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die aus Oesterreichern, Böhmen und den oben erwähnten Kreuz-
brüdern bestehende Begleitung ein. — Als der König hinter
sich die Brücke aufziehcn und die Thore verschließen sah, rief er
entrüstet:' „Man öffne dem Gefolge Unsrer Majestät die Thore
unsrer Festung!" Mit festem Tone aber entgegnete ihm Corvi-
nuö: „Nicht wir, die Gesetze des Vaterlandes verschließen Aus-
ländern unsere Grenzfestungen. Ungarns freie Männer kennen ihre
Pflicht und ihren Werth zu gut, als daß sie die Sorge für die
Sicherheit ihres Fürsten Fremden überlaffen, oder mit ihnen thcilen
sollten. Jeder, der in dieser Feste lebt, ist ein gefchworner
Wächter für Ew. Majestät." — Der König zeigte sich beruhigt
— ini Herzen war er es nicht.. Alles, was ihm Cilley von den
treulosen Anschlägen der Corvincr seit langer Zeit vorgebracht
hatte, erwachte plötzlich mit dem Scheine der Gewißheit in seiner
Seele. Furcht und Schüchternheit verrieth jeder seiner Schritte;
wo er sich hinwendete, glaubte er mcuchelmdrderische Dolche zu
erblicken. Cilley seinerseits, über seinen verfehlten Plan Wuth
und Rache schäumend, ließ sich durch blinde Hitze so weit hinreißen,
daß er gegen den jungen Hunyad öffentlich laute Beschuldigun-
gen der Verrätherei ausstieß. Dieser beschwerte sich darüber in
der Versammlung der früher nach Belgrad zusammenbcrufenen
Landstände, und sic, den Corvincrn gewogen, forderten Cilley
vor ihre Schranken. Er erschien (eben als der König Messe hörte)
zwar voll Zuversicht auf den Schutz der landesherrlichen Gunst,
aber doch, geleitet von einem Vorgefühl der zu fürchtenden Auf-
tritte, mit einem starken Panzer angcthan. In der That kam
es zwischen den beiden Gegnern von wechselseitigen Anklagen des
Verraths zu Schmähungen, und von diesen zu Thätlichkeiten.
Cilley zuerst reißt einem Trabanten das Schwert aus der
Hand und stürzt auf Hunyad ein, der ihn zurückrreibt; die vor
den Thürcn aufgestellte ungarische Leibwache dringt in den Saal,
der Streit wird allgemein, und im Getümmel desselben Cilley,
ungewiß von wem, mit vielen Wunden gctödtet. —
Die Partei des Ermordeten, im Gefolge des Königs, sah
ein, daß cs unmöglich seyn würde, an den Corvincrn Rache in
der Mitte der Ihrigen zu nehmen. Als diese daher in Begleitung
ihrer Freunde zum Könige eilten, ihm ihre gewaltsame That an-
zuzcigen, und durch ausführliche Entdeckung aller Anschläge und
Nachstellungen des Grafen sich zu rechtfertigen, heuchelte der Hof
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Gelassenheit. Sah sich dach der König selbst jetzt in der kühnen
Jünglinge Gewalt. Furcht verdrängte daher alle Gedanken der
Rache aus seiner Seele, und künstlich seinen Unwillen unter die
Hülle der Großmuth und Gerechtigkcitsliebe verbergend, äußerte
er: „Man muß zufrieden seyn und das erdulden, was man
nicht ändern kann. Ich vermag den Grafen nicht wieder lebendig
zu machen; seine Stunde ist vorüber, und auch die meinige viel-
leicht nicht weit; nur verleihe Gott, Laß es gnädiger dabei zugehe."
Nur drei Tage verweilte der König in einer Stadt, wo ihm
nun Alles, was er sah, mißfiel, deshalb mißfiel, weil er den
Mann verloren hatte, der die Kunst besessen, seinen schwachsin-
nigen Herrn das ihn Umgebende nur unter den angenehmsten
Gestalten sehen zu lassen. Voll trauriger Erinnerungen verließ
er Belgrad; mit Vorsatz nahm er seinen Weg über Tcmeswar,
welche Festung mit der darauf hastenden gräflichen Würde und
Befehlshaberftelle Erbeigenthum der Hunyad'schen Familie wav»
Hier, glaubte er, würde Ladislaus Corvinus, von Stolz
und Freiheitssinn verblendet, seiner Pflichten als Vasall vergessen
und ihm Gelegenheit geben, unter dem Vorwände treuloser Ge-
sinnungen den Tod seines Günstlings zu rächen. Aber die streng-
ste Behutsamkeit herrschte in Corvins Betragen, und obgleich
Oletb und Eifersucht die Blicke seiner Feinde geschärft, fanden
sic dennoch nichts, was ihre feindseligen Wünsche begünstigt hätte.
