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Unfreien hinabgestoßen. Ganze Dorfschaften wurden in Gegenden versetzt, wo sie minder gefährlich erschienen. Dagegen wurden die deutschen Bauern und die treu gebliebenen Preußen mit reichen Borrechten bedacht. Durch zahlreiche neue Burgen wurde die Eroberung gedeckt. Das entvölkerte Land mußte aufs neue besiedelt werden. Die Zuwanderung deutscher Bauern begann deshalb in ausgedehntem Maße. Jetzt verloren die jungen Städte ihren dörflichen Charakter, neue Städte entstanden. Während Kaiser und Fürsten im Reiche verblendet die Freiheiten der rheinischen und schwäbischen Städte bekämpften, gewährte der Orden seinen Städten freie Bewegnng. So ward das Weichselland in die Geschichte eingeführt. Im Gegensatz zur Besiedelung der Mark blieb nur eine spärliche slavische Bevölkerung zurück. Die Verdeutschung Preußens war eine vollkommene; in den heutigen russischen Ostseeprovinzen dagegen blieb die slavische Urbevölkerung weitaus die herrschende.
3. Wlrttezett des Hrdens. Im Jahre 1309 verlegten die Hochmeister des Ordens ihren Sitz von Venedig nach Marienburg und sorgten unablässig für das Wohl des Ordenslandes. Unter Winrich von Kniprode erlebte es in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts sein goldenes Zeitalter. Der Umfang des Landes überstieg den manches Königreichs. Nach Westen dehnte es sich mit dem Erwerb der Neumark (1402) bis zur Oder aus. Ackerban und Handel blühten auf. Die Bewohner gelangten zu Wohlstand, viele Städte (besonders Danzig) wurden reich und mächtig.
4. Werfass. Preußen wird polnisches Lehen. Einen gefährlichen Nachbar hatte der Orden an dem Polenreiche. Nachdem sich die wilden Litauer zum Christentume bekehrt hatten, machte ihr zum Polenkönig erwählter Fürst einen Einfall in das Ordensland und besiegte das Ritterheer in der Schlacht bei Tannenberg (1410). Die Marienburg wurde aber tapfer verteidigt und dadurch der Untergang des Ordens verhütet. Beim Friedensschluß (zu Thorn) mußte der Orden kleinere Gebiete abtreten und für die Befreiung der gefangenen Ritter hohe Summen zahlen. — Nichts konnte indes den Verfall des Ordens aufhalten. Der Kampf der Ritter gegen ihre Nachbarn war kein Glaubenskrieg mehr; die Hilfe des Reiches blieb daher aus. Mit dem Reichtum hielt Wohlleben seinen Einzug. Da die strenge Zucht gegen die Mitglieder des Ordens nachließ, machten sich überall Ungehorsam und Auflehnung bemerkbar. Die Achtung vor dem Orden schwand. Das Volk war bestrebt, sich seinen hohen Anforderungen und dem Steuerdruck zu entziehen. Die Adligen und Städte schlossen
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f 4. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens stachen die Kulturfortschritte in die Augen. Vor allem gewann durch den Wechsel der Verhältnisse die Reichshauptstadt. Rund Vs Million Einwohner zählte Berlin, als der König die Regierung antrat; auf das Dreifache war die Zahl der Bewohner in der Zwischenzeit angewachsen. Durch die Rührigkeit und Umsicht der stets auf zeitgemäße Einrichtungen bedachten Stadtverwaltung wurde die Welt-stadtstellung Berlins auch äußerlich gekennzeichnet. Wesentlich dazu bei trugen u. a. die Straßenanlagen, das Beleuchtungswesen, die Parkanlagen, die Aufstellung von Standbildern in den verschiedenen Stadtgegenden. Eine sehr günstige Gestaltung der Gesundheitsverhältnisse wurde durch die Anlage der Kanalisation und Rieselfelder, sowie durch Versorgung der Stadt mit gutem Trinkwasser mittelst der städtischen Wasserwerke herbeigeführt. Eine vorteilhaftere Ernährung der Bevölkerung gewährleistete die Anlage des Centralviehhofes und der Markthallen. Hunderte von herrlichen Schul-häusern legen Zeugnis ab für die Pstege der Bildung, geräumige Waisen-, Erziehungs- und Krankenhäuser für den Wohlthätigkeitssinn der Bewohner. — Durch die verschiedenartigsten Beförderungsmittel wird der außerordentlich gewachsene Verkehr innerhalb der Stadt bewältigt. Von der höchsten Bedeutung ist in dieser Hinsicht die im Jahre 1882 eröffnete Stadt- und Ringbahn.
