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1. G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte - S. 64

1889 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
64 Ii. Deutsche Geschichte. seinem Geburtsdorfe und setzte hier seinen Unterricht fort. Von da ward er 1414 nach Kostnitz (Konstanz) vor die Kirchenversammlnng gefordert; Kaiser und Papst versprachen ihm Sicherheit; es sollte ihm nichts geschehen, wenn er auch seinen Bruder erschlagen htte. Er kam, trug seine Lehren vor und bewies sie aus der Bibel. Doch die Lehren widersprachen dem Papsttum; er ward gefangen gesetzt und 1415 als Ketzer, dem man nicht Wort halten drfe, lebendig verbrannt, und 1416 auf derselben Stelle sein Freund Hieronymus. Dies erbitterte die Bhmen, und 20 Jahre hindurch bten diehus-si t en furchtbare Rache an allen Anhngern des Papstes (Hussitenkrieg). 15, Martin Qtther. 14831546, Die Reformation oder Kirchenverbesserung ging in Deutschland von Martin Luther aus. a. Allmhliche Entfremdung von der katholischen Kirche. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren, wohin seine Eltern zum Hahrmrkte gezogen wren? Sie wohnten zuerst in Mhra bei Eisenach und zogen dann nach Mansfeld am Harze. Die Eltern, arme Bergleute, erzogen ihren Sohn streng und gottesfrchtig. Auch in der Schule herrschte harte Zucht. Mit seinem 13. Jahre kam er auf die Lateinische Schule zu Magdeburg und ein Jahr spter auf die hohe Schule zu Eisen ach. ~ Die Armut seiner Eltern zwang ihn, nach der Sitte jener Zeit, sich als Singknabe" sein Brot vor den Schren reicher Leute zu ersingen, bis ihn eine reiche Brgerfrau, Namens Cotta, an ihren Tisch nahm. 1501 zog er, wohl vorbereitet, auf die Universitt zu Erfurt, um die Rechtswissenschaft zu studieren. Eine Bibel, die er in der Bibliothek fand, erweckte in ihm das Verlangen, auch einst ein solches Buch zu besitzen. Eine schwere Krankheit machte ihn vor dem Strafgerichte Gottes zittern, und der pltzliche Tod eines Freundes vermehrte seine innere Unruhe so sehr, da er beschlo, im Kloster Ruhe zu suchen. Im Fahre 1505 trat er in das Auaustrnerkloster zu Erfurt. Die harten Arbeiten, die er als jngst eingetretener Mnch verrichten mute, trug er willig, auch hielt er die Gesetze des Klosters streng, Ruhe aber fand er erst, als ihn ein alter Mnch auf die Ver-gebung der Snden hinwies. 1508 ward Luther Lehrer an der Universitt zu Wittenberg und Prediger einer Stadtgemeinde. 1510 reiste er im Auftrage des Augustinerordens nach Rom und lernte hier die Verderbtheit der damaligen rmischen Geistlichkeit kennen.

