Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Altertums - S. 310

1889 - Wiesbaden : Kunze
310 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. stimmung im Glauben und in der Lehre zu verwirklichen. Darum wurden abweichende Meinungen und Auffassungen in der Lehre, welche durch Hereinziehung jüdischer, griechischer und orientalischer Religionsanschauungen entstanden, bekämpft und die erste Kirchenlehre verteidigt, zu welchem Zwecke das sogenannte apostolische Glaubensbekenntnis aufgestellt wurde. Auch fehlte es nicht an erleuchteten Männern, welche teils durch erbauende Schriften die Gemeinden im Glauben befestigten, teils durch Verteidigungsschriften die Angriffe der Juden, Heiden und Irrgläubigen abwehrten, teils auch die Kirchenlehre wissenschaftlich darstellten. Als Kaiser Konstantin offen zum Christentum übertrat und dasselbe zur Staatsreligion erhob, konnte sich diese endlich, aller hemmenden Schranken entledigt, frei und unabhängig entwickeln, verlor aber mit Erweiterung ihres äußeren Umfangs auch an innerer Reinheit, indem jetzt viele aus rein weltlichen Beweggründen zum Christentum übertraten. Eine große Spaltung in der christlichen Kirche trat ein, als der Presbyter Arius zu Alexandrien die Lehre aufstellte, daß Christus nicht gleichen, sondern nur ähnlichen Wesens mit dem Vater sei. Zur Beilegung des Streites berief Konstantin im Jahr 325 die schon oben erwähnte allgemeine Kirchenversammlung nach Nicäa, auf welcher die Lehre des Arius verworfen wurde. Doch wurde sie von den germanischen Goten, Vandalen und Langobarden noch Jahrhunderte lang festgehalten, die deshalb als Ketzer verfolgt wurden. Unter Theodosius dem Großen erlosch das Heidentum fast völlig; der alte Götzendienst wurde verboten, und die meisten Heiden bekehrten sich. Die Reste der Heiden zogen sich auf die Dörfer zurück, wo sie sich noch länger hielten. Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß der Name für Heidentum in einigen Sprachen gleichbedeutend ist mit dem für Dorfesart (Paganismus, payen). Kirchenväter. Die vorzüglichsten der christlichen Kirchenlehrer werden durch den Namen Kirchenväter geehrt. Zu ihnen gehören: die beiden alexandrinischen Geistlichen Clemens (f 217) und Ori-genes (f 254), ferner Bischof Eusebius von Cäsarea (f 430), der Schöpfer der christlichen Geschichtschreibung, sowie der beredte Bischof Chrysostomus von Konstantinopel (-s- 407); Basilius der Große (t 379); Gregorius von Nazianz (f 399), der ein Drama schrieb, das den leidenden Christus darstellt und das Muster der christlichen Kirchen- und Schulschauspiele des Mittelalters geworden ist. Unter den lateinischen Kirchenvätern zeichneten sich vor allen aus: Hieronymus (331—420), dessen lateinische Übersetzung der Bibel

