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Stettiner Haff buchtenreich mit vorliegenden höheren und bewal-
deten Inseln: Alfen, Schleswigs Brückenkopf und Rügen,
Stralsunds idyllisches, durch Sturmflutheu zerrissenes Vorland;
in Hinterpommern geradlinige Sandküste, in Preußen durch
Haffbildung und die Halbinsel Samland gegliederte Dünen-
küste. Auch die Ostsee kein unfruchtbares Meer; friedlicher und
blutiger Kampfplatz der nördlichen und südlichen Germanen.
Große Zahl von Seestädten seit der Germanisierung: Lübeck,
im Mittelpunkt des Hansagebietes, nur 8 Meilen von der unte-
ren Elve, einst der nächste Hafen für die gewerblichen sächsischen
und westfälischen Hansastädte; Stettin, der Hafen für das
getreidereiche Oder- und Warthegebiet. Die Seestädte Preußens,
Dan zig und Elbing im fruchtbaren Weichseldelta, Königs-
berg am Pregel und Memel, der Hafen des Niemengebietes,
die nördlichste preußische Stadt, werden durch das Wintereis,
noch mehr durch die nahe russische Zollgrenze beengt.
2. Hinter der Ostseeküste die baltische Seenplatte, die
bis in die Sandflächen Jütlands verlaufende Fortsetzung des
nördlichen uralischen Landrückens, durchschnittlich 3—500' hoch
(Thurmberg in Pomerellen über 1000'), Wasserscheide zahlreicher
Flüsse, meist Acker- oder Waldboden in der Umgebung der Ge-
Wässer, ties durchfurchte öde Sandhöhen besonders in Hinter-
Pommern, mit bedeutendem frnchtbaren Vorlande um das kurische
Haff und die pommersche Bucht. In den östlichen und mittleren
Theilen auch breite Abdachung zu den Sumpfstreifen des Hinter-
landes durch meist öde waldige Sandflächen: in Preußen die
masurische Johauuisburger Wilduiß, westlich der Weichsel
gegen die Oder hin die Tuchler Haide mit der Verbiuduugs-
straße zwischen dem fetten Danziger Werder und der Neu-
mark*), dem südlichsten Theile des ganzen Landrückens. Ab-
dachuugeu der Mecklenburger Platte: Uckermark (zur
Oder), Ruppin^), Prieguitz, Lauenburg lznrhavel und
Elbe).
Die vom sarmatischen und wendischen Tieflande abgewandten
und eigenartigen zum Theil idyllischen Küstenlandschasten
*) Am Sumpfstreifen des Südrandes eine andere Verbindungsstraße
des Ostens und Westens von Thorn aus; beide gedeckt durch Küstrin sin
der Nähe Zorndorf). Hier des „Oberstlieut. Fritz" nationalökonomische
Studien im Hinblick anf jenes Sumpfland, den Warthedistrict.
**) Mit den kleinen Parkseen des Rhin (Rheinsberg); von da über Fehr-
bellin zur ähnlichen Landschaft von Sanssouci.
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Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
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Gebiet der Elbe.
119
Insel und wird sie, vielleicht schon in einem Jahrhundert, ganz verschlingen. Die Eng-
länder haben einen Leuchtthum! daselbst erbaut.
§. 5. Nachbarküste der Oftsee.
Das Gebiet der 19 Meilen langen Eider, die in der Rendsburger
Haide schiffbar wird und bei Tönningen in die Nordsee fällt, ist klein, der
Elbmündung nahe; es läßt sich daher von der Grenze der Dithmarschen
an bequem mit der Seeküste zusammennehmen, welche nördlich von der
unteru Elbe und Havel liegt. Dies sind die Länder, die westlich vom Aus-
fluß der Trave Holstein, nud östlich Mecklenburg heißen. Unter den
Küstenflüssen merken wir: die Trave, nur 16 Meilen lang; sie entwindet
sich dem Plöner und andern holsteinischen Seen. Von der Stecke-
nitz, einem Zufluß der Trave, wurde schon 1398 ein Kanal nach Lauen-
bürg a; d. Elbe gegraben. Die Warnow, aus einer Menge kleiner
Seen ihr Wasser ziehend, 21 Meilen lang, wird unterhalb Rostock zur
breiten langen Seebucht, die schwere Schiffe trägt. Man zählt der Seen
in Holstein über 50, in Mecklenburg über 200, und die Gebiete der Havel,
der untern Oder, und fernere Küstenländer der Ostsee sind ebenfalls in
Ueberstnß mit solchen stehenden Gewässern begabt, was deutlich anzeigt,
daß hier überall in gewisser Entfernung von der Küste ein fast horizon-
taler Landstrich hinzieht, der diefen Seengürtel bildet. Der Strand an der
Ostsee ist nicht so niedrig, wie an der Nordsee, und um so weniger den
Verwüstungen des Meeres ausgesetzt, da in der Ostsee keine Ebbe und Flut
wechselt. — Unter den Landseen sind zu merken: Nw. der Travemündnng:
der Eutiner, Plöner und Westensee; S. der Ratzeburger und
So. der Schweriner See. Der Müritz kann zum obern Havelland ge-
rechnet werden und viele andere Seen Mecklenburgs, wie der Tollensee
und die von Malchin und Kummerow, gehören durch den Peenefluß
zum Gebiete der unteren Oder.
