18 Deutsch-Ostafrika.
bestimmten Manne versichert hatte, mit ganz erstaunlicher Gewandt-
heit; er verspricht in sprachlicher Beziehung für die dortigen Gebiete
das zu werden, was Rebmann für den Küstenstrich geworden ist.
Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß es gegenwärtig nicht nur
ein Dschagga-Lexikon, sondern auch ein vom Missionar Shaw ver-
faßtes vergleichendes Wörterbuch des Nika, Teita, Kamba und
Suaheli giebt. Wray hatte lange einen schweren Kampf mit dem
Gefühl feiner Vereinsamung, zumal da er vergeblich zu arbeiten
schien. Daher gereichte es ihm zum großen Trost, als nach einigen
Monaten Handford erschien, um ihn zu besuchen. Dieser fand ihn
trotz aller anscheinenden Erfolglosigkeit in der rechten Stimmung
und konnte seine Art und Weise nur billigen. Schon vorher hatte
ihm der Reisende Thomson, der ihn besuchte, ein günstiges Zeugnis
ausgestellt. Als die Heiden ihn eines Tages darum angingen, seine
Zauberkräfte zur Erzielung von Regen zu verwenden, bestellte er sie
zum nächsten Sonntag nach seinem Hause und betete vor ihren Augen.
Am nächsten Tage regnete es und das Erstaunen der Heiden benutzte
er, um noch am selben Tage eine Schule zu eröffnen, zu welcher
auch 20 Menschen kamen. Die meisten erlernten das Alphabet an
einem Tage. Aber am Abend verlangten sie — Bezahlung. Einen
eigentlichen Erfolg konnte er nicht bemerken. Der einzige, der sich
ein wenig zugänglicher zeigte, war ein Mann, der sonntäglich zur
Kirche kam, keine Sonntagsarbeit that und reine Kleider trug; aber
er war kein Teita, sondern ein entlaufener Sklave, der eine Teita-
Frau geheiratet hatte. Es läßt sich denken, wie unter solchen Um-
ständen dem Missionar trotz seiner prachtvollen Aussicht auf die
schneebedeckten Häupter des Kilima-Ndjaro zu Mute gewesen sein
muß. Leider mußte er schon im nächsten Jahre, als die Hungersnot
lange währte, feinen Posten aufgeben. Nachdem nämlich endlich an
der Küste reichlicher Regen eingetreten war, blieb merkwürdigerweise
das Gebiet von Teita gänzlich regenlos. Der Hunger wurde uner-
träglich. Die Ursache wurde von etlichen der Anwesenheit des
weißen Zauberers, bald seiner Glocke, bald seinen Instrumenten zu-
geschrieben, und nur dem Umstaude, daß mittlerweile eine Fehde
zwischen seinen Nachbarn und einem Dorfe entstand, in welchem
seine erbittertsten Feinde wohnten, verdankte er feine Rettung. Im
elendesten Zustande kam er nach Freretown und wurde nun dem Bi-
schof Hannington nebst Handford ein willkommener Begleiter auf
den Reisen nach dem Innern. Zuerst ging es wieder nach Teita
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40
Deutsch-Ostafrika.
den Kopf, nachdem er Brust und Lende den Mtongi (Haupteigen-
tümer der Waren) gegeben; das Übrige wird unter die verschiedenen
Khambi, Tischgenossenschaften, verteilt. Für einen Europäer ist es
auch nicht rätlich, mit einer solchen Karawane der Araber zu reifen,
weil sie viel Zeit vertrödelt, ohne eigentlichen Plan bald rasch,
bald langsam vorwärts geht, und auch sonst mancherlei Übel-
stände hat.
