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1. Geographie von Mitteleuropa - S. 179

1912 - Regensburg : Manz
Allgemeine Übersicht über die Schweiz. 179 liegen um den Nienburger- und Genfer See. Die gemischten Kan- tone sind: Freiburg und Wallis (französischdeutsch) und Graubünden x/2 deutsch, 35 °/o Rätoromanen, 17 °/o Italiener). Der Kanton Tessin ist italienisch. Der Religion nach sind % protestantisch (refor- miert), 2/5 katholisch. Mittelpunkte der Reformierten waren einst Zürich (Zwiugli) und Genf (Calvin). Die Katholiken wohnen namentlich im Hochgebirge und im Süden. Für die Schulbildung ist sehr gut ge- sorgt. Das Land hat 5 Universitäten, 3 deutsche (Basel, Bern, Zürich) und 2 französische (Genf und Lausanne). 4. Die Geschichte. Zur Zeit Cäsars wohnten hier die kelti- scheu Helvetier. Während der Völkerwanderung ließen sich Ale- mannen (im W. Burgunder) im Lande nieder, welches in der Folge .zum Deutschen Reiche gehörte. Im Mittelalter gab es neben den mächtigen Herren des Landes (Grafen von Kybnrg, Habsburg, Bischof von Basel usw.) zahlreiche freie Stadt- und Landgemeiuden. Von diesen traten drei: Schwyz, Uri und Unterwalden, die sogenannten Nrkantone, im Jahre 1307 zusammen, um ihre Freiheit gegen die Übergriffe der Habsburger zu schützen (Tellsage). Später traten in- folge glücklicher Freiheitskämpfe Luzern, Zürich, Glarns, Bern und Zug dem Bunde der Eidgenossen bei und in der Folge weitere fünf „Orte". Im Jahre 1648 wurde die Unabhängigkeit der Eid- Genossenschaft vom Deutschen Reiche formell anerkannt. Im 19. Jahr- hundert kamen dann noch neun Kantone, darunter die französischen und der italienische, hinzu. 5. Staatliche Verhältnisse. Die Schweiz, ein republikaui- scher Bundesstaat, besteht aus 22 Kantonen, welche zusammen die Schweizerische Eidgenossenschaft bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemeinsamen Angelegenheiten (Heerwesen, Ent- scheidung über Krieg und Frieden, Bündnisse und Verträge, Verkehrs- Wesen) ordnet die Bundesversammlung, bestehend aus den Ver- tretern des Volkes (Nationalrat) und je zwei Abgesandten der ein- zelnen Kantone (Ständerat). Die vollziehende Gewalt hat der Bun- desrat, an dessen Spitze ein jährlich wechselnder Präsident steht. Die Schweiz hält als neutraler Staat nur ein Milizheer. Die Dienstzeit betrügt im 1. Jahre 2—3 Monate, später einige Wochen. 12*

2. Geographie von Bayern - S. 45

1905 - Regensburg : Manz
Staatsverfassung. Staatsverwaltung. 45 setzgebuug und Besteuerung teil. Mitglieder der I. Kam- mer sind: Die Königlichen Prinzen, die Häupter der früher reichsständigen Adelsfamilien, hohe geistliche und weltliche Würdenträger und die vom König ernannten Neichsräte. Die Mitglieder der Ii. Kammer werden alle 6 Jahre vom Volke gewählt. 3. In jedem Kreise besteht ein Land rat, der sich jedes Jahr in der Kreishauptstadt versammelt und die gemeinsamen Angelegenheiten des Kreises zu beraten hat. 4. Als Glied des Deutschen Reiches hat Bayern im Bundesrate 6 Stimmen und wählt das Volk 48 Ab- geordnete in den Reichstag. § 10. Staatsverwaltung. 1 Das Gesamt - Staatsministerium bildet die oberste vollziehende Behörde des Königreiches. Es teilt sich in sieben Staatsministerien, welche nach ihren Geschäftskreisen folgende Titel führen: 1) Das Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußer n. 2) Das Staatsministerium der Justiz. 3) Das Staatsministerium des Innern. 4) Das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten. 5) Das Staatsministerium der Finanzen. 6) Das Kriegsministerium. 7) Das Staatsministerium für Verkehrsange- legenheiten. 2. In jedem der 8 Kreise besteht eine Königliche Regierung, welcher die unmittelbaren Städte, die Be- zirksämter, Rentämter, Forstämter, Bauämter?c. unter- stellt sind.

