§. 13, 1. Die Götter Griechenlands.
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der Hand das Scepter haltend, dargestellt; zu seinen Füßen sitzt dann der Adler, und auf seinen Knien ruht der Blitz. Seine Wohnung steht auf dem Olympos, wo er ausruht, wenn er von seinen Wanderungen durch die Welt heimkehrt. Unsichtbar übt er auf Erden Recht und Gerechtigkeit, vernimmt alle Eidschwüre und straft den Meineidigen, erhört alle Hilfeflehenden und errettet die, welche unverschuldet in Not und Gefahr sind. Er ist der ewig jugendliche, männliche und mächtige Gott, welchem man den gewaltigen Stier zum Opfer darbringt.
Hera (Juno) ist die Gattin und Schwester des Zeus, die Königin des Himmels, hoch von Wuchs, von edler Haltung und großer Schönheit. Was sie wünscht, muß sie von Zeus gleich den übrigen Göttern und Menschen erbitten. Ein glänzendes Diadem ziert ihr Haupt, ein prächtiges Gewand umwallt ihre Glieder; ihre Hand hält ein Scepter, und an ihrer Seite schreitet der Pfau, welcher ihr geweiht ist. Sie gilt als die Hüterin des ehelichen Glückes und des Familienlebens. Ihre Verehrung war verbreitet, namentlich betrachtete die Stadt Argos sie als ihre Schutzgöttin.
Poseidon (Neptun), ein Bruder des Zeus, ist der Gebieter über Meere und Flüsse und fährt auf den Wogen des Meeres in einem von Seepferden gezogenen Wagen. In seiner Hand schwingt er als Zeichen seiner Herrscherwürde den Dreizack, womit er das Meer und das Festland erschüttert. Sobald er ihn erhebt, toset und brauset die Salzflut, die Winde brechen aus ihren Höhlen hervor und drohen den Schiffern den Untergang. Mit ihm ebnet und glättet er die aufgeregten Meereswogen, sobald er es will. Alle Küsten und Hafenplätze sind ihm heilig und mit seinen Tempeln geschmückt. Ihm zu Ehren feierten die Griechen alle zwei Jahre auf der Landenge von Korinth im heiligen Fichtenhain die isthmischen Spiele. Seine Gemahlin ist Amphitrite, die jedoch keinerlei Anteil an Poseidons Herrschaft hat.
Athene (Minerva). Fast alle anderen olympischen Götter und Göttinnen sind Kinder des Zeus. Athene ist seine geliebteste Tochter. Sie entsprang aus seinem Haupte in voller Kriegsrüstung und wird daher immer im Harnisch dargestellt, bewehrt mit Helm, Lanze, Schild und der Ägis mit dem Medusenhaupte. Sie ist die Göttin der Weisheit, des Friedens und des blutigen Kampfes. Als jungfräuliche Göttin führt sieden Beinamen Pärthenos, als Kriegerin Pallas, die Lanzenschwingerin oder Promachos, die Vorkämpferin. Sie pflegt und beschützt die Künste, insbesondere die Malerei und die Bildhauerei, sowie die Beschäftigungen der Frauen, das Weben,
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§. 29, 3. Das Kriegswesen.
