320
Dritte Periode der Neuzeit.
den Rest seiner Selbständigkeit verloren und ist 1832 unter Aufhebung der von Alexander gegebenen Konstitution als Provinz mit Rußland vereinigt worden. Die späteren Befreiungsversuche hatten ebensowenig Erfolg und gaben Veranlassung, daß der noch bestehende kleine Freistaat Krakau 1847 an Östreich kam.
4. Die Vorgänge in Deutschland.
Auch auf Deutschland übte die französische Julirevolution ihren Einfluß aus. Dem Artikel 13 der Bundesakte gemäß, „in allen Bundesstaaten eine landständische Verfassung" einzuführen, hatten mehrere deutsche Staaten den Wünschen der Unterthanen entsprechende Verfassungen gegeben, so Sachsen-Weimar unter dem trefflichen Großherzog Karl August (1775 —1828); Württemberg, wo dem strengen König Friedrich I. dessen volksfreundlicher Sohn Wilhelm I. (1816—1864) gefolgt war; Hessen-Darm stadt, Nassau und Baden. Bayern hatte nicht bloß eine Verfassung erhalten, sondern das Land besaß auch in Maximilian Josephs I. Sohn und Nachfolger Ludwig I. (1825 —1848) einen ebeln, kunstsinnigen König, der durch Künstler, wie den Baumeister Klenze, den Bildhauer Schwanthaler, die Maler Cornelius, Kaulbach, Schnorr, Schwind it. ct., seine Hauptstadt München (§. 40) zum Mittelpunkte für die Pflege der Baukunst, Bildnerei und Malerei erhob und dadurch in Deutschland eine Blüte der bildenden Künste herbeiführte. Aber in andern deutschen Bundesgebieten waren die Unterthanen mit ihren Regierungen unzufrieden, und an mehreren Orten trat dies offen zu Tage. In Braunschweig zündete das Volk das Schloß des durch seine Willkür verhaßten Herzogs Karl an, nötigte ihn 1830 zur Flucht und setzte die Erhebung seines Bruders Wilhelm (1830—1884) durch. Den König Anton von Sachsen, der 1827 seinem Bruder Friedrich August gefolgt war, und den Kurfürsten Wilhelm Ii. von Hessen, welcher ebenso willkürlich regierte wie sein 1821 gestorbener Vater Wilhelm I., veranlaßten Volksausstände zur Verleihung zeitgemäßer Verfassungen und zur Annahme ihrer Nachfolger als Mitregenten. Der Bundestag, den Wünschen des deutschen Volkes entgegen und zur Hebung von Deutschlands Macht und Ansehen unfähig, sah diese Vorgänge als gefährliche Neuerungen an und erließ 1832 auf Veranlassung des fortschrittsfeindlichen Metternich einige Beschlüsse, durch welche die Wirksamkeit der Landstände und der Presse abermals
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Karl Karl August Friedrich_I. Wilhelm_I. Maximilian Ludwig_I. Schwanthaler Cornelius Schnorr Schwind Karl Karl Wilhelm Anton_von_Sachsen Friedrich_August Friedrich August Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Krakau Deutschland Deutschland Sachsen-Weimar Württemberg Hessen-Darm Nassau Baden Kaulbach Deutschland Braunschweig Hessen Deutschlands
§. 33, 5. Preußens Eingreifen.
341
Weder das deutsche Volk noch der wohlmeinende König von Preußen hatte die Einigung der deutschen Stämme unter einem mächtigen Oberhaupt zustande gebracht; es bedurfte anderer als friedlicher Mittel, den Knoten des Wirrsals in dem Jnteressenstreit zu lösen. Friedrich Wilhelm Iv. erlebte diese Lösung nicht mehr. Sorge und Enttäuschung hatten sein Gemüt niedergedrückt und zuletzt gar das Licht seines Geistes umschleiert. Im Jahre 1858 übernahm, da der König kinderlos geblieben rvar, sein Bruder Wilhelm, der Prinz von Preußen, die Regentschaft.
