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1. Vaterländische Geschichte - S. 29

1909 - Nürnberg : Korn
•29 — Kreuzzüge erhalten. Ströme Blutes haben sie gekostet. Zu hundert-tausenden zagen die Männer aus, wenige fönten zurück. ^.rotz oller Anstrengungen blieb Jerusalem niemals längere Zeit in den Händen der Christen. Auch von Bayern aus setzte sich unter Kaiser Konrad Iii. ein solcher Zug in Bewegung, an dem der Bayernherzog Heinrich Jasomirgott teilnahm (1147). Selbst die Kinder ergriff eine kaum glaubliche Begeisterung. Sie scharten sich zusammen wie die Vöglein im Herbste, wenn sie in wärmere Länder ziehen. Viele entliefen sogar ihren Eltern und schlossen sich einem Kinderkreuzzug au. Derselbe gelangte bis über die Alpen an das Mittelländische Meer bei Genua. Die Kleinen glaubten, das Wasser werde zurückweichen wie einst vor den Israeliten das Rote Meer, damit sie trockenen Fußes ins gelobte Land kommen könnten. Aber das Wasser blieb und sie konnten nicht weiter. Man kann sich denken, welch ein klägliches Ende das Unternehmen fand. Schon auf dem Hinwege waren taufende und abertaufende dem Hunger und den Anstrengungen der Wanderschaft erlegen. Als sie nun am Meere nicht weiter konnten und gezwungen waren umzukehren, wurden die Entbehrungen noch größer. Die Engpässe der Alpen, die Wälder Süddeutschlands wurden ihr frühes Grab. Nur wenige fahen ihre Heimat wieder. — Obgleich die Kreuzzüge in bezug auf chreu Zweck (Eroberung Jerusalems) im ganzen erfolglos blieben, so waren die Folgen derselben in staatlicher, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Beziehung doch fehr wichtig. Die kirchliche und fürstliche Macht wuchs auf Kosteu der kaiserlichen, die kirchliche durch erhaltene Geschenke und Vermächtnisse, die fürstliche durch Heimfall erledigter Lehen. Das Rittertum entwickelte sich zur Blüte. Die Städte bereicherten sich durch lebhafteren Handelsverkehr; viele Leibeigene wurden frei, da sie sich an den Kreuzzügen beteiligten und der Bauernstand wurde gehoben. Mau sah fremde Länder und Völker und dadurch konnten die geographischen Kenntnisse erweitert werden. Die Kreuzfahrer lernten neue Tiere und Pflanzen kennen und brachten auch solche nachhause. Fremde Sprachen wurden studiert, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht und der Dichtkunst neue Stoffe geboten. — Wie fah es aber wohl zur Zeit der Kreuzzüge auf dem Dorfe bei den Bauern und in der Stadt bei den Bürgern aus? Die Mehrzahl der Bauern war leibeigen. Sie mußten ihrem Herrn dienen und standen noch gauz m seiner Gewalt. Doch gab es auch freie Bauern. Die Häuser der letzteren waren aus Holz, oft sogar aus Stein und unterschieden sich schon äußerlich von den mit Stroh gedeckten, aus Holz und Lehm gebauten armseligen Hütten der Leibeigenen. Der Bauern Kleidung bestand ans grobem Tuch oder aus Leder. Sie hatten Filzhüte auf dem Kopf und große Bundschuhe an den Füßen. Die Hütte war meist ein einziger Raum. Erst nach uut> nach fing man an, Stube und .Küche zu trennen. Die Fenster-

