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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 22

1844 - Leipzig : Kollmann
— 22 — die aus Oesterreichern, Böhmen und den oben erwähnten Kreuz- brüdern bestehende Begleitung ein. — Als der König hinter sich die Brücke aufziehcn und die Thore verschließen sah, rief er entrüstet:' „Man öffne dem Gefolge Unsrer Majestät die Thore unsrer Festung!" Mit festem Tone aber entgegnete ihm Corvi- nuö: „Nicht wir, die Gesetze des Vaterlandes verschließen Aus- ländern unsere Grenzfestungen. Ungarns freie Männer kennen ihre Pflicht und ihren Werth zu gut, als daß sie die Sorge für die Sicherheit ihres Fürsten Fremden überlaffen, oder mit ihnen thcilen sollten. Jeder, der in dieser Feste lebt, ist ein gefchworner Wächter für Ew. Majestät." — Der König zeigte sich beruhigt — ini Herzen war er es nicht.. Alles, was ihm Cilley von den treulosen Anschlägen der Corvincr seit langer Zeit vorgebracht hatte, erwachte plötzlich mit dem Scheine der Gewißheit in seiner Seele. Furcht und Schüchternheit verrieth jeder seiner Schritte; wo er sich hinwendete, glaubte er mcuchelmdrderische Dolche zu erblicken. Cilley seinerseits, über seinen verfehlten Plan Wuth und Rache schäumend, ließ sich durch blinde Hitze so weit hinreißen, daß er gegen den jungen Hunyad öffentlich laute Beschuldigun- gen der Verrätherei ausstieß. Dieser beschwerte sich darüber in der Versammlung der früher nach Belgrad zusammenbcrufenen Landstände, und sic, den Corvincrn gewogen, forderten Cilley vor ihre Schranken. Er erschien (eben als der König Messe hörte) zwar voll Zuversicht auf den Schutz der landesherrlichen Gunst, aber doch, geleitet von einem Vorgefühl der zu fürchtenden Auf- tritte, mit einem starken Panzer angcthan. In der That kam es zwischen den beiden Gegnern von wechselseitigen Anklagen des Verraths zu Schmähungen, und von diesen zu Thätlichkeiten. Cilley zuerst reißt einem Trabanten das Schwert aus der Hand und stürzt auf Hunyad ein, der ihn zurückrreibt; die vor den Thürcn aufgestellte ungarische Leibwache dringt in den Saal, der Streit wird allgemein, und im Getümmel desselben Cilley, ungewiß von wem, mit vielen Wunden gctödtet. — Die Partei des Ermordeten, im Gefolge des Königs, sah ein, daß cs unmöglich seyn würde, an den Corvincrn Rache in der Mitte der Ihrigen zu nehmen. Als diese daher in Begleitung ihrer Freunde zum Könige eilten, ihm ihre gewaltsame That an- zuzcigen, und durch ausführliche Entdeckung aller Anschläge und Nachstellungen des Grafen sich zu rechtfertigen, heuchelte der Hof