3. Geographie von Bayern - S. 44

1905 - Regensburg : Manz
44 Beschreibung des Königreiches Bayern. den. — Die Farbwarenindustrie (Nürnberg, Lud- wigshafen :e.). 5. Der Handel Bayerns ist lebhaft. Er wird her- vorgerufen durch einen großen Reichtum von Natur- und Gewerbserzeugnissen und gefördert durch gute Ver- kehrswege (Straßen und Flüsse), namentlich aber durch ein ausgebreitetes Eisenbahnnetz. Der erste Fabrik- und Handelsplatz in Bayern ist Nürnberg. Wichtige Bahnlinien sind namentlich: 1) Mim- che« — Regensburg—hof; 2) München—ingolstadt — Nürnberg; 3) Ulm—augsburg—münchen—rosenheim —Salzburg (und Kufstein); 4) Passau—regensburg— Nürnberg—würzburg—aschaffenburg. Die Hauptknotenpunkte sind München und Nürnberg. § 9. Staatsverfassung. 1. Das Königreich Bayern ist nach der Berfas- snngs-Urkunde vom 26. Mai 1818 eine eingeschränkte oder konstitutionelle Monarchie. Das Oberhaupt des Staates ist der König. Seine Person ist heilig und unverletzlich. Die Krone ist erblich in dem Mannes- stamme nach dem Rechte der Erstgeburt. Der Köuig hat die vollziehende Gewalt; in seinem Namen leiten die von ihm ernannten Minister die Staatsgeschäfte. 2. Nach der Verfafsungs-Urkunde besteht für den ganzen Staat ein Landtag. Dieser teilt sich in die Kammer der Reichsräte und in die Kammer der Abgeordneten. Beide Kammern haben an der Ge-

4. Geographie von Bayern - S. 103

1905 - Regensburg : Manz
Der Mensch. 103 2. Verschiedene Vögel werden durch den Wechsel der Jahreszeiten zur Wanderung bestimmt; man nennt sie Zug- oder Wandervögel. ^ § 5. Der Mensch. / j 1. Der Mensch ist imstande, in jedem Klima zu wohnen; er ist daher auch über die ganze Erde der- breitet. Die Zahl der Menschen, welche ein bestimmtes Gebiet bewohnen, ist seine Einwohner- oder Be- Völkerungszahl. Die Gesamtsumme der Einwohner eines Gebietes ist seine absolute Bevölkerungszahl; aus der relativen Bevölkerungszahl entnehmen wir, wie viele Menschen durchschnittlich auf 1 qkm eiues Gebietes leben. 2. Nach der Lebensweise der Menschen unter- scheidet man: 1) Wilde Völker. Sie ziehen unstät herum, wohnen in Höhlen, einfachen Hütten :c. und leben von der Jagd au.f Land- und Wassertiere, von Wurzeln und dergleichen. 2) Hirtenvölker oder Nomaden. Sie wandern umher, wohnen unter Zel- ten und leben von der Milch und dem Fleisch ihrer Tiere. 3) Kulturvölker. Diese haben feste Wohn- sitze und treiben Ackerbau, Gewerbe, Handel :e. 3. Die Menschen, durch gleiche Abstammung und Sprache zu Völkern verbunden, vereinigen sich auf höherer Gesittungsstufe zu gesetzlich geordneten Gemein- Wesen oder Staaten. Ihrer Verfassung nach sind die Staaten entweder Monarchien (von einem Fürsten regiert) oder Republiken (Freistaaten).

