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1. Zum Staatsbürger - S. 119

1913 - Stuttgart : Moritz
119 Maschinen mit Zehntausenden von Pferdekräften zum 5lnlauf be- reit. Im Hafen vor uns Ausströmen der Passagiere aus dem Llopd-Expreßzug zum Dampfer hin' Kommen und Gehen von Schiffen aller Größen/ ohrenbetäubendes pfeifen, Zischen, Fau- chen, Schmettern, von der Ferne her das Schimmern der schäumenden wogen in der Morgensonne und der rauhe, scharfe Utem des Meeres/ am Horizont der lange Rauchstreifen eines forteilenden Dampfers. — Dieses gewaltige Bild von Kraft und Schönheit weitet auch unsern geistigen Blick, vorüber sind die Zeiten der kleinen Segelschiffe und des flachen Hafen- beckens mit ungeschütztem Eingang/ vorüber die Zeiten des isolierten Kleinstaats Bremen und des zerstückelten, machtlosen Deutschland/ vorüber die Zeiten, wo England unsre wenigen schwachen Kriegsschiffe mit der schwarzrotgoldnen Flagge als piratenschiffe zu behandeln drohte. Dieses Schiffs- und hafen- leben weift auf ein hochgespanntes Volks- und Wirtschaftsleben: auf eine geschloffene Keichseinheit, auf ein intensives Industrie- und handelsleben, auf Weltwirtschaft und Weltpolitik, auf un- bedingte Sicherheit durch die deutsche Kriegsflagge, von allen Teilen und nach allen Teilen der Welt laufen Schiffe, Personen, Güter, Nachrichten hier zusammen unter dem Schutze des Welt- friedens und deutscher Machtstellung. Nus diesen tiefen Eindrücken wachsen unmittelbar zwei Fragen empor, welcher Wandel ist in der wirtschaftlichen Seegeltung Deutschlands im Laufe der letzten Jahrhunderte eingetreten und aus welchen Gründen? Die Schilderung davon soll den mächtigen Hintergrund für unser Bild abgeben. In welcher Wechselwirkung steht ferner der Fleiß des Norddeutschen Lloyds mit diesem Werdegang? welche Ursachen haben ihn zu seiner jetzigen höhe geführt und welche Wirkungen hat er aus- gestrahlt? — Mit diesen Fragen und ihrer Beantwortung wird ein wichtiges Stück moderner Kulturarbeit uns kund. Eine große wirtschaftliche Seegeltung ist unmöglich ohne eine starke wirtschaftliche und politische Gemeinschaft hinter ihr und ohne geordnetes Zusammenwirken der Kulturvölker. Sie muß getragen sein von einem starken Bedarf nach Verkehr von Personen, Gütern und Nachrichten zwischen den Völkern der Erde/ sie muß gesichert sein durch staatliche Macht und eine

2. Zum Staatsbürger - S. 120

1913 - Stuttgart : Moritz
120 wachsende Weltorganisation der Völker. Der Norddeutsche Lloyd wächst unter unsern Studien aus einer privaten Erwerbsgesell- schaft zu einem wichtigen Glied nationalen und internationalen Lebens empor. Er steht unter dem Einfluß von Landwirtschaft, Industrie, Handel, Staat, Kunst und Wissenschaft und wirkt auf alle diese Stände im Innern und nach außen machtvoll zurück. Erfreulich ist, daß das Interesse für die Seegeltung und die großen Schiffahrtsgesellschaften auch in Süddeutschland und in der Schweiz immer lebendiger wird. Die Weltwirtschaft zieht diese Kreise ebenfalls immer mehr in ihren Bann. Roh- produkte kommen von allen Teilen der Welt hierher, und die Erzeugnisse ihrer Feinindustrie wandern weiter und weiter hinaus, wir denken nur an die Produkte der Textilindustrie, der Maschinenindustrie, der Uhrenindustrie. Bürger aus ihren Reihen arbeiten weit über die ganze Erde hin,- besonders solche aus dem Hauptkolonisationslande Schwaben, dem seine Söhne und Töchter treueste Rnhänglichkeit durch Erhaltung von Sprache und Sitten bewahren. Immer neue Scharen von hier benutzen den Norddeutschen Lloyd, um zu Geschäften oder dauernd hinaus- zuziehen. Deutschland hat schon einmal eine bedeutende weltwirt- schaftliche Stellung und eine starke Zeegeltung gehabt. Die Hansa, dieser große Städtebund, schuf sich gegen Ende des Rlittelalters in der Blütezeit des Städtewesens eine größere Kriegs- und Handelsflotte. Sie legte Faktoreien für ihren Handel in England, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Rußland und mehr- sie drang bis Nischninowgorod und weiter vor und trieb erheblichen Import- und Exporthandel. Selbst das heute seegewaltige England sah siegreiche Hansaschiffe in die Themse eindringen. Im zwölften bis vierzehnten Iahrhundert spielten Kölner und andere deutsche Kaufleute — wir denken nur an den Stahlhof in London — noch eine wichtige Rolle in London. Seit dem fünfzehnten und sechzehnten Iahrhundert sank aber diese Seegeltung dahin. Der Hansa fehlte die Rücken- deckung durch eine starke Volkswirtschaft und eine geschlossene Reichsgewalt, mit der allmählichen Zersetzung des römischen Reiches deutscher Nation und der Nusgestaltung einer Unmenge

3. Zum Staatsbürger - S. 139

1913 - Stuttgart : Moritz
139 benutzt worden. Erst durch die Schaden, welche wir vorhin ge- kennzeichnet, ist man in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr gedrängt worden, England und Amerika zu folgen und ihn von wirtschaftlicher Arbeit zu befreien. Wenn auch manche Interessen, wie die der Detailhändler, zunächst seinem völligen Freisein entgegenstehen, so ist die Aufhebung aller wirtschaft- lichen Arbeiten an ihm nur eine Frage der Zeit. Da der Sonntag nicht alle notwendige Erholung wegen seiner geringen Ausdehnung und wegen seiner Belastung mit manchen andern Tätigkeiten bieten kann, wird ein geordneter Urlaub neben ihm mehr und mehr wünschenswert. Ein größeres Ausspannen innerhalb der intensiven, gleichmäßigen Arbeit ist aus körper- lichen, familiellen, beruflichen, ethischen Gründen geradezu eine Notwendigkeit. In einer größeren Freizeit vermögen wir den Körper ganz anders zu stählen und abzuhärten, weil wir dann viel mehr Freiheit zu Wanderungen und Sport aller Art be- sitzen. Bei der jetzigen Verteilung der Arbeit kommt auch die Familie und besonders die Erziehung der Kinder vielfach zu kurz- der Vater sieht oft seine Iugend nur geringe Zeit am Tage und vermag auf ihre Tharakterbildung wenig einzuwirken. Ein größerer Urlaub würde dazu dienen, das Band zwischen Eltern und Kindern wieder enger zu schlingen. Auch der Beruf würde durch Gewährung einer längeren Ruhepause bedeutend ge- winnen. Die Erholung in einer längeren Reihe von Tagen wirkt viel durchgreifender als die an zerstreuten Sonntagen. Wie köstlich ist es, einmal mehrere Tage ohne den Gedanken an viele pflichten aufwachen zu können und ganz der körper- lichen Stärkung zu leben! Die Hoffnung auf Urlaub belebt den Geist schon Monate vorher. Nach ihm kehrt man mit neuen Ideen und neuer Tatkraft zurück, vermag alte Mängel abzu- stellen, sowie neue Wege im Betriebe einzuschlagen. Auch ge- wichtige ethische Gründe sprechen für den Urlaub. Wir sind auch Staatsbürger und haben sonstige pflichten gegen die All- gemeinheit. Dafür müssen wir uns vorbilden und Mühe und Arbeit verwenden. Das läßt sich aber nur schwer durchführen im Gange des gewöhnlichen Lebens bei der notwendigen An- spannung aller Kräfte im Interesse des Berufes. In der Er- kenntnis der Notwendigkeit des Urlaubes ist ein größerer

4. Zum Staatsbürger - S. 122

1913 - Stuttgart : Moritz
122 Ttot und Kampf führten es zu stiller Selbsterziehung,- aus Iena erwuchs Sedan. Das Staatsleben erstarkte,- besonders Preußen erneuerte sich unter Stein-Hardenberg. Wissenschaft und Dicht- kunst schufen neue Ideale und bereiteten die Einheit vor. Die Befreiungskriege unter Blücher und Scharnhorst ließen junge, fröhliche Tatenlust entstehn. Landwirtschaft, Gewerbe und Handel wurden allmählich intensiver- Maschinen wurden immer mehr erfunden und verwendet, die Arbeit verfeinerte sich, Aktiengesellschaften und andre größere Betriebe erwuchsen. Nach der Einschränkung der englischen Navigationsakte in den zwanziger Iahren des neunzehnten Jahrhunderts wurde der aus- wärtige Handel, und besonders der mit den vereinigten Staaten von Amerika, erfolgreich gepflegt, der schon von Friedrich dem Großen angeregt war. Eine kleine Handelsflotte entstand. Der Zollverein wurde 1828 eingeleitet und 1834 durch Zusammen- schluß süddeutscher und norddeutscher Ztaaten energisch weiter- gebildet- seit den dreißiger Iahren kamen dazu die Eisenbahnen. Diese letzteren Faktoren, welche besonders auf den weiten Blick und die Energie Friedrich Lifts zurückzuführen sind, legten mit den früher genannten Grund zur wirtschaftlichen Einheit. Die Schaffung des Deutschen Reichs fügte dazu die staatliche. Kraft dieser starken staatlichen und wirtschaftlichen Ge- samtorganisation und ihrer hochverfeinerten Arbeit, kraft ferner des gewaltigen Anwachsens der Bevölkerung, kraft des stark an- steigenden internationalen Lebens begannen Kultur und Volks- wirtschaft auszustrahlen. Nach außen erstanden Weltwirtschaft und Weltpolitik,- nach innen wurde die Hebung der mittleren und breiten Schichten materiell und autoritativ, geistig und körperlich in Angriff genommen. — Die wachsende Seegeltung Deutschlands zeigte sich vor allem in der Ausdehnung feines Außenhandels bis zu den entferntesten Völkern hin. vom Ge- samtaußenhandel der Erde besaßen 1886 England 20,8%, Frank- reich 12,5o/o, Deutschland 10,3%; 1910 hatten diese Staaten 16,9o/o, 9,4o/o, 120/0. Im Iahre 1902 betrug der Außen- handel Englands 17,9 Milliarden Mk., der Deutschlands 10,9 M., der Frankreichs 9m.; 1911 wuchsen diese Zahlen auf 25, 19, 11 Milliarden, von den 19 Milliarden Deutschlands gingen mehr als zwei Drittel der werte über die See. Im Iahre 1893 wurden

5. Zum Staatsbürger - S. 141

1913 - Stuttgart : Moritz
141 vorwärts zu machen. Er erkannte in seinem eigenen Betriebe das Ungenügende der Verwendung des Urlaubs zu Hause. Dar- aus entstand sein Plan, eine Großorganisation zu gründen. Diesem hat er folgende Ideen zugrunde geugt. Eine Wohlfahrts- einrichtung, keine Wohltätigkeit ist zu schassen- denn das Ehr- gefühl der Ungestellten muß unbedingt geschont und gehoben werden. Eine Benutzung der Selbsthilfe kann ferner hierbei allein in Frage kommen - denn nur der genossenschaftliche weg vermag die nötige Inannigfaltigkeit in die Urbeit jener Organi- sation zu bringen - staatliche Förderung ist dankend anzunehmen, aber ihr Schematismus fernzuhalten. Ulle kaufmännischen und industriellen Kreise sollen herangezogen werden ohne Unterschied der Partei, des religiösen Bekenntnisses und der sozialen Ztel- lung. Er faßt die Errichtung einer Großorganisation ins Uuge, welche allmählich Deutschland mit einem Uetze von ungefähr 20 Heimen an passenden klimatischen Orten überziehen soll. Nur eine Großorganisation vermag die Vielartigkeit der Wittel zur Stärkung der Gesundheit (Wald, See, Gebirge usw.) zu sichern und möglichst sparsam zu arbeiten. Die Kosten hat er so berechnet, daß ein heim auf etwa 300 000 wk. zu stehen kommt- 6 willionen wären also ungefähr aufzubringen. Diese Wittel sollen ohne zwangsweise Belastung von Industrie und Handel herbeigeschafft werden. Nachdem ihr herbeiziehen durch verzinsliche Schuldscheine als eine zu starke Belastung der Heime sich herausgestellt, sollen die Wittel durch Stiftungen, Schen- kungen und laufende Beiträge zusammengebracht werden. — Durch rastloses werben und die energische Urbeit der inzwischen entwickelten Organisation in Wiesbaden ist es gelungen, die Praxis, die Behörden und die Presse dafür umfassend zu interessieren. Zahlreiche Kammern und große Firmen haben sich der Sache angenommen - ebenso sind viele Uegierungsorgane bis zu den Kommunen hin tätig zu Hilfe gekommen- auch die Presse hat in sehr dankenswerter weise die Frage oft und eingehend zur Besprechung gebracht. Unfang 1911 wurde die Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime gegründet, und heute ist sie schon eine kraftvolle Organisation geworden. Der Zweck der Organisation ist, kaufmännischen und tech- nischen Ungestellten, weiblichen und männlichen Ungestellten, so-

6. Zum Staatsbürger - S. 124

1913 - Stuttgart : Moritz
124 1905 193 Utili., 1910 360 Utili. und wird für 1911 auf 400 Tttiii. geschätzt. — Die Gesamtauswanderung über deutsche Häfen sei endlich als ein Zeichen deutscher Seegeltung aufgeführt, hat auch die Beförderung deutscher Auswanderer gegenüber einer Hochflut in den achtziger Iahren — wir dürfen sagen erfreulich — abgenommen, so sind doch auch hier die Gesamtleistungen sehr gestiegen. Im Iahre 1874 wurden 44 000 Deutsche und 32 000 Fremde befördert, 1884 127 000 Deutsche und 69 000 Fremde, 1894 34 000 Deutsche und 53 000 Fremde, 1904 22 000 Deutsche und 219 000 Fremde (1907 die höchstzahl beider 364 000), 1911 19 000 Deutsche und 183 000 Fremde. In enger Wechselwirkung mit dieser Gesamtentwicklung, diesem Fortschreiten der Volkswirtschaft und der Seegeltung in (Quantität, Qualität und Regelmäßigkeit der Leistungen wachsen in Deutschland zwei Riesenschiffahrtsgesellschaften empor: die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd. Letzterer entwickelt sich seit den fünfziger Iahren des neunzehnten Iahr- hunderts. Am Anfang jenes Iahrzehnts war England zur See noch übergewaltig und war die Eunard Linie ohne bemerkens- werte deutsche Rivalen. Damals war Bremen ein schwacher, isolierter Stadtstaat mit kleinem Hafen,- zu seiner Sicherheit lag dieser fern von der Wesermündung. Die Schiffe in ihm waren klein und hölzern. Line Rückendeckung durch ein geeintes Deutschland fehlte,- die Volkswirtschaft stellte nur kleine Auf- gaben zur See. Der Geist der Hanseaten schlummerte aber nur, wie Kaiser Barbarossas Geist im Ryffhäuser. Bald sollte die führende Idee Bremens wieder erwachen: „Navigare necesse, vivere non necesse est", „Seefahren ist notwendig, nicht Leben". Man knüpfte an die Beziehungen an, welche Bremen schon im achtzehnten Iahrhundert zu den vereinigten Staaten von Ame- rika — besonders seit 1776 — gehabt. — Oie Entwicklung des Lloyds erfolgte in drei großen Stufen. Diese sondern sich im ganzen nach dem Auftreten der führenden Männer, ferner nach der Zahl und Qualität der Schiffe, sowie der Leistungs- fähigkeit der Gesamtorganisation. — Der Werdegang voll- zieht sich in schwerem Wettkampf mit der Hamburg-Amerika- Linie. Ist auch letztere durch die Gunst der Verhältnisse die

7. Zum Staatsbürger - S. 143

1913 - Stuttgart : Moritz
1 — 143 — rung und Unterhaltung gewährleistet. Im Gegensatz zu jener Behauptung ist sogar zu betonen, datz die Vaterlandsliebe und ein geordnetes Standesgefühl durch jene Heime Stärkung er- fahren werden. Denn man lernt nun Land und Leute außerhalb seines engen wohn- und Arbeitskreises kennen und die Schön- heiten seiner engeren und weiteren Heimat würdigen - die Uauf- leute und die Techniker können sich mit Freude ihrer gemein- samen, wertschaffenden Arbeit bewußt werden. Als weiterer Tinwurf ist geltend gemacht, daß man die Angestellten durch solche Heime nur verwöhne. Dem ist entgegenzuhalten, daß einzig Gesundheit und Arbeitskraft hier gestärkt werden sollen und kein irgendwelcher einseitiger Luxus hier zu pflegen ist- die Heime wollen zu tüchtiger Arbeit anhalten, nicht davon ab- halten. Auch eine Schädigung der Wirte ist behauptet worden,- bei aller Achtung vor jenem Stande stehen hier aber größere Interessen in Frage, jene Besucher wären außerdem aus Mangel an Mitteln gar nicht zu jenen Wirten gekommen. Familien- angehörige der Angestellten werden gern zugelassen werden, so- weit Platz vorhanden ist. Das Gesamtbild dieser Ferienheime muß ein Gefühl des Stolzes in Industrie und Handel erwecken. Aus eigner Kraft ist hier ein großes Werk in Angriff genommen und ein gut Stück auch schon in die Tat umgesetzt worden, wollen wir die einzelnen Punkte kurz zusammenfassen, so spricht folgendes für die Heime. Sie haben, wie alle vorbeugenden Mittel, ihre Wurzeln im modernen Zeitgeist, in seiner hohen Komplikation und feinen Abwägung. Sie sind keine Treibhauspflanzen, son- dern von Praktikern ins Leben gerufen. Für sie spricht das schnelle, außerordentliche Wachstum der Gesellschaft. Sie wer- den empfohlen durch ihren Nutzen für Unternehmer und Ange- stellte zugleich und bilden zwischen ihnen ein weiteres Friedens- band. Für sie spricht ihr Tharakter als Wohlfahrtseinrichtung und ihre Gründung auf genossenschaftlicher Selbsthilfe. Sie zeichnen sich aus durch ihren parteilosen Tharakter. Sie wider- legen endlich den Vorwurf des Profitwuchers der Unternehmer. Handel und Industrie mögen der Ausbildung des Urlaubs und solcher Heime energisch sich widmen. Die Unternehmer

8. Zum Staatsbürger - S. 144

1913 - Stuttgart : Moritz
144 seien sich bewußt des großen Grundsatzes „Reichtum verpflichtet", und daß die Interessen ihrer Betriebe hier wirksam gewahrt werden. Die Organisationen der Angestellten mögen vorur- teilslos in die dargebotene Hand einschlagen und ihre Mit- glieder zu fröhlicher Mitarbeit anregen. Mir wünschen, daß durch diese vorbeugenden Mittel Industrie und Handel zu wei- terer Blüte und Reife gelangen. Möge an vielen unsrer Rnge- stellten der schöne Spruch sich bewahrheiten: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt, Dem will er seine Wunder weisen In Berg und Wald und Strom und Feld." n. Die Fortschritte des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens. Einer der Hauptgründe des neuen Lrstarkens der deutschen Landwirtschaft ist die wachsende fröhliche Selbsthilfe. Den Schutz durch den Staat, welcher ihr aus schwerwiegenden allgemeinen Interessen zuteil geworden, nutzt sie durch eifriges Arbeiten an ihrer Erziehung und Technik, welch erfreuliches Bild bietet die deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft mit ihrer gewaltigen gemeinnützigen Arbeit. Die Intensität der Betriebe mehrt sich ferner von Iahr zu Iahr. Vorträge und belehrende Versamm- lungen besucht man eifrig- neue Maschinen und Düngemittel werden erprobt und benutzt- die Tier- und Pflanzenzüchtung macht erhebliche Fortschritte. Die glänzendste Form der landwirtschaftlichen Selbsthilfe ist das deutsche Genossenschaftswesen geworden. Der uralte Bauern- gedanke, alle notwendigen Tätigkeiten gewerblicher und kauf- männischer Art möglichst selbst zu besorgen, dieser naturalwirt- schaftliche Gedanke lebt in ihm in moderner Form auf. In dem Genossenschaftswesen findet ferner die Idee: „Liner für alle, alle für einen" wirksamste Vertretung. — Die landwirtschaft-