2. Teil 4 - S. 9

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
D 01l0il0ll0ll0llll0ll0ll0ll01l0ll0(o§o)(o£ o)oiloiioilciioiiiioiioiioiioiioiio M (Olloiloiioiio I. Religiös-sittliches Leben Oiioiioiioiio Oüoüoiiomoii Iioi10iioiioiioiio(c>Qo)(os ojoiloiioiiomoii Iioiioüoiioiioiio w. !s gibt einen schönen Garten» allgrün zu jeder Zeit» drin blühn die Blumen» die zarten, ob draußen es stürmt und schneit. Er liegt im Herzen verborgen» und pflegst du mit Sorgfalt sein» strahlt hell an jedem Morgen Gottes warme Sonne hinein. Friedrich Wilhelm Weber. 1. Eine deutsche Samariterin. Die letzten ruhmreichen Kämpfe unseres Volkes haben uns nicht nur leuchtende Vorbilder des Heldentums gegeben, wir erblickten auch die schönsten Züge stillwaltender Wohltätigkeit und opferfreudiger Hilfe überall da, wohin der Krieg seine dunklen schatten warf, von dem Verbandplätze des flammenbeleuchteten Schlachtfeldes bis in die stille, düstere Lcke des heimatlichen Lazaretts, hinter dem siegreichen deutschen Heere stand einmütig das opferfleudige deutsche Volk, hinter dem kämpfenden deutschen Manne das hilfsbereite, sorgende Weib, und zwar von der mächtigen Herrscherin des Reiches bis zu der Arbeiterin, die ihre von der Mühe des Tages angegriffenen Rügen noch bei Nacht anstrengte, um ihren einzigen Schatz, das abgetragene Leinen, in Scharpie zu zerzupfen für die verwundeten Löhne des Vaterlandes. Vas leuchtende Beispiel, das die an der Spitze mildtätiger und patriotischer Frauenvereine stehenden deutschen Fürstinnen boten, wirkte geradezu belebend und begeisternd aus alle deutschen Frauen und ganz besonders auf diejenigen unter ihnen, die, von edler Menschenliebe getrieben, hinauseilten auf den Schauplatz des Krieges, um inmitten aller Schrecknisse eine segensreiche Tätigkeit zu entfalten. Unter diesen opferfreudigen Krankenpflegerinnen zeichnete sich ganz besonders Frau Marie Simon aus, deren Tatkraft, Umsicht und Rufopferung ihr die Rnerkennung Europas und unter den Kriegern den schönen, sie hoch ehrenden Namen „Mutter Simon" erwarben.

3. Teil 4 - S. 13

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
13 um dieselbe Riesenarbeit hier von neuem zu beginnen. Ruch hier gab es kein Wasser, Eis noch viel weniger, und die Hitze war groß. Dazu überstieg der Krankenbestand an diesem kleinen Ort anfänglich 6000 Mann,- die Kirche war mit verwundeten überfüllt, Frau Simon schreibt darüber: „Ls ist rührend, wie die Rrzte und das ganze Sanitätspersonal es sich angelegen sein lassen, die Leidenden aus der Kirche herauszutragen auf den Friedhof in die frische, milde Luft, an ein sonniges Plätzchen — und sie sorgsam in ihre Decken hüllen oder letztere neben ihnen aufhängen, damit sie vor jedem Zug geschützt sind. Manchem haben sie das Lager auf einem Leichensteine zurechtgemacht. Da liegen nun Deutsche und Franzosen, die sich eben noch wütend bekämpft haben, friedlich nebeneinander aus einem Friedhofe, sie, die Lebenden, die erst ihr Leben so freudig eingesetzt und es jetzt doch nicht lassen mächten, unter den Toten, vorüber ist alle irdische Leidenschaft,- hier herrscht Friede und Versöhnung." So setzte die mutvolle Frau während des ganzen Krieges ihre opfer- willige Tätigkeit fort, vor Sedan wie vor Paris, überall zur rechten Zeit eingreifend, überall mit klarem Blick die nächsten Bedürfnisse erkennend, für deren Befriedigung ihr praktischer Zinn und ihre rasche Entschlossenheit auch stets Mittel und Wege zu finden wußte. Den größten Gefahren trotzte sie mit unerschrockenem Mut. von dem Umfange ihrer Rrbeiten und psiichten kann man sich kaum eine Vorstellung machen. In der Nähe von Paris hatte sie eine Verpflegungsstation errichtet und versah hier in der Zeit vom 10. Oktober bis zum 25. November mehr als 63000 Mann mit Suppe und Fleisch und 17500 Mann mit Kaffee. Rußerdem aber errichtete sie noch Passantenlazarette, in denen während derselben Zeit 4941 Kranke und verwundete aufgenommen und verpflegt wurden. Rls endlich der Friede geschloffen wurde und auch Frau Simon, begleitet von den heißen Segenswünschen Tausender, in die Heimat zurückkehrte, da ging sie sogleich an die Rusführung des planes, den ihre edle Seele inmitten aller Schrecken des Krieges gefaßt hatte: sie gründete eine Heilstätte für deutsche Invaliden und alleinstehende Kranke, zugleich eine Lehranstalt für Krankenpflegerinnen. Das dankbare Vaterland unterstützte fteudig das Werk. Mein nur kurze Zeit war es ihr vergönnt, ihre Schöpfung emporblühen zu sehen. Rm 20. Februar 1877 entriß der Tod sie ihrem schönen Wirkungskreise. Noch am Tage vor ihrem Tode hatte die edle Königin Tarola von Sachsen an ihrem Krankenlager gestanden, und die Träne im Rüge der hohen Frau bezeugte, wieviel sie in der Sterbenden verlor. „Nicht müde werden!" — hatte diese so oft auf den Schlachtfeldern wie an den Krankenbetten des Lazaretts ihren braven Mertinerinnen zugerufen, und nun war für sie selbst die Nacht gekommen, da sie müde das Haupt neigte. Ihr Rndenken aber bleibt in Segen, denn an ihr erfüllte sich das Wort der Schrift, daß die Edlen „rubeu von ihrer Rrbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach". Rudolf Bunge.