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tigen Kriegsdienste verpflichtet. Erst zur Zeit des Perikles wurde der Sold eingeführt; die Fußsoldaten erhielten 2, später 4 Obolen, Offiziere das Doppelte, Reiter das Dreifache, die Feldherrn das Vierfache und dazu noch Verpflegungen in Naturallieferungen. Die Schwerbewaffneten hatten Panzer, Helme, schwere Schilde, Schwerter und lange Spieße; die Leichtbewaffneten führten nur Wurfspeere und keine Schutzwaffen. Die Reiterei der Athener belief sich in der Blütezeit nur auf 1200 Mann. Alljährlich wählte das Volk durch das Los 10 Feldherrn (Strategen) aus den 10 Stämmen; diese bildeten einen Kriegsrat, und der Oberbefehl wechselte täglich. Später behielt man zwar diesen Kriegsrat von 10 Feldherrn bei, übertrug aber einem den Oberbefehl für die ganze Dauer des Kriegs. In der Schlacht bildete das schwer bewaffnete Fußvolk einen dichtgedrängten Haufen, der acht Mann hoch ausgestellt war. Die Trompete gab das Zeichen zum Angriff, der unter allgemeinem Schlachtgeschrei erfolgte. Als Zeichen des Sieges errichtete man Trophäen, an Bäumen aufgehängte Waffen. Hierauf wurde die Beute verteilt. Tapfere Krieger wurden öffentlich belobt, bekränzt und beschenkt. Die Verwundeten wurden auf Staatskosten gepflegt, die Gefallenen durch Leichenreden geehrt und ihre Kinder auf Staatskosten erzogen und erhalten. Die athenische Seemacht wurde durch Themistokles geschaffen. Die Kriegsschiffe wurden durch Ruder in Bewegung gesetzt und führten von der Zahl der stufenweise in die Höhe gehenden Ruderbänke die Namen Dreiruderer, Vierruderer, Fünfruderer. Bei jeder Flotte befanden sich außer den Kriegsschiffen auch Last- und Proviantschiffe. Die Hauptangriffswaffe der Kriegsschiffe war der eherne Schiffsschnabel, womit man durch starken Anprall ein feindliches Schiff in den Grund zu bohren oder das Ruderwerk desselben unbrauchbar zu machen suchte. Die athenischen Schiffe zeichneten sich durch Leichtigkeit in der Bewegung und große Lenkbarkeit aus.
Die Phalanx. Schon bei Homer wird die dichtgedrängte Schlachtordnung eine Phalanx genannt, allein erst durch Epaminondas wurde sie jener gefährliche Keil, welcher dazu bestimmt war, die feindlichen Reihen zu durchbrechen. Epaminondas hatte nämlich seine Schwerbewaffneten in der Schlacht bei Mantinea 50 Mann tief ausgestellt und mit ihnen die lakedämonische Schlachtlinie gesprengt. Aus dieser Aufstellung bildete sich später unter Philipp und Alexander dem Großen die makedonische Phalanx. Die Schwerbewaffneten (Hopliten) wurden in 16 Gliedern aufgestellt und bildeten ein längliches Viereck, sodaß jeder Soldat nur wenige Fuß Spielraum hatte;
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Extrahierte Personennamen: Epaminondas Philipp Philipp Alexander Alexander
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Erster Abschnitt.
finden sich besonders auf den Inseln Salsette und Elephante im Meerbusen von Bombay, vorzüglich aber weiter östlich bei El-lora. Es sind Bauwerke, welche von der Macht der Priester zeugen, die tausende von Händen zu ihren Diensten zwangen, und mehr durch ihre Massenhastigkeit Staunen, als durch ihre Schönheit und Ebenmäßigkeit der Formen Bewunderung einflößen.
Überhaupt geben alle diese Denkmäler einer uralten hohen Kultur, die der Litteratur wie die der Baukunst, das Bild eines Volkes^ das, mit den edelsten Anlagen ausgestattet, zwar früh zu einer hohen Stufe der Bildung gelangte, dann aber auf derselben stehen blieb und eine Beute geistiger und sittlicher Erstarrung wurde.
§. 5. du ägtjpfec.