2. Vaterländische Geschichte - S. 3

1909 - Nürnberg : Korn
3 ~ nehmen konnten. Ter Wald war von großem Nutzen für seine Bewohner. Er schützte sie vor den Feinden: denn sie wurden von seinem Dickicht abgeschreckt. Der Wald spendete unseren Vorfahren auch reichlich Nahrung. In den Forsten hausten Auerochsen, Elentiere, riesige Hirsche, Wildschweine, dann Raubtiere wie Baren, Wölfe, Luchse und Wildkatzen. Der Bar galt den Germanen als der König der Tiere; er war ja das stärkste Raubtier, das sie kannten. Auf den zahlreichen Weideplätzen gab es hauptsächlich Rosse und Rinder. Vor zweiräderige Karren spannte man Pferde oder Ochsen: ans den kleinen, aber ausdauernden Rossen zogen die Germanen auch in den Krieg. Außer diesen Tieren gab es noch andere nutzbare, wie Hunde, Schweine, Schafe, Gänse (deren Flaum die Römer besonders schätzten) und wilde Bienen. Wegen der großen Wälder und Sümpfe war die Luft rauher, feuchter und nebliger als heutzutage. Die Bewohner lebten hauptsächlich vvm Ertrag der Jagd und der Viehzucht. Nur sehr wenig Boden war angebaut. Die Felder trugen Gerste, Haber und Flachs. Besonders sollen sehr große Rettiche gewachsen sein. Edles Obst gab es noch nicht. Aus dem Mineralreiche kannten die Germanen das Eisen und im Norden den sehr geschätzten Bernstein; Gold und Silber lernten sie erst später von ihren Nachbarvölkern kennen. Salz wurde aus salzhaltigen Quellen gewonnen. Auch einige Heilquellen waren in der damaligen Zeit schon bekannt. Die Lieblingsbeschäftigung unserer Vorfahren war die Jagd: aber lieber war ihnen noch der Krieg. Die Kriegsführung war ganz verschieden von der jetzigen Art. In einer Keilform, die Spitze gegen den Feind gerichtet, drangen sie mit einem gewaltigen Stoße vorwärts, der meistens die Linien des Gegners ins Wanten brachte. Die Knaben wurden schon frühzeitig in der Führung der Waffen unterwiesen und gegen die Einflüsse der Witterung abgehärtet. Sie übten sicf) im Spießwersen, im Fechten mit dem Schwert, wobei ein breiter Schild als Deckung diente. Auch Bogen und Pfeil lernten sie gebrauchen. Freilich von Lesen und Schreiben wußten die damaligen Knaben nichts. Sie sollten tapfere und gewandte Männer werden, das genügte; wir freilich schätzen die Ausbildung des Geistes ebensohoch als die des Körpers. Wenn ich von den alten Germanen spreche, so habe ich immer nur die „Freien" im Auge. Die „Unfreien", sowie die Leibeigenen (Sklaven) fameit gar nicht in Betracht. Alle Freien hatten eigenen Grundbesitz und wohnten auf alleinstehenden Höfen oder in Weilern und Dörfern Die Unfreien bearbeiteten geliehenes Land (ein Sehen); die Leibeigenen, auch Hörige genannt, standen ganz in der Gewalt ihrer Herren und waren rechtlos. Sie konnten samt Frau und Kinbern verkauft, verschenkt oder vertauscht werben. ■ •..<. Die alten Deutschen wohnten ursprünglich in Hütten aus Holz und i *