Mit dem ganzen Gefolge führte er seinen Landesherrn in die
Stadt. In tiefste Trauer gehüllt, empfing ihn Elisabeth von
Hunyad, auf den Knien liegend, unter den Thoren ihrer Burg-
veste. Thräncn im Auge flehte sie um Gnade und Verzeihung
für ihre Söhne. Huldreich umarmte sie der König und bewil-
ligte ihr nicht allein solches, sondern bestätigte es auch durch ei-
nen beim Genüsse des heiligen Abendmahles abgelegten Eid. Mit
großem Pompe zog der König in den Tempel'des Ewigen, die
Corviner, deren Mutter und die Verlobte des älteren Sohnes,
nebst allen ihn umgebenden Großen des Reichs in seinem Gefolge.
Gabriel von Verona, Capistrans Ordensbruder und Freund
des Hunyad'schen Hauses, feierte die christlichen Mysterien. Vor
dem Altäre des Allerhöchsten umarmte der König Elisabeths Söhne,
legte dann seine Hand auf das Evangelium und that den feier-
lichen Schwur, daß er ihnen verzeihe; daß sein Herz rein fcy
von allen feindseligen Gesinnungen; daß er die Ermordung Ute
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Extrahierte Personennamen: Ladislaus_Corvinus Ladislaus Elisabeth_von
Hunyad Gabriel Capistrans
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26
Matthias C o r v i n n S.
König von Ungarn.
(?lls Fortsetzung zur Geschichte der Söhne Hunyads.)
Matthias erhielt bald die Kunde von seines Bruders schreck-
lichem Ende, und nun sah auch ec mit grossherziger Ergebung
jeden Augenblick den Nus zum Tode entgegen. Aber Anderes
hatte die Vorsehung über den verhängnisvollen Jüngling be-
schlossen. Obgleich der unversöhnliche Hass der Feinde des Hu-
nyad'schen Hauses die Vertilgung dieses ganzen Geschlechtes ver-
langte, so wollte der König hingegen den jüngeren Bruder lieber
im Kerker zurückhalten, um denselben gegen die ungarischen Großen
und der Eorvinec Mutter, deren Rache Alles gegen ihn zu be-
waffnen drohte, als Geisel zu gebrauchen. Auch stand wirklich
bald ein Bund gegen den König im Felde. Mehrere mächtige
Magnaten, die, weil sic zu laut der Corviner Unschuld vcrthei-
digt, zugleich mit diesen waren gefangen genommen worden, hat-
ten bald hernach sich wieder durch die Flucht gerettet. Andere
angesehene Freunde des Hauses Hunyad verliessen ebenfalls in
heimlicher Stille Ofen und hoben auf ihren Besitzungen eine
zahlreiche Mannschaft aus, um an deren Spitze Gcnugthuung
für ihre, durch Ladislaus Hunyads gesetzwidrige Hinrichtung
verletzten, Nativnalrcchte zu fordern. Michael S z i l a g y i,
Bruder der unglücklichen Elifabeth, war gleich nach erhaltener
Nachricht von seines Neffen Enthauptung mit einem Heere in
Siebenbürgen eingefallen, während Elisabeth noch überdies in
Ungarn, Böhmen und Polen aus ihren Mitteln zahlreiche Scha-
ren anwerben ließ, welche durch den Heldenmuth ihrer Führer
den bewaffneten Miethlingen des Regenten bald fürchterlich
wurden.
