Entwürfe gemacht und nach der Rückkehr in die Heimat ausgeführt. Die Dichtkunst erhielt neue Stoffe und Formen. Die Heldenthaten der Kreuzfahrer wurden von Minnesängern in ihren Liedern gefeiert. — Alle Stände, nicht nur die damaligen Vertreter der Wissenschaft (Priester und Mönche) und der Dichtkunst (Ritter), er-hielten Anregung und Förderung. Auch im Bürgerstande regte sich bei den gesteigerten Ansprüchen des Lebens das Streben nach höherer Bildung, deshalb wurden in den Städten Schulen eingerichtet, in denen das Wichtigste fürs Leben — Lesen, Schreiben, Rechnen — gelehrt und gelernt wurde.
3. Haudel und Gewerbe nahmen durch die Verbindung mit dem Morgenlande einen lebhaften Aufschwung. Das Morgenland (Arabien, Indien) war reich an Erzeugnissen aller Art, die im Abendlande nicht hervorgebracht werden konnten (z. B. an Zucker, Kaffee, Reis, Gewürzen, Edelsteinen, Teppichen, seidenen und wollenen Geweben, pelzen, Holzarten). Nachdem sie die Abendländer kennen gelernt hatten, war es ganz natürlich, daß sie sehr begehrt wurden. Nur auf dem Wege des Handels konnten sie gewonnen werden. Dagegen bezog das Morgenland vom Abendlande allerlei Erzeugnisse des Gewerbfleißes (z. B. böhmische Gläser, Nürnberger Kurz- und Spielwaren, sächsische Tuche, Bernstein von der preußischen Ostseeküste). ^ So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr, der dnrch die italienischen Städte (Genua, Venedig it. ct.) vermittelt wurde. Weiter nach Norden ging der Handel über Straßburg. Augsburg, Ulm, Regeusburg 2c. Deutschland war Durchgaugsland für den Handel mit den nordischen Völkern. Der Reichtum und die Macht mancher Städte wurde sprichwörtlich. (Später entstand das geflügelte Wort: „Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Venediger Macht, Augsburger Pracht, Ulmer Geld regiert die Welt.")
4. Durch die Einfuhr und der: Gebrauch jener Erzeugnisse wurde eiue große Veränderung in der bisherigen Lebensweise herbeigeführt. Weil die Bürger durch deu Handel Geld in die Hände bekamen, konnten sie sich das Leben angenehm machen (z. B. die Stubeu mit kostbaren Möbeln, Teppichen, Tapeten und Bildern schmücken). Die Gewerbtreibenden fanden daher leicht Absatz für ihre Erzeugnisse, für die auch im Morgenlande die Nachfrage zunahm.
_ 5- Die Hebung des Bauernstandes knüpfte sich an die päpstliche Bestimmung, daß durch die Teilnahme an dem Kreuzzuge die Befreiung von der Hörigkeit erlangt wurde. Auch der Tod ihres Herrn auf der „lieben Reise" setzte die Bauern vielfach in Freiheit. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Genua Venedig Ulm Regeusburg Deutschland
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änderungen vor sich, aber langsam und stetig — wie sich durch Ausrodung der Wälder, durch Entsumpfuug der Gegenden auch das Klima milderte. Die Wandlung vollzog sich so ohne schroffen und daher störenden, schädlichen Übergang.
Das Lehnswesen. Im alten Germanien waren alle freien Stammesgenossen gleich. Im fränkischen Reiche bildeten sich zwei scharf voneinander getrennte Stände heraus. Durch seine Eroberungen siel dem Könige Chlodwig ein reicher Landbesitz als Königsgut zu. Zum Teil verwandelte er die Ländereien in „Krongüter". zum größeren Teile vergab er sie an seine Getreuen, um diese für geleistete Dienste zu belohnen. Die Güter wurden nur auf Lebenszeit übertragen; sie hießen Lehen, der König war der Lehnsherr, der Grundbesitzer der Lehusmauu oder Vasall. Nur der Ertrag des Gutes gehörte ihm; dafür war er fernem Herrn, dem Könige, zur Heeresfolge verpflichtet und mußte auch ab und zu am Hofe erscheinen. Von seinem Grundbesitz überließ er einzelne Teile wieder anderen, z. B. gewöhnlichen Kriegern, zur Bewirtschaftung; es entstanden Afterlehen und Aftervasallen. Später breitete sich das Lehnswesen über ganz Deutschland aus. Die Zahl der freien Grundbesitzer nahm mehr und mehr ab. Manche, die nur ein kleines Eigengut besaßen, stellten sich freiwillig unter den Schutz eiues mächtigen Herrn und ließen sich von diesem belehnen.