Der Besatz von Seen und Weihern, die häufig durch Ausflüsse schmaler Wasser-
ärmcheu und Bäche an einander hängen, ist da, wo Havel, Peene nud Tollensee ihre
Namen bekommen, so groß, daß man nur mit Mühe die Wasserscheide zwischen den
Flüssen auffindet. — Von Bergen kann hier keine Rede fein; doch hat der Boden seine
Eiuseukungen und Erhöhuugen; jene mit Wassern ausgefüllt oder mit Wiestugras und
fruchtbaren Aeckern prangend und nur hie und da bruchig oder morastig; höhere Striche
dagegen oft sandig als Geest oder Haide. Schöne Laubwälder machen den Anblick des
Landes angenehm und überlagern oft Hügeln, die den Umwohnern für Berge gelten.
Die höchsten Hügel: der Helpterberg bei Woldegk, der Rnhnerberg und die
Hohe Burg sind oben S. 92 schon angeführt; ihnen nahe kommt manche Höhe in
Holstein. Die Luft ist an der Küste und zwischen den Seen feucht, was den Gras-
wuchs befördert; darum große Rindvieh- und Pferdezucht. Holsteiuer Butter und
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132
Mittel-Europa.
Seehandel mit 200 Schiffen. Die Oder fließt in vier Armen vorüber. Der Haupthafen,
wo auch die Dampfboote abfahren, ist Sw ine münde auf der Insel Usedom. Auf
dem Paradeplatze Stettins haben die Pommern durch den Künstler Schadow des großen
Friedrich Bildsäule aus Marmor errichten lassen mit der Inschrift: Friderico Pome-
rania. — Westl, von der Odermünduug: Greifswalde nördl. der Peene, mit einer
Universität und der landwirthschaftl. Akademie Eldena; Todesort des Dichters Kose-
garten. E. M. Arndt war hier eine Zeit laug Professor. — Stralsund mit 27500 E.,
fest? Hafenstadt am Gellen; das Dampfboot fährt von hier nach Madt in Schweden
in 8 Stunden. Geraume Zeit besaß Schweden diese deutsche Stadt, bis sie in neuester
Zeit preußisch geworden. — Oestl. der Odermündung: Kolberg, feste Hafenstadt an
der Mündung der Persaute. Bei der Verteidigung gegen die Franzosen im Jahre
1807 zeichnete sich der Bürger Nettelbeck aus. Der Odeudichter Ramler war auch aus
Kolberg. Köslin ist Hauptort in Hinterpommern. Oestl. von Köslin, von dem
Flüßchen Wipper, das bei Rügenwalde mündet, begrenzt und durchflössen, liegt südl.
von Schlawe, des deutschen Reichskanzlers Bismarck vielgenannte Besitzung Varzin.
§. 5. Das Gebiet der Wartha.
Flachland, wo angebaute Strecken mit Haiden und großen Wäldern
wechseln. Längs der Netze ist viel Morast. Das Gebiet der Wartha
wird großentheils von Polen bewohnt; nur die letzten Meilen, bevor
der Fluß bei Küstrin in die Oder mündet, fließt er durch eigentlich
deutsches Land.
