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1. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 77

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 77 — 1. Das Lausitzer Gebirge ist eine breite Hochebene von § 55. 300—500 m Höhe, über die sich der Verkehr von Sachsen und Schlesien nach Böhmen bewegt. 2. Das Riesengebirge bildet den höchsten Teil der Sudeten; es ist zugleich das höchste deutsche Mittelgebirge. Nach Norden fällt es steil ab, während es nach Böhmen hin sanfter verläuft. Von der Oderebene aus, die nur 100—200 in Meereshöhe hat, gewährt es daher einen großartigen Anblick. Sein gewaltiger Kamm erhebt sich 1300—1400 m hoch; die höchsten Gipfel ragen noch 200 m darüber hinaus, z. B. die Schneekoppe, die 1600 m hoch ist. Das Gebirge erinnert in seiner Natur etwas an die Alpen; denn steile Felswände, Abb. 51. Die Sudeten und die Schlesische Bucht. tiefe Schluchten, scharfe Felsgrate und riesige Felstrümmer zeichnen es aus. Am Nordabhaug sind zwei schlundartige Vertiefungen von 300 m Tiefe, in denen der Schnee den ganzen Sommer hindurch liegen bleibt. — Auf den kahlen Bergrücken gedeihen nahrhafte Kräuter und Gräser, die von zahlreichen Rinder- und Ziegenherden abgeweidet werden. Die Viehzüchter wohnen in einzelstehenden, senn- hüttenartigen Häusern, den Bauden, deren man etwa 3000 im Riesengebirge zählt. Sie sind aus rohen Balken gezimmert und mit Holzschindeln bedeckt. Außer der Wohnung für die Menschen enthalten sie auch Stallung für das Vieh. In der geräumigen Wohnstube steht ein großer Kachelofen, der das ganze Jahr hindurch geheizt wird. —

2. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 6

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 6 — 5. Die Bewohner. Die Bewohner gehören dem bayrischen Volksstamm an. Einfachheit in Sitten und Gewohnheiten, Freude an Gesang und Tanz, Vorliebe für bunte Trachten, Begabung für Malerei und kunstvolle Schnitzerei zeichnen sie aus. Mit großer Liebe hängen sie an Heimat und Herrscherhaus. 6. Tiedelungen. Die Alpenbewohner wohnen meist in zerstreut liegenden Gehöften Ihre Wohnungen sind schmucke Holzbauten mit weit vorspringendem Dach. Um das obere Stockwerk läuft eine Galerie, die zum Trocknen der Wäsche und nasser Kleider dient. Der hintere Teil des Hauses enthält den ,,Heustadl" mit deu Stallungen für das Vieh. 7. Verkehrswege. Die Alpen bilden ein großes Hindernis für den Verkehr. Meist führen nur schmale Sanmpsade und Zickzackivege über die Berge. Nur eine einzige Eisenbahnlinie durchquert die deutschen Alpen; es ist die Brennerb ahn, die von München nach Innsbruck und weiter nach Italien führt. B. Das Alpenvorland. /1. Bodengestalt. Vom Fuß der deutschen Alpen bis zum Jura und dem Böhmerwald erstreckt sich das Alpenvorland. Der größere Teil südlich der Donau wird Schwäbisch-Bayrische Hochebene ge- nannt; der kleinere Teil nördlich der Donau heißt die Hochfläche der Oberpfalz. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 500—600 m ist die Oberdeutsche Hochebene die höchstgelegene Ebene Deutschlands; sie wird in der Höhenlage in Europa nur noch von der Kastilischen Hoch- ebene übertroffen. Sie hat viel Ähnlichkeit mit der Norddeutschen Ties- ebene; wie diese macht sie fast überall den Eindruck eines vollständigen Flachlandes. Nur an ihrem Saume vor den Alpen wird sie von Hügeln und Bergeu durchzogen. 2. Geologische Bildung und Bodenbeschaffenheit, a) Der südliche Teil der Hochfläche hat sein Gepräge durch die Gletscher er- halten, die das Gebiet einst bedeckten. Zur Eiszeit hatten die Alpen- gletscher eine viel größere Ausdehnung als heute. Sie reichten bis weit in das Vorland hinein. Während dieser Zeit schoben sie große Massen von Moränenschntt hierher. Als sie abschmolzen, blieben die Schotter- Massen liegen. Der Boden der Hochebene stellt also gewisser- maßen ein Trümmerfeld der Alpen dar. Diese Geschiebemassen bestehen aus Sand, Kies und Gerölle. Sie liefern bei ihrer Verwitte- rnng eine sandige, magere Ackererde. So erklärt es sich, daß die Hoch- ebene unfruchtbar ist. In diesen Geröllmassen versickert das Wasser sehr schnell. Nach- dem es eine Zeitlang unterirdisch weitergeflossen ist, tritt es wieder an die Oberfläche. Wo es keinen Abfluß hat, bilden sich weite Moore, in

3. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 16

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 16 — in zahlreichen Tunnel geht sie durch das wildromantische Hölleutal. Nur die Hauptverkehrslinie, die Süddeutschland in westöstlicher Richtung durchquert, die Orient-Expreßlinie, führt nicht durch den Schwarz- wald. Sie biegt von Straßburg nach Norden aus, um Karlsruhe zu berühren, und geht dann durch das niedrige Neckarbergland weiter nach Stuttgart, München und Wien. e) Besiedelung. Die Schwarzwäldler wohnen meist in Einzel- Höfen. Eigenartig ist die Bauart des Schwarzwaldhauses. Es ruht auf einem steinernen Unterbau. Darauf erheben sich zwei bis drei Abb. 10. Schwarzwaldhaus. Stockwerke, die aus Holz gebaut sind. Das Dach ist mit Stroh oder Schindeln gedeckt und ragt weit über die Umfassungsmauern des Hauses hinaus. Dadurch ist vor dem Hause ein breiter Platz vorhanden, der auch bei Regenwetter trocken bleibt und zur Aufbewahrung vou Holz usiv. dient. Ilm die Giebel- und Längsseite läuft eine Galerie. Die Wohnstube hat getäfelte Wände und einen großen Kachelofen, der von einer Bank umgeben ist. Wohn-, Wirtschasts- und Stallgebände sind unter einem Dache vereinigt. Das Haus lehnt sich mit der Rückseite an einen Bergabhang, so daß man von hier aus oft über eine Brücke in die hochgelegenen Speicherräume gelangen kann. 2. Der Odenwald. 10. Der Odenwald, d. h. öder Wald, vielleicht auch „Odins Wald", erreicht eine durchschnittliche Höhe von 400 m. Die höchsten Gipfel

4. Europa ohne Deutschland - S. 8

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 8 — 3. Die Mittelalpen. Wir steigen höher hinauf in die eigentliche Alpenregion (1800—2800 m). Kahle Gipfel und steile Felsen ragen auf; zwischen mächtigem Steingeröll stehen vereinzelte Lärchen und Arven. Große Weideflächen breiten sich dazwischen ans. Hier kann sich der Mensch keine dauernde Wohnstätte mehr gründen; nur im Sommer vermag er hier zu weilen. Dann treibt der Senne seine Herde hinauf auf die Almeu, „wo, von der Genziane und Anemon' umblüht, auf feiduem Rafeuplane die Alpenrose glüht". Der Jäger beschleicht die scharf witternde Gemse; Alpenhasen und Raubvögel werden seine Beute. Die Touristen steigeu zu diesen Höhen hinauf, um die großartige Alpen- Welt zu bewundern. Alpenwirtschaft Die Alpen haben ein rauhes und feuchtes Klima, das den Getreidebau nicht mehr zuläßt, wohl aber den Gras- Abb- 5. Alm mit Sennhütte. wuchs begünstigt. Deshalb sind sie reich an vorzüglichen Weideplätzen. Ende Mai ziehen die Herden der Talbewohner hinauf, um den ganzen Sommer über dort im Freien zu weiden. Abends sammeln sie sich in dem „Gaden" in der Nähe der Sennhütte. Diese ist ein kunstloses Blockhaus, das auf eiuer kleinen Grundmauer ruht und von einem breiten, steinbeschwerten Schindeldach gegen Wind und Wetter geschützt wird. Sie enthält meistens nur die alleruotwendigsten Stubengeräte und eiuen großen Herd. Hier bereitet der Senne mit seinem Handbuben ans der Milch seiner Herde den berühmten Schweizerkäse (in den Ost- alpen vorzugsweise Butter). — Bei günstiger Witterung führen die Hirten ein sorgenloses Leben; aber bei Sturm und Unwetter haben sie große Mühe, die aufgeregten Tiere zusammenzuhalten. Im September

