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3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
auch Menschen in verschiedenen Körperstellungen. Ebenso ist die Keramik
eine andere als die der Bronzezeit, außerordentlich reichhaltig in den Formen,
unter denen namentlich die birnförmige Vase oft in sehr großen Verhältnissen erscheint, und mit schönen Mustern teils in vertieften Eindrücken, teils in bunten Farben rot, weiß und schwarz bemalt. Zum erstenmal erscheinen jetzt auch Pferdegeschirre und Wagenreste in den Grabhügeln.
Betrachtet man dieses aus drei Abschnitte der Hallstattperiode sich verteilende Material, das mit dem einfachen, zierlichen Inventar der Bronzezeit in auffallendem Gegensatz steht, so erscheint es innerlich unmöglich, daß beide Kulturarten einem und demselben Volk bei uns angehört haben. Nach Art wie Form der Typen ist man gezwungen an einen Bevölkerungswechsel zu denken. Da zugleich in den Gräbern der reinen Hallstattzeit eine sehr kriegerische Ausstattung mit vielen Schwertern, Dolchen, Lanzen, Beilen, Streitwagen und
Pferdeausrüstung auftritt und die Hügel mit dem früheren Bronzeinventar jetzt auch ganz verschwinden, wird man wohl an eine kriegerische Invasion eines fremden Volkes und an eine Unterwerfung der bisherigen bronzezeitlichen Bevölkerung zu denken haben. Die ganze neue Kulturwelt erscheint im klassischen Sinne als eine barbarische und da ihr Zusammenhang nach Osten weist, hat man an eine von thraki sch-il lyrischen Stämmen ausgehende Wanderung nach Westen gedacht, die zur Überflutung des westlichen Mitteleuropas führte. Wie in den österreichischen Alpenländern hat sich auch bei uns, wenn auch nicht annähernd so reich und prunkvoll wie dort, der Hallstattknltnrkreis nördlich und südlich der Donau durch alle Phasen hindurch, bisher aber nur in Gräbern, nachweisen lassen. Wohnstätten der reinen Hall-ftattzeit sind bei uns noch nicht gefunden. Nur in Karlstein wurden aus der ersten Phase einige wenige Wohnstätten mit einem kleinen Begräbnisplatz aufgefunden, wobei jedoch noch keine Spur des Eisens zutage kam und deren Überreste offenbar noch demselben bronzezeitlichen Stamme 'angehören, der dort seine Spuren aus der älteren Zeit zurückgelassen hat. Man kann daher die häusliche Kultur der Hallstattleute bisher nicht so erkennen wie die der
Stein- und Bronzezeit, eine besondere Industrie, eine Erweiterung des Kultur-
lebens läßt sich nicht aus den Funden entnehmen. Daß auch jetzt der Handelsverkehr nicht stillgestanden, ergibt sich aus dem Vorkommen von Gold- und Bernsteinschmuck und von Glasperlen wie bisher, wogegen auch jetzt noch Silber ganz fehlt. Die Gefäße werden noch nicht auf der Drehscheibe, sondern aus freier Hand geformt. Der Grabritus wie die Form der Gräber scheinen keine Änderung erlitten zu haben. -Von der Religionsanschannng und -Äußerung dieser Zeit wissen wir so wenig wie von denen der früheren Perioden.
Die als kriegerisches Herrenvolk auftretende Hallstattbevölkerung scheint nach nicht sehr langer Zeit degeneriert zu sein. Im jüngsten Abschnitt, etwa