2. Geschichte des Altertums - S. 311

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 61, 1. Charakter, Leben und Sitten der Römer. 311 aus dem hebräischen und griechischen Urtexte unter dem Namen Vulgata kirchliche Geltung erlangte; der Bischof Ambrosius (333—397) von Mailand, der den allgemeinen Kirchengesang im Abendlande einführte und selbst Kirchenlieder verfaßte. Am meisten Einfluß übte der geist- und kraftvolle Bischof Augustinus (353—430) zu Hippo (jetzt Bona) in Afrika (§. 62, 4) durch seine Lehre vom natürlichen Verderben des Menschen und von der freien Gnade Gottes in Christo. §. 61. Die Kultur ifer Hörnet. 1. Charakter, Leben und Sitten der Römer. Das römische Volk schätzte männliche Tüchtigkeit im Kampfe und im Staatsleben als die höchsten Tugenden, wonach Jüngling und Mann ringen mußten. Daran reihten sich Vaterlandsliebe, treue Pflichterfüllungen gegen Götter und Menschen, Gerechtigkeit, Gewissenhaftigkeit und Mäßigung, Festigkeit des Willens und Zähigkeit in allen Unternehmungen. Diese Tugenden machten es zu dem größten Herrschervolk und halfen ihm ein Weltreich gründen, in welchem Kriegswesen, Staatsverwaltung und Rechtspflege eine musterhafte Ausbildung erfuhren. Die Religion (§. 31, 2) war anfänglich eine nüchterne, aber streng geübte Naturreligion und stand unter der Leitung des Staates, der sie seinen Zwecken dienstbar machte. Erst durch die Verbindung mit dem griechischen und orientalischen Religionswesen wurde der Götterdienst mannigfaltiger, aber auch äußerlicher. Die Jugenderziehung. Schon von frühester Kindheit an suchte man die Jugend an strengen Gehorsam und die hochgehaltenen Tugenden zu gewöhnen. Der Familienvater gebot unumschränkt über alle Glieder der Familie und hatte Recht über Leben und Tod seiner Angehörigen. Er durfte seine Kinder aussetzen, verkaufen oder aus seiner Macht entlassen, die Ehe feiner Tochter lösen und konnte darüber nicht zur Rechenschaft gezogen werden. In den ersten Jahren beaufsichtigte eine Sklavin die Kinder; den Unterricht erteilte später entweder der Vater oder der Lehrer einer Privatschule, welcher die Jugend im Lesen, Schreiben, Rechnen und Deklamieren übte. Die Knaben mußten Sittensprüche, Gedichte und die zwölf Gesetztafeln auswendig lernen, die Thaten wackerer Männer verherrlichen und an großen Vorbildern sich stärken. Bescheidenheit, Mäßigkeit und weise Benutzung der Zeit wurde ihnen frühzeitig eingeprägt. Lebensweise. So einfach und streng die Erziehung bei den alten Römern war, ebenso wird uns auch ihre Lebensweise geschildert.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 40

1888 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode des Mittelalters. der Übergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher wurde Odoaker einer Verschwörung beschuldigt und bei einem Mahle getötet. Theodorich eroberte ganz Italien und erhob Verona und Ravenna zu seinen Residenzen. Auch Sizilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er seinem Zepter. Er behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches mild und gerecht und hielt römische Sitten und Gebräuche möglichst bei. Seinen Goten (gegen 200 000 streitbare Männer) gab er das Drittel der Ländereien, welche Odoakers Leute in Besitz hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des römischen Staates bestehen, sodaß die Römer stets nach römischem Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig. Die Goten dagegen behielten ihre eigenen Einrichtungen. Ihnen wies er den Wehrstand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den Römern. Darum mußten die Goten unablässig in den Waffen sich üben, und ihre Kinder durften feine römischen Schulen besuchen, weil nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furcht die feindlichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Rute des Lehrers gezittert hätten. Sowie er fein Volk zu tüchtigen Kriegern heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft. Aber die Römer fügten sich nur mit Unwillen der Gotenherrschaft, und die religiösen Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken dauerten fort. Die verschiedenen Religionsparteien verfolgten sich aller Orten, doch der arianisch gesinnte Theodorich war weit davon entfernt, die Katholiken seines Landes irgendwie zu kränken oder zur Änderung ihrer Ansichten zu zwingen. Trotzdem erntete er nur Undank. Da nämlich im griechischen Reiche unter der Regierung des Kaisers Justin die Arianer grausam verfolgt wurden, so erachtete es Theodorich für feine Pflicht,-, feinen bedrängten Glaubensbrüdern beizustehen, und bat durch den Bifchof Johannes den Kaiser Justin, er möge die den Arianern im griechischen Reiche entrissenen Kirchen zurückgeben. Justin empfing den römischen Bifchof mit großen Ehren, lehnte aber dessen Vermittelung ab. Dadurch wurde Theodorich so argwöhnisch, daß er nicht nur den heimkehrenden Bischof einkerkern ließ, sondern auch in feiner Umgebung eine Verschwörung ahnte. Der römische Senator Albinus wurde angeklagt, er stehe mit Kaiser Justin in verräterischem Brieswechsel, und Theodorich mißtraute jetzt der ganzen römischen Adelspartei. Boethius, der reichste und gebildetste Senator,