Preußen war unter Friedrich Wilhelms Iv. Regierung durch die beiden hohenzollernschen Fürstentümer Hechingen und Sigmaringen vergrößert worden, welche deren Fürsten zu Nutzen der deutschen Einigung (Dezember 1849) gegen ein Jahrgehalt abgetreten hatten. Dieser Vorgang hatte zur Stiftung des hohenzollernschen Hausordens „Vom Fels zum Meer" geführt. Der erfreuliche Aufschwung, welchen Handel und Gewerbe genommen hatten, führte zur Gründung einer preußischen Kriegsslotte und 1853 zur Erwerbung eines Gebietes von der oldenburgischen Regierung am Jahdebusen, wo mit der Anlegung eines Kriegshafens an der Nordsee, dem jetzigen Wilhelmshafen, begonnen wurde. Friedrich Wilhelm Iv. erlag seinen Leiden am 2. Januar 1861.
§. Z4. üu§[ant[ und die Türkei.
Der orientalische Krieg 1853 —1856. Kaum waren die revolutionären Bewegungen gedämpft, so führten die Angelegenheiten des Orients neue Kämpfe herbei. Im türkischen Reiche hatte der Sultan Abdul Medschid (1839—1861) im Jahre 1839 allen seinen Unterthanen, ohne Unterschied des Glaubens, Sicherheit des Lebens, des Eigentums und Gleichheit vor dem Gesetze verheißen. Gleichwohl fehlte es, namentlich seit 1852 infolge der Erhebung der alttürkischen Partei, nicht an Verletzungen dieses Reichsgesetzes. Als nun ein türkisches Heer unter Omer Pascha die unabhängigen und unter russischem Schutze stehenden Montenegriner 1853 zu unterwerfen suchte, mußte zwar die Pforte aus Ostreichs Drohung vom Kriege ablassen und das Versprechen geben, die bosnischen Christen vor Bedrückungen zu währen; bald aber riefen die Streitigkeiten über den Besuch der heiligen Stätten in Palästina einen großen Krieg hervor. Als nämlich die Pforte im Jahre 1852 allen christlichen Konfessionen gleiche Rechte an den heiligen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Abdul_Medschid
Iii. Maller Friedrichs des Großen
rum Preußen.
174v-1788.
Brandenburg-Preußische Vorgeschichte seit dem großen Kurfürsten.
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640—1688),
an Kraft, Geist und patriotischer Haltung der erste Reichsfürst
seiner Zeit, gab der brandenburgischen Macht zuerst eine bedeu-
tende Stellung im deutschen Reiche und in Europa, bereitete die
Erwerbung der Königswürde vor, zeigte und bahnte in der
äußeren Politik die Wege zukünftiger Größe. Die deutsche Ge-
schichte seit dem großen Kurfürsten ist tu ihrem Kern die Ge-
schichte der Rivalität der Häuser Habsbnrg und Hohenzolleru.
Friedrich Wilhelm geb. 1620 zu Cöln an der Spree, Sohn des Kur-
fiirsten Georg Wilhelm, Neffe Gustav Adolfs, aufgewachsen unter den Stürmen
des dreißigjährigen Krieges, 1634—1638 in den Niederlanden, theils in Leyden
mit Geschichts- und Sprachstudien beschäftigt, theils Zuschauer und Thcilnehmer
der Kriegsthatcn seines Großoheims Friedrich Heinrich von Oranien.
Nachhaltige und wirksame Eindrücke dieses Aufenthaltes. Vermählungsplane mit
Christina von Schweden, wirkliche Vermählung mit Luise Henriette von
Oranien 1646, später zum zweitenmale mit Dorothea von Holstein.
a. Seine Kriege und Gebietserweiterungen*).
Die Erwerbungen im Westfälischen Frieden, dem eigentlichen Aus-
gangspunkte von Brandenburgs Größe, s. ob. S. 45; die schließ-
liche Reglung der Cleveschen Erbschaft S. 35; den Antheil des
großen Kurfürsten an den französischen Kriegen S. 66 u. ff.
*) Im Laufe des 17. Jahrhunderts, unter Johann Sigismund und dem
großen Kurfürsten wurde der Territorialbesitz Brandenburgs fast verdreifacht;
es erhielt zu seinen früheren 715 luml. einen Zuwachs von 1298 fuml.