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 183

1910 - Regensburg : Manz
Vinzenz von Paul aus dem Sklavenmarkt in Tunis, 183 Der heilige Vinzenz von Paul. Am Fuße der Pyrenäen zu Ranquines, einem kleinen, zur Pfarre Pouy gehörigeu Weiler in der Hütte eines armen Landmannes wurde im Jahre 1576 am 24. April ein Schutzengel der Menschheit geboren, Vinzenz von Paul. Ernst, fromm und still, wohltätig, soweit seine kleinen Mittel es erlaubten, war er in früher Kindheit schon, dabei so eifrig im Lernen, daß der Vater beschloß, ihm eine geistliche Erziehuug geben zu lassen, und ihn mit zwölf Jahren zu den Franziskanern brachte. Zwanzig Jahre alt besuchte er die Universität Toulouse. Er studierte mit rastlosem Fleiße und erwarb sich seinen Lebensunterhalt, indem er jungen Edelleuten Unterricht erteilte. Als er nach seiner Priesterweihe die erste heilige Messe feierte, ergriff ihn eine so ehrfuchtsvolle Scheu vor der Erhabenheit dieses Geheimnisses, daß ein Zittern durch alle feine Glieder lief, und die hohen Verrichtungen des Priestertums traten ihm in ihrer ganzen Heiligkeit so lebendig vor die Seele, daß er später oft sagte, wäre er nicht in der Jugend Priester geworden, als er seine Unwürdigkeit noch nicht so gekannt, im Alter würde er sich nimmermehr dazu entschlossen haben. Im Jahre 1605 mußte er eine Reise nach Marseille machen, um eine kleine Geldsumme zu erheben, die ihm ein Wohltäter vermacht hatte. Zur Heimkehr wählte er den kürzeren Weg über das Meer. Da wurde aber seine Barke von tunesischen Seeräubern gekapert und Vinzenz mit seinen Gefährten gefangen nach Tunis auf den Sklavenmarkt geführt. Aus der Schule der Wissenschaft kam er in die Schule des Kreuzes. Zuerst kaufte ihn ein Fischer, dann ein Alchymist, endlich ein Renegat. Eine der drei Frauen dieses Menschen, eine Türkin, ging aus Neugier oder Langweile aufs Feld, wo Vinzenz arbeitete, und befahl ihm, Loblieder seines Gottes zu singen. Mit Tränen im Auge stimmte er den 136. Psalm an: „An den Flüssen Babylons saßen wir und weinten, da wir Sions gedachten." Aber nach dem wehmutsvollen Liede von der Gefangenschaft sang er ein anderes, sreudeu- und vertrauensvolles, das Salve Regina. Nachdenklich kehrte das Weib zu ihrem Manne heim und erklärte ihm, daß er Unrecht gehabt habe, eine Religion zu verlassen, die solche Loblieder ihres Gottes eingebe. Sie glaubte, einst im Paradies ihrer Väter keine solche Freude emvsinden zu können, als diese Lieder ihr gemacht hätten, und war überzeugt, daß irgend ein Wunder dabei im Spiele sei. Das schlafende Gewissen des Renegaten erwachte und bald teilte er Vinzenz mit, er warte nur auf eine paffende Gelegenheit, um mit ihm nach Europa zu entfliehen. Diese ließ zehn Monate auf sich warten, dann aber retteten sie sich in einem kleinen Boot und nach zweijähriger Sklaverei in Afrika betrat Vinzenz wieder den Boden Frankreichs. Der Vizelegat von Afrika nahm den Renegaten als reuigen Büßer in den Schoß der Kirche auf und ging mit ihm und Vinzenz nach Rom. Während jener in einem Kloster Gott das Opfer seines zerknirschten Herzens darbrachte, zog dieser durch seine seltene geistige Begabung die Aufmerksamkeit des Kirchenfürsten auf sich und wurde mit einem geheimen Auftrag an König Heinrich Iv. nach Paris geschickt. Der Zustand der Kirche in Frankreich war damals trostlos. Die letzte Hälfte des 16. Jahrhunderts war mit dem Blnte der Bürgerkriege zwischen Katholiken und Calvinen: erfüllt, das Volk verwildert, die Kirche geschmäht und beraubt, der Priesterstand er-uiedrigt durch Verfolgung und die Laster der Zeit, der Glaube ohne Wirkung auf die verwahrlosten Seelen. Grenzenloses leibliches Elend folgte, wie immer, dem Mangel an Gottesfurcht, niemand gedachte der Armen und Notleidenden, weil jeder sich selbst in der tiefsten Not fühlte oder wähnte.