4. Teil 4 - S. 35

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
35 Da kam ihm ein Wesen entgegen, bei dessen Erscheinen ex stutzte. Ein Wesen von schlichtem Ansehen,' bescheiden sein Gang, seine Haltung, seine Gebärde; schön sein Angesicht, aus dem ein edler Ernst und tief- innerlichster Friede sich malten. „Weiche mir aus!" rief ihm der Hochmut zu. „Gern," erwiderte der andere lächelnd und gab Raum. Dennoch fühlte sich der Hochmut verletzt: „Du lächelst? Wie darfst du wagen, zu lächeln in meiner Gegenwart?" schnaubte er und warf sich wütend auf den Beleidiger. Dieser wehrte ihn nicht ab, regte sich nicht einmal, stand nur ruhig und fest. Der Hochmut aber stürzte zur Erde, und alle seine Seifen- blasen zerplatzten, und seine Glaskugeln lagen in Scherben — er war an das Verdienst angerannt. Marie v. Lbner-Lschenbach. 15. Der blinde Passagier. in unbeschreiblich stiller Sonntag, der erste, den ich auf eng- lischem Boden verlebte, brachte meine erregten Nerven zur Nutze, wenigstens äußerlich. Im Innern brauste noch immer die See, die Häuser im Square schwankten ein wenig, wenn ich sie nicht scharf ansah, und ein nagender Gedanke wollte sich nicht verscheuchen lassen. Ich hatte meine Überfahrt noch immer nicht bezahlt! Die Entfernung des stillen Middleton-Square vom Meer, vom „Nordischen Walfisch", von dem tollen Treiben an der Themse schien mit jeder Stunde um hundert Meilen zu wachsen, und damit die Möglichkeit, mein schuldbeladenes Gewissen von seinem Hip zu befreien. Wenn es mir nun recht schlecht ginge in diesem unbegreiflichen Land, mußte ich nicht fortwährend denken: „Geschieht dir ganz recht! Ein Mensch, der nicht einmal seine Überfahrt bezahlt hat!" Ich schüttete endlich der mütterlichen Freundin meines Schwagers das ganze herz aus; sie richtete mich mit heiteren Trostesworten auf, soweit ich sie verstand. Das sei ganz einfach! Ich könne ja morgen meinen ersten Nusflug nach der unteren Themsestraße machen, das Bureau der 5lnt- werpener Dampfer aufsuchen und alles regeln. So konnte ich mein englisches Leben wenigstens als ehrlicher Mensch beginnen. Ich schlief die erste Nacht auf englischem Boden, getröstet und ruhig. Nls wackerer junger Deutscher kaufte ich mir am frühen Morgen einen Stadtplan und machte mich zu Fuß auf den weg nach den Natharinen- docks. Solange ich niemand zu fragen brauchte, ging alles vortrefflich. Die end- und zahllosen Straßen wurden wieder enger, der Lärm lauter, das Gedränge dichter. Gegen zehn Uhr erreichte ich den Platz vor der 3*