Bei der so gewaltigen inneren Entwickelung kamen auch Kunst und Wissenschaft zu ihrem Rechte. Außer den schon genannten Denkmälern wurden in Berlin das Denkmal der Königin Luise, das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms Iv. und das Denkmal Steins auf dem Dönhoffsplatz errichtet. Große Dichter und Gelehrte erhielten in der Reichshauptstadt Standbilder (Schiller, Goethe, Lessing, Alexander und Wilhelm v. Humboldt). Erwähnung verdienen
außerdem besonders das Hermanns-Denkmal bei Detmold und das National-Denkmal auf dem Niederwald. Unter den Bauwerken ragen hervor: der Kölner Dom, vollendet 1880, das Generalstabsgebäude, die Nationalgallerie und das Kunstgewerbe-Museum in der Reichshauptstadt.
f 5. Unermüdlich thätig, gönnte sich der Kaiser nur während der Sommermonate Erholung (Schloß Babelsberg — Ems — Gastein). Aufs neue zeugte von dem Ansehen, das er in Europa genoß, die gewaltige Teilnahme bei den Feierlichkeiten des Jahres 1887, vor allem dem 90. Geburtstage. Der größte Schmerz seines Lebens traf ihn in jenen Tagen der Freude durch die Nachricht
17*
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die Art der Besiedelung war. ist gemeinsam, daß sie im Interesse des Reiches oder doch großer Landesherren gemacht wurden: die Verdeutschung war Folge eines Druckes aus die Grenzbewohner, meist eines Krieges. Schlesien und die Küsteulande an der Ostsee bis hinauf zum finnischen Meerbusen wurden germanisiert ohne Zuthun des Reiches, durch Privatunternehmungen; sie liefern so einen Beweis, daß in jener Zeit ein Überschuß au deutscher Volkskraft vorhanden war. Mächtig regte sich in der Zeit der Gründung des Hansabundes das Bürgertum Niederdeutschlands. Die Gabeu deutscher Gesittung, das Schwert, der schwere Pflug, der Steinbau und die freie Lust der Städte, verbreiteten sich mit der streugen Zucht der Kirche über die leichtlebigen Völker des Ostens.^)
Die Erweiterung des deutschen Landes, vollendet in dem Jahr-hundert von 1250-1350, ist die größte That des deutschen Volkes in jenem Zeitraum. Ein weites Ländergebiet wurde mit Hunderten von deutschen Städten und Tausenden deutscher Dörfer besetzt und unlöslich an Deutschland gekettet. Alle Stäude und Berufsklassen schufen als Kolonisten mit. Die Kolonisation in Schlesien, die ihre Wirkungen weit über die östlichen Grenzländer äußerte, vollzog sich friedlich und geräuschlos hauptsächlich durch die Einwanderung kleiner Arbeiter. Handwerker und Bauern. In Livland und in Preußen vernichtete die Eroberungslust kriegerischer Ritter und Mönche, sowie das Interesse großer Kaufleute das frühere Volksleben und zwang den Überlebenden mit Gewalt deutsches Weseu und das Christentum auf. Der Zug des deutscheu Volkes ging in jener Zeit nach dem Osten, von der türkischen Grenze bis zum nordischen Meere. Zahlreiche Verbiudungen wurden angeknüpft; überall — in Ofen, Lemberg, Krakau, Warschau u. s. w. — traf man Deutsche. Es war daher kein neues Wagnis, dem sich die Auswanderer nach dem Oder- und Weichselthale unterzogen; das Auffällige bestand nur darin, daß die Einwanderung in jener Zeit so große Verhältnisse annahm. Wohl ein Drittel des gegenwärtigen Deutschlands ist in jener Zeit deutsch geworden, deutsch imgemüt, insprache nndbilduug. Eine befriedigende Erklärung dieser Thatsache kann man nur dann finden, wenn man berücksichtigt, daß das gauze Gebiet ostwärts von der Elbe nur wiedergewonnenes Land ist, das zur Römerzeit das germanische Volkstum inne hatte.