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 163

1910 - Regensburg : Manz
Maria Stuart befreit, unterliegt im Kampfe. Lange Gefangenschaft. Ungerecht verurteilt. 163 Schlafgemach der Königin, mit dieser wechselte sie die Kleider und bestieg, einen Pack Wäsche tragend, an ihrer Statt den Kahn. Schon hatte sie beinahe das jenseitige Ufer des Sees erreicht, als der Ruderer sie an der zarten weißen Hand erkannte. Georg floh vor der Rache seiner Verwandten und überließ die Befreiung der Königin einem sechzehnjährigen Waisenknaben, der kleine Donglas genannt. Fünf Wochen verstrichen, ehe dieser eine günstige Gelegenheit fand. Eines Abends entwendete er geschickt die Schlüssel, rief die Königin, führte sie aus dem Schlosse, sperrte das Tor auf und warf die Schlüssel in den See. Ein Kahn war in Bereitschaft und am Ufer harrte Georg Douglas. Sogleich erhob sich für Maria Stuart ein Teil des Adels. Aber als Murray mit einer kleinen Schar auf der Anhöhe Langside erschien, wandte ihr Gefolge nach einem hitzigen Gefechte den Rücken und floh. Die trostlose Königin ritt noch am nämlichen Tage 60 Meilen weit. Ihre Feinde verfolgten sie nach allen Richtungen, doch sie entging ihnen. Endlich am Morgen des dritten Tages erklärte sie, sie fei entschlossen, am Hofe ihrer guten Schwester, der Königin von England, Zuflucht zu suchen. Ihre besten Freunde machten Gegenvorstellungen, der Erzbischof von S. Andrews beschwor sie kniend, ihren Entschluß zu ändern; sie aber traute den ihr erteilten Versicherungen, befahl, Elisabeth einen Diamantring zu bringen, den diese ihr als Pfand ihrer Zuneigung und ihres Beistandes gegeben, fuhr in einem Fischerkahne über deu Solwaysirth und ging nach Carlisle. Aber statt der Hilfe fand die unglückliche Königin eine harte, schreckliche Gefangenschaft von 18 laugen, schweren Jahren. Bothwell, der nach Dänemark geflohen war, wurde dort verhaftet. Als er iit Malmö 1576 auf dem Sterbebette lag, fragte ihn der Bischof von Seone feierlich in Gegenwart vornehmer Dänen, wie es sich mit dem Tode Darnleys verhalte. Der Graf erklärte, die Königin fei unschuldig daran, er selber, seine Verwandten und einige vom Adel hätten den Mord auf dem Gewissen. Und dennoch ließ die treulose, arglistige Königin von Englaud Maria Stuart noch zehn Jahre dafür büßen. Alle Versuche zu ihrer Befreiung wurden als ebenso viele Komplotte gegen die englische Königin erklärt. Als endlich ein Edelmann Babington wirklich eine Verschwörung zustande brachte, um mit auswärtiger Hilfe Elisabeth vom Throne zu stürzen und zu ermorden und Maria zur englischen Königin auszurufen, glaubte Elisabeth ihr eigenes Leben gefährdet, solange Maria am Leben sei. Man suchte sie in das hochverräterische Komplott zu verwickeln, nm mindestens einen Schein von Gerechtigkeit bei ihrer Ermordung zu haben. In ihrem feurigen Verlangen nach Freiheit beantwortete sie Briese der Verfchworneu; sie mahnte, ja nichts zur Erhebung der Katholiken zu unternehmen, bis der Einfall der Spanier sicher fei; denn sie übertrug ihre Rechte auf England Philipp Ii. als dem großen Verteidiger der katholischen Religion. Die Verfchworneu wurden hingerichtet und Maria vor ein Gericht gestellt. Sie gestand, allerdings danach gestrebt zu haben, die ihr widerrechtlich entzogene Freiheit wieder zu erlangen, auch mit auswärtiger Hilfe, aber sie leugnete entschieden, irgend etwas gegen Elisabeths Regierung und Leben unternommen zu haben. Die Briefe an Babington, welche man gegen sie vorlegte, waren durch einen gewissen Phelipes gefälscht. Die Erklärung der Mitschuldigen Babingtons, daß Maria von der Verschwörung gewußt und sie gutgeheißen habe, war durch die Folter erpreßt sowie die Aussagen ihrer Sekretäre, daß sie in die Sache vollständig eingeweiht gewesen fei. Das Verfahren gegen sie war das gesetzwidrigste. In Fotheringay vernahm man die Angeklagte ohne Zeugen und in Westminster die Zeugen ohne die Angeklagte. Maria staut) allein, ohne Anwalt. Man wollte eben mit größter Parteilichkeit nur einen Schein von Recht gewinnen, sie zu verurteilen. Die Kommissäre erkannten sie einstimmig für schuldig. Lord Buckhurst benachrichtigte Maria Stuart von dem Urteil und ermahnte sie, keine 11*

