bei den verschiedenen Armeen. Doch da man vorher durchaus
keinen Plan gemacht und gar nicht an Magazine gedacht hatte,
so trug dieser gewaltige Haufe den Keim seiner Vernichtung in
sich selber. Ludwig wußte dies und hütete sich daher in seiner
gut verwahrten und mit Lebensmitteln reichlich versehenen Haupt-
stadt wohl, den hungernden Feinden ein Treffen anzubietcn.
Bald auch ward der gefährlichste derselben, der Graf von Cha-
rolois, nach den Niederlanden abgerufen, da die Lütticher auf
9 *
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Nubemprecks Ludwig_ans» Ludwig Franz
von_Bretagne Franz Karl_von_Burgund Karl Berry Ludwigs_Bruder Ludwigs Ludwigs_Schwager Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl_von_Charolois_von_Paris Karl Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Berry Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Gnadenbezeigungen Bretagne
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Ludwigs Anstiften einen verheerenden Einfall in Brabant gethan
hatten. Die Uebrigen fingen an, zu unterhandeln und fanden
den König so geschmeidig, dasi das Friedensgeschäft sehr leicht
von statten ging. Ludwig bewilligte einem Jeden, was er ver-
langte, und versprach noch überdies eine Commission zu ernennen,
die sich nicht nur ernstlich mit der Abstellung sammtlicher Beschwer-
den, sondern selbst mit einer Generalreform des Staates beschäf-
tigen sollte. Alles ward auf's Heiligste beschworen und besiegelt
(5. und 29. Octbr.), und die Fürsten zogen befriedigt mit ihren
Truppen ab. Aber nicht lange, und schon hielt der König eine
Versammlung der Stande, um von dem Vertrage diejenigen
Punkte für Null zu erklären, die seinem Interesse am meisten
entgegen liefen.
Seinen Unterthanen den bittern Kelch der um drei Millio-
nen erhöheten Abgaben so viel möglich zu versüßen, fuhr Lud-
wig in seiner Herablassung gegen sie fort. Er aß oft bei vor-
nehmen Bürgern zu Mittag, wohnte den Volkslustbarkeiten bei,
ließ sich in die Zünfte der Handwerker aufnehmen, hob ihre
Kinder aus der Taufe und erwies ihnen andere kleine Gefällig-
keiten bei jeder Gelegenheit. Nichtsdestoweniger mußte sein
Schatzmeister für die schnellste Herbeitreibung der Steuern und
pünctliche Besoldung der Truppen sorgen, während seine Unter-
händler an den kleineren Höfen seiner Vasallen sich es amsig
angelegen ftyn ließen, die Fürsten unter einander selbst zu entzweien
und unter ihnen den Saamen der Eifersucht auszustreuen» Auch
gelang es ihm, sowohl den Herzog von Berry, seinen Bruder,
mit dem Herzoge von Bretagne zu veruneinigen, wie noch über-
dies den Verbündeten den Herzog von Bourbon, seinen Schwa-
ger, zu entziehen, und Letzterer, den er durch eine Heirathsstiftung
gewann, blieb auch wirklich der königlichen Partei bis an sein
Ende getreu. Nur bei dem stolzen Karl von Burgund, Grafen
von Charolois, waren alle seine politischen Künste fruchtlos.
Vergebens versprach er ihm Beistand gegen die Lütticher, wenn
er das Bündnis; mit Bretagne aufheben wolle. Karl antwor-
tete, nichts werde ihn jemals bewegen können, seinen Freunden
ungetreu zu werden, und führte eine noch nachdrücklichere Sprache
von dem Tage an, wo er durch den Tod seines Vaters zur Negie-
rung gelangte. Einen abermaligen Gesandten entließ er mit den
Worten: „Ich ersuche den König, nichts gegen Bretagne zu unter-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Berry Karl_von_Burgund Karl Charolois Karl_antwor- Karl
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94
auf seinem Namen lastete. Auch der Ritter Mockau auf Kohren,
welcher um den Anschlag gewußt und denselben begünstigt hatte,
war bei der Nachricht von Kunzens Gefangennehmung entflohen
und sah nie sein Vaterland wieder.
Kurze U e b e r s i ch t des Kriegs der weißen und
der rothen Rose.
