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Vorwort ;ur Weiten Auflage.
^!ach Plan und Anlage ist die „Vaterländische Geschichte" in der neuen Auflage unverändert geblieben; nur in der Form wurde vielfach gebessert und der Inhalt aufs neue genau geprüft. Die Kritik hat sich in den weitaus überwiegenden Fällen durchaus anerkennend geäußert, wofür ich mich zu besonderem Danke verpflichtet fühle. In einem Falle wurden Wünsche auf eine anbere Stoffanordnung laut; ihre Berücksichtigung ist jeboch unmöglich. Daß zunächst das Kulturhistorische mit der politischen Geschichte auch im ersten Teile überall zu verweben ist, habe ich im Vorwort zur ersten Auslage (S. Iii Z. 8 u. ff) entschieden betont. Bei genauer Prüfung wird man ftnben, daß ich im Texte die Stellen kennzeichne, wo die (Singlieberung vorteilhaft erfolgen kann (S. 53 Rittertum. S. 58 Hansa; Feme 2c.). Lose Aneinanber-reihung wirb kein Sachkunbiger befürworten. Erfolgte aber im Geschichtsbuche die vollstänbige Verwebung der Stoffe, so müßten wegen Raummangels die Zusammenfassungen am Schlüsse fortfallen. Damit ginge inbes alle Übersichtlichkeit verloren, und diese gcrabe wünschen alle, die das Buch in der Praxis gebrauchen. — Die Eingliederung der braubenburgischen Geschichte in die beutfche erfolgt ferner am besten währenb und unmittelbar nach der Darstellung der letzteren. Darauf verweisen die betreffenden Andeutungen S. 77, 2. Abschnitt, S. 80, 2. Abschnitt, S. 81, 1. Abschnitt. Es empfiehlt sich demnach, wie ich gleichfalls schon hervorhob (S. S. Ii. oben), die Einreihung noch in derselben Klasse zu vollziehen. Als Zusammenfassung des im Unterrichte bereits Gebotenen ist meine Darstellung von der Kritik sonst stets aufgefaßt und wegen der liebersichtlichfeit und sprachlichen Schönheit vielfach gerühmt worden. — Zu einer weiteren Beschränkung der
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f 2. Peutschkands früheste Weschaffenßeit. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland ein rauhes, unfruchtbares Land. Dunkle Wälder und ausgedehnte Sümpfe, oft alte, verlassene Flußläufe, bedeckten weite Strecken. Die Sonne vermochte nicht das Walddickicht zu durchgingen. Feuchte Nebel lagerten über der Erde und machten den Tag zur Nacht. Das Klima war rauh. — Auf dem urbar gemachten Boden wurden Gerste, Hafer, Flachs, Rüben und Rettiche angebaut. Der Wein wurde erst von den Römern eingeführt und heimisch gemacht. Der große Reichtum an edlen Metallen war noch unbekannt. Um den Besitz neu entdeckter Salzquellen führten heimische Stämme oft Krieg. Grasreiche Weiden boten Pferden und Rindern reichliche Nahrung. Den größten Reichtum bildeten jedoch die Wälder. In ihrem Dunkel bargen sie zahlreiche Jagdtiere, die längst verdrängt oder ausgerottet sind: Bären, Auerochsen, Elentiere und starke Raubvögel. Gegen sie zog der freie Deutsche in Zeiten des Friedens aus, um Mut und Kampflust zu stillen und für sich und die Seinen Nahrung und Kleidung zu beschaffen.
t 3. J)ie Niederlassungen. Zusammenhängende Dörfer oder gar Städte gab es in unserem Vaterlande noch nicht. Unsere Altvordern wohnten gern in einsamen Höfen, inmitten ihrer Ackerfelder. Solch ein umzäuntes oder von einem Wall umgebenes Gehöft war aus unbehauenen Baumstämmen erbaut, die Riffe und Öffnungen wurden notdürftig mit Sehnt und Moos ausgefüllt, die Dächer mit Schilf oder Stroh bedeckt. Das Innere bildete einen einzigen Raum ohne Zwischenwand. In der Mitte lag meist ein großer ausgehöhlter Stein, der den Herd, den geweihten Ort des deutschen Heimes, bildete. Am Herde war der Sitz der Hausfrau; über dem Herdfeuer gelobten sich die Freunde gern Treue; hier saß man auch im friedlichen Verein, um den Erzählungen der Alten zu lauschen. Fenster fehlten. Zum Entweichen des Rauches befand sich im Dache eine verschließbare Öffnung. Als äußerer Schmuck des Hauses fielen dem Fremden die Pferdeköpfe auf, die Überreste der dem Wodan geweihten Opfertiere.