5. Teil 4 - S. 40

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
40 „Hifo nochmals und zum Schluß, meine Herren," rief er, „auf die Gesundheit dieses Gentleman. Ein ehrlicher, rarer Dutchman, oder was er sonst sein mag! hipp hipp Hurra!" Sie wollten mir offenbar alle Ehre antun. Wir tranken, wir schüttelten uns die Händen es wurde fast eine Völkerverbrüderung daraus; selbst ein Chinese beteiligte sich schmunzelnd, warum sollte ich mich sträuben? Sie meinten es sichtlich alle herzlich gut. Dann trennten wir uns. Der Kapitän begleitete mich bis unter die Tür und versicherte mich wiederholt seiner unbegrenzten Hochachtung. Ich hatte in dieser stunde einen Freund fürs Leben gewonnen, was ich erst zwölf Jahre später an der Küste von Peru erfahren sollte. Max Lyth. 16. Die alte Waschfrau. Du siehst geschäftig bei dem Linnen die wie dort in weißem haar, die rüstigste der Wäscherinnen im sechsundsiebenzigsten Jahr. So hat sie stets mit sauerm Schweiß ihr Brot in Chr' und Zucht gegessen und ausgefüllt mit treuem Fleiß den Kreis, den Gott ihr zugemessen. Sie hat in ihren jungen Tagen geliebt, gehofft und sich vermählt; sie hat des Weibes Los getragen, die Sorgen haben nicht gefehlt; sie hat den kranken Mann gepflegt, sie hat drei Kinder ihm geboren; sie hat ihn in das Grab gelegt und Glaub' und Hoffnung nicht verloren. Da galt's, die Kinder zu ernähren; sie griff es an mit heiterm Mut, sie zog sie auf in Zucht und Ehren; der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut. Zu suchen ihren Unterhalt, entließ sie segnend ihre Lieben. So stand sie nun allein und alt; ihr war ihr heitrer Mut geblieben.