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 347

1910 - Regensburg : Manz
Die Marquise von Pompadour. Die unumschränkte Gebieterin. 347 zu begeben; doch der Arm der göttlichen Gerechtigkeit war schon erhoben; kurz darauf starb Chateauroux plötzlich. Es währte nicht lange, fesselte den ohnmächtigen Willen des unglücklichen Königs die Gemahlin des Finanzpächters d'estioles so, daß alle Höflinge es ratsam fanden, sich vor ihr zu beugen. Keine wichtige Stelle im Königreiche wurde ohne ihre Einwilligung vergeben. Sie erhielt den Titel „Marquise von Pompadour". Der Glanz ihrer Lebensweise, die Menge ihrer Landgüter und Lustschlösser, die Summe ihrer Einkünfte stieg mit jedem Jahre; jede ihrer Launen wurde befriedigt. In herzloser Schamlosigkeit wünschte sie sogar unter die Ehrendamen der Königin aufgenommen zu werden, wozu nur die Gemahlinnen der Prinzen und Pairs berechtigt waren. Der König stimmte zu und der Tag der Einführung wurde festgesetzt. Die Zeremonie bestand darin, daß die Erlesene von der Königin und dem Kronprinzen umarmt wurde und sich dann auf einen Armstuhl niederließ. Die Königin war zu gutmütig, um in dem empörenden Augenblicke eine Miene zu verziehen, aber der Dauphin erlaubte sich, indem er ihr die Wange zum Kusse hinreichte, die Zunge herauszurecken. Die Maitresse war wütend, als man ihr den Schimpf hinterbrachte. Sie ruhte nicht eher, als bis der Prinz nach Meuton verwiesen wurde, und die Bedingung seiner Rückkehr war eine öffentliche Abbitte. Er erklärte bloß, er habe das nicht getan, was man ihr erzählt, worauf sie erwiderte, sie habe es auch nicht geglaubt. Bald darauf verlangte sie, zur Dame du Palais erhoben zu werden, und es geschah. Wie ekelig, wenn sie auf einem Throne dasaß und den Eintretenden, die ehrfurchtsvoll stehen bleiben mußten, Audienzen erteilte, während hinter ihr ein Ritter vom Ludwigsorden, ihr Haushofmeister, stand! Der französische Nationalcharakter zog diese Vorgänge ins Lächerliche. Aber es bekam den Spöttern schlecht. Mancher wanderte für einen witzigen Einfall in die Bastille. Die Marquise blieb unumschränkte Gebieterin. Sie nahm Geld aus den Staatskassen, setzte Minister ein und ab: alle Persönlichkeiten, die den König zunächst umgaben, waren ihre Kreaturen und durften nichts tun oder sagen, als was sie ihnen vorschrieb. Ludwig empfand diese Abhängigkeit schwer, aber er hatte jede männliche Kraft verloren, sich ihr zu entziehen. Indes jtrengte das Kebsweib alle Erfindungsknnst an, immer neue Zerstreuungen für ihn zu ersinnen. Sie erregte die Baulust in ihm, errichtete eine Porzellausabrik in Vincennes, bezahlte die Dichter und Musiker für neue Opern und Schauspiele und übernahm selbst am Hofe Rollen bei denselben; sie führte die jährlichen öffentlichen Kunstausstellungen in den Montesquieu. Nach dem Stich von Aug. St. Aubin. Onckens Allg. Gesch. (Zeitalter Friedrichs d. Gr. I. S. 87). Historischer Verlag Baumgärtel, Berlin.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 358

