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1. Theil 2 - S. 106

1867 - Breslau : Max
104 Mittlere Geschichte. 3: Periode. Kreuzzüge. funkelnden Augen und einem hinreißenden Feuer der Beredtsam- keit von dem unglücklichen Zustande der Christen im heiligen Lande: wie er früherhin ein Einsiedler gewesen; wie es ihm in seiner Zelle zu enge geworden; wie ihn der Drang, das heilige Grab zu sehen, nach Jerusalem getrieben; wie er dort mit In- brunst am Grabe des Erlösers gebetet, aber mit herzzerreißendem Jammer den Uebermuth der Ungläubigen und die Mißhandlun- gen der armen Christen gesehen habe; und wie endlich der feste Wille in ihm entstanden sei, zurückzugehen nach Europa und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, daß sie das Grab des Heilan- des von der Schmach befreiten, von den Ungläubigen entehrt zu werden. Urban hörte mit Erstaunen den flammenden Worten des Feuerkopfes zu und erkannte bald, daß das der rechte Mann sei, um die Völker zu einem solchen Zuge nach Jerusalem auf- zuregen. Er sah ihn freundlich an, befahl ihm, Italien und Frankreich zu durchziehen und die Gemüther auf einen solchen Zug vorzubereiteil; er selbst würde dann schon das Uebrige thun. Kukupeter bestieg seinen bescheidenen Esel und reiste damit durch Italien und Frankreich. Von allen Seiten strömten die Leute herbei, wenn sie seinen sonderbaren Aufzug sahen. Wirk- lich hatte inan einen so seltsamen Mann noch nicht gesehen. Auf einem kleinen Esel saß ein kleines, halbvertrocknetes Männchen, welches fast nur aus Haut und Knochen bestand, obgleich erst 41 Jahre alt. Ein graues Pilgerkleid, mit einem Stricke zuge- bunden, hing ihm bis auf die nackten Füße herab, dasselbe, in dem er nach Jerusalem gepilgert war. Hinten am 'Nacken hing daran eine elende Kapuze, die er, wenn es regnete, über den Kopf zog, um welchen herum seine schwarzen ungekämmten Haare flatterten. So sah das Männchen aus, das den Leuten wie ein Gespenst vorkam. Aber ans seinem hagern Gesichte leuchteten ein Paar Augen hervbr, die wie Sterne blitzten, wenn er seine Rede begann. Sah er einen Haufen Menschen um sich, dann hielt er seinen Esel an, hob das Crucifix, das er immer in der Hand trug, hoch in die Höhe und schilderte ihnen nun mit hin- reißendem Flusse der Rede die Noth der Christen im Gelobten Lande. Er erzählte ihnen, wie er in der Stille der Nacht vor seiner Abreise nach dem heiligen Grabe gewandert sei; dort habe er, umweht von den Schauern der geweihten Stätte, mit heißer Inbrunst stundenlang knieend gebetet und sei endlich vom Schlum- mer überfallen worden. Da sei ihm im Traume der Erlöser er-