Anders verhält es sich mit den Handelskarawanen, welche von
Suaheli, Wamrima und den Sklavensaktoren (Fundi, etwa ähnlich
wie die Pombeiros im portugiesischen Afrika) geleitet werden. Diese
wissen mit den Pagazi umzugehen, und verstehen deren Sprache und
Sitten. Solche Safari hungern nicht wie jene der Wanyamwezi,
und prassen auch nicht wie die Araber. Unterwegs haben sie weniger
Beschwerden, an den Halteplätzen richten sie sich gemächlich ein und
leiden wenig durch Krankheiten. Diese Halbasrikaner hegen große
Abneigung gegen die Araber und alle anderen Fremden, legen ihnen
möglichst Hindernisse in den Weg, verbreiten unter den Eingeborenen
allerlei nachteilige Gerüchte, verlocken die Träger und Sklaven zum
Ausreißen und geben sich die größte, obwohl vergebliche Mühe, ihr
altes gewinnreiches Monopol des Handels mit dem Innern zu be-
haupten.
Burton.
10. Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe.*)
Der Ostasrikaner führt ein weit behaglicheres Leben als der
indische, vielgeplagte Bauer, der Reiot, und kann in dieser Beziehung
den Vergleich mit der großen Masse der Landleute maucher europäi-
scher Länder aushalten. Das gilt freilich nur von folchen Bezirken,
welche nicht allzusehr durch den Sklavenhandel zerrüttet worden sind.
Zum Nachtlager dient eine Kuhhaut und man steht früh aus.
Am Tage ist die Hütte kühl und ganz angenehm; beim Schlafengehen
wird jedoch der Eingang zugemacht und dadurch die Luft drückend
und unangenehm. In der Stunde vor Sonnenaufgang verspürt
man Kälte, zündet ein Feuer an und greift sogleich zu dem unzer-
*) Forschungsreisen in Arabien und Ostafrika. Ii. Bd. (Burton, Speke,
Ätebinann, Krapf.) Bearbeitet von Karl Andree. Leipzig, 1861, Costenoble.
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Extrahierte Personennamen: Suaheli Burton Krapf Karl_Andree Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ostafrika Wamrima Afrika Ostafrika Leipzig
202 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien.
Fällen eingeholt, ihre, zumeist dem Koran entlehnten Aus- oder Wahr-
sprüche, werden als Amulette in kleine Ledersäckchen eingenäht und
sollen, auf dem Körper getragen, Schutzmittel sein vor möglichen
Fährlichkeiten. Jedes ihrer Gebote, das dem bekümmerten Frager
auferlegt wird, erfreut sich gewiß striktester Ausführung. Bei Dürre
vermitteln sie durch Bittprozessionen den Regen. Ja es gelten diese
Männer nicht allein im Leben als gottinspirierte Heilige, selbst nach
ihrem Tode sollen sie noch die Macht besitzen, um ein Gebet, an
ihrem Sarkophage verrichtet, bei Allah annehmbar zu machen. In
Algier selbst und vor der Stadt sind die Grabkapellen Sidi Abder
Rhamans el Talebi und Sidi Abder Rkamans bu Kobrin vor allen
als segenbringend gerühmt und werden deshalb viel aufgesucht.
In Algier verstarb sehr hochbetagt Ende Februar 1876 einer
der geachtetsten und einflußreichsten Marabute; leider habe ich seinen
Namen vergessen, ihn selbst aber noch häufig gesehen, wie er in
Stadt und Umgegend mit Ehrerbietung begrüßt wurde. Als ich
am Tage nach dem Tode des Marabnt meine gewöhnliche Ausfahrt
ins Freie beginnen wollte, machte mich Hamnd darauf aufmerksam,
doch ja die Richtung nach dem Jardin d'essai einzuschlagen, weil
in dem nahe dabei gelegenen Friedhofe der ehrwürdige Repräsentant
seiner Religion heute beerdigt werden würde. Noch war der Wagen
nicht abgefahren, als bereits ein Zug von vielen Tausend festtäglich
gekleideten Muselmännern unter Trauergesang einherschritt. In-
mitten trug man aus kräftigen Schultern die mit grünem Tuch be-
deckte Bahre. Da es aber als ein Beweis der Liebe, sowie auch
für ehrenvoll und segenbringend gilt, einem so heiligen Manne ans