4. Geschichte der Neuzeit - S. 12

1887 - Wiesbaden : Kunze
12 Erste Periode der Neuzeit. Fulda zur Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fortsetzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studierte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximilians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe beraubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz-und Querzügen, aus denen er oft am Notwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Peutinger in Augsburg mit dem Dichterlorber bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtemberg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte Hutten diese schändliche That. Auch gegen das Mönchtum eiferte seine Feder. Schonungslos schwang er die Geißel der Satire gegen die Unwissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," ries er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbenen gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Konstantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gesunden, daß jene Schenkung Konstantins an den Papst Sylvester, aus welcher die ganze weltliche Macht des Papsttums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Mut, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichtsdestoweniger berief ihn der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hos und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg 1518, wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, beteiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschaftsbund schloß. Von dessen Schloß Ebernburg an der Nahe, der „Herberge der Gerechtigkeit", aus schleuderte er, als er sich gegen die Angriffe und Ränke der römischen Geistlichkeit nicht mehr sicher wußte, seine Gedankenblitze in die Welt und forderte die Fürsten zu einem Vernichlungs-

5. Geschichte der Neuzeit - S. 14

1887 - Wiesbaden : Kunze
14 Erste Periode der Neuzeit. und daß der Papst allein das Recht habe, die heilige Schrift auszulegen und Konzilien zu berufen. (Biesingen eröffnete gegen den Erzbischof von Trier eine blutige Fehde. Diese endete unglücklich für den edlen Ritter und führte, als er in feiner Feste Landstuhl belagert wurde, 1523 feinen Tod herbei. Als Luther vernahm, daß Sickingen im Kampfe zum Sturze der Priesterherrschaft in Deutschland gestorben sei, rief er aus: „Der Herr ist gerecht, aber wunderbar. Er will feinem Evangelium nicht mit dem Schwerte helfen." Hutten und Sickingen verdienen es, daß das deutsche Volk ihrer als seiner edlen Vorkämpfer für geistige Freiheit in Liebe und Hochachtung gedenkt. Ein Mann, welcher ganz in Luthers Weise mit den Waffen des Geistes das begonnene Werk emsig förderte und von der Vorsehung auserlesen war, den Feuereifer jenes Reformators zu zügeln und in die richtige Bahn zu lenken, ein getreuer Freund und Mitarbeiter am Resormationswerke war Magister Philipp Melanchthon. Philipp Melanchthon (die griechische Übersetzung seines Familiennamens „Schwarzerd" nach damaligem gelehrten Brauch) ward 1497 zu Bretten unweit Bruchsal geboren, wo sein Vater das Gewerbe eines Waffenschmiedes betrieb. Seine Mutter war eine Verwandte des Philologen Reuchlin. Melanchthon besuchte die Schule zu Pforzheim, wo er im Hause feiner Tante freundliche Aufnahme fand und mit Reuchlin bekannt wurde. Im 13. Jahre bezog der bescheidene, lernbegierige und fähige Knabe die Universität Heidelberg , um sich den alten Sprachen und der Philosophie zu widmen. Nachdem er seine Studien vollendet hatte, ward er 1518 aus Reuch-lins Empfehlung zum Professor der grichischen Sprache an die Universität Wittenberg berufen, wo er solchen Beisall erntete, daß aus allen Gegenden Europas wißbegierige Jünglinge erschienen, um seine Vorlesungen zu hören. Seine Freundlichkeit, Bescheidenheit und Gefälligkeit erwarben dem gelehrten Manne viele Freunde, und auch Luther erkannte alsbald die bedeutende Befähigung des neu ernannten Magisters. Ebenso machten Luthers religiöse Schriften und Ansichten auf Melanchthon großen Eindruck: die innigste und reinste Freundschaft einigte sie bald, und ihr Bund war für das Gedeihen des schwierigen Reformationswerkes von ganz besonders wohlthätigem, förderndem Einflüsse. Ihr beiderseitiges Verhältnis wird am besten durch Luthers eigene kernige Worte charakterisiert: „Meine Schale mag ziemlich hart fein, aber mein Kern ist weich und süß; ich bin dazu geboren, daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felde liegen, darum meine Bücher viel stürmisch und kriege-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 74