1. Land und Volk.
Das Land. Ägypten, von seinen Bewohnern Chemit d. H. Land der schwarzen Erde genannt, liegt im Nordosten Afrikas. Es ist ein heißes, regenloses, trockenes Land, das nur dem Nil seine Fruchtbarkeit und hohe Bedeutung verdankt. Dieser Strom, welcher weit aus dem Innern Afrikas dem mittelländischen Meere zufließt, entsteht durch die Vereinigung zweier Quellströme, von denen der westliche der weiße Nil, der östliche der blaue Nil genannt wird. Er fließt in einem bald engeren, bald weiteren Thale bis an die Südgrenze Ägyptens, wo er ein Granitgebirge durchbricht und in zehn Stromfällen (Katarakten) in ein tieferes Stromthal stürzt. Hier, bei der Stadt Assuan (Syene), beginnt er seinen Lauf durch Ägypten und durchströmt nun als mächtiger, schiffbarer Fluß in vorherrschend nördlicher Richtung einen einzigen, etwa 1000 km langen und 15—30 km breiten Thalgrund zwischen der libyschen und arabischen Bergkette, wovon ihn die erstere gegen den Flugsand der libyschen Wüste schützt, die letztere Granit, verschiedenfarbigen Sandstein und Kalk als Baumaterial lieferte. Das zwischen diese Bergketten eingeschlossene Land wird alljährlich von dem Nil überschwemmt und dadurch befruchtet. Im Juni, zur Zeit der Sommersonnenwende, beginnt das Wasser infolge tropischer Regengüsse im mittleren Afrika zu wachsen und überschwemmt im Juli, August und September ganz Ägypten, sodaß man mit Kähnen umherfährt und Städte und Dörfer wie Inseln aus dem Wasser heraussehen. Diese Überschwemmungen führen dem Lande fruchtbaren Boden zu. Sobald sich Ende September das Wasser verlaufen hat, wird der schwarze Schlammboden ohne weitere
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Bombay Afrikas Afrikas Ägyptens Assuan Syene Afrika
334
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
und erbitterte dadurch den Kaiser so, daß er ihren Tod, den Tod der eignen Mutter, beschloß. Es wurde ein Schiff gebaut, welches durch eine besondere Vorrichtung in Trümmer ging. Agrippina bestieg dasselbe ohne Argwohn; aber kaum war sie an Bord gegangen und das Schiff auf hoher See, so fiel es auseinander. Schwimmend erreichte aber die Kaiserin Mutter erst einen Kahn und dann das Land; doch Nero, welcher von dem Zorne seiner Mutter das Schlimmste fürchtete, ließ sie nun umbringen. Auf den Rat der nichtswürdigen Poppäa Sabina, der schönen und geistreichen Gemahlin des vornehmen Senators Otho, wurde Octavia verbannt und unter den schändlichsten Beschuldigungen hingerichtet. Poppäa trennte sich nun von ihrem Gemahle und heiratete den Kaiser; aber nicht lange währte ihr Glück. Sie machte Nero einmal Vorwürfe über feine Thorheiten: ein Fußtritt war die Antwort und endete ihr Leben. Nero zeigte darnach den größten Schmerz, versetzte Poppäa unter die Gottheiten und errichtete ihr eine Kapelle, welche die Inschrift trug: „Der leibhaften Venus, Sabina, gewidmet von Roms Frauen."
Poppäas Verschwendungssucht war lächerlich. Sie unterhielt 500 Eselinnen, welche ihr die Milch für ihre täglichen Bäder lieferten, und diese Herde folgte ihr auch auf die Reife. Die Hufe ihrer Maultiere, welche die Sänfte trugen, waren mit Gold beschlagen; ihr Hausrat und ihre Garderobe überstiegen alles, was je in Rom gesehen war.
Die heldenmütige Arria. Ähnlich der trefflichen älteren Agrippina ist Arria, die Gemahlin des Pätus, welcher als Teilhaber einer verunglückten Verschwörung gegen Claudius Cäsar gefangen nach Rom geführt wurde. Vergeblich hatte sie gefleht, ihren Gemahl begleiten zu dürfen. Sie folgte dem Schiffe in einem zerbrechlichen Kahne über das stürmische adriatische Meer. Schon früher hatte sie einmal Beweise ihrer Geistesstärke gegeben. Ihr Gemahl und ein blühender Sohn waren heftig erkrankt. Der Jüngling starb, und Arria veranstaltete, ohne daß Pätus etwas erfuhr, fein Leichenbegängnis. So oft sie nach feinem Befinden gefragt wurde, versicherte sie, es gehe ihm wohl, und erst wenn sie das Krankenbett des siechen Pätus verlassen hatte, gab sie sich ihrem unermeßlichen Schmerze hin. Nach der Gefangennehmung ihres Gatten stand ihr Entschluß fest. Ihre Verwandten suchten sie davon abzubringen, und ihr Schwiegersohn fragte sie einst, ob sie denn auch wünsche, daß ihre Tochter stürbe, wenn er einmal den Tod erleiden sollte.