9. Zum Staatsbürger - S. 127

1913 - Stuttgart : Moritz
127 öffnet und wurde Lremerhaven erweitert. Line letzte wichtige Neuerung war die Einführung der Seepoft durch Stephan,- die Poststücke wurden von da ab auf den Dampfern bearbeitet und die Tätigkeit der Post deshalb bedeutend beschleunigt. Rm 9. Februar 1892 starb Lohmann. Im Iahre 1890 zählte die Flotte des Nordd. Lloyds etwa 180 000 Registertonnen (brutto) und 160 000 P.s. Die dritte Entwicklungsstufe reicht bis zur Gegenwart. Wiegand wurde bis 1909 der sehr erfolgreiche Leiter des Lloyds, seitdem steht der tüchtige heineken an der Spitze. Wiegand und Plate, der Vorsitzende des Nussichtsrats, führten die höchste Entwicklung des Lloyds herauf und machten ihn zu einem der ersten Verkehrsinstitute der Welt. — Große maschi- nelle und schiffstechnische Umwälzungen erfolgten. Ulan hatte schon immer auf gutes Nlaterial und größte Sicherheit gesehn, dieser Grundsatz wurde jetzt noch mehr durchgeführt. Leistungs- fähigste Maschinen, die genau an den Dedarf der einzelnen Linien — auch für die Tropen — angepaßt waren, wurden be- schafft. Der Typus des Doppelschrauben-Schnelldampfers wurde entwickelt, und diese Dampfer wurden mit Maschinen bis zu 45 000 P.s. ausgestattet. Der erste hieß „h. h. Meier" in Erinnerung an den Gründer der Gesellschaft,' die folgenden „Windhunde des Ozeans" waren „Kaiser Wilhelm der Große", „Kronprinz Wilhelm", „Kaiser Wilhelm Ii.", „Kronprinzessin Eeeilie". Sie erreichten eine Schnelligkeit von 23—24 Seemeilen,' die Fahrt von Dremen nach Ueuyork wurde in fünf Tagen sieben Stunden zurückgelegt. Die Schiffe wurden jetzt gleichmäßig für große Massen von Personen und Gütern eingerichtet,' über dem Oberdeck wurden immer mehr passagierräume aufgebaut. Es wurden ferner Tropenschiffe geschaffen, um den besonderen Dedürfnissen bei deren Fahrt in Rllem Rechnung zu tragen. Mit dem Anwachsen des deutschen Kunstgewerbes wurde es auch möglich, immer feineren Geschmack beim Herrichten der Passa- gierräume zu entfalten. Nachdem man eine Zeitlang einer etwas lauten Eleganz gehuldigt, ging man zu einer mehr an- heimelnden, gediegenen Russchmückung über. Der Dampfer „Kronprinzessin Tecilie" macht den Eindruck eines behaglichen, fein ausgestatteten Luxushotels,- auch die 3. Klasse ist freundlich

10. Zum Staatsbürger - S. 146

1913 - Stuttgart : Moritz
146 Staat eine starke Selbsthilfe zu ihrer Hebung unerläßlich ist. Rnfangs glaubten beide mit charitativen Einrichtungen aus- kommen zu können- Schultze-Velitzsch beobachtete zuerst und später Hais seifen, daß es mit Wohltätigkeit nicht getan sei. Jener errichtete 1850 in Eilenburg, letzterer 1862 in Ruhausen eine erste Genossenschaft auf Selbsthilfe und Solidarhaft. Raiff- eisen wendete sich von vornherein mehr dem Lande zu, Schultze- Velitzsch den Städten, ohne indes unbedingte Grenzen zu ziehen. Ihre gemeinsamen Ziele waren: Hebung der mittleren und einfachen Schichten- besonders Förderung des Personalkredits, dessen Beschaffung Landwirten und Handwerkern sehr schwer fällt,- dies durch Selbsthilfe und Solidarität der Interessen. Daneben standen zunächst große trennende Punkte, die aber allmählich an Schärfe verloren haben. Schultze hatte im Rüge umfassende Organisationen, Kredit von Z—6 Htonaten, teilbare Reservefonds, reine Selbsthilfe. Raiffeisen richtete sich auf kleine Organisationen wegen der Mitarbeit kleiner Landwirte, lang- fristigen Kredit, unteilbare Reservefonds als eisernen Bestand für die Landwirtschaft, auf Hinzuziehung gewisser Staatshilfe. — Die Genossenschaften breiteten sich allmählich vom Westen nach dem Süden und Osten aus. 1859 wurde der allgemeine ver- band gegründet, 1877 der Raiffeisenverband, 1885 der verband landwirtschaftlicher Genossenschaften in Offenbach- aus den bei- den letzteren erwuchs 1905 der Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften. In Württemberg erstand die erste Raiffeisenkasse 1880,- 1881 wurde hier der verband landwirtschaftlicher Genossenschaften gegründet. Vas Reichsgesetz von 1889 förderte sehr das deutsche Genossenschaftswesen durch seine klare, energische Ordnung. (Es ließ neben der unbeschränkten Haftbarkeit leichtere hastarten stärker zu Wort kommen, be- sonders die beschränkte Haftbarkeit- es baute Vorstand, Ruf- sichtsrat, Generalversammlung der eingetragenen Genossen- schaften in Rechten und pflichten aus- eine zweijährige Revi- sion wurde eingeführt. Mit den neunziger Jahren setzte eine gewaltige Entwicklung in Zahl und Gliederung der Genossen- schaften und speziell der landwirtschaftlichen ein. Rm 1. Juli 1890 gab es 5006 landwirtschaftliche Genossenschaften in Deutsch- land- am 1. Juli 1904 18 509,- am 1. Januar 1915 26 576 mit
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