*) Siehe S. 131—133.
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sich und ihre Knechte zu bewaffnen, dursten aber die Säbel und Degen nur auf dem Wagen mit sich führen. Der Schwertgurt galt als ritterliches Abzeichen. Eine Handelsfahrt glich einem Kriegszuge. — Auch durch auferlegte Zölle (Brücken-, Weg- und Thorzoll), sowie durch den Straßenzwang wurde der Handel eingeengt. Zur Abkürzung seines Weges oder zur Ersparung von Kosten durfte der Kaufherr nicht einzelne Städte meiden, sondern er mußte die vorgezeichnete Straße ziehen. Wenn ein Gefährt auf einem Grundstücke festfuhr, umwarf oder zerbrach, so verfiel der Frachtwagen mit seiner ganzen Ladung dem Herrn des betreffenden Landstückes. Ebenso erging es einem Frachtschiffe, das auf einem Flusse Schiffbruch erlitt. (Vergl. das Strandrecht.) — Später wurde es Sitte, daß sich die Kaufherren von den Landesherren und Städten, durch deren Gebiet sie zogen, eine Geleitsmannschaft erbaten, wofür sie freilich hohe Summen zu entrichten hatten. Allmählich ging das Geleitsrecht fast ganz auf die Städte über.
Die Wege waren schlecht. Nur langsam vermochten die Wagen vorwärts zu kommen. Tief sanken die Wagenräder selbst in den Städten im Straßenschmutz ein. Erst im 14. Jahrhundert beginnt in den wohlhabenderen Städten die Anlage gepflasterter Straßen. Aber noch im 16. Jahrhundert gehörten z. B. in den kleineren Residenzen gepflasterte Straßen zu den Seltenheiten. Die Herstellung besserer Landwege hing eng mit der Einrichtung von Posten zusammen. Jeder Ort, der Postverbindung erhielt, war verpflichtet, den Weg zu bessern. Mit der Einrichtung der Posten hörte die früher übliche Bestellung von Briefen und Paketen durch Frachtfuhrleute und Botenfrauen auf. •
2. Kleidung. Die geschmückte, farbenreiche Tracht erschien den Menschen im Mittelalter von hoher Wichtigkeit, besonders in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Kennzeichnend für den Geschmack jener Zeit waren die geteilte Kleidung (die eine Hälfte des Rockes war gelb, die andere weiß, der Schnitt der Ärmel, sogar die Gestalt der Schuhe verschieden), die Schellentracht und die Schnabelschuhe. Gegen den ungeheuren Aufwand in Kleidung, Kopfputz und Schmuckgegenständen kämpften die Behörden durch Verordnungen vergeblich an.
3. Die Gerichtsbarkeit. Der Roland auf dem Marktplatze war das Wahrzeichen der städtischen Gerichtsbarkeit, der Gerechtigkeiten und Freiheiten. Er erinnerte an die Zeit, in der auch im städtischen Rechtsleben (gemäß der altgermanischen Sitte) nur unter freiem Himmel Recht gesprochen wurde. Auf dem Markte schlug man die
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t Xx. l)r. Martin Luther und die Reformation.
a) Die Workäufer der Weformation.
Gegen die Mißbräuche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten, wurde schon seit dem Ausgange des 12. Jahrhunderts angekämpft. Nur durch die größte Strenge gelang es der Kirche, die „Irrlehre" oder die „Ketzerei" niederzuhalten. Als Petrus Waldus, ein Kaufmann in Lyon, anfing, seine auf die Bibel gegründete Lehre zu verbreiten, wurde er aus seiner Heimat vertrieben und gegen seine Anhänger im südlichen Frankreich ein Kreuzzug unternommen, dem Tausende zum Opfer fielen. Johann Wiclef, Lehrer an der Universität zu Oxford, der gegeu die Mißbrauche, vor allem gegen den Ablaß und den Reliquiendienst, unerschrocken Zeugnis ablegte, wurde seines Amtes entsetzt; nach seinem Tode riß man seine Gebeine aus dem Grabe und warf sie in den Fluß. — Johan n Huß und sein Freund Hieronymus von Prag besiegelten die Lehre, daß allein der Glaube selig macht und die heilige Schrift die Grundlage unseres Glaubens bildet, mit dem Tode. Durch keine menschliche Macht indes läßt sich die Wahrheit unterdrücken. Das Werk jener Männer nahm Dr. Martin Luther auf und führte es glücklich zum Ziele.
t Tb) Luthers Knlwicketungsgang.