dem letzten Wege mit seiner Schulter gedient zu haben, so lösten
fast jeden Augenblick die Träger sich ab, was allerdings, weil es mit
zu großer Haft und zu unregelmäßig geschah, die ruhige Würde der
Totenfeier etwas beeinträchtigte. Auch waren nicht immer die Trä-
ger von gleicher Größe, und das gab manchmal zu recht bedenklichen
Schwankungen des Sarges Veranlassung. Trotzdem gelangte der
lawinenartig sich vergrößernde Trauerkondukt ohne Unfall am Ziele
an. Ich war auf anderem Wege vorausgefahren und erwartete da-
selbst mit vielen anderen Personen seine Ankunft. Endlich kam er,
noch immer dauerte derselbe Trauergesang fort, alle Wartenden traten
in stiller Ehrerbietung hinzu und geleiteten den Toten zu der Grab-
kapelle, vor welcher einige Mollahs bereits harrten. Auf den Wink
des ersten derselben verließ die größere Zahl der Begleiter, nachdem
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Die Bevölkerung Marokkos. 229
aber intelligenteren und schlaueren Araber, der übrigens ebenso roh
und grausam ist, als jener. Der vorzugsweise die Städte bewohnende
Maure, also ein Gemisch der seinerseits von den Spaniern ver-
triebenen Araber mit den Nachkommen der Mauritanier, hat vom
Berber die weiße Hautfarbe und vom Araber die höhere Intelligenz,
die er jedoch als Kaufmann, Handwerker und Beamter oft zum Nach-
teil seines Nächsten verwendet. Es ist gewiß ausfallend, daß sich
unter den Berbern, also einem hamitischen Volksstamme, nicht so
selten blonde und helläugige Leute finden; man hat wohl mit Recht
diese Erscheinung auf das Eindringen germanischer Völker, Vandalen
und Westgoten zurückgeführt, von denen ein großer Teil in dem er-
oberten Lande geblieben und in der einheimischen Bevölkerung auf-
gegangen ist. Es gilt dies übrigens mehr von den im Norden woh-
nenden Amäzigh, wozu also die Risbewohner gehören, als von den
Scheluh im Süden.
Die Landessprache in Marokko ist das Arabische, und zwar der
sogenannte maghribinische Dialekt, der als der am wenigsten reine
gilt. In der That ist derselbe mit vielen berberischen Worten ver-
mischt; die Berber selbst, obgleich die Mehrzahl das Arabische spricht,
haben ihre eigene Sprache. Sie treiben Viehzucht und Ackerbau,
soweit wie dies in den gebirgigen Gegenden möglich ist, und es ist
erstaunlich, zu sehen, mit welchem Fleiß diese Bergbewohner dem
undankbaren Boden jedes Fleckchen Erde abzugewinnen wissen, um
ein kleines Gerstenfeld anzulegen. Die Berber des Nordens, also
die Rifioten, trieben früher auch eine lebhafte Schiffahrt, und waren
als kühne Piraten fehr gefürchtet; bei den Scheluh im Atlasgebirge
und den Ländern südlich davon, in Wad-Sus, Tafilalet k., findet
man eine hochentwickelte Industrie in Leder- und Metallwaren.
Diese Berber, besonders aber die Rifioten, sind es, die seit den
ältesten Zeiten den aufeinander folgenden Regierungen in ihren
schwer zugänglichen Gebirgen meist mit Erfolg Widerstand geleistet
» haben.
Auch jetzt sind, namentlich die Ruwafah, fast unabhängig und
zahlen nur dann in Form von Geschenken Steuern an den Sultan,
wenn er oder seine Generale mit überlegener Heeresmacht in ihr
Gebiet eindringen. Gefährlich würden sie nur dann dem bestehenden
Staatswesen werden, wenn ste sich unter einander verbänden, um
gemeinsam der Regierung die Spitze zu bieten. So weit gehen sie
aber nicht. Ihr Zweck ist nur, möglichst wenig Abgaben an den
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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236
Kulturfeindlichkeit des Mohammedanismus^
Kulturftindlichkeit des Mohammedamsmus.
I.
Die marokkanische Frage. — Der Mohammedanismus fremd und feindlich der
Kultur und ohne Vaterlandsgefühl.