Die Grenze zwischen deutscher und polnischer Sprache läßt sich etwa
so ziehen: Von Oderberg über Leobschütz bis Schürgast (unterhalb Oppeln), daun
am rechten Odernser über Namslau und östl. von Ods vorbei an die Bartsch; ferner
über Lissa bis einige Mln. östl. von Züllichau; dann gerade nordwärts zur Wartha
etwa bis in die Mitte der Entfernung Poseus von Küstrin. Von da nordöstl. zur
Netze bei Czarnikau und links dieses Flusses aufwärts zur Weichsel oberhalb Thorn. Von
hier läuft die Sprachgrenze weit nach Osten; denn die Gegenden der unteren Weichsel
und die östl. davou gelegene Küste des baltischen Meeres sind gleichfalls vor 5 Jahr-
hunderten von Deutschen erobert und umgedeutscht worden, sowie sich auch außerhalb
der angegebenen Linie viele deutsche Sprachinseln befinden.
Orte: Czenstochau in hügeliger Gegend am Fnße des Klarenbergs, auf
welchem ein ehemals befestigtes Kloster, ein berühmter Wallfahrtsort. Kalifch an der
Prosna, Nebenflnß der Wartha, wird schon in ältester Geschichte Deutschlands erwähnt. —
Posen mit 57,U00 E. an der Wartha, Festung und Hauptort des polnischen Land-
strichs, der zum preußischen Reiche gehört; in der Stadt wohnen aber mehr Deutsche
als Polen. Guesen war vor alters einmal Hauptort von Großpolen; größere
Städte sind Bromberg mit 28,600 E., und Landsberg an der Wartha.
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Extrahierte Personennamen: Künstler_Schadow Friedrich_Bildsäule Friedrich Nettelbeck Ramler Reichskanzlers_Bismarck Bartsch
134
Mittel-Europa.
in die Ostsee, Nogat und Altweichsel bilden aber zuvor einen langen See^
Frisches Haff genannt, der durch eine schmale sandige Landzunge oder
Nehrung beinah ganz vom Meere getrennt ist. In dieses Haff ergießen sich:
das Flüßcheu Passarge und der größere Küstenfluß Pregel, der aus
dem Spirding-See seinen Ursprung nimmt. Länge des Weichselstroms 133,
gerader Abstand der Quelle von Weichselmünde 72 Mln.
Die Karpathen sind grade im obersten Weichselgebiet sehr hoch, mehrere Gipfel
über 2500 m., die Spitze von Gerlsdorf 2720 m. (8374'), die von Lomnitz 2705 m.
(8328'). Unter der 260g m. hohen Vysokyspitze entspringt aus einem See der Poprad,
Nebenfluß der Donajec, die zur Weichsel hinfließt. Die Waldungen daselbst sind von
gewaltiger Ausdehnung, großenteils Nadelholz. An Metallen, Salz und andern
Mineralien Ueberslnß. Nur kommt der Reichthum des Gebirgs mehr den Gebieten
der Waag und Theiß (also den ungarischen Ländern) zu gnt, weil die Karpathen den
längsten Abfall mit Aesten und Vorbergen nach Süd haben. Auf der Nordseite ist
der Abfall kurz und das hüglige Vorland wenig ausgedehnt. Gar bald, wo Weichsel
und San sich vereinigen, beginnt die Ebene, die sich links übers Warthagebiet grav
aus und rechts durch Polen, Preußen, Littauen und Rußland erstreckt. In dieser
Ebene wechselt leichtes, oft gutes Ackerland mit dürrem Sandfeld und sehr großen
Wäldern. Der beste Weizenacker findet sich an der Grenze von Altlittauen. — An
den Flußufern sind weniger Wiesen als bruchige Strecken, so wie im Wartha- und
Netzegebiet. Jedoch ist kein Moor der Weichselgegenden mit den ungeheuren Morästen
und Sümpfen zu vergleichen, die weiter im Ost das Gebiet des Pripet überlagern. Die
Abdachung zur Ostsee ist aar unmerklich. Und weil unfern dem Küstenlande Hügel-
reihen hervortreien, so haben sich, wie in Mecklenburg und Pommern, Landseen ge-
sammelt, die im untern Weichselgebiet kaum zu zählen sind. Neberhaupt sind die Ost-
seeküsten mit einer Verbrämung aus Landseen besetzt. Im No. Petersburgs und in
Finnland ist bei der Unzahl der Landseen fast mehr Wasser als Erde. Den Seegürtel
aber erblickt mau grade da, wo Küstenflüffe ihren Anfang nehmen und kleines Gehügel
Züge von Landhöhen bildet.
§. 3. Der große polnische Theil.
