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in den reißenden Fluten des Flusses ertrunken. Tiefe Trauer erfüllte das gesamte Heer. Viele kehrten entmutigt um und brachten die Trauerkunde nach Europa. Im Reiche mochte man gar nicht an den Tod des geliebten Kaisers glauben. In den späteren Zeiten der Ohnmacht Deutschlands sehnte man seine Wiederkehr herbei; denn er galt neben Karl dem Großen als der mächtigste aller Herrscher. Allmählich bildete sich die Sage aus, Barbarossa sei nicht gestorben, sondern ruhe verzaubert in der Kyffhäuserburg. Einst werde er wiederkommen, um das deutsche Reich in seiner alten Herrlichkeit wieder auszurichten*). In neuester Zeit schmückt das Denkmal des Kaisers Wilhelms I., der den Bann löste, den Kyffhäuserberg.
Xv. Bedeutung und Folgen der Römer- und
Kreuzzüge.
a) J)ie Wömerzüge. Otto I. erneuerte das von Karl dem Großen begründete abendländische Kaisertum, und von nun an blieb die Kaiserwürde bei den deutschen Königen. Das Recht, die Kaiserwürde zu verleihen, nahmen die Päpste für sich in Anspruch; es wurde ihnen aber von den deutschen Königen stets bestritten. Letztere zogen nach Rom, um zu ihrer hohen Würde die kirchliche Weihe zu erlangm; aus dem Wege dahin fand in Pavia die Krönung mit der lombardischen Krone statt. Da mancher Widerstand zu überwinden war, zogen die deutschen Könige in der Regel mit einem stattlichen Heere über die Alpen.
Der Kaiserwürde wurde eine hohe Bedeutung beigelegt: es verband sich damit die Schirmherrschaft über die abendländische Kirche und die Oberlehnsherrschaft von Rom. Sie befestigte im deutschen Volke den Gedanken, daß es das erste Volk der Christenheit und sein Kaiser unter allen christlichen Herrschern der erste sei. Rom war kaiserliche Reichsstadt, und ihre Münzen trugen des Kaisers Bildnis.
Die Verbindung Italiens mit Deutschland hat letzterem freilich viel Not gebracht. Italien mußte fast von jedem Könige, der nach der Krone strebte, erst unterworfen und insbesondere der Widerstand der Päpste gebrochen werden. Viele von denen, die an den Zügen teilnahmen, sahen das deutsche Vaterland nicht wieder. Wen das Schwert verschonte, den raffte oft die Seuche dahiu. Aus diesem
*) Die Sage bezog sich ursprünglich auf Barbarossas Enkel Friedrich Ii. und wurde erst später auf ihn selbst übertragen.
Gedicht: „Barbarossa" von Fr. Rückert.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Kyffhäuserburg Kyffhäuserberg Rom Pavia Rom Italiens Deutschland Italien
Xiv. Das hohenstaufische Kaisergeschlecht. — Blütezeit des Mittelalters.
t Iriedrich I., Waröarossa. 1152—1190.
t a) Regierungsantritt. Kaiser Friedrichi., der wie Karl der Große in Lied und Sage verherrlicht wird, folgte im Jahre 1152 seinem Oheim Konrad Iii. in der Regierung. Den Beinamen Barbarossa, d. i. Rotbart, erhielt er von den Italienern wegen seines rötlichen Bartes, der sein frisches, blühendes Gesicht zierte. Sein Haupthaar war blond. In seinem Äußeren prägte sich der hohe Geist aus, der ihn belebte: er hatte glänzende, durchdringende Augen, eine kraftvolle Gestalt, einen festen, stolzen Gang. — Auf dem Krenzzuge, den sein Oheim (1147) allerdings erfolglos unternahm, hatte er sich rühmlich ausgezeichnet. Es gereicht Konrad zur höchsten Ehre, daß er bei seinem Tode die Liebe zu seinem noch minderjährigen Sohne überwand. Nur das Beste des Reiches leitete ihn, als er den deutschen Fürsten seinen Neffen zu fernem Nachfolger empfahl. Deutschland bedurfte in der bewegten Zeit eines kräftigen Herrscherarmes. Ausgestattet mit hoher Willenskraft und allen Regententugenden, wußte Friedrich im Reiche Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Den Streit zwischen seinem Hause und den Welfen legte er bald dadurch bei, daß er seinem Jugendfreunde Heinrich, später der Löwe zubenannt, außer Sachsen auch das Herzogtum Bayern übertrug, wodurch er der mächtigste deutsche Fürst wurde.
t d) Seine Römerzüge. Friedrich nahm sich Karl und Otto den Großen zum Vorbilde. Sein sehnlichster Wunsch war, dem Königtume die Herrlichkeit der Kaiserkrone hinzuzufügen. Nachdem er Ruhe und Ordnung im Innern hergestellt und umfangreichezurüstungen getroffen hatte, trat er zwei Jahre nach seiner Krönung den ersten Römerzug an, um in Italien das gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen.
f 1. Die Kaiserkrönung. Mit einem stattlichen Heere erschien er in Italien, setzte sich die lombardische Krone aufs Haupt und hörte die Klagen der lombardischen Städte wider Mailand. Wie diese Stadt, so gingen auch andere damit um, sich der Herrschaft des Kaisers zu entziehen und ihre Stadtgebiete in Freistaaten umzuwandeln. Am übermütigsten zeigte sich freilich das feste, mächtige Mailand, das damals für die reichste Stadt Europas galt. Zum warnenden Beispiel demütigte Friedrich nur einige minder mächtige Städte und wandte sich dann nach Rom. Dem Volkswillen zum
Hohmann, Vaterländische Geschichte. 4
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meine Zuversicht — Ihren Gemahl begleitete sie gern auf seinen Reisen, Jagdausflügen und Kriegszügen. „Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten erdulden und bei ihm sein, als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen", schrieb sie einst. Viel zu früh für den Kurfürsten starb sie, noch nicht 40 Jahre alt. Ihr Bild betrachtend, rief er später oft aus: „O Luise. Luise, wie sehr vermisse ich deinen Rat".
Seine zweite Gemahlin war Dorothea, eine Prinzessin aus dem Hause Holstein. Nach ihr erhielt die Dorotheenstadt in Berlin den Namen. Sie pflanzte den ersten Banm der Straße „Unter den Linden", die damals angelegt wurde. Durch Streitigkeiten, hervorgerufen durch die Bevorzugung ihrer eigenen Kinder, wurde in den letzten Jahren das Familienleben des Kurfürsten getrübt.
3. Der große Herrscher starb im April 1688 mit den Worten: „Komm, Herr Jesu. ich bin bereit. — Ich weiß, daß mein Erlöser lebt". Groß war er als Mensch, Held und Fürst Durch ihn wurde der brandenburgische Staat zum ersten deutschen Staate neben Österreich erhoben. Wie er der erste aus dem Kampfplatze war, so war er auch der letzte, der dem Gegner wich. Dem westfälischen Frieden gewann er seine Segnungen ab und handelte zum Heile Preußens und Deutschlands zuerst als unabhängiger Fürst. Indem er seine Völker zu einem einheitlichen Staate verschmolz, baute er eine Macht auf, die einen Ersatz bieten konnte für das verfallende Kaisertum. Von dem berühmten Tage von Fehr-bellin rechnet auch Friedrich der Große „den Beginn der bedeutsamen Stellung, zu der sich das Haus Brandenburg in der Folge emporschwang".
t X. Preußen ein Königreich. Die beiden ersten Könige.
L Kurfürst Friedrich El, als König Friedrich I.
(1688-1701-1713).
a) Eigenschaften; Uatgeöer; erste Kegierungshandluugen.
Friedrich, der Sohn des großen Kurfürsten und seiner ersten Gemahlin, war seinem Vater sehr unähnlich. Schon äußerlich glichen sie sich wenig; denn Friedrich war von schwächlichem Körperbau, im Rücken etwas verwachsen. Auch die großen Charaktereigenschaften, vor allem Geisteskraft und Willensstärke, gingen ihm ab. Die Folge seines hohen Wohlwollens und seiner Gutmütigkeit war, daß er sich
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X. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—61* — Preußen erhält eine Berfassung.
t a) Jugend, Wronöesteigurrg und erste Hlegierungshand-tnngen.
Nach dem Tode Friedrich Wilhelms Iii. bestieg sein ältester Sohn als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron. Seine Jugend fiel in die Zeit der Fremdherrschaft. Seine Mutter, die Königin Luise, urteilte in einem Briefe an ihren Vater über ihn: „Der Kronprinz ist voll Geist und Leben. Er hat vorzügliche Talente, die glücklich entwickelt und ausgebildet werden. Er ist wahr in allen seinen Empfindungen und Worten." An den Freiheitskriegen nahm er thätigen Anteil und zeichnete sich gleich in der ersten Schlacht rühmlich aus. — Als nach seiner Thronbesteigung in Königsberg die Huldigung stattfand, sagte er zu deu versammelten Ständen: „Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und vor diesen lieben Zeugen allen, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, barmherziger Fürst, ein christlicher König sein will; ich will das Gedeihen aller Stände mit gleicher Liebe umfassen." — Friedrich Wilhelm war ausgezeichnet durch vielseitige Bildung und bewandert in allen Wissenschaften. Ein begeisterter Liebhaber und Kenner der Kunst, sammelte er gern ausgezeichnete Meister um sich und ehrte sie durch seine Freundschaft. Von seinem frommen Sinn zeugt schon sein Wahlspruch: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen." All die herrlichen Tugenden, die aus wahrer Frömmigkeit entspringen, zierten ihn. Bei wichtigen Entscheidungen zeigte er sich indes unschlüssig. Und doch bedurfte er in der bewegten Zeit der Festigkeit und Thatkraft wie selten ein Herrscher. Sein ganzes Wesen war dem Frieden zugeneigt. Lieber verzichtete er ans wohlbegründete Rechte, als daß er dem Schwerte die Entscheidung überlassen hätte. Mit Vorliebe beschäftigte sich sein Geist mit der Blütezeit des Mittelalters. Für die Erhaltung geschichtlicher Merkwürdigkeiten trat er jederzeit ein; so ließ er die Burg Hohenzollern und die Mctrieuburg wiederherstellen und die Vollendung des Kölner Domes in Angriff nehmen.
Bei seiner Thronbesteigung setzte er den alten Arndt wieder in sein Lehramt an der Bonner Universität ein und gab dem Turnvater-Jahn und anderen Verfolgten ihre volle Freiheit zurück. Die Provinzialstände gestaltete er zu einem Landtage aus, der aber wie jerte nur eine ständische Vertretung darstellte. Er hatte die Vorlagen
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t c) Karl wird römischer Kaiser. 800. An der Wende des Jahrhunderts bot sich Karl Gelegenheit, seiner Macht den Glanz hinzuzufügen. Der neuerwählte Papst Leo Iii. wurde von seinem Gegner hart bedrängt und floh zu Karl. Durch eine starke Bedeckung ließ er ihn nach Rom zurückgeleiten und erschien im nächsten Jahre selbst. Am Weihnachtsabend des Jahres 800 setzte ihm der Papst in der Peterskirche die Krone aufs Haupt und rief ihn zum römischen Kaiser aus. Alle Anwesenden stimmten ein in den Ruf: „Dem von Gott gekrönten Kaiser Karl Leben und Sieg!" Seitdem nannte sich Karl „römischer Kaiser deutscher (fränkischer) Nation."*) Das Ziel, das er sich gesteckt hatte, war in der glänzendsten Weise verwirklicht worden, er erschien als der Nachfolger der alten römifchen Kaisei und zugleich als das weltliche Haupt der ganzen abendländischen Christenheit.
(I) Kart als Wegent. Groß wie als Feldherr war Karl als Herrscher. ^ Rastlos war er auch in Zeiten des Friedens thätig. Mit großer Weisheit ordnete er die Regierung des ausgedehnten Landes.
1. Die Gauverfassung. Karl teilte sein ausgedehntes Reich in Gaue; auch in den unterworfenen Ländern führte er die Gauverfassung ein. An der Spitze der Gaue standen die auf Lebenszeit gewählten Gau-giafen. ^>hie Aufgabe war, deu Heerbann aufzubieten, für Recht und Ordnung zu sorgen, die königlichen Güter zu verwalten und die Einkünfte zu regeln. Zur Erfüllung derselben konnten sie Strafen aller Art verhängen; ihre Stellung war demnach eine sehr selbständige. Der Lohn für die geleisteten Dienste bestand in Ländereien und in einem Teile der öffentlichen Abgaben (Münzen, Zölle und Leistungen freier Männer). Die Auswahl der geeigneten Männer für diese einflußreiche Stellung ivar nicht leicht, ihre Beaufsichtigung durchaus notwendig.
2. Die Königsboten. Die Einheit der Verwaltung wurde durch die weltlichen und geistlichen Königs- oder Sendboten hergestellt. Sie hatten alles, was für die Regierung von Bedeutung war, zu überwachen, wurden von Karl alljährlich ernannt und erhielten in der Regel von ihm selbst eingehende Anweisungen und Verhaltungsmaßregeln. Mit stattlichem Gefolge zogen sie hinaus in die entferntesten Gaue. Sie besichtigten die Wirtschaftshöfe und Klöster, die Wälder, die Brücken und andere Bauwerke, beaufsichtigten die Amtsführung der Gaugrafen und hielten Gericht.
3. Eine Gerichtsverhandlung**). Auf dieeinladung derkönigsboten
*) Die Kaiserkröimng war schon in Paderborn beschlossen worden. Daß sie indes vom Papste vollzogen wnrde, verstimmte Karl.
**) Ein Sendgrasengericht. (Charakterbild). — Vergl. auch S. 72 u. 73.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Gelegenheit Karl Leo_Iii Leo Gott Karl Karl Karl_„römischer Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
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verlebte er glückliche Tage. Mit fernen Gesinnungsgenossen knüpfte er einen regen Briefwechsel an und schrieb seine ersten wissenschaftlichen Werke. Seine Ansicht über die Pflichten des Königs seinem Volke gegenüber fand einen schönen Ausdruck in den Worten: „Der König ist der erste Diener des Staates". Schon damals erkannten Tieferblickende die hohen Fähigkeiten des preußischen Kronprinzen. Prinz Eugen, der ihn persönlich kennen lernte, sagte zu ihm: „Alles an Ihnen verrät, daß Sie einst ein tapferer Feldherr sein werden". Der versöhnte Vater aber änßerte kurz vor seinem Tode: „Ich sterbe zufrieden, weil ich einen so würdigen Sohn zum Nachfolger habe".
6. Regierungsantritt. Im Frühjahr 1740 bestieg Friedrich im 28. Lebensjahre den Thron. Seiner Gemahlin wies er das Schloß Schönhausen zum Wohnsitze an und umgab sie mit einem angemessenen Hofstaat. Den Lieblingsaufenthalt der Königin-Mutter, das Schloß Monbijou, ließ er umbauen und neu einrichten. Dem alten Dessaner erklärte er, daß er das königliche Amt selbst und mit alleiniger Autorität verwalten wolle. Aus seinen Ansprachen an die höheren Offiziere und Beamten konnte man entnehmen, daß er gewillt war, einzelne Mißbrauche im Heere und in der Verwaltung abzustellen, sonst aber im Sinne und Geiste seines Vaters zu regieren. Die Armee vergrößerte Friedrich um etwa 20 000 Mann, das Riesenregiment schaffte er dagegen ab und war bestrebt, die militärische Zucht und das Verfahren beim Anwerben der Rekruten zu mildern. Wegen einer Teurung, herbeigeführt durch eine außergewöhnlich strenge Winterkälte, bestand damals auch in Brandenburg ein allgemeiner Notstand. Friedrich ließ die Magazine öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die Armen verkaufen. Die Wissenschaften und Künste, die uuter seinem Vater so stiefmütterlich behandelt worden waren, unterstützte er kräftig und setzte sie in ihre unverbrüchlichen Rechte ein. Die Folter wurde ganz beseitigt. — Alle Maßnahmen entsprangen dem eigenen Willen des Königs; er erwog und entschied alles selbst.
t>) Per erste schlesische Krieg (1740-42).
1. Hundert Jahre waren vergangen, seitdem der große Kurfürst deu Grund zu einer neuen nordischen Großmacht gelegt hatte. An den fremden Höfen hatte man gespottet über den „Soldatenkönig". Der Spott verstummte, als an die Spitze dieses Heeres ein Held trat, der es zu benutzen verstand.
Es war, als habe der Himmel den König bestimmt, alle Vorbereitungen zu treffen, die die weise Umsicht vor einem Kriege
Höh mann, Vaterländische Geschichte. 11
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Als Maria Theresia gestorben war, machte Joseph Ii. einen erneuten Versuch, Bayern an Österreich zu ziehen. Diesmal wollte er es sür die österreichischen Niederlande eintauschen. Auf Friedrichs Einspruch gab er seinen Plan auf. Um ähnlichen Übergriffen Österreichs wirksam entgegentreten zu können, vereinigte Friedrich die mittleren und kleineren Fürsten Deutschlands zu einem Bunde. Dieser ein Jahr vor Friedrichs Tode geschlossene „deutsche Fürstenbund" hat unter Einwirkung der nachfolgenden Ereignisse nie eine Bedeutung erlangt und zeugt nur von Friedrichs Staatsklugheit.
f) Ariedrich der Große als Regent.
1. Wie Friedrich die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, heilt und zur Sicherung des Friedens ein starkes Heer unterhält. Ganz Europa erkannte Friedrich den Beinamen „der Große" zu. In unermüdlicher, vorbildlicher Regierungsthätigkeit zeigte er sich dieser Ehre auch im Frieden würdig. Dreiundzwanzig Jahre hatte der König Krieg geführt oder in Kriegssorge gelebt; eine ebensolange Zeit war ihm von einem gütigen Geschick für sein vaterländisches Walten beschieden. Seine nächste Sorge mußte sein, dem erschöpften Lande aufzuhelfen und die Wunden, die der Krieg geschlagen hatte, zu heilen. Nach dem Friedensschluß öffnete er deshalb seine Magazine und ließ uuter die verarmten Bauern Saatkorn verteilen. Alle irgendwie entbehrlichen Militärpferde wurden ihnen zur Feldbestellung überlassen. Um dem Adel, der ihm im Kriege so hingebend und opfermutig zur Seite gestanden hatte, seine verschuldeten Güter zu erhalten, richtete er die sogenannten „Landschaften" ein. Die Gutsbesitzer gründeten eine Leihkasse. Alle leisteten mit ihren Gütern Bürgschaft. Der Einzelne erhielt zu mäßigen Zinsen Geld, und die Gläubiger hatten in den Pfandbriefen die erwünschte Sicherheit. — Den Provinzen, die durch den Krieg besonders gelitten hatten, wurden die Steuern erlassen, die Bewohner außerdem durch reiche Geldzuwendungen unterstützt. Schlesien allein erhielt an Zuschüssen drei Millionen Thaler. Zerstörte oder eingeäscherte Städte ließ Friedrich auf Staatskosten wieder aufbauen, neue Niederlassungen wurden gegründet. Die Besiedelung der entvölkerten Gegenden erfolgte durch Kolonisten, die der König ins Land rief. Zur Beschäftigung Mittelloser ließ er den Bau des „Neuen Palais" in Potsdam in Angriff nehmen. — Nur durch die größte Sparsamkeit in seinem Hofhalte und in allen Zweigen der Verwaltung gelangte er zum Ziele. Von der zu seinem Privat-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europa Potsdam
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hältnis zu seinem Sohne gestaltete sich gegen Ende seines Lebens so günstig, daß er beruhigt über die Zukunft seines Staates die Augen schloß. — Durch seine Maßnahmen auf allen Gebieten der Verwaltung. durch die Erziehung seines Volkes zu deu bürgerlichen Tugenden legte er den Grund zu der Machtentwickelung des Staates. Ihm verdankte das Land sein wohlgeschultes Heer, ein pflichttreues, uneigennütziges Beamtentum, Zucht und Fleiß des Volkes. Rückhaltlos erkennt daher Friedrich der Große an, daß dem arbeits-vollen Leben dieses Fürsten Preußen die Größe, die es in der Folge erlangte, zu danken hat.
t Xi. Friedrich der Große. 1740-86. Preußen eine Großmacht.
Friedrich Ii. wurde von seinen Zeitgenossen „der Große", von der Nachwelt _„fc>er Einzige" genannt. Er hatte den festen Willen und die Kraft, seinem Staate die gebietende Stellung, wozu der große Kurfürst den Grund legte, zu erringen. Ihm verdankt Preußen seine Großmachtstelluug, die es in der Folge befestigte und erweiterte.
a) Ariedrich ah Kronprinz. — Regierungsantritt.
1. Kindheit und frühe Jugend. Friedrich Ii., der älteste Sohn Friedrich Wilhelms I., wurde am 24. Januar 1712 geboren. Seine erste Erziehung leitete seine milde, hochgebildete Mutter unter dem treuen Beistand einer Französin, die schon Friedrich Wilhelm I. erzogen hatte. Im Spiele mit seiner Schwester Wilhelmine und seinen übrigen Geschwistern verlebte er eine glückliche Kindheit. Er war ein zartes Kind mit leuchtenden Augen und wunderschönem blonden Haar.
Von seinem siebenten Jahre ab wurde der Kronprinz unter männliche Leitung gestellt. Obwohl seine Eigenart von der seines Vaters sehr abwich, wollte letzterer, daß er ihm durchaus ähnlich werde. Auf die Einführung in die Werke der Kunst und Wissenschaft legte er kein Gewicht; sein Sohn sollte wie er selbst vor allem ein tüchtiger Soldat, ein sparsamer Wirt und ein guter Christ werden; denn nur dann vermochte er das zu behaupten, was seine Vorfahren errungen hatten.
Seine militärische Ausbildung ließ zur höchsten Freude des Königs nichts zu wünschen übrig. Wie schon das Kind sich gern dem Soldatenspiel hingegeben hatte, so stand jetzt der Knabe mit Lust in Wind und Wetter auf dem Schloßhofe Schildwache und kommandierte später, wie einst sein Vater, eine Kompagnie Kadetten.
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Manchester; Solingen, ein anderes Lüttich). Krupps Gußstahlfabrik erhob sich zum ersten Stahlwerk und zum größten Geschützwerk der Welt. Borsigs Maschinenfabrik übertraf alle ähnlichen durch gewaltige Leistungen. — Handel und Industrie verdankten ihren außerordentlichen Aufschwung zumeist den Eisenbahnen, deren Schienennetz sich mehr und mehr ausbreitete. Die Telegraphie half die räumlichen Verhältnisse überwinden. 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte unser Vaterland. — Der Schiffsverkehr und der Seehandel schritten langsamer vorwärts. Nachdem jedoch die Handelsflotte des Schutzes einer Kriegsmarine sicher war, trat auch hier ein schneller Fortschritt ein.
3. Auch um die geistigen Interessen seines Volkes erwarb sich der König hohe Verdienste. Cornelius und Kaulbach, die Großmeister der Malerkunst, berief er nach Berlin. Jüngere Talente unter den zahlreichen Vertretern der Dichtkunst unterstützte er, ältere schützte er vor Mangel.
4. Der hohe Kunstsinn des Königs prägte sich in zahlreichen Bauten aus. Unter seiner Regierung entstanden in der Reichshauptstadt das neue Operuhaus und das neue Museum, die Schloßkapelle und zahlreiche andere Kirchen und Kapellen, das Krankenhaus Bethanien und das katholische Hedwigskrankenhaus. Von neuerrichteteten Denkmälern sind zu uennen: Die .Friedensfäule auf dem Belle-Allianceplatz, die Standbilder Iorks und Gneisenaus am Opernplatz, dasjenige Thaers an der Bauakademie. Unter seiner Regierung wurde das großartige Reiterstandbild Friedrichs des Großen vollendet. Das letzte Werk dieser Art war das Kriegerdenkmal am neuangelegten Jnvalidenpark. Die Stadterweiterungen schritten fort; als neue Stadtteile traten die Friedrich Wilhelmstadt und Friedrichs5 Vorstadt zu den zehn historischen Stadtvierteln hinzu. Unter den Parkanlagen verdient besonders der Friedrichshain Erwähnung. 1856 erhielt Berlin seine erste Wasserleitung (Wasserwerk amstralauerthor).
f f) Iriedrich Wilhelms Iv. Krankheit und Fod. — Seine Gemahlin Elisabeth.
1. Im Jahre 1857 erkrankte der geistreiche, fromme Fürst so schwer, daß sein Bruder Wilhelm die Stellvertretung übernehmen mußte. Da sich die Krankheit als unheilbar erwies, trat der „Prinz von Preußen" 1858 die Regentschaft an. Bei dem Tode des Königs (am 2. Januar 1861) sagte sein Bruder Wilhelm von ihm: „Niemals hat eines Königs Herz treuer für sein Volk geschlagen. — Überall gewährte er edlen Kräften Anregung und förderte deren Entfaltung.
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