Neben dem Wohnhause lagen gewöhnlich Speicher. Stallung und Keller. Um das Haus herum dehute sich das dem Freien gehörige Acker-, Wiesen- und Waldland aus. Die benachbarten Höfe schlossen sich zu einer Dorfgemeinschaft oder Markgenossenschaft zusammen. Das zwischen den Höfen gelegene herrenlose Weide- und Waldland wurde als Gemeinbesitz (Allmend) von allen benutzt; der Grundbesitz der einzelnen Familie, das Eigengut, hieß Allod.
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Uorwort zur ersten Auflage.
D'xt Meinungen der Pädagogen über den Wert eines Hilfsbuches Leim Geschichtsunterricht sind geteilt. Während die einen für ein Merkbuch oder für Geschichtstabellen, die anderen für einen möglichst knapp gefaßten oder mehr ausgeführten Leitfaden eintreten, macht sich in der neueren Zeit — unbeschadet des mustergültigen Vorerzählens beim Unterrichte — eine Richtung geltend, die dem Schüler ein anschaulich-erzählendes Lesebuch in die Hand geben will. Die von Dörpfeld dafür angedeuteten Gründe sind zu bekannt, als daß sie der Unterzeichnete an dieser Stelle wiederholen dürfte. Auch er ist der Ansicht, daß ein historisches Lehr-und Lesebuch, welches den Stoff in möglichst ansprechender, anschaulich erzählender Form behandelt, in der Hand des Schülers am zweckdienlichsten ^ist. Leider stehen der vollen Durchführung des Gedankens die Herstellungskosten eines solchen Buches hindernd im Wege. Wenn sich auch die Schüler und Schülerinnen gehobener Volksschuleu gern in den Besitz eines die vaterländische Geschichte erzählenden Buches, das seinen Wert fürs ganze Leben behält, setzen werden, so muß doch sein Preis ein möglichst niedriger sein. Der Unterzeichnete hofft, der Erfüllung der Idee so nahe wie möglich gekommen zu sein. Jeden Wink zur Verbesserung des Buches wird er stets dankbar entgegennehmen.
In Hinsicht auf den Inhalt wurde alles, was nur das Gedächtnis belastet, ohne auf Gemüt und Willen zu wirken oder das Nachdenken anzuregen, ferngehalten. Zwischen den beiden sich gegenwärtig noch bekämpfenden Momenten — dem nationalen und dem kulturellen — wurde ein Ausgleich angebahnt und dahin gestrebt, jedes zu seinem Rechte kommen zu lafseu.
Das Ganze ist für einen dreijährigen Kursus berechnet. Bei siebenklassigen Volksschulen z. B. werden die mit einem f versehenen Abschnitte im 5. Schuljahr (Iii. Klasse) behandelt, während die beiden letzten Jahrgänge sich in den übrigen Stoff teilen. Die vor-
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letzte Klasse kann etwa soweit geführt werden, daß noch die Eingliederung der brandenburgischen Geschichte in die deutsche erfolgt. Der abschließende Kursus beginnt nach einem Rückblick mit der Geschichte des Herzogtums Preußen und führt die Schüler bis zur Gegenwart. Mit letzterer wird nach der ersten Einführung in der Iv. Klasse (bei der siebenstufigen Schule) am besten überall begonnen, damit eine stete Bezugnahme ermöglicht wird. — Bei einer sechsmaligen Schule entfallen die gekreuzten Kapitel auf die Ii. Klasse. Die Geschichtsstoffe, die für die erste Klasse verbleiben, müssen wenigstens auf drei Semester verteilt, einzelne Partien können gekürzt oder ganz übergangen werden.