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§. 14, 8. Die Irrfahrten des Odysseus. 105
wohl Polyphem die Rücken der Schafe beim Vorbeigehen sorgfältig betastete, fand er doch das Versteck des Odysseus und seiner Gefährten nicht, und wohlbehalten gelangten alle ins Freie. Dort band Odysseus seine Freunde wieder los, nahm dem geblendeten Cyklopen einige stattliche Böcke weg und trieb sie hastig den Schiffen zu. Sobald er sich hier in Sicherheit wußte, rief er dem Cyklopen zu: „Polyphem, freue dich mit uns; wir sind glücklich dem Tod und Verderben entronnen. Wenn wieder Fremdlinge dich um deinen Schutz bitten, so behandle sie freundlicher; denn zur Strafe deines Übermutes haben die Götter durch mich dich blenden lassen." Über diese Worte ergrimmte Polyphem und schleuderte ein mächtiges Felsstück in der Richtung, aus welcher der Ruf des Odysseus zu ihm gedrungen war, und beinahe hätte er das Schiff des göttlichen Dulders zerschmettert. Beim Abfahren rief ihm dieser noch einmal zu: „Wenn dich, Polyphem, dereinst jemand fragt, wer dich geblendet hat, so sage nur, es sei Odysseus aus Jthaka gewesen." „Wie," versetzte Polyphem, „du bist Odysseus? Schon lange wurde mir prophezeit, ich würde durch Odysseus des Augenlichtes beraubt. Aber ich stellte mir immer unter ihm einen stattlichen Helden vor; statt dessen kommt so ein erbärmlicher Wicht und blendet mich. Doch komm, lieber Odysseus, kehre zu mir zurück, daß ich dich als meinen Gast ehre und dir von meinem Vater Poseidon eine glückliche Rückkehr erflehe." Odysseus dankte begreiflicherweise für diese Einladung und steuerte mutig weiter.
Äolus. Die Schiffe des Odysseus gelangten hieraus zur Insel des Äolus, des Gottes der Winde. Freundlich nahm dieser die Irrenden auf und schenkte dem Odysseus einen Schlauch, in welchem alle Winde enthalten waren; dann entließ er ihn mit günstigem Fahrwind. Auf dem Meere schlummerte Odysseus ein. Da öffneten die neugierigen Gefährten den festgebundenen Schlauch, und die Winde stürmten brausend und tobend heraus; dadurch aber wurden die Schiffe totcder zur Insel des Äolus zurückgetrieben. Dieser war zornig, als er die Griechen wieder sah, und jagte sie fort, weil der Zorn der Götter sie sichtlich verfolge.
Die Zauberin Kirke. Sechs Tage trieben die Unglücklichen auf dem Meere umher; nur ein einziges Schiff rettete den Odysfeus und seine Freunde von dem Tode und dem Verderben und brachte die kleine Schar zur Insel der Zauberin Kirke. Hier schickte er 22 Gefährten aus, um Kundschaft einzuziehen. Auf dem Wege nach dem Palaste der Kirke begegneten ihnen Wölfe und Löwen, welche aber nicht auf die Fremden losstürzten, sondern schmeichelnd dieselben anwedelten, wie Hunde ihre Herren; denn sie waren Menschen, welche Kirke verzaubert hatte. Bald uaheten die Griechen dem Palaste, und es schallte ihnen der schöne Gesang der Kirke entgegen, welche am Webstuhle emsig beschäftigt war. Sie fanden freundliche Aufnahme; Kirke holte Wein und nötigte die Fremden zu trinken. Arglos tranken diese von dem vorgesetzten Wein, in welchen Kirke vorher schädliche Zauberkräuter gemischt hatte; jetzt berührte die Göttin sie mit ihrem Stab, und sofort waren alle in häßliche Schweine mit Borsten und grunzender Stimme verwandelt, nur der Geist war unzerrüttet geblieben. Ein einziger, welcher den Wein nicht gekostet hatte, war dem Schicksal entronnen ; er eilte zurück und meldete traurig den Vorfall. Sofort eilte Odysseus herbei, die Freunde zu befreien. Unterwegs hatte er den Götterboten Hermes
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106 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum.