Das Stromgebiet läßt sich am besten nach der Sprachgrenze ab-
theilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab bis nahe
der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küstenstrich von Deutschen
bewohnt.
Ortschaften im polnischen Theil: Wir beginnen im Süden mit Wie-
l i c z k a und B o ch n i a am Fuß der Karpathen, beide merkwürdig durch die Stein-Salzberg-
werke, die einer umfangreichen unterirdischen Stadt gleich eine Fläche von 94 Hektaren
bedecken und jährlich über 1 Mill. Centner Ausbeute gewähren. Sie find in 3 Gruben-
felder, deren jedes aus mehreren (3—5) übereinanderliegenden Stockwerken besteht, ein»
getheilt und haben 7 Tagsörderungs-, 2 Fahr-, 13 in Betrieb stehende Schachte und
einen Wasserhebungsschacht. Tief unten befinden sich l6 Teiche. Kürzlich drohten ein-
brechende Wassermassen einen Theil des Bergwerks zu vernichten. Zum Einfahren er-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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138
Mittel-Europa.
einer Fruchtbarkeit, womit die ergibigsten Aecker Polens sich nicht messen können, z. B»
die Werder von Danzig und Marienburg und die Felder von Stargard und Elbing.
Einzelne Landschaften Littauens haben guten Weizenbau, üppige Wiesen, viele Rinder,
Merinos und schöne Pferde; auch die Niederung an der Memel zwischen Tilsit und
dem kurischen Haff ist wegen ihrer Viehzucht berühmt. Es wird viel Getreide, Flachs,
Hanf und Hopfen gebant, obwohl in den minder ergibigen Landstrichen der Landbau
noch lange nicht zur Vollkommenheit gediehen ist. Die genannten Werder werden von
den Weichselarmen umfaßt oder bespült; da aber der Wasserspiegel an vielen Stellen
höher ist, als die niedrigen Marschen, so sind kostspielige Dämme und Deiche uöthig,
um sie zu schützen, Innerhalb derselben zeugen die vollen Viehställe und die Gehöfte
der Landleute, die aus deu fetten Weizenäckern und üppigen Wiesen hervorragen, von
großer Wohlhabenheit. Auf dem Wege von Elbing nach Königsberg kommt der Rei--
sende ins sogenannte Hochland, wo es hügelig und waldreich ist, und da sandiger
Boden mit der besseren Lehmerde wechselt, so trifft er wohl ärmere Bewohner, sie sind
aber thätiger als in der fetten feuchten Niederung, haben ein heiteres Gesicht und festen
gesunden Körperban. — Ein eigentümliches Produkt Preußens ist der Bernstein, der,
freilich seltener, anch an der pommerschen Küste, sowie an der von Sibirien und Kamt-
schatka,^) gefunden wird. Dies Mineral, bei den Griechen seines goldgelben Glanzes
wegen Elektron oder Sonnenschein, bei den alten Deutschen Glas genannt, weil es
durchsichtig ist, erhielt später den Namen Bernstein (brennender Stein), weil es am
Feuer schmilzt und aufflammt. Es ist leicht zu drechselu und zu kleiner angenehmer
Waare zu verarbeiten und wurde, wie unter uns, so schon im hohen Alterthum, von
Asiaten und südlichen Europäern geschätzt. Unstreitig ist der Bernstein ursprünglich ein
Harz vorweltlicher Koniferen; denn häufig fiudet man Stücke, worin Ameisen, Fliegen,
Würmcheu, Sandkörner, Moos und Wassertropfen eingeschlossen sind. Er muß leicht-
flüssig gewesen sein, eh er die Insekten überzog und in den durchsichtigen Kerker ein-
sperrte, wo sie, von keiner Luft berührt, sich unversehrt erhalten haben. Znweilen
hängt der Bernstein noch an Baumrinden und kleinen Aestchen. Man vermnthet da-
her, daß vor undenklicher Zeit ein anderes Klima in Preußen herrschte, auch daß der
Boden der Ostsee einmal Land gewesen sei, das sich allmählich aus unbekannten Ur-
sachm ins Meer senkte. Der Bernstein wird entweder aus der Erde gegraben, oder
durch Baggerei (zum Theil mit Anwendung der Dampfkraft) gewonnen, oder bei hef-
tigen Nw.-Stürmen von der Ostsee an die Küste geworfen. Besonders häufig wird
der Bernstein an der famländischen Küste gefunden, von Pillau bis hinter Palmnicken.
