Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
56
wegung-, ohne Smvsinduna da. Wenn ein Mensch seine-
Sinne mid alle Glieder seines Leibes nicht mehr gebrau-
chen kann, so nennen wir ihn todt. Ein todter Mensch
kann nicht mehr durch seine Sinne empfinden und sich
von selbst bewegen. Daö Leben bestehet also in der
Verbindung zwischen Seele und Leib; wenn aber diesem
Verbindung aufhöret, so erfolgt der Tod.
Die Vorzüge deö Menschen- vor fcen. Pflanzen:
und Thieren..
Ä8enn wir die Dinge um uns her betrachten, so. finden
wir einen großen Unterschied unter denselben. Einige von
denselben können empfinden und sich von selbst bewegen;
diese nennen wir lebendig, und Thiere und Menschen
gehören dazu. Andere aber können dies nicht; diese nennen
wir leblos und rechnen dazu Pflanzen und Steine.
Die Pflanzen entstehen, mdem sic aus der Erde hcr-
vorwachsen, aus welcher sie durch die Wurzeln Säfte an sich
ziehen, welche ihnen zur Nahrung dienen, wodurch der
Wachsthum derselben befördert wird. Die Thiere ent-
stehen auch, indem sie von andern Thieren entweder le-
bendig geboren, oder aus Eiern ausgebrütet, oder wie
die Polypen durch Abschnitte fortgepflanzt werden, und
nähren sich von Speise und Tränk.
Die Pflanzen sind erst klein, dann wachsen sie und
werden größer; aber nach einiger Zeit verwelken sie wie-
der und verdorren endlich. Die Thiere sind auch an-
fänglich klein, dann wachsen sie und werden größer;
aber endlich werden sie alt und sterben.
Die Pflanzen können sich nicht von selbst bewegen,
sie wissen auch nicht, daß sic da sind. Die Thiere
können sich von selbst bewegen, denn sie haben eine Seele,
welche empfindet und will.
Die Thiere haben einen Leib, die Menschen auch;
doch ist der Leib der Thiere von dem Leibe der Menschen
unterschieden...
Der
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
187
und siehe da! ein Bienchen saß auf der Zunge, welches
im Honig gewesen war, und hing mit dem Stachel au
Hanuchens Zunge. Die Mutter nahm zwar die Biene
weg, aber die Zunge schwoll so stark auf, daß Hanucheu
den ganzen Tag keinen Bissen essen konnte.
Die übrigen Kinder aßen ihre Semmeln mit Honig.
Sie schmeckten ihnen sehr gut, und Karl sprach: Das
Fest, welches lins der Vater gemacht hat, gefällt mir.
Lotte sah durch das Fenster und sah Miuchen, des
Nachbars Tochter, gehen.
Das arme Miuchen! sprach sie; ihr Vater hat keine
Bienen und kann ihr keinen Honig auf Semmeln strei-
chen. Liebe Mutter! willst Du 'Nachbars Miuchen nicht
auch ein paar Semmeln mit Honig geben?
Recht gern, mein Kind, sprach die Mutter, gab ihr
die Semmeln mit Honig, und Lotte trug sie zu Miuchen.
Was für eine Freude das Mädchen hatte! Wie sie Lott-
chen dankte! und nun schmeckte Lottchcrt ihr Honig noch
einmal so gut.
Der Fischteich.
^)err Herbst hatte einen Teich, in welchem viele Kar-
pfen und Schleien waren. Wenn er nun seinen Kindern
eine Freude machen wollte, so ging er mit ihnen an den
Teich ; jedes nahm ein Stück schwarzes Brod mit/ und
dann brachen sie davon, warfen es in das Wasser, und
die Fische schnappten cs weg. Da saßen sie nun oft eine
Stunde lang und sahen zu, wie die Fische auf- und ab-
schwammen,' die Käfer, die im Wasser leben, hin und her
fuhren, hier und da ein Frosch den Kopf ans dem Wasser
steckte, und — husch! — wieder hinunter war, wenn ihm
ein Kind zu nahe kam.