1887 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode der Neuzeit. noch den Verlust der letzten englischen Besitzung in Frankreich, der Stadt Calais, im Kriege Philipps Ii. mit Heinrich Ii. hatte erleben müssen. Elisabeth (1558 —1603). Auf Maria folgte ihre Schwester Elisabeth, Anna Boleyns Tochter, in ihrem 25. Jahre. Sie hatte eine freudenlose Jugend verlebt und war von ihrem Vater verstoßen und vernachlässigt worden, so daß ihre Erzieherin dem Lord Cromwell schreiben mußte, die Prinzessin habe weder Mantel noch Wamms noch Unterkleid, weder Rock noch Deckbett. Später schenkte man ihr mehr Sorgfalt, und ihre geistigen Anlagen wurden vortrefflich entwickelt und ausgebildet. Außer ihrer Muttersprache verstand sie Deutsch, Lateinisch und Griechisch ganz vollkommen, hatte die Geschichte ihres Vaterlandes genau kennen gelernt und ihre Religionskenntnis aus der Bibel und den Schriften Melanchthons geschöpft. Ursprünglich edel und großmütig, ward sie durch die Verhältnisse später hart und grausam. Sie war eitel und hörte es gern, wenn man ihrer Gestalt, ihren Augen und Händen, ihrer Beredsamkeit und ihrem Mute Lob spendete. Ist sie schon in ihrer Jugend nicht schön gewesen, so muß sie im Alter einen noch unangenehmeren Eindruck gemacht haben. Man sprach von schwarzen Zähnen, schiefem Rückgrat, falschem, rotblondem Haar, großer Magerkeit, einer langen, scharfgezeichneten Nase und gelber Gesichtsfarbe. Als Maria starb, welche gegen Elisabeth stets feindlich gesinnt gewesen war, rief das versammelte Parlament freudig aus: „Gott erhalte die Königin Elisabeth! Möge sie lange und glücklich regieren!" Elisabeth eilte nach London und wurde allenthalben mit großem Jubel empfangen. Da sie sich nicht für die römische Kirche erklärte, so belegte sie der Papst mit dem Banne und schenkte England seinem Liebling, Philipp Ii. von Spanien. Allein Elisabeth ließ sich dadurch in ihrem Streben nicht irre machen, berief ein vorwiegend protestantisches Parlament und erklärte sich für das Oberhaupt der englischen Kirche. In der Durchführung der Reformation war sie sehr vorsichtig, indem sie aus der katholischen Kirche viele äußere Gebräuche, die bischöfliche Verfassung und Rangordnung der Geistlichkeit, den Satz von der apostolischen Bischofsfolge und von dem mit der Bischofswürde verbundenen Ordinationsrecht beibehielt, in dem Glaubensbekenntnisse aber, welches in 39 Artikeln festgestellt wurde und mit den von Cranmer entworfenen 42 Artikeln übereinstimmte, teils der reformierten, teils der lutherischen Lehre sich anschloß. Auch ein allgemeines G e-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 387

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 40. Die Bildung im 19. Jahrhundert. 387 eine reiche, zum Teil aber einer verderblichen Richtung huldigende Romanlitteratur. In Italien hat sich Manzoni als Dichter ausgezeichnet; in Schweden sind Tegner, Friederike Bremer, in Dänemark Oeh-lenschläger und der liebliche Märchenerzähler Andersen bekannte Namen. Die Wissenschaften erfuhren, nachdem das Kriegsgetöse mit dem Sturze Napoleons verstummt war, eine erhöhte Pflege, und der Volksbildung wurden mehr Mittel und Kräfte zugewandt. Einen bedeutenden Aufschwung nahm in Deutschland die Geschichtschreibung. Karl Adolf Menzel und Heinrich Luden bearbeiteten die Geschichte des deutschen Volkes, Friedrich v. Raumer die der Hohenstaufen, Stenzel die der fränkischen Kaiser, Joh. Voigt die Zeit Gregors Vii. und die Geschichte Preußens, Dahlmann die englische und französische Revolution, Johannes v. Müller die Geschichte der Schweiz. Niebuhr, August Böckh, Gottfried Hermann, Otfried Müller durchforschten das klassische Altertum; Heeren und Schlosser reihen sich ihnen an. Als bedeutende Geschichtschreiber sind ferner: Leo, Mommfen, E. Cur- tius, M. Duncker, G. Waitz, Sybel, Leopold v. Ranke, G. Droyfen, H. v. Treitschke u. a. zu nennen. Gernvinus widmete sich der deutschen Litteraturgeschichte, W. H. Riehl der Kulturgeschichte. Die deutsche Sprachwissenschaft fand in von der Hagen, Lachmann, M. Haupt u. a. tüchtige Vertreter. Großer Eifer herrschte auch in dem Studium der Philo- sophie. Nach Kant und Fichte haben die Forschungen Schellings, Hegels und Schopenhauers der deutschen Nation wiederholt auf diesem Gebiet den ersten Rang gesichert. Heinrich Ritter bearbeitete die Geschichte der Philosophie, und Hermes versuchte durch ein philosophisches System die katholische Kirchenlehre wissenschaftlich zu begründen. Charakteristisch sind die Erscheinungen auf dem Gebiete der Kirche. Der Bischof Arnoldi von Trier veranstaltete im Jahre 1844 Wallfahrten nach dem „heiligen Rocke" zu Trier, den man für das Gewand Jesu Christi ausgab. Ein katholischer Priester in Schlesien, Johannes Ronge, erklärte sich jedoch in einem Schreiben gegen diese Veranstaltung und stellte ein solches Verfahren als Mißbrauch und Aberglauben dar. Infolge dessen bildete sich die „deutsch-katholische" Sekte in der katholischen Kirche, die einen freisinnigen, aufgeklärten Katholizismus einführen wollte. Anfangs machte sie

