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19. Der Regensburger Dom.
diagonaler Richtung die Gewölberippen bilden. Diese Rippen sind das wichtigste Kennzeichen der Gotik; man baut nicht mehr wie in romanischer Zeit schwere massige Gewölbe, sondern konstruiert diese Rippen und setzt zwischen dieselben leichte Gewölbekappen ein. Hier in Regensburg ist noch die Form des Kreuzgewölbes beibehalten; später hat man die willkürlichsten
Gewölbeformen erfunden, die sogenannten Netzgewölbe. Dort, wo die Rippen sich im Gewölbescheitel treffen, ist der oft reich verzierte Schlußstein.
Durch diese Rippenkonstruktion und in Verbindung mit ihr durch den Spitzbogen ist eine ganz neue Anordnung der Pfeiler entstanden. Der romanische Baumeister konnte nur Bögen gleicher Spannweite zu einem Kreuzgewölbe vereinigen, war also an den quadratischen Grundriß gebunden. Der Gotiker wählt den Grundriß rechteckig, so daß die Breite des Hauptschiffes viel größer ist als die der Scheidbögen. Ebenso wird der Gewölbegrnndriß im Seitenschiffe rechteckig gewählt; das strenge Breitenverhältnis beider Schiffe von zwei zu eins ist nicht mehr nötig, der Zwischenpfeiler zwischen den Hauptschiffspfeilern, den der Romaniker unbedingt brauchte, kommt in Wegfall. Endlich läßt sich auch das Querschiff beliebig verkürzen; so kommt es, daß hier in Regensbnrg seine Schmalwand in gleicher Linie mit den Außenwänden der Seitenschiffe liegt. An der Außenwand der Seitenschiffe setzt sich diese ganze Konstruktion fort. Es ist eigentlich nur eine weitere Pfeilerreihe von gleicher Anlage wie die innere Reihe, deren Bögen ausgefüllt sind von einer niedrigen Mauer und großen Fenstern.
Auf der andern Seite des Querschiffes bildet der Chor den Abschluß der Kirche. Anlagen mit doppeltem Chore an beiden Enden des Langschiffes, wie wir sie bei vielen romanischen Domen sinden, kennt die reine Gotik nicht. Hier in Regensburg entspricht jedem der drei Langschiffe ein eigener Chor,
Grundriß des Regensburger Domes. a Querschiff; b nördlicher Turm.
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20. Die Versöhnten.
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Baues wird einfacher und weniger fein, ein großer Teil der Fialen, Wimperge, Galerien und Gesimse [inbet feinen Platz mehr. Die spätere Zeit hat biesen Typ sogar für Bauten größter Art verwenbet: die Stephanskirche in Wien und das lumer Münster sind beide Hallenkirchen.
Alle gotischen Formen sind auf den Bau mit Hausteinen berechnet. Nur zwei Gebiete haben, ans Maugel an guten Steinbrüchen, gotische Kirchen in Backsteinen gebaut: das norddeutsche Tiefland und die bayerische Hochebene. Im ersten Gebiet hat sich dieser Backsteinbau in eigener Weise sehr reich entwickelt. In Bayern blieb er ans sehr einfacher Stufe; man betrachtete den Backstein hier nur als Notbehelf und versuchte gar nicht, etwas Besonderes aus ihm zu machen. Das beste Beispiel hierfür und zugleich für den Hallenbau ist die Frauenkirche zu München. Zwei Umstände haben hier also zusammengewirkt um diesen Ban zu einer der schmucklosesten gotischen Kirchen zu machen. Massig, ungegliedert steigen die Außenwände auf; die Pfeiler im Innern sind dick und schwer; sie haben achteckige Form ohne Dienste, die Rippen setzen unter dem Gewölbe ans Konsolen an. Deshalb geben sie dem Raume ein düsteres Aussehen. Wo Schmuckformen angebracht sind, da ist Haustein zu Hilfe genommen; das Formen des Maßwerks aus Backstein wie im Norden war in Bayern unbekannt.