Da wünschten die Kinder mm oft: Wenn ich nur ein-
mal ein solches Thier fangen und in der Nähe schm
könnte! Herbst ließ es aber nie zu, daß ein Kind darnach
griff. War dies wol recht? Ich glaube wol. Ein Kind
ist kein Frosch und kein Fisch, die im Wasser leben. Wenn
eins von ihnen in das Wasser fiele, so wäre cs aus
mit ihm. Einmal
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
1ü1 —
in welchen diese Thiere waren, trugen sie dahin und
leerten sie ans. Das war ein Spaß über alle Spaße!
die Kinder freueten sich alle, da sie diese Thiere im
Teiche umherkriechen und Hüpfen sahen.
Jetzt sollte der Zug nach Hause gehen. Ebe der Vater
aber fortging, fragte er den Bernhard: Haben wir diese
Thiere >vol in den Teich gethan, daß sie sterben, oder
daß sie leben sollen?
Daß sie leben sollen! war Bernhardts Antwort. Nun,
sagte der Vater, so müssen wir auch dafür sorgen, daß
sie leben können. Er ließ darauf,das Loch zustopfen,
durch welches das Wasser abfloß, und bald sing das
Wasser im Teiche wieder an zu steigen, und alle Thiere
waren in dem Wasser lustig.
Nun ging es nach Hause. Die Mutter, die voraus
war, hatte eine gute Mahlzeit, unter andern auch eine
Schüssel voll Krebse gekocht. Diese schmeckten den Kin-
dern herrlich, weil sie sich zuvor ein paar Stunden in
freier Luft bewegt hatten.
Da sie satt waren, sagten sie alle: Wir danken Dir,
Vater; Du hast uns heute ein rechtes Fest gemacht!
Die Naupenfeinde.
^^cr Amtmann Müller hatte einen guten alten Gärt-
ner, der es sich herzlich sauer werden ließ, den Garten
seines Herrn immer im besten Stande zu erhalten. Aber
er konnte eben darum auch sehr verdrießlich werden, wenn
alle seine Mühe zuweilen nichts half. Eines Tages — es
war im Frühjahr — begegnete ihm sein Herr im Garten.
Wie gehts? fragte der Amtmann. — Ach, es geht leider
sehr schlecht, lieber Herr! antwortete der Gärtner mit
einem sehr verdrießlichen Gesicht: ich habe nun alle Tage
so fleißig die Raupen abgelesen und die Raupenneftcr
vertilgt ! und da sind doch fast in allen Blüthen wieder
Raupen! Wenn ich nur wüßte, wie ich die häßlichen
Thiere alle auf einmal vertilgen könnte.
Der Herr. Lieber Mann, sei Er nicht verzagt!
Murre Er nicht! Der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
— 1ö3 —
denken. Wenn wir selbst alle Raupen vertilgen sollten,
was wollten wir doch wol anfangen?
Die Eier der Stammraupenschmetterlinge in
ihrem Pclzwerke können wir zur Noth wol vermindern,
denn sie sitzen uns vor den Augen. Wir können sie bei
Tausenden zerstören. Bei den Ringelraupen geht
das schon nicht an.
Der Gärtner. Ich habe in meinem Leben schon viel
St; aber die Ringeleier sitzen gar zu hoch und anden
. en Reisern; wer mag da hinauf!
Der Herr. Sieht Er wohl! Zu denen können wir
schon so nicht kommen, wie wir wünschen.
Allein nun will ich Ihm etwas sagen, was ihm recht
freuen wird. Eine fast unsichtbare kleine Fliege vertritt
unsere Stelle. Diese wird nach Gottes weiser Einrich-
tung unser Freund, und ein geschwvrncr Feind
dieser Raupen.
Sie bohrt durch den festen Kitt durch, womit diese Ei-
erchen verleimt sind, und legt in jedes Ei ihr eigenes
Eichen. Klein genug! Wenn dann die kleine Fliegenmade
auskommt, so frißt sie das auf, woraus die kleine Raupe
geworden wäre. Also können dann aus diesen Eiern keine
Raupen entstehen. Sie sind von kleineren Feinden zerstört.
Er braucht also nicht in die höchsten Gipfel der Bäume zu
steigen und wegen der Ringelraupen sein Leben zu wagen.
Dafür schickt Gott eine kleine Fliege hin, die sie zerstört.
