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1. Geschichte - S. 61

1913 - Berlin : Oehmigke
— 61 — in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche. Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."

2. Geschichte - S. 68

1913 - Berlin : Oehmigke
— 68 — Man trennte sich, und als die Ritter zu ihren Pferden gingen, die in der St. Georgenstraße an der Rathausbrücke standen, waren sie erstaunt, Hunderte von Fackeln ihrer warten zu sehen. Der Bürgermeister und der Rat hatten ihre Gäste die ganze Treppe hinunter begleitet, und weit entfernt, schon jetzt von ihnen Abschied zu nehmen, schickten sie sich vielmehr an, sie bis zu den Toren der Stadt zu geleiten. Ihnen schloß sich eine große Zahl von Bürgern an. Langsam ritten die Gäste auf ihren schweren mecklenburgischen Rossen in der Mitte des Gewühls, während Dietrich von Quitzow die sechzig Schock böhmischer Groschen in einem ledernen Sack vorn auf dem Sattelknopfe liegen hatte. Der ganze lärmende und singende Zug glich einer fröhlichen Wallfahrt. Die Zinsen spielten vergnügliche Weisen, die Bürger sangen luftige Spottlieder, da sie im Herzen froh waren, den gefährlichen Nachbar und seine Sippschaft auf längere Zeit loszuwerden. Vor dem Tor angekommen, wollten die vornehmen Bürger, und unter ihnen Mitglieder des Rates, Abschied nehmen, als Dietrich von Quitzow meinte: „Ei, ihr Herren, der Mond leuchtet so feierlich herab; geht noch ein Weilchen mit, es wird uns schwer, schon jetzt von unsern lieben Wirten zu scheiden." Der Rat und ein Teil der Bürger begleitete die Ritter noch weiter, die übrigen kehrten mit ihren Frauen nach der Stadt zurück. Trauliches Gespräch wurde nun zwischen den Rittern und Ratsherren gepflogen, während der Zug im tiefen Sande sich dem Walde näherte. Rechts und links auf den Wiesen und Brachfeldern lagen die zahlreichen Viehherden der Berliner Bürger und waren außer von den Hirten nur von wenigen Stadtknechten bewacht; denn das neue Freundschaftsbündnis mit dem Adel der Umgegend ließ ja nichts Böses mehr befürchten. „Was denkt Ihr denn zu tun, Herr Bürgermeister, wenn der Nürnberger Burggraf es sich doch nun einfallen ließe, nach den Marken zu kommen? Seid Ihr gesonnen, ihm den Huldigungseid zu leisten, wie er es durch seine Abgesandten verlangt hat?" — „Da der Kaiser ihm unser Land rechtmäßig verpfändet hat, so sehe ich nicht wohl ein, wie wir ihm den Huldigungseid versagen können, zumal Brandenburg ihn geleistet hat, das doch die erste Stimme hat in allen märkischen Händeln." — „Tut, was Ihr wollt", antwortete der Ritter; „aber seht wohl zu, daß ihr nicht wider den Adel handelt! Ihr möchtet übel dabei fahren.