dem 6. Jahrhundert v. Chr., werden die Grabhügel bei uns arm an Waffen
und Schmuck, dagegen häufen sich die keramischen Beigaben, jedoch meist in
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2
2. Wohnsitze, Namen und Sprache, Herkunft des Bayernvolkes.
Der bayerische Stamm, wiewohl unter zwei Staaten zersplittert, bildet noch heute eine durch Sprache und Art seiner Angehörigen unverkennbare Einheit. Ihm gehören vollständig an vom Königreiche Bayern die Provinzen Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Regensburg und von der öfter-reichisch-ungarischen Monarchie die Erzherzogtümer Österreich ob und unter der Enns und das Herzogtum Salzburg. Was von nichtbayerischem Volke in diesen Provinzen saß, ist sehr gering und frühzeitig bajuwarisiert worden. Weit mehr von nichtbayerischen Elementen, insbesondere Slaven, haben die Bayern im Lande unter der Enns in sich aufgesogen. Von der bayerischen Provinz Schwaben und Neuburg sind die Bewohner des letzteren Gebietes Bayern. In Oberfranken ist die Bevölkerung um das Fichtelgebirge, in Mittelfranken, dessen Name den ethnologischen Verhältnissen nicht entspricht, die der südlichen und östlichen Teile, ungefähr ein Drittel bis zur Hälfte des Ganzen von bayerischer Abkunft, reiner im Eichftättischen, mehr mit Franken gemischt im Nürnbergischen; immerhin ist der Nürnberger Dialekt bayerisch, nur fränkisch angehaucht, nicht etwa umgekehrt. Nur auf Verkeuuuug dieser Tatsachen beruht die zuweilen ausgesprochene Behauptung, daß im Königreiche Bayern mehr Franken als Bayern sitzen. Von Steiermark, Kärnten und Tirol gehört dem bayerischen Stamme die gesamte deutsche Bevölkerung an. Aber in ganz Deutschtirol — mit Ausnahme wahrscheinlich des nördlichsten Unterinntales und seiner Seitentäler — haben die Bayern nicht nur wie anderwärts vereinzelte Nichtgermanen sondern eine starke räto-romanische Bevölkerung baiuwa-risiert. Endlich gehören dem bayerischen Dialekte und größtenteils wohl auch dem Ursprünge nach dem bayerischen Stamme an die Deutschen in Ungarn und die im Egerlande, an den böhmischen Abhängen des Böhmerwaldes und an der Thaya. Die Seelenzahl des bayerischen Stammes wird man heute in runder Schätzung etwa auf 9—10 Millionen anschlagen dürfen, von denen über 2x/2 Millionen im Königreiche Bayern, alle übrigen in der österreichisch-ungarischen Monarchie leben.
Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Regensburg, Neuburg, die bayerischen Teile vou Mittelfranken, Österreich ob der Enns, Salzburg und
Deutschtirol bilden die alten Stammlande, in denen sich die Bayern im Laufe des 6. Jahrhunderts festgesetzt haben. Von dort aus breiteten sie sich allmählich weiter nach Osten aus. In das 8. Jahrhundert fällt in der Hauptsache die Besiedlung von Kärnten und Steiermark, in das 9. und 10. die der
Ostmark, in das 11. und 12. vornehmlich, wie es scheint, die Einwanderungen in Ungarn und Böhmen. Mit der Kolonisierung des Egerlandes, die
wahrscheinlich am Schlüsse des 11. und in den ersten Jahrzehnten des
12. Jahrhunderts erfolgte, hat die räumliche Ausbreitung des Stammes ihren Höhepunkt und Stillstand erreicht, und kaum ist dies geschehen, so nimmt seine schon vorher beginnende politische Zersplitterung größere Ausdehnung an.
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56
15. Die Gründung des Bistums Bamberg.
15. Die Gründung des Bistums Bamberg.
Von Wilhelm v. Giesebrecht.s)
Mit seltener Beständigkeit hatte bisher das Glück den jungen König Heinrich Ii. auf seinen gefahrvollen Pfaden begleitet. Über all seine inneren und äußeren Feinde hatte er gesiegt und seine Stellung nach allen Seiten befestigt. Ein bleibendes Denkmal dieser Siege ist das Bistum Bamberg, dessen Errichtung nicht minder folgenreich gewesen ist als die Begründung der wendischen Bistümer durch Otto den Großen. Demi nicht so sehr darin liegt die Bedeutung dieser Stiftung, daß sie noch einmal einen tiefen Einschnitt in die schon durch einen mehr als hundertjährigen Bestand geheiligte Diözesau-eintcilung Deutschlands machte * ihr wesentliches Interesse beruht vielmehr in dem, was sie für die Verbreitung deutscheu 2ebens, deutscher Sitte und Sprache nach dem Osten leistete.