2. Theil 2 - S. 82

1867 - Breslau : Max
80 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. aber der Papst seine Behauptung so keck hinstellte und sie in der Geschichte der Vorzeit nicht sehr bewandert waren, so dachten sie: ,,Er muß doch wohl wissen, was er sagt!" und unterwarfen sich. Und so machte es Gregor mit mehreren Fürsten. Ueber Kaiser Heinrich erklärte er sich, er habe die Absicht, ihn nächstens durch Gesandte zu unterweisen, was er zum Heile der Kirche und zur Ehre der königlichen Würde zu thun habe. Werde er auf seine Vorschriften hören, so würde er sich freuen; wenn er aber ihm Ungehorsam bewiese, so würde er ihm zeigen, was er vermöchte. Heinrich war damals in einer sehr mißlichen Lage, in die er sich aber selbst gestürzt hatte. Die Sachsen sahen jetzt deutlich, daß er sie ganz zu Boden drücken wollte. Alle Tage stürzten die königlichen Kriegsknechte wie Räuber über das Eigenthum der Sachsen her, forderten willkürlich Zölle und Abgaben, führ- ten ganze Heerden hinweg, zwangen die Einwohner als Knechte zu dienen, und wenn Einer nur murrte, wurde er gleich ins Gefängniß geworfen, aus dem Niemand anders loskam, als mit Hingebung seines ganzen Vermögens. Klagte man beim Kaiser, so erhielt man kein Gehör oder wurde mit schnöden Worten zurückgeschickt. Einmal berief Heinrich alle sächsischen Fürsten nach Goslar, mit ihnen Wichtiges zu berathen. Alle kamen und warteten aus das Erscheinen des Kaisers. Sie warteten eine Stunde und wieder eine, bis endlich ganz spät am Abend ihnen ein Höfling den Bescheid brachte, sie könnten nur wieder aus- einander gehen, der Kaiser habe keine Zeit. Zugleich erfuhren sie, er habe indessen am Würfelspiele gesessen! So unklug rannte Heinrich in sein Unglück hinein! Die Sachsen traten zusammen und rathschlagten, was zu thun sei. Viele wollten gleich dareinschlagen; aber die Vernünf- tigeren wollten noch einmal erst den Weg der Güte versuchen. Sie schickten drei Abgeordnete an Heinrich, der eben wieder in Goslar war. Sie sprachen: „Adeligster König! Das Volk der Sachsen, welches keiner Nation an Muth wie an Treue nachsteht, bittet dich, die Rechte der Altväter, die alte Freiheit des Landes, ihm wiederzugeben. Ausländer und Dürftige maßen sich mit Gewalt unsere Güter an und entziehen Eingeborenen die Wal- dungen, Weiden und Heerden. Lässest du uns nach vaterländi- scher Sitte leben, so wird kein Volk in Deutschland und Frank- reich treuer und ergebener gefunden werden." — Das war gut und vernünftig gesprochen. Heinrich aber fuhr sie stolz an und

3. Theil 2 - S. 112

1867 - Breslau : Max
110 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König K.olomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel ge- gen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Hänschen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comnenus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunst Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können. Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs Alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser fast an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüste- ten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war Eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden säst alle er- mordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetz- liches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Frei- lich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Theil seiner Leute lag blutend aus dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die Hände der wilden Bulgaren. Gedemüthigt kam er mit dem Ueberreste bei Con- stantinopel an, und er und Walther klagten sich nun gegenseitig das erlittene Unglück, an dem sie doch beide allein schuld waren. Auch Petern erlaubte der Kaiser, das Heer Gottfrieds zu erwarten. Aber diese beiden Haufen waren nicht die einzigen. Auch in Deutschland erhob sich die Begeisterung und wurde von schwärmerischen Geistlichen zur lichten Flamme angeblasen. Der Eine hatte um die Zeit der Versammlung in Clermont Sterne vom Himmel regnen gesehen; ein Anderer zwei Männer zu Pferde, die am hellen Tage am Himmel miteinander kämpften und von denen der eine den andern mit einem großen Kreuze niederschlug;