Mag man nun sagen, was man will, mag man es leugnen
oder verheimlichen wollen: es giebt eine marokkanische Frage. Viel-
leicht bemüht man sich, sie zu ersticken, zu vertuschen: für lange Zeit
wird es nicht gehen. Noch weniger aber wird man der Lösung der
nordwestafrikanischen Angelegenheit für immer aus dem Wege gehen
können. Ebensowenig wie die Türkei im Frieden sich hat ent-
wickeln und auch nur annähernd auf die Kulturstufe der christlichen
Länder Europas hat schwingen können, ebensowenig wird Marokko
friedlich sein Geschick und seine Bestimmung erreichen. Hat doch
selbst das Land, welches man von allen mohammedanischen Ländern
das bestcivilisierte nennen konnte, das alte Pharaonen-Reich, auf
regelrechte Weise sich zu einem Staate nicht zusammenschließen können.
Es liegt das im innersten Wesen aller mohammedanischen Län-
der. Wir sehen wohl, wie in den dem Islam unterstehenden Län-
dern die Elite der Bevölkerung den civilisatorischen Jdeeen huldigt;
aber überall bleibt das Volk davon unberührt. Und selbst wenn die
vornehme Bevölkerung mohammedanischer Länder Sinn zeigt für
Kultur und höhere Gesittung, so beschränkt sich die Regierung dafür
mehr auf die damit verbundenen Äußerlichkeiten, als auf das ernste
Wesen der Sache.
Dazu kommt noch, daß in allen mohammedanischen Ländern
dem Volke das Vaterlandsgefühl abgeht. Den Anhängern einer Re-
ligion, wie der mohammedanischen, geht eben ihre Religion über
alles. Der Türke so gut wie der Marokkaner kennt wohl einen
Mislim, er sagt wohl, „ich bin Mislim und du bist ein Deutscher"
(auch dies erst in neuerer Zeit, sonst stets „Christ" für alle Euro-
päer), aber er sagt nie, „ich bin ein Türke, oder ich bin ein Marok-
kaner". Der Mohammedaner unterscheidet nur „Gläubige" und
solche, die ein „Buch" haben (Juden und Christen), und endlich
„Ungläubige". Für gewöhnlich nennen die Mohammedaner aber
alle Andersgläubige einfach „Ungläubige", alfo auch Juden und
Christen. Daß es in mohammedanischen Ländern aus religiösen
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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238 Kulturfeindlichkeit des Mohammedanismus.
noch den Kampf mit dem Islam aufzunehmen, und hieran sind eben
mehr Forscher gescheitert, als an anderen ungünstigen Verhältnissen
der zu bereisenden Länder. Es ist leicht begreiflich, daß ein Rei-
sender, der wegen seiner Eigenschaft als Christ von den Tuarik tot-
geschlagen worden ist, eine allgemeinere Teilnahme erregt, als ein
anderer, der dem Tropenfieber erlag, und da die Zahl derer, die dem
mohammedanischen Fanatismus zum Opfer fielen, gar nicht so un-
bedeutend ist, so begleiten den in mohammedanische Länder ziehenden
Forscher neben den allgemein menschlichen Sympathieen noch speciell
diejenigen des Christen. Zwar zeigt fast jede Religion das Bestreben,
die weltherrschende zu werden, und nur die Mittel dazu sind ver-
schieden, aber keine hat sich dieser Aufgabe in rücksichtsloserer Weise
zu entledigen gesucht, als der Islam. Er ist die einzig privilegierte
Religion von Gottes Gnaden und dars keine andere als ebenbürtig
anerkennen; wo aber der Islam unter der Bevölkerung Eingang
findet, soll auch gleichzeitig das Land in den Besitz der streitbaren
Missionare übergehen. Der Islam verlangt die Weltherrschaft und
war zweimal nahe daran, etwas derartiges zu erreichen: einmal im
achten Jahrhundert und dann im sechzehnten. Er wurde über die
Pyrenäen und die Donau zurückgedrängt und gegenwärtig, wohl
schon seit Anfang dieses Jahrhunderts, führt er in Europa wenig-
stens nur eine klägliche Scheinexistenz. Wohl breiten sich die Be-
kenner Mohammeds in Afrika und Indien gewaltig aus, aber die
rohen Negerstämme Inner-Afrikas, die mühselig ihr Allah Kebir
plappern können, werden wohl nie so gewaltige Allahstreiter werden,
wie Araber und Türken. Für Europa kann also der Islam nie
wieder eine Gefahr werden; die Drohung der Entfaltung der
„grünen Fahne des Propheten" und die „Erklärung des heiligen
Krieges" hat ihre Bedeutung verloren, und höchstens in Asien oder
Afrika könnte damit eine vorübergehende Hemmung in der allge-
meinen Entwickelung eintreten.