3. Geschichte - S. 90

1913 - Berlin : Oehmigke
— 90 — Noch während von dem Fußvolk der Bürgerschaft dieser letzte Abschluß des Kampfes erzielt wurde, trabte deren Reiterei nach Tempelhof und bemächtigte sich mit leichter Mühe des dortigen Schlosses, wo die Ritter, um zu der beabsichtigten Überrumpelung alle ihre Kräfte zusammenzufassen, nur einige kriegs-untüchtige Knechte zurückgelassen hatten. Einer Besatzung, die dort zurückblieb, wurde am folgenden Tage von Berlin und Cölln reichlicher Proviant und mehrere Wagenlasten Bier zugeführt. So groß die Siegesfreude auch sein mochte, so war der Sieg selbst den Städten doch sehr teuer zu stehen gekommen. Außer einer beträchtlichen Anzahl Kleinbürger und Gewerksgenossen zählten auch viele Angehörige der in beiden Städten ansässigen Geschlechter und Patrizier zu den Toten und Verwundeten. Der Ehre war Genüge geschehen, indem beide Teile ihre Kräfte gemessen hatten. Auf jeder Seite waren schwere Verluste entstanden, und so erklärt es sich denn auch, daß nunmehr die Parteien zu Friedensverhandlungen sehr geneigt erschienen. Die Städte aber wünschten dringend, die gefährliche Nachbarschaft für immer los zu werden. Hierzu bot sich indes kein anderer Ausweg, als die Besitzungen des Ordens anzukaufen. Die Johanniter erklärten sich auch zur Veräußerung bereit, und schon am Freitag, dem 25. September 1435, wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, nach welchem der Rat der Städte Berlin und Cölln das Dorf Tempelhof mit dem Rittersitze und allem Zubehör, das Dorf Rixdorf mit der Heide, dem Bruche und den dabei telegenen Wiesen, das Dorf Marienfelde mit der Windmühle und Mariendorf mit dem Hegesee bei Teltow gegen Zahlung von 2439 Schock 40 Groschen (nach heutigem Gelde rund 40 260 M.) mit der Verpflichtung erwarb, die genannten Güter vorn Johanniterorden als Sehen zu empfangen. Drei Tage später quittierte der Ordensmeister Balthasar von Schlieben über den Empfang des Geldes und erteilte gleichzeitig die Belehnung. So kamen die Ordensdörfer Tempelhof, Rixdorf, Mariendorf und Marienfelde in den Besitz der Städte Berlin und Cölln. Dr. E. Brecht (Hie gut Brandenburg alleweg).

4. Geschichte - S. 100

1913 - Berlin : Oehmigke
— 100 — was sie sonst noch anstreiften konnten, herbeiholen zu lassen. Die Anzahl der Berliner war über 1500 Mann, die Spandower dagegen waren höchstens 800. Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stille beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach Staaken zu reiten, um dort die Bauern und Knechte, soviel wie anwesend waren und einen guten Knüppel führen könnten, zusammen zu nehmen, solche quer übers Feld nach der Gegend der Valentinsinsel und von dort auf Kähnen nach dem Saatwinkel zu führen. Dann sollte Schönicke während des Gefechts unter Begünstigung der vielen Gebüsche durch die Haselhorst den Berlinern in den Rücken fallen. Der Schönicke führte feine Sache so gut aus, daß er sich schon nachmittags um 3 Uhr an Ort und Stelle befand, ohne daß die Berliner etwas davon ahnten. Nachmittags um 2 Uhr begann man sich zur Feldschlacht zu ordnen. Es wurden zwei Schlachtordnungen gebildet: die erste hatte auf ihrem rechten Flügel die Bürger von Berlin, auf dem linken Flügel standen die Cöll-nischen, zum Hinterhalt waren die übrigen Berliner aufgestellt. In der Mitte hielt der Kurfürst mit einem kleinen Teile seiner Trabanten; auf der einen Seite hatten sie die Festung und den Graben, auf dem linken Flügel die Spree, hinter sich aber den Wald. Die Berlin-Cöllner nun, die so gut postiert waren, glaubten schon den Sieg in den Händen zu haben, triumphierten laut und forderten dabei immer die Spandower auf, herauszukommen. Die Spandower hingegen erkannten ihre Schwäche und das Unvorteilhafte ihrer Lage; doch munterten sie sich einander auf und erwarteten nur die Zeit, da ihr angeordneter Hinterhalt angekommen sein konnte. Sie zogen nun getrost, in kleinere Haufen geteilt, dem Feinde entgegen, und der Streit begann. Man hielt sich wacker hüben und drüben. Der Sieg schien nicht zu wissen, wohin er sich neigen sollte. Dennoch würden die Spandower schließlich überwunden worden sein, wenn nicht Gottfried Schönicke mit seinen leichten Truppen angekommen wäre. Dieser fiel plötzlich von der Haselhorst den Berlinern in den Rücken; der Hinterhalt war bald in die Flucht geschlagen, und nun ging es über die Hauptarmee los. Diese sah ihre Gefahr und hielt sich mit Erbitterung noch eine Weile; aber die „(Staakenschen“ unter Gottfried Schönicke gaben auch hier den Ausschlag und trieben endlich die vereinigte Berlin-Cöllnische Armee in die Flucht.