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Extrahierte Personennamen: Maller_Friedrichs Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Friedrich_Heinrich_von_Oranien Friedrich Heinrich Christina_von_Schweden Luise_Henriette_von
Oranien Dorothea_von_Holstein Johann_Sigismund Johann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Häuser_Habsbnrg Niederlanden Westfälischen Brandenburgs Brandenburgs
95
Million vermindert), und es gelang diese Heilung der rastlosen,
an Mitteln unerschöpflichen, ganz seinem Staate und Volk lebenden
Fürsorge des großen Königs — selbst ein Vorbild im Ersparen
und Einschränken, in Arbeitsamkeit und Aufopferung.
Vergrößerung Preußens um 54 Qm. durch den Erwerben
Ostfrieslands nach dem Aussterben des Fürstenhauses, auf Grund
einer bereits dem Kurfürsten Friedrich Iii 1694 vom Kaiser
verliehenen Anwartschaft.
Die Fürsorge für die materielle Entwicklung seines Landes
in Ackerbau, Handel, Industrie gieng bei Friedrich mit seinen
kriegerischen Planen und Thaten Hand in Hand, steigerte sich
nach Beendigung der drei schlesischen Kriege.
11 r b a r m a ch u n g namentlich des Oder- *), Warte- und Netze-
bruchs. Großartige Canal bauten, namentlich des Plaueschen
Canals (Verbindung der Elbe und Havel, die Fahrt von Magde-
burg bis Brandenburg um 30 Meilen verkürzend), des Finow-
Canals, der den Weg voll Berlin nach Stettin itnt 48 Meilen
abkürzte; des wichtigen Bromberger Canals (zwischen Brahe und
Netze). — Der Hase n Swinemüude 1746.
Förderung der Industrie durch den Staat, namentlich der
Linnenindnstrie in Schlesien, der Tuchweberei in der Mark, der
Baumwollenspinnerei und Weberei, der Metallprodnction u. s. w.
— Die Berliner Porzellanfabrik 1761.
Gründung der Bank 1765, der Seehaudlnng 1772,
einer asiatischen (1750) und bengalischen (1753) Handels-
gesellschaft in Emden, die indeß beide den siebenjährigen Krieg
nicht überlebten. Aber auch Handelsmonopole (Kaffee, Taback)
und Ausfuhrverbot.
Einführung der unpopulären und zu unbefriedigenden Re-
sultaten führenden s. g. Regie 1766, anfangs nur durch Fran-
zosen verwaltet.
Ausbildung des Heerwesens in und nach dein Kriege.
Die Armee bei Friedrichs Tode 200000 Mann stark mit 40000
Mann Reiterei und 12000 Mann Artillerie, halb und halb ans
Inländern und geworbenen Ausländern bestehend. Die Ent-
*) Friedrich selbst sagte von dieser 71/'* Meilen langen, 1 — 3 Meilen
breiten, mit 41 neuen Dörfern und Vorwerken bedeckten Anlage, er habe ein
Fürstenthum erobert ohne Soldaten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ostfrieslands Brandenburg Berlin Stettin Schlesien Emden Friedrichs
J
62
1761 Friedrichs Defensivstellang bei Bunzelwitz. —
Schweidnitz durch Laudon und Colberg durch die Russen genommen. — England tritt vom Bündnis mit Preussen zurück.
1762 Tod der Kaiserin Elisabeth von Russland.
Peters Iii. Waffenstillstand, dann Friede mit
Preussen und Bündnis gegen Oesterreich.
26. Jun. Friedrichs Sieg bei Burkersdorf über die Oesterreicher.
29. Octbr. Des Prinzen Heinrich und Seidlitz’ Sieg bei Freiberg.
1763 15. Febr. Hubertsburger Friede.
1765—1790 Kaiser Joseph Ii.
1772 Erste Theilung Polens.
1778—1779 Bairischer Erbfolgekrieg. Tesehener Friede.
1780 Maria Theresia f. Joseph Ii. folgt in Oesterreich.
1785 Deutscher Fürstenbund gestiftet von Friedrich
dem Grossen.