Die Münchener Frauenkirche ist so das genaue Gegenteil des reichgegliederten Regensburger Domes. Von außen würde man beide wohl kaum demselben Stile zuteilen wollen. Aber hier können wir am besten beobachten, was schon zu Anfang gesagt wurde: der ganze Bau der gotischen Kirche ist stets ans dem Jnnenraum heraus entwickelt. Das Innere aber verbindet trotz aller Unterschiede wieder den Ban an der Isar mit dem an der Donau: bei beiden trotz aller Unterschiede derselbe konstruktive Plan, derselbe in Pfeiler ausgelöste Raum, dasselbe Emporstreben aller Linien und Formen. Darin liegt der große Zauber der Gotik, der noch in den kleinsten und einfachsten Bauten fortwirkt und den gotischen Kirchen ihre unerreichbare Stellung in der Baugefchichte verleiht.
Noch hing der Schnee am Berge, Es kam der Kaiser Ludwig
20. Die Versöhnten.
Bon Hermann Lingg. *)
Der Himmel wurde blau,
Man sah schon sanft sich schmücken Mit Blumen Wald und Au.
Jur Trausnitz angeritten;
Da trat er zum (Befang’nen Und sprach: „Ich komm' mit Bitten!
„Verheert vom langen Kriege Ist unser beider Land,
Ich biete zur Versöhnung,
Zum Frieden dir die Hand."
Cs sollte Frühling werden Und Friede auch zugleich Und wieder sollte blühen
Eintracht im deutschen Reich.
') „Vaterländische Balladen und Gesänge." S. 102. München 1869. I. I. Lentner.
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Extrahierte Personennamen: Haustein Ludwig Hermann_Lingg Lentner
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27. Eine Festschule der Meistersinger.
durfte auch den andern aufforbern um Gelb ober Gelbeswert zu fingen. Der den Kranz gewonnen hatte, mußte aufwarten und fürtragen; sonnte er es allein nicht bestreiten, so hatte ihm der, so auf vorhergegangener Schule den Kranz bavongetragen, babei zu helfen. Wer die Kette ober den Kranz gewonnen ober glatt gesungen, erhielt zwanzig Groschen, ein Merker zwanzig Kreuzer. Die Zeche warb von dem Gelbe bezahlt, das man auf der Schule erhoben; war nicht genug zusammengekommen, so warb das fehlenbe aus der gemeinen Büchse entnommen.
Die Meistersinger, mehr als zwanzig an der Zahl, gingen über die Gasse paarweise hintereinander von der Kirche bis zur Trinkstube. Der bekränzte Konrab Nachtigall eröffnete den Zug, hinter ihm her schritt würbig Hans Sachs, mit der Kette geziert. Die geputzten Gaste stachen fonberbar genug von der Stube ab, die von außen und innen gleich beräuchert erschien. In dem langen Zimmer ftanben hölzerne Tische und Bänke, einige mit geschnitzten Tierköpfen versehen. An den Wänben war Getäfel angebracht; auch fehlten daran nicht allerlei Sprüche, die auf die Kunst der Genossen Bezug hatten. Tisch an Tisch warb zusammengeschoben, das „Gewehr" der Sitte gemäß zur Seite gefegt und zu betben Seiten setzten sich die Singer; nur die Merker hielten sich gefonbert, bamit sie nicht gestört würden. Niemanb bürste sich unaufgefordert an ihren Tisch setzen. Oben nahm Hans Sachs Platz. Würbig sah er aus in seiner festlichen Tracht. Die Jacke war von meergrünem Zeuge mit mehreren Schlitzen auf der Brust, bitrch die das Hemb hinburchschimmcrte, dessen faltiger Kragen den Hals scheibenförmig umschloß. Die Ärmel, mit Fischbeinstäbchen gesteift und von schwarzem Atlas, worin zackige Einschnitte in bestimmten Linien künstlich eingesetzt waren, ließen überall das helle Unter-zeug hinburchblicken.
Mitten auf der Tafel staub ein Weinfäßchen und einer der Meister hatte das Geschäft des Zapfens. Als alle Becher gefüllt waren, erhob Hans Sachs die Frage, wer außer ihm singen wolle. Zwei Meister reckten die Hand empor, es waren Georg Wachter, ein Zimmermann, und Subwig Binder, ein Stein-metz, die nach der Ehre strebten mit dem Altmeister der Kunst zu wetteifern. Hans Sachs sollte eine Streitfrage auswerfen und hob an:
Ihr Freunde, saget mir, wenn ihr wißt,
Wer wohl der künstlichste Werkmann ist?
