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1. Bd. 2 - S. 14

1844 - Leipzig : Kollmann
f — 14 — vertheidigten St. Romanus-Thors.^) Begraben unter den Ruinen seiner Herrschaft, errichteten diese ihm zu gleicher Zeit sein Grab und sein glorreichstes Monument. Der Fall des Kaisers vollendete die Eroberung der Stadt. Das christliche Heer gerieth in Verwirrung und Flucht; Wider- stand und Ordnung hörten auf; die Türken drangen ohne Aufent- halt ein, während die griechischen Krieger sich in den Gassen zerstreuten. Da ihnen die Walle ihren Schutz versagt hatten, so suchten sie ihn bei den Altären. Tausende versammelten sich um eine Constantinische Säule, die der Aberglaube für ein geheiligtes Asyl hielt. Noch vcrtheidigte ein Mitglied des Kaiserhauses, Thcodorus, einen Thurm der Stadt; noch suchte der helden- müthige Logothete, Lukas Notaras, mit den Waffen in der Hand den Hafen zu gewinnen; allein jener fand den Tod, dieser Gefangenschaft auf seinem Wege. Die Schrecken und das Ge- tümmel verbreiteten sich bald auch in die entferntesten Gaffen. Das Volk rannte in die heilige Sophicnkirche, und binnen einer Stunde war dies weitläufige Gebäude vollgepfropft von Un- glücklichen , die hier die wundervolle Wirkung einer angeblichen Prophezeihung erwarteten. Uebcr die eroberte Stadt aber ergingen alle Schrecken bar- barischer Feindeswuth. Dürstend nach Blut und nach Beute, stürzten die Türken in die Strassen, in die Häuser, in die Kir- chen, sich hier alle Entweihungen erlaubend, welche die Trunken- heit des Siegs dem fanatischen Krieger cinzugcbcn vermag. Weder Geschlecht, noch Alter und Stand wurden geschont. Uebcrall ffoss das Blut, und die Eroberer thürmten Trophäen von Menschenköpfen auf. Die Raubgier indes; hemmte endlich das Blutvergießen — hatte doch Mohamed, zur Ermunterung seiner Strecker, ihnen die Einwohner verheißen. Sechszigtausend waffenfähige Männer empfingen die Ketten des Siegers und wur- den in ferne Sclaverei geschleppt. Der päpstliche Legat, Car- dinal Isidorus, auch unter der Zahl der Gefangenen, war, da er früher die Kennzeichen seiner Würde auf einem Leichname abgelegt und dessen Kleider angczogcn hatte, glücklich genug, zu *) *) Das zuerst erstürmte Thor, Xylokcrku, war, einer Prophezeihung we- gen, vermauert und nur erst Tags vorher zu einem Ausfälle auf den Hafcndamm geöffnet worden»