Der Islam hat scheinbar etwas Imposantes, wenn er in seiner
ganzen Größe und Reinheit dasteht, aber sowie er sich nur zu irgend
einer Konzession gegenüber der modernen europäischen Kultur her-
giebt, wird er zu lächerlicher Karrikatur. Derselbe muß sich prin-
zipiell völlig ablehnend gegenüber dieser Kultur verhalten, er will
und darf dieselbe nicht acceptieren und von diesem Gesichtspunkte
aus verschließen sich die Mohammedaner — mögen es Araber oder
Türken, Berber oder Neger sein — dem Eindringen abendländischer
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Extrahierte Personennamen: Mohammeds
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Donau Europa Afrika Indien Europa Asien Afrika
Berber und Araber in Marokko. 241.
Gräuelthaten gegen Andersgläubige. Die Ermordung von Hunderten
friedlicher spanischer Kolonisten durch die Horden Bu-Amenas in
Algier und das Massacre von Alexandrien zeigen, daß eine Kafir-
hetze, wie sie seinerzeit in Syrien stattfand, durchaus kein unmög-
liches Ereignis heutzutage noch ist. Die Art und Weise, wie im
vorigen Jahre der hochgelehrte Professor Palmer und seine Begleiter
Lieutenant Charrington und Kapitän Gill auf der Sinaihalbinsel
ermordet wurden, zeugt von einer bestialischen Grausamkeit der dor-
tigen Araberhorden. Und auf was anderes läßt sich der neueste
Aufstand des Mahdi, des falschen Propheten im ägyptischen Sudan
zurückführen, als auf einen neuen Versuch des Islam, sich der mo-
dernen Kultur und damit seines Zusammensturzes zu erwehren.
Derber und Araber in Marokko.
Gegensätze ihrer Charaktereigenschaften und Lebensweise.
Nach Friedrich Müller und Schweiger-Lerchenfeld.
Die Berber bilden mit den Ägyptern, Bedschas, Somal, Dankai
und Gallas den hamitischen Stamm der sogenannten mittel-
ländischen Rasse. Die heutige Sprachforschung hat nachgewiesen, daß
die Sprachen aller dieser Völker aufs innigste miteinander verwandt
sind und daß sie sich vermöge der ursprünglichen Einheit ihrer Form
nur als Abkömmlinge einer in ihnen aufgegangenen Ursprache be-
greifen lassen. Die Sprachforschung hat ebenfalls die genaue Ver-
wandtschast der hamitischen Sprachen mit den semitischen nachge-
wiesen, sodaß eine ursprüngliche Einheit der Semiten und Hamiten
bestanden hat und beide Stämme in grauer Vorzeit sich von einander
abgetrennt, und gesondert sich ganz eigentümlich entwickelt haben.
Diese Stämme sind alle aus Asien eingewandert.
Im Laufe der Zeit haben die Berber, die heute unter dem Na-
men Jmofcharh (auch Jmuharh, Amazirghen, Mazig, Tuarik) zu-
sammengesaßt werden, sich mit fremdem Blute bedeutend vermischt;
als direkte Nachkommen der alten Libyer, Nnmidier und Gantuler
bilden sie eine weit ausgebreitete, zum teil nomadisierende Nation,
welche das ganze westliche Nordasrika bewohnt und namentlich alle
Baum garten, Afrika. Ig
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Extrahierte Personennamen: Palmer Lieutenant_Charrington Friedrich_Müller Friedrich Schweiger-Lerchenfeld
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Algier Syrien Marokko Asien Afrika
464
Deutsch-Südwestafrika.