1. Seine Jugend. Martin Luther, eines Bergmanns Sohn, wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Alle Erinnerungen seiner Kindheit haften jedoch an der alten Bergmannsstadt Mansfeld mit dem Grafenschloß über den hügeligen Straßen, wohin sein Vater bald nach seines Sohnes Geburt gezogen war. Die meisten Nachrichten aus seiner Kindheit verdanken wir ihm selbst; denn er erzählte gern von seinen strengen Lehrern und Eltern. Letztere waren anfangs sehr arm, gelangten aber allmählich zu Wohlstand und Ansehen. Zuerst ging der kleine Martin in die Ortsschule, im 14. Lebensjahre zog er nach Magdeburg, um die lateinische Schule zu besuchen; seht Brot verdiente er sich nach damaliger Sitte mit anderen armen Schülern durch Singen vor den Thüren. In Eisenach, wohin er schon nach einem Jahre übersiedelte, nahm ihn die Frau von Cotta wegen seines andächtigen Gesanges in ihr Haus auf. Die schöne Wartburgstadt mit ihren sonnigen Thälern und dunklen Waldungen nannte er später seine „liebe Stadt."
2. Auf der Universität. 1501 bezog Luther die Erfurter Universität.
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Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreich Prag Luthers Eisleben Mansfeld Magdeburg Eisenach
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revier. wurde in einen öffentlichen Park umgewandelt. Die Fasanerie bildete den Anfang des zoologischen Gartens. Allmählich gewann Berlin das Ansehen einer europäischen Hauptstadt. Der Dönhoffsplatz und der Gendarmenmarkt wurden mit neuen palastartigen Gebäuden besetzt; den Wilhelmsplatz schmückte Friedrich Ii. mit den Standbildern der Helden des siebenjährigen Krieges. Neben den königlichen Bauten zu gewerblichen und militärischen Zwecken entstanden zur Förderung des Handels die königliche Bank und die Seehandlung.
Unter Friedrich Wilhelm Ii. wurde (an Stelle des von Friedrich Wilhelm I. errichteten Pallisadenzannes) eine massive Mauer angelegt. Sie wurde 1802 vollendet und erhielt nenn Thorbauten. Die Namen der Thore haben sich zum größten Teil erhalten, während man diese selbst mit der Befestigungsmauer bei der Eingemeindung der nördlichen Vororte (1861) entfernte.
Xiii. Deutschland im 18. Jahrhundert.
a) Zustände im Weiche. — Wandlungen.
1. Die Landesfürsten. Mit der im westfälischen Frieden anerkannten Selbständigkeit aller deutschen Fürsten vollzog sich eine Umgestaltung des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens. Fast alle zu Ende des 15. Jahrhunderts geschaffenen Einrichtungen verloren ihre Bedeutung. In allen Gebieten des Reiches entwickelte sich die unumschränkte fürstliche Gewalt, weshalb man diese Zeit als die „Zeit der Fürstenmacht" bezeichnet. Die Landstände (Adel, Geistlichkeit, Geschlechter) verloren das wichtige Recht der Steuer-bewilligung; ja sie wurden allmählich ganz beseitigt oder waren ausübende Werkzeuge der fürstlichen Gewalt.
Die meisten deutschen Fürsten ahmten nicht nur die selbstherrliche Herrschergewalt Ludwigs Xiv., sondern auch seine glänzende Hofhaltung nach. Mit der Verschwendung, die die Pracht der Festlichkeiten, der Bauten 2c. in sich schloß, ging die Bedrückung des treuen, fleißigen Volkes Hand in Hand. Mehr noch als die größeren Länder hatten darunter die kleineren zu leideu. Die geistlichen Höfe wetteiferten iu der Verschweuduug und Leichtfertigkeit mit den übrigen. Wenn wir die Regierung der Fürsten aus dem Hanse Hohenzollern, die zumeist alle Einkünfte zum Besten der Gesamtheit verwandten, mit der vieler anderer deutscheu Fürsteu vergleichen, so treten ihre hohen Verdienste erst ins rechte Licht. Zum Heile der Unterthanen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I. Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv.
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Manchester; Solingen, ein anderes Lüttich). Krupps Gußstahlfabrik erhob sich zum ersten Stahlwerk und zum größten Geschützwerk der Welt. Borsigs Maschinenfabrik übertraf alle ähnlichen durch gewaltige Leistungen. — Handel und Industrie verdankten ihren außerordentlichen Aufschwung zumeist den Eisenbahnen, deren Schienennetz sich mehr und mehr ausbreitete. Die Telegraphie half die räumlichen Verhältnisse überwinden. 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte unser Vaterland. — Der Schiffsverkehr und der Seehandel schritten langsamer vorwärts. Nachdem jedoch die Handelsflotte des Schutzes einer Kriegsmarine sicher war, trat auch hier ein schneller Fortschritt ein.
3. Auch um die geistigen Interessen seines Volkes erwarb sich der König hohe Verdienste. Cornelius und Kaulbach, die Großmeister der Malerkunst, berief er nach Berlin. Jüngere Talente unter den zahlreichen Vertretern der Dichtkunst unterstützte er, ältere schützte er vor Mangel.
4. Der hohe Kunstsinn des Königs prägte sich in zahlreichen Bauten aus. Unter seiner Regierung entstanden in der Reichshauptstadt das neue Operuhaus und das neue Museum, die Schloßkapelle und zahlreiche andere Kirchen und Kapellen, das Krankenhaus Bethanien und das katholische Hedwigskrankenhaus. Von neuerrichteteten Denkmälern sind zu uennen: Die .Friedensfäule auf dem Belle-Allianceplatz, die Standbilder Iorks und Gneisenaus am Opernplatz, dasjenige Thaers an der Bauakademie. Unter seiner Regierung wurde das großartige Reiterstandbild Friedrichs des Großen vollendet. Das letzte Werk dieser Art war das Kriegerdenkmal am neuangelegten Jnvalidenpark. Die Stadterweiterungen schritten fort; als neue Stadtteile traten die Friedrich Wilhelmstadt und Friedrichs5 Vorstadt zu den zehn historischen Stadtvierteln hinzu. Unter den Parkanlagen verdient besonders der Friedrichshain Erwähnung. 1856 erhielt Berlin seine erste Wasserleitung (Wasserwerk amstralauerthor).
f f) Iriedrich Wilhelms Iv. Krankheit und Fod. — Seine Gemahlin Elisabeth.
1. Im Jahre 1857 erkrankte der geistreiche, fromme Fürst so schwer, daß sein Bruder Wilhelm die Stellvertretung übernehmen mußte. Da sich die Krankheit als unheilbar erwies, trat der „Prinz von Preußen" 1858 die Regentschaft an. Bei dem Tode des Königs (am 2. Januar 1861) sagte sein Bruder Wilhelm von ihm: „Niemals hat eines Königs Herz treuer für sein Volk geschlagen. — Überall gewährte er edlen Kräften Anregung und förderte deren Entfaltung.
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Extrahierte Personennamen: Krupps_Gußstahlfabrik Borsigs Cornelius Friedrichs Friedrich_Wilhelmstadt Friedrich Iriedrich_Wilhelms Wilhelms Elisabeth Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Solingen Kaulbach Berlin Bethanien Hedwigskrankenhaus Friedrichs Friedrichshain Berlin
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auf der Fiedel. Von ihnen lernte das Volk Text und Melodie; durch sie kamen auch die alten Sagen und Lieder ins Volk. — Als das Rittertum entartete, verlor auch der ritterliche Gesang seinen Wert.