2. Bd. 2 - S. 3

1844 - Leipzig : Kollmann
3 unterwarf sich die glücklichsten Länder deffelben, drohte sogar zu wiederholten Malen, sich auch über die übrigen auszubreiten. — Merkwürdig wie in ihren Folgen, ist diese Begebenheit cs nicht minder an sich selbst. Scencn des Schreckens und des Blutver- gießens sind mit allen Eroberungen verbunden; aber selten geht das Schauspiel so in's Große, als bei dem Falle der Hauptstadt des Morgenlandes, und von wenigen Weltbegebcnheiten hat die Geschichte solche Beispiele des Heldenmuths aufbcwahrt, wie wir sie von diesen denkwürdigen Tagen ausgezeichnet finden. Die unge- stüme Tapferkeit der Osmanen und ihre Verachtung des Todes zeigte sich nie mehr, als da des Sieges Lohn eine Kaiserstadt war. Und wenn gleich der standhafte, selbst durch Verzweiflung gestählte Muth der Christen endlich unterliegen mußte, so ist cs doch ein erschütternder Anblick, den letzten Kaiser des Orients, aus christlichem Geblüte, nach hcldenmüthigem Kampfe unter den Trümmern seiner Hauptstadt begraben zu sehen. Nach Johannes Vii. Tode hatte dessen Bruder Constan- tin X!., uns schon bekannt durch die Vertheidigung der Linien des Isthmus gegen die Türken, den morschen Thron bestiegen (1448), düsteren Blickes seinen nahen Fall ahnend. Zwietracht im eigenen Hause beschleunigte das Unglück. Nur Constantino- pcl, mit den paar Hufen Landes zunächst seiner Thore, war ihm geworden; um den -Peloponnes, der noch theilwcise dem griechischen Kaiserhause gehörte, stritten sich Thomas und De- metrius, seine jüngeren Brüder. Indessen enthüllte Mohamed, feindseligen Gemüths, seine Absichten. Nicht achtend der Fric- dcnsvertrage seines Vaters, unbewegt durch Constantins nach- giebige, selbst demuthvolle Sprache, begann er, bis unter die Mauern der Stadt vorrückend, in deren Nähe die drohenden Vesten Numili Hisari und Laimokopas zu bauen (von welcher letzteren der Grundriß seinen Namcnszug bildete), um durch sie des wichtigen Durchgangs durch die Meerenge versichert zu seyn. Constantins Klagen über Verletzung der Tractatcn wurden mit dem Stolze des Uebcrmächti'gen beantwortet, und die geängstete Hauptstadt immer enger eingcschloffcn. — Hier war der Kaiser der Einzige, welcher Muth genug zum Widerstande hatte. Seine Vorschläge in-

3. Bd. 2 - S. 120

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— 120 -- fern Haupt schmückte ein eben so prächtig verzierter, „güldener" Hut. Auf der Brust hing ihm das goldene Fließ und am Arme der Hosenband-Orden, ein Geschenk seines Schwagers, des Königs Eduard Iv. von England. Vor ihm her gingen zwölf Ehrenherolde und vierundzwanzig Trompeter. Sämmtliche Ritter seines Gefolges erschienen geharnischt; ihre Pferde waren mit stählernen Decken behängt, über welche dünne, durchsichtige Gold- stoffe mit silbernen Schellen gebreitet waren. „Dies verursachte -— wie ein älterer Geschichtschreiber sich darüber ausdrückt — bei der Bewegung dieser edlen Thiere das anmuthigste Geläute, welches mit dem kriegerischen Tone der Trompeten lieblich abwcch- selte. Das Pferd des Herzogs trug ein Hauptgesteü, dessen Werth auf scchzigtauscnd Gülden geschaht ward. Glänzender mag wohl im ganzen Mittelalter keine Zusammenkunft gewesen seyn! Es waren aber auch der vornehmste und der reichste Herr ihrer Zeit, so selbige hielten." Die Achtung, welche man Karl dem Kühnen bezeigte, war eines künftigen Königs würdig. Er wollte, als er sich dem Kaiser näherte, vom Pferde steigen; Friedrich aber gab, da er dies merkte, seinem weißen Hengste die Sporen, sprengte gegen Len Herzog heran, reichte ihm freundschaftlich die Hand und verbat seine Höflichkeit, worauf dann Karl seinen Hut abnahm rund sich so tief gegen jenen verneigte, wie es seine Stellung ttuf dem Pferde erlauben wollte. ■— Die Burgunder und Nieder- länder bewunderten der Deutschen schöne und lange gelbe Haare, Hei diesen hingegen erregten Karls und der Scinigcn übermäßige .Pracht Empfindungen der Eifersucht und Mißgunst. Einige Tage hierauf gab der Herzog dem Kaiser, allen Rcichsfürstcn und fremden Gesandten ein so glänzendes Mahl, daß der Ruf davon sich über ganz Deutschland und Frankreich verbreitete. Der Luxus, der Reichthum der goldenen und silber- nen Gefäße, der Schimmer der Kleidungen, der Aufwand der Bcwirthung, überstiegen jeden, hinsichtlich der Pracht europäisch- fürstlicher Höfe damals gehegten Begriff. Fugger, in seinem „Spiegel der Ehren des Erzhaufes Oesterreich" beschreibt dies Alles folgendermaßen: „Der Herzog führte den Kaiser und den Erz- Herzog, denen die Andern nachfolgten, in einen Palasifaal, dessen Wände mit goldenen und seidenen Teppichen, darein die Histo- likn von Troja und Jasons goldenem Felle (Fließ), mit Bil-