V. Errettung aus großer Gefahr.
1. Einfall der Araöer (Mauren). Im Anfange des 8. Jahrhunderts ging aufs neue die Kunde von dem Einfall eines fremden Volksstammes durch Europa. Die Araber waren unter ihrem Führer Tarik über die Meereuge, die Spauieu von Afrika scheidet*), gezogen und bedrohten die Westgoten. Der Entscheidungskampf endete für letztere unglücklich; alles Land bis zu den Pyrenäen fiel den Arabern zu.
2. Sieges;ug der Araber. Die Araber waren Mohammedaner und entstammten der nach ihnen benannten westlichen Halbinsel Asiens. Auf ihrem Siegeszuge hatten sie den Westen Asiens und den ganzen Norden Afrikas für ihren Glauben, der die Ausbreitung der Lehre mit Feuer und Schwert befahl, gewonnen. Vordem waren die Bewohner Arabiens Heiden, die ihre Abstammung vou Abraham
*) Gibraltar — Gebel al Tarik (Berg des Tarik).
Höh mann, Vaterländische Geschichte. 2
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Abraham Tarik_(Berg
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seiner Vaterstadt in den Kampf für seinen Glauben und fand in der Schlacht bei Kappel den Tod. Sein Werk nahm Calvin in Genf auf. Anhänger fand die Lehre der „Reformierten" besonders in Frankreich und den Niederlanden.
e) Meöen- und Gegenströmung.
1. Der Bauernkrieg. Wie der Bildersturm in Wittenberg, so wirkten die Bauernaufstände schädigend auf den Fortgang der Reformation ein. Mit einem Schein des Rechts machten die Feinde des Evangeliums die neue Lehre und ihre Urheber für die Unruhen verantwortlich, obgleich sie doch nur das traurige Los der Bauern hervorrief. Schon im 15. Jahrhundert fanden Bauernaufstände statt. Um das Jahr 1524 entstand im südlichen und westlichen Deutschland eine allgemeine Unruhe. Mit Bitten und Beschwerden wandten sich die Bauern an ihre Herren. Da ihre Wünsche unerfüllt blieben, vereinigten sie sich zu einem großen Bauernbmide. Aber auch jetzt beschritten sie den Weg der friedlichen Verhandlungen. In zwölf Artikeln legten sie ihre Beschwerden dar. Sie verlangten Aufhebung der Leibeigenschaft, Verringerung der Fronen und Dienste, Freigabe der Wälder und Gewässer, Verhütung der Wildschäden u. a. Luther, an den sie sich um Rat wandten, gab ihnen in manchen Stücken recht, ermahnte sie aber, ihren Herren stets den schuldigen Gehorsam zu erweisen. Die Fürsten und Herren, die den schwäbischen Bund gegründet hatten, bat er, sich der armen Bauern zu erbarmen. Sie zogen die Verhandlungen so lange hin, bis sie hinreichend gerüstet waren. In dem nun entbrennenden Kampfe begingen die Bauern die schrecklichsten Grausamkeiten, verbrannten Klöster und Schlösser und ermordeten viele Edelleute, so daß sich auch Luther in der schärfsten Weise gegen sie aussprach. Mit Gewalt wurde der Bauernaufstand unterdrückt, aber das Los der Bauern blieb ungebessert.