Das Gerücht dieser Anstalten drang schnell zu den Ohren
des Königs. Unfähig, durch eigene Einsicht das auflodernde
Feuer der Empörung zu dämpfen, berief er die Edcln des Reichs
zu einem Landtage nach Pesth. Nur seine Günstlinge erschienen
auf demselben; mehr, um die Besorgnisse ihres Gebieters zu ver-
größern, als ihn zu thätigcm Widerstande aufzumuntern. Die
Heere der Patrioten waren schon zu weit vorgedrungen. Die
Mehrzahl der Landstände, von der gerechten Sache der Corviner
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28
war Sieger in Servicn. Auch die Städte Ober-Ungarns fielen
schnell nach einander in die Gewalt der Patrioten. Der Name
„König" war das Signal zur Verwüstung, Gnade — der trösten-
de Nachhall in den Ohren derer, die „V aterían t>" riefen. Selbst
Giskra und Ujlack empfanden die Ueberlegenheit ihrer Feinde. Ei-
nige gerettete Platze und kleine Fehden, die zu ihrem Vortheile
ausfchlugcn, konnten den bei wichtigeren Angriffen erlittenen Ver-
lust nicht ersetzen; sie zogen sich zurück und riethen dem Könige
zum Frieden. Unter der Bedingung, das; Elisabeth von
Hunyad alle Festungen und Schlöffer abtrete, die sie weder
erblich besaß, noch käuflich an sich gebracht hatte, ward er den
Verbündeten angeboten. Bis dieses geschehen, sollte Matthias
in den Händen des Erzbischofs von Gran und des Woiwoden
von Siebenbürgen verbleiben, hernach aber seine vollkommene
Freiheit erhalten. Spott des entwaffnetcn Königsstolzes schien
dieser Vorschlag den Siegern; er ward verworfen, und Elisa-
beth drohte, sie werde — falls der König verweigere, ihren
Sohn unbedingt frei zu geben, oder sie nebst ihren Freunden zu
schwach seyn würden, ihn selbst von Wien abzuholen und seine
Gefangenschaft an der Majestät zu rächen — alle Grcnzfestungen
den Türken überliefern.
Somit war jede Hoffnung eines gütlichen Vergleichs durch
Elisabeths von Hunyad nachdrückliche Erklärung verschwun-
den. Gewalt mußte jetzt entscheiden, ob der König Ladislaus
in dem Bunde der Corvincr, oder dieser in dem Könige den Herrn
seines Schicksals erkennen sollte. Beide Theile rüsteten sich mit
rastloser Thätigkeit. Oiur sehr wenige mächtige Familien waren
dem Monarchen treu geblieben, und auch diese fesselte die Furcht,
ihre Ergebenheit durch Thaten zu bezeugen. Neligionsfanatismus
hatte (wie wir aus der Geschichte des Huffitenkricges ersehen
haben) Böhmen in Parteien getheilt;^) die stärkere hing an der
*) Es iñ im Früheren gesagt worbcn, wie nach Albrechts V. von Oestcr-
reich Tode — durch welchen bit Throne von Ungarn rmb Bohmen
erledigt wurden — die litigaren auf den ihrigen den Konig von Polen,
Wlabislaw, beriefcn und dann, nach beffen vor Varna crfolgtcm
Tode, Labislaus von Oesterrcich, Albrechts nachgebornen Sohn, alé
Konig annahmcn. — Die Bohmen ihrerseits, nachbem sie zuvor ihre
Krone erst dem Herzoge Albrecht von Baicrn und, als bicser sie aus-
schlug, dem Kaiser Friebrtch Ih. (s. S. 457 Anm.) ebenfafis ver-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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30
viner abziehen, und die Aussicht, bei dieser Gelegenheit eine glän-
zende Rolle zu spielen, oder anszeichnende Beweise der königli-
chen Huld zu erlangen, den Anhang derselben bedeutend vermin-
dern; wenigstens möchten dadurch ihre siegenden Fortschritte auf
einige Zeit gehemmt, und den Schwächeren, die nur die erste
Hitze verführt hatte, Frist gegeben werden, zu ihrer Pflicht zu-
rückzukehren. Der Vorschlag des Palatinus fand Beifall. Aus
dem ungarischen, böhmischen und österreichischen Nitterstande ward
eine zahlreiche Gesandtschaft zur Abholung der königlichen Braut
ernannt, und auf das Andringen des Statthalters von Böhmen,
Georg, Baron von Kunstadt, (von seinem Stammorte
Podiebrad genannt) die Hauptstadt dieses Reichs zum Schau-
platze der Vermählungsfcicrlichkeiten bestimmt. — Allein mitten
unter den Vorbereitungen zu dieser Festlichkeit starb der König,
im kaum vollendeten achtzehnten Jahre, unerwartet zu Prag
(den 23. Nov. 1457), an eben dem Tage, an welchem er vor
einem Jahre Hunyads Söhnen in der Kirche zu Temeswar Ver-
zeihung geschworen hatte. Sein Tod erfolgte plötzlich nach einer
sechsunddrcißigstündigen Krankheit, aber die Ursache desselben
blieb zweifelhaft. Einige Geschichtschreiber nennen die Pest, an-
dere eine durch die Hussiten bewerkstelligte Vergiftung. Podie-
brads Feinde lassen ihn durch dessen und des huffitischcn Erz-
bischofs Rokyzan Hände gewaltsam ermorden. Die letztere Er-
zählung, wenngleich die unwahrscheinlichste, hat sich noch in
späteren Zeiten in Ungarn durch einen Gesang vom Könige Lasla
(Ladislaus) erhalten. Nach den glaubwürdigsten Quellen ist ec
von dem Fraulein van Nonow, des Königs Geliebte, welche
sich durch dessen Vermählung mit der französischen Königstochter
gekrankt fühlte, vermittelst eines mit Gift bestrichenen Apfels
getddtet.
Noch lag Ladislaus crblasit auf dem Sterbebette, als
Matthias Corvi nus unter starker Bedeckung in die könig-
liche Burg geführt wurde. Gleichzeitige ungarische Schriftsteller
erzählen, dass Georg Podiebrad ihn durch eine List nach
Böhmens Hauptstadt habe schaffen lassen, indem er dem ster-
benden Könige den Siegelring abgezogen, und einen schriftlichen
Befehl mit Aufdrückung desselben an den Schloßhauptmann zu
Wien habe ergehen lassen, Matthias nach Prag zu schicken.
Ein berühmter Zeitgenosse des Königs aber, Acucas Silvius,
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Wahltag auszuschreiben, bestimmte den ersten Januar (1458),
wo sich die Laudesstande in Pesth versammeln sollten. Er selbst
ging insgeheim mit dem Vorsatze um, bei dieser Gelegenheit seine
vermeinten Ansprüche auf die ungarische Krone geltend zu machen.
Seit einer langen Reihe von Jahren bekleidet mit der höchsten
Würde des Reichs, schien ihm der Uebcrgang von dieser zur ober-
sten Gewalt ein Leichtes; der Glanz seines Hauses, der Ruhm
seiner Verdienste, die Verwandtschaft mit dem entseelten Regenten
hatten ihm den Weg dazu gebahnt. Nur die Partei der Cor-
viner war im Stande, Gara's stolze Entwürfe zu vernichten —
die Erwartungen dieser waren auf ihre Macht, auf Hunyads un-
sterblichen Namen berechnet. Die crsicrc zu vergrößern, ward
Johann von V i te z nach Prag abgeordnet; Matthias Be-
freiung und die Anwerbung böhmischer Kriegsvölker war der Zweck
seiner Gesandtschaft: beides ward ihm für eine Summe von
40.000 Goldgüldcn zugcsagt. — Also der Hülfe des Statthal-
ters Podiebrad versichert, zog Szi lagyi, begleitet von einem
20.000 Mann starken Heere, zum Landtage nach Pest; mit ihm
vereinigte sich der fammtlichc Adel von Nieder-Ungarn und Sie-
benbürgen. Sein mächtiger Anhang erfchreckte den Palatinus;
unter dem Vorwände, daß cs hier um die Freiheit der Wahl-
stimmen geschehen sey, blieb dieser mit den Standen Ober-Un-
garns in Ofen zurück. Indeffen bereitete Szilagyi die anwe-
senden Wahlherren zu seinen Absichten vor. Hoffnung und Furcht
gaben den von ihm angeführten Gründen den gehofften Nachdruck;
von ihnen durchdrungen, bctheuerten sie cinmüthig, daß sie eher
ihr Leben aufopfern, als abermals einen Ausländer auf den Thron
des Vaterlandes erheben wollten, und nun verordneten die Stande
eine Gesandtschaft nach Ofen, die dort anwesenden Magnaten
zu ersuchen, alle persönliche Gehässigkeit abzulegen und sich mit
den Wahlherrcn in Pesth zur Wiederherstellung der allgemeinen
Wohlfahrt zu vereinigen. Sie wurden für verantwortlich erklärt,
wenn ihre hartnäckige Weigerung die kaum unterdrückte Flamme
des Bürgerkriegs wieder anfachcn würde, und die Söhne des
Vaterlandes, jetzt nur zur Beschützung der gemeinschaftlichen Rechte
und Freiheiten unter den Waffen versammelt, ihr Schwert über
die Häupter ihrer aufrührerischen Brüder zücken müßten.