3. Vaterländische Geschichte - S. 48

1909 - Nürnberg : Korn
— 48 — ging zuerst verloren; dieses schöne Alpenland mußte dem deutschen Kaiser Karl Iv. ilberlassen werden. Auch Brandenburg nahm er widerrechtlich an sich und Holland kam bald an Burgund. Oberbayern (ohne Tirol) ging durch Erbschaft an die Landshuter Linie über. Der letzte Herzog aus Oberbayern starb infolge einer Erkältung, die er sich zugezogen hatte, als er erhitzt einen kalten Trunk tat. So waren Niederbayern — Laudshut und Oberbayern wieder unter einem Herzog oereiuigt. Dieser war Stephan mit der Hafte, so genannt von den vielen Haken seines Rockes. Er ließ in München von Adeligen, Städten und Märkten einen Landfrieden schwören (1375), alle mußten geloben, selbst Frieden zu halten und jeden zu fangen, der eine Fehde begann oder einen Raub vollführte. Kaiser Karl hatte unterdessen in einem zu Nürnberg 1356 gegebenen Reichsgesetz, welches von dem ihm angehängten goldenen Siegel allgemein die goldene Bulle genannt wird, entgegen dem Vertrag von Pavia die Kurwürde der Pfalz allein zugesprochen. (Sie sollte eigentlich wechseln.) So war auch diese Würde vom diesseitigen Bayern (Lndwigsche Linie) genommen. Nach Stephans Tode regierten 17 Jahre lang dessen drei Söhne gemeinsam, sie teilten jedoch (1392) ihr Land so, daß. 1. Bayern- I tr g o l st adt Stephan, 2. Bayern-Landshut Friedrich, 3. Bayern-München Johann erhielt. Bayern-Straubing von der ersten Teilung bestand nebenbei noch mehr denn 30 Jahre fort, so daß es, genau genommen, zu dieser Zeit vier regierende Herzoge in Bayern gab. 1. Bayern-Ingolstadt. Der erste Herzog war Stephan. Er hieß wie sein Vater und war ein streitsüchtiger Mann. Seine Tochter war an den König von Frankreich verheiratet. Als ein Jahr nach der Teilung Friedrich, der Herzog vou Bayern-Landshut, starb, wollte jeder von dessen beiden Brüdern (Stephan von Ingolstadt und Johann von München) Bormund über seinen minderjährigen Sohn werden. Es begann ein Streiten hin und her und die feindlichen Brüder verwüsteten gegenseitig ihre Länder. Der Sohn Stephans Ludwig der Gebartete übertraf an Zank-nnd Streitsucht noch seinen Vater. Bei seiner Schwester, der Königin von Frankreich, wo er sich längere Zeit aufhielt, erwarb er große Reich-tümer. Allenthalben fing er nun Händel an und seine reichen Mittel kamen ihm dabei sehr zu statten. Mit dem deutschen Kaiser, dem Burggrafen von Nürnberg, dem Herzog von Landshut, seinem Vetter, führte er Krieg. Als der Kaifer in letzterem Streite gegen ihn entschied, wurde er so wild, daß er seinen Vetter öffentlich schmähte und dieser wiederum ihm auf

4. Vaterländische Geschichte - S. 50

1909 - Nürnberg : Korn
50 — Brandenburg gegen ihn. Mutig zog der Herzog den Feinden entgegen und erfocht an der Spitze seiner Krieger bei Giengen in Schwaben einen glänzenden Sieg. Als man ihn aufforderte, sich im Kampfe zu schonen, ries er ans: „Heute lebendig oder tot, bleibe ich bei meinem Volke". Bald darnach kam es zum Frieden, in welchem der Herzog Donauwörth wieder herausgab. In Niederbayern wurde noch tu der alten Weise Recht gesprochen, nämlich nicht nach geschriebenen Gesetzen, sondern nach Gutdünken und vielfach nach Willkür. Ludwig sorgte nun für geschriebene Gesetze. Die Landwirtschaft wurde von ihm sehr begünstigt. (Sr ließ manche Wildnis urbar machen und Moore trocken legen. Dem Bergban wendete er ebenfalls sein Augenmerk zu und ließ insbesondere die Salzwerke von Reichenhall verbessern. Auch das Gewerbe wurde sehr gepflegt. Ta war es kein Wunder, daß sich in den Dörfern und Städten der Wohlstand hob. Das größte Verdienst erwarb sich Herzog Ludwig der Reiche für sein Land dadurch, daß er 147*2 die Universität (Hochschule) Ingolstadt gründete. Bisher mußte nämlich die bayerische Jugend auswärts an einer Hochschule, z. B. Würzburg, Heidelberg, Wien oder Leipzig studieren. Ludwig stattete seine hohe Schule so reich aus, daß der Zudrang von Studenten bald ein sehr großer wurde und die Universität schon nach 100 Jahren eine der berühmtesten Deutschlands war. Ein Fürst, der seinen Reichtum in solcher Weise verwendet, erwirbt die Liebe seines Volkes und sichert sich in der Nachwelt ein ehrendes Andenken. Der bayerische Hof war damals einer der glänzendsten Deutschlands. Der größte Reichtum wurde bei der Hochzeit des herzoglichen Prinzen Georg in Landshut mit einer polnischen Königstochter entfaltet. Acht Tage lang wurden Feste gehalten. Mehr als 9000 Gäste waren anwesend, darunter Kaiser Friedrich und sein Sohn Maximilian, sowie noch 19 Fürsten. Wie bei dieser Gelegenheit geschmaust wurde, kann man daraus ersehen, daß bei den Mahlzeiten verzehrt wurden: 333 Ochsen, gegen 1000 Schweine, 3000 Schafe, 1200 Gänse, 4000 Hühner, 7500 Krebse, 194000 Eier. Dazu wurden 6000 Eimer Wein getrunken. Während des Mahles gelangte auch eine Pastete auf die Tafel. Beim Anschneiden derselben sprang ein Zwerglein in Rittertracht heraus und bot den Gästen mit zierlichen Verbeugungen die Hand. Das Brautpaar trug kostbare Gewänder, die von Gold, Edelsteinen und Seide glänzten. Bei der Hochzeitsfeier wurde auch, wie bei fast allen Festlichkeiten der Adeligen, ein Turnier abgehalten. Als verschiedene Ritter bereits ihre Kraft erprobt hatten, sprengte plötzlich ein riesenhafter Pole in glänzender Rüstung in die Schranken. Er bot demjenigen tausend Gulden, der ihn besiegen würde. Alles schwieg, niemand wollte den Kampf versuchen. Da erhob sich Christoph, ein Herzog von München, der stärkste Ritter seiner