4. Theil 2 - S. 128

1867 - Breslau : Max
126 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Absicht wurde von Allen, die davon hörten, höchlich gelobt und die Stiftung reichlich beschenkt, so daß ein Flügel nach dem an- dern angebaut und die Zahl der pflegenden Mönche recht ver- mehrt werden konnte. Indessen wurde Jerusalem von den Krxuz- sahrern erobert und nun theilten sich die zum Johanniter- orden gehörenden Mitglieder in drei Classen. Ein Theil pflegte die Kranken und Fremden, ein anderer besorgte die kirchlichen Geschäfte, und ein dritter, welcher aus Rittern bestand, geleitete die wehrlosen Pilger durch die Umgebungen von Jerusalem, wo die Sarazenen umherschwärmten, bis an die See. Dieser wohl- thätige Orden erhielt immer mehr Geschenke, selbst an Gütern in Europa, und als er endlich aus Palästina verdrängt wurde, er- hielt er die Insel Cypern, späterhin Rhodns und zuletzt (im 16. Jahrhunderte) Malta zum Aufenthalte. Von letzterm nannte er sich den Malteserorden, und alle aufzunehmende Ritter muß- ten den Türken ewige Feindschaft schwören. Jetzt ist der Orden allmälig untergegangen, seitdem die Engländer sich Malta's be- mächtigt haben. Nur wenige Malteserritter mögen noch leben. Der preußische Johanniterorden ist zwar aus ihm hervorgegan- gen, aber er war zuletzt nichts als jeder andere Orden, und wurde von dem Könige von Preußen als Zeichen seiner Gnade nach Gutbesinden ertheilt. Jetzt ist wieder ein Ritterorden mit der Bestimmung christlicher Werkthätigkeit daraus gemacht worden. Die Tempelherren entstanden erst 20 Jahre nach der Er- oberung Jerusalems aus einer Verbrüderung von neun Rittern, die sich verbanden und das Gelübde ablegten, gleich den Jo- hanniterrittern die Pilgrime aus den unsichern Wegen zu gelei- ten und zu beschützen. Ihren Namen erhielten sie, weil das Haus, in welchem sie ihren Sitz hatten, in der Nähe des ehema- ligen jüdischen Tempels stand. Anfangs waren sie so arm, daß je zwei auf einem Pferde saßen, weil sie nur fünf Pferde auf- bringen konnten. Aber kein Orden erhielt so reiche Schenkungen als dieser, besonders in Frankreich, und noch nicht 30 Jahre nach seiner Stiftung besaß er schon über 9000 Güter. Die mei- sten Tempelherren oder Templer waren Franzosen. Ueber diese Leute erging späterhin ein trauriges Geschick, welches lie sich zum Theil wohl selbst zuschreiben konnten, wenn auch die gegen sie geltend gemachte Beschuldigung keinen Grund hatte. Jedenfalls nahm der Orden allmälig eine seinem Grundprin- cip widerstreitende Richtung an. So z. B. traten die Templer

5. Theil 2 - S. 129

1867 - Breslau : Max
Tempelherren. 127 in enge Verbindung mit dem Sultan von Aegypten und entzo- gen sich gänzlich der Verbindung mit der christlichen Kirche, in- dem ihr Großmeister auch ihr einziges geistliches Oberhaupt mit unbeschränktem Absolutionsrecht wurde. Ihren Untergang aber führte fürstliche Habsucht herbei. Eill König von Frankreich, Philipp der Schöne, wurde nach ihren vielen und schönen Gütern lüstern und ließ im Einverständnisse mit dem Papste Clemens V., — dem ersten, der in Avignon seinen Sitz aus- schlug — im Jahre 1307 an Einem Tage plötzlich alle Templer in ganz Frankreich festnehmen und in die Kerker werfen. Er gab ihnen strafwürdige Verbrechen schuld, an die sie gewiß nie gedacht hatten, und ließ alle, welche die Beschuldigung ableugne- ten, aus die Folter bringen. Viele erlagen den schrecklichen Mar- tern und gestanden Alles ein, was man verlangte; wenn sie aber nachher die erzwungenen Aussagen wieder zurücknahmen, so wur- den sie gleich zum Scheiterhaufen abgeführt. Ein damals leben- der Schriftsteller schildert eine solche Greuelscene: „Vierundfuuf- zig Tempelherren wurden vor dem Thore St. Antoine außerhalb Paris in einen großen Park abgeführt. Alle waren in der Blüthe des Lebens. Nachdem mau ihnen die Ordenstracht ab- gerissen, band man jeden einzelnen an einen Pfosten; man rückte Feuer an ihre Füße immer näher und näher, und versprach ihnen dabei Freilassung, wenn sie die ihnen schuldgegebenen Verbrechen eingeständen. Mitten unter diesen Qualen drangen Verwandte und Freunde in sie, sich doch von so gräßlichem Tode zu retten. Alle blieben aber unerschüttert und betheuerten mit Thränen und durchbebendem Geschrei ihre Unschuld und ihr unentweihtes Christenthum. Sie riefen Christus, die heilige Jungfrau und alle Heiligen an, und starben so, zu Asche verbrannt, unter unsäg- lichen Martern." — Aus den gezwungenen Aussagen Derer, die den Schmerzen der Folter unterlagen, wurde nun eine Anklage- aete geschmiedet und der ganze Orden für aufgehoben erklärt. Daß sich der König durch die eingezogenen Güter bereicherte, verjteht sich von selbst; denn dazu war ja der ganze Proceß ein- geleitet worden. Funfzehntausend Ritter wurden so entweder bettelarm, oder schmachteten in Gefängnissen, oder starben auf dem Scheiterhaufen. Das letzte Schicksal traf auch den Groß- meister des Ordens, Jacob Molai, einen alten, ehrwürdigen Mann, der sich durch Heldenthaten gegen die Türken ausgezeich- net hatte. In dem Augenblicke, als er (1313) auf dem Scheiter-

