Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
404
zog Mid mit einer jährlichen Rente von 6 Millionen Fran-
ken leben, wenn er in seine Entthronung willige. Er that
es wider Erwarten; aber in seiner Seele lag der Gedanke,
bald wieder zu kehren und Frankreichs Thron von Neuem
an sich zu reißen.
Die Festungen in Deutschland, welche noch von den
Franzosen besetzt waren, wurden nun dem Vatcrlande wie-
der gegeben, und am 30. Mai der Pariser Friede ge-
schlossen. Frankreich behielt seinen ganzen Umfang, den
es zur Zeit der Könige gehabt hatte, ja man ließ ihm so-
gar einige seiner Eroberungen von den letzten Jahren.
Es zahlte keine Kriegskosten und die Knnstschätzc, wclcl)e
cs aus allen Ländern zusammengeraubt hatte, zierten noch
ferner Paris; die vielen Tausende von französischen Ge-
fangenen wurden ohne Entgcld dem Vaterland«: wiederge-
geben. Es war ein groß m n t h i g e r Friede; das franzö-
sische Volk sollte mit desto mehr Treue an seinem neuen
Regenten hangen, zu dessen Gunsten man so mäßig und
schonend mit den Besiegten verfahren war.
Wie wechselten in Deutschland in den Jahren 1813 und
1814 die Gefühle! Hoffnung und Furcht, Freude und Trau-
er! wie der Dank gegen die Vorsehung und Flehen um Ret-
tung! bis sich Alles bei der Entthronung des bösen Regenten
in Entzücken und den Ausruf auflösete: Der Herr hat
Alles wohl gemacht! — Aber Ein Gedanke war
immer in Jedes Seele bei allen stürmischen Ereignissen' ste-
hen geblieben: Wir wollen vereint unsere Kraft anstrengen
und an des Höchsten Hilfe nicht verzweifeln. — Als die
Cosaken zuerst am linken Ufer der Elbe vordrangen, ward
überall die Freude sehr laut: sie schienen himmlische Boten
zu sein, welche die baldige gänzliche Befreiung verkündeten.
Als die Nachricht von Oestreichs Beitritt zum Bunde er-
scholl, und jeder, merkte, daß das übrige Deutschland nur
noch den günstigen Augenblick erwarte, ein Gleiches zu
thun, und als der Ruf von einer großen gewonnenen
Schlacht bei Leipzig sich in die Provinzen Deutschlands
schlich, welche noch vom Feinde besetzt waren und dieser sich
eilig nach dem Rheine hinzog, und bald darauf die Befreier
Deutschlands ihm folgten, und die Preußen die abgerisse-
nen Provinzen wieder betraten, und Hanover, Hessen und
Braun-
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Extrahierte Personennamen: Oestreichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Deutschland Pariser_Friede Frankreich Paris Deutschland Deutschland Leipzig Deutschlands Rheine Deutschlands Hanover Hessen
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406
Die Kinder selbst zeigten sich tbätig; sie brachten ihre
kleinen Ersparnisse, und die Mädchen fertigten kleine
Handarbeiten, die wegen des edlen Zwecks hernach theuer
verkauft wurden. Fast überall bildeten sich die edlen Frau-
en vereine, dergleichen noch in keinem Kriege gewesen
waren. Viele lieferten Wundfäden, Binden für die Ver-
wundeten, bequeme Kleidungsstücke für kranke Krieger und
große Summen baares Geld; ja viele, viele edle Jung-
frauen warteten in den Lazarethen der Krieger, obgleich
gefährliche Seuchen darin wütheten, und" wenn auch
manche ein Opfer ihrer Vaterlandsliebe und ihrer Barm-
herzigkeit wurde, so ließen sich die übrigen doch nicht ab-
palten, ferner zu üben, was ihnen ihr Herz eingab.
Vor Allem aber war cs erfreulich, zu sehen, daß sich
bei jedem Vorfalle der wieder allgemein erwachte Sinn für
Frömmigkeit zeigte. Mit Gott wurde das große Werk an-
gefangen; von dem Höchsten erwartete man Beistand, zu
lhm flehte man, und als die frohen Nachrichten ertönten,
hoben wir zuerst unsern Blick dankbar gen Himmel und
brachten, ohne daß immer die Obrigkeit auf diese Pflicht
hingewiesen hätte, dem mächtigen himmlischen Vater Dank
in unsern Tempeln. Durch die sieben Leidensjahre ist für-
wahr viel gewonnen worden. Sie knüpften das künftige
Band der Bürger mit dem rechtmäßigen Regenten viel en-
ger; sie lehrten dem Menschen seine Kraft brauchen und
anstrengen, fachten das Feuer für Freiheit vom fremden
Joche und für eine milde Negierung mehr an, und führ-
ten die, welche Gottes nicht mehr inbrünstig gedachten,
wieder dem Ewigen zu.