2. Bd. 2 - S. 23

1844 - Leipzig : Kollmann
- I — 23 — Gelassenheit. Sah sich dach der König selbst jetzt in der kühnen Jünglinge Gewalt. Furcht verdrängte daher alle Gedanken der Rache aus seiner Seele, und künstlich seinen Unwillen unter die Hülle der Großmuth und Gerechtigkcitsliebe verbergend, äußerte er: „Man muß zufrieden seyn und das erdulden, was man nicht ändern kann. Ich vermag den Grafen nicht wieder lebendig zu machen; seine Stunde ist vorüber, und auch die meinige viel- leicht nicht weit; nur verleihe Gott, Laß es gnädiger dabei zugehe." Nur drei Tage verweilte der König in einer Stadt, wo ihm nun Alles, was er sah, mißfiel, deshalb mißfiel, weil er den Mann verloren hatte, der die Kunst besessen, seinen schwachsin- nigen Herrn das ihn Umgebende nur unter den angenehmsten Gestalten sehen zu lassen. Voll trauriger Erinnerungen verließ er Belgrad; mit Vorsatz nahm er seinen Weg über Tcmeswar, welche Festung mit der darauf hastenden gräflichen Würde und Befehlshaberftelle Erbeigenthum der Hunyad'schen Familie wav» Hier, glaubte er, würde Ladislaus Corvinus, von Stolz und Freiheitssinn verblendet, seiner Pflichten als Vasall vergessen und ihm Gelegenheit geben, unter dem Vorwände treuloser Ge- sinnungen den Tod seines Günstlings zu rächen. Aber die streng- ste Behutsamkeit herrschte in Corvins Betragen, und obgleich Oletb und Eifersucht die Blicke seiner Feinde geschärft, fanden sic dennoch nichts, was ihre feindseligen Wünsche begünstigt hätte. Mit dem ganzen Gefolge führte er seinen Landesherrn in die Stadt. In tiefste Trauer gehüllt, empfing ihn Elisabeth von Hunyad, auf den Knien liegend, unter den Thoren ihrer Burg- veste. Thräncn im Auge flehte sie um Gnade und Verzeihung für ihre Söhne. Huldreich umarmte sie der König und bewil- ligte ihr nicht allein solches, sondern bestätigte es auch durch ei- nen beim Genüsse des heiligen Abendmahles abgelegten Eid. Mit großem Pompe zog der König in den Tempel'des Ewigen, die Corviner, deren Mutter und die Verlobte des älteren Sohnes, nebst allen ihn umgebenden Großen des Reichs in seinem Gefolge. Gabriel von Verona, Capistrans Ordensbruder und Freund des Hunyad'schen Hauses, feierte die christlichen Mysterien. Vor dem Altäre des Allerhöchsten umarmte der König Elisabeths Söhne, legte dann seine Hand auf das Evangelium und that den feier- lichen Schwur, daß er ihnen verzeihe; daß sein Herz rein fcy von allen feindseligen Gesinnungen; daß er die Ermordung Ute

3. Bd. 2 - S. 26

1844 - Leipzig : Kollmann
26 Matthias C o r v i n n S. König von Ungarn. (?lls Fortsetzung zur Geschichte der Söhne Hunyads.) Matthias erhielt bald die Kunde von seines Bruders schreck- lichem Ende, und nun sah auch ec mit grossherziger Ergebung jeden Augenblick den Nus zum Tode entgegen. Aber Anderes hatte die Vorsehung über den verhängnisvollen Jüngling be- schlossen. Obgleich der unversöhnliche Hass der Feinde des Hu- nyad'schen Hauses die Vertilgung dieses ganzen Geschlechtes ver- langte, so wollte der König hingegen den jüngeren Bruder lieber im Kerker zurückhalten, um denselben gegen die ungarischen Großen und der Eorvinec Mutter, deren Rache Alles gegen ihn zu be- waffnen drohte, als Geisel zu gebrauchen. Auch stand wirklich bald ein Bund gegen den König im Felde. Mehrere mächtige Magnaten, die, weil sic zu laut der Corviner Unschuld vcrthei- digt, zugleich mit diesen waren gefangen genommen worden, hat- ten bald hernach sich wieder durch die Flucht gerettet. Andere angesehene Freunde des Hauses Hunyad verliessen ebenfalls in heimlicher Stille Ofen und hoben auf ihren Besitzungen eine zahlreiche Mannschaft aus, um an deren Spitze Gcnugthuung für ihre, durch Ladislaus Hunyads gesetzwidrige Hinrichtung verletzten, Nativnalrcchte zu fordern. Michael S z i l a g y i, Bruder der unglücklichen Elifabeth, war gleich nach erhaltener Nachricht von seines Neffen Enthauptung mit einem Heere in Siebenbürgen eingefallen, während Elisabeth noch überdies in Ungarn, Böhmen und Polen aus ihren Mitteln zahlreiche Scha- ren anwerben ließ, welche durch den Heldenmuth ihrer Führer den bewaffneten Miethlingen des Regenten bald fürchterlich wurden. Das Gerücht dieser Anstalten drang schnell zu den Ohren des Königs. Unfähig, durch eigene Einsicht das auflodernde Feuer der Empörung zu dämpfen, berief er die Edcln des Reichs zu einem Landtage nach Pesth. Nur seine Günstlinge erschienen auf demselben; mehr, um die Besorgnisse ihres Gebieters zu ver- größern, als ihn zu thätigcm Widerstande aufzumuntern. Die Heere der Patrioten waren schon zu weit vorgedrungen. Die Mehrzahl der Landstände, von der gerechten Sache der Corviner