8. Geschichte der Neuzeit - S. 2

1887 - Wiesbaden : Kunze
2 Erste Periode der Neuzeit. neue Anregung und erzeugte zwischen glänzenden Fürstenhöfen und reichen Städten einen Wetteifer, der das Wiederaufblühen der Künste und Wissenschaften zur Folge hatte. Griechische und römische Klassiker wurden begeistert gelesen, erklärt und nachgeahmt; neue Bildungsstätten wurden errichtet. Von Italien pflanzte sich die neu erwachte Geistesrichtung nach den übrigen Ländern Europas fort. In Deutschland entstanden Gymnasien und Universitäten, welche Pflegestätten griechischer und lateinischer Sprache und Litteratur wurden. Die Freunde der neuen Bildung, die Humanisten, traten in scharfen Gegensatz zu der bis dahin gepflegten mittelalterlichen Schulweisheit, deren Anhänger, vor allen die Dominikaner, mit dem Namen Dunkelmänner (Obskuranten) bezeichnet wurden. Die Bildung fing an, sich auch unter dem Adel und Bürgerstand allgemeiner zu verbreiten, und der Geist der Wahrheit brach sich Bahn. Unter den Männern, welche kurz vor Luthers Austreten mit unermüdlicher Kraft für Verbreitung von Licht und Wahrheit wirkten, verdienen vor allen Erasmus von Rotterdam, Johannes Reuchlin und Ulrich von Hutten genannt zu werden. Erasmus von Rotterdam (1467—1536), welcher wider seinen Willen in ein Kloster ausgenommen worden war, lebte in Frankreich, in den Niederlanden, England, Italien und in der Schweiz, und beschäftigte sich vorzugsweise mit dem Studium der alten Sprachen und der Theologie. Das Endziel seines ganzen Strebens war die Verbreitung einer reineren Erkenntnis des Christentums. Darauf waren vorzugsweise diejenigen seiner Schriften berechnet, welche die Richtung der Zeit in kirchlichen Dingen unerbittlich und streng geißelten, seine „Gespräche" und sein „Lob der Narrheit". Die letztere Schrift, 1507 auf einer Reise geschrieben, erlangte noch zu Lebzeiten des Erasmus 27 Auflagen und wurde in alle lebenden Sprachen übersetzt. Die Narrheit, Beherrscherin eines großen Reiches, das alle Stände umfaßt, hält sich selbst eine Lobrede; kein Alter, kein Stand wird dabei geschont. Mit besonderer Vorliebe verweilt sie bei den Geistlichen, wirst ihnen Unwissenheit und Trägheit vor und nimmt sie darum hart mit. Auch das Neue Testament gab er 1516 zu Basel in der griechischen Urschrift mit der verbesserten lateinischen Übersetzung heraus. Erasmus war ein Mann von gründlicher Gelehrsamkeit und beißendem Witze; er verstand es, Irrtümer nachzuweisen, aber nicht die Wahrheit zu lehren; aus Liebe zur Ruhe nahm er an der Reformation keinen unmittelbaren Anteil. Er wollte sich an das Bestehende anschließen und nicht als Gegner der Kirche auf-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 3