Zuerst erwiberte Georg Wachter:
Das ist fürwahr der Jimmermann;
Wer hat es ihm jemals gleichgetan?
Durch Schnur und Richtscheit ward ihm kund
Die höchste Zinn' und der tiefste Grund;
Ihn loben stattliche Lustgemächer,
Hoch strebet sein Ruhm wie seine Dächer.
Reich an Erfindungen ist sein Geist,
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3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
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Unzweifelhaft ist in unserem Lande von der jüngeren Steinzeit ein ununterbrochener Fortschritt der Entwicklung bis auf die Höhe der Bronzezeit zu erkennen. Wenn man die Überreste dieser beiden Perioden aufmerksam verfolgt, gewinnt man den Eindruck, daß hier ein und derselbe Volksstamm sich zu einer ihm erreichbaren Kulturhöhe entwickelt hat. Auch die wenigen bisher gefundenen Wohnstätten mit ihrem Inventar deuten darauf hin, daß die Leute der jüngeren Stein- und der Bronzezeit in ununterbrochener Geschlechterreihe aufeinanderfolgten, daß kein Bevölkerungswechsel während dieser Perioden eintrat. Wie sich in den steinzeitlichen Niederlassungen auf dem Auhögl und auf der Insel im Würmsee die ersten Spuren der Metallverwendung zeigen, so treten in der bisher einzigen im südlichen Bayern gefundenen bronzezeitlichen Niederlassung unter der Burgruine in Karlstein bei Reichenhall die letzten Spuren der Verwendung von Steinmaterial neben der schon herrschenden Bronze zutage. Diese kleine, in entlegener Gebirgsgegend befindliche Ansiedlung gibt in ihren Resten nur das Bild von ärmlichen Behausungen, nicht von der Höhe der bronzezeitlichen Kultur. Immerhin aber gewährt sie einen Einblick in das Leben und Treiben ihrer Bewohner. Ant Fuße des steilen Bergkegels und terrassenförmig am Berghang übereinander lagen die Hütten, die am Berg in der Weise in den Hang eingeschnitten waren, daß der natürliche Felsen die Rückwand bildete und der Aushub nach vorn abgelagert wurde um Raum zu gewinnen. Der ebene Boden war festgestampft und Spuren von Pfostenlöchern lassen annehmen, daß Vorder- und Seitenwände aus Holzstämmen zusammengefügt waren. Das Dach ruhte schräg auf dem Felsen der Rückwand und den Stämmen der Vorderwand. Eine oder auch zwei Feuerstellen waren im Hüttenraum aus großen Steinen halbkreisförmig angebracht. Das Hausinventar bestand ans großen Tonkusen für Wasservvrrat, ans Mahlsteinen und Reibern von Granit, mit denen von den Weibern das Getreide gemahlen wurde; viele Nähnadeln von Bronze, Spinnwirtel und Webstuhlgewichte von Ton deuten daraus hin, daß hier von ihnen gesponnen, gewoben und die Kleidung bereitet sowie Netze gestrickt wurden. Denn die Männer oblagen dem Fischfang (Funde von Angeln aus Bronze, vieler Netzsenker) und der Jagd (Pfeilspitzen von Feuerstein und Bronze); sie beschäftigten sich mit Bronzegießen (Gußklumpen, Gußsorm, Schmelztiegelreste, neue Stücke mit Gußnaht). Viele vorkommende kleine Bronzepunzen oder Stichel (wie sie auch in den Schweizer Pfahlbauten zahlreich auftreten) dienten zu irgend einem hier betriebenen Handwerk. Am natürlichen Felsboden der Hütten und ihrer Umgebung fanden sich abgesprungene Schneiden von Bronzebeilen, ein Beweis, daß die Männer hier den Felsboden zur Herstellung der Hütten und das Holz der Stämme bearbeitet hatten. Außerordentlich häufig waren die Scherben der Töpfe, die ebenfalls hier von den Weibern hergestellt wurden. Selbst ganz kleine Geschirrchen, offenbar Kiuderspielzeug, fanden sich vor. Zerbrochene oder verlorene Schmucksachen von Bronze ließen
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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