11. Bouaparte macht sich wieder zum Kaiser
in Frankreich. 1615.
Ein nicht zu hartes Loos war Bonaparte nach den
glänzenden Siegen der Verbündeten gefallen. Freilich war
es eine Strafe für ihn, daß sein Wirkungskreis — sonst das
große Frankreich, ja in mancher Rücksicht ganz Europa
mit den andern Welttheilen — jetzt auf eine kleine Insel be-
schränkt wurde, und daß sein Glanz dahin war; aber er
behielt doch unter gewissen Beschränkungen seine bürgerliche
Freiheit und war nicht in enge Verwahrung gebracht;
viele
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Europa
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418
1
13. Bonaparte nach Helena geführt. Zwei-
ter Friede zu Paris. 1815.
Sprachlos und tief gebeugt eilte Bonaparte nach Paris,
welches von seinen Siegen träumte, und bei dem Erschei-
nen des Flüchtlings schrecklich erwachte. Er legte seine
Kaiserwürde nochmals nieder, doch diesmal zu Gunsten sei-
nes Sohnes, welcher in Wien war, und es zogen Abgeord-
nete aus Paris den siegreichen Gegnern entgegen, um sie
zu bereden, doch wieder umzukehren, da Napoleon nicht
mehr Regent sein wolle, und das Ziel ihrer Anstrengungen
nun ganz erreicht wäre. Aber die Feldherren achteten ih-
rer Reden nicht, und standen elf Tage nach der Schlacht
vor Paris. Drinnen war ein großes Getümmel; einige
wollten sich ergeben, andre sich vertheidigen: einige woll-
ten Ludwig den 18. zurückholen, andre riesen Napo^orr
den 2. zum neuen Kaiser ans. Napoleon war nach der
Küste gezogen, um den Ausgang abzuwarten, und wenn
alles verloren zu gehen drohe, nach Amerika zu entwischen.
Aber seine kriegerischen Generäle waren in Paris, und hat-
ten an 60,000 Mann wieder versammelt und sich trefflich
auf der Höhe vor Paris verschanzt. Doch die Verbünde-
ten wollten den Einzug in die Stadt nicht abermals mit
vielem Blute erkaufen, sondern Wellington stellte sich ruhig
unweit der Anhöhe bin, während Fürst Blücher, durch eine
rasche Wendung sich nach der wehrlosen Abendseite der
Stadt versetzte. Vandamme (Siehe Seite 395) drang bei
Issy hervor, wurde aber blutig zurückgetrieben. Blücher
machte Anstalt die Stadt zu stürmen, und die Pariser über-
gaben deswegen am 7. Juli ihre Stadt zum zwcitenmale
den Verbündeten, welche die französischen Soldaten vorher
nach dem südlichen Frankreich hatten ziehen lassen.
Nicht so mild als' das erstemal wurde jetzt diese Stadt
behandelt, deren Treulosigkeit gegen ihren König und deren
Anhänglichkeit an dem Feinde der Menschheit so viel Blut-
vergießen veranlaßt hatte. Die Preußen fingen an, ihre
Gemälde, Bildsäülcn und andere Kunstwerke, welche die
Franzosen aus ihren Lande geraubt hatten, in Paris weg-
zunehmen ; die andern Völker des Bundes folgten bald
nach. Ganz Frankreich wurde wieder voll der fremden
Gäste, welche zum Theil auf mehrere Jahre dazubleiben er-
klärten, damit nicht wieder von Neuem Unruhen cntstän-
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Extrahierte Personennamen: Helena Napoleon Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Wien Paris Paris Amerika Paris Paris Wellington Frankreich Paris Frankreich
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380
Die Kriege für König und Vaterland
in den Jahren 1813,1814 und 1815.
1. Die Empörung der Franzosen gegen
ihren König.
^)as Unglück, wovon die heiligen Kriege uns befreieten,
der fremden Herrschaft harter Druck lag in einer etwas fr ü-
h e r n Zeit gegründet. Auf diese wollen wir zuerst sehen.