Anderson und sein Begleiter waren in der Walfischbai ohne
einen bestimmten Reiseplan gelandet; endlich zeigte sich ein Ziel,
dessen Erreichung der Mühe wert schien; sie hörten von einem in
nördlicher Richtung gelegenen großen Süßwassersee, der Omanbonde
heißen sollte. Von der Station Barmen ab gegen Norden lag aber
lauter unbekanntes Land; die dort wohnenden Damaraleute wurden
von den Eingeborenen als ungastlich, mißtrauisch und verräterisch
geschildert. Doch die Reise wurde unternommen, und nach mancherlei
Erlebnissen und Schwierigkeiten gelangte die Reisegesellschaft nach
mehreren Wochen an den ersehnten Omanbonde, der, wie ihnen
unterwegs gesagt wurde, eine Wasserfläche „so groß wie der Himmel"
haben sollte. Aber groß war nnr ihre Enttäuschung, der große
Omanbonde erwies sich als ein kleiner ausgetrockneter Schilfweiher
ohne einen Tropfen Wasser! Allerdings ergab sich aus der ganzen
Ortlichkeit, daß früher viel Wasser hier gewesen sein konnte — ein
neuer Belag zu der merkwürdigen Verarmung Südafrikas an Wasser.
Dahin war nun die Hoffnung, an einem lachenden See, umgeben
von Elefanten, Rhinozerossen, Nilpferden u. f. w., ein fröhliches
Jägerleben zu führen; man war aufs nene ohne Reiseplan und
wußte nicht, ob man vor- oder rückwärts gehen sollte. Endlich ent-
schied man sich sür das Erstere. Die Reisenden hatten Kunde er-
halten, daß sern im Norden eine Völkerschaft wohne, welche feste
Wohnsitze habe, das Land baue, fleißig, zuverlässig und sehr gast-
freundlich sei. Sie hießen Ovambos, was eben ihre Eigenschaft
als Ackerbauer bezeichnen foll, und trieben mit den Damaras Tausch-
Handel, indem sie Vieh gegen Eisenwaren einhandelten. Es sei eine
sehr zahlreiche und mächtige Nation und stehe unter einem König,
der ein ungeheurer Riese fei. Über die Entfernung dieses Landes
und die Beschaffenheit der zu durchreisenden Gegenden gaben die
Damaras freilich nur unsichere, abenteuerliche Berichte zum besten.
Obgleich man sich auf eine mehrmonatliche Reise gefaßt zu machen
hatte, wurde doch beschlossen, das Wagstück zu unternehmen, und
man ließ den verunglückten See hinter sich. Die Gegenden, durch
welche die Reise ging, waren wenigstens keine Saudwüsten; man
mußte sich meistens durch Gebüsch, hohes Gras und Wald den Weg
bahnen. Wasser gab es zur Genüge und an Wild war kein Mangel,
so daß die beiden europäischen Reisenden der immerwährenden Fleisch-
kost endlich müde wurden, die eingeborenen Begleiter allerdings um
so weniger. Einige Tage nach der Abreise vom Omanbonde wurden
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Engländer und Buren. 475
Diebstähle und Kriege unausbleiblich, und dieser Kampf ums Dasein
wird wohl auf beiden Seiten mit derselben Erbitterung und Rück-
sichtslosigkeit durchgefochten werden.
Merkwürdig ist, daß sich die Bauern, die außerordentlich stolz
aus ihr reines weißes Blut sind, beinahe nie mit den Farbigen der-
mischt haben; ich glaube, in beiden Republiken giebt es keinen Bauer,
in dessen Adern auch nur ein Atom farbiges Blut flösse.
Im gewöhnlichen Leben sind sie mäßig, vielleicht mehr infolge
ihrer sehr nahe an Geiz strafenden Sparsamkeit, wie aus sittlichem
Gefühl; an Feiertagen habe ich sie aber häufig ganz bedenkliche
Massen des allergememsten, weil billigsten Schnapses vertilgen sehen.