8. Die geistlichen Ritterorden. Zum Schutze der Pilger hatten sich in Palästina drei geistliche Ritterorden gebildet, die sich außer den Mönchsgelübden Kampf gegen die Ungläubigen, Beschützung der Pilger, der Bedrängten, Witwen und Waisen, Pflege der Kranken zur Aufgabe setzten. Während der Orden der Johanniter vorzugsweise Italiener, der der Tempelherren Franzosen zu seinen Mitgliedern zählte, gehörten dem Orden der Deutschherren oder dem deutschen Ritterorden vor allem deutsche Ritter an. Äußerlich unterschieden sich die Ordensritter durch ihre Kleidung voneinander. Die Deutschherren trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz. Der Ordensobere wurde Großmeister genannt. Die Mitglieder des Ordens zerfielen in Ritter, Geistliche und dienende Brüder. Durch Eroberung und Besiedelung des Landes an der Weichsel, am Pregel und Niemen machte er sich um unser Vaterland sehr verdient.
9. Verfall. Solange die Ritter Ehre und höfische Sitte hochhielten, waren die Burgen Stätten der Bildung. Die vielgerühmte Ritterlichkeit schwand aber mehr und mehr dahin. Die Verwilderung trat im Laufe des 13. Jahrhunderts ein. Viele Adlige gaben sich auch keine Mühe, ihre niedrige Gesinnung zu verheimlichen. Mit ihren Reisigen machten sie die Handelsstraßen unsicher. Bei dem Herannahen eines Warenzuges stürmten sie auf den Ruf des Wächters den Burgberg hinab, oder sie lauerten in der Dämmerung den Reisenden auf, beraubten sie, nahmen sie gefangen und gaben sie nur gegen ein hohes Lösegeld wieder frei. Oft brachen sie am hellen, lichten Tage ohne äußere Veranlassung in die benachbarten Dörfer ein, zündeten die Gehöfte an, trieben die Herden weg und quälten die Bauern auf jede Weise. Von den „vom Stegreife" lebenden Rittern galt das Wort:
„Reiten und Rauben ist keine Schande,
Das thun die Besten im Lande."
In dem allseitigen Kriege, den bald die Landesherren und die Städte gegen die Raubritter eröffneten, wurden viele Burgen zerstört und ihre Bewohner getötet. Mit der Verwendung des Schießpulvers im Kriege und der Vervollkommnung der Geschütze sank der Rest der Raubburgen in Schutt und Asche.
Hohmann, Vaterländische Geschichte. 5
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den der alte Dessauer errang. Trotz des heftigsten Widerstandes wurden die schneebedeckten Höhen, die der Feind besetzt hielt, genommen. Einige Tage später besuchte Friedrich das Schlachtfeld. Er stieg vom Pferde, nahm nach Besichtigung des Ganzen den Hut ab. umarmte deu Feldherrn und spendete ihm reichliches Lob. Im Frieden von Dresden, der am Weihnachtstage 1745 geschlossen wurde, mußte Maria Theresia abermals auf Schlesien verzichten. Bei dem Einzuge Friedrichs in Berlin wurde er zum erstenmale als „der Große" gefeiert.
3. Die zehn Friedensjahre. In der Friedenszeit zeigte sich der König auch groß als Landesvater. Er zog wie feine Vorfahren tüchtige auswärtige Arbeiter iu das Land und förderte durch Kanalanlagen Handel und Verkehr. Die Kartoffel bürgerte sich ein. Die Baumwollspinnerei eröffnete deu Bewohnern neue Erwerbsquellen. In der Umgebung Potsdams, der Sommerresidenz des Königs, entstanden herrliche Anlagen. Damals wurde auch das berühmte Lustschloß gebaut, wo Friedrich von seinen Regierungsgeschäften ausruhen wollte. Darauf deutet der Name des Schlosses „Sanssouci" (d. i. Sorgenfrei) hin. In Wahrheit kannte er aber nur am Abend nach reger Tagesarbeit Erholung. Zu deu berühmten Tischgesellschaften lud er seine geistreichsten, gebildetsten Offiziere und die ausgezeichnetsten Gelehrten und Künstler. Der König war der Mittelpunkt der Unterhaltung. — Seine Jugendfreunde starben früh. Unter seinen späteren Vertrauten stand ihm der berühmte Voltaire besonders nahe. Der persönliche Umgang beschränkte sich indes ans wenige Jahre. Über sein Verhältnis zu ihm äußerte Friedrich: „Ich will sein Französisch, was geht mich seine Moral an!"