Die Baggerei Schwarzort bei Memel lieferte 1866 73000 Pfund Bernstein. Der beste
ist weißlich gelb, von 6 Loth Schwere und drüber. Das größte Stück wird zu Berlin
gezeigt; es wiegt 13*/ü Pfund, und ist mitten im Lande nnweit Gumbiunen ausge-
graben worden.
2) Der Hanptunterfchied zwischen Preußen und Polen ist aber der des Volkes,
denn Preußen wetteifert mit dem übrigen Deutschland an Bildung. Seine Städte
sind gewerbsam, seine Schnlen im Steigen, und mehrere Männer sind dort erwachsen,
die unter den größten nnsers deutschen Vaterlandes hervorleuchten; besonders folgende:
*) Neuestens auch zu Graffy Gully in der Nähe von Bokewood in Australien.
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Bernstein Graffy_Gully
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-Europa Polens Danzig Marienburg Stargard Elbing Tilsit Elbing Königsberg Bernstein Sibirien Pillau Palmnicken Berlin Polen Deutschland Australien
140
Mittel-Europa.
merkwürdig durch große Schlachten gegen Napoleon, die erster? am 7. und 8. Februar
und die letztere am 14. Juni 1807. — Königsberg in der Luftlinie 71 Mln. von
Berlin, Festung und Hauptort in Altpreußeu mit 112000 E., Universität und starkem
Handel zur See. Die Stadt, die in der preußisch-deutschen Geschichte eine hervor-
ragende Bedeutung hat nud in deren einem Theile noch enge Gassen mit vielstöckigen
Giebelhäusern an die hanseatische Zeit erinnern, liegt auf hüglichtem Boden am Pregel,
der im frischen Aasf mit den Wassern der Nogat, Alt-Weichsel und Passarge sich mischend,
bei Pill au, dem eigentlichen Hafen Königsbergs, in die Ostsee mündet. Im Dome
liegt n. a. Kant begraben; auch eine Statue ist ihm errichtet. Die Landschaft Sam-
land hat manche Haidestrecken, aber auch schöne Laubwälder z. B. bei dem reizenden
Seebade Warniken. — Gnmbinnen ist Hauptort im Littaner Lande, wo das heitere
Volk reich ist an Dainos (alten Liedern) und eigne Tracht und Sitten bewahrt- Dort
ist auch vorzügliche Pferdezucht, besonders in dem k. Landgestüte zu Trakehueu. dem
besteingerichteten von Europa.
Weil sich Preußen bis zur Mündung des Riemen (oder Memel) erstreckt, so merken
wir noch Folgendes, das freilich nicht znm Weichselgebiete gehört: Tilsit am Riemen
mit 21,000 E. bekannt durch den Frieden, der 1807 nach der Schlacht bei Fnedland
den Krieg Preußeus und Rußlands gegen Frankreich beendete. Eine Stunde unterhalb
der Stadt beginnt die 4 Meilen lange Tilsiter Niederung, ein Marschland zwischen den
Memelarmen Gilge und Ruß bis aus kurische Haff. Noch vor 100 Jahren war es
lauter Moor oder Bruch. Ter Fleiß rüstiger Ansiedler hat im Streit mit überschwem-
Menden Wassern den Sumpfschlamm iu die fettesten Wiesen und Gemüsefelder nmge-
schaffen. So bezwang hier wie an vielen Orten der Mensch die Natur. Noch an
mancher Stelle Deutschlands ist sowohl der Boden zu verbessern als neues Gewerbe
einzuführen; es braucht nur Kopf, redlichen Willen und Fleiß. — Memel mit
22,400 E. an der Oeffnung des kurischen Haffs in die Ostsee, nördlichste Stadt Preu-
ßeus, in öder Sandebene; ihr Seehandel (94 Segler und 8 Dampfer) ist im Zuueh-
men begriffen. Nicht weit davon ist die Grenze des russischen Staates, der sich von
Osteu her seit 140 Jahren dem baltischen Meere genähert und seine Herrschaft an der
Küste ausgebreitet hat. Auch dort ist noch viel Deutsches in Sprache und Lebensart
auf den Landsitzen der reichen Edelleute nud in den Städten; denn im 12. Jahrhnn-
dert gründeten Bremer Kanfleute an der Mündung der Düna eine Niederlassung,
woraus die Stadt Riga entstand. Bald verbreiteten deutsche Ordensritter unter den
Letten, Kuren und anderen Nachbarvölkern, die großeutheils gleich den heiduischm
Preußen zum littauischeu Stamm gehörten, das Christeuthum und ihre Adelsherrschaft.