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Einleitung. §. 2, 1. Luthers Jugend. 3 treten, sondern unter ihrer Führung einen neuen Geist in die vorliegenden Verhältnisse bringen. Auch Johannes Renchlin (1455—1522) aus Pforzheim war ein rüstiger Vorkämpfer der Reformation. Er hatte seinen Beschützer, den Herzog Eberhard von Würtemberg, nach Italien begleitet und sich dort viele Kenntnisse erworben. Kaiser Maximilian ernannte ihn zum kaiserlichen Rate und setzte ihn in den Stand, wahre Gelehrsamkeit und Bildung zu verbreiten. Reuchlin gab für das Lateinische ein Lexikon heraus; für das Griechische verfaßte er eine Grammatik, und das Hebräische führte er in den Kreis der Unterrichtsfächer ein. Der Muttersprache widmete er besondere Sorgfalt, und das Studium der heiligen Schrift suchte er auf alle Weise zu fördern. Gegen die klassischen Studien eiferten um 1509 insbesondere der zum Christentum übergetretene Jude Pfefferkorn, Professor in Köln, welcher alle hebräischen Bücher verbrennen lassen wollte, weil sie Schmähungen wider das Christentum enthielten, und der Dominikanerprior Jakob von Hog-straten. Reuchlin erklärte sich gegen Pfefferkorn und bewies, daß in den hebräischen Schriften der Rabbiner viel Weisheit liege, die man nicht vertilgen dürfe. Darüber zürnte Hogstraten und leitete einen Jnquisitions-prozeß gegen Reuchlin (1513) ein, welcher sich an den Papst wandte und Fürsprecher und Beschützer fand. Die Macht der Dominikaner erschien nichtig. Papst Leo X. achtete nicht auf die Anklagen Hog-stratens und auf die Finsterlinge in Köln, gegen welche Ulrich von Hutten und die „Briese der Dunkelmänner" schonungslos zu Felde zogen. Auch Franz von Sickingen beschützte seinen gelehrten Freund Reuchlin und konnte rühmend sich nachsagen, daß er geholfen habe, der Wissenschaft einen glänzenden Sieg über die Dominikaner in Köln und ihre Geistesverwandten zu verschaffen. Als Luther auftrat, rief Reuchlin aus: „Gottlob, nun haben sie einen Mann gefunden, der ihnen so blutsaure Arbeit machen wird, daß sie mich alten Mann in Frieden lassen werden." §. 2. 3)ie Reformation. 1. Luthers Jugend und Bildungsgang. Doktor Martin Luther wurde am Abend des 10. November 1483 zu Eisleben geboren und am folgenden Tage, dem Martinstage, getauft. Sein Vater, Hans Luther, war ein armer Bergmann, der einem Bauerngeschlechte in dem meiningenschen Dorfe Möhra 1*