5. Europa ohne Deutschland - S. 117

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
- 117 — 4. Mongolei. Eine wichtige Handelsstadt ist Maimatschin; es liegt an der Karawanenstraße von China durch Sibirien nach Rußland. Ii. China. China liegt östlich von Jnnerasien und wird durch die Ausläufer des Kuen-lnn in Nord- und Südchina geteilt. A. Die Landschaften. 1. Nordchina. Nordchina mit der großen chinesischen Tiefebene ist fast ganz § 96. von einer lehmartigen, lockeren, fruchtbaren Bodenart, dem Löß, be- Abb. 68. Straße in Peking. Der Fahrdamm liegt höher als die Fußsteige. Die einstöckigen Geschäftshäuser werden von schlanken Pfeilern überragt, die über und über mit vergoldeten In- schristen bedeckt sind. deckt. In ihn haben die Flüffe ihr tiefes Bett eingegraben; die mit- geführten Lößbestandteile färben ihr Waffer gelb. Diesem Um- stand verdankt der größte Strom Nordchinas, der Hoang-hö oder „gelbe Fluß^', seinen Namen. Die Chinesen nennen ihn „das Unglück Chinas", da er öfters seinen Lauf verändert und dadurch große Über- schwemmungen verursacht. — Das Klima Nordchinas steht unter dem

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 5

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 5 - a) Wir beginnen' mit den Gebirgen östlich der Fulda. An die Vorderrhön schließt sich nördlich der Süllingswald oder Seulingswald, ein flaches Gebirge, das mit einem großen Walde bedeckt ist. Nördlich daran reiht sich das Richelsdorfer Gebirge, welches aus Schiefer besteht. In der Nähe des Dorfes Richelsdorf wurde früher in Bergwerken Kupfer und Kobalt gegraben. Nordöstlich von diesem Gebirge liegt das Ringgaugebirge. Es be- steht aus Kalkstein und bildet nackte und rauhe Hochflächen mit steilen Abhängen. Einer der höchsten Puukte ist die Kraburg mit senkrechten Wänden. An das Richelsdorfer Gebirge schließt sich nordwestlich das Stolzinger Gebirge mit der schönen Pyramide des Alheimer an der Fulda. Das Stolzinger Gebirge ist durch den Eisberg mit dem Riedforst verbunden; an diesen reiht sich nordwestlich die Söhre. Beide Gebirge haben enge Täler und sind waldreich. Ihre Bewohner beschäftigen sich viel mit Waldarbeiten und Kohlenbrennen. Nordwärts vom Riedforst erhebt sich über einer rauhen Hochebene die mächtige Kuppe des Hirschberges. Ihr Inneres birgt Braunkohlen und vortrefflichen Ton. Östlich vom Hirschberg steigt der Meißner als gewaltige Basaltmasse hoch und frei über seine Umgebung empor. Der Meißner, 750 m hoch, ist der höchste Berg des Hessischeu Berglandes. Die Umwohner nennen ihn Weißner oder Wißner. Derselbe hat die Form eines Riesengrabes. Seine Höhe bildet eine etwa 1 Stunde lange und V2 Stunde breite Ebene, welche größtenteils mit Wiesen und Weiden bedeckt ist. Hier wachsen viele seltene Pflanzen. Die Aussicht ist eine weite und prächtige. Daher wird der Berg viel besucht. Auch die Landleute der Umgebung ziehen im Frühjahre zu fröhlichem Tanze hinauf. Der Wiuter dauert hier obeu lange. Fast nach allen Seiten fällt der Meißner steil ab, hauptsächlich nach Osten. Seine bewaldeten Abhänge zeigen schroffe Wände, sehenswerte Felsen, Höhlen und Schluchten. Das Juuere birgt reiche Braunkohlenlager. Der Meißner ist der merkwürdigste Berg des Hessenlandes. An ihn knüpfen sich die Sagen von der Frau Holle. Frau Holle. 1) Der Meißner war in alter Zeit, als unsere Vorfahren noch Heiden waren, ein Hauptsitz des Götzendienstes. Auf diesem Berge verehrte man die Göttin Hulda, gewöhnlich Frau Holle genannt. Von ihr wird vieles erzählt. Jährlich um Weih- nachten zieht sie im Lande umher und verleiht dem Felde Fruchtbarkeit und der 1) Wer außer den im Büchlein angeführten Sagen noch weitere Sagen wünscht, dem empfehlen wir Heßlers Sagenkranz aus Hessen-Nassau. 3 Jh. Verlag von Klaunig in Kassel.

