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1. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 404

1828 - Soest : Nasse
404 zog Mid mit einer jährlichen Rente von 6 Millionen Fran- ken leben, wenn er in seine Entthronung willige. Er that es wider Erwarten; aber in seiner Seele lag der Gedanke, bald wieder zu kehren und Frankreichs Thron von Neuem an sich zu reißen. Die Festungen in Deutschland, welche noch von den Franzosen besetzt waren, wurden nun dem Vatcrlande wie- der gegeben, und am 30. Mai der Pariser Friede ge- schlossen. Frankreich behielt seinen ganzen Umfang, den es zur Zeit der Könige gehabt hatte, ja man ließ ihm so- gar einige seiner Eroberungen von den letzten Jahren. Es zahlte keine Kriegskosten und die Knnstschätzc, wclcl)e cs aus allen Ländern zusammengeraubt hatte, zierten noch ferner Paris; die vielen Tausende von französischen Ge- fangenen wurden ohne Entgcld dem Vaterland«: wiederge- geben. Es war ein groß m n t h i g e r Friede; das franzö- sische Volk sollte mit desto mehr Treue an seinem neuen Regenten hangen, zu dessen Gunsten man so mäßig und schonend mit den Besiegten verfahren war. Wie wechselten in Deutschland in den Jahren 1813 und 1814 die Gefühle! Hoffnung und Furcht, Freude und Trau- er! wie der Dank gegen die Vorsehung und Flehen um Ret- tung! bis sich Alles bei der Entthronung des bösen Regenten in Entzücken und den Ausruf auflösete: Der Herr hat Alles wohl gemacht! — Aber Ein Gedanke war immer in Jedes Seele bei allen stürmischen Ereignissen' ste- hen geblieben: Wir wollen vereint unsere Kraft anstrengen und an des Höchsten Hilfe nicht verzweifeln. — Als die Cosaken zuerst am linken Ufer der Elbe vordrangen, ward überall die Freude sehr laut: sie schienen himmlische Boten zu sein, welche die baldige gänzliche Befreiung verkündeten. Als die Nachricht von Oestreichs Beitritt zum Bunde er- scholl, und jeder, merkte, daß das übrige Deutschland nur noch den günstigen Augenblick erwarte, ein Gleiches zu thun, und als der Ruf von einer großen gewonnenen Schlacht bei Leipzig sich in die Provinzen Deutschlands schlich, welche noch vom Feinde besetzt waren und dieser sich eilig nach dem Rheine hinzog, und bald darauf die Befreier Deutschlands ihm folgten, und die Preußen die abgerisse- nen Provinzen wieder betraten, und Hanover, Hessen und Braun-

2. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 406

1828 - Soest : Nasse
406 Die Kinder selbst zeigten sich tbätig; sie brachten ihre kleinen Ersparnisse, und die Mädchen fertigten kleine Handarbeiten, die wegen des edlen Zwecks hernach theuer verkauft wurden. Fast überall bildeten sich die edlen Frau- en vereine, dergleichen noch in keinem Kriege gewesen waren. Viele lieferten Wundfäden, Binden für die Ver- wundeten, bequeme Kleidungsstücke für kranke Krieger und große Summen baares Geld; ja viele, viele edle Jung- frauen warteten in den Lazarethen der Krieger, obgleich gefährliche Seuchen darin wütheten, und" wenn auch manche ein Opfer ihrer Vaterlandsliebe und ihrer Barm- herzigkeit wurde, so ließen sich die übrigen doch nicht ab- palten, ferner zu üben, was ihnen ihr Herz eingab. Vor Allem aber war cs erfreulich, zu sehen, daß sich bei jedem Vorfalle der wieder allgemein erwachte Sinn für Frömmigkeit zeigte. Mit Gott wurde das große Werk an- gefangen; von dem Höchsten erwartete man Beistand, zu lhm flehte man, und als die frohen Nachrichten ertönten, hoben wir zuerst unsern Blick dankbar gen Himmel und brachten, ohne daß immer die Obrigkeit auf diese Pflicht hingewiesen hätte, dem mächtigen himmlischen Vater Dank in unsern Tempeln. Durch die sieben Leidensjahre ist für- wahr viel gewonnen worden. Sie knüpften das künftige Band der Bürger mit dem rechtmäßigen Regenten viel en- ger; sie lehrten dem Menschen seine Kraft brauchen und anstrengen, fachten das Feuer für Freiheit vom fremden Joche und für eine milde Negierung mehr an, und führ- ten die, welche Gottes nicht mehr inbrünstig gedachten, wieder dem Ewigen zu. 11. Bouaparte macht sich wieder zum Kaiser in Frankreich. 1615. Ein nicht zu hartes Loos war Bonaparte nach den glänzenden Siegen der Verbündeten gefallen. Freilich war es eine Strafe für ihn, daß sein Wirkungskreis — sonst das große Frankreich, ja in mancher Rücksicht ganz Europa mit den andern Welttheilen — jetzt auf eine kleine Insel be- schränkt wurde, und daß sein Glanz dahin war; aber er behielt doch unter gewissen Beschränkungen seine bürgerliche Freiheit und war nicht in enge Verwahrung gebracht; viele

3. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 418

1828 - Soest : Nasse
418 1 13. Bonaparte nach Helena geführt. Zwei- ter Friede zu Paris. 1815. Sprachlos und tief gebeugt eilte Bonaparte nach Paris, welches von seinen Siegen träumte, und bei dem Erschei- nen des Flüchtlings schrecklich erwachte. Er legte seine Kaiserwürde nochmals nieder, doch diesmal zu Gunsten sei- nes Sohnes, welcher in Wien war, und es zogen Abgeord- nete aus Paris den siegreichen Gegnern entgegen, um sie zu bereden, doch wieder umzukehren, da Napoleon nicht mehr Regent sein wolle, und das Ziel ihrer Anstrengungen nun ganz erreicht wäre. Aber die Feldherren achteten ih- rer Reden nicht, und standen elf Tage nach der Schlacht vor Paris. Drinnen war ein großes Getümmel; einige wollten sich ergeben, andre sich vertheidigen: einige woll- ten Ludwig den 18. zurückholen, andre riesen Napo^orr den 2. zum neuen Kaiser ans. Napoleon war nach der Küste gezogen, um den Ausgang abzuwarten, und wenn alles verloren zu gehen drohe, nach Amerika zu entwischen. Aber seine kriegerischen Generäle waren in Paris, und hat- ten an 60,000 Mann wieder versammelt und sich trefflich auf der Höhe vor Paris verschanzt. Doch die Verbünde- ten wollten den Einzug in die Stadt nicht abermals mit vielem Blute erkaufen, sondern Wellington stellte sich ruhig unweit der Anhöhe bin, während Fürst Blücher, durch eine rasche Wendung sich nach der wehrlosen Abendseite der Stadt versetzte. Vandamme (Siehe Seite 395) drang bei Issy hervor, wurde aber blutig zurückgetrieben. Blücher machte Anstalt die Stadt zu stürmen, und die Pariser über- gaben deswegen am 7. Juli ihre Stadt zum zwcitenmale den Verbündeten, welche die französischen Soldaten vorher nach dem südlichen Frankreich hatten ziehen lassen. Nicht so mild als' das erstemal wurde jetzt diese Stadt behandelt, deren Treulosigkeit gegen ihren König und deren Anhänglichkeit an dem Feinde der Menschheit so viel Blut- vergießen veranlaßt hatte. Die Preußen fingen an, ihre Gemälde, Bildsäülcn und andere Kunstwerke, welche die Franzosen aus ihren Lande geraubt hatten, in Paris weg- zunehmen ; die andern Völker des Bundes folgten bald nach. Ganz Frankreich wurde wieder voll der fremden Gäste, welche zum Theil auf mehrere Jahre dazubleiben er- klärten, damit nicht wieder von Neuem Unruhen cntstän-

4. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 380

1828 - Soest : Nasse
380 Die Kriege für König und Vaterland in den Jahren 1813,1814 und 1815. 1. Die Empörung der Franzosen gegen ihren König. ^)as Unglück, wovon die heiligen Kriege uns befreieten, der fremden Herrschaft harter Druck lag in einer etwas fr ü- h e r n Zeit gegründet. Auf diese wollen wir zuerst sehen. In Frankreich entstanden 1788 große Unruhen, die das schöne Land zehn Jahre lang mit den empörendsten Gräueln erfüllten und fünf und zwanzig Jahre harter Noth für ganz Europa erzeugten. Frankreich war durch frühere Kriege, von ruhmsüchtigen Königen geführt, und durch Ueppigkeit der Großen des Landes in tiefes Ver- derben gerathen, und der König L u d w i g, der sechs- zehnte, welcher sehr gutherzig war, und an dem Jam- mer des Landes keine Schuld hatte, berief aus allen Thei- len des Reichs die zusammen, welche für die Einsichts- vollsten gehalten wurden, um sich mit ihnen zu berathen, wie dem'lande zu helfen sei. Da meinten denn unglück- . licherwcise diese Männer, die sich die R a t i o n a l v e r- sammlung nannten, dem Lande müsse auf einmal geholfen werden und nicht nach und nach, und der große Hanfe gedachte, das sei herrlich. So stieß man bald die ganze Verfassung des Landes über den Haufen, und be- fahl, daß den Vornehmer» ihre Vorrechte nichts mehr helfen, und daß die Güter der Geistlichkeit dem Staate anheim fallen sollten. Das gemeine Volk ging nun rasch einige Schritte weiter; in Paris bestürmte cs die Burg und machte sie dem Boden gleich, und es läuteten viele Bauern in ihren Dörfern Sturm, und plünderten die Schlösser ihrer Gutsherrn, und mißhandelten diese. Viele der Adllchen und Geistlichen wanderten heimlich aus dem Laude; wen man aber von ihnen crgriss, wurde vor ein Blut-

5. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 383

1828 - Soest : Nasse
— 383 — den Kirchen und Klöstern die Schätze, und verwandelte die Glocken und Kanonen in Münzen; und als auch diese Quelle versiegte, machte man viele Millionen Papier- geld lurd setzte Todesstrafe darauf, wer sich weigere, es für baarcs Geld anzunehmen, welcher Befehl aber dennoch das Papier nicht in Ansehen erhalten konnte. — Gemordet und zwar gerichtlich wurde noch immer, und in der Hauptstadt verging selten ein Tag, wo nicht 30 bis 70 Menschen zum Tode geführt wurden. Reichthum und Weisheit wurden verfolgt, und Schweigen selbst galt für Verbrechen. — Frankreich, äußerlich glänzend und gefürchtet, stellte im Innern das Bild des größten Jammers auf. 4. Napoleon Buonaparte steigt hoch empor. Dieser Mann war den 15ten Februar 1768 auf einer italienischen Insel — Eorsika — geboren; um sich aber zum Franzosen der Geburt nach zu machen, sprach er, er sei ein Jahr später geboren, weil da die Insel zum französischen Gebiete gekommen war, und um sich als ei- nen Günstling der heiligen Jungfrau Maria darzustellen, gab er vor, er habe am 15ten August, am Marienfeste, das Licht der Welt erblickt. So verbarg er die Wahrheit schon über die Stunde seiner Geburt. Auch seinen Namen modelte er in Bonaparte, damit er französisch klänge. Er zeichnete sich schon in den ersten stürmischen Jahren der Empörung durch kaltblütige Verachtung des Todes und Tapferkeit aus. Bald wurde er General und erwarb sich besonders gegen Oestreich und in Italien großen Kriegs- ruhm. Mit einem starken Heere schiffte er nach Aegvp- tcn, um es zur französischen Provinz zu machen, und wollte von da weiter nach Osten dringen, um den Eng- ländern, welche dort viele Besitzungen haben, großen Scha- den zuzufügen. So wurde der Krieg auch nach Afrika und Asien gespielt, damit fast jede Stelle der Erde mit Menschenblüt benetzt würde. Aber in Asien scheiterten seine Unternehmungen, und er kehrte still wieder nach Frankreich zurück, wo er noch höher zu steigen gedachte. Wirklich wurde er unter dem Namen eines Eonsul6 auf 10 Jahre arr dje Spitze der Republik gestellt; einige Jahre ' £ m dar-

6. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 115

1828 - Soest : Nasse
115 Wilhelm erklärte es ihm. Sieh, sagte er, wenn Du der Mutter um ein Stück Kuchen schmeicheltest, den sie Dir schon einmal verweigert hätte, weil er Deinem Ma- gen gerade jetzt schädlich wäre, und die Mutter wider- stände allen Deinen Bitten, — wäre das Eigensinn, oder wäre cs Festigkeit? — Sieh nur auf die Ursachen, welche die Mutter hat, Dir Deine Bitte abzuschlagen! Als Du vorhin von mir fordertest, daß ich Ball mir Dir spielen sollte, hatte ich eine sehr nothwendige Arbeit. Hätte ich diese wol aufgeben sollen? —- Nicht? — nun, so bin ich auch nicht eigensinnig gewesen. Aber sieh, wenn ich nun Zeit gehabt hätte, mit Dir zu spielen, allein ich hätte Kegel schieben wollen, und Du hättest mir vorgestellt. Du wärst nocí) zu schwach dazu, — das Spiel griffe Dich zu sehr an; sag, ob ich dann nicht eigensinnig gewesen wäre, wenn ich dennoch hätte bei meinem Entschluß bleiben wollen, ungeachtet Deiner vernünftigen Vorstellungen? — Sichst Du nun den Unterschied? Wenn Du bei Deinen Entschließungen und Meinungen bleibst, weil Du keine hinlängliche Ursache hast, davon ab- zugehen, willst Dn das eigensinnig nennen? Und wenn Du bei denselben bleibst, ungeachtet aller Ursachen, sie fahren zu lassen, wolltest Du das fest nennen? Wil- helm fragte ferner, ob das eine gute Eigenschaft eines Menschen sei, wenn cr sich von seinen guten Eutschlie, ßungen durch Bitten leicht abbringen lasse? Ob man andern überall nachgeben solle? — Er sagte ihm auch bei dieser Gelegenheit, daß Starrsinn nichts anders sei, als ein solcher großer Eigensinn, der auch bei seinen un- vernünftigsten Entschließungen bleibe, obwohl cr recht gut begreifen muß, wie thöricht sie sind. Eigensinnig, hartnäckig, beharrlich, unbeständig, muthloü. Aber hartnäckig und eigensinnig ist doch ganz einerlei? fragte Karl weiter. — Nicht so ganz, sagte Wil- helm; es ist eben so wenig einerlei, als hartnäckig und beharrlich. Sieh zu,' ob Dn cs fassen kannst! Wenn Du jemanden durchaus seinen Willen nicht thun H 2 willst.

7. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 116

1828 - Soest : Nasse
110 willst, obschon Du ohne hinlängliche Ursache Dich weigerst, so bist Du — eigensinnig bin ich dan», fiel ihm Karl ins Wort. — Aber nun denke Dir, cs verlangte zwar niemand etwas von Dir, alleiu Du selbst wollest etwas thun. Z. B. Du wolltest jene drei großen Bücher ans den Boden tragen ; Du suhltest aber bald, daß Du nicht Kraft genug dazu hät- test; sie fielen Dir einmal, zweimal aus den Handen ; Du könntest sie nicht umspannen, Du könntest sie nicht heben, und dennoch wolltest Drr sie forttragen — fleh, dann wä- ren Hindernisse und Schwierigkeiten da, auf die Du aber nicht achten wolltest.---O, nun rathe ich es, unter- brach ihn sein Bruder, das wäre Hartnäckigkeit. Nichtig, sagte Wilhelm, und diese ist allezeit thöricht, dahingegen die Beharrlichkeit und Standhaftig- keit sehr lobenswerth ist. Sieh, wenn Du jetzt Dir vornimmst, recht schön schrei- den, oder recht fertig rechnen zu lernen, so hat das manche Schwierigkeit und "manches Hinderniß; aber die Hinder- nisse find doch so groß nicht, daß Du nicht solltest Deinen Vorsatz ausführen können, wenn sie cs Dir schon etwas sauer ustd schwer machen; sonst wärst Du hartnäckig, wenn Du Deinen Vorsatz ausführen wolltest. Jetzt bist Du aber beharrlich, oder standhaft — oder Du hast Aus- dauer. — Wenn Du nun aber um der Schwierigkeiten willen, die Du dock) hättest überwinden können, dennoch Deinen Dorsal; aufgäbst, so wärst Du unbeständig, wankelmüthig — vielleicht glaubtest Du gar, Du könntest die Schwierigkeiten nicht besiegen, es wäre zu schwer für Dich, und dann wärst Du mnthlos. Lecker, gefràfiig. Sieh einmal, Du bist cin leckcres Thier, sagte Herr Ernst eincs Tages zu Murnern, dem grosien schwarzcn Hauskater, welchcr die Suppe nicht fressen wolltc, die tbnt die Magd gegeben hatte. Wenn sic nur dcr gc- fràfiige Sultan gleich hatte! er wurde sich dicselbe gut schmecken lassen. Vecker? gefràstig? dachte Karl bei sich selbst. Dori» must

8. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 204

1828 - Soest : Nasse
204 verlassen. Es verging wenigstens eine Stunde, vom drit- ten und letzten Schusse bis zu dem Augenblicke, wo mein Sohn wieder einschlief, und ich selbst schlief erst kurz vor Tages Anbruch wieder ein. Früh war mein Sohn vor mir aufgestanden, er blickte unter dem Bette umher und sahe — nichts. Ich verbot ihm, von unserm Abentheuer' eher zu sprechen, als bis ich mich mit der Fra«« vom Hause, die ich als eine rechtschaffene und scharfsinnige Frau kannte, darüber verständigt hätte. Erst zum Mittagsesseu kam sie in den Speisesaal. Ich ging zu ihr; und da ich sie mit ihren beiden Töchtern allein sah, so fing ich an, sie ganz sanft auf die Erzählung vorzubereiten, die ich ihr eben mittheilen wollte, damit sie nicht zu sehr dadurch an- gegriffen würde. Aber trotz dieser Vorsicht las ich auf ihrem Gesichte deutlich Unruhe, und als sie in dem Laufe der Unterhaltung in meinen Blicken etwas zu suchen schien, um sich zu crmuthigeu und von einem Argwohn zu reini- gen: so bemühte ich mich, ihrer Erwartung zu entspre- chen und sagte ihr, es wäre mir diesen Morgen eingefallen, daß wol dieses Geprassel von einer Unordnung in den Sehnen und Stricken herrühren könne, welche dem Bette zum Tragen dienten. Alls der Stelle heiterte sich ihr Ge- sicht auf und sie rief aus: Ja, so ist cs ! man hat dem Äette neue Tragriemen gegeben und sie so straff ange- spannt, daß der Mann, welcher sie aufzog, uns gleich sagte, er fürchte, daß sie reißen würden, wenn man das Bett beschwerte. Kaum hatte sie diese Worte vollendet, so schickte sie eine ihrer Töchter ab, um sich durch den Augenschein zu überzeugen, und diese bestätigte unsere Ver- muthung. Die Sehnen waren an drei Stellen zersprun- gen. Wäre ich in meinen« ersten Schrecken aus dem Bette aufgestanden und hätte das Haus verlassen, so würde ich, ohne die geringste Absicht zu haben, die Wahrheit zu ver- letzen, überall gesagt haben, dieses Haus sei von bösen Wesen bewohnt. Piemals würde ich mir eingebildet ha- den, daß ein solcher Knall die Wirkung eines zerrissenen Tragriemens sein könne, und die Erschüttern«^, die ich bei jedem Knalle verspürte, und «vodurch eben unser Schrek- ken so sehr gesteigert wurde, «vürde mir immer unerklärbar geblieben sein. Seitdem ich nun aber den wahren Hergang der

9. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 393

1828 - Soest : Nasse
393 Der französische Kaiser sammelte immer größere Schaa, ren, drang mit großer Uebermacht auf die Verbündeten ein und bekam ganz Sachsen und ein Stück von Schle- sien in seine Gewalt. Doch diese zogen sich in Ordnung, nicht fliehend, sondern langsamen Schrittes vor der Menge zurück, und fügten ihnen manchen Schaden zu. Das war der Vorgang einiger Wochen, und alle Deutsche hofften bald von einem glücklichen, entscheidenden Schlage zu hören. Da erscholl auf einmal die Nachricht von einem Waffenstillstände. Für den ersten Augenblick wurden alle Deutsche wieder niedergeschlagen und fürch- teten einen Frieden, welcher die Dränger nicht in die Schranken zurückwies und ihnen vergönnte, bei gelegener Zeit wieder los zu brechen; Viele hätten es gern gesehen, daß gleich Alles ans das Spiel gesetzt würde. Aber darin bestand die Weisheit der Fürsten, und cs gebührt ihnen hoher Dank dafür, daß sie ruhig, ohne heftige Leidenschaft das Ganze übersahen und die Rettung Deutschlands, ja Eu- ropas nicht mit schwacher Hand auf das Spiel einer I Schlacht setzen wollten. Sie gedachten in dem Waffenstill- J stände nicht blos ihre Truppen zu mehren mit jungen Krie- gern, sondern anch einen mächtigen Bundesgcnoffcn zu er- halten. Auf Oestreichs Beitritt rechneten sie. Und was sie erwarteten, geschah. — Napoleon schloß gern den Waffenstillstand, weil er an Oestreichs Ucbergang zum Bunde nicht glaubte, oder weil er auf jeden Fall sich furchtbar in der Zeit der Ruhe zu rüsten gedachte, um alle Gegner gänzlich zu vernichten. Denn an Frieden dachte sein Herz nicht; er war gewohnt, daß seine Gegner um Frieden ba- ten, und daß er als glänzender Sieger die Bedingungen vorschrieb; jetzt aber hatte er nur unbedeutende Vortheile errungen und der Bund machte Forderungen. Franz, der Kaiser von Oestreich, hatte Napo- leon vor einigen Jahren seine Tochter zur Gemahlin gege- den, aber die Ruhe Oestreichs war nicht durch dies Opfer erkauft. Während des Waffenstillstandes sprach Franz Worte des Friedens, und ermahnte mit Wärme und mit Kraft Napoleon zur Nachgiebigkeit; als er aber nickst ge- hört wurde, dachte er bloß an Oestreichs, Deutschlands und Europas Ruhe, edel vergessend, daß er Vater der

10. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 405

1828 - Soest : Nasse
Mm- — 405 — Braunschweig ihre rechtmäßigen Regenten wieder erhielten — wer vermag das Entzücken zu schildern, wovon Jedes Brust voll war! Solches muß man selbst erlebt haben, cs läßt sich das Gefühl mit keinem andern vergleichen. Die Väter und Jünglinge, die Mutter und Jungfrauen hatten die gute Zeit der frühern Regierung genossen, und diese noch mehr in den 7 Jahren der Knechtschaft schätzen gelernt: lange hatten sie sich nach Rettung gesehnt, aber doch bei der wachsenden Macht der stolzerl Fremdlinge an einem glücklichen Wechsel gezweifelt. Das fühlten Alle, daß Deutschland mit der Zeit sein Joch abschütteln werde; nur erleben werden wir es nicht, setzte fast Jeder zaghaft hinzu. Die Wenigen — sie fanden sich vorzüglich unter den Geringsten im Volke — welche meinten, daß es bald, sehr bald anders werden werde, weil cs anders wer- den m ü sse, wurden ob ihrer Hoffnungen belächelt. Und in der That, es war bei der menschlichen Kurzsichtigkeit für unser Zeitalter wenig zu erwarten. — Als nun aber die Kühnheit und der Stolz der Sieger zu sehr gewachsen war, und Gott den Frevler schlug, und der Muth der Unterdrück- ten sich hob, und alle nun die Rettung vor Augen sahen — da blickte jeder zu Gott empor, welcher wunderbar uns ge- rettet hatte. Selbst Kinder, welche die frühere gute Zeit nicht recht erkannt hatten, jauchzten laut, denn die Freude des Hauses theilte sich dem kindlichen Herzen mit, und sie frohlockten über den Abzug der Fremdlinge und die An- kunft der Sieger. — Mit Liebe und hoher Achtung wur- den diese überall aufgenommen und verpflegt — denn sie brachten Freiheit mit schwerem Streit erkämpft, sprachen bescheiden von ihren Thaten, und der Streitet und der heimische Bürger schlossen sich innig an einander — denn der Soldatenstaud und der Bürgerstand waren endlich durch die Weisheit der Regierung in Eins geschmelzt, und es zog sich keine Scheidewand mehr zwischen die Beide, welche nach Gottes Ordnung nie hätte statt finden sollen. Welche kämpften und welche zu Hanse blieben, alle erkannten sich als Bürger des Staats. Wer die Waffen führen konnte, fühlte den hohen Beruf in sich, sie zu ergreifen, und wer sie nicht führen konnte, half auf andere Art, daß der Krieg geführt werden konnte. Die
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