getroffen, der ihm ein Kraut gab, Kirkes Zauberstab zu widerstehen. Er riet dem Odysseus, er solle, wenn die Göttin ihn mit dem Zauberstab berühren wolle, mit gezücktem Schwerte auf sie eindringen. Odysseus befolgte den Rat. An der Pforte des Palastes angelangt, wurde Odysseus aufgefordert einzutreten, und Kirke setzte dem Gaste ebenfalls einen Becher Wein vor, der mit schädlichen Zauberkräutern gemischt war. Odysseus trank ohne Furcht. Als nun die Göttin mit dem Stabe ihn berührte, riß er das Schwert aus der Scheide und stürmte auf sie ein. Laut schreiend sank sie dem Helden zu Füßen, umfaßte die Kniee und sprach: „Wer bist du, o Fremdling, daß du dem Zaubertranke widerstehest, den noch kein Sterblicher vertrug. Bist du vielleicht Odysseus, von dessen Ankunft mir Hermes erzählte? Stecke das Schwert in die Scheide und laß dir's bei mir gefallen." Odysseus traute der Zauberin nicht eher, bis sie ihm einen feierlichen Eid geleistet hatte, nicht auf seinen Schaden zu denken. Sie entzauberte rasch die Gefährten des Odysseus und bewirtete nun alle ein ganzes Jahr in ihrem herrlichen Palaste.
Fahrt in die Unterwelt. Vor seiner Abreise offenbarte Kirke ihrem lieben Gaste, er müsse, bevor er in die Heimat gelange, noch in die Unterwelt hinabsteigen und den blinden Seher Tiresias um seine Fahrt befragen. Sie zeigte ihm den Weg dahin und belehrte ihn über die Opfergebräuche , durch welche die Schatten der Toten herbeigelockt werden könnten. Odysseus that, wie ihm gesagt war. Der Seher Tiresias erschien und verkündete ihm, wie es ihm weiter ergehen werde, und wie es um sein Haus stand. Auch seine Mutter, die aus Sehnsucht und Angst um ihn gestorben war, sprach er, und viele der gefallenen trojanischen Helden begegneten ihm. Ferner gewahrte er, welche Strafen die Bösen in der Unterwelt erwarten.
Die Sirenen. Nachdem Odysseus dies alles geschaut hatte, kehrte er zur Oberwelt zurück und fuhr mit günstigen Winden weiter. Jetzt teilte er seinen Gefährten mit, daß sie bald zu den Sirenen kommen würden, welche durch ihren melodischen Gesang schon manchen Schiffer bethört und ins Verderben gestürzt hätten. Um dieser Gefahr zu entgehen, verklebte er auf Geheiß der Kirke seinen Gefährten die Ohren mit Wachs; sich selbst aber ließ er Hände und Füße an den Mast binden. Bald vernahm er den bethörenden Gesang der Sirenen: „Komm, ruhmgekrönter Odysseus, steuere hierher und vernimm unsere Stimme. Keiner fuhr noch vorüber, ohne unsern süßen Gesang gehört zu haben, und dann kehrte er fröhlich und mit höherem Wissen begabt zurück. Wir wissen alles, was Griechen und Troer erlitten, wissen, was auf der Erde geschieht!" Jetzt erwachte in Odysseus die Lust, die Sirenen zu besuchen und ihre Stimme in der Nähe zu hören. Er gebot seinen Gefährten, ihn los zu binden; allein sie banden ihn nur noch fester und entrannen so glücklich dem Verderben. Erst nach überstandener Gefahr lösten sie den Odysseus, welcher ihnen nun das Wachs von den Ohren wieder abnahm.
Char/bdis und Scylla. Bald vernahmen die Leidensgefährten des Odysseus das dumpfe Getöse des brausenden Meerstrudels der Eharyb-dis, und vor Schrecken entfielen ihnen die Ruder. Odysseus sprach ihnen Mut zu und befahl dem Steuermann, fern von dem Felsen das Schiff vorbei zu lenken: von der Scylla aber redete er, wie ihm geboten war, nichts.
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108
Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum.
Mädchens mit einem Wasierkruge, und kam zu dem Palast des Königs, in welchem alles von Gold und Silber strahlte. Flehend warf er sich zu den Füßen der Königin Arete, welche mit Spinnen beschäftigt neben dem Könige am Herde saß, bat sie, ihn in sein Vaterland zurückzusenden, und setzte sich dann als Schutzflehender auf den Herd, um der Antwort zu harren. Da nahm ihn der König freundlich bei der Hand und führte ihn zu einem prachtvollen Seffel. Eine Magd goß dem Gaste aus goldener Kanne Wasser über die Hände in ein silbernes Waschbecken, und nun griff Odysseus nach den vorgesetzten Speisen.