2. Der Jesuitenorden. Die Aufgabe, die Ketzerei auszurotten, setzte sich der 1540 von Ignatius v. Loyola gegründete und vom Papst bestätigte Jesuitenorden. Schnell gewann er an Ausdehnung. Seine Mitglieder übten besonders als Erzieher der vornehmen Jugend und als Universitätslehrer, sowie als Beichtvater an Fürstenhöfen bedeutenden und oft unheilvollen Einfluß aus. Zur Verfolgung des neuen Glaubens bedienten sie sich der Inquisition. Da sie keine Mittel scheuten, um zum Ziele zu gelangen, machten sie sich in evangelischen Kreisen sehr verhaßt.
Hohmann, Vaterländische Geschichte. 7
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$reimb und Feind. Seitdem der Geist Gustav Adolfs von ihnen gewichen war, sanken sie zu zuchtlosen, unmenschlichen Horden herab. Nachdem die Schweden im Bunde mit den Franzosen noch einige Vorteile errungen hatten, endeten die Feindseligkeiten, weil die Kräfte aller Kämpfenden erschöpft waren.
•f 11. Ter westfälische Friede. 1648. Lange Jahre unterhandelten die kaiserlichen Räte über den Frieden, und zwar zu Münster mit den Franzosen, zu Osnabrück mit den Schweden und den deutschen Protestanten. Frankreich erhielt das Elsaß, ausgenommen die Reichsstädte (darunter Straßburg), Schweden besonders Vorpommern mit Stettin und den Odermündungen. Brandenburg, das durch Erbvertrag auch Anspruch aus Vorpommern hatte, wurde durch die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin entschädigt, •vsedem Reichsfürsten wurde völlige Selbständigkeit eingeräumt; er konnte sogar Bündnisse eingehen und nach anßen selbständig Krieg führen. Mit dieser Bestimmung sank das Reich zu einem losen Staatenbunde herab. Die kaiserliche Macht wurde zum Schatten, zumal die Fürsten auch bei allen wichtigen Angelegenheiten besragt werden mußten.
In Bezug auf die Religion wurde bestimmt, daß die drei christlichen Bekenntnisse gleichberechtigt seien. Das kaiserliche Wiederherstellungsgesetz wurde also aufgehoben, der Augsburger Religionsfriede erlangte neue Gültigkeit und wurde auf die Reformierten ausgedehnt. Im Besitz der Evangelischen sollten alle geistlichen Güter bleiben, die sie mit Beginn des Jahres 1624 besaßen. Die Landesherren genossen unumschränkte Glaubensfreiheit; es wurde ihnen das Recht zuerkannt, die Religion ihres Landes zu bestimmen. Andersgläubige sollten von den Landesherren geduldet, d. h. nicht zur Änderung ihres Bekenntnisses gezwungen werden. Beim Glaubenswechsel des Hofes durfte den Unterthanen nicht der gleiche Wechsel zugemutet, dav Recht der Auswanderung mußte ihnen zugestanden werden.
Xxii. Leben und Zustände im Reiche während des dreißigjährigen Krieges, sowie vor und nach demselben.
a) Kriegs- und Soldatenleöen. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges hatten die Fürsten noch keine stehenden Heere. Wenn ein Krieg drohte, ließ man die Werbetrommel rühren. Die geworbenen Soldaten fragten nicht danach, wem sie dienten, wenn ihnen nur der verheißene Sold pünktlich gezahlt wurde. Wegen des hohen
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Frankreich Schweden Stettin Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden
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Weiterhin war des Königs Sorge darauf gerichtet, dem Sande und dem Sumpfe neues Acker- und Weideland abzuringen. Keine Handbreit Erde sollte unbebaut liegen bleiben. „Ich gestehe, daß sich wenige Staaten rühmen können, es uns im Sande gleichzuthun", meinte er. „Wir können zwar die Natur nicht umändern, aber durch Fleiß und Arbeit den dürren Boden verbessern und halbwegs ertragfähig machen." — An den bisher vom Wasser der Flußläufe versumpften Ufern wurden weite Landstriche trockengelegt. In der Havelgegend setzte Friedrich das Werk seines Vaters fort. Mit der Entwässerung des Oderbruchs wurde schon 1746 begonnen. Nach sieben Jahren war das Werk vollendet. „Hier habe ich eine Provinz im Frieden gewonnen", rief er erfreut aus, als er die blühenden Gefilde zum erstenmale sah. 43 neue Dörfer waren angelegt, für 12 000 Familien war Unterkunft gewonnen worden. Nach dem siebenjährigen Kriege ging es an die Entwässerung des Netze- und Warthebrnchs und des Drömlings in der Altmark. In Ostfriesland gewann man dem wilden Dollart einen Strich fruchtbarer Marsch ab.
