Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
50
1519.
1541.
1540.
1545-
1567.
1568.
1579.
1609.
1648.
1572.
lipp Ii. erhält Spanien mit den Kolonieen, die Niederlande, Mailand und Neapel; sein Bruder Ferdinand I., Herr der österreichischen Länder und König von Ungarn und Böhmen, folgt als Kaiser.
Die Reformation in der Schweiz. Ulrich Zwingli Reformator in Zürich (Religionsgespräch mit Luther zu Marburg 1529; Zwingli fällt bei Kappel 1531). Johann Calvin Reformator in Genf (f 1564).
Die Gegenreformation.
Bestätigung des von Ignatius von Loyola gestifteten Jesuitenordens.
1563. Konzil von Trient.
Die Reformation im übrigen Europa.
A. Abfall der Niederlande von Spanien.
Herzog Alba Statthalter Philipps Ii. in den Niederlanden.
Egmont und Hoorn in Brüssel hingerichtet.
Wilhelm von Oranien beginnt den Freiheitskampf.
Utrechter Union der sieben nördlichen protestantischen Provinzen.
Zwölfjähriger Waffenstillstand.
Im westfälischen Frieden wird die Unabhängigkeit der nördlichen Niederlande anerkannt.
B. Frankreich: Die Hugenottenkriege.
Die katholischen Guisen und die protestantischen Bourbons an der Spitze der Parteien.
Die Pariser Bluthochzeit (Bartholomäusnacht): Der Admiral Coligny mit Tausenden von Hugenotten auf Veranstaltung Katharinas von Medici, der Mutter Karls Ix., ermordet.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Ferdinand_I. Ulrich_Zwingli Zwingli Kappel Johann_Calvin_Reformator Johann Ignatius_von_Loyola Philipps Wilhelm Admiral_Coligny Katharinas_von_Medici Karls_Ix.
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Niederlande Mailand Neapel Ungarn Schweiz Marburg Genf Europa Spanien Niederlanden Brüssel Frankreich Karls
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Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
I
io8
Urenkel des Ahnherrn Zustand in den ^Denkwürdig-
keiten zur brandenbucgischen Geschichte^ schildert.
In Trümmern lag der Staat, ohne Kraft, Rich-
tung und Haltung im Innern, von Außen her be,
dräut durch übermüthige Nachbarn; nirgends war eine
hemmende Grenze gegen plündernde Feinde und zehrende
Freunde. Wohl mag ein Fürst sein Volk erlösen,
wenn es vereint mit ihm zum Stehen oder Fallen in
den Kampf tritt; wo aber der Fürst allein sieht, sich
erst ein Volk schaffen und zugleich dem äußeren Feinde
wehren soll, da bedarf es wahrlich der seltensten Kraft
wie der höchsten Weisheit.
Als in grauer Vorzeit Judas Maccabäus,
des Volkes Israels größter Held, von Jerusalem Be-
sitz nahm, fand er die Mauern nredergeriffcn, die
Hauser verbrannt, alles zerstört und durch einander
geworfen. Ec sollte von neuem bauen, und vor Len
Thoren stand der Feind; die Stadt mußte herge-
stellt zugleich und vertheidigt werden; Fürst und Volk
mußten die Mühsal des Kriegs und des Friedens
gleichzeitig tragen, mit der einen Hand das Schwert,
mit der andern das Baugerache führen. Dem ähn-
lich war des Kurfürsten Aufgabe; darum, daß er sie
rühmlich gelößt hat, gebührt ihm vor vielen andern
der Ehrenname des Großen. Drei treue Diener
ries er beim Antritte seiner Regierung als Beistände
mit Rath und That zu sich, den Kanzler von Görz,
feinen alten>Lehrer von Kalkun, und Werner
von Schulenburg. Zu mächtig, (obgleich übclbe-
rüchtigt als Söldling Oesterreichs) war der märkische
Statthalter Graf Adam von Schwarzenberg,
um augenblicklich entfernt zu werden; der Kurfürst
begnügte sich, ihm bei Bestätigung seiner Würde in
die Schranken zurückzuweisen, welche dem Unlerthan,
und sei er der Erste im Lande, allzeit gebühren. Was
spater geschehen sein würde, verhüllte der bald darauf
1 r. Marz zu Spandau erfolgte Tod des Grafen.
*6$* Man hat diesen Minister, der unter dem Kur-
fürsten Georg Wilhelm in seiner Person alle
Hauptwürden des Staates vereinigte, mannrchfach
' und schwer beschuldigt; er ist von mehrern Geschicht-
schreibern der beabsichtigten Vergiftung des Kurfür-
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Extrahierte Personennamen: Judas_Maccabäus Hauser Werner
von_Schulenburg Graf_Adam_von_Schwarzenberg Georg_Wilhelm Wilhelm
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
»47
ständrgkert um nicht mehr dem Rcichskammergericht un- »705^64
tergeordnet^zu sein) und die verschiedenen Verordnun-
gen zur Feststellung der Form und Förderung des Pro- -705 bis 7
cesses in allen Landen des Königs: endlich die Scher-
düng der Negi'eruygßzwekge und das Ordnen des Ge-
schäftsganges im Staatsrathe. Daß unter der schirm- »71«
men Leitung des verrufenen Grasen Wartenberg
die Finanzen übel berathm waren, kann nicht geleug-
net werden. Jndeß auch hier stellt sich das Urtheit
über des Königs Derhältniß zu diesem Günstlinge mil-
der, wenn man erwägt, daß Wartenberg in den ent-
scheidenden Augenblicken des Ringens nach der wich-
tigen Königskrone, als keiner der Minister die-Plane
des Gebieters fördern konnte oder wollte, mit Il-
gens Hilfe den Kaufpreis für künftige Herrlichkeit
vom Lande zu erzwingen wußte, daß später der Kö-
nig ihn, als ein nicht unbedeutendes Werkzeug des
Gelingens dessen was sein Beruf ihm gebot, mit Eh-
ren und Würden überhäufte, ihm zwar blindlings
vertraute, doch auch dann ihn rettungslos fallen ließ
sammt seiner ganzen Parthei, als der Kronprinz
und der getreue Jlg-en ihm bewiesen, wie sehr
Wartenberg zum Nachtheil des Landes seine Voll- ur0«i
machten überschreite. Eben so laßt sich aus der schwie-
rigen Aufgabe für den König: mit geringen Kräften
Vieles leisten zu müssen, das oftmalige Fehlgreifen
in der Wahl der Mittel, das Projektmachen und
Haschen nach außergewöhnlichen Finanzkünsten so wie
all' das Gaukelspiel erklären, das Glücksritter und
Schelme mit dem in seinem Hauptplane rein mensch-
lich befangenen Fürsten sich erlaubten.
Vielfältig ist in den vorhandenen Geschicht-
büchern über diesen Gegenstand Halbwahres mit Fal-
schem untermischt aus dem einseitigen Urtheile der
selten unpartheiischen Zeitgenossen entnommen, hin
und wieder einiges durch Parthei-Ansicht entstellt
worden; gewiß aber bleibt es, daß ungeachtet des groß-
ßen Aufwandes am Hofe, der bedeutenden Spenden
im Auslande, der Menge fehlgeschlagner kostspieliger
Projekte, nicht nur das Land nicht zu Grunde gegan-
gen ist, sondern auf nützliche Anstalten und zum An-
kauf von Staatsländcreren sogar beträchtliche Summen
■ 10 *
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
20ö
5. Jan. Da starb seine erbittertste Feindin die Kaiserin Eli-
x'62 fafcetf) von Rußland. Ihr Nachfolger Peter Iii.,
Friedrichs Verehrer, bisher ihm mehrmals unter
16. Marz der Hand hilfreich, schloß sofort einen Waffenstillstand,
5. Mai dann einen Frieden zu Petersburg, dem zufolge
Preußen geräumt und zurückgegeben wurde, endlich ein
Bündniß Europa staunte mit Recht, als ein russi-
sches Korps vorr 20,000 Mann unter Czernitschef
von den Oesterreichern ab und in des Königs Lager
zog. Auch Schweden trat vom Kampfplätze; der
Friede zu Hamburg stellte zwischen dieser Macht
22. Mai und Preußen alles wieder auf den alten Fuß.
Neue Mittel, mit ihnen neuer Muth und neue
Siegeshoffnung, erhoben die Herzen Friedrichs und
seines Volks, das mit ihm und für ihn, den Helden
und Wohlthater des Vaterlandes, treulich gekämpft
und gelitten hatte. Der Feldzug wurde vertrauens-
voll eröffnet; die Wiedereroberung von Schweidnitz
war der Unternehmungen in Schlesien erstes Ziel.
Jndeß aber König Friedrich sich mühte, seinen Geg-
ner, den Zauderer Daun, aus seiner Stellung von
Burkersdorf und Leutersdorf weg zu manö-
vriren, traf die Nachricht von dem Sturze Peters Iii.
0. Jul. und Katharinens Erhebung auf den Kaiferthron
Rußlands ein. Der Krieg gegen Preußen war schon
von der neuen Czarin beschlossen, als sie unter ihres
Gemahls Papieren Friedrichs väterliche mit allem
Zarlsinn eines eben so schönen als großen Geistes ab-
gefaßte Warnungen vorfand. Ihrem hohen Gemüthe
konnte der Eindruck gleicher Seelengröße nicht fremd
bleiben; sie bestätigte den Petersburger Frieden; doch
. ward Czernitschef abberufen mit seinem Korps:
ein Beispiel von Mäßigung und Besonnenheit, das
wahrscheinlicher gewinnreicher für den König war als
das frühere Bündniß. Auf des Königs Ansuchen
blieb der russische Feldherr noch drei Tage lang ihm
zur Seite, ward Zeuge des kühnen und erfolgereichen
21. Jul. Sturmes auf die Stellung der Oesterreichcr, und
kehrte dann, mit unverkennbarer Hochachtung für
Friedrich im Herzen, sammt seiner Schaar in die
Heimath zurück.
' Folge des Sieges bei Burkersdorf war die
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Jan Peter_Iii Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Peters Friedrichs Friedrich Friedrich
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Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
\
s
der Mittelpunkt, in dem alle Linken des Kreises zusammen»
treffen: ein wiederum untheilbares Wesen mit dreifacher Funk-
tion : herrschend, gesetzgebend, richtend. Der Kreis,
dessen äußerste Linke sein ihm von Gott verliehenes Scepter
zieht, ist das Vaterland; alles, was innerhalb dieses Krei-
ses liegt, gehört demselben an: also Fürst, Nation, Bo-
den. Darum, ob auch mannichsaches Stammes, Sprach -
Idioms und geschichtlichen Wandels wir immer seyn mögen,
so führen wir, wie viel unserer unter dem Scepter des Kö-
nigs von Preußen leben und walten, doch keinen andern
Namen mit Recht als den seines Reichs, haben für unsere
Wünsche und Hoffnungen, für unsere Rechte und Pflichten,
keinen andern Vereinigungspunkt als das Wohl des ge-
meinschaftlichen .Vaterlandes, d. h. unseres Fürsten,
unseres Volkes und des Bodens, den des königlichen Adlers
Fittiche beschatten.
Diese Ansicht liegt der hier vorzutragenden Geschickte
,des preußischen Staates zum Grunde, deren Darstel-
lung vielleicht der Neuheit und Originalität entbehrt, in der
man dagegen ein ernstes Streben nach Wahrheit, Treue, Er-
hebung über jeden Pactheigeist, über Vorliebe für sogenannte
politische Meinungen und einzelne Personen sicker nickt ver-
missen wird. Jedoch muß in Nücksickt auf die Reizbarkeit
unserer Zeit, der Verfasser den Lesern das Urtheil darüber an
heimstellen, ob er, trotz des besten Willens, nickt unvermu-
thet hie und da den Gesinnungen irgend einer Parthei mehr
huldige, als die kalte Betrachtung des historischen Zergliede-
rers es erlaubt. Es ist so schwer, sich im Forschen über den
Schicksalsgang und die Begebenheiten des eignen Vaterlandes
von dem Einfluß unwillkührlicher An- oder Abneigung durch-
aus rein zu erhalten. Gesetzt auch, dieß wäre gelungen, —
wer kennt nicht die Seltenheit unpartheiischer Leser, besonders
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
r53
war, gewann er späterhin den Grundsatz: daß Preu-
ßens Heit auf einem in strenger Zucht gebildeten
Heer allein beruhe. Sein Aufenthalt in den Nie-
derlanden endlich lehrte ihn den Werth der Nütz-
lichkeit in .allem Handeln und Wirren so über-
zeugend kennen, daß er Don da an fest entschlossen
blieb, dem Geld und Gut versplitternden Aufwand im
Vaterland ein Ziel zu setzen, durch Wort und Bei-
spiel der Such: der Zeit cntgegenzuwkrkenund der-
einst sein Reich auf den Gewerbfleiß, die Sparsam-
> keit und den kriegerischen Charakter der Bevölkerung
desselben zu gründen. Wie richtig er die Zeit und
seines Volkes Bedürfniß und Bildungszustand erkannt
hatte, geht daraus hervor, daß er seine in Holland
gewonnene Neigung zu einem freien politischen Leben
so wie seine Liebe für den Krieg als König sorgfältig
unterdrückte, um die tief schlummernden Tugenden sei-
ner Unterthanen auf die einzig anwendbare Weise zu
wecken durch unerbittliche Strenge im Sinne der voll-
endetsten Eigenherrschaft. Der Beurtheiler Friedrrch
Wilhelms I., welchen Standpunkt er auch nehmen
möge, darf nie vergessen, daß dieser König immer
nur das that, was er nach seiner festesten Uederzeu-
gung mußte, selten was er wünschte; daß er sich
selbst, sein eignes Glück, großmüthig dem aufopserte,
was er als wohlthatig für sein Reich, als reine Be-
rufspflicht anerkannt hatte, Umbiloer eines Geschlechts,
wie es damals in Preußen lebte, mußte der König
mehr sich außerhalb des Kreises der Grundsätze des-
selben, als über diese stellen. Ern Monarch mit
niederländischen S ta at s g ru nd satz en würde
damals von dem preußischen Volke weder begriffen
worden sein noch Gehorsam gesunden haben.
25. Febr. Kaum hatte der König den Thron bestiegen, die
1713 eine Halste der Hofstetten gestrichen, der andern den
Gehalt verkürzt und sich im Allgemeinen über seine
Negierungsgrundsatze ausgesprochen, so rief der Kon-
greß zu Utrecht ihn, als durch die Königin Anna
von England vorgeschlagenen Theilnehmer am allge-
meinen Frieden, von den inneren Angelegenheiten sei-
1,. 7xprit nes Reiches ab. In dem bald darauf erfolgten Frie-
1715 den mit Frankreich erkannte diese Macht den Königs-
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Extrahierte Personennamen: Friedrrch
Wilhelms_I. Wilhelms_I. Anna
von_England
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
*75
schien unvermeidlich, und wer bürgte dafür, daß nicht
ein andrer Sieger des Königs Rechte noch minder an-
erkennen möchte, falls sie jetzt nicht geltend gemacht
würden. Außer dieser Ansicht und dem bei einem jun-
gen, geistvollen und kühnen Herrscher höchst natürlichen
Verlangen sich einen Namen zu machen, bestimmten
den König folgende Umstände zu dem Versuchs die
genannten Länder von Oesterreich zu gewinnen.
Der Wiener Hof befand sich bei dem Tode des
Kaisers in einer betrübten Lage. Die Finanzen wa-
ren zerrüttet; ern unglücklicher Krieg mit den Osma-
nen hatte das Heer muthlos gemacht; die Minister
lebten in augenscheinlichem Zwiste, und der jungen
Königin Maria Theresia fehlte die feste Hand
zum Lenken des Staatsruders wie zur Abwehr der
Erbschafts-Ansprechrr. Die Eifersucht zwischen Eng-
land und Frankreich ließ hoffen, daß eine dieser
Mächte auf des Königs Seite treten würde; Sach-
sen und Bar'ern, deren Fürsten, Schwiegersohns
Josephs 1°, die Erbschaft des Oheims in Anspruch
nahmen, waren ihm ohnehin verbündet. Von Selten
Rußlands, dem leider bereits ein Wort in den euro-
päischen Angelegenheiten mrtzureden erlaubt war, blieb
nach dem Tode der Kaiserin Anna nichts zu fürchten; i
der minderjährige E^.r Iwan hatte keine Stimme,
und der eifersüchtige Adel buhlte viel zu eifrig um
die-Regentschaft, als daß ihm Zeit geblieben wäre die
pragmatische Sanktion zu verteidigen.
Der König rüstete in der Stille; nür zween um-
sichtige und kriegsersahrne Männer, der Feldmarschall
Graf Schwerin und der Staatsminister von Po-
dewils, waren im Gehcimniß. Zum Scheine, gleich-
sam als gelt' es Jülich und Berg, wurden die
Straßen dorthin ausgebessert. Jndeß erregten die un-
vermeidlichen Truppenbewegungen, Magazinanstalten
und Munrrionstranspvrte dennoch die Aufmerksamkeit
des Wiener Hofes. Der schlaue Marquis Botin
erschien von dort..her, angeblich um dem Könige zur
Thronbesteigung Glück zu wünschen , eigentlich aber
um auszuspuren wach vorgehe. Friedrich durch-
schaute.'.ihn und schickte sofort den Grafen Götter
nach Wien, mit dem Aufträge: der Königin Maria
Lz.oct
1740
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Extrahierte Personennamen: Maria Theresia Anna Iwan Friedrich Friedrich Maria
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Wiener_Hof Frankreich Josephs Schwerin Wien
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Regionen (OPAC): Preußen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
18 *
einer Scheinbelagerung Neiße ekngevaumt, Schlesien
in ungestörtem Besitze gelassen und sein Heer in den
Winterquartieren nicht beunruhigt werden, er dage-
gen die Feindseligkeiten einstellen und den Verbünde-
ten keinen Vorschub leisten solle. Neiße siel nach der '
Verabredung; die Grafschaft Gl atz ward besetzt, die
Festung gleiches Namens berennt und das Heer aus-
einandergelegt. König Friedrich begab sich nach
Breslau zur Huldigung der schlesischen Stande, und 7
von da nach Berlin. Der Wiener Hof aber brachte
sich durch Schwatzhaftigkeit um allen Gewinn des ge-
heimen Vertrags. Schon auf seiner Heimkehr nach Ber-
lin erfuhr der König in Dresden den Bruch der von ihm
ausdrücklich gemachten Bedingung, hielt jedoch den
Unwillen Frankreichs durch die Kundgabe seiner Wis-
senschaft von dessen heimlichem Verkehr mit Oester-
reich nieder, und bewog die Sachsen, den begonnenen
Marsch nach Böhmen fortzusetzen, wohin bereits das
französisch - baierischs Heer vorzedrungen war. Seiner
Verbindlichkeiten gegen Oesterreich ledig, faßte er den
Entschluß, fortan das Schwert walten zu lassem
Mittlerweile war Prag von den Franzosen ge- -
nommen worden, der Kurfürst von Baiern hatte sich
als König von Böhmen huldigen lassen. In Sa- >
voyen standen 20,000 Spanier zum Einfall in die
Lombardei bereit: kurz, ringsum loderte das Feuer
eines Kriegs, der Europa's Staatenspstem umzustür-
zen drohte. Auch im Norden herrschte der Streit.
Wahrend in Schweden sich Staatspartheien bekämpf-
ten, focht das Heer unglücklich gegen Rußland,
wo eine Palastrevolution die Prinzessin Elisabeth,
Preußens wie Oesterreichs Feindin, auf den Thron
des entsetzten Kaisers Iwan Iii. erhob.
In Berlin wurde den Winter hindurch vielfach
unterhandelt. Frankreich heischte Thatigkeit; Eng-
land wollte vermitteln, Spanien Bundsgenossenschaft;
Schweden bat um Hilfe gegen Rußland, dieses suchte
um Vermittelung des Streites mit jenem nach, und
das deutsche Reich begehrte Frieden. Der König hatte
jedoch seine Parthei genommen. Mit »06 Bataillo-
nen und 19, Schwadronen wollte er den Feldzug er-
öffnen und den Streit um Schlesien zur Entscheidung
1, Oct.
1741
Nov.
1741
6. Nov.
1741
9. Der.
1741
G. Dec
*741
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Berlin Wiener_Hof Ber- Dresden Frankreichs Sachsen Oesterreich Baiern Schweden Oesterreichs Berlin Frankreich Spanien
87
mußte endlich fast in allen Cantons freigegeben werden, daß
ein jeder sich zu der Religion bekenne, die er für wahr halte.
Von Luther wich Zwingli hauptsächlich in der Lehre vom
Abendmahle ab und sie konnten nicht einig werden, obgleich
der Landgraf von Hessen 1529 eine Zusammenkunft der bei-
den Männer zu Marburg veranstaltete. So trennten sich die
Anhänger Zwingli's von den Lutheranern, und hießen nun
Reformirte und erst in der neuesten Zeit haben sich die beiden
Religionsgesellschaften in einigen Ländern (in Baden 1821)
vereinigt. Als 1531 zwischen den katholischen und reformirten
Cantons ein Krieg ausbrach, begleitete Zwingli das Heer und
fiel in der Schlacht bei Cappel.
Zwinglis Lehre fand nicht nur in der Schweiz, sondern
auch im südlichen Deutschland, in den Niederlanden und in
Frankreich vielen Beifall. Zu ihrer Verbreitung trug Jo-
hann Calvin am meisten bei. Er war 1509 in Frankreich
geboren, wurde 1536 Prediger in Genf und das Haupt der
Schweizer Reformirten. Aber wegen seiner Strenge verjagten
ihn die Genfer und er hielt sich einige Jahre in Straßburg
auf, worauf ihn die Genfer zurückriefen. Er lehrte nun mit
großem Eifer und seltener Uneigennützigkeit, und führte eine
strenge Kirchenzucht ein; dabei bewies er sich aber auch sehr
hart und verfolgungssüchtig, besonders gegen den spanischen
Arzt Servet, den er zum Feuertode verurtheilte. Calvin
starb 1564.
§. 46. Die Reformation in England.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts regierte in
England Heinrich Viii., ein grausamer und eigenwilliger
Fürst. Nachdem er 18 Jahre lang mit Katharina von Ara-
gonien, welche ihm eine Tochter, Maria, geboren hatte, ver-
heirathet gewesen war, verstieß er sie, um Anna Boleyn zu
heirathen, und da der Pabst die Scheidung von seiner ersten
Gemahlin verweigerte, sagte er sich von diesem und der
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Luther Zwingli Zwingli Cappel Calvin Heinrich_Viii Heinrich Katharina_von_Ara- Maria Maria Anna_Boleyn
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Philipp freundlich aufnahm, schärfte er doch die Gesetze gegen
die Ketzer. Da begann die niederländische Revolution (1565).
Einige hundert Edelleute verbanden sich und setzten eine
Schrift, den Compromiß, auf, durch welche sie sich zu gegen-
seitigem Schutze verpflichteten. Sie begaben sich in feierlichem
Zuge in den Palast der Statthalterin und überreichten ihr
eine Bittschrift. Bei dieser Gelegenheit entstand der Parthei-
namen Geusen (gueux, Bettler). Die erschrockene Frau ver-
sprach den Beschwerden abzuhelfen und ermahnte zur Ruhe.
Aber das Volk blieb nicht in den Schranken der Ordnung,
besonders da in Folge des Schrittes, den die Edelleute ge-
than hatten, die Wirksamkeit der Inquisition beschränkt wurde;
es siel über die katholischen Kirchen her und zerstörte sie,
besonders in Antwerpen, was die Edelleute vergebens zu ver-
hindern suchten. Nun gebrauchte Margaretha Gewalt, um
den Unruhen Einhalt zu thun und verlangte von den Häuptern
des Adels einen Eid, daß sie der katholischen Kirche treu
bleiben und die Ketzer verfolgen wollten. Nur Egmont, ver-
gebens gewarnt, schwur; Oranien und nach ihm viele Gleich-
gesinnte verließen das Land; die Kirchen der Reformirten
wurden geschlossen, ihre Prediger verjagt und die Inquisition
wüthete. Als so die Ordnung wiederhergestellt war, erschien
wider den Willen der Statthalterin der blutdürstige Herzog
von Alba, von Philipp mit 10000 Spaniern nach den Nieder-
landen gesandt (1567). Egmont und Hoorne wurden gefangen
genommen und als Margaretha ihren Abschied genommen hatte,
hingerichtet (1568). 20000 Niederländer verließen nun das
Land; aber Alba verbot die Auswanderung und setzte die In-
quisition in volle Thätigkeit. Während seiner sechsjährigen
Statthalterschaft soll er wenigstens 18000 Menschen haben
hinrichten lassen. Aber die Ausgewanderten bewaffneten sich
zur Befreiung ihres Vaterlandes und es entstand ein lang-
wieriger Krieg, in welchem die Geusen von England unterstützt
wurden. Mehrere nördliche Provinzen beriefen Wilhelm von
Oranien zum Statthalter, und nach seiner Ermordung (1584)
seinen Sohn Moritz. 1609 wurde ein zwölfjähriger Waffen-
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Margaretha Wilhelm Moritz