1910 - Regensburg : Manz
358 Verfassungsänderung. Gustavs Fürsorge für das Land. schon zum Teil am ersten Tage. Truppen, die der Reichsrat schon vorher nach der Hauptstadt befehligt hatte, wurden in geringer Entfernung daoon aufgehalten, und nachdem sich der König so am 19. der Hauptstadt bemächtigt, huldigte diese mit allen Behörden, die es noch nicht tags zuvor getan, tags darauf. Am 21. erschien der König im Ritterhause vor den ständen, nachdem durch Aufstellung von Militär gesorgt war, daß gewaltsamer Widerspruch sich nicht erheben könnte. Die schreienden Übelstände der Verfassung und Regierung, wie sie seit Karl Xii. sich gebildet hatten, ließen sich nicht in Abrede stellen; daher setzte es Gustav durch, daß man sich bei seiner Versicherung, die beschwornen Freiheiten und Rechte der Schweden nicht beeinträchtigen zu wollen, beruhigte und in die Verfassungsänderungen willigte, die er vorschlug. Danach trat der König wirklich an die Spitze des Staates, der im ganzen die Verfassung wieder erhielt, wie sie vor 1680 gewesen; er erhielt die Ernennung zu allen Zivil- und Militärämteru, die man ihm fast ganz entwunden hatte, (obwohl nicht unbeschränkt) zurück, sowie die Verfügung über die Finanzen, das Heer und die Flotte. Auch die Provinzen wnrden leicht durch die Brüder des Königs, Karl und Friedrich, gewonnen, und wie Gustav ohne Blutvergießen gesiegt hatte, so trübte keine Rache den vollendeten Sieg. Seine neugewonnenen Königsrechte waren ihm genug. Die nächsten Jahre konnte man, besonders da Gustav in Westermann (nachher Freiherr Lilienkranz) einen Mann an die Spitze der Finanzen stellte, der in diesen Zweig der Administration bald die höchste Ordnung brachte, und das Volk ein lebendiges wohltuendes Gefühl besserer Zustände empfand, als eine glückliche Zeit preisen. Die Stände waren dem Könige fast in allem zu Willen. Während Gustav in der nächstfolgenden Zeit seine Fürsorge für das Wohl des Landes in dem Baue von Kanälen, in den Unterhandlungen zur Gewinnung von St. Barthelemy, in seinen Reisen durch das Land, auch nach Finnland, betätigte und dem gelehrten Stande durch die Errichtung einer königlichen Akademie, durch wiederholte, selbst mit wissenschaftlichen Übungen verbundene Besuche in Upsala und durch Erteilung des Nordsternordens an Glieder der höheren Geistlichkeit seine Hnld bezeugte, lauerten die ihrer Gewalt beraubten früheren Machthaber auf jede Blöße, die er sich in seiner Sorglosigkeit gab. Daß er durch die Erneuerung der alten Einteilung des Adels in Grafen und Herren, Ritter und Knappen alle unter die Knappen eingereihten Edelleute, die in der letzten Zeit in politischer Berechtigung dem vornehmsten Adel gleich gestanden, verletzte, daß er, während Hunger das Land drückte, nach Petersburg und nach Italien reiste, daß er, um die Abhängigkeit von der Korneinfuhr zu mindern, zuerst gegen, den Branntwein mit Prohibitivgesetzeu auftrat, dann (als er diese nicht durchführen konnte) das Brennen desselben als Regale ausbeutete, machte allmählich alle Stände und Klassen des Volkes ihm widerwillig; es gab den Verleumdungen Gehör, die seine alten Gegner in Umlauf setzten. Während seiner italienischen Reise hatten diese die Besorgnis erregt, er möchte wie einst Christine katholisch werden und Schweden, dessen Ruhm mit dem Protestantismus zusammenhing, Rom wieder zuführen wollen. Nach seiner Rückkehr fand bei der niedrigen Sinnlichkeit, der manche aus feiner Umgebung fröhuten, die böse Nachrede um so leichter Raum, als er geistreichen Genuß liebte, sich für Theater und Poesie interessierte und am liebsten sich in fröhlicher Gesellschaft sah. Wie Gustav bei allen seinen Vorschlägen auf dem Reichstage 1778 nur Jubel geerntet hatte, so regte sich 1786 eine derart übermächtige Opposition gegen ihn, daß er nichts von dem, was er wollte, zu erreichen vermochte. Da er die Anhänglichkeit an seine Person wanken sah, glaubte er sie durch ein Unternehmen, das ganz ans schwedischem Nationalgefühl entsprang, wieder gewinnen und zugleich die ihm feindlichen Elemente beschäftigen zu können; er begann Krieg mit Katharina von Rußland. Allein er hatte sich in der Macht des

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 383

1910 - Regensburg : Manz
Widerstand in den niederländischen Provinzen. Die Provinzen erklären sich unabhängig. 383 lichen Knotenpunkt der Verwicklungen bildete das Generalseminar in Löwen. Zum Direktor desselben hatte man Stöger, einen Mann ohne Religion und Sitten, einen theologischen Possenreißer ernannt. Die höhere Leitung des Seminars war einer eigens hiefür ernannten geistlichen Kommission übergeben, die sich auch in die übrigen kirchlichen Angelegenheiten einmischte und deren Seele Le Plat war, in seinen Grundsätzen Jansenist und Febronianer. Schon waren die Theologen in dem Generalseminar vereinigt, als sich Stöger und seine Gehilfen sittlich zweideutig und so hochfahrend gegen ihre Hörer benahmen, daß sie alle von sich abstießen. Als ehrfurchtsvolle Vorstellungen nichts nützten, verließen die Theologen die Anstalt, so daß am 25. Januar 1787 von 300 nur noch 20 übrig waren und diese nur deswegen, weil sie bei Nacht aus ihren Betten geholt und unter militärischer Bedeckung eingesperrt worden waren. Um nun das Dekret der Neuerösfuuug des Generalseminars energisch zu betreiben, ließ General d'alton den Palast, in welchem der Rat von Brabant versammelt war, und Kaiser Joseph Ii. pflügt auf einer Inspektionsreise in Mähren. die dahinführenden Straßen mit Militär besetzen und Brüssel von Patrouillen durchziehen. Dadurch wurden Massen Volkes herangezogen und bald kam es zu Schlägereien mit den Soldaten; es floß das erste Blut. Am 1. August begaben sich kaiserliche Kommissäre, von Soldaten zu Fuß und zu Pferd und selbst von Kanonen begleitet, in die verschiedenen bischöflichen Seminarien, um sie mit Gewalt zu schließen und die Theologen in das Generalseminar zurückzubringen. Überall, namentlich in Antwerpen und Mecheln kam es zu blutigen Auftritten. Zugleich flohen Tausende nach Holland, wo sie eine Armee, die Patriotenarmee, bildeten, welche am 24. Oktober 1789 unter van der Marsch in Belgien einfiel und den Regierungstruppen bei Turuhut eine Schlappe beibrachte. Am 25. November erklärten die in Gent versammelten Stände von Flandern den Kaiser der Herrschast über ihre Grafschaft verlustig und die Generalversammlung der Stände aller Provinzen außer Luxemburg vereinbarte im Januar 1790 die Bundesakte, nach welcher die Provinzen unabhängig sein sollten. Erst nach Josephs Tode kehrten die abgefallenen Provinzen unter die österreichische Herrschaft zurück, da Josephs Bruder Leopold ihre Rechte anerkannte.

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 476

1910 - Regensburg : Manz
Rom Republik. Pius Vi. nach Valence geschleppt. Leichenreden auf d. Papsttum. naparte selbst gestand dies dem Direktorium, wenn er auch anderwärts die übergroße Mäßigung der von ihm gestellten Bedingungen pries. Um den Kirchenstaat planmäßig zu revolutionieren, wurde Joseph Bonaparte als Gesandter dahin geschickt; sein Palast wurde der Mittelpunkt aller Umtriebe gegen die päpstliche Regierung. Es kam zu revolutionären Bewegungen, bei einer solchen wurde der französische General Dnphot, der sie unterstützte, getötet. Das gab willkommene Veranlassung zur Besetzung des ganzen Kirchenstaates durch General Berthier, welcher in Rom die Republik proklamierte (1798). Nun wieder holten sich hier die Szenen von Paris. Der niedrigste Pöbel führte die Herrschaft. Am Eingang der Engelsbrücke wurde eine Statue der Freiheitsgöttin errichtet, welche die Tiara mit Füßen trat. Das Theater wurde zur Verspottung der Religion benützt, der edelmütige Papst überall verhöhnt, ans den heiligen Gesäßen bei Tänzen und Gelagen getrunken. Als Grundgesetz wurden die „unveräußerlichen Menschenrechte" proklamiert. Im Vatikan, selbst in den Wohnzimmern des Papstes, ja, an seiner geheiligten Person begann das Plündern. Sogar den Fischerring ließ der Kommissär des Direktoriums ihm vom Finger-ziehen und all sein Privateigentum verkaufen. Der ehrwürdige 80jährige Greis Pius Vi., der weder die Flucht ergreifen noch dem Kirchenstaate entsagen wollte, wurde gefangen nach Oberitalien ge< bracht und, als er zum Ärger feiner Dränger überall die rührendsten Beweise des Mitleides und der Teilnahme erfuhr, bis nach Valence in Frankreich geschleppt, wo er am 29. August 1799 im 25. Jahre seines Pontifikats, im 82. seines Lebens starb. Nun hatte der Jubel der Kirchen- und Re-ligionsfeinde feinen Gipfel erreicht; denn es schien, daß die letzte Stunde des Papsttums geschlagen habe. Leichenreden wurden ihm gehalten, Grabsteine gesetzt. Es gab keinen Kirchenstaat und keinen Papst mehr, und daß kein neuer Papst gewählt würde, dafür schien gesorgt; denn die Kardinäle waren zerstreut oder gefangen. Selbst glau-benstreue Katholiken sahen mit trübem Blicke in die Zukunft. Aber der Herr hat feiner Kirche ewige Dauer verheißen, seine Wege sind wunderbar. Denn jetzt sollten Ungläubige, Schismatiker und Ketzer (die Türkei, Rußland und England) sich erheben, das Erbe der Kirche von den Gottlosen zu befreien. Unter dem Schutze des letzten römisch-deutschen Kaisers Franz Ii. versammelten sich von verschiedenen Seiten 35 Kardinäle am 1. Dezember 1796 zu Venedig und wählten einen neuen Papst. Die Wahl fiel endlich auf den Kardinal Gregor Barnabas Graf Ehiaramonti, Pius Vii. Im Jahre 1742 zu Cefena geboren, war er in feinem 16. Jahre in den Benediktinerorden getreten, eine Zeitlang als Lehrer der Theologie in feinem Kloster tätig und von Pius Vi. wegen feiner tiefen Napoleon als erster Konsul in Malmaison.
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