5. Geschichte - S. 6

1913 - Berlin : Oehmigke
— 6 — deutend genug, um mit den Schilderungen ihres Glanzes und ihres Unterganges die Welt zu füllen. Diese Beschreibungen zeitgenössischer Schriftsteller, wie auch die Beschreibung von Vineta ober Julin, die beibe dasselbe sind, beziehen sich auf wenbische Handels- und Küstenstäbte. Es ist inbessen wahrscheinlich, daß die Binnenstäb te wenig bavon verschieben waren, wenn auch vielleicht etwas geringer. An Handel waren sie gewiß unbedeutender, aber bafür stauben sie dem deutschen Leben und seinem Einfluß näher. Wenden wir uns nunmehr der Frage zu: Wie lebten die Wenden in ihren Dörfern und Städten, wie kleideten und wie beschäftigten sie sich? Neben der Führung der Waffen, die Sache jebes Freien war, gab es mannigfach gegliebertes Leben. Die Ausschmückungen bet Tempel, wie sie von den alten Schriftstellern bei* Wenbenzeit vielfach beschrieben werben, lassen keinen Zweifel barübet, daß die Wenben eine Art von Kunst, wenigstens von Knnsthanbwetk kannten nnb übten. Sie schnitzten ihre Götzenbilder in Holz obet verfertigten sie aus Etz und Gold. Sie bemalten ihre Tempel und färbten das Schnitzwerk, das die Kirchen zierte. Den Schiffbau kannten sie, wie die kühnen Seetäuberzüge der Ranen zur Genüge beweisen. Ihr Haus- und Kriegsgerät war mannigfacher Art. Sie sonnten den Haken zur Beackerung und die Sichel, um das Korn zu schneiden. Die feineren Wollenzeuge, so berichten die Chronisten, kamen aus Sachsen. Aber eben aus dieser Anführung geht hervor, daß die minder seinen im Lande selbst bereitet wurden. Einheimische Arbeit war auch die Leinwand, in welche das Volk sich kleidete, und wovon es zu Segeln und Zelten große Mengen gebrauchte. Es ist also wohl nicht zu bezweifeln, daß der Webstuhl im Wendenlande bekannt war, und daß die Hände, die den Flachs und den Hanf dem Erdboden abgewannen, ihn auch zu verarbeiten verstanden. Die Hauptbeschäftigungen blieben freilich Jagd und Fischerei, baneben die Bienenzucht. Die Honigerträge waren reich und wichtig, weil aus ihnen der Met gewonnen würde; Bier würde aus Gerste gebraut. Die Fische würden frisch ober eingesalzen gegessen; benn man benutzte die Solquellen und wußte das Salz aus ihnen zu gewinnen. Vieles spricht bafür, daß sie selbst Bergbau trieben und das Eisen aus dem Erze zu schmelzen verstanden. Noch ein Wort über die nationale Kleidung der Wenden.

