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1. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 94

1826 - Erfurt : Müller
94 Die Nachricht vorn Anrücken eines kaiserlichen Hilfskorps für Polen schien die Stande des Herzog- tbums aus ihrer Schlafsucht zu wecken. Sie bewil- ligten alles, was der Kurfürst für die Landesverther- digung begehrte, riethen ihm sogar dieselbe in alle Wege zu fördern und verstiegen sich in Anpreisung der hiezu tauglichen Mittel bis zu Vertagen. Als Ursach der Rüstung ward den beiden kriegführenden Machten die Furckt des Landesherrn und seiner Stande vor einer Erneuerung der Ansprüche des deutschen Ordens an Preußen unter dem Schirme kaiserlicher Waffen angegeben. Keine von beiden indeß achtete - der Rüstungen und Beschwerden, Bitten und Ver- mittlungsantrage des Kurfürsten. Einerseits rückte Gustav Adolph über Marien werder tiefer in 1623 das Oberland nach Bartenstein, warf allenthalben die kurfürstlichen Besatzungen heraus und legte Kriegs- volk ein, wahrend die Polen Rastenburg einnah- men und den Kurfürsten zur Verpflegung von 10,000 Mann zwangen. Vergebens beschwor der hilflose Fürst seine Stände um Beistand an Geld und Mannschaft, damit mindestens der noch unbesetzte Theil des Landes gerettet werden möchte; denn seine unbezahlten Söldner gingen zum Feinde über, und keiner war, der ihm dienen wollte. Uebrigens schienen Schweden und Polen des Krieges müde; im verheer- ten Lande fehlte es an Unterhalt; Mißwachs und schlechte Witterung hatten pestartige Krankheiten er- zeugt. die weit mehr an Mannschaft tödteten, als das Schwert, mit dem die Entscheidung kaum ver- sucht, nie herbeigeführt wurde. Jan. 1629 In solcher Bedrangniß verordnete der Kurfürst einen neuen Landtag zu Königsberg, um, — da doch einmal alles Versuchen, eine Landesvertheidigung inö Werk zu richten, vergeblich, ja eine allgemeine Mu- sterung des Aufgebots schon darum nicht thunlich war, weil dadurch den Feinden der unbeschreiblich rathlose Zustand der Bewaffnung, Schlagfcrtigkeit und Zucht desselben kund geworden wäre, — wenig- stens über die Mittel zur Herbeifchaffung des den Soldtruppen schuldigen Gehaltes und der Lieferung an hie Schweden und Polen zu berathen. Die Stande

2. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 96

1826 - Erfurt : Müller
96 ein Vertheidigungsbund zwischen Schweden, Po- len, dem Kurfürsten und der Stadt Danzig ge- schloffen. Das von zween Feinden befreite Herzog- thum genoß der Ruhe — eines Kirchhofs. — 25. Jun. Am Tage der Sakularfcier des Erscheinens der 1030 augsburgischen Konfession stand König Gustav Adolph als Schirmherr des evangelischen Glaubens mit einem Heere von 15,000 frommen und versuchten Streitern vor Stettin. Herzog Bogislavxiv. übergab ihm die Stadt sammt deren Besatzung, und schloß einen Vertrag, zufolge dessen alle feste Platze, die nicht in den Händen der Kaiserlichen waren, den Schweden übergeben, die Leitung der Kriegsangelegenhe'l.n und das Recht der Besatzung des Landes dem Könige zu- gestanden, auch in Bezug auf letztere die unerläßlichen Bedingungen festgestellt wurden: daß solche so lange dauern solle, bis entweder der Kurfürst von Branden, bürg, als muthmaßlicher Erbfolger, zur Befreiung Pommerns thatigen Beistand geleistet, oder dem Schwedenkönige die Krkegskosten aus eigenem Seckel erstattet und damit jedem Anspruch Gnüge geleistet haben würde: ein Punkt, der des Kurfürsten Wider- willen gegen seinen Schwager eben so sehr erhöhete, als diesem eine Gelegenheit zur Erwerbung von Pom- mern gab. Ritterschaft und Städte kauften sich von der Heercsfolge mit 200,000 Thalevn los. Der Herzog ließ sich bei dem Kaiser durch eine Gesand- schaft entschuldigen. Vergebens suchte der Kurfürst diese neuen Gaste durch einen Neutralitatsvertrag von seinen Granzen abzubalten; denn Theil zu nehmen gestaltete die Lage der Finanzen und seiner Marker Widerwil- len gegen den Kriegsdienst ihm nicht. Um des Kai- sers Parthei ergreifen zu können, war ihm überdieß sein Glaube zu lieb und der gefürchtete Sckweden- könig zu nah; die heilige Scheu vor des Reichsober- hauptes Zorn und sein Widerwillen gegen den König würden ihn abgehalten haben, sich den Protestanten mit Heeresmacht anzuschließen, wenn auch Mittel dazu in seiner Hand gewesen waren. Die traurigen in Preu- ßen gemachten Erfahrungen waren eben so wenig a!S das Andenken an Mansfeld, Tilly's und Wal-

3. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 100

1826 - Erfurt : Müller
oder wehrlos erduldeter Umerziehung von Freund und Feind befinden. Geldmangel, mißvergnügte und un- patriotische Stande, endlich eine streitsüchtige Geist, lichkeit, waren die Feinde, mit denen der Kurfürst zu kämpfen hatte. Jede seiner Maßregeln, die dem Eigennutz irgend eines Standes entgegentra!, erregte Klagen und Beschwerden bei dem Oberlehnsherrn, und dieser ermangelte nicht, das Feuer der Zwietracht zwi- schen dem Fürsten und seinen Unterthanen nach Mog, lichkeit zu unterhalten. Zum Glück für den Kurfürsten 6zr starb König Sigismund Iii.; denn, ob auch dieser To- desfall das Zeichen zum Beginnen einer vollständigen Zuchtlosigkeit in Polen wurde, deren Wirkungen sich bis in das Herzogthum hin ausdehnten, und auf den deshalb ausgeschriebenen Landtage zu Königsberg der gewöhnliche Zank um Einnahme und Ausgabe sich ärger als jemals erhob, ja so weit ging, daß die Stände ihres Gehorsams gegen den Landesfürsten ganz i vergaßen, — so war doch mit jenem Könige zugleich die Ursache zur Fortsetzung des Krieges mit Schwe- > den todt und ab, und von dieser Seite um so weni- ! ger zu fürchten, als Gustav Adolph selbst um die - polnische Krone sich bewarb, und deshalb den Kur-.,; fürsten zu Ortelsburg durch eine Gesandtschaft t freundlich beschicken ließ. Jndeß siel die Wahl, nach < einigem Gezänk, auf den polnischen Prinzen Wla-- dislaw, der, nach dem alsbald darauf erfolgten j Tode des Schwedenkönigs, in Erwägung des zwischen'; ihm und den Schweden elntretenden Verhältnisses, , 635 dem Kurfürsten den Lehns-Empfang durch Abgeord. » nete und ganz in der Art bewilligte, wie Johann j Sigismunds Verhaltniß zur Krone Polen vor dem« Eintritt der kommissarischen Verfügungen gewesen war. . Diesen Umstand benutzte der Kurfürst, um, da es i ihm an Macht und Mitteln fehlte, den Ständen die $ Spitze bieten zu können, durch Unterhaltung ihres 3 immer schärfer hecvortrctcndcn Zwiespalts mit einan- - der, seiner Regierung einige Festigkeit zu verschaffen,' , was ihm mindestens in gewisser Weise gelungen zu fein t G55 scheint; denn auf dem Landtage zu Hei lig enbeil 1 setzten seine Oberräthe, in Verbindung mit dem Adel,,! manches gegen die Städte durch, deren Ueberniutf) (]

4. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 115

1826 - Erfurt : Müller
iiö durch dle Stimmenmehrheit, sondern durch freund- schaftliche Übereinkunft der Partheien erledigt werden sollten, jeden festen Beschluß hindern und Uebelgesinnten Raum geben, um alles, was sie nur immer wollten, in das schrankenlose Feld des Meinungsstreites hin- über zu ziehen. Hieraus wird es zugleich erklärlich, warum in dem Maße, wie deren eigne Macht zunahm, die Kurfürsten von Brandenburg sich immer mehr von dem Reichsverbande frei zu machen suchten. Kaum war durch den genannten Frieden dem Krkegselend in den Marken ein Ende gemacht, als zween neue Ereignisse des Kurfürsten Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. König Vlad.islav von Po- >6-43 len war gestorben; zu den Unruhen der Wahlangele- genhekt hatte sich für das Reich die Gefahr eines Ein- bruchs der siegreichen Kosaken und Tartaren gesellt. Eine solche Lage der Dinge mußte benutzt werden, um einen Theil des stehenden Heeres, dessen Errich- tung seither mit großem Eifer betrieben war, auf Kosten Preußens dort zu unterhalten und mit Hilfe dieser neuen und wohlgewahlten Stütze seiner Herr- schaft sowohl von dem Nachfolger des Polenkönkgs das Lehn unter möglichst guten Bedingungen gewin- nen, als auch die Wiederherstellung der inneren An- gelegenheiten des Herzogthums mit mehr Kraft und Erfolg als bisher fördern zu können. Beives gelang dem Kurfürsten, der mit weiser Festigkeit den acht fürstlichen Plan zur Gründung eines unabhängigen und selbstständigen Reichs ohne Unterlaß verfolgte, während die geringe Bevölkerung seiner verarmten und vielfach zerstückelten Lande, in religiöser und po- litischer Hinsicht getrennt und alles Sinnes für Ein- heit baar, nur säumig und eigennützig zu Zahlung und Waffendienst sich bequemte. Geschirmt von der ihm zugethanen Kriegsmacht und deren Führern, von da an die eigentlichen Träger des Vaterlandes wurden, gebot er in Preußen als Kurfürst von Bran. denburg, in den Marken als Herzog von Preußen, keine Gegenrede duldend, das Wohl des Ganzen ver- fechtend gegen die Anmaßungen der Ritter wie gegen den Eigennutz der Bürger. Dem strengen Befehle gegenüber galt kein Säumen mehr; wo Thaten ge- 8 *

5. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 116

1826 - Erfurt : Müller
fordert wurden mußte das Wort schweigen wie billig. 1649 Die Belehnung über Preußen ward demnach mit Vortheil, jedoch nicht ohne bedeutende Geldspen- den gewonnen. Die Bestätigung der früheren Frei- heiten des Herzogthums, die freie Haltung des refoc- mirten Gottesdienstes und einige Annehmlichkeiten beim Belehnungsakte waren das Ecgebniß, gewonnen durch des Kurfürsten Mitwirkung zur Wahl des Prinzen Johann Kasimir und durch eine Spende von 200,000 Gulden. Schwieriger und weitlauftiger zeigten sich die Umstande bei der immer noch streitigen Erbschaftssache von Jülich-Kleve, deren Erledigung, ihres frühe- ren Ursprungs wegen, der Friedens-Kongreß adge. lehnt hatte. Durch mehrere Vergleiche war Einzel- nes im Besitzstände verändert worden, die Hauptsache jedoch unentschieden geblieben. Jndeß gab der blinde Verfolgungseifer des katholischen Herzogs von Pfalz- Neu bürg, bald nach dem Schluffe der Verhandlun- gen zu Münster und Osnabrück, dem Kurfürsten einen erwünschten Anlaß, auch hier einen Theil sei- ner Truppen zur Verpflegung wie zur Aufrechthal- tung des landesherrlichen Ansehens unterzubringen. Er erklärte sich nämlich in einem sehr nachdrücklichen 1651 Manifeste zum Beschützer der dortigen Protestanten, und rückte, mit einer Macht von Schwadronen und 86 Fußkompagnien unter Anführung des Gene- rals Spar re, in die Rheinlands, wo zwar des Kai- sers Bemühung den Ausbruch offener Feindseligkeit verhinderte, die gegenseitige Erbitterung aber, vor-,, züglick durch die Schuld der Umtriebe des Herzogs , von Neuburg, stets höher stieg, wie eifrig auch die j vom Reichsoberhaupt ernannte Kommission von Für- : sten und Bischöfen einen festen Vergleich zu bewirken 1 strebte. - Aug. Jndeß hatte Schwedens durch den Frieden zu , l645 Bromsebrö und den westpha lisch en Frieden , entscheidend gewordene Ucbermacht im Norden einen , neuen Zuwachs erhalten. Der Königin Christine, , die in einem Anfalle von weiblicher Sonderbarkeitj die Krone 'niedcrgelegt hatte, war Karl Gustav,.,

6. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 117

1826 - Erfurt : Müller
117 Pfalzgraf von Zweibrücken (Karl X.) auf den Thron »054 gefolgt : ein Fürst voll unruhiger Thätigkeit, kriegs- lustig und ehrgeizig, befangen in der damals nicht unausführbaren Idee einer großen nordischen Univer- salherrschaft. Polen, von aller Haltung im Inne- ren entblößt, in einen nachtheiligen Krieg mit Ruß- land verwickelt, schien dem Pyrrhus des Norden die leichteste und zugleich belohnendfte Beute. Ungeachtet am Ablaufe des 26jährigen Waffenstillstandes, dessen oben gedacht ist, noch 7 Jahre fehlten, trat er mit der Forderung gegen Johann Kasimir hervor, daß er seinen Ansprüchen auf Schweden förmlich ent- sagen und dieser Krone Livland vollständig abtreten solle. Den Kurfürsten, dessen Absichten ihm nicht unbekannt sein mochten, glaubte er leicht und sicher gewinnen zu können. Dieser aber erwog, wie viel schwerer das Her- beiführen eines günstigen Augenblicks zur Befreiung von der verhaßten Oberherrschaft sein dürfte, wenn statt des falsch-monarchischen Unwesens in Polen die feste Hand eines gleich kühnen und umsichtigen Kö- nigs dort eine wirkliche Monarchie gründen würde; er bemühte sich durch einen Hilfsvertrag mit den Niederlanden und Verbindungsversuche mit England, Frankreich und dem Kaiser, einem Bunde mit Schwe- den austuweichen. Den Polen, die, nach Art solcher zwitterhaft regierter Völker, eben so sorglos als übermüthig waren, versagte er geradezu seinen Bei- stand, und erklärte: sich innerhalb der Granzen einer bewaffneten Neutralität halten zu wollen. Demgemäß schlug er das Begehren des Schwedenkönigs, ihm die Hafenplätze Pillan und Memel einzuräumen, in bestimmten Ausdrücken ab, rüstete mit Eifer und An- strengung sein Heer, in dessen stiller Vorbereitung Karl Gustavs Ungestüm ihn unterbrochen hatte, und begegnete dem wiederholten Andringen des Kö- nigs ausweichend und zögernd. Der indeß ließ ohne weitere Anfrage und Crklä- i6s¿ rung ein Truppenkorps unter dem General Wittem- berg -durch die Neumark nach Polen vorrücken, das nirgends aus Widerstand stieß. Warschau und Krakau öffneten dem Feind in der ersten Ueberra-

7. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 119

1826 - Erfurt : Müller
»‘9 im Herzogthum, endlich zur Anerkennung des Erbrechts der Krone Schweden, im Fall der Erlöschung des bran- denburgischen Mannsstammes bereit erklären mußte, da- gegen da-Bisthum Ermeland als weltliches Mann- lehn, die Befreiung von der Last des Küstenschutzes mit vier Kriegsschiffen, auch die höchste Gerichtsbar- keit im Land erhielt. Als Johann Kasimir, mit Hilfe des Magna- ten - Bundes von Tyskiewicz, zu Zamosc ein Neues Heer gesammelt hatte und mit demselben auf Warschau vorrückte, ward jener Vertrag zu Ma- rienburg in ein förmliches Hilfsbündniß verwan- delt; der Kurfürst versprach, gegen lockende Ver- heißungen, 4000 Mann, zur Halste Reiterei, zum »5- Juni schwedischen Heere stoßen zu lassen. Dieser Schritt l656 erregte das Aufsehn der fremden Mächte; der Kur- fürst schien ihnen Bedeutung zu gewinnen; wozu das nicht unwahrscheinliche Gerücht einer verabredeten Thek- lung Polens zwischen den Bundesgenossen günstig mit- wr'rkte. -Der Kaiser und die Niederlande, jener von Eifersucht, diese vom Handelsgeiste geleitet, zeig- ten sich unwillig, Cromwell, aus Glaubensgrün- den, billigte das Geschehene, und Frankreich schloß mit dem Kurfürsten ein Bündniß, dessen Hauptinhalt auf wechselseitige Bürgschaft für die deutschen Staaten beider Mächte, Beistand im Fall von Angriffen und Theilung der dann gewonnenen Eroberungen sich be- schränkte. So war in kurzer Zeit das Ansehn Branden- burg-Preußens gewachsen. Dem Oberhaupte dieses Staa- tes stand in dessen verschiedenen Ländertheilen eine Macht von 26,000 Mann zu Gebot und mehr als Ein Mittel, um stets fester und für das Wohl seiner Lande wirksamer aufzutreten gegen innere wie gegen äußere Feinde. Jndeß war Warschau neuerdings von den Po- len eingenommen, die schwedische Besatzung daraus verdrängt und auf die bei Novodwor am Zusam- menflüsse des Bug mit dem Weichselstrom ste- hende Hauptmacht zurückgeworfen worden. Der Kur- fürst eilte mit seiner Hilfsschaar durch Masovien herbei und die Vereinigung beider Corps wurde von den auf ihre Uebermacht trotzenden und daher nach- lässigen Polen keineswegs gehindert, was leicht zu be-

8. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 121

1826 - Erfurt : Müller
12 l 6000 Mann Hr'lfstruppen gegen Schweden zu stellen versprach, dagegen die Bestätigung der Souve- rainetät Preußens für sich und seine Erben mit der Bedingung empfing, daß nach dem Aussterben seines Mannsstammes das Herzogthum als polnisches Lehn an die brandenburg-fränkische Linie fallen, das Heimfallsrecht Polens aber erst nach dem Erlöschen dieser in Kraft treten solle. Als Entschädigung für Ermeland erhielt er die Herrschaften Lauenburg und Bütow, die, nach Herzog B ogislav's Xiv. l657 Lode, König W lad islav Iv. als cröffnete pol- nische Lehne von Pommern eingezogen hatte; für die Kriegskosten wurden von Polen die Kastellanei D ra- tz eim und die Stadt Elbing verpfändet; aus letz- terer mußten kndeß die Schweden erst verjagt werden. Die veränderte Stellung des Kurfürsten, (als fouverainer Herzog) zu seinen preußischen Unter- ttzanen, machte allerdings den einberufenen Landtag wichtig; auch war es eine schwierige Aufgabe, die nöthigen Steuern von dem neuerdings erschöpften und theilweise verheerten Lande aufzubringen. Allein dem Kurfürsten lag jetzt, da sein eigentliches Ziel in der Hauptsache erreicht war, di? Demüthigung der Schwe- den und deren mögliche Vertreibung aus Pommern am nächsten. Er suchte daher die Landstände in un- bestimmten Ausdrücken über die Souverainetät und deren Folgen zu beruhigen, ernannte den polnischen »5. Oct. Fürsten Bogislav Rad zivil!, einen mildgesinn- »657 ten und beliebten Herrn, zum Statthalter in Preußen und widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Kriegs- angelegenheit. Es wurden die Truvpen neuerdings auf den Punk- ten vermehrt, wo ein Angriff des Schwedenkönigs zu fürchten oder der glückliche Erfolg eines Einbruchs in dessen Lande zu hoffen war (in Brandenburg, Pom- mern und Preußen); auch schloß der Kurfürst Bünd- nisse mit Fremdmächten. Wohl empfand dieser Fürst das Gefahrvoll? seiner eignen Lage wie der Absichren Karl Gustavs zu gut, um nicht des Königs thä- tigster Gegner zu sein. Anders aber betrachteten der Kaiser und die Seemächte diese Angelegenheit; ihnen besonders ersterem, war des Kurfürsten sichtliches Stre-

9. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 123

1826 - Erfurt : Müller
123 lind Polen, Oesterreich und Brandenburg andrerseits, ein Friede zu Stande, laut welchem der Kurfürst t seine in Pommern und Holstein gemachten Erobe- rungen, (erftere ungern, doch von Frankreich als Bürgen des westfälischen Friedens gezwungen,) zu- rückgab, dagegen von allen in den früheren Verträ- gen übernommenen Verbindlichkeiten gegen Schweden sreigesprochen und von sämmtlichen Mächten, Frank- reich eingeschlossen, durch Anerkennung des Vertrags zu Weh lau in der Souverainetat über Preußen be- stätigt wurde. Elbing jedoch blieb in den Händen der Polen, die den Widerwillen der dortigen Patri- cier gegen den Kurfürsten zu Weigerungen und Aus- flüchten benutzten. Uebrkgens ward es im Norden allenthalben Friede; — der Eintritt allgemeiner Ruhe deutete auch diesmal auf das nahe Erscheinen einer neuen Zeitgestaltung. Wie und in welcher Art dev Uebergang vom Alten zum Neuen sich diesmal bildete, bedarf einer kurzen Andeutung, bevor es möglich ist, die Anstrengungen des großen Kurfürsten zur Befesti- gung seiner Souverainetat in Bezug auf das Aus- land wie zur Ausdehnung derselben im Inneren, wür- digen zu können. Denn, nur was mit sorgfältiger Beachtung der Zeit und ihrer Zeichen, nach klarer und unzweifelhafter Erkenntniß derselben, begonnen wird, führt zum Ziele; nur wo eine gründliche und regelrechte Ursache vorhanden ist, kann von erfreuli- cher und tüchtiger Wirkung die Rede sein. Seit dem Anfänge der Reformation bestimmte das Bündniß der Religion mit der Politik den Charakter der Zeit. Alle Reibungen, welche aus den verschiedenartigen Grundsätzen in Bezug auf beide hervorgingen, fanden ihren Ausbruch und zugleich auch ihr Aufhören in dem dreißigjährigen Kriege. Der westphälische Friede, mehr wohl die allgemeine Erschöpfung, hatte mit dem'streite selbst auch dem Zwecke des Streites ein Ende gemacht. Die Völker beschäftigten sich mit der Wiederherstellung ihrer leibli- chen Güter; die Fürsten erkannten den durch die Be- gebenheiten jener dreißig Jahre herbeigeführten An- wachs ihrer Macht und die Mittel diese zu bewahren, wo möglich noch zu steigern. Geld und Kriegs- April 1660

10. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 88

1826 - Erfurt : Müller
88 v. 1615 bis 1616 1622 1620 1621 lang wirkte, als die Ereignisse kein Heer der krieg- führenden Machte nach Brandenburg führten, spater aber das Unheil verdoppelte, weil beide Theile das neutrale Gebiet nach damaliger Kriegssitte als feind- lich zu verwüsten, mindestens zu benutzen, sich berech- tigt glaubten. Die Rheinlands, deren Statthalter der Kur- fürst früher gewesen war, bewahrte der vielgewandte Graf Adam von Schwarzenberg, kurfürstlicher Gesandter bei den vereinigten Niederlanden, einstwei- len durch einen Vertrag mit den Generalstaaten, in welchem diese sich verpflichteten, des Kurfürsten Rechte auf Jülich, Cleve und Berg unter der Bedingung zu schützen, daß jener ein Regiment zu Fuß von 1000 Mann dort halten und ein Drittheil der Kosten zur Erobe- rung einiger Platze in Jülich tragen solle. In Preußen, wohin der Kurfürst abging um die Belehnungs-Angelegenheit zu fördern, störte die Pest, welche dort furchtbare Verheerungen anrichtete, den deßfalls verordneten Landtag dergestalt, daß er von einem Orte zum andern verlegt werden mußte. Ueberdieß weigerten sich die querulirenden Stände, dem Kurfürsten vor Abstellung ihrer Beschwerden über die Besetzung der Stetten und den Calvinismus zu huldigen; wobei sie von Seiten der Polen thatigst un- terstützt wurden. Nach langem Streite, (den die Stande durch ihre Abneigung gegen jeden Beitrag zur Küsten- vertheidigung mehrten, welche der von Schweden be- drohte König . Sigismund vom Kurfürsten forderte) glaubte dieser, den die von seiner Mutter erzwungne Vermählung seiner Schwester, Marie Eleonore, mit dem Könige Gustav Adolph von Schweden in neue Verlegenheit setzte, durch reichliches Bewilli- gen sein Ziel endlich erreicht zu haben, als der Kö- nig von Polen ihn schriftlich benachrichtigte, daß eine königliche Kommission über den Zustand des Herzog- thums entscheiden und nach ihrem Gutachten auf ei- nem Landtage die Belehnungs-Angelegenheit ordnen solle. Diese Kommission trat von vorn herein mit Anmaßungen aller Art hervor, verlangte vom Kurfürsten außer den vertragsmäßigen 100 Reitern ein Hilfskorps von Fußvolk und Ältillerie für den
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