Unvergängliche Verdienste erwarb sich Friedrich um Westpreußen. Unter der polnischen Herrschaft war das Gebiet, das bisher Brandenburg von Ostpreußen trennte, sehr heruntergekommen. Der König nahm sich des Landes väterlich an, ließ die wüste liegenden Ländereien bebauen, setzte in die entvölkerten Gegenden Ansiedler und gewann so eine blühende Provinz. Die Ortschaften entwickelten sich mit überraschender Schnelligkeit. Durch die rechtlich deukeudeu preußische:: Beamten kam Treue und Wahrhaftigkeit in den Umgang; der Bauer, der bisher geknechtet wurde, gewarnt sein Leben wieder lieb. — Die Anlage des Bromberger Kanals trug viel zum schnellen Aufblühen des Landes bei. —
Wie sein Vater, so trat auch Friedrich Ii. für eine strenge Scheidung der Stände ein. Der Edelmann sollte Gutsherr und Offizier sein, der Bürger Handel und Gewerbe treiben, der Bauer der Landwirtschaft obliegen. Jeder sollte in seinem Stande gedeihen und sich wohlfühlen. — Der Besitz der Rittergüter war ein Vorrecht der Adligen. Den Bürgerlichen war der Erwerb solcher Güter untersagt, die damit verbundenen Ehrenrechte (Gerichtsbarkeit, Kirchenpatronat, Zutritt zu den Land- und Kreistagen, Jagd) wurden ihm nicht zuerkannt. Auch die hohen Staatsstellen blieben, wie die Offizierstellen, dem Adel vorbehalten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Gern hätte Friedrich die Erbunterthänigkeit der Bauern aufgehoben; er gedenkt ihrer stets mit Abscheu. Eiue völlige Neugestaltung der Verhältnisse wagte er jedoch nicht. Um den Edelmann zu schonen, nahm er davon Abstand und behielt auch die Fronen bei, beschränkte sie jedoch auf drei Wochentage. Die Bauerngüter schützte er in ihrem Bestand und hinderte ihre Einziehung und Umwandlung in Vorwerke. Die Bauern nahmen teil an den allgemeinen Rechtswohlthaten. Ungerechtigkeiten gegen Niedere ahndete der König stets mit großer Strenge; durch harte Strafandrohung schützte er auch die Bauern gegen Mißhandlung. — Die zu den königlichen Gütern gehörenden Bauernhöfe mußten deu darauf wohnenden Bauern erb- und eigentümlich überlassen werden. Das sind die „Anfänge der Bauernbefreiung".
3. Industrie; Handel; Steuerwesen. — Der Bürgerstand. Gleich feinen Vorfahren lag dem Könige die Hebung der Gewerb-thätigkeit und des Handels am Herzen. Auch er wünschte, daß möglichst alle Gebrauchsgegenstände im Lande hergestellt würden. Unter den Gewerben hoben sich besonders die Leinenindustrie und die Wollfabrikation. Friedrich gründete in Berlin die erste Porzellanfabrik. — In Schlesien blühten die Leinweberei und der Bergbau.
Zur Belebuug und Erleichterung des Verkehrs wurden von 1743—46 der Plauer und der Finow-Kanal angelegt; später trat der Bromberger-Kanal hinzu. Chausseen fehlten noch gänzlich. — Der Staat hatte sich das Recht vorbehalten, einzelne Gegenstände, wie Kaffee und Tabak, ausschließlich zu verkaufen (Monopol). Wegeu des hohen Steuerzuschlags blühte der Schmuggel. In Berlin wurde die königliche Bank und die Seehaudlungs-Gesellschaft gegründet. In ersterer konnten die Kaufleute Geld zu mäßigen Zinsen erhalten, durch letztere wurde der Außenhandel kräftig unterstützt.