Eine unglückliche Spaltung unter den Gliedern des engli-
schen Regentenhauses veranlaßte um die Mitte des fünfzehnten
Jahrhunderts jenen denkwürdigen Krieg, dem, nach den Wap-
pen der beiden streitenden Parteien (Pork, welche eine weiße,
und Lancaster, die eine rothe Rose führte), die Geschichte den
Namen des ,,Kriegs der weißen und der rothen Rose" beigclegt
hat. Es handelte sich darum, ob die Sprößlinge der Tochter
des zweiten Sohnes (2)ork), oder die Nachkommen des dritten
Sohnes (Lancaster) von König Eduard Iii. (s. „Denkwürdig-
keiten aus der Negierungsgeschichte Eduards Hl." rc.) auf dem
Throne sitzen sollten. — Ein schrecklicherer Bürgerkrieg ist in den
Annalen keines Volks verzeichnet. Unerhört war die Wuth der
Schlachten, gräßlich die Arbeit des Blutrichters, Mord und
Meuchelmord die Geschichte des Tages. Nicht weniger als acht-
zig Glieder des königlichen Hauses starben gewaltsam; doch hat-
ten sie sich dessen nur selbst anzuklagcn. Auch erlitten Wenige
ein anderes Schicksal, als das, was sie ihren Verwandten zuge-
fügt oder zugedacht hatten. Aber mit und neben ihnen, für und
durch sie starben auch hundert Taufende des Volks; die edelsten
Geschlechter erloschen traurig, die Blüthe der Nation wurde hin-
gewürgt durch Waffen und Kricgsnoth, das Land auf's Acußerste
verwüstet, der Charactcr der Menschen endlich hcrabgewürdigt
bis zur thierischen Wildheit durch den unaufhörlichen Anblick von
Verbrechen, durch beständige Aufreizung der Leidenschaft, durch
unerträgliche Leiden und Noth. —
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Iii Eduard Eduards_Hl Eduards
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Tt-
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Nachdem das Haus Lancaster untcrgcgangcn (alleglieder
desselben wurden getödtet) und somit die rothe Rose gebrochen
und entblättert war, begann Port wider sich selbst zu wüthen.
Des Königs (Eduard Iv.) Bruder, der Herzog von Clarence,
ward — nicht wegen seiner Verbrechen; denn in solchen war er
blos Eduards Genosse — nur wegen persönlicher Entzweiung —
auf die Anklage des Letzteren, von beiden Häusern des -Parla-
ments, gleich sclavisch und feig, zum Tode verurthcilt. Die ein-
zige Gnade, deren er sich als Eduards Bruder zu erfreuen hatte,
war, das; ihm die Wahl der Todcsart selbst überlassen ward.
Er wünschte, in einem Fasse Malwasier-Wein, den er immer
vorzüglich gern getrunken, ersäuft zu werden, welches Todes er
denn auch am is, Februar 1478 starb. Auch seine Kinder wur-
den getödtet. — - Nach so vielen Mordthaten genoß Eduard Iv.
noch fünf Jahre hindurch einer ruhigen Regierung. Er starb am
0. April 1483 mit Hinterlassung von zwei Söhnen.
Diese aber traf das rächende Verhängniß. Ihr eigener
Oheim, Eduards jüngster Bruder, der gewissenlose, blutdürstige
Herzog Richard von Gl o erster, ward dessen Vollstrecker.
So verwegen wie lasterhaft, so schamlos wie verräterisch, bahnte
er sich durch furchtbare Verbrechen den Weg zum Throne. Die
Freunde der Königin wurden gefänglich cingczogcn, die Prinzen
(Eduard V. und Richard von Pork, jener 13, dieser 7 Jahre alt,)
in den Tower gesetzt, ihre mächtigsten Beschützer getödtet, und
nachdem dieses geschehen, erklärte Glocester, der gleich Anfangs
zum Protector sich ausrufen ließ, seine eigne Mutter für eine
Ehebrecherin. Eduard und der Herzog von Clarence — behaup-
tete er — seycn Bastarde gewesen; nur er, Richard, wäre der
echte Sprössling von Pork. Einige erkaufte Stimmen begrüßten
ihn als König; dies nahm man für den Willen der Nation, an.