4. Bd. 2 - S. 131

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— 131 — der so eben Nubemprecks Vorhaben entdeckt hatte, durch einen Eilboten gewarnt. Im Jahre 1465 endlich brach der offene Krieg der hohen Vasallen gegen Ludwig ans» Es waren jene der Herzog Franz von Bretagne, der Prinz Karl von Burgund, der Herzog von Berry, Ludwigs Bruder, der Herzog von Bourbon, Ludwigs Schwager, der Herzog von Alanc-on, der Graf von Armagnac und mehrere Andere. Von allen Seiten her auf- brechend, hatten sie vereinigt dem Könige gefährlich werden können; allein es fehlte, wie fo häufig, auch dieser Verbindung am einträchtigen Handeln. Ludwig, der längst mit einem wohl- gerüsteten Heere auf der Lauer stand, überfiel, schnell wie ein Pfeil, zuerst seinen Schwager Bourbon, einen gutmüthigcn, ruheliebenden Mann, der dem Bunde wirklich nur um des gemeinen Besten willen beigctretcn war. Dieser sah sich plötzlich über- rascht und war froh, als feine Gemahlin einen Vergleich ver- mitteln wollte, noch froher aber, als Ludwig mit seinem Heere zurück eilte, um den Grafen Karl von Charolois von Paris abzuhalten. Karl aber ging dem Könige entgegen und es kam bei Montlhcri zu einer Schlacht, in welcher nichts entschieden ward (16. Jul. 1465); doch konnte der Graf sich den Sieg zuschrciben, da er die Nacht über auf dem Schlachtfelde blieb. Ludwig begab sich nach Paris und wohl einfehend, wie nöthig ihm in diesen entscheidenden Tagen die Treue der vom Feinde bedroheten Hauptstadt sey, zeigte er sich hier gegen die Bürger unerschöpflich in Gnadenbezeigungen. — Karl vereinigte sich unterdes; mit den Herzögen von Bretagne und Berry, und nach- dem nun auch die übrigen Verbündeten nach und nach im Felde erschienen, führten sie wilde Horden auf den Königssitz an der Seine zu. Kaum konnte Isle de France die ungeheure Men- schenmenge fassen, es waren allein gegen hunderttausend Pferde bei den verschiedenen Armeen. Doch da man vorher durchaus keinen Plan gemacht und gar nicht an Magazine gedacht hatte, so trug dieser gewaltige Haufe den Keim seiner Vernichtung in sich selber. Ludwig wußte dies und hütete sich daher in seiner gut verwahrten und mit Lebensmitteln reichlich versehenen Haupt- stadt wohl, den hungernden Feinden ein Treffen anzubietcn. Bald auch ward der gefährlichste derselben, der Graf von Cha- rolois, nach den Niederlanden abgerufen, da die Lütticher auf 9 *