In Frankreich entstanden 1788 große Unruhen, die
das schöne Land zehn Jahre lang mit den empörendsten
Gräueln erfüllten und fünf und zwanzig Jahre harter
Noth für ganz Europa erzeugten. Frankreich war durch
frühere Kriege, von ruhmsüchtigen Königen geführt, und
durch Ueppigkeit der Großen des Landes in tiefes Ver-
derben gerathen, und der König L u d w i g, der sechs-
zehnte, welcher sehr gutherzig war, und an dem Jam-
mer des Landes keine Schuld hatte, berief aus allen Thei-
len des Reichs die zusammen, welche für die Einsichts-
vollsten gehalten wurden, um sich mit ihnen zu berathen,
wie dem'lande zu helfen sei. Da meinten denn unglück-
. licherwcise diese Männer, die sich die R a t i o n a l v e r-
sammlung nannten, dem Lande müsse auf einmal
geholfen werden und nicht nach und nach, und der große
Hanfe gedachte, das sei herrlich. So stieß man bald die
ganze Verfassung des Landes über den Haufen, und be-
fahl, daß den Vornehmer» ihre Vorrechte nichts mehr
helfen, und daß die Güter der Geistlichkeit dem Staate
anheim fallen sollten. Das gemeine Volk ging nun rasch
einige Schritte weiter; in Paris bestürmte cs die Burg
und machte sie dem Boden gleich, und es läuteten viele
Bauern in ihren Dörfern Sturm, und plünderten die
Schlösser ihrer Gutsherrn, und mißhandelten diese. Viele
der Adllchen und Geistlichen wanderten heimlich aus dem
Laude; wen man aber von ihnen crgriss, wurde vor ein
Blut-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Frankreich Paris
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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— 383 —
den Kirchen und Klöstern die Schätze, und verwandelte die
Glocken und Kanonen in Münzen; und als auch diese
Quelle versiegte, machte man viele Millionen Papier-
geld lurd setzte Todesstrafe darauf, wer sich weigere, es für
baarcs Geld anzunehmen, welcher Befehl aber dennoch das
Papier nicht in Ansehen erhalten konnte. — Gemordet und
zwar gerichtlich wurde noch immer, und in der Hauptstadt
verging selten ein Tag, wo nicht 30 bis 70 Menschen zum
Tode geführt wurden. Reichthum und Weisheit wurden
verfolgt, und Schweigen selbst galt für Verbrechen. —
Frankreich, äußerlich glänzend und gefürchtet, stellte im
Innern das Bild des größten Jammers auf.
4. Napoleon Buonaparte steigt hoch empor.
Dieser Mann war den 15ten Februar 1768 auf einer
italienischen Insel — Eorsika — geboren; um sich aber
zum Franzosen der Geburt nach zu machen, sprach er,
er sei ein Jahr später geboren, weil da die Insel zum
französischen Gebiete gekommen war, und um sich als ei-
nen Günstling der heiligen Jungfrau Maria darzustellen,
gab er vor, er habe am 15ten August, am Marienfeste,
das Licht der Welt erblickt. So verbarg er die Wahrheit
schon über die Stunde seiner Geburt. Auch seinen Namen
modelte er in Bonaparte, damit er französisch klänge. Er
zeichnete sich schon in den ersten stürmischen Jahren der
Empörung durch kaltblütige Verachtung des Todes und
Tapferkeit aus. Bald wurde er General und erwarb sich
besonders gegen Oestreich und in Italien großen Kriegs-
ruhm. Mit einem starken Heere schiffte er nach Aegvp-
tcn, um es zur französischen Provinz zu machen, und
wollte von da weiter nach Osten dringen, um den Eng-
ländern, welche dort viele Besitzungen haben, großen Scha-
den zuzufügen. So wurde der Krieg auch nach Afrika
und Asien gespielt, damit fast jede Stelle der Erde mit
Menschenblüt benetzt würde. Aber in Asien scheiterten
seine Unternehmungen, und er kehrte still wieder nach
Frankreich zurück, wo er noch höher zu steigen gedachte.
Wirklich wurde er unter dem Namen eines Eonsul6 auf
10 Jahre arr dje Spitze der Republik gestellt; einige Jahre
' £ m dar-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Maria Maria August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Eorsika Italien Afrika Asien Asien Frankreich
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115
Wilhelm erklärte es ihm. Sieh, sagte er, wenn Du
der Mutter um ein Stück Kuchen schmeicheltest, den sie
Dir schon einmal verweigert hätte, weil er Deinem Ma-
gen gerade jetzt schädlich wäre, und die Mutter wider-
stände allen Deinen Bitten, — wäre das Eigensinn, oder
wäre cs Festigkeit? — Sieh nur auf die Ursachen, welche
die Mutter hat, Dir Deine Bitte abzuschlagen!