Hindernisse, zufällig von der Natur selbst den Absichten der
Verbündeten in den Weg gelegt, befestigten den Muth des Pa-
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_V Johann Matthias Szi
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getrachtet. Dieser jedoch, ihren Jrrthum gewahren-, gebot
Stillschweigen und erhob sich auf's Neue, der Versammlung Auf-
klärung zu geben über seine wirkliche Absicht. In den herrlichsten
Zügen stellte er ihr das Bild der Zeiten dar, in welchen Johann
Hunyad das Steuerruder des Staats geführt. Diese glücklichen
Zeiten, setzte er hinzu, würden wiederkchrcn, wenn sie Hunyad's
würdigen Sohn aus dem Gefängnisse auf den Thron des Vater-
landes erheben wollten. — Szilagyi hielt in ne; forschend
sah er umher. Kein Laut ward im weiten Kreise gehört. All-
gemein war das Erstaunen, welches sein unerwarteter Vorschlag
auf die Gemüthcr gewirkt hatte. Er benutzte diesen Augenblick,
imi, was ec angerathen, mit Gründen zu unterstützen. Huny-
ad's unsterbliche Verdienste waren noch unbelohnt, ja, sogar
sein ältester Sohn unschuldig zum Tode geführt worden: im
Namen des Vaterlandes forderte Szilagyi die Magnaten
auf, diesen Flecken der Undankbarkeit durch Matthias Erhebung
aaszulöschcn, bctheucrte übrigens, wie er weit entfernt sey, Hu-
nyads Sohn den Ständen aufzudringen, und daß er nur darum
für ihn gesprochen, um den in Parteien gctheilten Wahlherren
einen sichern Vercinigungspunkt anzuzeigcn.
Der Magnaten größerer Theil erklärte sich Szilagyi's
Vorschläge geneigt, und würden demselben ohne Weigerung auch
die übrigen beigetrcten scyn, wäre nicht durch Gara'ö Kunst-
griffe die Berathung abgebrochen, und die Stimmcnsammlung
verschoben worden. Unter dem Vorwände der Wichtigkeit des
Geschäfts weigerte sich derselbe, die Stände früher, denn nach
Verlauf von'14 Tagen wieder zu versammeln; bis dahin glaubte
er, würden die Gesandten des Kaisers oder des Königs von Po-
len erscheinen, nicht minder die Ansprüche dieser auf den unga-
rischen Thron geltend zu machen*). Aber weder Friedrich noch
Casimir, war jetzt kn der Lage, ein ihnen so entfernt liegendes
Ziel zu verfolgen. Währenddessen bcmühete sich auch der päpst-
liche Legat, den Anhang der Corvincr zu vermehren, und der
Prälatenstand, die Abgeordneten von Nieder-Ungarn und Sie-
benbürgen, nebst den Bevollmächtigten der königlichen freien
*) Kaiser Friedrich Iii., als des in Prag gestorbenen Königs Ladislaus
naher Verwandter väterlicher Seite, und König Casimir, als Schwager
von demselben.
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Extrahierte Personennamen: Johann
Hunyad Johann Matthias Friedrich Friedrich Casimir Friedrich_Iii Friedrich Ladislaus Casimir
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wurden, suchte, um es mit keiner Partei zu verderben, und
staatsklug der Kirche Vortheil berechnend, seine endliche Entschei-
dung möglichst zu verzögern. Beide Fürsten sollten Abgeordnete
nach Mantua zu einer, eines beabsichtigten Kreuzzuges wegen,
dorthin ausgeschriebenen Versammlung senden; hier wollte er
auch ihre Streitigkeiten durch seinen apostolischen Ausspruch ent-
scheiden.