Am folgenden Tage wurden ihm zu Ehren festliche Spiele angeordnet,, die mit einem glänzenden Mahle schloffen. Bei demselben pries ein Sänger die Thaten der Helden vor Troja, die Erbauung des hölzernen Rosses und den traurigen Fall der Stadt. Odysseus hörte verwundert zu, als auch seiner nach Verdienst gedacht wurde, ohne daß jemand seine Anwesenheit ahnte. Endlich zu Thränen gerührt und nach der Ursache derselben befragt, erzählte Odysseus den staunenden Zuhörern seine Herkunft und seine vielfachen Abenteuer, die er seit seiner Abfahrt von Troja bestanden habe. Die Phäaken, über welche Alkinoos gebot, waren ein ruderliebendes Volk und hatten schon manchen verschlagenen Fremdling wohlbehalten auf ihren wunderbaren, steuerlosen Schiffen in die Heimat zurückgeführt. Auch dem Odysseus versprachen sie ihre Hilfe. Alkinoos schenkte dem berühmten Gaste kostbare Gewänder und andere wertvolle Sachen. Am folgenden Tage wurden alle Geschenke auf das Schiff gebracht, und nach einem festlichen Mahle fuhr Odysseus, geleitet von den Phäaken, seiner Heimat zu.
Landung auf Jthaka. Bald nach der Abfahrt von Scherte war Odysseus auf dem Schiffe eingeschlafen und merkte deshalb nicht, als man in Jthaka landete. Sanft trugen die Ruderer den Schlafenden an das Land, legten die Geschenke der Phäaken neben ihn und fuhren wieder heim. Als der Held erwachte und sich allein fand, glaubte er hintergangen zu sein; er erkannte die Heimat nicht, die in dichtem Nebel vor ihm lag. Da trat seine Beschützerin, die Göttin Athene, in Gestalt eines Hirtenknaben zu ihm, entfernte den Nebel, und nun erkannte der Held das heimatliche Land. Seine Schätze verbarg die Göttin in einer nahen Grotte und erzählte ihm darnach von feiner getreuen Gattin Penelope und dem Frevel der Freier, welche in seinem Palaste sein Gut verzehrten. Hundert Freier hätten schon um Penelope geworben, aber die treue Gefährtin, noch immer an der Rückkehr des Gemahls nicht verzweifelnd, habe sich Bedenkzeit ausgebeten, bis sie ein großes Gewand fertig gewoben, in der Nacht habe sie dann unbemerkt wieder aufgezogen, was sie am Tage vollendet hatte. Telemach aber, sein Sohn, sei noch zu jung, um die Unbilden der Freier zu rächen.
Odysseus bei Eumäos. Die Göttin verabredete nun mit Odysseus die Art und Weise, wie er Rache an den Freiern nehmen könne, und riet ihm, zu Eumäos, dem göttlichen Sauhirten, seinem treuesten Diener zu gehen. Damit er zunächst noch unerkannt blieb, verwandelte die Göttin ihren Schützling in einen armen, alten Bettler mit triefenden Augen, runzeligem Gesichte und schlotternden Gliedern, der in Lumpen gehüllt war und einen geflickten Ranzen mit geflochtenem Tragband trug.
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232
Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
§• 38. iioms Krieg mit latent uuts fijnfius 282—272.
Durch die Unterwerfung der Völker Mittelitaliens waren die Römer im Süden bis zu den griechischen Kolonien in Unteritalien vorgedrungen, und da der bisherige Erfolg ihren Unternehmungsgeist, ihre Kriegs- und Herrschergelüste gesteigert hatte, so ging ihr Streben nunmehr dahin, ihre Herrschaft über ganz Italien auszudehnen. Die angesehenste der Städte Unteritaliens war Tarent, deren Bürger sich zwar ihrer spartanischen Abkunft rühmten, aber spartanische Einfachheit und Sittenstrenge längst verloren hatten. Wohlstand und Reichtum hatten sie vielmehr genußsüchtig, leichtsinnig und übermütig gemacht; ihre Hauptbeschäftigung bestand in dem Besuch von Theater und Gelage, ihr Hauptschmuck nicht mehr in der Bürgertugend ihrer Vorfahren sondern in prächtigen, kostbaren Gewändern.