Der zu Marienburg wohnende Hochmeister bestellte zur Regierung der Länder einen
eigenen Heermeister. Dies währte nur bis ins 16. Jahrhundert, wo die Länder, noch
ehe das Landvolk gäuzlich nmgedeutscht war. nnter die Herrschaft des Polenkönigs kamen.
Ein Theil ward nochmals von den Schweden in Besitz genommen; alles aber gerieth
zuletzt in die Hände der erobernden Russen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Berlin Altpreußeu Alt-Weichsel Königsbergs Ostsee Europa Frankreich Menden Deutschlands Ostsee Riga Christeuthum Marienburg Schweden
372
Veränderungen an der Erdoberfläche.
wandelte und 1225 zur Zuydersee anwuchs. Stets noch wird Holland mit Ueber-
flutungen und Vernichtungen bedroht, wenn es nicht durch kostspielige Dämme und
Deiche sich schützt. Die Insel Helgoland, ehemals größer, wird dielleicht in ein
paar Jahrhunderten verschwunden sein. Gleich den Dörfern auf der Stelle des jetzigen
Dollart und der Zuyder-See siud manche Küstenstädte uutergegaugen, z. B. Mavali-
puram südlich von Madras in Indien, Jnlin am Ausflüsse der Oder. Dagegen setzt
das Meer auch Land an. Ravenna z. 23., zur Römerzeit dicht am Meere, liegt jetzt
l1/2 Stunden davon entfernt, und südlich von Bordeaux (les landes) hat sich auf einer
ziemlichen Strecke die Küste erweitert.
2) Auch tief im Boden ist Bewegung und sind Kräfte in Thätigkeit, die zur
Aeuderung der Erdoberfläche, und zwar auf gewalttätigere Weise als die geschilderten,
beitragen: Erdbeben und vulkauische Ausbrüche sind ihre Wirkungen. — Was
die Erdbeben betrifft, so kommen sie an gewissen Orten seltener vor als au andern,
im ganzen aber so häufig, daß man dreist behaupten darf, kein Tag gehe vorüber, wo
nicht irgendwo, in einem oder dem andern Lande eins verspürt würde, und kein Jahr, wo
nicht irgendwo ein gewaltiges von Zerstörungen begleitet wäre. Die Ttadt Scheumcha
am Südostfuß des Kaukasus ist seit dem 11. Juni 1859 3mal fast vollständig zerstört
worden, Erzerum in Armeuien war in diesem Jahrhundert 2 mal der völligen Ver-
nichtung nahe, Haleb (Aleppo) nebst andern großen Orten Syriens desgleichen;
Caracas in Südamerika stürzte 1812 zusammen, indem die ganze Provinz Venezuela
heftig erzitterte. Im Jahr 1746 hatte die peruanische Stadt Lima sammt ihrem
Hafenort Callao das gleiche Schicksal, die aufgestoßene Meerflut verschlang den letzteren
Ort. Auch in Deutschland, von dem man sonst sagen konnte, daß ihm Erderschütte-
rnngen so fremd seien, daß ganze Geschlechter dahingingen, ohne von Erdbeben anders
zu wissen als durch Berichte, haben, uameutlich in der hessischen Provinz Starkeuburg,
seit Anfang des Jahres 18g9 häufig Erdstöße, oft mit mehr oder minder bedeutenden
bleibenden Wirkungen (Emportreibungen des Bodens, Entstehen oder Versiegen
von Quellen :e.), stattgesnudeu. Eö versteht sich, daß solchen Erdstößen
das zerbrechliche Menschenwerk, Bauten aller Art, eher unterliegt, als die Hügel und
Berge, auf denen es errichtet war; heftige Stoße aber können anch Berge zerreißen,
Thäler verschütten und den Anblick der Gegend verändern. Bei dem Erdbeben, das
im Jahre 1797 ganz Peru erschütterte, mehrere Städte, darunter Quito, zerstörte,
warfen einige stark schwankende Berge ihre Gipfel ab. Bei dem Erdbeben von Lissabon
i. I. 1755, dessen Verbreituugsbezirk sich über mehr denn 600000 Q.-M. erstreckte,
folgten die Stöße so rasch auf einander, daß ein großer Theil der Einwohner sich nicht
zu retten vermochte, in Zeit von 6 Miuuten lag die Stadt in Trümmern; das Meer
gerieth in uugeheure Bewegung, man sah auf Augenblicke eiue trockue Furt im Tajo,
dessen Wasser rückwärts geschlendert ward. Ganz Portugal erbebte, so daß Berge aus-
einander barsten, mächtige Felsstücke herabfuhreu, hin und wieder sich der Boden
öffnete, und Wasser in Massen zu Tage quoll. In der Nachbarschaft Portugals ward
die Erschütterung ebenfalls verspürt, wenn auch mit weniger furchtbaren Wirkungen,
in Madrid, in Gibraltar, in Marokko; an vielen Stellen des westlichen Europas hat
man die Wirkungen gesehen, besonders an Quellen, die momentan aufhörten oder an
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Extrahierte Personennamen: Scheumcha Callao
Extrahierte Ortsnamen: Holland Helgoland Madras Indien Ravenna Kaukasus Armeuien Aleppo Syriens Caracas Südamerika Lima Deutschland Provinz_Starkeuburg Peru Quito Lissabon Portugal Portugals Madrid Gibraltar Marokko Europas
Afrika —
das Land.