4. Bd. 2 - S. 28

1844 - Leipzig : Kollmann
28 war Sieger in Servicn. Auch die Städte Ober-Ungarns fielen schnell nach einander in die Gewalt der Patrioten. Der Name „König" war das Signal zur Verwüstung, Gnade — der trösten- de Nachhall in den Ohren derer, die „V aterían t>" riefen. Selbst Giskra und Ujlack empfanden die Ueberlegenheit ihrer Feinde. Ei- nige gerettete Platze und kleine Fehden, die zu ihrem Vortheile ausfchlugcn, konnten den bei wichtigeren Angriffen erlittenen Ver- lust nicht ersetzen; sie zogen sich zurück und riethen dem Könige zum Frieden. Unter der Bedingung, das; Elisabeth von Hunyad alle Festungen und Schlöffer abtrete, die sie weder erblich besaß, noch käuflich an sich gebracht hatte, ward er den Verbündeten angeboten. Bis dieses geschehen, sollte Matthias in den Händen des Erzbischofs von Gran und des Woiwoden von Siebenbürgen verbleiben, hernach aber seine vollkommene Freiheit erhalten. Spott des entwaffnetcn Königsstolzes schien dieser Vorschlag den Siegern; er ward verworfen, und Elisa- beth drohte, sie werde — falls der König verweigere, ihren Sohn unbedingt frei zu geben, oder sie nebst ihren Freunden zu schwach seyn würden, ihn selbst von Wien abzuholen und seine Gefangenschaft an der Majestät zu rächen — alle Grcnzfestungen den Türken überliefern. Somit war jede Hoffnung eines gütlichen Vergleichs durch Elisabeths von Hunyad nachdrückliche Erklärung verschwun- den. Gewalt mußte jetzt entscheiden, ob der König Ladislaus in dem Bunde der Corvincr, oder dieser in dem Könige den Herrn seines Schicksals erkennen sollte. Beide Theile rüsteten sich mit rastloser Thätigkeit. Oiur sehr wenige mächtige Familien waren dem Monarchen treu geblieben, und auch diese fesselte die Furcht, ihre Ergebenheit durch Thaten zu bezeugen. Neligionsfanatismus hatte (wie wir aus der Geschichte des Huffitenkricges ersehen haben) Böhmen in Parteien getheilt;^) die stärkere hing an der *) Es iñ im Früheren gesagt worbcn, wie nach Albrechts V. von Oestcr- reich Tode — durch welchen bit Throne von Ungarn rmb Bohmen erledigt wurden — die litigaren auf den ihrigen den Konig von Polen, Wlabislaw, beriefcn und dann, nach beffen vor Varna crfolgtcm Tode, Labislaus von Oesterrcich, Albrechts nachgebornen Sohn, alé Konig annahmcn. — Die Bohmen ihrerseits, nachbem sie zuvor ihre Krone erst dem Herzoge Albrecht von Baicrn und, als bicser sie aus- schlug, dem Kaiser Friebrtch Ih. (s. S. 457 Anm.) ebenfafis ver-