Schon während der Samniterkriege hatten die Tarentiner sich zweideutig gegen die Römer benommen, ohne jedoch den Mut zu besitzen, offen Anteil an dem Kriege gegen sie zu nehmen. Als aber kurz nach Roms Friedensschluß mit den Samnitern römische Schiffe in ihrem Hafen Schutz suchten und daselbst vor Anker gingen, erinnerten sich die im Theater anwesenden Tarentiner beim Anblick der römischen Flotte eines alten Vertrages, wonach es den römischen Schiffen nicht gestattet war, über das lacinische Vorgebirge hinaus nach Süden zu fahren; sie erhoben sich, überfielen die überraschten römischen Schiffe, bohrten vier derselben in den Grund und machten die Schiffsleute nieder. Die römische Gesandtschaft, die daraufhin in Tarent Genugthuung forderte, wurde vor dem versammelten Volk wegen ihrer Forderung und der mangelhaften Aussprache des Griechischen verlacht und verhöhnt, einem der Römer sogar das Gewand beschmutzt. Da trat Posthumius, das Haupt der Gesandtschaft, vor das Volk hin und sprach: „Lachet immerhin, so lange Ihr noch könnet; Ihr werdet lange zu weinen haben, bis der uns angethane Schimpf in Strömen Eures Blutes rein gewaschen sein wird."
Das römische Volk erklärte den Tarentinern nun sofort den Krieg. Jetzt zitterten die feigen, verweichlichten Prahler und schickten eiligst Gesandte an den König Pyrrhus von Epirus. Dieser war ein tapferer, ritterlicher Fürst, der nach Kriegsruhm und Eroberungen trachtete und daher den Tarentinern seine Hilfe bereitwillig zusagte. Er kam mit einem stattlichen, trefflich geschulten Söldnerheer und 20 zum Kampfe abgerichteten Elefanten. Solche „lukanifche Ochsen" hatten die Römer noch nicht gesehen, und als es bei Herakl6a 280
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§. 56. Die Soldatenkaiser und die Flavier.
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der Beobachtung dieses Ausbruches wurde der wißbegierige Naturforscher Plinius der Ältere durch den Qualm erstickt*). Auf Titus folgte sein ihm durchaus unähnlicher Bruder Domitian.
*) Ein Augenzeuge, der jüngere Plinius und Neffe des vorgenannten, welcher mit seiner Mutter in Misenum war, beschreibt dieses furchtbare Ereignis in zwei uns erhaltenen Briefen. Der an den berühmten Geschichtschreiber Tacitus gerichtete lautet also:
„Schon seit mehreren Tagen hatte man das Erdbeben gespürt und sich allmählich an das Wanken und Schwanken der Gebäude gewöhnt. Um 6 Uhr morgens war der Himmel ganz trübe und die Tageshelle noch matt. Da die Gebäude heftig schwankten und der Einsturz drohte, beschlossen die Mutter und ich die Stadt zu verlassen. Das Volk folgte uns scharenweise. Als wir die Häuser hinter uns hatten, machten wir Halt. Die Wagen, welche wir hatten hinausfahren lassen, wurden auf ganz ebenem Felde hin- und hergeworfen und blieben auch dann nicht auf der Stelle, wenn schon Steine untergelegt wurden. Es war, als ob das Meer sich selbst verschlinge und durch die Erderschütterungen gleichsam auf sich selbst zurückgeworfen werde. Wenigstens sahen wir das Ufer vorgerückt und viele auf dem trockenen Sande zurückgebliebene Seettere. Auf der entgegengesetzten Seite zerplatzte eine schreckliche schwarze Wolke, schoß und schleuderte schlangenförmige Feuermassen umher und entlud sich in länglichen Flammengestalten, die wie Blitze aussahen, aber größer waren. Bald ließ sie sich auf die Erde herab und bedeckte die See, umhüllte Eapreä (Capri) und das Vorgebirge von Misenum. Jetzt forderte mich die Mutter dringend zur Flucht auf: ich sei noch jung und werde leicht entrinnen; sie dagegen, durch Alter und Krankheit schwach, wolle gern sterben, wenn sie nur meinen Tod nicht verschulde. Der Mutter Hand ergreifend, ziehe ich sie, während sie laut klagt, daß sie mich aufhalte, nach. Schon fiel Asche auf uns, doch nicht in großer Menge. Ich sehe zurück. Ein dichter Dampf in unserm Rücken kam hinter uns her, wie ein auf die Erde gegossener Strom. Plötzlich wurde es finster, etwa wie wenn man in einem Zimmer das Licht auslöscht. Nun hörte man Frauen jammern, Kinder wimmern, Männer rufen, die einen nach ihren Eltern, andere nach ihren Kindern oder Gatten. Diese bejammerten ihr eignes Geschick, jene das ihrer Angehörigen, viele wünschten sich den Tod aus Furcht vor dem Tode. Falsche Gerüchte tauchten auf und mehrten den Jammer. Es wurde dann wieder ein wenig helle, was uns wie ein Zeichen fernen Feuers vorkam; denn die Finsternis kam wieder und mit ihr ein so heftiger und dichter Aschenregen, daß wir die Asche abschütteln mußten, um nicht erdrückt zu werden. Endlich löste sich die dichte Finsternis in Rauch und Nebel auf; die Sonne kam ganz trüb zum Vorschein, wie bei einer Sonnenfinsternis. Alle Gegenstände zeigten sich verändert, hoch mit Asche, wie mit Schnee bedeckt; das Erdbeben aber dauerte noch fort. Die Städte Herkulanum, Pompeji und Stabiä waren verschwunden."