6. Teil 4 - S. 93

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
93 Thoms antwortete drauf und stellte die häckerlinglad' hin: 160„Splitter, Marie, und Karpfen verschaff' ich dir früher, denn not ist- wenn an dem heutigen Tage sich kitzelig zeiget der Fischer, treib' ich den Kitzel ihm aus, und bald ist der Halter geöffnet!" Klso der rüstige Knecht,- da rannte sie durch das Gestöber, stieg auf den Taubenschlag und pustete, rieb sich die Hände, 165 steckte sie unter die Schürz' und schlug sich über die Schultern. Rls sie mit schärferem Blick in des Schnees umnebelnden Wirbeln spähete, siehe, da kam's mit verdecktem Gestühl wie ein Schlitten, welcher vom Berg in das Dorf herklingelte. Schnell von der Leiter stieg sie herab und brachte der emsigen Mutter die Botschaft, l'o welche der Milch abschöpfte den Kahm zu festlichem Kaffee: „Mutter, es kommt wie ein Schlitten; ich weiß nicht sicher, doch glaub' ich!" Klso Marie. Da verlor die erschrockene Mutter den Löffel. Und ihr bebten die Knie, und sie lief mit klopfendem Herzen, atemlos,- ihr entftog im hastigen Lauf der Pantoffel. 175 Jene lief zu der Pfort' und öffnete. Näher und näher kam das Gekling' und das Klatschen der peitsch' und der Pferde Getrampel. Nun, nun lenkten herein die mutigen Koss' in den Hofraum, blankgeschirrt, und der Schlitten mit halb schon offnem verdeckstuhl hielt an der Tür, und es schnoben, beschneit und dampfend, die Kenner. 180 Mütterchen rief: „willkommen daher! Willkommen, ihr Kindlein! Lebt ihr auch noch?" und reichte die händ' in den schönen verdeckstuhl. „Lebt in dem grimmigen Gst mein Töchterchen?" Dann für sich selber nur zu sorgen ermahnt: „Laßt, Kinderchen!" sprach sie,- „dem Sturmwind wehret das Haus! Sch bin ja vom eisernen Kerne der Vorwelt! 185 Stets war unser Geschlecht steinalt und Verächter des Wetters,- aber die jüngere Welt ist zart und scheuet die Zugluft." Sprach's, und den Sohn, der dem Schlitten entsprang, umarmte sie eilig, hüllte das Töchterchen dann aus bärenzottigem Fußsack und liebkosete viel mit Kuß und bedauerndem Streicheln, 190 zog dann beid', in der Linken den Sohn, in der Kechten die Tochter, rasch in das Haus, dem Gesinde des Fahrzeugs Sorge vertrauend. „Kber wo bleibt mein Vater? Tr ist doch gesund am Geburtstag?" ftagte der Sohn. Schnell tuschte mit winkendem Haupte die Mutter: „Still! Das Väterchen hält noch Mittagsschlummer im Lehnstuhl. 195 Laß mit kindlichem Kuß dein junges Gemahl ihn erwecken! Dann wird wahr, daß Gott im Schlafe die Zeinigen segnet!" Sprach's und führte sie leis in der Schule gesäubertes Zimmer, voll von Tisch und Gestühl, Schreibzeug und bezifferten Tafeln, wo sie an pftöck' aufhängte die nordische winteroermummung, 2o0 Mäntel, mit Flocken geweißt, und der Tochter bewunderten Leibpelz, auch den Flor, der die Wangen geschirmt, und das seidene Halstuch.

7. Teil 4 - S. 97

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
Bch! des Lebens schönste Feier endigt auch den Lebensmai, 100 mit dem Gürtel, mit dem Schleier reißt der schöne Wahn entzwei. Die Leidenschaft flieht, die Liebe muß bleiben,' die Blume verblüht, 105 die Frucht muß treiben. Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben, muß wirken und streben und pflanzen und schaffen, No erlisten, erraffen, muß wetten und wagen, das Glück zu erjagen. Da strömet herbei die unendliche Gabe, es füllt sich der Speicher mit köstlicher habe, 115 die Bäume wachsen, es dehnt sich das Haus. Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Binder, und herrschet weise 120 im häuslichen Breise und lehret die Mädchen und wehret den Bnaben und reget ohn' Ende die fleißigen Hände 125 und mehrt den Gewinn mit ordnendem Sinn und füllet mit Schätzen die duftenden Laden und dreht um die schnurrende Spindel den Faden und sammelt im reinlich geglätteten Schrein 130 die schimmernde wolle, den schneeichten Lein und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer und ruhet nimmer. Und der Vater mit frohem Blick von des Hauses weitschauendem Giebel 135 überzählet sein blühend Glück, siehet der Pfosten ragende Bäume und der Scheunen gefüllte Bäume und die Speicher, vom Segen gebogen, und des Bornes bewegte wogen, 140 rühmt sich mit stolzem Mund: Fest wie der Erde Grund gegen des Unglücks Macht steht mir des Hauses Pracht! ippenberg, 0 4. [g.]