Seine Gewalt zu befestigen, durften seine Neffen nicht am Leben
bleiben. Es erfolgte daher an den Commandanten des Towers
der Befehl, sie heimlich erwürgen zu lassen, und da dieser sich
dessen weigerte, so wandte sich der Tyrann an einen Nichtswür-
digen, James Tyrrel, der sich williger finden ließ. Ihm musste
der Commandant die Schlüssel der Burg auf eine Nacht über-
geben. Tyrrel wählte sich drei feile Mordgcsellen, mit denen er
um Mitternacht in das Schlafzimmer der Prinzen drang. Beide
schlummerten in tiefer Ruhe. Die Mörder erstickten sie mit Pfüh-
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Iv. Eduard_Iv. Eduards_Genosse Eduards Eduards_Bruder Eduards Eduard_Iv Eduard Eduards Eduards Richard_von_Gl Eduard_V. Eduard_V. Richard_von_Pork Eduard Eduard James_Tyrrel
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Karl benutzte denselben, um sich bestens zur Erneuerung des
Krieges zu rüsten, und wußte überdieß auch den Herzog von
Guienne wieder für sich zu gewinnen. Eben stand er im Begriffe,
ihm seine Tochter zur Ehe zu geben und ihn dadurch auf immer
an sich zu fesseln: da starb dieser Fürst (28. Mai 1472), durch
einen Benedictiner vergiftet. Die Welt klagte Ludwig des Mor-
des an. Ja, Karl der Kühne ließ ein hartes Manifest ausgehen,
worin er ihn einen Brudermörder nannte und sogar bekannt machte,
daß er ihm selbst schon mehrmals auf ähnliche Art nach dem
Leben getrachtet habe. Erst achtzehn Monate nachher antwortete
Ludwig auf diese furchtbare Anklage, und zwar dadurch, daß ec
Commissarien zu gerichtlicher Ilnterfuchung der Sache ernannte.
Aber noch che diese beendet, wurde der Benedictiner im Kerker
plötzlich todt gefunden, und ein Mitschuldiger desselben war auf
eine rathselhafte Weise verschwunden. Die Acten des Processcs
sind nie zum Vorscheine gekommen. Ludwig erhielt durch diesen
Mord freiere Hände und größeres Besitzthum.
Unterdessen zog sich ein neues, unerwartetes Gewitter über
dem Könige zusammen. Karl der Kühne und Franz von Bre-
tagne reizten die südlichen Vasallen, den Herzog von Alencon und
den Herzog Jacob von Nemours, Grafen von Armagnac
(noch ein Sprössling aus dem alten Königsstamme der Merowin-
ger, s. S. 16), so wie auch den Herzog von Lothringen zur
Empörung auf (1473). Ludwig half sich, wie gewöhnlich, durch
List aus dem Handel. Er ließ durch Tristan l'hcrmit den Her-
zog von Alencon überfallen, festnehmen und nach Paris bringen,
wo er zwei Jahre nachher im Gefängnisse verschmachtet ist. Dem
Grafen von Armagnac aber war so nicht beizukommen; denn die-
ser hatte sich in seiner festen Stadt Lectoure wohl verwahrt.
Ludwig schickt ein Belagerungscorps dorthin, — dessen Anführer,
der Cardinal Ioffredi, dem Herzoge, damit er sich rechtfer-
tigen möge, sicheres Geleit zum Könige zugesteht und völlige
Vergessenheit des Geschehenen für alle seine Anhänger ver-
spricht. Der Vertrag wird von Seiten des .Cardinals auf
eine geweihte Hostie beschworen, und diese dann mit dem
Grafen gemeinschaftlich genossen. Aber kaum hat der Graf
die königlichen Truppen eingelassen, so wird er gefangen genom-
men, seine Stadt geplündert und der Erde gleich gemacht.
Seine schwangere Gemahlin wird gezwungen, einen Trank zu
Ii. 10
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TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Guienne Ludwig Ludwig Karl_der_Kühne Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Franz_von_Bre- Franz Alencon Jacob_von_Nemours Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Cardinal_Ioffredi
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nehmen, der das noch ungeborne Kind tödtell sollte, an dem sie
aber selbst nach zwei Lagen den Geist aufgab. — Er, der Her-
zog, ward in einem eisernen Käfige verhört und auf die Folter
gespannt. Zur Vollziehung des darauf über ihn ausgesprochenen
Lodesurtheils ließ Ludwig, um dieser Strafvollstreckung allen Glanz
einer großen Feierlichkeit zu geben, ein neues Schaffot erbauen.
Der Verurtheilte ward auf einem mit einer schwarzen Decke
behangcnen Pferde zum Tode geführt, und mit einer sinnreichen
Grausamkeit, wovon man selbst in Nero's Zeiten kein Beispiel
findet, ließ der König die jungen, unschuldigen Prinzen unter
das Blutgerüst ihres Vaters stellen — so, daß dessen Blut auf
sie herabträufelte — und dann in die finstersten Gewölbe der
Bastille sperren.