Zum Besten des Staates hielt es Friedrich für geboten, den Wettbewerb des Auslandes durch hohe Zölle fernzuhalten. — Unablässig bemüht, die Steuerkraft des Volkes zu heben, stellte er an sie hohe Ansprüche. Das Accisewesen des großen Kurfürsten, die indirekten Steuern, dehnte er auf alle Waren aus und erhöhte die Beträge. Dadurch legte er der Bevölkerung eine schwere Last auf. Der Ertrag der Steuern kam freilich dem ganzen Lande und damit jedem Einzelnen wieder zu gute. Die Acciseverwaltung nannte man „Regie". Die Eintreibung der Steuern ordnete der König
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Sfüm 1
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Unfreien hinabgestoßen. Ganze Dorfschaften wurden in Gegenden versetzt, wo sie minder gefährlich erschienen. Dagegen wurden die deutschen Bauern und die treu gebliebenen Preußen mit reichen Borrechten bedacht. Durch zahlreiche neue Burgen wurde die Eroberung gedeckt. Das entvölkerte Land mußte aufs neue besiedelt werden. Die Zuwanderung deutscher Bauern begann deshalb in ausgedehntem Maße. Jetzt verloren die jungen Städte ihren dörflichen Charakter, neue Städte entstanden. Während Kaiser und Fürsten im Reiche verblendet die Freiheiten der rheinischen und schwäbischen Städte bekämpften, gewährte der Orden seinen Städten freie Bewegnng. So ward das Weichselland in die Geschichte eingeführt. Im Gegensatz zur Besiedelung der Mark blieb nur eine spärliche slavische Bevölkerung zurück. Die Verdeutschung Preußens war eine vollkommene; in den heutigen russischen Ostseeprovinzen dagegen blieb die slavische Urbevölkerung weitaus die herrschende.
3. Wlrttezett des Hrdens. Im Jahre 1309 verlegten die Hochmeister des Ordens ihren Sitz von Venedig nach Marienburg und sorgten unablässig für das Wohl des Ordenslandes. Unter Winrich von Kniprode erlebte es in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts sein goldenes Zeitalter. Der Umfang des Landes überstieg den manches Königreichs. Nach Westen dehnte es sich mit dem Erwerb der Neumark (1402) bis zur Oder aus. Ackerban und Handel blühten auf. Die Bewohner gelangten zu Wohlstand, viele Städte (besonders Danzig) wurden reich und mächtig.
4. Werfass. Preußen wird polnisches Lehen. Einen gefährlichen Nachbar hatte der Orden an dem Polenreiche. Nachdem sich die wilden Litauer zum Christentume bekehrt hatten, machte ihr zum Polenkönig erwählter Fürst einen Einfall in das Ordensland und besiegte das Ritterheer in der Schlacht bei Tannenberg (1410). Die Marienburg wurde aber tapfer verteidigt und dadurch der Untergang des Ordens verhütet. Beim Friedensschluß (zu Thorn) mußte der Orden kleinere Gebiete abtreten und für die Befreiung der gefangenen Ritter hohe Summen zahlen. — Nichts konnte indes den Verfall des Ordens aufhalten. Der Kampf der Ritter gegen ihre Nachbarn war kein Glaubenskrieg mehr; die Hilfe des Reiches blieb daher aus. Mit dem Reichtum hielt Wohlleben seinen Einzug. Da die strenge Zucht gegen die Mitglieder des Ordens nachließ, machten sich überall Ungehorsam und Auflehnung bemerkbar. Die Achtung vor dem Orden schwand. Das Volk war bestrebt, sich seinen hohen Anforderungen und dem Steuerdruck zu entziehen. Die Adligen und Städte schlossen
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Die Führer waren jung und hatten unter Napoleons Leitung reiche Erfahrungen gemacht; das Heer war ein Vokksheer, es bestand aus der goldenen Jugend Frankreichs. Im Hinblick auf den Stillstand seit Friedrichs Tode sagte bekümmert die Königin Luise: „Wir sind mit der Zeit nicht fortgeschritten, darum überholt sie uns, wir siud auf den Lorbeern Friedrichs eingeschlafen".