6. Theil 2 - S. 130

1867 - Breslau : Max
128 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Krcuzzügc. Haufen stand*) und die Flammen emporloderten, rief er mit lau- ter Stimme: „0 es giebt im Himmel einen gerechten Richter, den der Unterdrückte nicht vergebens anrufen darf. Vor diesen fordere ich dich, römischer Papst, binnen 40. Tagen. Und du, Philipp, o mein König! ich verzeihe dir zwar; aber vergebens! Dein Leben ist verwirkt; binnen Jahresfrist finde ich dich vor Gottes Throne!" — Und wirklich, ehe noch 40 Tage entschwun- den waren, starb der Papst, der in die Aufhebung des Ordens gewilligt hatte, mit bitterer Reue über die gegen den Orden ver- übte Gewaltthat, und König Philipp lebte nur noch ein Jahr- Er siechte seit Molai's Verbrennung dem Tode entgegen, ohne daß die Aerzte die Quelle des Uebels entdeckt hätten. Ein an- derer Bericht sagt, er sei auf der Jagd mit dem Pferde gestürzt; dies habe ihn noch eine Strecke fortgeschleift und furchtbar zer- rissen nach Fontainebleau gebracht, wo er seinen Geist aufge- geben. Zn einem dritten Orden noch gaben die Kreuzzüge Veran- lassung, zum deutschen Orden. Unter den vielen Klöstern und Krankenhäusern, die in Jerusalem angelegt waren, befand sich auch eins für deutsche Pilger. Die Gesellschaft, welche sich zu dieser wohlthätigen Stiftung vereinigt hatte, nannte sich die Brüderschaft des deutschen Hauses unserer lieben Frauen zu Je- rusalem. Mit diesem Vereine verband sich nachher eine ähnliche Anstalt, die von einigen Kaufleuten und Pilgern aus Lübeck und Bremen bei der Belagerung von Acre gestiftet war, und hieraus entstand nun — aber erst 100 Jahre nach dem ersten Krenzzuge — ein Ritterorden, der sich der deutsche Orden nannte, und auch reiche Geschenke an Gütern, besonders in Deutschland, erhielt. Nachdem die Ritter aus Palästina verdrängt worden und nach *) Auf einer kleinen Insel der Seine, ungefähr da, wo Heinrichs Iv. Bild- säule steht. Als Molai vom Erzbischof von Albi, dem Oberkctzerrichter, aufge- fordert wurde, sein letztes Gcständniß zu wiederholen, trat er vor, bat laut um Gehör und sprach, als Richter und Volk in erwartungsvoller Stille auf ihn blickten, mit fester Stimme: „Auf der Schwelle des Todes, wo auch die leiseste Lüge schwer wiegt, gestehe ich im Angesichte des Himmels und der Erde, daß ich eine große Sünde begangen, weil ich, mein Leben zu retten und dem Ueber- maße der Martern zu entgehen, zugleich durch Schmeichelworte des Königs und des Papstes verlockt, gegen meinen Orden mich erhoben habe. Jetzt aber, ob- gleich ich weiß, welches Loos meiner harrt, will ich keine neue Lüge zu der alten häufen, und indem ich erkläre, daß der Orden sich stets rein von Schandthaten erhalten hat, verzichte ich freudig auf mein Leben."