5. Bd. 2 - S. 132

1844 - Leipzig : Kollmann
Ludwigs Anstiften einen verheerenden Einfall in Brabant gethan hatten. Die Uebrigen fingen an, zu unterhandeln und fanden den König so geschmeidig, dasi das Friedensgeschäft sehr leicht von statten ging. Ludwig bewilligte einem Jeden, was er ver- langte, und versprach noch überdies eine Commission zu ernennen, die sich nicht nur ernstlich mit der Abstellung sammtlicher Beschwer- den, sondern selbst mit einer Generalreform des Staates beschäf- tigen sollte. Alles ward auf's Heiligste beschworen und besiegelt (5. und 29. Octbr.), und die Fürsten zogen befriedigt mit ihren Truppen ab. Aber nicht lange, und schon hielt der König eine Versammlung der Stande, um von dem Vertrage diejenigen Punkte für Null zu erklären, die seinem Interesse am meisten entgegen liefen. Seinen Unterthanen den bittern Kelch der um drei Millio- nen erhöheten Abgaben so viel möglich zu versüßen, fuhr Lud- wig in seiner Herablassung gegen sie fort. Er aß oft bei vor- nehmen Bürgern zu Mittag, wohnte den Volkslustbarkeiten bei, ließ sich in die Zünfte der Handwerker aufnehmen, hob ihre Kinder aus der Taufe und erwies ihnen andere kleine Gefällig- keiten bei jeder Gelegenheit. Nichtsdestoweniger mußte sein Schatzmeister für die schnellste Herbeitreibung der Steuern und pünctliche Besoldung der Truppen sorgen, während seine Unter- händler an den kleineren Höfen seiner Vasallen sich es amsig angelegen ftyn ließen, die Fürsten unter einander selbst zu entzweien und unter ihnen den Saamen der Eifersucht auszustreuen» Auch gelang es ihm, sowohl den Herzog von Berry, seinen Bruder, mit dem Herzoge von Bretagne zu veruneinigen, wie noch über- dies den Verbündeten den Herzog von Bourbon, seinen Schwa- ger, zu entziehen, und Letzterer, den er durch eine Heirathsstiftung gewann, blieb auch wirklich der königlichen Partei bis an sein Ende getreu. Nur bei dem stolzen Karl von Burgund, Grafen von Charolois, waren alle seine politischen Künste fruchtlos. Vergebens versprach er ihm Beistand gegen die Lütticher, wenn er das Bündnis; mit Bretagne aufheben wolle. Karl antwor- tete, nichts werde ihn jemals bewegen können, seinen Freunden ungetreu zu werden, und führte eine noch nachdrücklichere Sprache von dem Tage an, wo er durch den Tod seines Vaters zur Negie- rung gelangte. Einen abermaligen Gesandten entließ er mit den Worten: „Ich ersuche den König, nichts gegen Bretagne zu unter-

6. Bd. 2 - S. 94

1844 - Leipzig : Kollmann
94 auf seinem Namen lastete. Auch der Ritter Mockau auf Kohren, welcher um den Anschlag gewußt und denselben begünstigt hatte, war bei der Nachricht von Kunzens Gefangennehmung entflohen und sah nie sein Vaterland wieder. Kurze U e b e r s i ch t des Kriegs der weißen und der rothen Rose. Eine unglückliche Spaltung unter den Gliedern des engli- schen Regentenhauses veranlaßte um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts jenen denkwürdigen Krieg, dem, nach den Wap- pen der beiden streitenden Parteien (Pork, welche eine weiße, und Lancaster, die eine rothe Rose führte), die Geschichte den Namen des ,,Kriegs der weißen und der rothen Rose" beigclegt hat. Es handelte sich darum, ob die Sprößlinge der Tochter des zweiten Sohnes (2)ork), oder die Nachkommen des dritten Sohnes (Lancaster) von König Eduard Iii. (s. „Denkwürdig- keiten aus der Negierungsgeschichte Eduards Hl." rc.) auf dem Throne sitzen sollten. — Ein schrecklicherer Bürgerkrieg ist in den Annalen keines Volks verzeichnet. Unerhört war die Wuth der Schlachten, gräßlich die Arbeit des Blutrichters, Mord und Meuchelmord die Geschichte des Tages. Nicht weniger als acht- zig Glieder des königlichen Hauses starben gewaltsam; doch hat- ten sie sich dessen nur selbst anzuklagcn. Auch erlitten Wenige ein anderes Schicksal, als das, was sie ihren Verwandten zuge- fügt oder zugedacht hatten. Aber mit und neben ihnen, für und durch sie starben auch hundert Taufende des Volks; die edelsten Geschlechter erloschen traurig, die Blüthe der Nation wurde hin- gewürgt durch Waffen und Kricgsnoth, das Land auf's Acußerste verwüstet, der Charactcr der Menschen endlich hcrabgewürdigt bis zur thierischen Wildheit durch den unaufhörlichen Anblick von Verbrechen, durch beständige Aufreizung der Leidenschaft, durch unerträgliche Leiden und Noth. —