5. Vaterländische Geschichte - S. 59

1909 - Nürnberg : Korn
— 59 — in einer Gegend Überfluß an Früchten war, während in der anderen der größte Mangel herrschte. Hungersnot und Seuchen entvölkerten Städte und Dörfer. Die Arzneikunst stand noch auf einer sehr niederen Stufe. Alte Weiber, Scharfrichter, Hirten und Bader gaben aus Kräutern selbst bereitete Arzneimittel; oft schrieben sie auf Zettel geheimnisvolle Worte und Zeichen. Diese Zettel mußten die Kranken am Hals tragen und das sollte helfen. Durch monatlichen Aderlaß suchte man seine Gesundheit zu erhalten. Die jetzigen Ärzte dagegen lehren uns, kein Tröpflein des kostbaren Lebenssaftes zu verschwenden. Unter dem niederen Volke herrschte Aberglaube, Roheit und Unwissenheit in schrecklichem Maße, am meisten auf dem Laude. Das Leben in den Holz- und Lehmhütten auf dem Dorfe war noch immer ein armseliges und das Los der Bauern ein trauriges. Wohl waren die Fronen und Abgaben geregelt und die sonstigen Lasten der Leibeigenschaft gemildert worden, aber es blieben noch Lasten genug, für den armen Mann. Den Zehnten, Hand- und Spanndienste (Fronen) mußte er leisten. Zur Bestellung der Felder blieb ihm kaum die nötige Zeit, weil er für seinen Herrn wöchentlich 2—3 Tage arbeiten mußte. Die eigenen Äcker wurden dabei von den zahlreichen Hirschen und Rehen abgefressen oder von Rudeln Wildschweinen zerwühlt. Wehe dem Bauern, der sich im Zorn au diesen Vernichtern seiner Ernte vergriss! Ein Herzog in Schwaben ließ denen, die mit Schußwaffen in feinem Jagdgebiete getroffen wurden, die Augen ausstechen. Wenn des Bauern Feld voll goldener Ähren stand, dann kam nicht feiten der Gras mit feinem Jagd-gefolge und Pferde, Hunde, Jäger und Treiber jagten mitten darüber und zerstampften die Früchte. Was der Landmann auf dem Feld oder im Stall hatte, davon mußte er noch den zehnten Teil des Erträgnisses (d. i. der Zehnt) an die Kirche abliefern. Starb der Bauer, so nahm fein Herr das beste Stück Vieh und die weinende Witwe hatte sogar noch den „Sterbeguldeu" zu bezahlen. Trotz all der Härte des Lebens fanden die Bauern doch noch Zeit und Lust zum Vergnügen. Musik und Tanz spielen dabei die Hauptrolle. Der Tanz fand meist im Freien statt und war ein wildes Springen und Hüpfen. Auch das Kegelspiel war sehr beliebt. Bei allen Vergnügungen wurde tüchtig Bier oder Wein getrunken. Herrenloses Gesindel, Gauner, Bettler und Zigeuner streiften im Lande umher und wo man ihnen nicht gutwillig etwas gab, da stahlen sie, was sie erwischen konnten. Wer wollte dann den Verbrechern nacheilen, um sie zur Strafe zu ziehen? Die Einkünfte, welche der Herzog von Bayern bezog, bestanden in den Erträgnissen der Münzstätten, der Zölle und Bergwerke, sowie ans Steuern, die zweimal des Jahres, im Frühjahr und Herbst von den Untertanen erhoben wurden. Die Herzoge waren bestrebt, durch Mehrung des Hausbesitzes und durch Verbesserung der Bergwerke ihre Einnahmen zu

6. Vaterländische Geschichte - S. 60

1909 - Nürnberg : Korn
— r>0 — •sieben. So wurden für das Salzbergwerk in Reichenhall große Schöpfwerke errichtet, um das Eindringen von Süßwafser in die Sole zu verhindern. Von Arnberg wird berichtet, daß im dortigen Eisenbergwerke nahezu tausend Knappen (so heißen die Bergarbeiter) beschäftigt waren. Aber das alles genügte nicht mehr: denn der Krieg verschlang viel Geld. Deshalb wendete sich der Herzog an die reichen Grundbesitzer um Aushilfe. Dafür, daß dieselben ihm beistanden, mußte er aus manches Vorrecht verzichten. Otto von Niederbayern überließ so nt einer Urkunde, welche man die Ottonische Handveste nennt, den Städten, Rittern und Geistlichen die niedere Gerichtsbarkeit übet ihre Untergebenen. Damit war zum erstenmal die richterliche Gewalt, wenigstens ein Teil derselben, den Händen Des Herzogs entnommen. Sobald an die drei genannten Stände neue Abgaben herantraten, berieten sie ihre Stellungnahme zu denselben gemeinsam. Diese Landstände wurden als „Landschast" vom Herzog eingerufen, um für das Volk mitzuraten und dessen Wünsche und Bedürfnisse vorzutragen. So wurde unsere jetzige Verfassung angebahnt. Nur ein Stand war damals nicht vertreten — der Bauernstand. Das Mittelalter war die Zeit des Faustrechtes und Hexenglaubens. Aus den Sternen suchten Astrologen (Sterndeuter) die Zukunft zu lesen; Schatzgräber durchwühlten den Boden nach verborgenen Reichtümern; Goldmacher mühten sich vergeblich unter Anwendung geheimnisvoller Zaubersprüche Gold zu machen. Dabei herrschte int Umgang bei hoch und nieder meist ein wüster, roher, herzloser Tott. Das war die „gute alte Zeit", von der man häufig spricht. 13. Die Darboten einer neuen Zeit. „Das Alte stürzt; es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen". Schiller. In der ältesten Zeit, der Steinzeit, gab es von Waffen (aus Stein) äußer Messer, Hammer, und Wurfspeer nur Bogen und Pfeil. Im Mittelster wurde mit Armbrust und Bolzen geschossen. In der neuern Zeit erst finden die Schußwaffen mit Pulver und Blei allgemeine Verwendung. “Weint man im Mittelalter eine Stadt erobern wollte, so ging das gar nicht leicht. Man schloß sie ein, um die Bewohner durch Hunger zur Übergabe zu zwingen. Sollte sie erstürmt werden, so hatte man einen Mauerbrecher (Widder). Derselbe sah einem Heubaum unserer Bauern ganz ähnlich. Er hing in der Schwebe unter einem Schutzdach, das nahe au die Mauer gebracht worden war. Mit ihm suchte man ein Loch in dieselbe zu stoßen. Gleichzeitig wurden hölzerne Türme aus Rädern herangefahren

7. Vaterländische Geschichte - S. 11

1909 - Nürnberg : Korn
11 - gefunden und beginnt mit einigen Versen über die Weltschöpfung, an dte sich ein Gebet anschließt. Ein Bischof Virgilius in Salzburg war wohl erfahren in der Geographie. Er sprach einmal die Vermutung aus, daß es unterhalb der Erde noch eine Welt gebe und andere Menschen. Heute freilich weiß jeder-mann, daß die Erde rund ist und daß auf der uns entgegengesetzten Seite auch Menschen wohnen. Wie im übrigen Deutschland so zersiel auch in Bayern das Volk ut Freie, Unfreie und Leibeigene. Über allen stand der Herzog, reich an Land und Leuten, Führer im Krieg und oberster Gerichtsherr des Landes. Seilt Eigentum und seine Person waren besonders geschützt. Wer ihn schädigte, mußte es siebennndzwanzigsach büßen. Die Freien hatten Grundbesitz, waren die Krieger und saßen im Gericht. Sie trugen langes-Haar und gingen in Waffen. Die Unfreien waren kenntlich am kurzgeschorenen Haar: sie hatten zwar ein Besitztum, waren aber einem Freien zinsbar. Die Leibeigenen (Sklaven) hatten gar kein Eigentum. Sie waren leibeigen durch Abstammung von solchen Eltern oder waren es durch Verbrechen geworden. Auch alle Kriegsgefangenen zählten zu ihnen. Die Leibeigenen standen ganz unter der Gewalt ihrer Herren. Die Bayern waren, wie ursprünglich alle germanischen Völker, Heiden. Als sie von Böhmen aus in ihr neues Land einwanderten, trafen sie, namentlich im südlichen Teile, aus einen zurückgebliebenen Volksrest, der schon christlich war. Sie hingen aber sehr am Althergebrachten. Es dauerte ziemlich lange, bis ihre Herzen sich dem Christenglauben öffneten, und wäre nicht die Heidenbekehrung von den Herzogen so gefördert worden, es wäre damit noch langsamer gegangen. Zu jener Zeit kamen Glaubensboten aus fernen Ländern zu unseren Vorfahren, um sie zum Christentum zu bekehren. Damals wirkte der hl. Ruprecht vornehmlich in Salzburg. Er verdient den Ehrentitel „Apostel der Bayern"; denn er war nicht nur der erste, der das Evangelium verkündete, er tat es auch mit dem größten Erfolge. Das Mönchs- und das Nonnenkloster zu Salzburg wurden von ihm gegründet. In der Peterskirche dortselbst liegt er begraben. Der hl. Emmeran war besonders in Regensburg tätig. Zu den Avaren wollte er ziehen, blieb aber auf Wunsch des Bayernherzogs drei Jahre in dessen Residenz. Der schöne, hochgewachsene Mann reiste im Lande umher und wußte in gewaltiger Rede die Herzen zum Guten zu führen. Zu Freifing wirkte später der hl. Korbinian. Das war ein frommer, aber hitziger Mann. Eine Bauernfrau, die das Kind des Herzogs scheinbar durch Zauberei geheilt hatte, schlug er mit der Faust und nahm ihr das Geschenk des Fürsten ab, um es den Armen zu geben. Seine Gebeine ruhen in Freising. Ganz Bedeutendes leistete Winfried oder Boni-

8. Vaterländische Geschichte - S. 89

1909 - Nürnberg : Korn
ausgedehnt. Ter Friede hatte erst wenige Jahre gedauert, da brach schon wieder ein neuer Krieg (3.) cm*; Napoleon, der unterdessen Kaiser biv Franzosen geworden war, kämpfte gegen die Verbündeten England, Österreich und Rußland. Maximilian von Bayern stellte sich nach langem Zaudern aus die Seite Frankreichs. Tie Österreicher beseiten Baveru, wurden aber durch Napoleon rasch vertrieben, und in der Dreikaiserschlacht (die Kaiser von Frankreich, Österreich, Rußland waren in der Schlacht) bei Austerlitz 1805 erlitten die Russen und Österreicher eme vollständige Niederlage. Im folgenden Frieden zu Preßburg 1805 erhielt Bayern wieder eine bedeutende Vergrößerung seines Gebiets durch Tirol und Vorarlberg, die Markgrafschaft Burgau, das Fürstentum Ansbach und die Städte Augsburg und Lindau. Gleichzeitig nahmen auch der Kurfürst von Bayern und der Herzog von Württemberg den Königstitel an. Ein Herold rief in den Straßen Münchens am Neujahrstage 1806 Bayern als Königreich und Maximilian Joseph I. als König aus. Napoleon weilte zu dieser Zeit gerade in München. Des Königs erste Tochter sollte Napoleons Stiefsohn, den König von Italien, heiraten. Die Hochzeit faud auch bald darauf statt. Wie sah es zu jener Zeit in unserm Vaterlande aus? Ter Adel war noch frei von Lasten und Abgaben und hatte im Laufe der Zeit manche Vorrechte erworben. So erteilte ihm Albrecht V. die „Edelmannsfreiheit". Wer dieselbe besaß, dessen Untergebene waren von den allgemeinen Frondiensten befreit, mußten dafür aber ihrem Herrn dienen, der sie oft sehr bedrückte. Eiu solcher Edelmann durfte auch die Jagd überall, selbst auf dem Boden der freien Bauern ausüben; dem Bauern wurde das Recht zu jageu vollständig entzogen. Tas Rittertum war völlig verschwunden. Ein schwacher Abglanz -er ritterlichen Turniere blieb noch einige Zeit erhalten: das Ringelrennen, bei welchem ein Reiter im Galopp mit einem Wurfspieß eine Scheibe oder einen aufgesteckten hölzernen Kopf zu treffen hatte. Tie Edelleute zogen mit Vorliebe an die Höfe der Fürsten, wo manche von ihnen als Staatsmänner ihrem Vaterlande große Dienste leisteten; viele andere freilich sahen mit Hochmut aus Bürger nub Bauern hernieder. Eine Anzahl alter Adelsgeschlechter erloschen, andere verarmten. Die Verarmung hätte sicher noch weiter überhand genommen, wenn ihnen nicht die Erlaubnis erteilt worden wäre, Fideikommisse (spr. Fide-ii) zu gründen, das sind Besitzungen, die nicht veräußert werden dürfen, und die immer an den ältesten Sohn, den Stammhalter, ungeteilt übergehen. Wenige Adelige beschäftigten sich ausschließlich mit der Bewirtschaftung ihrer Güter, weit mehr traten, bei dein zunehmenden Ansehen, in das der Soldatenstand gelangte, als Offiziere in das Heer ein.

9. Vaterländische Geschichte - S. 90

1909 - Nürnberg : Korn
— 90 — 3n Bayern gab es schon seit Maximilian I. ein Bolk^heer Qä wurde anfangs immer der 30., später der 10. Mann zum Kriegsdienst ausgehoben. Die jungen Leute mußten aus öffentlichen Plätzen zusammenkommen. Xte Edelleute und Städte mußten Reiter ausrüsten, welche für sie in den Streit zogen. Allmählich wurde die Kleidung der Soldaten, welche anfangs jider selbst mitbringen mußte, durch den Staat angeschafft. Dadurch wurde dieselbe gleichmäßig in der Farbe und im Schnitt; es entstand die Uniform. Ihr folgte die gleiche Ausrüstung mit der Waffe auf dem Fuße, -oiele französische Benennungen, die wir heute noch im Heerwesen haben, stammen aus der Zeit Mar Emanuels, z. B. Leutnant, Chevauleger. Mit den otäbten und ihren Bürgern wollte es nicht mehr vorwärts gehen. Die Blüte des Mittelalters war auch hier vorüber. Das dreißig-iäbrige Kriegselenb hatte dem Bürgertum zu tiefe Wunden geschlagen. Das Gewerbe kam zurück, der Handel verfiel, und beibe hoben sich erst in unserem Jahrhundert wieber. ^n den L>traßen der stabte würde mehr ans Reinlichkeit gesehen wie seither; die Düngerhaufen an den Straßen verschwanben. Nachts würden die Wege durch Laternen, welche auf Pfählen stauben, beleuchtet. Das Leben in einer Stadt war im ganzen ruhig.' Größere Feste gab es nur in großen Städten wie München und Nürnberg. Etwas Abwechselung m das sonst eintönige Leben brachten nur die Messen und Märkte mit ihren ^chaububen, die sich regen Zuspruchs erfreuten. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts würde in Sachsen die Bereitung des Porzellans erfunben und die erste Fabrik in Meißen errichtet. Noch freute ist das Meißener Porzellan weltberühmt. Die erste Porzellanfabrik in Bayern würde durch Maximilian Iii. zu Nhmphenburg errichtet. Mehr noch als die Bürger in den (Stäbten waren die Bauern auf dem Laube heruntergekommen. Der Lanbbau ging rückwärts und viele der oerfchulbeteu Anwesen der Bauern würden verpfändet oder verkauft. Lv kamen nicht wenig Güter in den alleinigen Besitz der Reichen, die sie oft wiederum an die ehemaligen Eigentümer verpachteten. Die Bauern verarmten. Obwohl die Leibeigenschaft in Süddeutschland seit 1808 ganz verschwunden war, sv drückten die Frondienste um so schwerer. Der Bauer mußte als Treiber bei der Jagd, als Holzmacher im Wald, bei dem Bau von öffentlichen Gebäuden helfen — überall ohne Lohn. Steuern und Taren, namentlich den „Zehent" hatte der Pächter zu leisten. Diese Abgaben verschlangen fast alles, was er mühsam errungen hatte. Die immerwährenden Kriege kosteten einer Menge von jungen, kräftigen Leuten das Leben; es waren keine Hänbe mehr ba für die Arbeit. Erst unter Maximilian dem Guten hob sich der Lanbbau wieber; aber es blieb einer viel späteren Zeit vorbehalten, ihm die schweren Lasten abzunehmen, welche auf ihm lagen. Waren die Kriege vorüber, so trieben sich lieberliches Gesindel

10. Vaterländische Geschichte - S. 93

1909 - Nürnberg : Korn
i Sechzehn süddeutsche Fürsten traten unter Napoleons Schutze zum Rheinbund zusammen. Bayern war der mächtigste Staat dieses Bundes. Mit dem Austritt der Rheinbundesfürsten löste sich der deutsche Reichstag, zu Regensburg auf und der Kaiser Franz legte am 6. August 1806 die deutsche Krone nieder und führte nur mehr den Titel „Kaiser von Österreich", Damit hörte nach tausendjährigem Besteben das „heilige römische Reich deutscher Nation" auf. Es war mit dem Alter hinfällig geworden. In unserer Zeit erst erstand es wieder zu neuer Kraft und Herrlichkeit. Viele deutsche Fürsten und Grafen, die bisher selbständig gewesen waren, wurden Untergebene derjenigen Fürsten, in deren Ländern ihre Besitzungen lagen. In Bayern traf das die Fürsten von Thurn und Taxis^ Hohenlohe, Schwarzenberg, Fugger, die Grafen Castell, Schönborn und andere. Dieses Vorgehen hieß man „mediatisieren". Mit welcher Härte Napoleon alles niederdrückte, was gegen ihn gerichtet war, davon nur ein Beispiel. In Deutschland war eine Schrift erschienen „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung", welche vieles enthielt, was Napoleon unangenehm war. Der Buchhändler Palm von Nürnberg ließ dieselbe drucken und wurde deshalb auf Befehl des Franzosen-kaisers gefangen genommen und zu Brauuau erschossen. Nach kurzer Friedeuszeit begann ein neuer Krieg (4.) gegen Napoleon. Diesmal war Preußen sein Gegner (1806—1807). In kurzer Zeit war dessen Heer vernichtet. In zwei Schlachten, die an einem Tage stattfanden, zu Jena und Auerstädt (1806) entschied sich das Schicksal Pmtßeus, Es verlor im Frieden zu Tilsit (1807) die Hälfte seiner Besitzungen, aus welchen ein neues Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel für Napoleons Bruder Jerome (spr. Scherohm) gebildet wurde. Abermals nur kurze Zeit war Bayern das Glück des Friedens be-schieden: aber König Maximilian ließ dieselbe nicht unbenützt für des Volkes Wohl vorübergehen. Bor allem wurden viele Frondienste, diese schwersten Lasten des Landmannes, vermindert und manche ganz aufgehoben. Die unzähligen Taxen und Abgaben fielen weg und es wurden nur mehr vier Hauptsteuern erhoben. Maximilian teilte sein Königreich in Kreise einr denen er Namen nach beit Hauptflüssen gab, die sie durchzogen. Gegen den Wilddiebstahl wurde ein scharfes Gesetz erlassen, ein allgemeines Maß und Gewicht eingeführt imt> anbaufähiges Land durch Trockenlegung der Moose gewonnen. Für junge Leute, die sich in der Malerei, Baukunst, Bildhauer- und Kupferstecherkunft ausbilden wollten, gründete der König die Akademie der bildenden Künste. Zur Ehrung derjenigen, die sich für das Vaterland besonders verdient gemacht, stiftete er den Verdienstorden der bayerischen Krone. Unterdessen war Napoleons Macht stetig gewachsen. Er schaltete und waltete, wie es ihm gefiel; er stürzte Könige und verschenkte ihre
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