551
Wir nannten vorhin die Kala Hari-Wüste eine Sahara des
Südens. Ebenso stellen sich diese zuletzt erwähnten Stromgebiete
den reichbewässerten Ländern Sudans gegenüber, nur daß sie höher
liegen. — Um sich nun in ihrem Netze zurecht zu finden und einen weitern
Anhaltspunkt zu behalten, merke man sich auf der Karte das 1600—2000 m.
hohe Mossamba-Gebirg; von den Quellen des Congo, die es umschließt,
zieht es ziemlich weit an der rechten Seite dieses Flusses hin. Von dem-
jenigen Theile der Mossamba-Berge, wo der Congo entsteht, strecken sich
die üppigen Urwälder der großen Olowiheuda-Wildnis östlich des
Quanzagebiets durch 3 Breitengrade hin gen Süden. Sie sind es, die
zahlreiche Bäche und Flüsse erzeugen und sowohl zum Kassabi, als ins
Zambesi-Gebiet absenden. Die Gewässer eilen aber nicht rasch nach O.;
die sanste Neigung der ausgedehnten Hochebene erlaubt, daß sie in ihrem
ungeheuren Parke sich behaglich hiuwinden und zur Regenzeit befruchtend
über ihre Ufer austreten können. Der Dilolo-See liegt in so wage-
rechtem Lande, daß er mit dem Liba und dem Kassabi, deren jeder etwa
10 Meilen von ihm entfernt ist, in Verbindung steht — eine Bifurkation,
wie in Südamerika, wo der Cassiquiare die Gleichhöhe zwischen dem Ori-
noko und dem Rio Negro durchläuft. Livingstone, der bloß vom Dilolo-
See bis zum Congo, auf einer Reise von 75 Meilen 30 Flüsse passirte
und in dem fiebererzeugenden Klima bis zum Skelett abzehrte, weiß doch
den Werth dieser Länder zu schätzen. Betrachtet man in Petermanns
Mittheilungen die Karten zu Liviugstoues u. a. Reisenden Fahrten, so
findet man nicht allein, wie weit diese beharrlichen Männer das Land be-
reist, sondern auch, wie weit sie von den Eingebornen — auch hierin
dem nordafrikanischen großen Forscher H. Barth gleich — Erkundigungen
über die rechts und links von ihrem Wege bis auf beträchtliche Entfernung
abliegenden Flußläufe, Beschaffenheit und Produktion des Bodens, Bevöl-
kernng, Städte u. s. w. eingezogen haben.
Noch ist ein bedeutender Strom der Westküste zu erwähnen, der allerdings
erst in seinem Unterlaufe und da erst in neuester Zeit näher erforscht worden
ist — der Ogowai. Zwei Hauptarme desselben münden in die Naza-
rethbai bei C. Lopez (zwischen0und 1°S. Br.), ein dritter, der Npu-
lunie, mit dem Wasser des Fernand Baz vereinigt, unter fast I7a°
S. Br. ins Meer. Der Ogowai entsteht aus 2 Quellflüssen; der linke,
Nguuie oder Ouang o, kommt vom S. und fließt in nordnordwestlichem
Laufe, beim Durchbruch durchs Jscho go-Gebirge (1°S.br.) die Eugenia-
Fälle bildend, dem andern Quellfluß, dem Okanda in ähnlicher Weise
entgegen, wie in Calisornien der Joaquin dem Sacramento; der Okanda
kommt aus noch unbekannten Gegenden von No. und wurde bis jetzt am
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Amerika —
das Land.