7. Bd. 2 - S. 95

1844 - Leipzig : Kollmann
Tt- — 95 — Nachdem das Haus Lancaster untcrgcgangcn (alleglieder desselben wurden getödtet) und somit die rothe Rose gebrochen und entblättert war, begann Port wider sich selbst zu wüthen. Des Königs (Eduard Iv.) Bruder, der Herzog von Clarence, ward — nicht wegen seiner Verbrechen; denn in solchen war er blos Eduards Genosse — nur wegen persönlicher Entzweiung — auf die Anklage des Letzteren, von beiden Häusern des -Parla- ments, gleich sclavisch und feig, zum Tode verurthcilt. Die ein- zige Gnade, deren er sich als Eduards Bruder zu erfreuen hatte, war, das; ihm die Wahl der Todcsart selbst überlassen ward. Er wünschte, in einem Fasse Malwasier-Wein, den er immer vorzüglich gern getrunken, ersäuft zu werden, welches Todes er denn auch am is, Februar 1478 starb. Auch seine Kinder wur- den getödtet. — - Nach so vielen Mordthaten genoß Eduard Iv. noch fünf Jahre hindurch einer ruhigen Regierung. Er starb am 0. April 1483 mit Hinterlassung von zwei Söhnen. Diese aber traf das rächende Verhängniß. Ihr eigener Oheim, Eduards jüngster Bruder, der gewissenlose, blutdürstige Herzog Richard von Gl o erster, ward dessen Vollstrecker. So verwegen wie lasterhaft, so schamlos wie verräterisch, bahnte er sich durch furchtbare Verbrechen den Weg zum Throne. Die Freunde der Königin wurden gefänglich cingczogcn, die Prinzen (Eduard V. und Richard von Pork, jener 13, dieser 7 Jahre alt,) in den Tower gesetzt, ihre mächtigsten Beschützer getödtet, und nachdem dieses geschehen, erklärte Glocester, der gleich Anfangs zum Protector sich ausrufen ließ, seine eigne Mutter für eine Ehebrecherin. Eduard und der Herzog von Clarence — behaup- tete er — seycn Bastarde gewesen; nur er, Richard, wäre der echte Sprössling von Pork. Einige erkaufte Stimmen begrüßten ihn als König; dies nahm man für den Willen der Nation, an. Seine Gewalt zu befestigen, durften seine Neffen nicht am Leben bleiben. Es erfolgte daher an den Commandanten des Towers der Befehl, sie heimlich erwürgen zu lassen, und da dieser sich dessen weigerte, so wandte sich der Tyrann an einen Nichtswür- digen, James Tyrrel, der sich williger finden ließ. Ihm musste der Commandant die Schlüssel der Burg auf eine Nacht über- geben. Tyrrel wählte sich drei feile Mordgcsellen, mit denen er um Mitternacht in das Schlafzimmer der Prinzen drang. Beide schlummerten in tiefer Ruhe. Die Mörder erstickten sie mit Pfüh-