Hälfte der Periobe ist bei uns in Hügelgräbern, häufig auch in Nachbestattungen, in solchen der Hallstattzeit, seltener in Flachgräbern vertreten. Denn es ist ein durch bte spätere Vorgeschichte gehenber allgemeiner Zug, daß man die schon vor-hanbenen Begräbuisplätze immer wieber benutzte, so daß sich in Grabhügel-selbern der Bronzezeit Gräber der Hallstatt- und La Tenezeit, unter Flachgräbern der späteren germanischen Zeit solche der La Tenezeit finben. Die in den älteren Gräbern mehr nörblich als süblich der Donan uorfommeitbert Fnnbe unterscheiben sich vollstänbig von den Erzeugnissen der Hallstattzeit und haben mit biesen keine Verwanbtschaft. Sie bestehen in Eisenmessern mit geschweiften einschneibigen Klingen mit Holz- und Beingriff, Tierkopffibeln, Fibeln mit Menschenmasken, Gürtelschließen mit Tierköpfen, Kurzschwertern in Bronzescheiben. Metall-gefäßen griechischen Imports (Massilia), geperlten Armreifen von Bronze mit petschastsörmigen Enben, Halsringen von Bronze und Eisen, Fibeln mit breitem Bügel und zurückgeschlagenem Fuß, winkelförmig gebogenen Arm- und Fußringen aus runbem Bronzestab, Gehängen von Glas- und Bernsteinperlen u. a. Im allgemeinen ist aber, soweit sich bies jetzt schon erkennen läßt, die Verbreitung des La Tenestils in dieser älteren Hülste bei uns in Bayern nicht so bnrchgreisenb, daß man an eine Einwanberung einer zahlreichen Volksmenge benfen könnte, und jebenfalls sinb die Überreste viel weniger reichhaltig und kostbar wie in den Gallien näher liegenben Rheinlanben. Wohnstätten aus dieser Zeit sinb bei nns bis jetzt nicht ausgebest worben.
Diese Verhältnisse änbern sich jeboch vollkommen in der zweiten Hälfte der La Teneperiobe und beren beiben letzten Abschnitten vom 3. Jahrhundert n. Chr. abwärts. Süblich der Donau tritt jetzt von der Ost- bis zur Westgrenze Bayerns eine Anzahl von Begräbnisplätzen mit tiefeingeschnittenen Reihengräbern auf, in benen ein kriegerisches Volk in einer bisher unbekannten Waffenrüfiung und Frauen in vielfach neuen Schmucktypen ruhen. Die nahezu gleiche Ausstattung der Männer mit zweischneibigen Kurz-unb Langschwertern mit bünnen, flachen Klingen in Eisenscheiben, Lanzen mit breitem und langem Blatt und einem Eisen fuß des langen Schafts, großen ovalen Holzschilben mit breit geflügeltem Eisenbuckel in der Mitte, großen Eisenfibeln und eisernen Armreifen, schweren Gürtelketten von Eisen ober Lebergurten mit Eisen schließen; die mehr verschiebene der Frauen mit Bronze- und Eisenfibeln, großen Hohlbuckelarmreifen mit Scharnierverschluß, geschlossenen Armreifen ans Lignit und weißem und blauem Glas mit gelber L-chmelzeinlage, Halsgehängen von kleinen kobaltblauen Glas- und von Bernsteinperlen, Gürtelketten von Bronze und von Eisen mit Tierkopfhaken, Emailperlen u. a. beutet unzweifelhaft das Auftreten eines neuen Volksstammes an. Dazu kommen Tongefäße von ganz anberen Formen, ohne die bisherige Verzierungsweife mit geometrischen Figuren, auf der Drehscheibe geformt und hart und klingenb gebrannt. Das gleiche Grabinventar finbet sich auch in den übrigen Säubern, wo keltische Stämme saßen, so im Westen in Baden und
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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
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der Schweiz, im Osten in Böhmen. Die in Südbayern gefundenen zahlreichen Flachgrüber gleicher Ausstattung gehören unzweifelhaft den Vindelikern und Norikern an, von denen wir aus den Zeugnissen der alten Schriftsteller wissen, daß sie keltischer Abkunft waren und in unserem heutigen Bayern südlich der Donau bis an den Fuß der Alpen ihre Wohnsitze hatten.