8. Teil 4 - S. 56

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
56 urdeutsches, kräftiges Handwerk, das Schmiedehandwerk. war's nicht in einem Zweige meiner Familie Erbsitte, daß der Alteste Schmied wurde? Ich wäre wohl auch an die Reihe gekommen, aber — nun, grüß' dich Gott, waldschmied! Der Meister tat noch ein halb Dutzend Schläge, steckte dann das Eisen in die Esse und setzte den Blasebalg in Bewegung. Dann drehte er sich nach mir um. „woher des Wegs?" fragte er und besah mich gelassen. Ich gab ihm Bescheid. „hm, da habt Ihr einen redlichen Marsch hinter Euch," meinte er. „Aber schön ist's dort oben. Und wo soll's noch hingehen heute abend, wenn man fragen darf?" „Ins Nachtquartier, denk' ich. Ist kein Dorf in der Nähe?" „Freilich, da hinter der Schmiede. Aber übernachten könnt Ihr in den paar Häusern nicht. Eine Bierschenke haben wir ja, aber ein Bett findet Ihr da schwerlich. Ins Städtchen ist's eine halbe Stunde." Und ruhig, als ob er allein in seiner Werkstatt wäre, nahm er sein Eisen aus der Esse und setzte sein hämmern fort. „Zagt mir, Meister," fuhr ich nach einer besinnlichen weile fort, „wie kommt's, daß Eure Schmiede abseits vom Dorfe steht? Gab's keinen Platz drinnen?" „Meine Frau kann den Lärm nicht vertragen," war die Antwort. „Gho!" rief ich, „ich dachte bisher, nur die Städter wären nervenkrank! Fängt das jetzt auch bei Euch an?" „Sie ist seit fünfzehn Jahren siech," sagte der Mann am Amboß. „Ach so," machte ich und schwieg. Eine Pause entstand. Ein Nachtfalter surrte. Der Schmied hämmerte, und ich besah mir diesen ernsten Mann mit einer plötzlichen Ehrfurcht. „habt Ihr Kinder?" forschte ich weiter. „Ein Mädchen." „Erwachsen, so daß es seine Mutter pflegen kann?" „Das Annchen ist just so viele Jahre alt, als seine Mutter krank liegt. Bei seiner Geburt fing's mit ihr an. — was das Pflegen anbelangt," fuhr er fort und warf das fertige Eisen in den aufzischenden wassertrog, „so ist das so 'ne Sache. Vas Mädel ist von seiner Geburt an lahm. Es geht an Krücken." „Alle weiter!" entfuhr mir, „da seid Ihr schön dran!" „hat mir schon mancher gesagt," bemerkte er ruhig, scharrte die Asche über das Feuer und fing an, sich die Hände zu waschen. Ich auf meinem Amboß schwieg, stützte das Kinn in die Hand und sah sehr ernst dem wortkargen Manne zu. Als er fertig war, nahm er einen Schluck aus einer Kanne und langte sich von einem Nagel die Pfeife herunter. „woher sind Sie eigentlich, wenn's erlaubt ist zu fragen?" fing er an, während er gemächlich die Pfeife stopfte.