Wie sehr auch der mächtige Herzog von Burgund dem Könige
hätte gefährlich werden können, so wenig Planmäßiges unternahm
er doch gegen ihn, und zwar, weil er sich in zu wcitaussehcnde
und verwickelte Entwürfe einließ. Damals beschäftigte ihn der
Gedanke an die Königswürde, die ihm Friedrich Iii. verleihen
sollte. Es ist schon erzählt, wie beide Fürsten zu diesem End-
zwecke eine Zusammenkunft in Trier hielten, daß sie aber frucht-
los ablief. Hiernach dachte Karl auf's Neue an die lebhafte
Fortsetzung des Krieges mit Ludwig. Um diesen von allen Seiten
zu bedrängen, brachte er ein Bündniß mit dessen sämmtlichen
Feinden zu Stande. Franz Ii. von Bretagne, der Graf von Pro-
vence (Titularkönig von Neapel), der Connetable von St. Paul
(dieser hatte beträchtliche Ländereien an den französischen und bur-
gundischen Grenzen, und es schien ihm, als ehrgeizigem Manne,
zweckmäßiger, mit dem Herzoge von Burgund gemeinschaftlich
an der Verkleinerung des Königes zu arbeiten), vor allen aber
der König von England, Eduard Iv., versprachen Karl, ihn im
nächsten Jahre (1475) aus allen Kräften gegen Frankreich zu un-
terstützen» Die also Verbündeten hatten zu einem glücklichen
Ausgange ihres Unternehmens so gute Zuversicht, daß sie schon
im Voraus das ganze Frankreich unter sich thcilten; England
bedang sich Alles aus, was es von demselben zu Karls Vi. Zeiten
besessen hatte (f. S. 346); Karl wollte aus Frankreichs Trümmern
das alte burgundifche Königreich wieder Herstellen*); dem Conne-
*0 Die Burgunder wohnten anfänglich südwärts unter den Gothen in
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Karl Karl Ludwig Ludwig Franz_Ii Franz Paul Eduard_Iv. Eduard_Iv. Karl Karl Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Bretagne Neapel Burgund England Frankreich Frankreich Karls Frankreichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
148
1474 bis Juni 1475), binnen welchen er in scchsundfunfzig ver-
geblichen Stürmen über !5,ooo Menschen einbüßte. Gerade um
die Zeit, wo er sich endlich genöthigt sah, die fruchtlose Belage-
rung aufzuheben, landete König Eduard mit einem ansehnlichen
Heere bei Calais. Dieser wunderte sich höchlich, von seinen
großsprecherischen Bundesgenossen keinen einzigen vorzufinden, trotz
dem, daß es in den Verhandlungen geheißen, sie Alle wollten
sich, sobald er erscheine, mit ihm vereinigen. Er hatte gehofft,
die Stadt würden ihm schon von weitem ihre Thorcsschlüffel
entgegen bringen, aber Niemand ließ sich sehen, ihn zu empfan-
gen. Endlich kam Karl, doch ohne Heer; denn mit dem übel-
aussehenden Resten der Belagerungstruppen von Neuß wollte er
nicht erscheinen, und beschämt hörte er die Vorwürfe des mit
Recht erzürnten Königes an. Er eilte in seine Staaten zurück,
versprechend, alles Versäumte noch wieder gut zu machen. Darauf
aber konnte Eduard nicht warten, sondern nahm vielmehr Lud-
wigs Anerbieten zu einem Vergleiche willig an. Er versprach,
Frankreich zu verlassen, wenn ihm jener sogleich 75,ooo und
dann jedes Jahr 50,000 goldne Schildthaler zahlen wolle. Lud-
wig, der kein Geld achtete, wenn er höhere Vortheile damit
erkaufen konnte, Unterzeichnete den Vertrag mit Freuden und
beschwor ihn auf einem Kasten voller Reliquien; hierauf behan-
delte er auch noch die Engländer wie werthe Gäste und befahl
allen Bürgern, die in und um Pcquigny, bei Arras, wo
Erstere standen, mit Wein und Lebensmitteln handelten, ihnen
solche für feine Rechnung frei zu überlassen, und da konnten denn
die Fremden nicht genug rühmen, was für ein vortrefflicher Herr
der König von Frankreich sey. Diesem war an der Dauer des
neuen Freundschaftsbundes so sehr gelegen, daß er allen Mini-
stern und Günstlingen Eduards insgeheim Jahrgelder antragen
ließ, wenn sie seiner bei ihrem Monarchen stets zum Besten
gedenken wollten; und man sagt, es habe ihm dies eine jähr-
liche Ausgabe von lg,ooo Thalern verursacht.
Eduard hegte vor seiner Abreise noch den Wunsch, den König
von Frankreich persönlich kennen zu lernen. Dieser war dazu nicht
anders zu bewegen, als wenn cs, gleichwie früher bei der
Zusammenkunft mit seinem Bruder, auf einer Gitlerbrücke geschehen
könnte. Eduard lächelte und ließ es sich gefallen. Man näherte
sich von beiden Seiten dem Gitter, küßte sich durch die engen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: König_Eduard Eduard Karl Karl Eduard Eduard Eduards Eduards Eduard Eduard Eduard Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arras Frankreich Frankreich