1786 17. Aug. Friedrich der Grosse f.
Dritte Periode.
I. Frankreich als Republik bis 1804.
1775—1783 Abfall der nordamerikanischen Kolonien von England. Washington.
1776 Unabhängigkeitserklärung der 13
vereinigten Staaten.
1777 Bourgoynes Corps streckt die Waffen
bei Saratoga.
1778 Franklin bewegt Frankreich zu einem
Bündnisse mit den vereinigten Provinzen.
1781 Capitulation des englischen Generals
Cornwallis bei Yorktown.
1783 Friede zu Versailles.
1715—1774 Ludwig Xv.
1786—1797 Friedrich Wilhelm Ii. König von Preussen.
1789 Berufung der etats generaux in
Frankreich.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweidnitz England Russland Oesterreich Friedrichs Freiberg Polens Oesterreich Frankreich England Washington Saratoga Frankreich Versailles Preussen Frankreich
Übersicht der griechischen Geschichte.
' Vorgeschichte — um 1100 v. Chr.
I. Die Religion.
Ii. Die Volksstämme.
Iii. Die Heroenzeil.
Erste Periode: Bildung der Hauptstaaten bis zum
ionischen Aufstand. Um 1100—500.
I. Die Zeit der Wanderungen.
Ii. Kolonien.
Iii. National$ Einigungsmittel.
Iv. Älteste Verfassungen.
V. Sparta.
Vi. Athen.
Vii. Kultur.
Zweite Periode: Gemeinsame Thaten und Schicksale.
500—338.
I. Die Perserkriege.
Ii. Zeitalter des Perikies.
Iii. Der peloponnesische Krieg.
Iv. Spartas Übergewicht.
V. Thebens Suprematie.
Vi. Eroberungskämpfe Philipps von Makedonien.
Vii. Kultur.
- Dritte Periode: Griechisch-Makedonische Geschichte.
338-301.
I. Alexander des Grofsen Kriegszüge.
Ii. Die Diadochenzeit.
Iii. Kultur.
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Alexander Alexander
73
Testaments durch Ludwig Xiy. und seinen Enkel bringt den Krieg zum Ausbruch. Philipp Y. und Karl Iii., des Kaisers Leopold zweiter Sohn, Gegenkönige.
Der Krieg.
Verbündete und Rüstungen Frankreichs. Maximilian Emanuel Kurfürst von Bayern, Generalgouverneur der spanischen Niederlande, dessen Bruder, Kurfürst Joseph Klemens von Köln, die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel, von Savoyen und Mantua traten auf Ludwigs Seite, der ein Heer von 200 000 Mann bei einer Bevölkerung von etwa 15 Millionen aufstellt.
Die Verbündeten des Kaisers — der aufserdem jüngst im Osten, gegen die Türken, frei geworden, aber anfangs sehr schlecht gerüstet war — waren: die Kurfürsten von Brandenburg (gleichzeitige Anerkennung der Königswürde im souveränen Herzogtum Preußen 1700) und Hannover (seit 1692 zur Kurwürde erhoben), Dänemark, die durch Wilhelm Iii. geleiteten Seemächte, doch nur zur Eroberung der italienischen Besitzungen Spaniens, seit 1702 das deutsche Reich, seit 1703 Portugal und Savoyen. Durch die Anerkennung Jakobs Iii. als Königs von England nach seines Yaters Tode (1701) erbitterte Ludwig Xiy. auch die sonst wenig zum Kriege geneigte englische Nation: so war die Allianz gegen Frankreichs Übergewicht Wilhelms Iii. letzte politische That (f 1702), ihm folgte seine Schwägerin Anna (1702—1714). — Der hervorragende britische Feldherr in dem Kriege war der Herzog von Marlborough.
John Churchill, geb„ 1650, einst König Jakobs Ii. Page, von diesem zum Peer, dann von Wilhelm Iii., zu dem er übertrat, zum Grafen später Herzog von Marlborough erhoben, hatte seine Kriegsschule unter Turenne gegen Holland, dann unter Wilhelm in. in Irland und den Niederlanden gemacht. Er vereinigte in sich die Eigenschaften eines Parteihauptes (der Whigs), Diplomaten und Feldherrn und übte mit seiner Gemahlin, der Freundin der Königin Anna, bei Hof großen Einflufs.