Aber weder Friedrich, noch Matthias war geneigt, diese
Entscheidung abzuwarten; Beide rüsteten sich zum Kampfe. Auf
des Kaisers Befehl zogen 5000 Deutsche, um sich mit dem Heere
der Mißvergnügten zu vereinigen, nach Ungarn. Anfangs erhielten
diese einige bedeutende Vortheile; Matthias Klugheit indes; wußte
Gara nebst den meisten der übrigen, auf des Kaisers Seite ste-
henden, ungarischen Großen durch versprochene Ehrenstetten und
Belohnungen wieder für sich zu gewinnen, und da hierauf die
Oesterreichcr bei Pinkafeld geschlagen wurden, so kam bald ein
Waffenstillstand zu Stande. Szilagyi, bei Matthias Thronbestei-
gung von den Ständen zum Statthalter des Reichs ernannt-,
ward, weil er sich, beim Beginn der Feindseligkeiten, des Königs
Planen widersetzt hatte, von diesem, zwar höchst undankbar, aber
durch höhere Rücksichten gedrängt,, dieser Würde wieder beraubt
und gefangen nach einem festen Schlosse an der türkischen Grenze
geführt. — Ueberhäuft von Sorgen und Geschäften,, schien Mat-
thias seines Oheims und Wohlthäters gänzlich vergessen zu ha-
den; Grund genug für die Feinde des würdigen Mannes, sie in
dem Glauben zu bestärken, nun sey der Augenblick da, sein Un-
glück und ihr verbrecherisches Vorhaben sicher vollenden zu können»
Unter dem Namen des Königs erhielt der Befehlshaber des Schlos-
ses die Weisung, den Unschuldigen enthaupten zu lassen. Man
hatte jedoch llrsache gefunden, zu glauben, es sey solche ohne des
Monarchen Vorwissen ausgefertigct worden und der Befehls-
haber selbst kannte Szilagyi's Rechtschaffenheit, wie die Ränke
des Hofes zu gut, als daß er blindlings hatte gehorchen sollen.
Er übergab die Veste einem bewährten Freunde und reichte, den
Mordbefehl dem Könige vorzulegen, nach Ofen, entschlossen, im
Falle dieser die Vollziehung desselben verlange, feinem Amte zu
entsagen. Während seiner Abwesenheit jedoch ersann ein alter
Koch des Szilagyi ein Mittel zu dessen Befreiung. Einverstanden
mit drei andern Dienern seines Herrn sammelte er Ln blindem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Matthias Matthias Matthias_Thronbestei-
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gerichtet ward, öffnete ihm den Weg durch Kroatien bis nach
Krain und Steiermark, von welchen österreichischen Landern er
einen Theil verwüsten und eine Menge Einwohner in die Scla-
verei schleppen ließ. Hier war es, wo Deutschland zuerst die
Wuth eines barbarischen Feindes empfand, der vom schwarzen
bis zum adriatischen Meere sich fast unwiderstehlich über alle
christliche Länder stürzte. Dringender, als je zuvor, rief der Papst,
noch größerem Unheil zu begegnen, die europäischen Machte, vor
allen aber Matthias, zum Kampfe gegen die Ungläubigen auf,
und dieser rüstete sich auch, mit einem starken Kciegsheere die den
Türken unterworfenen Länder selbst anzugreifen. Mo Ham cd er-
fuhr seine Annäherung; mit stolzer Verachtung spottete er des
Königs Jugend: Ali-Beg sollte seine Verwegenheit züchtigen,
er selbst zog sich nach Macedonien zurück. Aber, zwar
schwächer an Zahl, doch starker an Muth, erfochten Matthia's
Männer auch hier den blutigen Sieg. Schon nach vier Tagen
bis Iaicza, der Hauptstadt des Landes, vorgedrungen, ließ der
König deren Burg-Veste berennen; indcß mit Nachdruck wurden
von der Besatzung die Stürmenden zurückgeworfen, und erst nach
einer hartnäckigen Belagerung übergab der türkische Befehlshaber
diesen wichtigen Posten dem Sieger. Sechszig Städte mit ihren
Schlössern folgten seinem Beispiele, und bald erkannte ganz Bos-
nien die Herrschaft des ungarischen Scepters an»
Matthias, dessen in Folge solch glorreicher Eroberung
errungener Kriegsruhm sich durch ganz Europa verbreitete, zog
zu Ende des Jahres nach Ofen, sich dort der Ungarn heilige
Krone aufzusetzen, welcher er sich auf dem Schauplatze der Ehre,
der Gefahr und des Todes so würdig bezeigt hatte.