Als Du vorhin von mir fordertest, daß ich Ball mir Dir
spielen sollte, hatte ich eine sehr nothwendige Arbeit. Hätte
ich diese wol aufgeben sollen? —- Nicht? — nun, so bin
ich auch nicht eigensinnig gewesen. Aber sieh, wenn ich
nun Zeit gehabt hätte, mit Dir zu spielen, allein ich hätte
Kegel schieben wollen, und Du hättest mir vorgestellt. Du
wärst nocí) zu schwach dazu, — das Spiel griffe Dich zu
sehr an; sag, ob ich dann nicht eigensinnig gewesen wäre,
wenn ich dennoch hätte bei meinem Entschluß bleiben
wollen, ungeachtet Deiner vernünftigen Vorstellungen?
— Sichst Du nun den Unterschied?
Wenn Du bei Deinen Entschließungen und Meinungen
bleibst, weil Du keine hinlängliche Ursache hast, davon ab-
zugehen, willst Dn das eigensinnig nennen? Und
wenn Du bei denselben bleibst, ungeachtet aller Ursachen,
sie fahren zu lassen, wolltest Du das fest nennen? Wil-
helm fragte ferner, ob das eine gute Eigenschaft eines
Menschen sei, wenn cr sich von seinen guten Eutschlie,
ßungen durch Bitten leicht abbringen lasse? Ob man
andern überall nachgeben solle? — Er sagte ihm auch
bei dieser Gelegenheit, daß Starrsinn nichts anders sei,
als ein solcher großer Eigensinn, der auch bei seinen un-
vernünftigsten Entschließungen bleibe, obwohl cr recht gut
begreifen muß, wie thöricht sie sind.
Eigensinnig, hartnäckig, beharrlich, unbeständig,
muthloü.
Aber hartnäckig und eigensinnig ist doch ganz
einerlei? fragte Karl weiter. — Nicht so ganz, sagte Wil-
helm; es ist eben so wenig einerlei, als hartnäckig
und beharrlich. Sieh zu,' ob Dn cs fassen kannst!
Wenn Du jemanden durchaus seinen Willen nicht thun
H 2 willst.
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Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
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110
willst, obschon Du ohne hinlängliche Ursache Dich weigerst,
so bist Du — eigensinnig bin ich dan», fiel ihm Karl ins
Wort. — Aber nun denke Dir, cs verlangte zwar niemand
etwas von Dir, alleiu Du selbst wollest etwas thun. Z. B.
Du wolltest jene drei großen Bücher ans den Boden tragen ;
Du suhltest aber bald, daß Du nicht Kraft genug dazu hät-
test; sie fielen Dir einmal, zweimal aus den Handen ; Du
könntest sie nicht umspannen, Du könntest sie nicht heben,
und dennoch wolltest Drr sie forttragen — fleh, dann wä-
ren Hindernisse und Schwierigkeiten da, auf die Du aber
nicht achten wolltest.---O, nun rathe ich es, unter-
brach ihn sein Bruder, das wäre Hartnäckigkeit.
Nichtig, sagte Wilhelm, und diese ist allezeit thöricht,
dahingegen die Beharrlichkeit und Standhaftig-
keit sehr lobenswerth ist.
Sieh, wenn Du jetzt Dir vornimmst, recht schön schrei-
den, oder recht fertig rechnen zu lernen, so hat das manche
Schwierigkeit und "manches Hinderniß; aber die Hinder-
nisse find doch so groß nicht, daß Du nicht solltest Deinen
Vorsatz ausführen können, wenn sie cs Dir schon etwas
sauer ustd schwer machen; sonst wärst Du hartnäckig,
wenn Du Deinen Vorsatz ausführen wolltest. Jetzt bist
Du aber beharrlich, oder standhaft — oder Du hast Aus-
dauer. — Wenn Du nun aber um der Schwierigkeiten
willen, die Du dock) hättest überwinden können, dennoch
Deinen Dorsal; aufgäbst, so wärst Du unbeständig,
wankelmüthig — vielleicht glaubtest Du gar, Du
könntest die Schwierigkeiten nicht besiegen, es wäre zu
schwer für Dich, und dann wärst Du mnthlos.
Lecker, gefràfiig.
Sieh einmal, Du bist cin leckcres Thier, sagte Herr
Ernst eincs Tages zu Murnern, dem grosien schwarzcn
Hauskater, welchcr die Suppe nicht fressen wolltc, die
tbnt die Magd gegeben hatte. Wenn sic nur dcr gc-
fràfiige Sultan gleich hatte! er wurde sich dicselbe gut
schmecken lassen.
Vecker? gefràstig? dachte Karl bei sich selbst. Dori»
must
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Wilhelm Wilhelm Ernst Ernst Karl Karl
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
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204
verlassen. Es verging wenigstens eine Stunde, vom drit-
ten und letzten Schusse bis zu dem Augenblicke, wo mein
Sohn wieder einschlief, und ich selbst schlief erst kurz vor
Tages Anbruch wieder ein. Früh war mein Sohn vor
mir aufgestanden, er blickte unter dem Bette umher und
sahe — nichts. Ich verbot ihm, von unserm Abentheuer'
eher zu sprechen, als bis ich mich mit der Fra«« vom
Hause, die ich als eine rechtschaffene und scharfsinnige Frau
kannte, darüber verständigt hätte. Erst zum Mittagsesseu
kam sie in den Speisesaal. Ich ging zu ihr; und da ich
sie mit ihren beiden Töchtern allein sah, so fing ich an,
sie ganz sanft auf die Erzählung vorzubereiten, die ich ihr
eben mittheilen wollte, damit sie nicht zu sehr dadurch an-
gegriffen würde. Aber trotz dieser Vorsicht las ich auf
ihrem Gesichte deutlich Unruhe, und als sie in dem Laufe
der Unterhaltung in meinen Blicken etwas zu suchen schien,
um sich zu crmuthigeu und von einem Argwohn zu reini-
gen: so bemühte ich mich, ihrer Erwartung zu entspre-
chen und sagte ihr, es wäre mir diesen Morgen eingefallen,
daß wol dieses Geprassel von einer Unordnung in den
Sehnen und Stricken herrühren könne, welche dem Bette
zum Tragen dienten. Alls der Stelle heiterte sich ihr Ge-
sicht auf und sie rief aus: Ja, so ist cs ! man hat dem
Äette neue Tragriemen gegeben und sie so straff ange-
spannt, daß der Mann, welcher sie aufzog, uns gleich
sagte, er fürchte, daß sie reißen würden, wenn man das
Bett beschwerte. Kaum hatte sie diese Worte vollendet,
so schickte sie eine ihrer Töchter ab, um sich durch den
Augenschein zu überzeugen, und diese bestätigte unsere Ver-
muthung. Die Sehnen waren an drei Stellen zersprun-
gen. Wäre ich in meinen« ersten Schrecken aus dem Bette
aufgestanden und hätte das Haus verlassen, so würde ich,
ohne die geringste Absicht zu haben, die Wahrheit zu ver-
letzen, überall gesagt haben, dieses Haus sei von bösen
Wesen bewohnt. Piemals würde ich mir eingebildet ha-
den, daß ein solcher Knall die Wirkung eines zerrissenen
Tragriemens sein könne, und die Erschüttern«^, die ich
bei jedem Knalle verspürte, und «vodurch eben unser Schrek-
ken so sehr gesteigert wurde, «vürde mir immer unerklärbar
geblieben sein. Seitdem ich nun aber den wahren Hergang
der
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
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393
Der französische Kaiser sammelte immer größere Schaa,
ren, drang mit großer Uebermacht auf die Verbündeten
ein und bekam ganz Sachsen und ein Stück von Schle-
sien in seine Gewalt. Doch diese zogen sich in Ordnung,
nicht fliehend, sondern langsamen Schrittes vor der Menge
zurück, und fügten ihnen manchen Schaden zu. Das
war der Vorgang einiger Wochen, und alle Deutsche
hofften bald von einem glücklichen, entscheidenden Schlage
zu hören. Da erscholl auf einmal die Nachricht von
einem Waffenstillstände. Für den ersten Augenblick
wurden alle Deutsche wieder niedergeschlagen und fürch-
teten einen Frieden, welcher die Dränger nicht in die
Schranken zurückwies und ihnen vergönnte, bei gelegener
Zeit wieder los zu brechen; Viele hätten es gern gesehen,
daß gleich Alles ans das Spiel gesetzt würde. Aber darin
bestand die Weisheit der Fürsten, und cs gebührt ihnen hoher
Dank dafür, daß sie ruhig, ohne heftige Leidenschaft das
Ganze übersahen und die Rettung Deutschlands, ja Eu-
ropas nicht mit schwacher Hand auf das Spiel einer
I Schlacht setzen wollten. Sie gedachten in dem Waffenstill-
J stände nicht blos ihre Truppen zu mehren mit jungen Krie-
gern, sondern anch einen mächtigen Bundesgcnoffcn zu er-
halten. Auf Oestreichs Beitritt rechneten sie. Und was
sie erwarteten, geschah. — Napoleon schloß gern den
Waffenstillstand, weil er an Oestreichs Ucbergang zum Bunde
nicht glaubte, oder weil er auf jeden Fall sich furchtbar
in der Zeit der Ruhe zu rüsten gedachte, um alle Gegner
gänzlich zu vernichten. Denn an Frieden dachte sein Herz
nicht; er war gewohnt, daß seine Gegner um Frieden ba-
ten, und daß er als glänzender Sieger die Bedingungen
vorschrieb; jetzt aber hatte er nur unbedeutende Vortheile
errungen und der Bund machte Forderungen.
Franz, der Kaiser von Oestreich, hatte Napo-
leon vor einigen Jahren seine Tochter zur Gemahlin gege-
den, aber die Ruhe Oestreichs war nicht durch dies Opfer
erkauft. Während des Waffenstillstandes sprach Franz
Worte des Friedens, und ermahnte mit Wärme und mit
Kraft Napoleon zur Nachgiebigkeit; als er aber nickst ge-
hört wurde, dachte er bloß an Oestreichs, Deutschlands
und Europas Ruhe, edel vergessend, daß er Vater der
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreichs_Ucbergang Franz Franz Oestreich Franz Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschlands Deutschlands Europas
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
Mm-
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Braunschweig ihre rechtmäßigen Regenten wieder erhielten
— wer vermag das Entzücken zu schildern, wovon Jedes
Brust voll war! Solches muß man selbst erlebt haben,
cs läßt sich das Gefühl mit keinem andern vergleichen.
Die Väter und Jünglinge, die Mutter und Jungfrauen
hatten die gute Zeit der frühern Regierung genossen, und
diese noch mehr in den 7 Jahren der Knechtschaft schätzen
gelernt: lange hatten sie sich nach Rettung gesehnt, aber
doch bei der wachsenden Macht der stolzerl Fremdlinge an
einem glücklichen Wechsel gezweifelt. Das fühlten Alle,
daß Deutschland mit der Zeit sein Joch abschütteln
werde; nur erleben werden wir es nicht, setzte fast Jeder
zaghaft hinzu. Die Wenigen — sie fanden sich vorzüglich
unter den Geringsten im Volke — welche meinten, daß es
bald, sehr bald anders werden werde, weil cs anders wer-
den m ü sse, wurden ob ihrer Hoffnungen belächelt. Und in
der That, es war bei der menschlichen Kurzsichtigkeit für
unser Zeitalter wenig zu erwarten. — Als nun aber die
Kühnheit und der Stolz der Sieger zu sehr gewachsen war,
und Gott den Frevler schlug, und der Muth der Unterdrück-
ten sich hob, und alle nun die Rettung vor Augen sahen —
da blickte jeder zu Gott empor, welcher wunderbar uns ge-
rettet hatte. Selbst Kinder, welche die frühere gute Zeit
nicht recht erkannt hatten, jauchzten laut, denn die Freude
des Hauses theilte sich dem kindlichen Herzen mit, und sie
frohlockten über den Abzug der Fremdlinge und die An-
kunft der Sieger. — Mit Liebe und hoher Achtung wur-
den diese überall aufgenommen und verpflegt — denn sie
brachten Freiheit mit schwerem Streit erkämpft, sprachen
bescheiden von ihren Thaten, und der Streitet und der
heimische Bürger schlossen sich innig an einander — denn
der Soldatenstaud und der Bürgerstand waren endlich
durch die Weisheit der Regierung in Eins geschmelzt,
und es zog sich keine Scheidewand mehr zwischen die
Beide, welche nach Gottes Ordnung nie hätte statt finden
sollen. Welche kämpften und welche zu Hanse blieben,
alle erkannten sich als Bürger des Staats.
Wer die Waffen führen konnte, fühlte den hohen Beruf
in sich, sie zu ergreifen, und wer sie nicht führen konnte,
half auf andere Art, daß der Krieg geführt werden konnte.
Die
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]