In ihren Adern fließt träges Fischblut, zu einer Leidenschaft schwingen
sie sich beinahe nie empor; Verbrechen gehören denn auch zu den
größten Seltenheiten. Ist der Bauer aber einmal gereizt, dann
hält Haß und Wut lange bei ihm vor, wie wir das im Kriege der
Transvaal-Bauern gegen England beobachten konnten. Die ewige
schmachvolle Behandlung und Verfolgung seitens Englands hatte
endlich ihr Blut heiß gemacht und da haben sie nicht geruht, bis sie
den letzten Soldaten, es waren allerdings nur wenige, aus dem
Lande gejagt oder erschossen hatten; an Gefangenen oder Verwun-
deten haben sie sich dagegen nie vergriffen. Dieser Sieg ist übrigens
jedem Bauer in Afrika zu Kopf gestiegen; er bildet sich ein, Trans-
vaal habe die ganze Macht Englands „besiegt" und er glaubt, es
jetzt getrost mit jeder europäischen Großmacht aufnehmen zu können.
Engländer und fuirn*)
Nach Mitteilungen eines Südafrikaners. v
(1885.)
Bücher, Zeitschriften und Tagesblätter haben sich in den letzten
Jahren vielfach bemüht, dem deutschen Volke eine richtige Vor-
stellung von südafrikanischen Verhältnissen, namentlich von den Buren,
ihren Schicksalen und Eigenheiten zu verschaffen. Trotzdem herrschen
noch heute in Deutschland hierüber vielfach falsche Ansichten und der
*) Aus einer Mitteilung des Dr. A. Fick (Richmond, Südafrika, 10. Ok-
tober 1884) in der Deutschen Kol,-Z,, 1. Febr. 1885.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Englands Afrika Englands Deutschland Richmond Südafrika
430
Deutsch-Südwestafrika.
ungünstigsten Jahren die Fieber indamara- und Namaqualand nur
an ganz beschränkten Stellen finden. Es ist eben in Südafrika ein
weites, verhältnismäßig sehr sicheres Terrain gegeben, von dem ans
neuen Unternehmungen in das Innere Afrikas hinein nach allen
Seiten hin die Wege offen stehen.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Völker Südafrikas,
so bemerken wir wiederum, wie sich die kriegerischen Bantnnationen,
wie die Zulu, die Matebele, eben auch wieder nach dem Osten hin-
gezogen haben, und wie alle Unternehmungen von der Südostküste
her immer wieder Gefahr laufen, durch die politischen Bewegungen
dieser unruhigen Völker gestört zu werden. Jeder Reisende ist dort
nur zu sehr von den jedesmaligen Launen eines einzelnen Hänpt-
lings abhängig, so daß im Handumdrehen alles immer wieder von
neuem in Frage gestellt wird. In Südwestafrika dagegen begegnen
wir zunächst und bis an den Zambefi heran nur friedliebenden Na-
tionen mit patriarchalischen Sitten, Völkern, die sich einer ziemlichen
Unabhängigkeit erfreuen und unter welchen auch der Fremde sich
ebenfalls leicht eine ziemliche Unabhängigkeit verschaffen kann.
Allem dem gegenüber kann es also nur wenig ins Gewicht
fallen, daß an den Häfen selbst nur sehr schlechtes Trinkwasser zu
haben ist. Gerade dieses würde sich überall ohne große Schwierig-
keit beschaffen lassen und mit jeder Meile, mit welcher der Reisende
sich von der Küste entfernt, steigern sich hier nicht die Schwierig-
keiten, sondern es wird ihm immer leichter, je weiter er vordringt.
Und nun weise ich noch einmal zum Schlüsse darauf zurück,
wie gerade hier in Südwestafrika durch die deutschen Missionare be-
reits so viel vorgearbeitet ist, daß ein deutscher Reisender unge-
hindert bis an den Zambesi vordringen kann. Das Einzige,
was zu fürchten, ist, daß eine fremde Macht auch auf diese Küste
Beschlag legt, um auch hier zu ernten, was nicht von ihr gesäet ist.
Mit den afrikanischen Schwierigkeiten wird gerade von dieser Seite
her am ehesten fertig zu werden fein. (Diese Befürchtung des um
die Kolonialfache fo hochverdienten Mannes hat sich glücklicherweise
nicht verwirklicht, denn die Küste und das Hinterland stehen jetzt
unter Kaiserlichem Schutze.)
C. G. Büttner.
(Ausland 1883.)
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