Schon vor seinem Zuge gegen die Türken hatte er den
Bischof von Groß-Wardein, Johann von Vitez, nach Wienc-
r i sch-Neustadt gesandt, hier mit Kaiser Friedrich die Unter-
handlungen in Betreff derselben zu erneuern. Mit günstigen
Nachrichten war dieser jetzt zurückgekehrt; in den Bedingungen,
unter welchen Friedrich sich entschloß, dieselbe auszuliefern, wurde
festgesetzt, daß der Kaiser den Titel eines Königs von Ungarn
nebst den seither pfandweise besessenen ungarischen Städten und
Schlössern fernerhin behalten, dagegen aber die Festung Oeden--
burg und die Krone für 00,000 Ducaten herausgeben und den
König Matthias als seinen Schn anerkennen sollte» — Von
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias Muth Matthias Johann_von_Vitez Johann Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Matthias
Extrahierte Ortsnamen: Kroatien Krain Deutschland Macedonien Iaicza Europa Wienc- Ungarn
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
sechs Magnaten und dreitausend Reitern begleitet, kehrte Vitez
nach Neustadt zurück. Erschreckt über der Gesandtschaft kriegeri-
sches Ansehen, ließ der Kaiser die Thore schließen, nur Vitez
mit zweihundert Bewaffneten wurden hineingelasscn; die übrigen,
obgleich der Bischof versicherte, daß das Ganze nur ein prächtiger
Aufzug zur Abholung der Krone seyn solle, erhielten dennoch Be-
fehl, sich zurück zu ziehen und den Abschluß des Geschäftes in
Oedenburg zu erwarten. Die Gesandten erlegten die Kaufsumme
und übernahmen das heiligste Kleinod ihres Vaterlandes, nach-
dem cs während vier und zwanzig Jahre (1440—1464) in
österreichischen Händen gewesen war. Unter Frohlocken und
Jauchzen ward sie nach Oedenburg gebracht und drei Tage lang
der öffentlichen Verehrung ausgestellt, darauf aber mit großem
Gepränge nach Ofen abgeführt. — Ueber den Hintritt seiner
Gattin trauernd, wollte Matthias die Krönungsfeierlichkcit noch
auf einige Monate verschieben; doch der laute Wunsch der Nation
bewog ihn, sich dem Willen der Stände, welche dazu den 29.
des März-Monats 1464 festgesetzt hatten, zu fügen. In der
Domkirche zu Stuhlweißen bürg, über den Gräbern der al-
ten Könige, ward er unter den Gebeten und Segnungen der an-
wesenden Menge von dem Cardinal-Primas, Dionysius von
Specs, einem siebzigjährigen Greise, gesalbt, mit dem könig-
lichen Ornate, hem Mantel Stephanus des Ersten, angethan
und hierauf mit dem Zeichen seiner Hcrrscherpstichten, dem heili-
gen Schwerte des ersten Königs der Ungaren umgürtet. Als dies
geschehen, wendete sich der Palatinus, die Krone in der Hand,
zu den Ständen; dreimal rief er: wollt ihr, daß Matthias zu
euerem Könige gekrönt werde? und dreimal ertönte ein wcithal-
lendes „wir wollen!" von allen Lippen. Dionysius vollzog den
Willen der Nation — ihr kostbarstes Heiligthum glänzte von
dem Haupte des Helden, Freudenthränen rollten aus den Augen
des frommen Priesters; es war der vierte König, an dem er
diese feierliche Handlung verrichtete.
Mittlerweile hatte Siebenbürgen sich empört, Matthias, sei-
nem rechtmäßigen Regenten, den Gehorsam aufgekündigt und den
Statthalter dieser Provinz, Grafen Johann von St. Georg,
zum Könige ausgerufcn. Stephanus, Fürst der Moldau,
war den Mißvergnügten zu Hülfe geeilt. Mit ihm vereint, tra-
fen sie Anstalten, um auch die Ungaren zur Unterwerfung gegen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Matthias Dionysius_von
Specs Matthias Dionysius Matthias Johann_von_St Johann Georg