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1. Das Altertum - S. 109

1881 - Leipzig : Krüger
— 109 — C. pie Zeit der Bürgerkriege (133—31). §. 1. Gracchische Unruhen. Die Schäden lagen so offen zu Tage, daß sie jedermann erkennen mußte. Aber selbst die angesehensten Männer, wie z. 33. Scipio, der Besieger Karthagos und Numantias, verzweifelten bei der Größe des Übels an der Möglichkeit der Heilung. Da trat von der Not des Volkes gerührt ein thatenloser Jüngling mit Vorschlägen zu einer Änderung auf. Tiberius Semprouius Gracchus hatte seinen Vater früh verloren; aber seine Mutter Cornelia, die Tochter des älteren Scipio, widmete lieber der Erziehung ihrer beiden Söhne Tiberius und Gajns ihr Leben,*) als daß sie sich mit einer orientalischen Königskrone schmücken ließ. Dieser hohen Gesinnung würdig war das furcht- und selbstlose Auftreten ihres älteren Sohnes. Er griff seine eigenen Standesgenossen an, nachdem er sich hatte zum Volkstribunen wählen lassen, um dem armen Volke aufzuhelfen.**) Er erneuerte nämlich mit einigen Milderungen das alte Gesetz, daß Niemand mehr als 500 Morgen vom Staatsacker besitzen sollte; das übrige sollte unter die beschäftigungslose Menge verteilt und diese damit wieder gehoben werden. Davon wollte aber die herrschende Partei (die Nobilität oder die Optimäten) nichts wissen. Sie gewann einen Amtsgenossen des Tiberius, und dieser machte durch seinen Widerspruch die Annahme jenes Gesetzes unmöglich. Erzürnt darüber, daß man seiner gutgemeinten Absicht entgegentrat, ließ sich Gracchus, *) Als eine Freundin ihr einst die kostbarsten Schmucksachen voll Stolz zeigte, schwieg sie, bis ihre Söhne aus der Schule heimkehrten. Dann sagte sie mit Würde: „Dies sind meine Schmucksachen/' — Besonders gerühmt wurden an ihr Fertigkeit und Reinheit der Sprache, Vorzüge, welche sie auf ihre Söhne übertrug. **) Er schilderte in einer seiner Reden die traurige Lage desselben in ergreifender Weise: „Die wilden Tiere, welche in Italien hausen, haben ihre Höhle und ihr Lager: die Männer dagegen, welche sür Italien kämpfen und sterben, haben von ihrem Vaterlande nichts als Luft und Sicht; ohne Wohnsitz und ohne Obdach irren sie umher mit Weib und Kind, und es ist Hohn und Lüge, wenn die Anführer in den Schlachten ihre Soldaten anfeuern, für die Sitze ihrer Götter und die Gräber ihrer Väter zu kämpfen. Denn von der großen Menge der Bürger hat keiner einen väterlichen Altar, keiner einen Grabhügel feiner Vorfahren, sondern sie kämpfen und sterben für Anderer Verschwendung und Reichtum, während sie zwar Herren des Erdkreises genannt werden, aber nicht eine Scholle ihr Eigentum nennen können." — Tib. Sempr. Gracchus 133.

2. Das Altertum - S. 110

1881 - Leipzig : Krüger
- 110 — leidenschaftlich wie er war, zu dem ungesetzlichen Schritte hinreißen, die Absetzung jenes widerstrebenden Amtsgenossen zu beantragen. Das Volk folgte blindlings seinem Führer und sprach die Absetzung aus. Nun ging zwar das Gesetz des Tiberius durch, und er traf auch schon im Verein mit seinem Schwiegervater und seinem jüngeren Bruder Veranstaltungen es auszuführen, als der Haß der Optimäten seinen Untergang herbeiführte. Tiberius gedachte sich ungewöhnlicher Weise auch für das nächste Jahr zum Volkstribunen wählen zu lassen und hielt zu diesem Zwecke eben eine Versammlung der Tribnt-comitien ab, als die Senatoren auf die Behauptung eines der Ihrigen hin, Gracchus strebe nach der Königskrone, sich bewaffneten, so gut es im Augenblick thuulich war, und auf das Tib. Gracchus Forum eilten. In dem nun entstehenden Gewühl wurde Tiberius t 133. erschlagen. Damit schwand für einige Jahre die Hoffnung auf eine Besserung der Zustände. — Aber der jüngere Bruder G. Gracchus Gajus ließ sich weder durch diesen traurigen Ausgang seines 123. Bruders noch durch die Bitten der Mutter*) abhalten, das Werk des Tiberius wieder aufzunehmen, nachdem ein Versuch des jüngeren Scipio, das Ackergesetz, wenn auch in beschränkterem Umfang, aufrechtzuerhalten, durch dessen vorzeitigen Tod vereitelt worden war. Gajns ging freilich, talentvoller noch und ehrgeiziger als der Bruder, weit über das von Tiberius erstrebte Ziel hinaus. Er wollte die Proletarier in Rom nicht blos durch Ansiedlung in Italien, sondern auch in den Provinzen zu nützlichen Ackerbürgern umwandeln, ja sogar den unterdrückten Bundesgenossen in ganz Italien das Bürgerrecht verleihen. Für die richtige Würdigung so großartiger Gedanken war aber seine Zeit noch nicht reis. Zuerst hing ihm das Volk wohl an; als es aber den Optimaten gelang einen Amtsgenossen des Gracchus, Livius Drusus, zu scheinbar noch volksfreundlicheren (in Wahrheit aber unausführbaren) Anträgen zu ver- *) Sie schrieb ihm: „Wird denn unser Haus des Wahnsinns kein Ende finden? Wo wird die Grenze sein? Haben wir noch nicht hinreichend uns zu schämen, den Staat zerrüttet und verwirrt zu haben? — Auch mir scheint nichts schöner und herrlicher als dem Feinde zu vergelten, wofern dies geschehen kann, ohne daß das Vaterland zu Grunde geht. Ist dies aber nicht möglich, da mögen unsere Feinde bestehen und bleiben, was sie sind, tausendmal lieber als daß das Vaterland verderbe."

3. Das Altertum - S. 111

1881 - Leipzig : Krüger
— 111 — anlassen, da verließ die wankelmütige Menge den einst so gefeierten Mann, und diesen Augenblick benützte die Nobilität ihren gefährlichen Gegner, der sich zum Schutze seines Lebens mit bewaffneten Freunden umgeben hatte, gewaltsam anzugreifen. Trotz der bewundernswerten Aufopferung mehrerer Getreuen vermochte Gajus nicht zu entrinnen und, als er alles verloren sah, gab er sich selbst den Tod. — Cornelia ertrug den Tod beider Söhne mit Würde und lebte fortan nur noch im Andenken an sie, die Edles und Großes gewollt hatten. — Der Tod des Gajus Gracchus blieb uugerächt und die Nobilität versank immer tiefer in Bestechlichkeit und Verderbnis. §. 2. Marius und Sulla. Ein schlagendes Beispiel dafür lieferte der jugurthinifche Krieg. In Afrika bestand noch an den Grenzen der Provinz ein unabhängiges Königreich Numidien, dessen sich der verschlagene Jugurtha nach der Ermordung zweier Vettern bemächtigt hatte. Er würde diese Frevelthat an diesen beiden unter dem Schutze des römischen Volkes stehenden Fürsten nicht begangen haben, wenn ihm nicht die feile Gesinnung der meisten römischen Senatoren bekannt gewesen wäre. In der That gelang es ihm von dem gegen ihn entsendeten Eonsul den Frieden zu erkaufen. Als ein Volkstribun dieses frevle Spiel mit der Ehre des Staates aufdeckte, wurde Jugurtha selbst als Zeuge gegen den bestochenen Eonsul nach Rom vorgeladen; aber sein Geld wirkte auch auf die Volkstribunen ein; der numidische König würde von neuem straflos ausgegangen sein, hätte er nicht in Rom selbst einen ihm lästigen Verwandten ermorden lassen. Diese Verhöhnung der Gastfreundschaft hatte seine sofortige Ausweisung aus Italien zur Folge. Als er Rom verließ, soll er gesagt haben: ,,O der käuflichen Stadt, die schnell zu Grunde gehen wird, sobald sie nur einen Käufer findet!" Bei der Erneuerung des Krieges bedrängte zuerst der unbestechliche Optimat Metellus den Jugurtha, der sich vor seinem unermüdlichen Gegner zunächst in die Wüste, bald darauf zu dem mauretanischen Könige Bocchus flüchtete. Aber als sich dadurch der Krieg wider Vermuten in die Länge zog, gelang es dem aus niedrigem Stande entsprossenen, rauhen und derben G. Gracchus t 121. Jugurth. Krieg 112—106.

4. Das Altertum - S. 92

1881 - Leipzig : Krüger
— 92 — verzichten. Aber der Unwille, den die bloße Ankündigung seiner Absicht hervorrief, nötigte ihn in die Verbannung zu gehen. Rachedürstend ließ er sich zum Führer eines feindlichen Heeres machen und zog gegen die eigene Vaterstadt. In höchster Bedrängnis schickten die Römer Gesandte an ihn mit Friedens-anträgen; als diese nichts ausrichteten, versuchten die Priester ihn zur Umkehr zu bewegen. Vergeblich. Da entschlossen sich die Matronen, seine Mutter Veturia und seine Gemahlin Vo-lumnia an der Spitze, zu dem schweren Gange ins feindliche Lager. Zuerst wurden sie an dem Eingänge abgewiesen; als Coriolänus aber hört, daß Mutter und Gattin anwesend sind, eilt er ihnen entgegen. Freudig erregt will er seine Mutter umarmen. Aber die würdige Frau weist ihn mit den Worten zurück: „Ehe du mich umarmst, laß mich wissen, ob du mein Sohn oder ein Vaterlandsverräter bist. Hat mich das Geschick dazu aufgespart, daß ich dich in der Verbannung, unter den Landesfeinden sehen sollte? Wie konntest du diesen heimatlichen Boden verwüsten, der dich erzeugt und groß gezogen hat? Schwand denn nicht dein Grimm, als du über die Grenzen vorrücktest? Kam dir denn nicht der Gedanke, als du Rom erblicktest: „in jenen Mauern steht mein Geburtshaus, stehen meine Hausgötter, leben Mutter, Gattin und Kinder?" Ach, wenn ich keinen Sohn hätte, würde die Vaterstadt nicht belagert, würde ich als sreie Bürgerin in einem freien Staate sterben. Doch werde ich die Schmach nicht lange überleben; denke an diese (aus die Kinder zeigend), denen frühzeitiger Tod oder lange Knechtschaft bevorsteht, wenn du nicht ablässest." — So eindringlichen Ermahnungen, den Thränen und Bitten der Gattin und der Kinder vermochte Coriolänus nicht zu widerstehen. Er gab die Belagerung auf und führte das Heer zurück. Die darüber erbitterten Feinde sollen ihn dafür getötet haben. — Wenn Coriolänns seinen Haß gegen die Plebejer höher gestellt hatte als die Pflichten gegen das Vaterland, handelte das große und ausgezeichnete Geschlecht der Fabier*) umgekehrt. Obwol lange von den Plebejern gehaßt, gelang es ihnen doch schließlich durch ihre Tapferkeit gegen die Feinde und freund- *) G. Freitag: Die Fabier.

5. Das Altertum - S. 113

1881 - Leipzig : Krüger
— 113 — ganz besonders zu ihrer Bekämpfung geeignet sein mußte. Und wirklich gelang es ihm, nachdem er seine Soldaten durch Arbeiten abgehärtet und durch kleinere Kämpfe an den Anblick der Feinde gewöhnt hatte, zuerst bei Aquä Sextiä (H. Aix im Schlacht bei südlichen Frankreich) den Teutonen und dann den Cimbern, Aquä Sextiä die sich von ihren Genossen getrennt hatten und bereits bis m zum Po vorgedrungen waren, auf den r a u d i s ch e n F e l d e r n bei Schlacht auf Vercellä vernichtende Niederlagen beizubringen. — Als diese den raudischen äußere Gefahr beseitigt war, brachen wieder innere Streitig- Feldern keiten aus. Die italischen Bundesgenossen der Römer hatten mit ihrem Blut und Geld das Weltreich erobern Helsen, ohne daß ihnen zur Belohnung dafür das römische Bürgerrecht verliehen worden wäre. Diese Forderung der Gerechtigkeit machte jetzt (wie einst Gajus Gracchus) der Volkstribun Livius Drnsus geltend. Aber ehe er sie gegen den erbitterten Widerstand beinahe der ganzen Bürgerschaft, welche eine Schmälerung ihrer eigenen Rechte fürchtete, durchsetzen konnte, wurde er getötet. Die Bundesgenossen aber, deren Hoffnungen erregt waren und nun getäuscht wurden, erhoben die Waffen, um mit Gewalt ihre Forderungen durchzusetzen. In dem blutigen Kriege, der darüber geführt wurde, dem mar fischen oder Bundesgenossenkriege, kämpften die Römer den Ver- Bundes- zweiflungskampf um ihr Bestehen; selbst Marius und Sulla genossenkrieg traten als Unterfeldherrn ins Heer ein. Endlich gelang es 91-88‘ mehr durch Klugheit*) als durch Waffengewalt den Abfall der Bundesgenossen zu dämpfen; aber die meisten mußten doch das Bürgerrecht bewilligt erhalten. — Die Eifersucht zwischen Marius und Sulla, welche durch |dm beiderseitigen Anspruch auf Beendigung des jugurthinischen Krieges geweckt und durch die Teilnahme am Bundesgenossenkriege geschärft worden war, brach in Hellen Flammen aus, als ein neuer schwerer Krieg !• mithridat. int Osten gegen König Mithridates von Pontus**) Krieg *) Die Römer handelten meist nach dem Grundsatz: divide et impera (b. H. trenne die Gegner und du wirst über sie herrschen). So verliehen sie zuerst denjenigen Bundesgenossen, welche treu geblieben waren, das Bürger-recht, sodann allen, welche sich binnen 60 Tagen unterwerfen würden. Dadurch wurden die Feinde uneins, und es blieben fast nur die unversöhnlichen (Parser) unter Waffen. Diese wurden vereinzelt vollständig besiegt. **) Muhridates war einer dei rührigsten Feinde der Römer. Riesengroß, war er der beste Läufer, Reiter, Jäger in seinem Reiche. Unbändig 8

6. Das Altertum - S. 115

1881 - Leipzig : Krüger
— 115 — die Proscriptionslisten d. H. die Namen aller seiner Gegner (c. 4700) und setzte auf die Ermordung derselben hohe Preise (z. B. 10,000 Mark) aus; ihres Vermögens (c. 60 Mill. Mark) bemächtigte er sich ohne Rücksicht auf die unschuldigen Kinder der Geächteten und verschleuderte die so erworbenen Schätze an seine oft unwürdigen Günstlinge. Zum Diktator aus Lebenszeit gewählt, beherrschte er den Staat Sulla Diktat, drei Jahre lang, ohne an die tiefen Schäden des Gemein^ 82—79. Wesens ernstlich die bessernde Hand anzulegen. Endlich wurde diesem widerspruchsvollen seltsamen Menschen*) selbst diese hohe Würde lästig; er legte sie nieder und starb bald darauf als Sulla Privatmann. — Er hinterließ den Staat in gänzlicher Ver- t 78- wirrung. Denn der Senat hatte durch die Unwürdigkeit seiner Mitglieder längst alle Achtung eingebüßt; aber auch die Volksversammlungen bestanden aus einer feilen, urteilslosen Menge. Zu Confuln wurden häufig die unfähigsten Männer gewählt, wenn sie nur von alter Abkunft waren und die zur Bestechung der Volksversammlung nötigen Mittel aufzubringen wußten. Daraus ergab sich die Notwendigkeit einer Alleinherrschaft und um diese entspannen sich jetzt erbitterte Kämpfe, während allerdings auch immer noch eine Partei für Erhaltung der alten Verfassung eintrat. §. 3. Pompejus und Cäsar. Den nächsten Anspruch auf die erste Stellung im Staate schien Pompejus zu haben, der sich fchon bei Lebzeiten des Diktators als glücklicher Feldherr gezeigt hatte, so daß ihm von Sulla der Beiname Magnus (der Große) gegeben worden zog ein Heer der Samniten auf Rom los. Im letzten Augenblicke kam Sulla noch zum Schutze der Hauptstadt herbei und besiegte in schwerem Kampfe die Feinde. 8000 nahm er lebend gefangen; diese ließ er beinahe vor den Augen des zitternden Senats niedermetzeln. *) Schon seine äußere Erscheinung war ausfallend. Denn er war blauäugig, blond, von auffallend weißer, aber bei jeder leidenschaftlichen Bewegung sich rötender Gesichtsfarbe, übrigens ein schöner, feurig blickender Mann. Er liebte den heiteren Lebensgenuß, aber wenn es die Umstände forderten, zeigte er die größte Ausdauer in der Arbeit wie in Entbehrungen. Er glaubte nicht mehr an die alten Götter und doch hielt er sich für den erklärten Liebling des Glückes, so daß er selbst den Beinamen Felix (der Glückliche) annahm. 8*

7. Das Altertum - S. 95

1881 - Leipzig : Krüger
— 95 — das Consulat bekleiden zu dürfen. Noch immer nämlich waren Ehen zwischen Patriciern und Plebejern verboten und diese strenge Scheidung der Stände trug wesentlich zur Verschärfung des Gegensatzes bei. Deshalb beantragte der Volkstribun Canulßjus, daß Ehen zwischen Patriciern und Plebejern gestattet würden und er setzte es, wenn auch erst nach längerem Widerstände, durch. Dagegen gelang es ihm noch nicht seinen Standesgenossen das Consulat zu verschaffen. Die Patricier wußten dies vorläufig dadurch zu hintertreiben, daß sie ein neues minder ansehnliches Amt, die Militärtribunen mit consn-larischer Gewalt,*) einsetzten und dazu den Plebejern Zutritt gewährten. Zugleich aber entschädigten sie sich selbst dadurch, daß sie auch eine ausschließlich für sie bestimmte neue Würde, die der 2 Censoren, errichteten. Diese Beamten hatten nicht blos die Schatzung vorzunehmen, sondern übten auch die Aussicht über die Sitten aus und konnten über Bürger, die ihre Kinder schlecht erzogen, ihr Vermögen vergeudeten oder ihre Sklaven unmenschlich behandelten, Ehrenstrafen oder Verlust der bürgerlichen Rechte verhängen. Längere Zeit hindurch war der Ständekampf minder heftig oder ruhte ganz, da die Plebejer zuvörderst mit dem Militärtribunal zufrieden waren. Dazu kam, daß die Aufmerksamkeit der Bürger sich viele Jahre hindurch nach außen richten mußte. §. 2. Vejentischer und gallischer Krieg. Die mächtigste Nebenbuhlerin Roms war die etruskische Stadt Veji. Schon oft hatte man mit ihr gekämpft, ohne viel auszurichten. Im Jahre 405 begann aber der letzte entscheidende Kampf. Die Stadt wurde belagert und sollte ausgehungert werden. Dazu war es freilich nötig die Krieger, nicht blos wie bisher während des Sommers, sondern auch während des Winters unter den Fahnen zu behalten. Die ohnehin schon schwere Last des Kriegsdienstes wurde dadurch so vermehrt, daß den ärmeren Plebejern eine Entschädigung, der Sold, gewährt *) Es war bei den Römern Sitte, von denjenigen Familienmitgliedern, welche ein höheres Amt bekleidet hatten, Wachsmasken im Vorsaale des Hauses aufzustellen und bei Leichenfeierlichkeiten sie dem Volke als Erinnerung an den Ruhm der Familie zu zeigen. — Dieses Recht erhielten die Militärtribunen nicht. Gesetz des Canulzjus 445. Vejentischer Krieg 405—395.

8. Das Altertum - S. 118

1881 - Leipzig : Krüger
— 118 — des Sulla zu erneuern und sich der Schätze der Reichen zu bemächtigen. Da der Versuch mehrmals fehlschlug, sollte Rom in Brand gesteckt und die dabei entstehende Verwirrung zur Beraubung der Wohlhabenden benützt werden. Zum Glück für Rom wurden diese verbrecherischen Pläne noch rechtzeitig durch den Consnl Cicero, den bedeutendsten Redner der Römer, enthüllt, Catilina zur Flucht nach Etrurien gezwungen, wo er bald darauf mit seinem kleinen Heere angegriffen, besiegt und vernichtet wurde, während seine in der Stadt zurückgebliebenen Genossen verhaftet und nach ihrer Überführung im Gefängnis erdrosselt wurden. Cieero erhielt von dem aufatmenden Volke den Beinamen „Vater des Vaterlandes". Aber die Republik, welche er gegen gewaltsamen Umsturz durch seine Wachsamkeit und Klugheit noch einmal gerettet hatte, schien verloren, als die beiden früheren Feinde, Pompejus und Crassns, durch Julius 1. Triumviratcäsar zu einer Verbindung (dem ersten Triumvirat 60- d. H. Dreimännerbündnis) bewogen wurden. Pompejus wollte durch diese Vereinigung den Widerstand des Senats gegen seine Maßregeln in Asien brechen; Crassns hoffte auf diese Weise eine Stellung zu erhalten, zu welcher er aus eigner Kraft sich nicht emporschwingen konnte, um dann mit Hilfe seiner Schütze die Gegner bei Seite zu schieben. Cäsar wünschte zunächst das Cousulat und damit eine Gleichstellung mit seinen Gegnern zu erlangen; sodann suchte er aber auch durch diese „Verbindung der Klugheit mit Kriegsruhm und Reichtum, dadurch der Eine steigen, der Andere sich behaupten, der Dritte gewinnen wollte/' die Herrschaft des Senats zu vernichten. Da Craffus der reichste, Pompejus der berühmteste, Cäsar der beliebteste Mann in Rom war, beherrschten sie vereint den Staat so vollständig, daß der Senat neben ihnen allen Einfluß verlor, die Volksversammlungen alle ihre Vorschläge bestätigten, die Ämter nach ihrem Willen besetzt wurden. Aber diese Einigkeit konnte nicht lange dauern, da jeder von ihnen nach Alleinherrschaft strebte. Der allseitig befähigtste unter ihnen war Cäsar. Er stammte aus einem alten patricifchen Geschlechte und war mit Marius (durch dessen Vermählung mit seiner Vaterschwester) verwandt. Deshalb war er geächtet worden, zumal er seine Gemahlin (die Tochter Cinnas) aus Sullas Befehl nicht verstoßen mochte. Die Verwandten legten Für-

9. Das Altertum - S. 140

1881 - Leipzig : Krüger
— 140 — feit dehnte er beinahe auf alle Zweige der Weltweisheit aus; er schrieb über daswesen der Götter, über göttliche Offenbarung, über das Fatum (die Schichalsidee): die sittlichen Pflichten der Menschen behandelt er in den Büchern über das höchste Gut und das höchste Übel, den t u s cu l an i s ch e n Untersuchungen ___________ Ne haben von seinem lieblich gelegenen Landgut bei Tusculum den Namen — und den Büchern über die Pflichten; auch die beiden Bücher: Cato oder über das Greifenalter und Lälius oder über die Freundschaft gehören hierher. — Seine Ansichten über den Staat und die Gesetze hat er in mehreren Schriften niedergelegt. — Der Endzweck dieser philosophischen Bücher war der, die römische Jugend über das wüste Parteitreiben in der Zeit der Bürgerkriege durch Einführung in diese ideale Welt zu erheben und sie dadurch vor sittlichem Untergange zu bewahren. Seine ganze Eigentümlichkeit tritt in seinen zahlreich erhaltenen Briefen*) hervor; sie zeugen ebenso wohl von der Tiefe seiner Vaterlandsliebe wie von feiner treuen Anhänglichkeit an Verwandte und Freunde, freilich auch von feinem schwankenden Charakter und seiner Eitelkeit. — Neben der Beredsamkeit entwickelte sich die Geschichtschreibung in großartiger Weise. Auf die schüchternen Ansänge, welche mit Jahrbüchern (Annalen) in poetischer (Ennius) wie prosaischer Form (des. Cato der Ältere) gemacht worden waren, folgten Aufzeichnungen der eigenen Thaten (Memoiren); damit hatte schon Sulla begonnen. Cäsar fuhr damit fort und hat in den Commentarien über den gallischen wie über den Bürgerkrieg Meisterwerke geschichtlicher Darstellung wie sprachlicher Abrundung geschaffen. Mit größter Leidenschaftslosigkeit stellt er — von sich selbst spricht er immer in der dritten Person — in unübertrefflich schlichter und doch geschmackvoller Form seine Thaten dar; mit wenigen Strichen versteht er die handelnden Personen (z. B. Ariovist) zu charakterisieren; die auftretenden Völker werden ebenso sicher in ihren Eigentümlichkeiten (z. B. die Gallier)**) gezeichnet, wie die Beschreibung der Länder (Gallien, Germanien, Britannien) anschaulich ist. Bei aller soldatischen Knappheit und Klarheit der kriegerischen *) Eine berühmte Übersetzung rührt von Wieland her. **) Besonders berühmt ist die kurze Schilderung der Gallier, weil sie noch heut im wesentlichen auf die Franzosen paßt: Cäsar glaubte ihnen nichts anvertrauen zu dürfen aus Scheu vor ihrer Unbeständigkeit, „weil sie leicht zu bewegen find, Entschlüsse zu fassen und immer etwas Neues wollen. Das ist die gewöhnliche Art der Gallier, daß sie Reifende selbst wider ihren Willen stille zu halten zwingen und jeden über alles, was er gehört und erfahren hat, ausfragen. Kommen Handelsleute in Städte, so umringt sie das Volk und nötigt sie zu sagen, aus welcher Gegend sie kommen und was sie dort erfahren haben. Nach solchen Gerüchten und Mitteilungen faffen sie oft über die wichtigsten Angelegenheiten ihre Entschlüsse, die sie freilich dann bald wieder bereuen müssen, da sie unzuverlässigen Gerüchten Glauben schenken und die meisten ihnen zu Willen lügenhafte Berichte erstatten."

10. Das Altertum - S. 91

1881 - Leipzig : Krüger
— 91 — mit Hilfe der Dioskuren (Castor und Pollux) die Römer. Da zog sich der vertriebene Fürst nach Cnmä zurück und bald be- ^Tod des ^ freite sein Tod die Römer von jeder Furcht. ^arqmmus So lange man vor ihm nicht sicher war, hatte notgedrungen Einigkeit in Rom geherrscht. Jetzt brachen aber zwischen Patriciern und Plebejern so heftige Streitigkeiten aus, daß die yluswander-letzteren sich dazu entschlossen auszuwandern und eine neue Stadt ung der Plebs zu gründen. Schon trafen sie auf dem heiligen Berge am 494-Anio Anstalten dazu, als die Patricier sich zur Nachgiebigkeit gegen die Forderungen des andern Standes entschlossen. Es handelte sich hauptsächlich um den Schutz der ärmeren und verschuldeten Plebejer gegen die Bedrückungen patricischer Gläubiger und gegen die Härte der richtenden Consuln. Ein volksfreundlicher Gesandter, Menenius Agrippa, wurde mit den Verhandlungen betraut, und um die Plebejer zur Rückkehr desto geneigter zu machen, erzählte er ihnen eine Fabel. Einst hätten sich die Glieder des Körpers gegen den Magen verschworen, weil dieser in behaglicher Ruhe genieße, was die übrigen Glieder erarbeitet hätten. Sie hätten ihm keine Speise mehr zugeführt; dabei sei freilich der Magen zu Grunde gegangen; aber auch seine Feinde hätten ihn nicht überlebt, da ihnen keine Irischen Säfte mehr zugeströmt wären. So würden allerdings auch die Patricier ohne die Plebejer den feindlichen Nachbarn erliegen; dem zweiten Stande würde es aber nicht besser ergehen. Durch diese Erzählung bewog er wirklich die Plebejer heimzukehren, nachdem ihnen die Wahl eigener Beamten, der plebejischen Tribunen, *) zugestanden worden war. Diese waren heilig und unverletzlich und hatten das Recht jeden Standesgenossen vor Gericht zu schützen, widerspenstige Patricier zu verhaften und in Geldstrafe zu nehmen, die Befehle der Consuln durch ihr Veto (= ich verbiete es) unwirksam zu machen und zu ihrer Unterstützung eine Versammlung der Plebs, die Tributco-mitien, einzuberufen. Es war diese Macht ein so bedeutender Vorteil für den zweiten Stand, daß ein heißblütiger Gegner, Coriolänns, — er hatte sich diesen Namen durch Tapferkeit im Coriolan Kriege erworben — wenige Jahre nachher bei Gelegenheit einer 49l Hungersnot die Plebejer zwingen wollte wiederum darauf zu *) Volkstribunen gab es zuerst 2, dann 5, endlich 10.
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