Vor der Gründung des Bistums lagen die Gegenden am oberen Main und der Regnitz zum größten Teil verödet. Die fränkischen Kolonisten und nordalbiugischen Sachsen, die einst dort angesiedelt waren, hatten die Stürme des zehnten Jahrhunderts großenteils wieder verdrängt; nur eine dünne Bevölkerung, meist slavischen Stammes, hatte sich in dem unsicheren und wenig ergiebigen Lande erhalten. Die Fichtenwaldungen waren nur an wenigen Stellen gelichtet, nur hier und da ragten kleine Burgen aus ihnen hervor, fast sämtlich den Babenbergischen Grafen gehörig und teils zur Verteidigung der Böhmengrenze teils zur Zwängnng der slavischen Bauern im Lande bestimmt. Wie anders nachher! Das Bamberger Land erblühte zu einer dicht bevölkerten Landschaft, in der die deutsche 9lrt allmählich vollständig die Oberhand gewann. Der ausdauernde Fleiß deutscher Bauern, welche die Kirche in das Land zog, schuf es zu einem gesegneten Erntefelde um. Und nicht allein äußeres Wohlleben gedieh hier, auch geistige Früchte reiften. Bamberg wurde für den Klerus alsbald eine der ersten Schulen, die Kunst und Wissenschaft nach allen Richtungen forderte.
ändern ein kräftiger Etamin echtdeutschen Kernes hier angepflanzt wurde, trieb er weithin seine Wurzeln und Äste und raubte dem andersartigen Gesträuch, das bisher aufgeschossen war, die nährenden Säfte. Überall in den Laudesstrichen zwischen dem Main, der Altmühl und dem Böhmerwalde starben die Reste slavischen Wesens dahin, so daß vollkräftiges deutsches Leben Platz gewann. Damals wird zuerst Fürth, ein Menschenalter nach Bambergs Gründung zuerst Nürnberg genannt. Nach und nach verschwanden auch im Würzburger Lande die slavischen Kolonisten. Im Osten von Bamberg drangen selbst über die Grenze, die der Kamm des Gebirges zieht, deutsche Sprache und Sitte in Böhmen ein. Denn auch das Egerland wurde jetzt von Deutschen angebaut. Und um ein Jahrhundert später zog ein Bam-
*) „Geschichte der deutschen Kaiserzeit", Ii. Baud, S. 52 ff. Braunschiveig 1875.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich_Ii Heinrich Otto
Extrahierte Ortsnamen: Bistum_Bamberg Deutschlands Main Sachsen Bamberg Main Altmühl Bambergs Bamberg
— 10 —
Ii. Frage: Warum wi rd'heidelberg der „Gasthof
Europas" genannt?
Gehen wir im Frühjahr, wenn die herrliche Blütenpracht sich
im Neckartal entfaltet, oder im Sommer, wenn die reichen Leute
ihre Vergnügungsreisen machen, au den Hauptbahnhof in Heidel-
Zerstörung Heidelbergs.
Mit Genehmigung des Kunstverlags G. v. König in Heidelberg
berg, so sehen wir, daß oft Hunderte fremder Leute kommen, uäm-
ltch: mit der Hauptbahn von Süden, der Main-Neckarbahn von
Norden, der Odenwaldbahn von Osten und der Mannheimer-Bahn
von Westen her. Lauschen wir auf ihre Sprachen, so vernehmen
wir mitunter ganz fremde Laute: Engländer, Franzofen, Russen
usw. sind dabei. Die prächtige Gegend, die berühmten Ruiuen
des Heidelberger Schlosses lockt sie herbei. Auch viele Studeuteu
aus aller Welt kommen nach Heidelberg, lim an der berühmten
Universität zu studiereu.
Iii. Frage: Wieviele Fremde halten sich dort auf?
Ist das Wetter im Frühjahr und im Sommer einigermaßen
günstig, so sind manchmal 50000 Fremde in Heidelberg anwesend,
also soviele Fremde als die Stadt Einwohner hat, darunter et-
wa 2000 Studenten der berühmten Hochschule.
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gelegenen Städtchen bilden einen reichen, vielgestaltigen Städtekranz,
wo Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft blühen: aber
auch Erholung und Vergnügen sind dort zu finden.
Vii. Wer bewohnt den Garten?
Die etwa 2 Millionen Einwohner Badens gehören 3 Volks-
stäinmen an, die sich nach Sitten, Gebräuchen, Charakter und
besonders durch ihre Mundart (Dialekt) unterscheiden.
1. Die Alemannen: Sie bewohnen das obere Rheintal
bis znr unteren Murg und den größten Teil des Schwarzwaldes.
Ihre Sprache ist schwerfällig, aber bieder und einschmeichelnd.