4. Auch das Volk war nicht schuldlos. Unthätig und betäubt saheu Bürger und Bauern dem Zusammenbruch ihres Staates zu. Wie ganz anders hatten sich die märkischen Baueru beim Einfall der Schweden zur Zeit des großen Kurfürsten und des großen Friedrich gezeigt! Jetzt waren sie gewöhnt, daß ihnen ihr Verhalten von obenher 'vorgeschrieben wurde. Auf sich selbst gestellt, erschien ihnen in der Verwirrung nirgends eine Rettung, nirgends ein Ausweg.
Das Verhalten der Bauern und Bürger findet seine Begründung in ihrer damaligen Lage. Die Bauern waren fast durchgängig dem Adel erbunterthänig, sie befanden sich im Zustand der Unfreiheit und hatten daher keinen Sinn für das Wohl und Wehe des Ganzen. Sie gehörten zum Gute des Edelmannes; ihm, dem Gutsherrn, mußten sie Frondienste und Lieferungen an Geld und Feldfrüchten leisten. Wenn der Gutsherr den Hos verkaufte, so erhielt auch der Bauer einen neuen, fremden Herrn. Mit Lasten überbürdet, ohne Hoffnung sich emporzuarbeiten, geriet er in Gleichgültigkeit, ja in Stumpfsinn. — In den Städten fehlte der echte Bürg ersinn. Die Bürger litten unter dem Drucke einer Obrigkeit, die unter ihnen fremd war. Sie war von der Regierung eingesetzt; der Bürger hatte nur zu gehorchen. Er nahm nicht teil an der Verwaltung seiner Angelegenheiten. Die natürliche Folge war, daß ihm die Liebe zu seiner Stadt und die Sorge, ihr Wohl zu fördern, fehlte. Richtig erkannte Stein den Grund, weshalb 1806 der gesunde Geist des Volkes, der Gut und Blut für die Rettuug des Vaterlandes einsetzt, fehlte, darin, daß man die Staatsbürger nicht wie freie, gereifte Männer, sondern wie Unmündige behandelt und bis ins Kleinste bevormundet hatte. Mit der richtigen Erkenntnis war auch der Weg zur Abhilfe gewiesen. Zu Rußlands Kaiserin, die den deutschen Volksgeist tadelte, hatte Stein gesagt: ^Nicht das Volk war schuld, man wußte es nur nicht zu gebrauchen." ^nt Bunde mit Scharnhorst, Hardenberg und anderen großen Männern lehrte er jetzt den König sein Volk gebrauchen, indem er cs so hoch hob, daß es seine Kräfte kennen und verwerten lernte.
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behaupten durch eilte sparsame Verwaltung, gute Einrichtung und ein tüchtiges Heer." Nur durch die größte Sparsamkeit in der Verwaltung konnten die hohen Unterhaltungskosten für das Heer beschafft werden. Um eine bessere Verwaltung anzubahnen, gestaltete er sie völlig neu. Über alle Staatseinkünfte verfügte das „Generaldirektorium." Es umfaßte die ganze innere Verwaltung und war in fünf Abteilungen getrennt. Den jährlich aufgestellten Voranschlag, der genau eingehalten werden mußte, prüfte der König selbst aufs genaueste. In jeder Provinz wurde eine Kriegsund Domänenkammer (jetzt Regierung) eingerichtet, die unter dem Generaldirektorium (jetzt Ministerium) stand. — Durch militärische Zucht erzog sich der König auch feine Beamten. Im preußischen
Dienst war von Gemütlichkeit nicht die Rede. Jedem Stelleninhaber
war seine Pflicht bis ins einzelne vorgeschrieben. Vorgesetzte überwachten genau sein Thun; jede Unredlichkeit und Pflichtverletzung wurde aufs strengste bestraft. Vor dem Könige selbst waren weder hohe noch niedere Beamte sicher; sein Auge, ja seine Faust war überall, und alle Beamten zitterten vor ihm. So wurde in Preußen ein tüchtiger Beamtenstand geschaffen.