10. Geschichte der Neuzeit - S. 118

1887 - Wiesbaden : Kunze
118 Erste Periode der Neuzeit. Freiherrn von Grumbach. Als sie Witwe geworden war, zog sie sich ganz von der Welt zurück und lebte fortan nur dem Studium der Bibel und der Schriften Luthers, mit welchem sie seit 1524 in Briefwechsel stand. Da sie sich eines wegen seiner Anhänglichkeit an Luthers Lehre verfolgten Studenten von Ingolstadt annahm und dessen Freilassung von Dr. Eck verlangte, so geboten ihr der Herzog Wilhelm von Bayern und ihre Verwandten, sie solle sich nicht mehr in theologische Händel mischen. Allein Argula erwiderte, sie werde jegliche Schmach, die man über sie verhänge, ertragen, aber dem Gebote Gottes, das sie bei der Taufe zu halten gelobt habe, treulich nachkommen und Gott bekennen. Sie ermahnte darnach den Kurfürsten von Sachsen und den Pfalzgrafen am Rhein, die Ausbreitung der lutherischen Lehre auf dem künftigen Reichstage fördern zu helfen, und forderte den Kanzler Eck auf, mit ihr über die Religion zu disputieren. Als ablehnende Antwort schickte ihr der stolze Kanzler einen Spinnrocken zu. Argula ließ sich in ihrer Begeisterung für ihre Ansicht nicht irre machen*), besuchte Luther 1530 in Koburg**) und kehrte von seinem Zuspruche getröstet zurück. Wegen ihrer Bemühungen um die Reformation ward sie aus Bayern verwiesen und ihr Sohn vom Herzog seiner Stelle enthoben. Sie wandte sich nach Franken und starb 1554. Unter ihren zahlreichen Schriften zeichnet sich aus: „Sendschreiben an alle christlichen Stände und Obrigkeiten oder Ermahnung, bei der Wahrheit und dem Worte Gottes zu bleiben und solches zu handhaben." 5. Nicht minder berühmt war Katharina Schütz, welche den evangelischen Prediger Matthäus Schütz in Straßburg geheiratet hatte. Sie besaß neben außergewöhnlichen Kenntnissen eine bedeutende Beredsamkeit und große Fertigkeit im Schreiben, stand mit Zwingli, Luther und Melanchthon in Briefwechsel und trat öfter als Verteidigerin der evangelischen Lehre auf. In ihrem Hause nahm Zwingli auf seiner Reise nach Marburg (1529) sein Absteigequartier und war von ihrer Bildung und Glaubensstärke hingerissen. 1548 hielt sie selbst beim Leichenbegängnis ihres Gatten vor einer Versammlung von mehr als 3000 Personen die Leichenrede. Solcher gelehrter Frauen gab es in Deutschland damals mehrere. Die Fa- *) Sie sagte damals: „Die Pharisäer und Sadduzäer der neuesten Zeit schließen dem Volke das Himmelreich zu. Luther schließt es auf und ruft mit Zwingli eines Rufes: ,Kommet herein!‘ Diese Stimme habe ich noch nie aus den Kabinetten der Päpste und Kardinäle gehört." **) Während des Reichstages zu Augsburg.
   bis 10 von 30 weiter»  »»
30 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 30 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 8
2 0
3 0
4 5
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 7
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 1
24 0
25 0
26 0
27 24
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 4
38 0
39 0
40 0
41 0
42 3
43 0
44 0
45 14
46 0
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 1
4 3
5 0
6 1
7 3
8 6
9 4
10 0
11 2
12 0
13 3
14 0
15 1
16 6
17 73
18 1
19 0
20 19
21 0
22 0
23 5
24 0
25 30
26 25
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 0
34 1
35 6
36 1
37 8
38 0
39 13
40 0
41 6
42 3
43 23
44 3
45 14
46 9
47 2
48 0
49 0
50 0
51 0
52 18
53 0
54 1
55 0
56 22
57 0
58 23
59 1
60 3
61 0
62 2
63 1
64 2
65 12
66 3
67 4
68 16
69 41
70 1
71 17
72 1
73 6
74 1
75 7
76 2
77 0
78 0
79 0
80 3
81 1
82 2
83 0
84 0
85 2
86 23
87 0
88 5
89 0
90 110
91 0
92 41
93 0
94 3
95 2
96 3
97 1
98 12
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 7
2 1
3 1
4 5
5 3
6 4
7 6
8 6
9 0
10 4
11 0
12 0
13 2
14 1
15 8
16 12
17 0
18 1
19 13
20 5
21 0
22 8
23 0
24 3
25 1
26 3
27 4
28 0
29 30
30 2
31 5
32 2
33 17
34 1
35 1
36 0
37 1
38 0
39 4
40 10
41 0
42 0
43 5
44 2
45 1
46 1
47 0
48 3
49 11
50 7
51 0
52 3
53 4
54 17
55 1
56 2
57 1
58 30
59 17
60 1
61 5
62 5
63 5
64 7
65 3
66 0
67 1
68 0
69 4
70 1
71 2
72 19
73 3
74 87
75 3
76 1
77 6
78 2
79 10
80 2
81 18
82 8
83 1
84 0
85 5
86 5
87 4
88 2
89 0
90 0
91 54
92 4
93 3
94 2
95 1
96 0
97 7
98 3
99 3
100 8
101 1
102 0
103 5
104 3
105 4
106 4
107 2
108 3
109 5
110 0
111 3
112 0
113 3
114 2
115 16
116 1
117 0
118 2
119 0
120 3
121 0
122 2
123 1
124 2
125 1
126 15
127 55
128 3
129 7
130 0
131 12
132 6
133 3
134 5
135 0
136 67
137 1
138 3
139 0
140 0
141 0
142 0
143 2
144 2
145 3
146 6
147 16
148 23
149 2
150 3
151 0
152 4
153 4
154 5
155 3
156 0
157 4
158 3
159 6
160 0
161 14
162 13
163 2
164 12
165 69
166 32
167 0
168 1
169 1
170 0
171 4
172 39
173 89
174 1
175 18
176 3
177 13
178 2
179 11
180 5
181 11
182 15
183 67
184 14
185 1
186 4
187 14
188 5
189 7
190 0
191 8
192 8
193 5
194 14
195 0
196 2
197 4
198 1
199 22