Der Hauptdichter der Alemaunen ist Ioh. Peter Hebel (1760 —
1826) (Ii. Tl. Nr. 851; 66).
2. Die Schwaben: Sie bewohnen die See- und Donau-
gegend, den nordöstlichen Schwarzwald (Pforzheim). Ihr Cha-
rakter ist in folgendem Sprüchlein gekennzeichnet:
„Uffrichtig und gradraus,
Guatmütig bis dortnaus,
Wenn's sei muaß au saugrob.
Des isch a Schwöb!"
Die Mundart der Schwaben klingt breit und gedehnt.
3. Die Franken: Sie bewohnen die untere Rheinebene,
das Neckargebiet und den Odenwald; zwischen Leimbach und Wesch-
nitz werden die Franken Pfälzer genannt. Die Mundart ist scharf
und schnellflüssig wie der „leichtlebige Pfälzer." Der Pfälzer-
dichter ist Nadler (1809—1849.)
Über die Trachten, Sitten und Gebräuche haben wir bereits
bei Besprechung der einzelnen Landesteile das Wichtigste gehört.
Viii. Womit beschäftigen sich die Bewohner in
d i e.s e m Garten?
Da zwei Drittel des Bodens sich besonders für Ackerbau
^eignen, treibt der größte Teil der Bewohner Landwirtschaft und Vieh-
zucht. Die gewöhnlichen Nährpflanzen, Hackfrüchte und Futter-
kräuter gedeihen fast überall. Baar, Neckarhügelland und Bau-
land gelten als Hauptkornkammern des Landes; im Bauland
wird aus dem Spelz (Dinkel) Grünkern gewonnen.
Die Bewohner der Seegegend und Rheinebene suchen den
Ertrag ihrer Felder durch Anbau von Handelsgewächsen zu heben;
der Linzgau baut viel Reps, der Breisgau Zichorie und Tabak,
das Hanauerland Hanf und Tabak, die nördliche Rheinebene
Hopfen, Tabak und Zuckerrüben. Durch seinen großen Spargel-
bau ist die Umgegend von Schwetzingen berühmt; (2000 Zentner
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Nordafrika. 35
die Niederschläge ab und in der gleichen Richtung ändert sich auch der Pflanzen-
wuchs. Während die Küste noch alle Formen der Mittelmeerflora aufweist:
Ölbaum, Johannisbrot, Mandel-, Orangen- und Zitronenbäume, von Getreide
hauptsächlich Weizen und Mais, ist das innere Hochland teils pflanzenlos teils
hat es den Charakter der Steppe. Klima und Pflanzenkleid der Atlasländer
find vorwiegend mittelmeerisch.
Was die Tierwelt betrifft, so ist Nordafrika der Winteraufenthalt unserer
Zugvögel; Damhirsch und Muflon sind den europäischen wie nordafrikanischen
Gestaden gemein. Zu den europäischen Formen gesellen sich hier auch echt afri-
kanische: der Löwe der Berberei, die Hyäne, der Schakal, ferner viele Antilopen-
arten und zahllose Sumpfvögel. Die Tierwelt zeigt eine Mischung europäischer
und afrikanischer Formen.
Bevölkerung. Die älteste Bevölkerung, die Berbern, gehören dem
hamitischen Stamme an. Im 7. Jahrhundert sind dann die semitischen Araber
eingedrungen und haben eine blühende Kultur vernichtet. Seit dieser Zeit ist in
ganz Nordafrika die herrschende Sprache die arabische, der herrschende Glaube
der Islam. Die Atlasländer sind auch ein Gebiet starker Völkermischung. Sie
tragen mit Ausnahme von Algerien und Tunis das Gepräge einer verfallenen Kultur.
Ackerbau und Handel sind zurückgegangen, soweit nicht europäische Kolonisation
sie wiederbelebt hat.
Die Staaten des Atlasgebietes sind:
1. Marokko, infolge feiner Ecklage und des Reichtums an inneren Hilfsquellen
das wichtigste der drei Atlasländer; zurzeit liegt indes das Reich, da es völlig despotisch
regiert wird, noch sehr darnieder (440000 qkm, 8 Mill. Einw.). Am Fuße des
Hohen Atlas Marokko (Marräkefch), 50000 Einw., die Residenz. Nö. von Marokko
Fez (fes), 150000 Einw., die größte Stadt Marokkos und wichtigster Jndustrieplatz.