7. Theil 2 - S. 142

1867 - Breslau : Max
140 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Legaten, der Graf Simon von Montfort, der nach der Graf- schaft Toulouse lüstern war. Am schrecklichsten war das Schicksal der Stadt Veziers (unweit des Meerbusens von Lyon), wo auf Befehl des päpstlichen Legaten 7000 Menschen in einer Kirche, in welche sie sich geflüchtet hatten, verbrannt und dann die übrigen Einwohner, 20,000 an der Zahl, ermordet wurden, und zwar um der Religion willen! Wer gefangen wurde, den verbrannten die Katholiken, auch wenn er seine Ueberzeugung widerrief. Der Krieg endete erst nach 24 Jahren, nachdem Hunderttausende das Leben verloren hatten und das schöne Süd-Frankreich zur Wüste geworden war. Montfort erlebte das Ende des greulichen Krieges nicht; er wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf getödtet. Die meisten Albigenser waren erschlagen worden; die wenigen Geretteten suchten in den Gebirgen Zuflucht. So endete einer der schänd- lichsten Kriege, zu dem die Verkehrtheit religiöser Ansichten ge- führt hatte. Ein schreckliches Denkmal aber hinterließ er in der Stiftung des Jnquisitionsgerichtes, welches zur Aufspürung der Ketzereien gegründet wurde. (Abschnitt 70.) Bald nach Ludwigs Ix. Tode hörten die Züge nach Palä- stina ganz auf; denn 21 Jahre daraus (1291) nahmen die Mu- hamedaner die letzte Stadt, welche die Christen dort gehabt hat- ten, Acre, ein, und überdies war der Eifer für die Eroberung des heiligen Grabes ziemlich abgekühlt. Man kann annehmen, daß diese Züge, aber freilich mit Unterbrechungen, etwa 200 Jahre^ d. i. von 1096—1291, gedauert haben. Sie sind nicht allein als eine sonderbare Erscheinung der religiösen Schwärmerei merk- würdig, sondern auch hohe Zeuguisse des Glaubenseifers jener Zeiten, wo der Einzelne durch eine begeisternde Idee aus dem ge- meinen Verlaufe des Lebens herausgerissen wurde und alle Mühen und Gefahren, ja den Verlust des Lebens selbst nicht achtete. Es ist wohl sehr natürlich, daß so große Bewegungen, wie die Kreuzzüge waren, wichtige Folgen für Europa haben mußten. Daß diese Folgen größtentheils segensreiche waren, läßt sich mit Gewißheit erwarten, weil jene Züge durch die göttliche Vorsehung herbeigeführt wurden; und wenn sie auch meist mit Unverstand ausgeführt worden sind, so wissen wir doch, daß Gott auch die Thorheiten der Menschen benutzt, um nützliche Erfolge herbeizu- führen. Die bedeutendsten derselben waren folgende: 1) Der Geist des Ritterwesens wurde durch die