7. Bis zum Interregnum - S. 14

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 14 — Wasserdampf erzeugt. Später benutzte man an Stelle der heißen Steine eine über einen Herd gemauerte Steinwölbung, in der man den Anfang des Kachelofens erblicken kann, und jedes durch einen Ofen geheizte Gemach bekam den Namen Stube. Die gesamte Hofstatt war von einem Zaun umgeben, der aus Pfählen, Brettern und Flechtwerk hergestellt wurde. Eine Lücke im Zaun, abgegrenzt durch ein gezimmertes Holzgestell, diente als Tor. c) Äußeres und Kleidung der Germanen. Die Germanen, die einst in ihrer einfachen Hofstatt schalteten, waren ein stattliches, wohlgebildetes Geschlecht. Sie hatten wie die Kelten blaue Augen, weiße Haut und rötliches oder gelbes Haar, das uicht nur die Frauen, sondern auch die Männer lang herabhängen ließen. ^ Bei einigen Stämmen war es jedoch auch Sitte, daß es die Männer am Hinterkopfe zu einem Knoten zusammenbanden. Auf die Vlondheit der Haare, das Unterscheidungsmerkmal von den schwarzhaarigen Südländern, legten die Germanen selbst hohen Wert und suchten sie sogar durch eine Art Pomade zu verstärken; auch versäumten sie nicht, ihr Haar wie überhaupt ihren Körper zu pflegen, was dadurch bewiesen" wird, daß vielfach Kämme aus jener Zeit gefunden worden sind. Auch den Römern gefiel die äußere Er-fcheinuug der Germanen. Die Frauen galten ihnen geradezu als Schönheiten. Daher färbten die vornehmen Damen Roms sogar ihr Haar blond oder trugen rötlich bloude Perücken, um sich ein germanisches Aussehen zu gebeu. Germanisches Haar wnrde von ihnen gern gekauft. Zur Pflege des Körpers gehörte auch die Beschaffung von Kleidung, die als Schutzmittel gegen die Kälte nicht allzu gering sein durfte. Zwar waren die Germanen von Jugend auf abgehärtet und an Kälte und rauhes Wetter gewöhnt, aber daß sie nur halb bekleidet gewesen seien, wie Römer berichtet haben, muß als unzutreffend zurückgewiesen werden. Es mag wohl im Sommer namentlich bei den Kindern der Fall gewesen sein, und in dieser Jahreszeit kamen die Römer meist mit den Germanen in Berührung ; oder es geschah im Kampfe, bei dem unfere Vorfahren sich nicht selten eines Teils ihrer Kleidung entledigten. Im allgemeinen, namentlich zur Winterszeit, nötigte aber das rauhe Klima zu dichterer Körperumhüllung. Die Kleidung bestand im wesentlichen ans dem Unterkleid, das den Leib bedeckte, und dem Mantel, der um die Schultern