Nach dieser Stadt sind die roten Mützen der Orientalen benannt. An der Straße
von Gibraltar: Tanger Haupthandelshafen und Sitz der europäischen Konsuln.
2. Algerien ist Frankreichs blühendste Kolonie (900000 qkm — fast 3 mal
Preußen, 5 Mill. Einw.) — Am Meere Algier, Hauptstadt, 150000 Einw., und
Oran, 100000 Einw. — Landeinwärts Konstantine. Seit das Land französisch
geworden, ist sehr viel für dessen wirtschaftliche Entwicklung geschehen. — Ausgeführt
werden besonders Frühgemüse, Wein, Halfa und Kork.
3. Tunis, ein von einem Bey (— Fürst) regierter französischer Schutzstaat
(2 Mill. Einw.). Einst wegen seines Getreidereichtums eine der wertvollsten Pro-
vinzen des römischen Reiches, war es bis in die jüngste Zeit wirtschaftlich bedeutungslos.
Neuestens aber beginnt das Land — dank der französischen Schutzherrschaft — sich
wieder zu erholen. Schon jetzt liefert es reichlich Phosphate, Ol und Datteln. —
Hauptstadt Tunis, 200000 Einw. — Nö. die Ruinen von Karthago.
4. Die Türkische Provinz Tripoli. Östlich von den Atlasländern stößt das
afrikanische Tafelland unmittelbar an die Mittelmeerküste und erreicht im Plateau
Don Barka eine Höhe von 600 m. Der vom spärlichen Winterregen benetzte Küsten-
strich besitzt noch Anbau, streckenweise aber tritt die Wüste hart ans Meer heran.
An der Küste liegt Tripoli, Hauptstadt und Ausgangspunkt der Karawanen-
straßen, die über Mursuk, die Hauptstadt der dattelreichen Oasenlandschaft Fessan,
Aach dem Sudan führen.
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6
Asien.
Die Küsten lande. Einen erfreulichen Gegensatz zu der Einförmigkeit
der Hochebene bilden die besser bewässerten Küstenlande. Von diesen stehen unter
türkischer Hoheit die Landschaften Hedschas und Jemen an der W.-Küste;
in Jemen: Hodeida am Roten Meer. Diese Provinz liefert vortrefflichen
Kaffeex) und die arabischen Spezereien: Balsams, Weihrauchs und Myrrhen, auch
Gummi arabicum.^) Das Küstenland heißt daher mit Recht „das Glückliche
Arabien".
Nichttürkischer Besitz. An der S-Küste besitzen die Engländer Aden
(äden), eine wichtige Dampfer- und Kohlenstation, die den Eingang ins Rote Meer
beherrscht. — Das Randgebiet Oman im So. untersteht dein Jmam von Maskat,
ist aber tatsächlich britisches Schutzgebiet; auch die dnrch ihre Perlenfischerei bekannten
Bahrein-Jnseln tnt Persischen Meerbusen sind unter englischer Hoheit, ebenso
der wichtige Hafen Koweit.
Bevölkerung. Die Bewohner Arabiens (nur 5 Mill.), gehören dem
semitischen Stamme an und sind nur zum kleineren Teile Nomaden (Be-
duinen).^ Die durchwegs herrschende Religion ist der Mohammedanismns
oder Islam, der durch Mohammed ^ 632 n. Chr.) von Arabien seinen Aus-
gang nahm und über drei -Weltteile hin sich verbreitete.
Armenien.
Naturbeschaffenheit. Es ist ein rauhes Hochland, aus dessen Mitte
der gewaltige, jetzt erloschene Vulkan Ärarat (5200 m) aufragt. Dank seinem
Reichtum an Niederschlägen gibt es mehreren größeren Flüssen den Ursprung, so
dem Euphrat und Tigris, und wird hierdurch zum Bewässerungsmittel-
punkte Vorderasiens. Auf den steppenartigen Hochflächen liegen große Salzseen,
so der Wan- und der Urmia-See. Das Klima ist in den Tälern mild —
unsere Aprikose kommt aus Armenien —, auf den Hochebenen hingegen rauh.
Mit Rücksicht auf seine Gebirgsnatur, seinen Fluß- und Seereichtum kann
Armenien wohl „die Vorderasiatische Schweiz" genannt werden.