5. Bd. 2 - S. 30

1844 - Leipzig : Kollmann
30 viner abziehen, und die Aussicht, bei dieser Gelegenheit eine glän- zende Rolle zu spielen, oder anszeichnende Beweise der königli- chen Huld zu erlangen, den Anhang derselben bedeutend vermin- dern; wenigstens möchten dadurch ihre siegenden Fortschritte auf einige Zeit gehemmt, und den Schwächeren, die nur die erste Hitze verführt hatte, Frist gegeben werden, zu ihrer Pflicht zu- rückzukehren. Der Vorschlag des Palatinus fand Beifall. Aus dem ungarischen, böhmischen und österreichischen Nitterstande ward eine zahlreiche Gesandtschaft zur Abholung der königlichen Braut ernannt, und auf das Andringen des Statthalters von Böhmen, Georg, Baron von Kunstadt, (von seinem Stammorte Podiebrad genannt) die Hauptstadt dieses Reichs zum Schau- platze der Vermählungsfcicrlichkeiten bestimmt. — Allein mitten unter den Vorbereitungen zu dieser Festlichkeit starb der König, im kaum vollendeten achtzehnten Jahre, unerwartet zu Prag (den 23. Nov. 1457), an eben dem Tage, an welchem er vor einem Jahre Hunyads Söhnen in der Kirche zu Temeswar Ver- zeihung geschworen hatte. Sein Tod erfolgte plötzlich nach einer sechsunddrcißigstündigen Krankheit, aber die Ursache desselben blieb zweifelhaft. Einige Geschichtschreiber nennen die Pest, an- dere eine durch die Hussiten bewerkstelligte Vergiftung. Podie- brads Feinde lassen ihn durch dessen und des huffitischcn Erz- bischofs Rokyzan Hände gewaltsam ermorden. Die letztere Er- zählung, wenngleich die unwahrscheinlichste, hat sich noch in späteren Zeiten in Ungarn durch einen Gesang vom Könige Lasla (Ladislaus) erhalten. Nach den glaubwürdigsten Quellen ist ec von dem Fraulein van Nonow, des Königs Geliebte, welche sich durch dessen Vermählung mit der französischen Königstochter gekrankt fühlte, vermittelst eines mit Gift bestrichenen Apfels getddtet. Noch lag Ladislaus crblasit auf dem Sterbebette, als Matthias Corvi nus unter starker Bedeckung in die könig- liche Burg geführt wurde. Gleichzeitige ungarische Schriftsteller erzählen, dass Georg Podiebrad ihn durch eine List nach Böhmens Hauptstadt habe schaffen lassen, indem er dem ster- benden Könige den Siegelring abgezogen, und einen schriftlichen Befehl mit Aufdrückung desselben an den Schloßhauptmann zu Wien habe ergehen lassen, Matthias nach Prag zu schicken. Ein berühmter Zeitgenosse des Königs aber, Acucas Silvius,

6. Bd. 2 - S. 32

1844 - Leipzig : Kollmann
— 32 — Wahltag auszuschreiben, bestimmte den ersten Januar (1458), wo sich die Laudesstande in Pesth versammeln sollten. Er selbst ging insgeheim mit dem Vorsatze um, bei dieser Gelegenheit seine vermeinten Ansprüche auf die ungarische Krone geltend zu machen. Seit einer langen Reihe von Jahren bekleidet mit der höchsten Würde des Reichs, schien ihm der Uebcrgang von dieser zur ober- sten Gewalt ein Leichtes; der Glanz seines Hauses, der Ruhm seiner Verdienste, die Verwandtschaft mit dem entseelten Regenten hatten ihm den Weg dazu gebahnt. Nur die Partei der Cor- viner war im Stande, Gara's stolze Entwürfe zu vernichten — die Erwartungen dieser waren auf ihre Macht, auf Hunyads un- sterblichen Namen berechnet. Die crsicrc zu vergrößern, ward Johann von V i te z nach Prag abgeordnet; Matthias Be- freiung und die Anwerbung böhmischer Kriegsvölker war der Zweck seiner Gesandtschaft: beides ward ihm für eine Summe von 40.000 Goldgüldcn zugcsagt. — Also der Hülfe des Statthal- ters Podiebrad versichert, zog Szi lagyi, begleitet von einem 20.000 Mann starken Heere, zum Landtage nach Pest; mit ihm vereinigte sich der fammtlichc Adel von Nieder-Ungarn und Sie- benbürgen. Sein mächtiger Anhang erfchreckte den Palatinus; unter dem Vorwände, daß cs hier um die Freiheit der Wahl- stimmen geschehen sey, blieb dieser mit den Standen Ober-Un- garns in Ofen zurück. Indeffen bereitete Szilagyi die anwe- senden Wahlherren zu seinen Absichten vor. Hoffnung und Furcht gaben den von ihm angeführten Gründen den gehofften Nachdruck; von ihnen durchdrungen, bctheuerten sie cinmüthig, daß sie eher ihr Leben aufopfern, als abermals einen Ausländer auf den Thron des Vaterlandes erheben wollten, und nun verordneten die Stande eine Gesandtschaft nach Ofen, die dort anwesenden Magnaten zu ersuchen, alle persönliche Gehässigkeit abzulegen und sich mit den Wahlherrcn in Pesth zur Wiederherstellung der allgemeinen Wohlfahrt zu vereinigen. Sie wurden für verantwortlich erklärt, wenn ihre hartnäckige Weigerung die kaum unterdrückte Flamme des Bürgerkriegs wieder anfachcn würde, und die Söhne des Vaterlandes, jetzt nur zur Beschützung der gemeinschaftlichen Rechte und Freiheiten unter den Waffen versammelt, ihr Schwert über die Häupter ihrer aufrührerischen Brüder zücken müßten. Hindernisse, zufällig von der Natur selbst den Absichten der Verbündeten in den Weg gelegt, befestigten den Muth des Pa-