8. Bd. 2 - S. 145

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— 143 -- Karl benutzte denselben, um sich bestens zur Erneuerung des Krieges zu rüsten, und wußte überdieß auch den Herzog von Guienne wieder für sich zu gewinnen. Eben stand er im Begriffe, ihm seine Tochter zur Ehe zu geben und ihn dadurch auf immer an sich zu fesseln: da starb dieser Fürst (28. Mai 1472), durch einen Benedictiner vergiftet. Die Welt klagte Ludwig des Mor- des an. Ja, Karl der Kühne ließ ein hartes Manifest ausgehen, worin er ihn einen Brudermörder nannte und sogar bekannt machte, daß er ihm selbst schon mehrmals auf ähnliche Art nach dem Leben getrachtet habe. Erst achtzehn Monate nachher antwortete Ludwig auf diese furchtbare Anklage, und zwar dadurch, daß ec Commissarien zu gerichtlicher Ilnterfuchung der Sache ernannte. Aber noch che diese beendet, wurde der Benedictiner im Kerker plötzlich todt gefunden, und ein Mitschuldiger desselben war auf eine rathselhafte Weise verschwunden. Die Acten des Processcs sind nie zum Vorscheine gekommen. Ludwig erhielt durch diesen Mord freiere Hände und größeres Besitzthum. Unterdessen zog sich ein neues, unerwartetes Gewitter über dem Könige zusammen. Karl der Kühne und Franz von Bre- tagne reizten die südlichen Vasallen, den Herzog von Alencon und den Herzog Jacob von Nemours, Grafen von Armagnac (noch ein Sprössling aus dem alten Königsstamme der Merowin- ger, s. S. 16), so wie auch den Herzog von Lothringen zur Empörung auf (1473). Ludwig half sich, wie gewöhnlich, durch List aus dem Handel. Er ließ durch Tristan l'hcrmit den Her- zog von Alencon überfallen, festnehmen und nach Paris bringen, wo er zwei Jahre nachher im Gefängnisse verschmachtet ist. Dem Grafen von Armagnac aber war so nicht beizukommen; denn die- ser hatte sich in seiner festen Stadt Lectoure wohl verwahrt. Ludwig schickt ein Belagerungscorps dorthin, — dessen Anführer, der Cardinal Ioffredi, dem Herzoge, damit er sich rechtfer- tigen möge, sicheres Geleit zum Könige zugesteht und völlige Vergessenheit des Geschehenen für alle seine Anhänger ver- spricht. Der Vertrag wird von Seiten des .Cardinals auf eine geweihte Hostie beschworen, und diese dann mit dem Grafen gemeinschaftlich genossen. Aber kaum hat der Graf die königlichen Truppen eingelassen, so wird er gefangen genom- men, seine Stadt geplündert und der Erde gleich gemacht. Seine schwangere Gemahlin wird gezwungen, einen Trank zu Ii. 10 l

9. Bd. 2 - S. 146

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nehmen, der das noch ungeborne Kind tödtell sollte, an dem sie aber selbst nach zwei Lagen den Geist aufgab. — Er, der Her- zog, ward in einem eisernen Käfige verhört und auf die Folter gespannt. Zur Vollziehung des darauf über ihn ausgesprochenen Lodesurtheils ließ Ludwig, um dieser Strafvollstreckung allen Glanz einer großen Feierlichkeit zu geben, ein neues Schaffot erbauen. Der Verurtheilte ward auf einem mit einer schwarzen Decke behangcnen Pferde zum Tode geführt, und mit einer sinnreichen Grausamkeit, wovon man selbst in Nero's Zeiten kein Beispiel findet, ließ der König die jungen, unschuldigen Prinzen unter das Blutgerüst ihres Vaters stellen — so, daß dessen Blut auf sie herabträufelte — und dann in die finstersten Gewölbe der Bastille sperren. Wie sehr auch der mächtige Herzog von Burgund dem Könige hätte gefährlich werden können, so wenig Planmäßiges unternahm er doch gegen ihn, und zwar, weil er sich in zu wcitaussehcnde und verwickelte Entwürfe einließ. Damals beschäftigte ihn der Gedanke an die Königswürde, die ihm Friedrich Iii. verleihen sollte. Es ist schon erzählt, wie beide Fürsten zu diesem End- zwecke eine Zusammenkunft in Trier hielten, daß sie aber frucht- los ablief. Hiernach dachte Karl auf's Neue an die lebhafte Fortsetzung des Krieges mit Ludwig. Um diesen von allen Seiten zu bedrängen, brachte er ein Bündniß mit dessen sämmtlichen Feinden zu Stande. Franz Ii. von Bretagne, der Graf von Pro- vence (Titularkönig von Neapel), der Connetable von St. Paul (dieser hatte beträchtliche Ländereien an den französischen und bur- gundischen Grenzen, und es schien ihm, als ehrgeizigem Manne, zweckmäßiger, mit dem Herzoge von Burgund gemeinschaftlich an der Verkleinerung des Königes zu arbeiten), vor allen aber der König von England, Eduard Iv., versprachen Karl, ihn im nächsten Jahre (1475) aus allen Kräften gegen Frankreich zu un- terstützen» Die also Verbündeten hatten zu einem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens so gute Zuversicht, daß sie schon im Voraus das ganze Frankreich unter sich thcilten; England bedang sich Alles aus, was es von demselben zu Karls Vi. Zeiten besessen hatte (f. S. 346); Karl wollte aus Frankreichs Trümmern das alte burgundifche Königreich wieder Herstellen*); dem Conne- *0 Die Burgunder wohnten anfänglich südwärts unter den Gothen in