Bevölkerung. Die Armenier, zur mittelländischen Rasse gehörig, sind
ein Hirten- und Bauernvolk. Die Armut des Bodens sowie die Bedrängung
durch die Nachbarmächte veranlaßt aber viele zur Auswanderung, meist nach
Vorderasien, wo sie Geld- und Handelsgeschäfte treiben oder als Drago-
mans^) auftreten. An ihrem griechisch-katholischen Glauben halten die
Armenier gegenüber dem Islam mit Zähigkeit fest.
Politische Zersplitterung. Zu dauernder staatlicher Einigung ist das
Land, zum Teil wohl seiner gebirgigen Natur halber, nie gelangt. Gegenwärtig zer-
fällt Armenien in staatlicher Beziehung in 3 Teile: Der 3!. ist russisch; Hauptstadt
Eriwan; der S. ist türkisch; hier Erserum, 40000 Einw.; das Land um den
Urmia-See ist persisch.
1) Nach der jetzt verfallenen Hafenstadt Mocha hat eine kleine rundliche Bohnenforte
verschiedener Pflanzungsländer noch heute den Namen Mokkakaffee.
2) Balsam ist die harzig-ölige Ausscheidung des Balsambaumes.
3) Er ist das Erzeugnis mehrerer Akazien.
4) Ein Gummiharz.
5) d. h. Wüstensöhne; sie durchziehen hauptsächlich das Innere.
6) d. h. Dolmetscher.
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Extrahierte Personennamen: Nichttürkischer Mohammed Mocha
Extrahierte Ortsnamen: Asien Hodeida Oman Arabiens Armenien Niederschlägen Bewässerungsmittel- Armenien Vorderasien Armenien Urmia-See
Nordafrika. 39
große Gefahren. Überfälle von Räubern, Wassermangel, Luftspiegelungen, vor
allem die Sandhosen und die trockenen heißen Winde können den Karawanen
verderblich werden.
Der Sudan.
Begrenzung. Der Sudan (== Land der Schwarzen) umfaßt das Ge-
biet zwischen der Sahara und dem Äquator, zwischen dem Atlantischen Ozean
und dem Hochland von Abessinien.
Natur. Der Sudan bildet ein hügeliges Savannenplateau^) von 400
bis 600 m Höhe, das durch die Senke um den Tsadsee (240 m) in den westlichen
Hochsudan und den östlichen Flachsudan zerfällt.
Das Klima des Sudan ist tropisch. Die Niederschläge sind hauptsächlich
durch die während des Sommers von den Meeren her wehenden Monsunwinde
verursacht. Sie fallen sehr reichlich an der atlantischen Küste. Daher entspringen
hier auch mehrere große Ströme, unter denen der Niger der bedeutendste ist. Er
mündet in einem vielverzweigten Deltg in den Meerbusen von Guinea. Von seinen
Nebenflüssen ist der Venue (betaue) zu nennen, der eine brauchbare Wasserstraße
nach Nordkamerun darstellt. Außer dem Niger entströmen dem Hochsudan an
größeren Flüssen noch Senegal und Gambia. Das Gebiet beider Flüsse
nennt man Senegambien.
Erzeugnisse. Das heißfeuchte Tropenklima, namentlich im Westsudan,
bedingt längs der ganzen Küste Urwaldvegetation. Besondere Wichtigkeit haben die
Olpalme, deren Früchte zur Stearinkerzen- und Seifenfabrikation benutzt werden,
und die Gummi-Akazie, die das Klebgummi (gummi arabicum) liefert. Das
Innere erfüllen lichtere tropische Wälder und Savannen. Der Pflanzenfülle ent-
spricht ein außerordentlicher Tierreichtum, wie denn Afrika überhaupt der säuge-
tierreichste Erdteil ist. Vor allem sind in den Wäldern die Riesenformen der
afrikanischen Tierwelt vertreten: Elefant, Nilpferd (am Tsadsee) und das Rhinozeros,
ferner Löwe, Panther, Hyäne, in den östlichen Savannen Zebra, Büffel, Anti-
lope und Gazelle. Die menschenähnlichen Affen, Gorilla und Schimpanse, gehören
Oberguinea sginea) an.