995
Gewässer.
In Amerika herrscht die Tieflandsbildung vor; eine Folge davon ist
der große Wasserreichthum seiner Ströme. Da seine Hochgebirge nicht in
der Mitte, sondern an der Westseite liegen, so haben die Flüsse einen ge-
waltigen Raum zu durchlaufen, zwei davon, der Missouri und der
Marannon, gehören zu den größten der Erde (S. S. 348). Zum großen
Ocean fließen nur im Norden einige größere Ströme, in Süden nichts als
kurze Küstenflüsse, fast alle bedeutenden Wasser sind demnach auf der Ost-
seite und weisen den Erdtheil mit seinem Verkehr wesentlich auf das at-
lantische Meer hin.
1) Südamerika. Ins caraibische Meer: der Ma gdale neu ström (mit dem
durch ein tief eingeschnittenes Thal dahinfließenden C ä lt c a) durchströmt die Hoch-
ebene von Bogota. — Ins atlantische Meer: Der Orinoco, dessen 336
Meilen langer Lauf einer Spirallinie gleicht, kommt aus der Sierra
Parime (Juzaguaca-Gebirg) im Westen von Guayana; sein oberster Lauf ist
noch unbekannt, doch ist sicher, daß er das Gebirg Venezuelas umfließt; die fast
wagrechten Flächen zur Seite seines Mittellaufs sind Ursache, daß er unterhalb der
Missionsstation Esmeralda (bis wohin Humboldt vordrang) einen linken Arm unter
dem Namen Casiqniare zum Rio Negro, einem Nebenfluß des Marannon, schicken
kann, während der rechte Arm als Orinoco nordwestwärts, später nördlich und oft-
nordöstlich weiter fließt. Bis zu Angostura, 60 Mlu. oberhalb der Mündung, reicht
infolge seines Wasserreichthums die Seeschiffahrt. — Der Amazonenstrom (Amasso-
nas, d. h. Boot-Zerstörer) wurde >544 zuerst vou W. nach O. von dem Spanier
Orellana befahren; er hat unter allen Strömen der Erde das größte Stromgebiet
(f. S. 348) und ist mit seinen Windungen 763 Mlu. laug. Er entspringt in einer
Gletschergegend der peruanischen Andes, etwa lo1/» 0 S. Br., fließt zuerst rauscheud
und mit mehreren Wasserfällen unter dem Namen Marannon in einemlängenthale
nordwärts hinab, und biegt dann nach Osten um, wo er in der Ebene rechtsher den
Huallaya und Uca y ali, links den Na Po aufnimmt. Im weiteren Laufe, wo er
auch den Namen Solimoes führt, treten der Japnra und der durch den Parima
(ans der Nähe der Orinocoquelleu) verstärkte Rio Negro vou Norden her zu ihm,
von Süden aber der aus dem Beni und Mamorö (beide aus Bolivia) bestehende
430 M. lange Madeira (Holzfluß) und der Tapajos. Mit seiner golfartigm
Mündung hängt durch einen Seitenarm, die große Insel In an es (oder Marajo) bil-
dend, der Ausfluß des 300 M. laugen brasilischen Tocantines zusammen, der mit
dem Aragnaya gerade vom Süden herkommt und in die Bai von Pars, strömt.
Der Amassonas ist in der zweiten Hälfte seines Laufs über 30, znletzt bis 60 m. tief,
und mündet mit solcher Gewalt, daß seine Strömung noch 20 M. weit im Meere zu ver-
spüren ist, sowie umgekehrt die oceanischen Gezeite sich noch 120 Mlu. oberhalb der Mün-
dung sbis zur Enge von Obidos) bemerklich machen. Bis an die peruanische Grenze
hin (T ab atinca) wird er nun mit Dampfschiffen befahren. — Zwischen dem Orinoco
und Marannon ist noch der 109 Mln. lange Essequibo zu erwähnen. — Ferner
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Extrahierte Personennamen: Rio_Negro
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Südamerika Bogota Sierra
Parime_(Juzaguaca-Gebirg Guayana Esmeralda Huallaya Japnra Bolivia Marajo Marannon