8. Bis zum Interregnum - S. 101

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 101 — Endsilbe zum Ortsnamen. So ist z. B. Rentnitz die Ansiedlung der Familie Ruten. Durch die angehängte Endsilbe ici wollte man die Mehrzahl bezeichnen. Ruteuiei waren also Rutens, Dorf der Familie Ruten, wie man. heute noch sagt Schulzens oder Böhmes. Gorbitz, aus Goroviei entstanden, war der Ort der Sippe des Gor, Glauchau die Ansiedlung des Glitch. Andere Ortsnamen sind aus natürlichen Verhältnissen des Landes, aus Flurbezeichnungen usw. entstanden. c) Lebensverhältnisse der Slaven. In den Lebensverhältnissen hatten die Slaven vieles mit den Germanen gemein. Sie waren ebenso wie diese Ackerbauer und Viehzüchter. Sie pflügten den Boden mit dem leichten Hakenpflug, bauten neben unsern bekannten Getreidearten Rüben, Hanf und Flachs an. Sie schnitten das Getreide mit der Sichel und bereiteten mittels der Handmühle aus den Körnern das Mehl. Sie waren also friedliche, fleißige Ansiedler. Wenn sie länger als die Germanen ihren unvollkommenen Betrieb beibehielten, so lag es daran, daß sie später als ihre Nachbarn von der Kultur des Südens beeinflußt wurden. Andere widmeten sich ausschließlich der Fischerei, wozu die wasserreichen und noch nicht verunreinigten Bäche, Flüsse und Teiche reichlich Gelegenheit boten. Daher entstanden an ihnen zahlreiche Fischerdörfer, aus denen sich zum Teil im Lause der Jahrhunderte volkreiche Städte entwickelt haben. Auch in der Gewerbtätigkeit waren die Slaven nicht unerfahren. Sie bearbeiteten das Eifen und stellten daraus Geräte für den täglichen Gebrauch her, wie Sichel, Axt und Schaufel. Sie formten aus Ton mit der Hand und der Drehscheibe Töpfe, Krüge, Schüsseln und Unten und härteten sie irrt Feuer. Von diesen Erzeugnissen sind in der Gegenwart namentlich Urnen, in denen sie die Überreste der verbrannten Toten im Schoße der Erde bargen, in großer Anzahl wieder ans Tageslicht gebracht worden. Zur Beschaffung der Kleidung, die nicht mehr bloß aus Tierfellen bestand, spannen und webten sie Flachs und Wolle. Auch ihre sozialen Verhältnisse waren denen der Germanen ähnlich. Man unterschied Freie und Unfreie; nur jene waren zum Waffendienst berechtigt. Sie hatten auch die beratende und beschließende Volksversammlung. Ihre Gottheiten waren ebenfalls zu Persönlichkeiten erhobene Naturgewalten. Man verehrte den Donnergott Peruu, den vierköpfigen Wind- und Himmelsgott

9. Bis zum Interregnum - S. 12

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 12 — Blockhäuser und Sennhütten gebaut. Das Dach ruhte auf einem Sparrenwerk, war aber von dem Jnnenraum des Hauses durch keinen besonderen Boden abgetrennt und bestand aus Rinde, Rohr, Schilf, Stroh oder später auch aus rohen Schindeln. Eigentliche Fenster hatte das Haus nicht, nur das Dach hatte eine Öffnung mit schließbarer Klappe, dazu waren hoch unter dem Dache einige kleine Fugenerweiterungen vorhanden, die ein wenig Lust und Licht hereinließen. Das Äußere des Hauses entbehrte nicht ganz des Schmuckes. Mau liebte es, die Wände mit hellen Erdfarben zu bemalen, auch zierte mau Türpfosten, einige Bretter der Dächer und Balken der Wände mit Schnitzwerk. Noch heute mögen die verschiedenen Formen von Pferdeköpfen und Ochsenhörnern, in die in verschiedenen Gegenden die sich kreuzenden Giebelbretter auslauseu, darau erinnern. Wenn man an den Wohnstätten cinch Pferdeschädel anbrachte, so sollten sie ein Schutzmittel sein und weniger der Ausschmückung dienen. Durch eine Tür, die oft in zwei Hälften, einen oberen und einen unteren Flügel zerfiel, schritt der Germane über die Schwelle in das Innere seines Hauses, das nur einen einzigen Raum hatte. Der Fußboden war festgestampfter Lehmboden. In der Mitte befand sich die Feuerstatt oder der Herd, der aus aufgeschichteten Feldsteinen oder einem ausgehöhlten großen Stein bestand. Über ihm hing an besonderer, zuweilen drehbarer Vorrichtung der Kessel. Das Herdfeuer glimmte an einem derben Holzstück beständig weiter, und man war ängstlich darauf bedacht, es zu erhalten, damit man es nicht aus dem Hause eines Nachbars holen mußte. Der Rauch des Herdfeuers mußte durch die Tür oder durch die im Dache befindliche Öffnung entweichen, mag aber den Aufenthalt in dem dunklen Raum mit feinen rußgeschwärzten Wänden oft recht ungemütlich gemacht haben. Um das Herdfeuer versammelten sich abends die Hausgenossen. Weil aber das Licht, das es verbreitete, ungenügend war, sann man frühzeitig auf künstliche Beleuchtung, man benutzte dazu Kienspäne, die in eisernen Körben verbrannt wurden, auch kannte man schon eine einfache Kerze, bei der als Docht ein Werggeflecht diente, das mit Tierfett oder Harz gedichtet war. An dem Herde befand sich ein erhöhter Sitz, der Stuhl, der gewöhnlich vom Hausherrn und von der Hausfrau oder von vornehmen Gästen eingenommen wurde. Für die übrigen Hausgenossen waren an den Wänden gezimmerte Bänke vorhanden, auch Tische fehlten nicht. Als Eß-