6. Geschichte - S. 102

1913 - Berlin : Oehmigke
— 102 — eine fast wüste Stätte gewesen, da zeigten sich jetzt freundliche Häuser in Menge. In dem Teile der Stadt, der Neu-Cölln genannt wurde, hatte des Kurfürsten Befehl und seine Unterstützung eine Ansiedlung geschaffen. Der Spreefluß war eingedämmt; wo feine Wasser einen Sumpf erzeugt hatten, da war alles trocken gelegt und Pfahlwerk eingerammt, auf dessen Grunde die neuen Gebäude sicher ruhten. Auf dem Mühlendamm erhob sich zu beiden Seiten eine stattliche Häuserreihe mit Bogengängen. „Ich freue mich dieses Wachsens und Gedeihens", rief der Kurfürst. „Diese Stadt hab' ich wahrlich neu gegründet. Wenn ich zurückdenke an die Tage meines Regierungsantritts — damals lag alles öde; die Häuser waren ohne Dächer, die Straßen glichen Sümpfen, und die Menschen schlichen matt und hohläugig umher. Das machte der unheilvolle Krieg, der dreißig Jahre lang getobt hat." Der Jubel des Volkes begleitete ihn, als er durch das Georgentor (bei dem heutigen Bahnhof Alexanderplatz) fuhr. Hier herrschte ein reges Treiben an den Befestigungsarbeiten; die Tortürme stiegen empor, und überall schafften rüstige Arbeiter, des Kurfürsten Plan auszuführen. 3. Die Fahrt ging nun durch das Spandauer Tor zu der Meierei Dorotheas. Die Anlagen dehnten sich weit aus, bis an den heutigen Schiffbauerdamm. Dort angekommen, fuhr man in die neue, ebenfalls von der Kurfürstin angelegte Dorotheenstadt. Zwischen den saubern und wohnlichen Häusern zogen sich gut gehaltene Gärten hin; dort grünte und blühte es luftig, und arbeitsame Leute tummelten sich dazwischen herum zu des Kurfürsten größter Freude. Bis an den Tiergarten und die heutige Behrenstraße zog sich diese neue Vorstadt. Der Wagen bog nun rechts ab in die breite, mit einer vierfachen Reihe von Lindenbäumen eingefaßte Straße, die heute „Unter den Linden" heißt. Die kräftigen Bäume waren dicht belaubt, und unter ihrem Schatten bewegte sich die Menge der Spaziergänger, das kurfürstliche Paar begrüßend. „Dort ist der erste Baum, der in diesen Boden gefetzt wurde," sagte Dorothea, „und ich pflanzte ihn mit eigener Hand". Der Kurfürst blickte gerührt auf die Linde, die ein kleines Holzgitter umgab. Dann gab er Befehl, schnell zu fahren, und bald hielt das Fuhrwerk wieder im Schloßhofe.

7. Geschichte - S. 115

1913 - Berlin : Oehmigke
7t X — 115 — eine Stunde, und noch zeigen sich die weißen Bläschen nicht, die sich zuerst zeigen müssen, wenn die vollständige Amalgamierung eintritt.“ „Wie mögt Ihr verlangen, gnädiger Herr, daß etwas, was noch nie dagewesen, noch nie geschehen, sich ganz nach den Regeln der gemeinen Scheidekunst gestalte? Noch kann der cölestische Einfluß der tellurischen Materie sich nicht verbinden und wird es auch heute Nacht nicht können, wenn jener Stern dort mit seinem fruchtbaren Strahl nicht durch jenes Quadrat im Fenster die Phiole trifft." „Ihr hattet recht, Leonhard, das von dem Niurou gebaute Laborierhaus da am Schlosse taugte nicht sür unseren Zweck. Die Herde lagen zu niedrig, und wir hatten mit den Ausdünstungen des Bodens zu kämpfen — für eine Apotheke mag das Haus allenfalls gut sein, aber für das Höhere, Geistigere der Wissenschaft taugt dieser Turm hier besser; darum räumte ich Euch auch säst das ganze hohe Haus, die Burg der alten Markgrafen, ein und hoffe, durch Eure guten Dienste dafür entschädigt zu werden." „Entschädigt, gnädiger Herr? Bedenkt, daß ich nur Euch und Eurer Liebhaberei zu Liebe mich mit diesen alchymistischen Versuchen abgebe. Ich habe Euch nie getäuscht, habe Euch nie merken lassen, daß ich die Kunst der Goldtinktur schon verstehe; aber ich hoffte ebenso fest wie Ihr, das herrliche Ziel zu erreichen und die mächtige Tinktur zu erzeugen." „Wie glücklich war ich, Leonhard, daß ich Euch vor sechs Jahren in Frankfurt fand und zufällig Euer fürtreffliches Werk „den Pifon" las. Ohne diesen Zufall hätte ich Euch nie kennen gelernt! — Aber das siebente Kapitel, wo Ihr vom Goldsande in der Spree, von Saphiren beim Dorfe Buchholz und von Rubinen bei Storkow in unserer Mark sprecht, weckte den lebhaften Wunsch in mir, Euch kennen zu lernen, und gleich bei Eurem ersten Besuche heiltet Ihr meine Kurfürstliche Gemahlin von jenem schweren Fieber." „Ihr habt recht, gnädiger Herr, Ihr bedurftet eines Mannes, wie ich bin; aber auch ich bedurfte Eurer. Meine Erfindungen, meine Pläne bedurften eines so gnädigen und wohlwollenden Schützers, um sich als nützlich zu bewähren. Seht meine Buchdruckerei, meine Schriftgießerei, meine Formschneider, Eisengießer, 8*