9. Teil 4 - S. 111

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
111 wo Friedrich seiner Gemahlin ein schloß erbauen und einen Lustpark anlegen ließ, die Erinnerungen an die Spaziergänge und Gespräche der „philosophischen Königin", hier sah sie die französischen Réfugiés Lenfant, Beausobre, wie den welterfahrenen Jesuiten Vota und den Freigeist Eoland, den flüchtigen Irländer,' sie fand Gefallen in der Unterhaltung mit ihnen, oder sie folgte mit Aufmerksamkeit den religiösen Streitgesprächen, die in ihrer Gegenwart und gleichsam unter ihrem Schutze geführt wurden; denn Sophie Lharlotte besaß jene auf der Verbindung von Schönheit und Geist beruhende natürliche Würde, die zugleich zur freien, zwanglosen Russprache anregt und doch besänftigend und mäßigend auf den Strom der Unterhaltung wirkt. Mochte dann der Jesuitenpater mit dem heiligen Eifer, der ihm so wohl ansland, für den Primat des Papstes und die Einheit der Kirche eintreten, mochten Lenfant und Beausobre ihm gegenüber mit freimütiger Offenheit ihre evangelische Ruffassung von den Schriften der Kirchenväter darlegen — immer nahmen die Gespräche einen edlen, würdigen Verlauf. hier in Sietzenburg empfing sie auch die Besuche des Philosophen Leibniz, den sie schon.am Hofe ihrer Eltern in Hannover schätzen gelernt und mit dem sie bereits seit 1690 in lebhaftem Briefwechsel gestanden. Die Unterhaltungen mit ihm, die sich über die ernstesten Rätsel des Lebens ausbreiteten, gewährten ihr einen außerordentlichen Genuß. „Glauben Sie nicht," schrieb sie ihm gleich nach Beendigung der Krönungs- feierlichkeiten, „daß ich diese Größe, von der man soviel Rufhebens macht, unseren philosophischen Unterhaltungen vorziehe." Und an ihre Hofdame, Fräulein von pöllnitz, schrieb sie ein andermal (7. Rugust 1702): „Ich liebe diesen Mann; aber ich möchte mich fast darüber betrüben, daß er alles mit mir so oberflächlich behandelt. Er setzt Mißtrauen in meinen Geist; denn er antwortet mir selten mit Schärfe über die Gegenstände, welche ich anrege.... Neulich hielt er mir eine Rbhandlung über das unendlich Kleine, — wer weiß besser als ich, wie es sich damit verhält!" ------Und Leibniz wieder schreibt einmal an seine fraglustige Freundin: „Es ist nicht möglich, Sie zufriedenzustellen, Sie wollen das warum vom Warum wissen". Es war das Verdienst Sophie Tharlottenz, daß sie feinere Sitten in die Gesellschaft einführte, denn es sah damit bei allem Zeremoniell am Hofe Friedrichs zu Rnfang seiner Regierung noch übel genug aus. Zu den beliebten Vergnügungen des Hofes während der ersten Regierungs- zeit des Kurfürsten gehörten die sogenannten „wirtschaften", Maskeraden, bei denen der Fürst und seine Gemahlin als Wirt und Wirtin auftraten und die Gäste in der Darstellung mythologischer, historischer oder phan- tastischer Figuren Gelegenheit fanden, eine große Kleiderpracht zu entfalten. Öfters übernahm eine der Masken die Rufgabe, die andern der Reihe nach in Sinngedichten anzureden und ihnen eine Schmeichelei oder eine Rnzüglichkeit zu sagen. So erhielt bei einer Wirtschaft vanckelmann die Rolle eines Scherenschleifers, der, da ihm nicht genug Scheren zum Schleifen gegeben worden, sich daran macht, Menschen zu schleifen. Die

10. Teil 4 - S. 64

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
64 32. Meiner Mutter. Wie oft sah ich die blassen Hände nähen, ein Stück für mich — wie liebevoll du sorgtest! Ich sah zum Himmel deine Flügen stehen, ein Wunsch für mich — wie liebevoll du sorgtest! Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen, ein Schutz für mich — wie sorgenvoll du horchtest! Längst schon dein Grab die Winde überwehen, ein Gruß für mich — wie liebevoll du sorgtest! Detlev v. Liliencron. 33. Es ist ein Ros' entsprungen. Ls ist ein Ros' entsprungen aus einer Wurzel zart, als uns die Riten sungen, aus Iesse kam die Rrt, und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter wohl zu der halben Nacht. Das Röslein, das ich meine, davon Esaias sagt, hat uns gebracht alleine Marie, die reine Magd: aus Gottes ew'gem Rat hat sie ein Rind geboren wohl zu der halben Nacht. Volkslied. 34. Weihnacht. Die Welt wird kalt, die Welt wird stumm, der Winter — Tod geht schweigend um; er zieht das Lailach weiß und dicht der Grde übers Rngesicht — Schlafe — schlafe! Du breitgewölbte Grdenbrust, du Stätte aller Lebenslust, hast Duft genug im Lenz gesprüht, im Sommer heiß genug geglüht; nun komme ich, nun bist du mein, gefesselt nun im engen Schrein — Schlafe — schlafe! Die Winternacht hängt schwarz und schwer, ihr Mantel fegt die Erde leer, die Erde wird ein schweigend Grab, ein Ton geht zitternd auf und ab: Sterben — sterben!
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