Der Schauplatz dieses großen europäischen, mit dem nordischen parallel laufenden Krieges umfalste alle Gebiete der spanischen Monarchie, die Rheinlinie, die Alpen, ganz Italien, die pyrenäische Halbinsel selbst und die Kolonien in den aufser-europäischen Weltteilen.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Savoyen Mantua Brandenburg Hannover Dänemark Spaniens Portugal England Holland Irland Niederlanden Italien
Iii. Zeitalter Friedrichs des Grofsen von Preußen.
1740-1786.
Brandenburgisch-preufsische Vorgeschichte seit dem großen Kurfürsten.
Hotienzollernsche Kurfürsten bis au Friedrich Wilhelm d. Gr.: Friedrich I. 1415—1440. — Friedrich Ii., der Eiserne, 1440—1470. — Albrecht Achilles 1470—1486. — Johann Cicero 1486—1499. — Joachim I. 1499-1535. — Joachim Ii. 1535—1571. — Johann Georg 1571—1598. — Joachim Friedrich 1598—1608. — -Johann Sigismund 1608—1619. — Georg Wilhelm 1619—1640.
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640—1688), an Kraft, Geist und patriotischer Haltung der erste Reichsfürst seiner Zeit, gab der brandenburgischen Macht zuerst eine bedeutende Stellung im deutschen Reiche und in Europa, bereitete die Erwerbung der Königswürde vor, zeigte und bahnte in der äufseren Politik die Wege zukünftiger Gröfse. Die deutsche Geschichte seit dem großen Kurfürsten ist zugleich die Geschichte der Rivalität der Häuser Habsburg und Hohenzollern.
Friedrich Wilhelm, geb. 1620 zu Köln an der Spree, war der Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm, Neffe Gustav Adolfs; er wuchs auf unter den Stürmen des dreifsigjährigen Krieges, lebte 1634—1638 in den Niederlanden, teils in Leyden mit Geschichts- und Sprachstudien beschäftigt, teüs als Zuschauer und Teilnehmer der Kriegsthaten seines Grofs-oheims und späteren Schwiegervaters Friedrich Heinrich von Oranien.
6*
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Häuser_Habsburg Niederlanden
96
Feinde; die Franzosen behaupteten sich nach unentschiedenen Kämpfen auf der rechten Rheinseite in den Landstrichen um Werra, Fulda, Sieg.
1761 Das Jahr 1761 ist Friedrichs traurigstes Kriegsjahr. Frankreich machte vergeblich den Versuch zu Friedensverhandlungen in Augsburg, nach Georgs ü. Tode und seines Enkels Georg Iii. Thronbesteigung 1760. Die Österreicher unter Laudon und die Russen unter Butturlin vereinigten sich in Schlesien — 130000 Mann gegen 50000 Preußen unter Friedrich, der eine Defensivstellung im festen Lager bei Bunzelwitz einnimmt. Das russische Hauptkorps zieht ab wegen Elisabeths lebensgefährlicher Krankheit, die wichtige Festung Schweidnitz aber wird durch Laudon, Kolberg durch die Russen genommen, die in Pommern Winterquartiere beziehen.
Der Ministerwechsel in England (Lord Bute an Pitts Stelle) führte zum Verluste der Subsidien für Friedrich, der in seiner verzweifelten Lage sogar mit der Türkei und dem Tatar-Chan Verbindungen anzuknüpfen suchte. Der Kampf erreichte seine größte Ausdehnung durch Choiseuls bourboni-schen Familienvertrag (August 1761), der auch Spanien in diesen Weltkrieg zog: England (mit Portugal verbündet) er-
klärte den Krieg Anfang 1762.
1762 1762 wurde das Rettungsjahr für Friedrich. Die Kaiserin
Elisabeth starb am 5. Januar 1762; ihr Neife und Thronfolger Peter Iii., des Königs enthusiastischer Verehrer und Nachahmer, schlofs mit Preußen einen Waffenstillstand, dann Frieden zu Petersburg (Räumung der eroberten Länder ohne Entschädigung) und ein Bündnis gegen Österreich. Czernitchef stöfst
mit 15—20000 Russen zu den Preußen.