8. Geschichte - S. 122

1913 - Berlin : Oehmigke
leben Gelbsack, jebe Rechnnng genau durchsehen. Euer Ebeln wissen, daß der König oft auf Reisen ist, plötzlich, ohne daß jemand es <thnt, auf dem Platze erscheint, und dann geht es los. Die Soldaten müssen antreten, die Beamten Bücher und Kassen ausmachen, die Prediger ihre Listen vorlegen, die Schullehrer genau berichten, wie es mit den Jungen steht. In Küstrin galt es, eine Militärbesichtigung zu halten. In der Morgendämmerung fuhr der König in die Stadt. Zehn Minuten darauf Alarm, Wirrwarr und Spektakel; eine halbe Stunde später stand die ganze Besatzung unter Gewehr. Als ich um sechs Uhr beim Exerzierplatz am , Tore vorbeikutschierte, war der König noch zwischen den Reihen der Soldaten und untersuchte jedes Mannes Uniform genau bis auf den letzten Gamaschenknopf. Weil ich nun fürchtete, Seine Majestät möchten mich in meiner schwarzen Amtstracht als einen Beamten erkennen und ein Examen mit mir anstellen, so trieb ich den Kutscher zur größten Eile an und kam glücklich davon. In Neudamm hörte ich, daß der König um sieben Uhr seine Besichtigung der Soldaten beendet haben werde und irgenb eine anbere Stadt durch seinen Besuch erschrecken wolle." Der Rat lächelte wieber. „Wir werben ja hören, wohin Seine Majestät sich gewanbt haben," sagte er, „meist sinb es doch nur Stellen, die einer Inspektion bedürfen." — „O nein, Ehren," erwiderte Glöckner, „der König macht keine Ausnahmen. Nach seiner Anficht kann jeder Mensch ein Betrüger sein. Es kann jeder an die Reihe kommen." — „Nun, wir werden ja sehen, wen die königliche Revision treffen wird", rief Happelius. „Ah, da kommt der Hammelbraten", setzte er schmunzelnd hinzu, als die Köchin mit der großen, blau geblümten Schüssel erschien, auf welcher der Braten dampfte. 3. In diesem Augenblick stürzte der Amtsdiener in den Flur und rief: „Der König kommt!" Da donnerte schon mit großem Gerassel ein Wagen die Gasse herab und hielt vor dem Amtsgebäude. Die Flurtür wurde geöffnet, und die erschrockene Tischgesellschaft sah den König nebst zwei Offizieren eintreten. „Guten Tag!" rief der König, feinen Hut lüftend, „da wären wir ja — gerade zur rechten Zeit! Potztausend, es riecht gut — hm — Hammelbraten mit Rüben — die Hand her, lieber Rat, ich bin wahrhaftig recht hungrig. Geb' Er mir zu essen, Happelius!" Er nahm fofort am Tische Platz. „Frau Rätin," fuhr er fort,