10. Bd. 2 - S. 148

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148 1474 bis Juni 1475), binnen welchen er in scchsundfunfzig ver- geblichen Stürmen über !5,ooo Menschen einbüßte. Gerade um die Zeit, wo er sich endlich genöthigt sah, die fruchtlose Belage- rung aufzuheben, landete König Eduard mit einem ansehnlichen Heere bei Calais. Dieser wunderte sich höchlich, von seinen großsprecherischen Bundesgenossen keinen einzigen vorzufinden, trotz dem, daß es in den Verhandlungen geheißen, sie Alle wollten sich, sobald er erscheine, mit ihm vereinigen. Er hatte gehofft, die Stadt würden ihm schon von weitem ihre Thorcsschlüffel entgegen bringen, aber Niemand ließ sich sehen, ihn zu empfan- gen. Endlich kam Karl, doch ohne Heer; denn mit dem übel- aussehenden Resten der Belagerungstruppen von Neuß wollte er nicht erscheinen, und beschämt hörte er die Vorwürfe des mit Recht erzürnten Königes an. Er eilte in seine Staaten zurück, versprechend, alles Versäumte noch wieder gut zu machen. Darauf aber konnte Eduard nicht warten, sondern nahm vielmehr Lud- wigs Anerbieten zu einem Vergleiche willig an. Er versprach, Frankreich zu verlassen, wenn ihm jener sogleich 75,ooo und dann jedes Jahr 50,000 goldne Schildthaler zahlen wolle. Lud- wig, der kein Geld achtete, wenn er höhere Vortheile damit erkaufen konnte, Unterzeichnete den Vertrag mit Freuden und beschwor ihn auf einem Kasten voller Reliquien; hierauf behan- delte er auch noch die Engländer wie werthe Gäste und befahl allen Bürgern, die in und um Pcquigny, bei Arras, wo Erstere standen, mit Wein und Lebensmitteln handelten, ihnen solche für feine Rechnung frei zu überlassen, und da konnten denn die Fremden nicht genug rühmen, was für ein vortrefflicher Herr der König von Frankreich sey. Diesem war an der Dauer des neuen Freundschaftsbundes so sehr gelegen, daß er allen Mini- stern und Günstlingen Eduards insgeheim Jahrgelder antragen ließ, wenn sie seiner bei ihrem Monarchen stets zum Besten gedenken wollten; und man sagt, es habe ihm dies eine jähr- liche Ausgabe von lg,ooo Thalern verursacht. Eduard hegte vor seiner Abreise noch den Wunsch, den König von Frankreich persönlich kennen zu lernen. Dieser war dazu nicht anders zu bewegen, als wenn cs, gleichwie früher bei der Zusammenkunft mit seinem Bruder, auf einer Gitlerbrücke geschehen könnte. Eduard lächelte und ließ es sich gefallen. Man näherte sich von beiden Seiten dem Gitter, küßte sich durch die engen
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