10. Bis zum Interregnum - S. 20

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 20 — Schweines bevorzugt. Nachdem es imsommerimwalde untersuchen und Eichen seine Mast gefunden hatte, wurde es bei Wintersbeginn geschlachtet, und die Schinken, Speckseiten und Würste wanderten zu längerer Aufbewahrung in den Rauchfang. Geräucherte Schinken wurden auch von den Römern geschätzt und gelangten aus dem späteren Westfalen bereits nach dem kaiserlichen Rom. Wie das Schwein siel mit Wintersbeginn auch die Gans dem Schlachtmesser anheim; sie wurde dadurch später zum Martinsvogel. Fleischnahrung lieferte ferner noch das Schaf, in einzelnen Gegenden auch die Ziege, seltener das Rind, das vorzugsweise als Milchtier benutzt wurde. Vom Geflügel pflegten die Germanen neben der Gans namentlich das Huhn, das seines Fleisches, besonders aber seiner Eier wegen geschätzt wurde. Unter den germanischen Getränken war uralt der Met, da dessen Herstellung vom Ackerbau unabhängig war. Man verwendete dazu zuerst den Honig, den die wilden Bienen des Waldes bereiteten; denn Bienenzucht lernten die Germanen erst von den Römern kennen. Der Honig wurde mit Wasser vermischt, gesotten und zur Gärung gebracht. Später erfuhr er durch verschiedene Zutaten wesentliche Verbesserungen und hat sich als Volksgetränk lange erhalten. Zum Met kam schon in früher Zeit das Bier, zu dessen Herstellung namentlich die Gerste Verwendung fand. Es wurde in größeren Mengen bereitet und zwar meist von den Frauen. Uralt ist daher bei den Germanen das herzhafte Bier-trinken. Bei Opferfesten und Volksversammlungen bildete Bier das bevorzugte Getränk, da von ihm größere Mengen genossen werden konnten als vom Met. Im germanischen Heiligtum hing daher neben dem Opserkessel der Braukessel. Uralt ist auch der Brauch des Zutrinkens. Wenn Germanen aus der Dingstätte oder beim Mahle nach angestrengter Jagd versammelt waren, machte der Trinkbecher gar oft die Runde und mußte immer wieder von neuem gefüllt werden. Den Wein lernten die Germanen erst von den Römern kennen, und er bildete an den Grenzen des Römerreichs bald einen beliebten Handelsartikel, wenn auch einzelne Stämme wegen der berauschenden Wirkung dieses Getränks sich ablehnend gegen ihn verhielten. Nach der Eroberung römischer Provinzen bürgerte sich aber der Weinbau bei den Germanen ein, die deshalb auch alle Namen und Bezeichnungen, die mit ihm im Zusammenhang stehen, der römischen Sprache entlehnten.
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