8. Theil 2 - S. 143

1867 - Breslau : Max
Folgen der Kreuzzüge. 141 Kreuzzüge veredelt. Bisher hatten die Edelleute nur unter- einander, gegen die Städte oder gegen ihre Lehnsherren Fehden geführt, und dadurch konnte nichts als Unordnung und Ver- wilderung entstehen. Nun aber wurde ihnen ein höheres, edleres Ziel gegeben. Ihre Thaten wurden nun von ganz Europa be- obachtet und bewundert, und das Bewußtsein, für die Eroberung des heiligen Grabes zu fechten, gab ihnen eine schwärmerische Tapferkeit. Die Religion milderte ihre Rohheit, und bald wurde es allgemeiner Grundsatz, daß es Schande sei, den Schwachen und Wehrlosen zu beleidigen und ihm Hülfe zu versagen. — (Wie aber die Kreuzzüge eine idealere und feinere Seite des Ritterthums entwickelten, so wurde durch dieselben auch das Verderbliche des ritterlichen Kastenwesens mächtig gefördert. Die Ritter, welche ans den verschiedensten Ländern in Palästina zusammen kamen, standen sich viel näher als ein nicht-adliger Landsmann und während im 13. Jahrhundert z. B. in der Provence, dem Stammlande des feinern Ritterthums, Leute aus -em Bürgerstande noch ohne große Schwierigkeit zum Ritter- - schlage zugelassen wurden, kam es nun dahin, daß eine über ganz Europa verbreitete Adelskaste der nationalen Entwickelung gegen- übertrat.) Auch die Familiennamen schreiben sich aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Bisher hatte man mit Vornamen ausreichen können. Jetzt aber, wo große, aus vielen Völkern zusammen- gebrachte Menschenmassen beisammen waren, bedurfte man be- stimmter Unterscheidungszeichen. Dazu kam die Eitelkeit. Jeder wollte einen eigenthümlichen Namen haben, damit seine Thaten nicht Andern zugeschrieben, sondern ihm und seiner Familie zum Ruhme angerechnet würden. Dasselbe ist mit den Wappen der Fall. Schon bei dem dritten Kreuzzuge unterschieden sich die Nationen durch die Farben ihrer Kreuze. Aber auch die An- führer mußten ein Abzeichen haben, um von ihren Untergebenen gleich erkannt zu werden; denn die eiserne Rüstung machte sie einander zu ähnlich. Darum bemalten sie ihre Schilde. Jeder hatte eine besondere Farbe und darin ein besonderes Abzeichen. Diese behielten sie auch nachher bei, und da ihre Söhne einen Ruhm darein setzten, so tapfere Väter gehabt zu haben, so nah- men sie dieselben Abzeichen an und so wurden es Familien- wappen. — Die Turniere ferner wurden erst durch die Kreuz- züge allgemeiner, nachdem die Ritter der verschiedenen Länder sich hatten mehr kennen lernen und ein Wetteifer unter ihnen

9. Theil 2 - S. 231

1867 - Breslau : Max
Wenzel. '229 bischof Johann ihre Auslieferung verlangte, weil lie unter seiner Gerichtsbarkeit ständen; und da der Erzbischof ihn in den Bann that und vor seinen Gerichtshof forderte, so ließ der Kaiser ihn aufs Schloß kommen, fuhr ihn drohend an und rief: ,,Wisse, daß ich dich und die Deinigen züchtigen werde." Dann versammelte er die Prager Geistlichkeit und wollte wissen, wer den Erzbischof verleitet hätte. Den Dechant, der ihm eine unangenehme Antwort gab, schlug er mit dem Degenknopfe so auf den Kopf, daß er zusammenstürzte; dann ließ er ihn binden und ins Gefängniß führen. Eben dahin ließ er den erzbischöflichen Vicar, Johann Nepomuk oder Pomuk, bringen, einen frommen, allgemein ge- achteten Mann, den er — wie die Sage, aber unrichtig, erzählt — schon um deswillen nicht habe leiden können, weil ihm der- selbe die Beichte der Königin, deren Beichtvater er gewesen, nicht habe verrathen wollen. Noch denselben Abend ging Wenzel ins Gefängniß, ließ den Nepomuk ans die Folter legen, brannte ihn selbst mit eigener Hand mit einer Fackel, und befahl dann, da er nicht zum Geständniß zu bringen war, ihn an Händen und Füßen gebunden in die Moldau zu stürzen (1393). Nepomuk wurde nun als Märtyrer verehrt, späterhin unter die Heiligen versetzt und wird noch, besonders von den Böhmen und römisch- katholischen Schlesiern, als ihr Schutzpatron verehrt. Seine Ge- beine ruhen in einem massiv silbernen Sarge, der mit silbernen Engeln und einer Einfassung von Marmor umgeben ist, in der alten, ehrwürdigen Metropolitankirche auf dem Hradschin in Prag.*) Die an Nepomuk begangene Gewaltthat brachte die Böh- men vollends auf. Sie setzten den König gar auf dem Präger Schlosse gefangen und gaben ihn erst frei, nachdem er verspro- chen hatte, sich nicht an ihnen zu rächen und ihre Forderungen zu erfüllen, was er aber nicht gehalten hat. Unter Wenzels Regierung fällt die Entstehung des Herzog- thums Mailand. In allen lombardischen Städten, die wir unterx den Hohenstaufen im Kampfe für ihre Freiheitj gesehen haben, hatten sich mächtige Familien zu Herrschern ausgeworfen. ") Auch zeigt man da in der Wenzeslauskapelle in einer kostbaren Kapsel unter Krystallglas die Zunge Nepomuks. Als man nämlich fast 400 Jahre nach seinem Tode seine Gebeine ausgegraben, wäre zwar Alles, bis auf die Knochen verwest gewesen: aber in seinem Todtenkopfe hätte die Zunge ganz un- versehrt gelegen: ja, sie habe sogar, gls man in sie geschnitten, noch Blut von sich gegeben. Durch dies Wunder sei seine Verschwiegenheit belohnt worden!