Bevölkerung. Die Bewohner zerfallen in Sudanneger und in Bantu-
neger.^) Die Sudanneger, zu denen die viehzüchtenden Fulbe und die
handeltreibenden Haussa im Westen zählen, sind aus Norden vorgedrungene
Stämme von bräunlicher Hautfarbe; sie bekennen sich zum Islam, treiben Garten-
und Hackbau. Gewerbe und Handel, haben geordnete Staaten (Sultanate) und
bauen auch Städte.^) Die Bantuneger dagegen, meist Fetischdiener und von
x) Die Savanne bringt nur harte, steife, büschelartig aufsprießende Gräser hervor. Aus
dem Grasmeere ragen wie Inseln freistehende Bäume, besonders Affenbrotbäume, und Wald-
streifen auf, die der Landschaft ein parkartiges Aussehen verleihen.
2) Unter dem Namen Bantu faßt man jene Negersprachen zusammen, die in Bau
-und Wortschatz unverkennbare Ähnlichkeit haben.
3) Der Gartenbau der Neger, vorwiegend an der Westküste heimisch, erstreckt sich
auf Bananen, süße Kartoffeln, Jams und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie
die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, das wichtigste
afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind
Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Südasien (Indien). 11
wässern blüht die Lotos-Seerose, prächtig gedeihen die Palmen und die
Bambusgräser erscheinen als hohe Baumstämme.
Zuweilen bleiben freilich die befruchtenden Regenwinde, die sog. Monsune,
aus oder sie verspäten sich; dann folgen Mißwachs und furchtbare Hungersnot.
Unter den Raubtieren sind namentlich die Tiger zu nennen, von denen
jährlich an 1000 Menschen zerrissen werden. Riesige Krokodile bewohnen die
Flüsse. Besonders reich sind endlich die Schlangen vertreten; jährlich kommen
in Britisch-Jndien gegen 20000 Menschen durch Schlangen um. — Die wich-
tigsteu Haustiere sind der Elefant und der Buckelochs (Zebu). Großartig
ist also auch die indische Tierwelt entwickelt. Fruchtbarer Boden,
reiche Bewässerung und tropisches Klima machen Hindostan zu einem der erzeugnis-
reichsten Länder der Erde.
Bevölkerung. Die Urbewohner sind die dunkelhäutigen Dravida (Drawida),
die von den aus Persien eingewanderten Indern oder Hindu größtenteils nach
dem Dekan verdrängt wurden. Die Hindu sind kaukasischer Herkunft und bekennen
sich zumeist zum Brahmaismus: In dieser Religion spielen der Glaube an
die Seelenwanderung, die Enthaltung von Fleischspeisen, die Ausübung guter
Werke und Selbstpeiuiguug eine große Rolle (Fakire). Sie hat dem Volke die
Kasteneinteiluug gebracht. Seit dem Jahr 1000 ist auch der Islam eingedrungen,
unter dessen Einfluß wahre Wunderbauteu in den Gangesstädten entstanden sind.
In der Gangesebene erreicht die Dichte der Bevölkerung bis 200 Einw.
auf 1 qkm und' darüber.
Seiner vielfältigen Natnrgabeu halber ist Hindostan
nächst China das volkreichste Land der Erde; es ist auch
eines der ältesten Kulturländer.
Siedelungen. Die Hauptsiedelungen des Gebietes folgen den Strömen.
Im In dusgebiet und zwar im Kabultal: Peschawar (peschaur), eine wichtige
Festung, da sie den Zugang von Afghanistan nach Indien beherrscht. — Im Pandschab
oder Fünfstromland, so benannt nach den vier Himalajazuslüssen des Indus
und diesem selbst: Lahore (lahör) an der großen Handelsstraße vom Kabultal nach
dem Ganges, 200000 Einw., und Simla, am Südabhang des Himalaja, Sitz
der indischen Regierung in der heißen Jahreszeit.
Das Gangesgebiet enthält die meisten Großstädte, herrliche Baudenkmäler
aus der Herrscherperiode der mohammedanischen Großmogule (1505—1788) und die
heiligsten und berühmtesten indischen Wallfahrtsorte; daher ist die Gangesebene der
Schauplatz echt indischen Lebens und Treibens. — Delhi, voll prächtiger Paläste,
210000 Einw. — Allahabad (allahabäd), ein Hauptwallfahrtsort der Hindu,
175000 Einw.— Benares (benares), 210000 Einw., die heiligste Stadt der Inder
und Sitz einer Hochschule der Brahmanen. — Am Hngli, dem westlichen Mündungsarm
des Ganges: Kalkutta, über 1 Mill. Einw., Hauptstadt des indo-britischen Reiches und
Sitz des englischen Vizekönigs, zugleich ein sehr bedeutender Handelshafen.