Geschichts- und Charakterbilder, wie sie sich seit Grube in die Praxis einbürgerten, haben für die unteren Stufen auch jetzt noch ihre volle Berechtigung, sie bilden hier die angemessenste Form der Darbietung. Der Behauptung, durch diese bruchstückweise Behandlung des Stoffes werde der natürliche Zusammenhang der Thatsachen zerrissen und der Schüler könne kein rechtes Verständnis von irgend einer Geschichtsperiode bekommen, wird dadurch die Spitze abgebrochen, daß wir in dem abschließenden Kursus für die Herbeiführung dieser durchaus notwendigen Verknüpfung Sorge tragen. Um beim Kinde das Verständnis seiner Zeit zu vermitteln, ist es nötig, es nunmehr die einzelnen Stufen der Entwickelung seines Volkes durchlaufen zu lassen und sie ihm zum Bewußtsein zu führen. ^ Man verlangt vom künftigen Staatsbürger, daß er das Ch'fo seiner Nation achte und liebe, ja zur organischen Weiterentwickelung im kleinen Kreise beitrage, er muß daher erfahren, wie sich die gegenwärtigen Zustände herausgebildet haben, wie der heutige Kulturgrad erreicht worden ist durch das einmütige Zusammenwirken der maßgebenden Faktoren: durch das redliche Bemühen und die stete Fürsorge edler Fürsten und das Vorwärtsstreben und unablässige Ringen des gesamten Volkes unter Führung einzelner großen Söhne, die die Zeit gebar. Eiu einheitlicher Mittelpunkt beherrscht dabei den gesamten Unterricht: es ist das stets zu berücksichtigende nationale Moment. Auch die sittlichen und religiösen Ideen, die die Zeit mit ihren Repräsentanten beherrschen, müssen jetzt, dem gereisteren Verständnis und den erhöhten Fähigkeiten entsprechend, mehr als bisher hervortreten, damit sie veredelnd auf die Kinder wirken. Zwar wird man auch hier nur das Charakteristische der einzelnen Entwickelungsperioden bieten dürfen, mag es sich nun als Fortschritt, Stillstand oder Rückgang kennzeichnen. Allein, wenn
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in den reißenden Fluten des Flusses ertrunken. Tiefe Trauer erfüllte das gesamte Heer. Viele kehrten entmutigt um und brachten die Trauerkunde nach Europa. Im Reiche mochte man gar nicht an den Tod des geliebten Kaisers glauben. In den späteren Zeiten der Ohnmacht Deutschlands sehnte man seine Wiederkehr herbei; denn er galt neben Karl dem Großen als der mächtigste aller Herrscher. Allmählich bildete sich die Sage aus, Barbarossa sei nicht gestorben, sondern ruhe verzaubert in der Kyffhäuserburg. Einst werde er wiederkommen, um das deutsche Reich in seiner alten Herrlichkeit wieder auszurichten*). In neuester Zeit schmückt das Denkmal des Kaisers Wilhelms I., der den Bann löste, den Kyffhäuserberg.
Xv. Bedeutung und Folgen der Römer- und
Kreuzzüge.
a) J)ie Wömerzüge. Otto I. erneuerte das von Karl dem Großen begründete abendländische Kaisertum, und von nun an blieb die Kaiserwürde bei den deutschen Königen. Das Recht, die Kaiserwürde zu verleihen, nahmen die Päpste für sich in Anspruch; es wurde ihnen aber von den deutschen Königen stets bestritten. Letztere zogen nach Rom, um zu ihrer hohen Würde die kirchliche Weihe zu erlangm; aus dem Wege dahin fand in Pavia die Krönung mit der lombardischen Krone statt. Da mancher Widerstand zu überwinden war, zogen die deutschen Könige in der Regel mit einem stattlichen Heere über die Alpen.
Der Kaiserwürde wurde eine hohe Bedeutung beigelegt: es verband sich damit die Schirmherrschaft über die abendländische Kirche und die Oberlehnsherrschaft von Rom. Sie befestigte im deutschen Volke den Gedanken, daß es das erste Volk der Christenheit und sein Kaiser unter allen christlichen Herrschern der erste sei. Rom war kaiserliche Reichsstadt, und ihre Münzen trugen des Kaisers Bildnis.