Als man 1711 in jener Gegend, wo Heriulanum einst gestanden
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§. 61, 3. Kunst und Wissenschaft bei den Römern. Zi 9
großartigste Bauwerk dieser Art war das unter Vespasian begonnene und unter Titus 80 beendete, länglichrunde Kolosseum, das aus vier Geschossen mit dreierlei Säulenordnungen bestand, eine Höhe von 48 m, eine Längenaxe von 185 m und eine kürzere von 156 m hatte und 87 000 Zuschauer in sich aufnehmen konnte.
Die Seeteiche waren Bassins, welche nach Art der Cirkus gegraben und mit Wasser gefüllt waren, um auf demselben zum Ergötzen der Zuschauer Seegefechte aufführen zu lassen. Lucullus ließ zur Aufnahme von Seefischen auf seinem Landgute bei Neapel Teiche anlegen und das Meer hineinleiten, zu welchem Zwecke Berge durchgraben und ungeheure Dämme und Schleusen in das Meer hineingebaut werden mußten.
Die Grabmäler der Kaiser waren meist rund, in mehreren Absätzen aufsteigend auf viereckigem Unterbau. Das Grabmal des Augustus ist ein Rundbau in vier Absätzen; das des Hadrian ist die jetzige Engelsburg.
Die Bildnerei wurde anfangs von etruskischen, später von eingewanderten griechischen Meistern geübt. In der Kaiserzeit entstanden zahlreiche Standbilder der Kaiser und Kaiserinnen in lebenswahrer Darstellung und gutem Geschmack, der jedoch später verdarb. Die älteren griechischen Bildwerke wurden in großer Zahl nachgebildet. Das Reliefbild entwickelte sich gut und fand an den Triumphbogen, Kaisersäulen und Prachtsärgen vielfache Verwendung.
Die Malerei wurde in früher Zeit von den Römern, später von eingewanderten Griechen gepflegt. Besonders zeichneten sich die Wandmalereien, von welchen die Wandgemälde von Pompeji Kunde geben, durch treffliche Zeichnung und Anordnung, weniger durch Farbe und Lichtwirkung aus. Zur Verzierung der Fußbäder, Decken und Wände bediente man sich mit Vorliebe der Mosaik.
Litteratur und Wissenschaft fanden ihr Vorbild bei den Griechen. Als die ersten dramatischen Dichter und Nachahmer der Griechen werden außer Livius Andronicus, Cnejus Nävius und Quintus Ennius, von denen nur Bruchstücke übrig sind, Plautus und Terentius genannt. Plautus (254—184) aus Umbrien lebte zu Rom in großer Dürftigkeit und hat 20 Lustspiele hinterlassen, die sämtlich Bearbeitungen griechischer Muster sind und durch ihren Witz glänzen, aber auch durch gemeine Scherze abstoßen. Feiner sind die Komödien des Terenz (194—159), ebenfalls griechischen Lustspielen (Menander) nachgebildet, von denen
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Extrahierte Personennamen: Augustus Livius_Andronicus Cnejus_Nävius Quintus_Ennius