Das Hochland Dekan. Es ist wie Arabien und Afrika ein Tafelland und
wird an der Malabarküste von den West-Ghats und an der Koromandelküste
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Britisch-Jndien Drawida Persien China Kabultal Peschawar Afghanistan Indien Lahore Allahabad Benares Hngli Kalkutta Afrika West-Ghats
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Asien.
Von N. n. S. durchziehen die Halbinsel mehrere Gebirgszüge, Fort-
setzungen des Himalaja-Systems. Zwischen ihnen fließen Jrawadi (iräwadi) und
Saluen, Menam und Mekong. — Besonders ergiebig sind in den heiß-
feuchten Flußniederungen die Reis ernten. Groß ist ferner der Reichtum an
Tikholz. Klima und organische Natur stimmen im ganzen mit Vorderindien
überein.
Bevölkerung. Abgesehen von der Halbinsel Malakka, welche von Malaien
bewohnt wird, gehört die Bevölkerung Hinterindiens der mongolischen Rasse an. —
Die herrschende Religion ist der Buddhismus. Dieser ließ die Gottheiten des
Brahmaismus bestehen, beseitigte aber die Kasteneinteilung. Durch seine Lehre von
der Gleichheit der Menschen hat er sich in hohem Grade kulturfördernd erwiesen.
Freilich ist auck seine Lehre vor Entartung und Veränßerlichnng nicht bewahrt
geblieben. — Ihren Namen trägt diese Religionsform von Buddha, einem Königs-
söhn, der im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien auftrat.
Staatliche Verhältnisse. Hinterindien umsaßt in der Richtung von W.
nach O. folgende Länder:
1. Das Britische Hinterindien; es besteht a) aus Birma; Hauptort Rangun
(230000 Einw.), im Delta des Jrawadi; b) aus den Straßenansiedlungen,
d. h. Kolonien an der Malakkastraße; die wichtigste derselben ist Singapore, der
Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Vorderindien, Hinterindien, China und den Sunda-
Inseln (185000 Einw.).
2. Das Königreich Siam, „das Land des weißen Elefanten", zu beiden Seiten
des Menam; an dessen Unterlauf liegt Bangkok, die Residenz und größte Stadt
Hinterindiens (400000 Einw.). Der Glanz und Prunk seiner Buddhisten-Tempel
(Pagoden) stellt alle anderen in Asien in den Hintergrund.
3. Französisch-Hinterindien; dessen Teile sind: a) Niedercochinchina, das
Mekong-Delta umfassend, mit Saigon (ßa'igönn); b) das Königreich Kambodscha,
c) das Kaiserreich Amt am mit Hue und 6) Tonkin am Meerbusen gleichen
Namens mit Hanoi, 100000 Einw.
Indischer Archipel.
Lage und Einteilung. Die Inseln des Indischen Archipels liegen zu
beiden Seiten des Äquators und bilden eine natürliche Brücke zwischen S.-Asien
und Australien. Über diese Inselgruppe hin verbreiteten sich die Malaien all-
mählich über ganz Polynesien.
Die Inseln gliedern sich in folgende Gruppen: die Großen Sunda-
Inseln, die Kleinen Sunda-Jnseln, die Molukken oder Gewürz-
inseln und die Philippinen.
Oberflächenge st alt, Klima, Erzeugnisse. Ihrer Gebirgsnatur
nach erscheinen die Inseln als eine Fortsetzung des hinterindischen Gebirgssystems,
unterscheiden sich aber davon durch ihren Reichtum an Vulkanen.
Infolge des gleichmäßig feuchtwarmen tropischen Seeklimas entfaltet sich
hier die Pflanzenwelt in üppiger Weise. Sie erzeugt Reis und Sago^), Kaffee,
i) Sago — Mark der Sagopalme.
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Extrahierte Personennamen: Buddha
Extrahierte Ortsnamen: Indien Hinterindien Hinterindien Birma Rangun Hinterindien China Bangkok Hinterindiens Asien Saigon Kambodscha Hue Hanoi Australien Polynesien