9. Geschichte - S. 126

1913 - Berlin : Oehmigke
— 126 — „Durch die Multiplikation", sagte eine Stimme. „Recht so!" rief der König, „das ist meine liebste Rechnungsart. Rechnet das also aus, und wenn ihr es ausgerechnet habt, dann zieht von der Summe zweihundertvierzig — schreibt's auf — zweihundertvierzig ab, und dann will ich wissen, was bleibt. Vorwärts!"' — Tiefe Stille trat ein, nur die Griffel quietschten auf den Tafeln. Wendroth lehnte an einem Tische; er fürchtete, daß seine Schüler schlecht bestehen würden. Die Jungen rechneten, ohne zum Ziele zu kommen; sie waren ängstlich geworden. Der König beobachtete sie genau. — Da rief eine helle Stimme: „Ich bin fertig!" Wer war es? Ha, der kleine Jochen Müller hielt die Tafel empor. „Na," lachte der König, „was kommt heraus?" — „Ich nehme dreihundertfünfundsechzig viermal, macht eintansendvierhnndert-undsechzig; dann ab zweihundertundvierzig, bleibt: eintauseud-zweihundertundzwanzig." „Bravo!" rief der König, „gut gemacht! Und wenn sich nun zwei Leute in die Summe teilen, wieviel kommt auf jeden?" Kurze Pause. „Sechshuudertund-zehn", sagte Jochen. „Sehr gut!" rief der König, „das ist ein kluger Bengel. Was sind die Eltern?" „Arme Tagelöhner", sagte der Lehrer. „Werde nachsehen lassen", entschied der Königs „hier, Jochen, sind zwei Dukaten, und immer ordentlich rechnen!" Der Jubel der Jungen war groß. Der König ward umringt, und da er sich gnädig über die Leistungen aussprach, auch noch andere Aufgaben glücklich gelöst wurden, konnte Wendroth mit dem Tage zufrieden sein. Nach einer Besprechungmit dem Pastor und dem Schulzen stieg der König wieder in seinen Wagen. Die Dorfbewohner umstanden das Fuhrwerk; Jochen war der Held des Tages, er sollte in das Potsdamer Waisenhaus kommen. Als der König abfuhr, rief alles ein donnerndes Vivat! 4. Abends langte der König in Soldin an. Der Domänenrat hatte den gewünschten Imbiß bereiten lassen. „Sieht Er, Happelius," sagte der König zum Abschied, „ich habe meine Tagfahrt gemacht. Erst Soldaten, dann die^assen, dann die Schule. Ich weiß wohl, da draußen im Reiche nennen sie mich einen Unteroffizier. Laßt sie nur! Ich kenne mein Land und meine Mittel und werde die Jungen nicht in der Dummheit aufwachsen lassen. Es wird der Tag kommen, wo Geld, offener Kopf mit guter Weisheit drinnen und gute preußische Soldaten notwendig sind, und kein Fremder soll über uns Deutsche gebieten. Dafür^will

10. Geschichte - S. 133

1913 - Berlin : Oehmigke
— 133 — als da lautet: „Dreißig Schweden mir, aber sechsmal Gassenlaufen dir! I, so lauf, soweit der Himmel blau; in der Nacht sind alle Katzen grau!" Und alle melden, die da kommandiert: „Der Deserteur, Herr Hauptmauu, ist 'chappiert." Nur einer spricht: „Ich bring' den Deserteur!" und bringet seinen eignen Bruder her. „Schwer Geld!" spricht der Kap'tän beim Dreißigzählen. Und jener spricht: „Herr Hauptmann, zu befehlen." Der Bruder durch die heiße Gassen läuft, daß ihm der blnt'ge Schweiß vom Leibe traust; und als er durchgelaufen dreimal schon, da tritt sein Bruder in die Exekution. „Herr Hauptmann," spricht er, „halten's mir zu Gnad', spricht ungefragt ein Wort mal der Soldat. Ihr wollet mich die andern dreimal Gassen in Gnaden für den Bruder laufen lassen!" — „Packt's, Kerl, dich an in deiner armen Seelen?" Und jener spricht: „Herr Hauptmann, zu befehlen! Herzvater schrieb ein Schreiben an uns beid'; klein war der Brief, doch groß das Herzeleid: Verschuldet ist durch Krankheit, Not und Gram um ganze dreißig Taler mir mein Kram; mein Gläub'ger dränget mich aus Hof und Haus, zahl' ich nicht stracks ihm seinen Glauben aus. Ich kann's doch nun und nimmermehr erwerben und muß an dreißig Talern ganz verderben. — Da dachten wir in unsers Herzens Drang: Es ist doch unser Vater lebelang! und dachten auch: Ein graues Leid ist hart, und Herz nicht haben, kein' Soldatenart. Davon noch laufen soll der alte Mann? Viel lieber laufe, wer noch laufen kann. Soll einer laufen, nun, so laufen wir; wir losen, Bruder, drum: dir oder mir! Und machten Lose nach Soldatenbranch, zwei Stuck, ein weißes und ein schwarzes auch,
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