10. Theil 2 - S. 193

1867 - Breslau : Max
Mönchsorden. 191 leicht denken. Desto mehr traten zu den Orden der Domini- caner und Franciscaner über, die zu Anfange des 13. Jahr- hunderts, also um die Zeit, wo Friedrich Ii. noch ein Kind war, gestiftet wurden. Der Franciscanerorden wurde gestiftet von Franciscus, einem Sonderlinge aus Assisi, einem Städtchen im Kirchenstaate. Sein Vater war ein wohlhabender Kaufmann, der sich mehr um seine Geldsäcke als um seinen Sohn bekümmerte, und diesen ganz sich selbst überließ. Zum Glück hatte der Jüngling von Natur ein sanftes, höfliches Wesen und keine bösen Neigungen. Er ver- übte zwar manchen wilden Streich und brachte manches Gold- stück durch, aber plötzlich änderte sich das gänzlich. Er träumte nämlich einst, er sähe eine Menge Waffen, die alle nüt einem Kreuze bezeichnet waren, und auf seine Frage, wozu sie bestimmt wären, erhielt er zur Antwort: für ihn und seine Streiter. Als er nun in den Krieg zog, wurde er bald durch einen andern Traum belehrt, daß seine Kriege geistige sein sollten. Er gab seinem Vater alle seine schönen Kleider wieder, machte seine übrigen Sachen zu Gelde und schaffte sich dafür einen groben Bettlerkittel an von braunem Tuche, zog eine spitzige Kappe über seinen Kops, umgürtete sich mit einem härenen Stricke und wanderte ohne Strümpfe, blos in Holzschuhen, aus der Vaterstadt. Alle Leute in der Stadt und in der Umgegend sprachen von dem Sonder- linge. Viele fanden seinen Einsall trefflich, schlossen sich ihm au, und so hatte er bald eine ganze Schaar Leute um sich, die sich wie er kleideten, ihm Alles nachmachten und ihn wie einen Hei- ligen ansahen. So kam er, ganz mit Schmutz bedeckt, zum Papste Innocenz Iii., und bat ihn, eine Brüderschaft, d. i. einen Mönchs- orden, stiften zu dürfen. „Mein lieber Bruder," antwortete ihm dieser, „ich möchte dir lieber rathen, mit den Schweinen im Kothe eine Brüderschaft zu machen; denn mit diesen hast du mehr Aehnlichkeit als mit einem Geistlichen." — Franciscus nahm dies für Ernst und lebte eine Zeitlang mit den Schweinen. Dann kam er wieder zum Papste und sagte, er habe ihm gehorcht. Ein solcher Gehorsam war dem heiligen Vater noch nie vorgekommen. „Mit dem Manne kannst du etwas anfangen," dachte er, und gab ihm die erbetene Erlaubniß, einen Orden zu stiften (1210). Alle Franciscaner mußten schwören, arm zu sein, ihren Obern streng zu gehorchen und nie zu heirathen. Er bekam nun solchen Zulauf, daß es bald in Italien, Frankreich und Spanien ganz
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