7. Bd. 2 - S. 34

1844 - Leipzig : Kollmann
— 34 — getrachtet. Dieser jedoch, ihren Jrrthum gewahren-, gebot Stillschweigen und erhob sich auf's Neue, der Versammlung Auf- klärung zu geben über seine wirkliche Absicht. In den herrlichsten Zügen stellte er ihr das Bild der Zeiten dar, in welchen Johann Hunyad das Steuerruder des Staats geführt. Diese glücklichen Zeiten, setzte er hinzu, würden wiederkchrcn, wenn sie Hunyad's würdigen Sohn aus dem Gefängnisse auf den Thron des Vater- landes erheben wollten. — Szilagyi hielt in ne; forschend sah er umher. Kein Laut ward im weiten Kreise gehört. All- gemein war das Erstaunen, welches sein unerwarteter Vorschlag auf die Gemüthcr gewirkt hatte. Er benutzte diesen Augenblick, imi, was ec angerathen, mit Gründen zu unterstützen. Huny- ad's unsterbliche Verdienste waren noch unbelohnt, ja, sogar sein ältester Sohn unschuldig zum Tode geführt worden: im Namen des Vaterlandes forderte Szilagyi die Magnaten auf, diesen Flecken der Undankbarkeit durch Matthias Erhebung aaszulöschcn, bctheucrte übrigens, wie er weit entfernt sey, Hu- nyads Sohn den Ständen aufzudringen, und daß er nur darum für ihn gesprochen, um den in Parteien gctheilten Wahlherren einen sichern Vercinigungspunkt anzuzeigcn. Der Magnaten größerer Theil erklärte sich Szilagyi's Vorschläge geneigt, und würden demselben ohne Weigerung auch die übrigen beigetrcten scyn, wäre nicht durch Gara'ö Kunst- griffe die Berathung abgebrochen, und die Stimmcnsammlung verschoben worden. Unter dem Vorwände der Wichtigkeit des Geschäfts weigerte sich derselbe, die Stände früher, denn nach Verlauf von'14 Tagen wieder zu versammeln; bis dahin glaubte er, würden die Gesandten des Kaisers oder des Königs von Po- len erscheinen, nicht minder die Ansprüche dieser auf den unga- rischen Thron geltend zu machen*). Aber weder Friedrich noch Casimir, war jetzt kn der Lage, ein ihnen so entfernt liegendes Ziel zu verfolgen. Währenddessen bcmühete sich auch der päpst- liche Legat, den Anhang der Corvincr zu vermehren, und der Prälatenstand, die Abgeordneten von Nieder-Ungarn und Sie- benbürgen, nebst den Bevollmächtigten der königlichen freien *) Kaiser Friedrich Iii., als des in Prag gestorbenen Königs Ladislaus naher Verwandter väterlicher Seite, und König Casimir, als Schwager von demselben.