Auch Schweden schliefst Frieden mit Preußen zu Hamburg.
Peters Iii. Entthronung und Tod*) loste das russisch-preufsische Bündnis, doch nicht den Frieden. Friedrich siegte mit Hilfe der passiven Anwesenheit des russischen Korps über Daun bei Burkersdorf in Schlesien; Schweidnitz wird wiedererobert. Des Prinzen Heinrich und Seidlitz’ Sieg bei Freiberg in Sachsen war die letzte grofsere Schlacht des Krieges.
*) Peters Iii. Ermordung geschah, ei'wiesener Mafsen, ohne Vorwissen Katharinas Ii.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Georg_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Elisabeth Peter_Iii Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Freiberg Peters
Extrahierte Ortsnamen: Werra Fulda Friedrichs Frankreich Augsburg Georgs Schlesien Bunzelwitz Schweidnitz Kolberg Pommern England Spanien England Portugal Petersburg Hamburg Schlesien Schweidnitz Sachsen Katharinas
140
Wilhelm Z, nach der Erkrankung seines Bruders Prinzregent 1858, nach dem Tode Friedrich Wilhelms Iv. (2. Jan. 1861) König, erstrebte von vornherein die Herstellung des gesunkenen Ansehens seines Staates und die Reform der deutschen Bundesverfassung. Das Hauptmittel zu diesem Zwecke war die Umbildung und Vermehrung des Heeres (Verdienste des Generals von Roon) sowie die Genialität und Energie des Ministeriums Bismarck 1862.
Wilhelm, Prinz von Preußen, geb. am 22. März 1797, Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Louise, hatte als Knabe das Zusammenbrechen der Monarchie Friedrichs d. Gr., als Jüngling die glorreiche Erhebung und Wiederherstellung Preußens und Deutschlands erlebt. Ursprünglich schwächlich, trat er erst nach der Schlacht bei Leipzig in die Armee, erwarb sich bei Arcis sur Aübe (s. o. S. 133) das eiserne Kreuz und wohnte dem Einzuge in Paris bei. Während der Friedenszeit widmete er sich nach Pflicht und Beruf wie aus angeborener Neigung vornehmlich dem Soldatenstande. Die Revolutionsjahre 1848 und 1849 machten seinen Namen zuerst zu einem historischen. An der Spitze des preufsischen Heeres unterdrückte er 1849 den badischen Aufstand.
Otto von Bismarck-Schönhausen, aus altmärkischem Adel, geb. den 1. April 1813, trat zuerst als Mitglied des vereinigten Landtags in die Öffentlichkeit. Er nahm dann 1850 an dem preufsischen Landtage und dem Erfurter Parlament teil, wurde preufsischer Bundestagsgesandter in Frankfurt 1850, Gesandter in Petersburg 1859, Botschafter in Paris im Frühjahr, preufsischer Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen im Herbst 1862. Seitdem ist er als der führende Staatsmann mit der großen preufsischen und deutschen Politik der Zeit verwachsen. Kanzler des norddeutschen Bundes 1867, Reichskanzler und in den Fürstenstand erhoben 1871.
Schon im Kriege Frankreichs und Italiens gegen Österreich 1859 verfolgte Preußen eine selbständige Politik, weigerte die Teilnahme an dem von Österreich in Scene gesetzten Fürstentage zu Frankfurt a. M. 1863 und trat dann, militärisch und diplomatisch vorbereitet, in die kriegerische Aktion ein, von Erfolg zu Erfolg schreitend.
A. Der dänische Krieg 1864.
Der längst vorbereitete Versuch des neuen Dänenkönigs Christian Ix. (seit 1863), Schleswig der dänischen Monarchie einzuverleiben, führte zum Kriege mit Deutschland, das wegen früherer Halbheiten und Versäumnisse eine Ehrenschuld gegen die Elbherzogtümer abzutragen hatte. Der Erbprinz von Augustenburg
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