Die Verbindung Italiens mit Deutschland hat letzterem freilich viel Not gebracht. Italien mußte fast von jedem Könige, der nach der Krone strebte, erst unterworfen und insbesondere der Widerstand der Päpste gebrochen werden. Viele von denen, die an den Zügen teilnahmen, sahen das deutsche Vaterland nicht wieder. Wen das Schwert verschonte, den raffte oft die Seuche dahiu. Aus diesem
*) Die Sage bezog sich ursprünglich auf Barbarossas Enkel Friedrich Ii. und wurde erst später auf ihn selbst übertragen.
Gedicht: „Barbarossa" von Fr. Rückert.
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Barbarossa Barbarossa Wilhelms_I. Otto_I. Karl Karl Barbarossas Barbarossas Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Kyffhäuserburg Kyffhäuserberg Rom Pavia Rom Italiens Deutschland Italien
Entwürfe gemacht und nach der Rückkehr in die Heimat ausgeführt. Die Dichtkunst erhielt neue Stoffe und Formen. Die Heldenthaten der Kreuzfahrer wurden von Minnesängern in ihren Liedern gefeiert. — Alle Stände, nicht nur die damaligen Vertreter der Wissenschaft (Priester und Mönche) und der Dichtkunst (Ritter), er-hielten Anregung und Förderung. Auch im Bürgerstande regte sich bei den gesteigerten Ansprüchen des Lebens das Streben nach höherer Bildung, deshalb wurden in den Städten Schulen eingerichtet, in denen das Wichtigste fürs Leben — Lesen, Schreiben, Rechnen — gelehrt und gelernt wurde.
3. Haudel und Gewerbe nahmen durch die Verbindung mit dem Morgenlande einen lebhaften Aufschwung. Das Morgenland (Arabien, Indien) war reich an Erzeugnissen aller Art, die im Abendlande nicht hervorgebracht werden konnten (z. B. an Zucker, Kaffee, Reis, Gewürzen, Edelsteinen, Teppichen, seidenen und wollenen Geweben, pelzen, Holzarten). Nachdem sie die Abendländer kennen gelernt hatten, war es ganz natürlich, daß sie sehr begehrt wurden. Nur auf dem Wege des Handels konnten sie gewonnen werden. Dagegen bezog das Morgenland vom Abendlande allerlei Erzeugnisse des Gewerbfleißes (z. B. böhmische Gläser, Nürnberger Kurz- und Spielwaren, sächsische Tuche, Bernstein von der preußischen Ostseeküste). ^ So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr, der dnrch die italienischen Städte (Genua, Venedig it. ct.) vermittelt wurde. Weiter nach Norden ging der Handel über Straßburg. Augsburg, Ulm, Regeusburg 2c. Deutschland war Durchgaugsland für den Handel mit den nordischen Völkern. Der Reichtum und die Macht mancher Städte wurde sprichwörtlich. (Später entstand das geflügelte Wort: „Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz, Venediger Macht, Augsburger Pracht, Ulmer Geld regiert die Welt.")
4. Durch die Einfuhr und der: Gebrauch jener Erzeugnisse wurde eiue große Veränderung in der bisherigen Lebensweise herbeigeführt. Weil die Bürger durch deu Handel Geld in die Hände bekamen, konnten sie sich das Leben angenehm machen (z. B. die Stubeu mit kostbaren Möbeln, Teppichen, Tapeten und Bildern schmücken). Die Gewerbtreibenden fanden daher leicht Absatz für ihre Erzeugnisse, für die auch im Morgenlande die Nachfrage zunahm.
_ 5- Die Hebung des Bauernstandes knüpfte sich an die päpstliche Bestimmung, daß durch die Teilnahme an dem Kreuzzuge die Befreiung von der Hörigkeit erlangt wurde. Auch der Tod ihres Herrn auf der „lieben Reise" setzte die Bauern vielfach in Freiheit. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Genua Venedig Ulm Regeusburg Deutschland
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beiden Seiten der Pyrenäen das Westgotenreich mit der Hauptstadt Toulouse.
5. Attika und die Kunnenschtacht. 451. Die Hunnen hatten die Karpaten überschritten und waren in die grasreichen Ebenen Ungarns eingedrungen. Am gefährlichsten wurden sie den Völkern Europas, nachdem Attila oder Etzel, einer ihrer Häuptlinge, alle Völker von der Donau bis zur Wolga unter seiner Herrschaft vereinigt hatte. Sein Hauptlager befand sich zwischen Donau und Theiß. In seinem hölzernen Palaste empfing er die Abgesandten aller europäischen Fürsten, die seine Gunst erlangen wollten. Am liebsten nannte er sich Gottesgeißel. Während er selbst sich einfach kleidete und aus hölzernen Geräten speiste, sah er es gern, wenn seine Diener in kostbaren Gewändern erschienen und seine Gäste auf Gold- und Silbergeschirr bedient wurden. Auch den Westen Europas wollte der ländergierige Fürst seiner Herrschaft unterwerfen; deshalb brach er plötzlich mit einem unermeßlichen Heere, wohl einer halben Million Streitern, auf. Wohin er kam. wurde alles Leben vernichtet. Viele Rheinstädte sanken in Schutt und Asche. (Die burgundische Königsfamilie war schon früher von einer in römischen Diensten stehenden Hunnenschar vernichtet worden.*) — In dieser Zeit der Not gelang es dem römischen Statthalter Aötius, die Germanen mit den Römern zu vereinigen. Bei Chalons an der Marne kam es zur Entscheidungsschlacht. Mehrere Tage tobte der Kampf. Der Westgotenkönig Theoderich fand im Schlachtgetümmel seinen Tod. sein Sohn Thorismund führte die tapferen Streiter zum Rachekampf. Von der Größe des Blutbades zeugt die Sage, daß der das Schlachtfeld durchfließende Bach zum Strome angeschwollen sei und die Geister der Erschlagenen noch in den Lüsten den Kampf fortgesetzt hätten**). Gegen Abend des dritten Tages wich Attila zurück und suchte hinter einer Wagenburg Schutz. Von Reitersätteln u. a. brennbaren Dingen ließ er einen Scheiterhaufen auftürmen, entschlossen, sich mit den Seinen zu verbrennen, wenn der Angriff erneuert würde. Allein auch seine Gegner hatten große Verluste erlitten. Sie ließen ihn unbehelligt, so daß er mit dem Reste seines Heeres entkommen konnte. Im nächsten Jahre fiel er in Italien ein, kehrte jedoch bald unverrichteter Sache zurück. — Nach seinem Tode zerfiel das Reich. Die unterworfenen germanischen Völkerschaften machten sich frei, die wilden Hunnen aber zogen sich in die russischen Steppen zurück und verschwanden allmählich ganz aus Europa.
*) Vergl. die Nibelungensage.
**) Kaulbachs Bild im neuen Mnseum zu Berlin.
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Extrahierte Personennamen: Attila_oder_Etzel Gottesgeißel Theoderich Attila
Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Attika Europas Donau Donau Europas Italien Europa Berlin
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werfen; daher erfolgte 1054 Me Trennung der Kirche in die römisch-und griechisch-katholische. Durch die willensfesten Päpste des Mittelalters und ihren erfolgreichen Kampf gegen das Königtum, sowie durch die Kreuzzüge stieg die Macht des Papsttums auf den höchsten Gipfel. Der Inhaber des päpstlichen Stuhls wurde allgemein als Stellvertreter Christi und als Statthalter Gottes auf Erden angesehen. Bann und „Interdikt", d. i. der Ausschluß einer Stadt oder eines ganzen Landes aus der Kirchengemeinschaft, trugen auch in der Folgezeit dazu bei, die kirchliche Macht aufrechtzuhalteu und zu befestigen. — Abweichungen von der Lehre der Kirche, sogenannte Ketzereien, wurden streng verfolgt; seit dem 13. Jahrhundert bestand zu diesem Zwecke eine besondere Behörde, die Inquisition. Ihr verfielen auch die Personen, die angeklagt wurden, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein, um in den Besitz übernatürlicher Kräfte zu gelangen. Eine Unzahl Unschuldiger wurde als Zauberer oder als Hexen mit den ungerechtesten Strafen belegt. Durch Erregung körperlicher Schmerzen mittelst der Folter oder Tortur suchte man von den Angeschuldigten Geständnisse zu erpressen. Zunächst wurden die Folterwerkzeuge (Schraubstock, spanischer Stiefel, spanischer Bock 2c.) vorgelegt und erklärt. Niemand sollte nach einer späteren Verordnung ohne hinreichende Verdachtsgründe gefoltert werden. Das Geständnis sollte nicht während der Tortur, sondern nach ihr zu Protokoll gegeben und nach einigen Tagen vor besetztem Gericht wiederholt werden. Doch durften die grausamen Folterqualen fortgesetzt, gesteigert und erneuert werden, wenn der Geängstigte sein Geständnis widerrief. Am wenigsten fand die Tortur in den nördlichen Ländern Eingang. Erst seit Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde sie abgeschafft; den Anfang machte Preußen (1740), den Schluß Hannover (1840).
2. Die Klöster. Das Klosterwesen hatte sich aus dem Einsiedlerleben im Morgenlande herausgebildet. Aufaugs hingen die Mönchsund Nonnenklöster unter sich eng zusammen, später wurden sie getrennt und entwickelten sich selbständig. Im Abendlande erfuhr das Klosterwesen durch den Abt Benedikt von Nursia, der 529 das Kloster Monte Casino in Unteritalien gegründet hatte, eine völlige Umgestaltung und Erneuerung. Setzten sich bisher die Mönche die Aufgabe, eiu zurückgezogenes, beschauliches Dasein zu führen, so wurde ihnen von uuu an daneben Arbeit und Wirken im Dienste des Ordens zur Pflicht gemacht.
Jeder, der sich entschloß, ins Kloster zu gehen, mußte nach einer einjährigen Prüfungszeit das dreifache Mönchsgelübde des Gehorsams
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Extrahierte Personennamen: Benedikt_von_Nursia
Extrahierte Ortsnamen: Christi Morgenlande Unteritalien
von den sehr teuren geschriebenen Büchern kaufen konnte, war ganz auf die mündliche Mitteilung angewiesen. Wissenschaftliche Bildung konnte man allein in den Klosterschulen und auf den seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eingerichteten Hochschulen erlangen. Eine Wendung zum Besseren konnte nur dann eintreten, wenn es glückte, die Bücher billiger herzustellen. Mit der Lösung der schwierigen Aufgabe, geschriebene Worte iu kurzer Zeit und mit leichter Mühe bis zu tauseud Malen zu vervielfältigen, beschäftigte sich um 1440 unablässig ein aus Mainz gebürtiger Bürger Straßburgs — Johann Gutenberg.
Allgemein bekannt war, daß man Bilder durch dieholzschneideknnst vervielfachen konnte. Man schnitt sie auf hölzerne Tafeln, überzog die Oberfläche mit Schwärze und druckte sie auf Papier ab. Auch ganze Schriftzeilen schnitzte man in Holz, um sie mit den Bildern abzudrucken. An diese bekannten Thatsachen lehnten sich Gntenbergs Versuche, ganze Bücher zu drucken, an. Er begann damit, ganze Seiten einzuschneiden und zu vervielfältigen. Allein dies Verfahren war zu kostspielig. War eine Seite ausreichend vervielfacht oder waren nur einige Schriftzeichen davon verdorben, so war die ganze Holztafel unbrauchbar geworden. Guteuberg schnitt daher die Zeichen an der Spitze hölzerner Stäbchen aus und verband die bucheneu Stäbchen untereinander. (Nach ihnen heißen unsere Lautzeichen Buchstaben?) Bald erkannte er jedoch, daß er auch auf diesem Wege nicht zum Ziele gelange, da das wenig widerstandsfähige Material leicht zerbrach und der Druck undeutlich wurde. Er begauu daher die Schriftzeichen (Typen, Lettern) in Formen (Matrizen) zu gießen. Die Typen aus Blei waren zu weich, die aus Eisen zu hart, so daß sie beim Drucken das Papier zerrissen. Dem Verfahren hafteten also noch Mängel an.
Die bisherigen Verbesserungsversuche hatten Gutenbergs ganzes Vermögen verschlungen. Nach Mainz zurückgekehrt, verbaud er sich mit einem reichen Manne Samens Faust, der ihm unter schweren Bedingungen das Geld zur Beschaffung der Druckergeräte vorstreckte. Er führte ihm in Schöffer auch einen geschickten, kunstfertigen Gehilfen zu, dem es gelang, eine Mischung aus Zinn und Blei herzustellen, deren Härtegrad für die Lettern gerade geeignet war. Schöffer erfand noch eine aus Kienruß und Leinöl bereitete brauchbare Druckerschwärze und Gutenberg die Druckerpresse. Zuerst wurden kleine Gebet- u. a. Bücher gedruckt und verkauft, endlich ging man an die Herstellung der lateinischen Bibel. Mitten in der besten Arbeit traf
*) Auch die „Runen" waren in Buchenstäbchen geritzt.
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f c) Luther als Reformator der Kirche.
1. Gegen den Ablaß. Unter allen Mißbrauchen der Kirche schnitt keiner tiefer in das religiöse Leben ihrer Mitglieder ein als der Ablaßhandel. Um für kirchliche Zwecke Geld aufzubringen, wurde gewohnheitsmäßig ein großer Ablaß ausgeschrieben, d. H. die Vergebung der Sünden wurde durch Zahlung eines Geldbetrags auf einem Schriftstücke zugesichert. Nach der römischen Lehre konnte die Sünde nicht unmittelbar mit Geld losgekauft werden, auch sie stellte Reue und Buße als Vorbedingung der göttlichen Gnade hin. Davon hatte aber das blöde, betrogene Volk keine Ahnung. Die Händler suchten geflissentlich den verhängnisvollen Irrtum zu erwecken, als könne man durch einen Ablaßzettel Vergebung aller Sünden erlangen und sogar die Seelen der Verstorbenen loskaufen. Am weitesten ging in dieser Richtung der Ablaßkrämer Tetzel, der im Aufträge des Papstes und des Erzbischofs von Mainz und Magdeburg seine Schulderlaßbriefe in Deutschland vertrieb. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!" mit diesen und ähnlichen Zurufen pflegte er die Leichtgläubigen zum Kauf seiner wertlosen Zettel anzureizen. — Als er in Jüterbog, unweit der Stadt Wittenberg, sein Unwesen trieb, wurde Luther durch Äußerungen seiner Beichtkinder angeregt, seine Stimme gegen den Unfug zu erheben. Hatte er doch die hohe Bedeutung der richtigen Herzensstellung gerade in Bezug auf die Sündenvergebung an sich selbst erfahren! Am 31. Oktober 1517 schlug er endlich nach damaliger Sitte 95 Sätze, in denen er besonders seine Auffassung von der Sündenvergebung und von dem Ablaß darlegte, an die Schloßkirche zu Wittenberg und erklärte sich zu ihrer Verteidigung gegen jedermann bereit. — Die Hammerschläge Luthers leiteten die Reformation der Kirche ein. Um den Inhalt der Sätze entspann sich ein heftiger Streit. Luthers Gegner bezeichneten ihn als Ketzer und forderten laut seine Bestrafung. Der Papst sah in dem Streite zunächst ein bloßes Mönchsgezänk. Nachdem aber die ganz ans die heilige Schrift gegründete Lehre Luthers in dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen starken Beschützer gefunden hatte, beschritt die Kirche den Weg der Unterhandlungen.
2. Vermittelungsversuche. Der Papst forderte Luther zur Verantwortung nach Rom. Durch Vermittelung Friedrichs des Weisen fand das Verhör in Deutschland statt. Von dem Kardinal Cajetan wurde er in Augsburg vernommen. Der stolze Kirchenfürst ver-
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Extrahierte Personennamen: Luthers Friedrich Friedrich Friedrichs Cajetan
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