8. Bd. 2 - S. 37

1844 - Leipzig : Kollmann
3,7 wurden, suchte, um es mit keiner Partei zu verderben, und staatsklug der Kirche Vortheil berechnend, seine endliche Entschei- dung möglichst zu verzögern. Beide Fürsten sollten Abgeordnete nach Mantua zu einer, eines beabsichtigten Kreuzzuges wegen, dorthin ausgeschriebenen Versammlung senden; hier wollte er auch ihre Streitigkeiten durch seinen apostolischen Ausspruch ent- scheiden. Aber weder Friedrich, noch Matthias war geneigt, diese Entscheidung abzuwarten; Beide rüsteten sich zum Kampfe. Auf des Kaisers Befehl zogen 5000 Deutsche, um sich mit dem Heere der Mißvergnügten zu vereinigen, nach Ungarn. Anfangs erhielten diese einige bedeutende Vortheile; Matthias Klugheit indes; wußte Gara nebst den meisten der übrigen, auf des Kaisers Seite ste- henden, ungarischen Großen durch versprochene Ehrenstetten und Belohnungen wieder für sich zu gewinnen, und da hierauf die Oesterreichcr bei Pinkafeld geschlagen wurden, so kam bald ein Waffenstillstand zu Stande. Szilagyi, bei Matthias Thronbestei- gung von den Ständen zum Statthalter des Reichs ernannt-, ward, weil er sich, beim Beginn der Feindseligkeiten, des Königs Planen widersetzt hatte, von diesem, zwar höchst undankbar, aber durch höhere Rücksichten gedrängt,, dieser Würde wieder beraubt und gefangen nach einem festen Schlosse an der türkischen Grenze geführt. — Ueberhäuft von Sorgen und Geschäften,, schien Mat- thias seines Oheims und Wohlthäters gänzlich vergessen zu ha- den; Grund genug für die Feinde des würdigen Mannes, sie in dem Glauben zu bestärken, nun sey der Augenblick da, sein Un- glück und ihr verbrecherisches Vorhaben sicher vollenden zu können» Unter dem Namen des Königs erhielt der Befehlshaber des Schlos- ses die Weisung, den Unschuldigen enthaupten zu lassen. Man hatte jedoch llrsache gefunden, zu glauben, es sey solche ohne des Monarchen Vorwissen ausgefertigct worden und der Befehls- haber selbst kannte Szilagyi's Rechtschaffenheit, wie die Ränke des Hofes zu gut, als daß er blindlings hatte gehorchen sollen. Er übergab die Veste einem bewährten Freunde und reichte, den Mordbefehl dem Könige vorzulegen, nach Ofen, entschlossen, im Falle dieser die Vollziehung desselben verlange, feinem Amte zu entsagen. Während seiner Abwesenheit jedoch ersann ein alter Koch des Szilagyi ein Mittel zu dessen Befreiung. Einverstanden mit drei andern Dienern seines Herrn sammelte er Ln blindem

9. Bd. 2 - S. 39

1844 - Leipzig : Kollmann
39 gerichtet ward, öffnete ihm den Weg durch Kroatien bis nach Krain und Steiermark, von welchen österreichischen Landern er einen Theil verwüsten und eine Menge Einwohner in die Scla- verei schleppen ließ. Hier war es, wo Deutschland zuerst die Wuth eines barbarischen Feindes empfand, der vom schwarzen bis zum adriatischen Meere sich fast unwiderstehlich über alle christliche Länder stürzte. Dringender, als je zuvor, rief der Papst, noch größerem Unheil zu begegnen, die europäischen Machte, vor allen aber Matthias, zum Kampfe gegen die Ungläubigen auf, und dieser rüstete sich auch, mit einem starken Kciegsheere die den Türken unterworfenen Länder selbst anzugreifen. Mo Ham cd er- fuhr seine Annäherung; mit stolzer Verachtung spottete er des Königs Jugend: Ali-Beg sollte seine Verwegenheit züchtigen, er selbst zog sich nach Macedonien zurück. Aber, zwar schwächer an Zahl, doch starker an Muth, erfochten Matthia's Männer auch hier den blutigen Sieg. Schon nach vier Tagen bis Iaicza, der Hauptstadt des Landes, vorgedrungen, ließ der König deren Burg-Veste berennen; indcß mit Nachdruck wurden von der Besatzung die Stürmenden zurückgeworfen, und erst nach einer hartnäckigen Belagerung übergab der türkische Befehlshaber diesen wichtigen Posten dem Sieger. Sechszig Städte mit ihren Schlössern folgten seinem Beispiele, und bald erkannte ganz Bos- nien die Herrschaft des ungarischen Scepters an» Matthias, dessen in Folge solch glorreicher Eroberung errungener Kriegsruhm sich durch ganz Europa verbreitete, zog zu Ende des Jahres nach Ofen, sich dort der Ungarn heilige Krone aufzusetzen, welcher er sich auf dem Schauplatze der Ehre, der Gefahr und des Todes so würdig bezeigt hatte. Schon vor seinem Zuge gegen die Türken hatte er den Bischof von Groß-Wardein, Johann von Vitez, nach Wienc- r i sch-Neustadt gesandt, hier mit Kaiser Friedrich die Unter- handlungen in Betreff derselben zu erneuern. Mit günstigen Nachrichten war dieser jetzt zurückgekehrt; in den Bedingungen, unter welchen Friedrich sich entschloß, dieselbe auszuliefern, wurde festgesetzt, daß der Kaiser den Titel eines Königs von Ungarn nebst den seither pfandweise besessenen ungarischen Städten und Schlössern fernerhin behalten, dagegen aber die Festung Oeden-- burg und die Krone für 00,000 Ducaten herausgeben und den König Matthias als seinen Schn anerkennen sollte» — Von

10. Bd. 2 - S. 40

1844 - Leipzig : Kollmann
sechs Magnaten und dreitausend Reitern begleitet, kehrte Vitez nach Neustadt zurück. Erschreckt über der Gesandtschaft kriegeri- sches Ansehen, ließ der Kaiser die Thore schließen, nur Vitez mit zweihundert Bewaffneten wurden hineingelasscn; die übrigen, obgleich der Bischof versicherte, daß das Ganze nur ein prächtiger Aufzug zur Abholung der Krone seyn solle, erhielten dennoch Be- fehl, sich zurück zu ziehen und den Abschluß des Geschäftes in Oedenburg zu erwarten. Die Gesandten erlegten die Kaufsumme und übernahmen das heiligste Kleinod ihres Vaterlandes, nach- dem cs während vier und zwanzig Jahre (1440—1464) in österreichischen Händen gewesen war. Unter Frohlocken und Jauchzen ward sie nach Oedenburg gebracht und drei Tage lang der öffentlichen Verehrung ausgestellt, darauf aber mit großem Gepränge nach Ofen abgeführt. — Ueber den Hintritt seiner Gattin trauernd, wollte Matthias die Krönungsfeierlichkcit noch auf einige Monate verschieben; doch der laute Wunsch der Nation bewog ihn, sich dem Willen der Stände, welche dazu den 29. des März-Monats 1464 festgesetzt hatten, zu fügen. In der Domkirche zu Stuhlweißen bürg, über den Gräbern der al- ten Könige, ward er unter den Gebeten und Segnungen der an- wesenden Menge von dem Cardinal-Primas, Dionysius von Specs, einem siebzigjährigen Greise, gesalbt, mit dem könig- lichen Ornate, hem Mantel Stephanus des Ersten, angethan und hierauf mit dem Zeichen seiner Hcrrscherpstichten, dem heili- gen Schwerte des ersten Königs der Ungaren umgürtet. Als dies geschehen, wendete sich der Palatinus, die Krone in der Hand, zu den Ständen; dreimal rief er: wollt ihr, daß Matthias zu euerem Könige gekrönt werde? und dreimal ertönte ein wcithal- lendes „wir wollen!" von allen Lippen. Dionysius vollzog den Willen der Nation — ihr kostbarstes Heiligthum glänzte von dem Haupte des Helden, Freudenthränen rollten aus den Augen des frommen Priesters; es war der vierte König, an dem er diese feierliche Handlung verrichtete. Mittlerweile hatte Siebenbürgen sich empört, Matthias, sei- nem rechtmäßigen Regenten, den Gehorsam aufgekündigt und den Statthalter dieser Provinz, Grafen Johann von St. Georg, zum Könige ausgerufcn. Stephanus, Fürst der Moldau, war den Mißvergnügten zu Hülfe geeilt. Mit ihm vereint, tra- fen sie Anstalten, um auch die Ungaren zur Unterwerfung gegen
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