Bei seiner Friedensarbeit ließ der König die Verstärkung und Verbesserung des Heeres nie ans dem Auge. Auch fein Volk fühlte, daß bei der allgemeinen Feindschaft gegen das aufstrebende Preußen ein großes, mächtiges Heer durchaus notwendig war. Mit treuer Liebe hing es ihm an. Die Begeisterung für den Helden half über manche Leiden hinweg und befähigte zu größeren Leistungen.
d) I>er siebenjährige (dritte schlesische) Krieg. 1756—63.
l. Ursachen. Ausbruch. Nach den zehn Friedensjahren begannen die sieben Jahre der schwersten Sorge. Nicht eroberungslustig war Friedrich diesmal ausgezogen. Wie der Sturmwind wollte er die Wolken brechen, die sich von allen Seiten über seinem Haupte zusammenzogen. Teils durch deu Verrat eines sächsischen Geheimschreibers, teils durch Andeutungen des russischen Thronfolgers hatte er die Gewißheit erlangt, daß sich Maria Theresia mit Rußland,
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Feinden aber, den deutschen Ritiern in Preußen, befahl der Papst, daß sie jetzt Friedeu mit den Litauern hielten. Und so zogen denn die Heiden aus, um in einem christlichen Lande zu sengen und zu brennen. Die Altäre stürzten sie nieder und ritten durch die Kirchen. Taufbecken und andere heilige Geräte wurden beschmutzt und geraubt. Tausende von armen Gefangenen wurden erbarmungslos gepeitscht und in die Gefangenschaft geführt. — Freilich raffte sich das brandenburgische Volk bald auf und schlug die Räuber; aber wer führte die wieder iu ihre Heimat zurück, die sie schon in die litauischen Wälder geschleppt hatten? Als sie fort waren, da sah es traurig aus im Brandenburger Lande. „Wäre da ein hoher Berg gewesen, von dessen Spitze man das Land hätte überschauen können, man hätte viel Elend mit einem Male gesehen. Man sah aber schon genug, wenn man auf der Heerstraße ging. Davon abzuweichen, war nicht wohlgethan. Lagerten hinter Büschen und Hügeln keine Räuberbanden, so traf man doch auf jedem Schritt Arme und Bettler an. Kurz zuvor waren sie vielleicht noch warm und gut gekleidet, jetzt wanderten sie in Lumpen gehüllt und wußten nicht wohin. Kein Haus öffnete seine Pforten! Aber der arme Wanderer brauchte auch nicht im Walde zu liegen oder in Gräben Schutz zu suchen gegen Wind und Wetter. Da standen genug Häuser wüste und ganze Dörfer mit öden Mauern und hohem Brandschutt." — Wenn wir uns die Not der damaligen Zeit ganz vergegenwärtigen, dann können wir wohl ermessen, wie der Volkshaß gegen die Urheber des Unglücks sich vorübergehend zur Volkswut steigern konnte. Das vom Zahn der Zeit benagte Steinkreuz vor der Marienkirche auf dem neuen Markte zu Berlin hält die Erinnerung wach an Scenen wilder Volkserbitterung und jäher Rache. An dieser Stelle wurde 1325 der Probst Nicolaus von Bernan erschlagen, als er es an einem Markttage wagte, die Stadt, in welche sich viele Unglückliche aus der schwer heimgesuchten Gegend geflüchtet hatten, zu betreten. Der Papst verhängte über Berlin und Kölln das Interdikt. Ein Jahrzehnt hindurch unterblieb jede gottesdienstliche Handlung, und der Klang der Glocken verstummte. Noch schlimmer erging es der Stadt Frankfurt, die den Bischof von Lebus gefangen gesetzt und alle Priester vertrieben hatte.
3. Per falsche Waldemar. Ludwig der Bayer verscherzte die Gunst der deutschen Fürsten dadurch, daß er Tirol widerrechtlich an sein Haus brachte. In Karl Iv. aus dem Hause Luxemburg erstand ihm im Reiche ein Gegenkaiser, der durch Ludwigs jähen
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Extrahierte Personennamen: Nicolaus_von_Bernan Ludwig_der_Bayer Ludwig Karl_Iv Karl Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburger_Lande Berlin Berlin Frankfurt Lebus Luxemburg