2. Sorge für die Landwirtschaft. Der Adel und der Bauernstand. Jeder Provinz war eine bestimmte Arbeit zugewiesen. Der Landbau wurde in der gesamten Monarchie betrieben. In der Kurmark und deu westfälischen Landen blühte die Fabrikthätigkeit, in den Küstengegenden der Handel, im Halberstädtischen und im Magdeburgischen der Bergbau. — Dem Adel gebührten nach der Ansicht
des Königs der Großgrundbesitz und die Offizierstellen, dem Bauernstande die Landwirtschaft und der Soldatendienst, den Bürgern der Städte Handel und Gewerbe.
Die Wunden, die der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte, waren noch nicht geheilt; es gab noch wüste Stellen in Stadt und Land. Der König sparte weder Zeit und Geld, noch Gesetze und Verordnungen, um Waudel zu schaffen. Auch an persönlicher Ermunterung ließ er es auf seinen Reisen, die er alljährlich unternahm, nicht fehlen. Und seine Bemühuugeu waren von dem schönsten Erfolge gekrönt. Überall wurden die verödeten Hofstellen, die wüsten Feldmarken mit Bauern besetzt. Aus allen Ländern zog er selbst mit den größten Geldopfern Kolonisten in seinen Staat.
In den letzten Jahren der Regierung seines Vaters hatte die verheerende Pest Ostpreußen entvölkert. Ganze Strecken lagen wüste. Für die Ansiedelung neuer Familien opferte der König un-
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geheure Summen. Zwölf Städte und Hunderte von Dörfern baute er hier auf. Durch Aufnahme der um ihres Glaubens willen vertriebenen Salzburger, die er in Ostpreußen ansiedelte, gewann er Tausende von fleißigen, tüchtigen Arbeitern. — Als der Erzbischof von Salzburg seine evangelischen Unterthanen hart bedrückte, verwandte sich der preußische König für sie. Dadurch wurde es den Auswanderern ermöglicht, ihre Habe mitzunehmen. 17 000 Salzburger fanden bei dem Beschützer eine neue Heimat (1732). Der König empfing sie in Potsdam selbst und versprach ihnen seinen Schutz. In Ostpreußen erhielten sie Land, Baumaterial und Geldunterstützungen. Bald bot die Provinz wieder den Anblick eines gesegneten Landes.
Des Königs segensvolles Wirken und sein hohes Verständnis für praktische Dinge zeigt vor allem die Entwässerung des havelländischen Luchs gegen den Willen der Anwohner. Mit einem Kostenaufwand von mehr als 200 000 Mark wurde das verdienstvolle Werk ausgeführt. Wo sonst nur Sumpsgewächse emporsproßten, wo das Vieh versank und das getrocknete Gras bis zum Eintritt des Winterfrostes stehen bleiben mußte, sah man jetzt die herrlichsten Wiesen und Felder prangen. Auf seinem eigenen Besitztum legte der König das Amt Königshorst an und verband damit eine Musterwirtschaft. Junge Mädchen aus dem ganzen Lande erhielten hier Unterricht in der Butter- und Käsebereitung nach holländischer Weise, zugleich wurden sie in der Hanshaltung und in der Landwirtschaft unterwiesen.
Die Staatseinkünfte flössen teilweise aus dem Ertrage der Domänen. Um den letzteren zu heben, wurde die bisherige Erbpacht in Zeitpacht umgewandelt. Die Pächter trieben die Pachtsumme gegenseitig in die Höhe. Sie mußte durch eiue bessere Bewirtschaftung des Bodens aufgebracht werden. Der König achtete selbst darauf, daß die Güter gut bewirtschaftet und die Pachtgelder pünktlich bezahlt wurden.
Die Haupteimtahme des Staates floß aus den Steuern. Ohne Auferlegung neuer Abgaben war die Erhaltung des großen Heeres unmöglich. Vermehrt wurde ihr Ertrag ferner durch eine bessere Verteilung. Durch Einführung der indirekten Steuern hatte schon der große Kurfürst die Vorrechte des Adels durchbrochen. Friedrich Wilhelm verlangte von allen Grundbesitzern, also auch von dem Adel, eine der Ausdehnung ihres Besitzes angemessene Abgabe. Alle Waren, die in die Städte gebracht wurden, waren besteuert
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm