foelfe hatte ii dett Avaren sein Land überlassen,
und am 2ten Aprill des Jahres 563 zog er mit sei-
nen Mannen und Aller Weib und Kind aus der
Haimalh fort. Das Glück begleitete ixrs wan-
dernde Volk über die Alpen, und am 3ten Sep-
tember des Jahres 570 hielt Alboin seinen Ein-
zug in Mailand. Nach dreijähriger Belagerung
fiel endlich auchpävia und wurde der Königssitz
des neuen longobardischen Reichs in Oberitalien.
Mit den Langobarden war ein großer Haust
Sachsen ausgezogen, in deren verlassene Wohn-
sitze Siegbekt Sch w a b e n, — so heißen bott
nun an auch die Alemannen nach dem Haupt-
volk der Sueven — verpflanzte. Die Sach-
sen kehrten dann wieder haim, und es kam ztt
einem fürchterlichen Kampf und Heerd Und Hof,
dis sich zuletzt beide Volkshaufen in dem Gau-
der den Namen des Schwabengaues *)
führte- einträchtig neben einander niederließen»
Die Familiengeschichte der Merovinger, über-
oß mir Schmach und Blut besteckt, nimmt in
diesem Zeitraum vollens den Charakter der Gräß-
lichkeit an; was hier von der Mutter gegen
Kinder Und Enkel- von den Brüdern gegen die
Brüder ersonnen und verübt worden ist, schweift
fast über die möglichen Granzen menschlicher
Bosheit hinaus, Chilperich und Siegberc hät-
ten die zwei Töchter des Westgothenkônigs A t h a-
Uagild zur Ehe, jener die Galsutntha,
dieser die schöne^ aber hetrschsüchtige B run h i l-
dis. Galsuinth'en fand man einst ermordet tu
ihrem Schlafgemach. Der Verdacht der scheu-
seligen That fiel auf Chtlpekich's Favorite, die
Er brzrisi dir jetzigen Anha irischen Land»
in sich. > '
io *
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149
geharnischter Männer streitend, die Anstraster,
und würde noch mehr Verwirrung im Franken-
reich angerichkek haden, wenn ihr das Schick-
sal läng're Frist gegeben Härte (f 597).
Noch ist das Ende der Verwirrungen nicht
da. Brunhildts reizt, am Hofe Theodeberts be-
leidigt, die eignen Enkel 'zu einem Krieg gegen
einander. In der mörderischen Schlacht bet
Zülpich (612), wo die Haufen der Erschla-
genen so hoch lagen, daß die Leichen derer, die
zuletzt gerodet wurden, aufrecht stehen blieben,
wird Theudebert gefangen und darauf hingertch-
tek. Auch Theederich stirbt bald (613.) Brun-
hildis harre nun durch ihre Willkür, besonders
dabu ch, daß sie viele Lehen eingezogen, die
Großen von Austrasien so gegen sich aufgebracht,
daß diese das Reich dem Sohn der Fredegunde,
Chlotyar 11., antrugen. Jene läßt durch ihren
Urenkel Sieg Herr Ii., Theoderichs Sohn, und
durch den Major Domus W a r n a ch a r ein Heer
auf der rechten Seite des Rheines sammeln, ge-
rärh aber, da der letztere auch zu Chlothar
übergeht, mir ihrem Urenkel in Gefangenschaft.
Schrecklich ist die Anklage, die Chlothar gegen
sie erhoben hat: daß das Blut von zehen Kö-
nigen an ihren Händen klebe; gleich schrecklich
das Urrheil, das von den zu Gericht versammel-
ten Großen über die ergraute Königinn ausge-
sprochen worden ist. Dreier ganzer Tage wurde
sie von dem Henker gepeinigt, dann auf einem
Kamee! im Heer herum zur Schau geführt, und
zuletzt an den Schweif eines unbändigen Rosses
gebunden und zu Tod geschleift.
Chlothar Ii. regierte löblich unter dem Bei-
stand der zwei edeln Männer Pipin von Lan-
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151
§. 32.
Fortsetzung
Vis auf den Untergang der Dynastie der
Merovinger ( 752 ).
In den vorhergehenden Streitigkeiten der
Merooingischen Familie war die Macht der Leu-
te und damit auch des an ihrer Spitze stehen-
den Major Domus auffallend gewachsen, und
umgekehrt die der Könige zu einem wesenlosen
Scharren geschwunden. Es waren darum von
nun an nicht mehr die Leidenschaften der Köni-
ge, die das Reich in Verwirrung brachten, son,
dern der Uebermutb der Großen und die Eifer,
sucht der Majores Domus, in deren Händen die
Könige willenlose Puppen waren.
Recht auffallend zeigte sich dieß, als gleich
nach dem Tod des gefürchteten Pipin von Lan,
den (-L 639) der Herzog Rath ul f von Thü,
ringen offen von dem König abficl und in Ver-
bindung mit dem baterischen Prinzen Fa rus
den Pian betrieb, ein selbständiges Reich zu
gründen. Siegbert und sein Major Domus
Grimoald, Pipins Sohn, zogen gegen ihn,
der Sieg krönte ihre Waffen, Farus blieb in
einer Schlacht und Rakhulf mußte sich in ein
festes Bergschloß an der Unstrut flüchten; aber
«in übereilter Angriff der Franken, und Verhin,
düngen, die Rathulf mit fränkischen Großen an,
geknüpft hatte, nöthigten den König zum Ab-
zug. Rathulf erkannte zwar den Worten nach
die Oberhoheit Siegberts an; in der That aber
verweigerte er jede Herrschaft desselben. Erst
unter Karl Martell kehrte Thüringen in das
Wcrhältniß der Unterwürfigkeit zu den Franken
zurück.
Noch deutlicher wurde es, als nach Sir--
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Extrahierte Personennamen: Siegbert Domus
Grimoald Grimoald Rathulf Karl_Martell Karl
152
berts Tod (f 656) der genannte Grimoald so,
gar den Versuch machte, seinen Sohn Chi löc-
hert auf den Thron zu setzen, indem er den kö,
niglichen Prinzen Dagobert Ii. nach Jreland
in ein Kloster schickte. Der kühne Versuch rniß-
lang, den Manu ihres Gleichen mochten die stol-
zen Großen nicht über stch wissen, der Thron-
räuber wurde gefangen genommen, und, wie
auch wahrscheinlich sein Sohn, bingerichket (im
I. 656); Australien aber kam wieder unter Neu-
striens König Chlodwig Ii.
Mehr und mehr zerütteten unter diesem ent-
nervten, zuletzt sogar wahnsinnigen König (7626)
und unter dessen Söhnen C h l 0 t h a r Hl. ( f670),
Childerich Ii. ( 7 675) und Thcoderjchiii.
(f 69t) di? zügellosen Leidenschaften der Ma-
dores Domus und anderer Großen den Staat.
Als aber der gewaltthatige Ebro in, Major
Domus unter Theodertch Hi., Australiens
König, den aus Jreland rückberufenen Dago-
bert Ii. hakte erschlagen lassen, und dessen Reich
wieder mit Neustrien zu vereinigen gedachte;
bildete sich daselbst eine Gegenpartei, an deren
Spitze der jugendlich kräftige Pipin von H e-
r t stall stand. Zwar wurde Pipin bet L a c 0,
sao ('?), zwischen Paris und Laon, von Ebroin
besiegt (680), aber nicht entmuthigt. Unter
seiner Leitung sammelten sich die Australier von
Neuem, und als Ebroin s (ch65t) hochfahrcu-
dcr Nachfolger Berthar die fränkischen Gro-
ßen mit blinder Leidenschaftlichkeit mißhandelte,
siegte Pipin an den König die Forderung, alle
seit Ebroins Zeit vertriebenen Großen wieder
einzufetzen. Er erhielt eine Antwort voll Stolz
und Verachtung, die von Berthar dem König
eingegeben war, brach nun mit seinen Schaaren
auf und lieferte den Neustriern bei Tessrl
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154
tefe er mit unbeschreiblicher Kraft jn'dem Reich
der Franken.
Bei seinem Tode (-¡-741) theilte er die
R-kchsverwalrung unter seine beiden Söhneka rlr
mann lurd Piptn, von denen jener Anstrasien,
also auch die Lander in Teutschland, dieser Neu-
strien erhielt. Da der fromme Karimann im
Jahr 7^7 in ein Kloster ging, sah sich endlich
Plpin, der nunmehr das ganze Reich unter sei-
nem Zepter vereinigte, im Stande, den Plan,
an dem seine Famiue so lange eines Geistes ge-
arbeitet hatte, vollens in's Leben zu rufen. Es
bedurfte blos noch der Eeremonie, daß ein Kö-
nig, der eigentlich gar nicht mehr auf dem Thro-
ne saß, für abgesetzc erklärt wurde. Der Adel
ließ keinen Widerstand fürchten, weil er meist
durch Pi pin's Familie in feine Penefieien einge-
setzt war, und die Geistlichkeit war auf man-
cherlei Weise gewonnen. Urner solchen Umstän-
den richtete Plpin an den Papst Zacharias,
der wahrscheinlich auch früher heimlich einver-
standen war, öffentlich die Frage: c Wer König
zu sein verdiene, ob der, welcher müßig zu Hau-
se sitze, oder der, weicher die Sorgen und Be-
schwerden der Regierung trage? Beifällig war
die Antwort des Statthalters Christi. Es wur-
de daher im I. 752 *) ein großer Reichstag
und eine Volksversammlung nach Soissons
ausgeschrieben, der letzte Merovinger, Eh i! ve-
ri ch Iii'., für der Krone unwürdig und verlu-
stig erklärt, und dagegen Plpin als König der
Franken anerkannt, pnh halb hernach von Bo-
*) In brr Angabe des Jahre« weichen die Schrift-
mannigfaltig ab, indem einige 750 andere 751, die
meisten aber 752 als daö Jahr der Krönung nennen.
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155
nifacius lm Kloster St. Medard als sol,
cher gesalbt.
Schon früher hatte Pipin, erst in Verbin-
dung mit seinem Bruder Karlmann, dann allein,
durch Ueberwindurig und Vertreibung des Her-
zogs Theobald von Schwaben (zum ersten
Mal besiegt 742, vertrieben 746), durch Unter,
werfung des baicrischen Herzogs O g d i l o (744),
durch mehrmalige Siege über die Sachsen und
durch Gefangennehmung ihres kühnen Häupt-
lings Theoderich (744) seines Namens An,
sehen im Reiche gegründet. Von dem Glücke
begünstigt, fuhr er als König fort, durch seiner
Waffen Glanz und Gewalt die unsicher» Größen
zu schrecken, die Aufrührer nieder zu beugen«
vertrieb die Araber gänzlich aus Gallien, drang
ln das Land der Sachsen ein bis nach Reme
an der Weser (723), legte ihnen einen Tribut
von 200 Pferden auf und schlug sie. als sie eine
Empörung wagten, bei Sitten :m Msinsteri,
schen, züchtigte zu wiederholten Malen den Kö-
nig Aistulph der Langobarden, der dem Papst
einen Theil seiner weltlichen Besitzungen entris-
sen hatte *) und bekriegte mehre Jahre lang
den Herzog Waifar von Aquitanien (760 -^
763). Doch war noch ein großes Tagwerk übrig,
»och nicht in allen Theilen des Reiches Ruhe^
noch waren nach allen Seiten hin feindlich- ge,
srnnte Nachbaren, als ihn eine Wassersucht an
den Rand des Grabes führte. Vor seinem
Ende berief er hie geistlichen und weltlichen Gro,
*) Die Gewalt über das den Longobardcn entrisse-
ne Exarchat übergab Pchin dem Papst'als dem P a t r i^
eins von Ravenna, während er ^elbst ats Pa tri-
eins von Rom die Schutzherrlcchkeit über dey römis
sschen Ducat übernahm.
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156
§eu zusammen, theilte mit ihrer Einstimmung
das Reich unter seine zwei Söhne Karl und
Karl mann, und verschied am 24stensept. des
Jahres 768.
In der Verfassung und Verwaltung des
Reiches hat Pipin wenig geändert; nur lag es
ln dem Gang dcr Diuge, daß die königliche Ge-
walt mehr erweitert wurde, daß der Major
D o m u s wegfiel, wogegen der Pfalzgraf ei-
nen größer» Wirkungskreis bekam. An die Stelle
des Referendarius war als geistlicher Mi-
nister der A pocrisiarius, der auch wol A r-
chicapellanus heißt, getreten. — Finster
und still ist es in dem Reich der Geister; nur
wenige schwache Laute der Wissenschaft sind in
dem wilden Lärm der Waffen vernehmbar. —
Der Einfluß des Papstes auf die Leitung der
geistlichen Angelegenheiten im fränkischen Reiche
stieg von Tag zu Tag, da ihm die emporgekom-
nrene Familie so Vieles verdankte.
§. 53.
Einführung des Christenthums
in T e u t s ch l a n d.
Eben in der zuletzt dargestellten Zeit, Ivo
es auf Erden fin lerer ist, als vielleicht jemals,
wo der letzte Funke geistigen Lichtes zu erleschen
scheint, bieten uns fromme Männer, die voll
Demukh bei den heidnischen Bewohnern Teutsch-
lands umherwandeln, um Licht anzuzünden, ei-
nen wahrhaft erhebenden Anblick dar. Sie ste-
hen in einem seltsamen ssontrast mit einem Zeit-
alter voll Trug und Mord und Getös der Waf-
fen, diese sttllen Lehrboren mir ihrer Religion
der Liebe.
Seitdem das Christenthum durch Constantia
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Ivo Funke
159
Mit der Vollmacht zur Heidenbekehrung ansgt-
rüstet, durchzog er ( rm I. 719) Thüringen und
Francien, und begab sich dann, als er den Tod
des Königs Ratbovo erfuhr, nach Frtesland zu
Willibrord. Drei Jahre verbrachte er dort tu
den Armen der Freundschaft, biö seine Lieblings-
idee- die Teurschen zu bekehren, von neuem er-
wachte Und ihn in die Gauen rief, wo noch Thors
Dienst wati Er trac dies Mal zu Ameneburg
(im I. 722) in Oberhcssen auf. Da er zwei
dortige Große, D i e r i ch und D i e r o l t, für dis
Sache seines Herzens gewann, so gelang es ihm
eine größere Anzahl Hessen zu bekehren.
Im folgenden Jahr (725) unternahm er
eine zweite Reise nach Rom, wo ihn der Papst
zum Bischoff machte und seinen Ramen Win-
fried in dtn kirchcnadeltchen Bonifacius
umänderte. Eitelkeit war eine Hauptschwäche
des guten Bonifacios, sein Eifer wurde durch
die Ehrenbezeigungen des Papstes zur höchsten
Begeisterung entflammt. Auch schwur er dem
Papst den Eid der Treue und verschwur damit,
freilich guten Glaubens, die Freiheit der uutf
fchen Kirche auf undenkliche Seiten. Diese blin-
de Ergebenheit gegen den römischen Stuhl, die
über Teutschland unsägliches Unheil und unbe-
rechenbaren Schaden gebracht hat, war dem Bo-
nifacius selbst von großem Nntz-n, weil er un-
ter dem Ansehen des Papstes weit sicherer auf-
trercn konnte. Was aber seiner Sache noch
mehr Voktheil brachte, war die beifällige Ge-
sinnung Karl Marrells, der in der neuen
Religión ein schickliches Werkzeug sah, die un-
bändigen Völker zu zähmen, der sich überdies
die römische Geistlichkeit, deren er bei der Aus-
führung seiner verborgen gehaltenen, aber fest
Verfolgreü Plane bedurfte, durch Gefälugkeite»
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Willibrord Bischoff Karl_Marrells Karl