Der Gärtner. Nun,das ist doch wunderbar! Wer
hier nicht Gottes Fürsorge siehet, der siehet sie nimmer-
mehr. Ich fühle jetzt noch einmal so viel Vertrauen zu
dem lieben Gott.
Der Herr. Eben so ist es mit den Rüsselkäfern,
deren Larven die Blüthen ausfressen. Da diese gemeinig-
lich des Nachts ihre kleinen Eier daran legen, wie wollten
wir sie abhalten! Wer weiß aber, was für Feinde
diese wieder haben, dße uns noch unbekannt sind. In
der Natur ereignen sich sonst noch andere Umstände,
die den Blüthenraupen günstig sind, und die wir
schlechterdings nicht in unserer Gewalt haben. Ist in der
Blüthzcit zu trocknes, oder auch zu kaltes und regnichtes
Wetter, das acht bis vierzehn Tage anhält, so wird das
N Aufge,
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
195
Uns rige thun, lieber Freund, und dann den großen
Hausvater regieren lassen. Der weiß mehr Mittel gegen
die.raupen, als wir. Der hat schon gesorgt, wie weit
sie kommen sollen, und hat ihnen mehr Feinde zugeordnet,
als wir kennen.
Der Gärtner. O! sagen Sie doch, wie es damit
ist. Das höre ich gar zu gern.
Der Herr. Da gibt cs so viele Vogel, Käfer und
andere Infecten, die den gefährlichsten Raupen, den
Blüthraúpen, gleich auf dem Fuße nachgehen und sie
da wegholen, wohin wir nicht einmal kommen können.
Ich will Ihm jetzt eine ganze Armee vorführen, welche
wider die Raupen zu Felde geht. Die liebe Nachtigall
thut gewiß das Ihrige redlich. Wie manches Nänpchen
und Würmchen holt sie weg und wird eben durch diese
Lockspeise von den undankbaren Menschen gefangen.
Die Fliegenschnepper, Nothschwänzchen, Nothkehlchen,
Bachstelzen, Finken, Spechte, Baumläufer, Fledermäuse —
selbst unsere Sperlinge, die wir ja nicht ausrotten
dürfen —* das alles sind eifrige Ranpenfeinde. Besonders
holen die letzten: die Blüthenranpen heraus, wenn wir
denken, daß sie Knospen abbrechen.
Der Gärtner. Ists möglich! Ach, so habe ich den
guten Sperlingen schon oft unrecht gethan; denn wenn
ich sie sehe, so hole ich gleich die Flinte.
Der Herr. So thut uns manches Thierchttt eine
Wohlthat, die wir als Schaden ansehen. ^ Die Meise n,
Zaunkönige und Gol dh ähnelten wissen die verbor-
gensten Schmetterlinge, die wir nimmermehr finden wür-
den, aufzuspüren und picken sie sorgfältig aus. Außer-
dem gibt es noch so viele große Baumwanzen und Erd-
käfer, welche eben dies thun. Besonders wüthen diö groß-
ßen goldgrünen Käfer unter den Raupen; desgleichen die
Wespen, die Schlupfwespen, welche ihre Eier in die le-
bendigen Raupen legen, da dann die kleinen Maden, welche
daraus entstehen, die ganze Raupe inwendig ausfressen.
Auch die Ameisen gehören zu den Feinden der Raupen;
sic würgen unter ihnen, wie die Wölfe unter den Scha-
fen. Was würden wir schwache Menschen gegen das zahl-
N 2 lose
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
196
i
lose Hcer der Raupen ausrichten, wenn diese Naupen-
feiude uns nicht sv sehr unterstützten.
Der Gärtner. Gott sei dafür gedankt; er hat Al-
les wohl gemacht.
Der Herr: Ich denke immer so von dieser Sache.
Wenn sich einmal, aller menschlichen Borsicht ungeachtet,
in einem Jahre die Raupen ungewöhnlich vermehren, so
werden sich ohne Zweifel nach der Ordnung, welche Gott
in der Natur festgesetzt hat, auch diejenigen Geschöpfe stark
vermehrt haben, die sich von den Raupen nähren. Und
dieser Gedanke bestätigt sich auch durch die Erfahrung;
denn man hat bemerkt, dasi wenn sich irgendwo die schäd-
liche Grasraupc sehr vermehrt, sogleich große Schaaren
von Saatkrähen sich dahin ziehen und sie vertilgen. Und
welch' eine weise, wohlthätige Einrichtung ist das! Ist
es also nicht Sünde, über Gottes Ordnung zu klagen !
Dienertreuc.
Cf m m a, zuletzt Präsident von Tiefland, war anfänglich
Sekretär des Grafen Oftermaun und mit in die Ungnade
des Ministers so verwickelt, daß er, wie sein Minister,
nach Sibirien geschickt wurde. Bevor mau ihn arrctirte,
war sein Bedienter von ihm in Aufträgen aufs Land ge-
schickt worden und wunderte sich, als er zurückkehrte, nicht
wenig, daß sein Herr fort wäre. Er erkundigte sich
scheltend, wohin er gegangen wäre.
„Er wird nun bald in Sibirien ankommen!" sagte
ihm eine Magistratsperson.
„Daß Dich! Mir hat er davon kein Wort gesagt, daß
Dich! Hm! Können Sie mir nicht den Ort seiner Ver-
weisung selbst sagen?"
„Er ist der und der."
„Nun, so will ich noch heute Alles aufpacken und zu
Gelde machen. Ich werde da sein, ehe er sichs versieht."
Da halfen keine Vorstclllmgen. Er verkauft, was und
wie er kann und kommt glücklich bei Emma in Sibirien
an, um ihm die herbsten Vorwürfe wegen der raschen
Abreise zu machen. Umsonst versucht es dieser, sich da-
gegen zu vertheidigen. „Und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
205
schreibt ihnen altes) Leben zu, aber sic haben keine will-
kürliche Bewegung, keine Empfindung, also auch keine
Seele.
Die Körper, welche zum Mineralreiche gehören, als
Steine, Metalle werden bloß dadurch größer, daß sich
Theile von außen zusetzen. Sic haben keine Ernährungs-
Werkzeuge (sind also nnorganisirtc Körper) und noch we-
niger willkürliche Bewegung oder Empfindung.
1. Das Thierreich.
Es gibt Säugethiere, Vögel, Amphibien, Fische, In-
fecten und Würmer. Wodurch sie sich von einander un-
terscheiden, werden wir hernach sehen.
Obgleich manche Arten von Thieren sehr vielen Gefahren
ausgesetzt sind, wodurch leicht die ganze Art anssterben
könnte, so hat doch Gott auf mannichfaltige Weise dies zu
verhüten gewußt. Hier zeigt sich die Weisheit Gottes in
ihrer ganzen Größe. Diejenigen Thiere, welche am mchr-
ften verfolgt werden und gerade am leichtesten ernährt
werden können, vermehren sich am stärksten. Wenn
sich Löwen, Wallsische, Wölfe eben so stark vermehrten,
als Schafe und viele Fische, so würde cö bald sehr wüst
auf der Erde und leer im Meere werden. Zur Er-
haltung der Thiere dienen auch die Naturtriebe. Sie
ersetzen bei ihnen die Vernunft, womit der Mensch be-
gabt ist, und beziehen sich auf die Sorge für ihre
Jungen, auf ihre eigene Vertheidigung und
Ernährung. Alle haben eine außerordentliche Liebe
zu ihren Jungen, die ihnen angeboren ist. Die Vö-
gel machen Nester, deren Bau unsere ganze Bewunderung
erregt, besonders da sie nichts, als ihre Füße und ihren
Schnabel dazu gebrauchen können. Sie legen diese Ne-
ster auch auf Bäumen, in dichten Hecken, oder nnzngang-
baren Klippen an. Sind die Jungen da, so erwärmen
sie sie, und bringen ihnen Speise. Die großen Seefische
kommen oft in die Flüsse, die kleinen in den Flüssen
nähern sich dem Ufer, wenn sic laichen oder ihre Eier
von sich geben wollen, damit die jungen Fischchen theils
den Raubfischen, theils den stürmischen Wellen nicht so
sehr ausgesetzt sind. Die Infecten legen ihre Eier dahin.
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
296
wo die Jungen gleich Nahrung finden. Die Motte in die
Kleider, die Schmeißfliege in das Fleisch, die Gallwespe
in Eichblatter (woraus die Galläpfel entstehen), der Schmet-
terling an Bäume, wo sie sie zuweilen gegen den rauhen
Winter mit einem Pelz einhüllen. — Eben so bewunderns-
würdig ist die Art, wie die Thiere sich gegen ihre Feinde
zu vertheidigen wissen, und auch dabei sind ihre Na-
tnrtriebe wirksam. Wenn die Pferde auf der Weide von
einem Wolfe angegriffen werden, so stellen sie sich alle
mit den Köpfen dicht an einander, und machen auf diese
Art einen Kreis, in den der Wolf nicht eindringen
kann, weil alle mit den Hinterfüßen ausschlagen und ihn
dadurch zurücktreiben. Die Ochsen machen es umgekehrt,
und vertheidigen sich mit den Hörnern. Einige Thiere,
welche im Wasser leben, machen das Wasser trübe, und
entziehen sich so den Verfolgungen ihrer Feinde; andre ver-
lassen sich auf ihre Schnelligkeit und List, wie der Hase
und der Fuchs. Alle unsere Hausthiere haben Mittel, sich
zu vertheidigen, und die Natur lehrt sie, wie sie diese
geschickt anwenden müssen. Der Hahn, das Huhn, die
Gans, die Katze, der Hund, die Biene vertheidigen sich
auf verschiedene Weise. — Andere Naturtriebe beziehen sich
auf die eigene Ernährung. Die Thiere unterscheiden
das Schädliche von dem Nützlichen. Geruch und Geschmack
find unstreitig die Ursachen, warum das größere Hornvieh
nicht mehr und nicht weniger, als etwa 270 Arten von
Pflanzen frißt und alle übrigen stehen läßt, so schön und
kräftig sie auch für andere fern mögen. Das Pferd nährt
sich mit 262 Pflanzenarten, die Schweine fressen deren nur
72, und berühren keine andere, als diese, wenn sie auch
noch so hungrig sind. Leget einer Raupe 30 verschiedene
Arten von Blättern vor; sie wird vielleicht nur eine einzige
Art benagen, und alle übrigen unberührt lassen. Die
Spinne macht ein äußerst künstliches Netz; der Ameisen-
löwe, ein kleines Insect, einen Trichter in den Saud, in
welchem er die Ameisen fängt; die Raubvögel lauern in
der Luft, manche kleine Säugthicre auf Bäumen, um un-
vermuthet auf den Raub loszuschießen. Der Hamster,
die Ameise, die Biene sammeln sich für die rauhere Jah-
reszeit Nahrungsmittel zusammen. Manche treten, um
sich
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
297
sich zu erhalten, in eine Gesellschaft, wie die Bienen, Ameisen
und zuweilen auch die Wölfe. Der Fuchs und der Wolf
verschonen gewöhnlich die nahen Gegenden um ihr Lager,
damit man sie nicht so leicht finde. Viele Vögel, z. E.
die Schwalben, Lerchen, Nachtigallen, Störche fliegen im
Herbst nach wärmern Ländern, wo Gott ihnen gleichsam
den Tisch gedeckt hat. Bei uns wurden sie verhungern
müssen, denn sie nähren sich größtcntheils von Infecten,
Fröschen u. dgl. Diesen weiten Weg hin und her machen
sie ohne Wegweiser; ja die Natur treibt sie selbst zum
Aufbrechen an. Andere Thiere verbergen sich von
ihrem Triebe geleitet, um den Winterschlaf abzuwarten z. E.
die Frösche, viele Infecten in ihren Puppen, die Hamster.—
Gewiß, liebe Kinder, wenn Gott diese Triebe den Thieren
nicht geschenkt hätte, so wären alle schon vernichtet. Leset
das Vorhergehende noch einigemal durch, um Euch lebhaft
davon zu überzeugen, und bewundert den gütigen Gott!
Eben so wunderbar ist aber auch für den verschiedenen
Aufenthalt und für die verschiedene Nahrung ihr Körper
eingerichtet. Der Maulwurf hat einen spitzigen Kopf,
kleine Augen und Nordcrfüße mit Schaufeln — er wühlt
ja in der Erde. Der unterirdische Ban der Maulwürfe ist
mit vielen Gängen durchschnitten, die alle in Verbindung
stehen. Im Winter graben sie sich 5 bis 6 Fuß tief ein.
Ihre eigentliche Wohnung ist ein sehr knnstreiches, rundes
Gewölbe, welches mit Moos, Mist, Stroh, Laub, Gras
und zarten Wurzeln ausgelegt ist. Die Decke ist, nebst
den Scitenwänden, fest zusammengedrückt, und künstlich
geglättet. Unter dem Schnee wühlen sich die Maulwürfe
lange Gänge und graben den Würmern, Erdschnecken und
Wurzeln nach. Die Hamster, welche eine ähnliche unterir-
dische Wohnung anlegen, erstarren zwar im Winter, so
bald Schnee fällt, und bleiben bis znm März in dieser
Erstarrung, sammeln aber doch im Herbste einen großen
Vorrath von Korn, den sie nicht eher angreifen, bis auf
dem Felde gar nichts mehr zu finden ist. Von diesem
Vorrathe nähren sie sich bis zum Winter-schlafe, und beim
Erwachen, weil dann noch nichts für sie auf dem Felde
da ist. —- Das Eichhörnchen hat wie der Hase lange
Hinterfüße und noch überdies wie die Katze scharfe Krallen,
und wie die Affen einen langen Schweif — es soll klet-
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
299
kaltes Blut haben, durch Lungen Athem holen, und im
Wasser und auf dem Laude leben; Iv. in Fische, oder
solche Thiere, die rothes, kaltes Blut haben, im Wasser
leben, durch die Kiefern Athem holen, und statt der Füße
Floßfedern haben; V. I n se c t e n, oder Thiere mit mchren-
theils weißem, kaltem Blute mit Fühlhörnern, d. h. horn-
artigen Faden am Kopfe; Vl. W ürmer, oder solche Thie-
re, welche kaltes, weißes Blut und Fühlfasern, d. h. fleisch-
artige Faden am Kopfe haben und ohne Füße sind.
Richtiger mußten sie zuvor nach den Abtheilungen des
Herzens eingetheilt werden 1) in solche, die 4 Abtheilun-
gen (Sättgethierc und Vögel), 2) in solche, die 2 Abthei-
lungen (Amphibien itiib Fische) und 3) in solche, die nur
Eine Abtheilung haben (Infecten und Würmer).
Säugethiere.
Die Sängethiere sind größten Theils vierfnsiige
Thiere, aber es gibt auch unter ihnen solche, die sich auf 4
Händen fortbewegen,nämlich die Affen und andere, wel-
che im Wasser leben und daher statt der Füße Floßfedern
haben, z. B. die Wallfische; denn auch.diese gebären
lebendige Junge und säugen sie, gehören also eigentlich nicht
zu den Fischen. — Der Körper der Sängethiere ist mit
Haaren von sehr verschiedener Stärke, Lange und Farbe
bedeckt, die auch bei einigen in Absicht der Farbe sich än-
dern, wenn der Winter eintritt; das Eichhörnchen z. B.
wird in den nördlichen Gegenden grau. — Der Aufenthalt
der Säugetiere ist verschieden, und darnach richtet sich auch
ihr Körperbau. Die Finger und Zehen derjenigen Sängc-
thiere, welche sowohl im Wasser als auf dem Lande 'le-
den, sind durch eine Haut verbunden, welche man die
Schwimmhaut nennt, weil sie ihnen zum Schwimmen be-
hilflich ist. Bei den Fledermäusen sind die langen singer-
artigen Zehen der Borderfüße durch eine zarte Haut ver-
bunden, und daher können sie ein wenig fliegen oder flat-
tern. Sie sind die einzigen fliegenden Säugethiere. Auf
der Erde können sie nur kriechen. Einige Thiere leben
bloß unter der Erde z. B. die Hamster und Maulwürfe;
andere im Wasser und auf dem Lande zugleich r. B. die
Biber. Dieser hat einen Schweif, welcher wie ein flaches
Ruder gestaltet und mit Schuppen bedeckt ist. In men-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]