Sind wir für die vorletzte Stufe der La Teuezeit in Bayern nur auf Gräberfunde angewiesen, so kommen für die letzte Stufe nunmehr auch Wohn-stätteusuude in Betracht. An zwei Orten Südbayerns sind, soweit bekannt,
bisher solche zutage gekommen, in Manching, Bezirksamt Ingolstadt, und in Karlstein bei Reichenhall. In Manching, woselbst eine ausgedehnte Umwallung sich befindet, wurde innerhalb dieser ein großer Fund von Geräten und Schmucksachen gemacht, der unzweifelhaft auf eiue Wohnstätte deutet. Es befanden sich darunter Bestandteile von Wagenbeschlägen, Rädern, Pferde-
geschirr, Bruchstücke von Luxusgeräten, große Glasringe, Fibeln, Tierfiguren von Bronze u. a. In Karlstein stieß man auf die Wohnstätten selbst, die sich als viereckige Blockhäuser, aus Balken gezimmert, mit Türen und Fenstern, Feuerstellen und Vorplatz erwiesen. Die gefundenen vielen Eisennägel und Klammern rührten von der Befestigung und Verbindung der Balken, die Eisenblechbeschlüge von Türbändern und Schlössern her, zu denen auch die
Schlüssel von Eisen vorhanden waren. Ein reich ornamentierte viereckiges Eisengitter mag zu einer Fenster- oder Türöffnung gehört haben und fetzt
die Verwendung von Glas voraus. In der Kulturschicht der Wohnstätten kamen zutage runde Mühlsteine von Handmühlen, große Wasserknsen von Ton, Eisengeräte aller Art, darunter Sensen und Ketten, Svinnwirtel, Netzsenker von Ton, Nähnadeln von Eisen und Bronze; an Schmuck Bruchstücke von blauen Glasarmreifen mit gelber Schmelzunterlage, vergoldete Bronzeblechbeschläge von Gürteln, Fingerringe von Bronze und Eisen, eine Menge Bronzezieraten, zum Teil mit Blutemail, au Waffen lediglich Pfeilspitzen von Eisen, ferner eine Menge Tongefäßreste, auf der Drehscheibe geformt und hart gebrannt. Als besonders wichtig aber ist der Fund von Silbermünzen keltischen Gepräges und der einer ägyptischen Bronzemünze von einem der drei ersten Ptolemäer zu verzeichnen, welche den regen Handelsverkehr der Zeit bis in das entlegene Gebirgsdorf andeuten. Hier wie in Manching wurden außerdem viele Eisenschlacken gefunden, welche auf Verschmieduug von Eisen an Ort und Stelle hinweisen.
Neben diesen Wohnstättenfunden spielen jetzt auch die zahlreichen Funde von goldenen Münzen, sogenannteu Regenbogenschüsselcheu, eine wichtige Rolle. Solche Funde wurden in Südbayern bis zur Douau zahlreich gemacht, darunter zwei große Schatzsunde, von denen jeder über 1000 Stück enthielt. Eine solche Menge Münzen kann nur da zum Vorschein kommen, wo diese als Zahl- und Verkehrsmittel umlaufen und geprägt werden. Auch diese gehören den beiden letzten Jahrhuuderteu vor unserer Zeitrechnung an.
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 9
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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
aus Gold und Silber Zeugnis ab von dem einstigen Luxus im Römerreich. Gewöhnlicher Schmuck aus Bronze kam überall massenhaft zum Borschein. Ganz spärlich dagegen sind die Waffensunde aus dem Innern des Landes, abgesehen von den Grenzkastellen, von denen namentlich Ein in g (Abusina, am Beginn des Limes an der Donau) einen Reichtum an Waffen aller Art geliefert hat. In den Hausfunden gehören sie zu den größten Seltenheiten, mit Ausnahme der kleineren Jagdwaffen; in den Gräbern verschwinden sie ganz. Ersteres beweist den geordneten und langen Friedenszustand des Reiches, in dem nur der Berufssoldat Waffen trug; letzteres die geänderte Anschauung gegenüber der vorrömischen Zeit.
Weit verbreitet sind im ganzen südlichen Bayern die Münzfunde. Man darf die wieder ans Tageslicht gezogenen römischen Münzen sicher auf Hunderttausende schätzen. Natürlich hat sich davon nur der kleinere Teil in den öffentlichen Sammlungen erhalten, der größere ist in Privatsammlungen und im Antiquitätenhandel wieder verschollen, ohne daß selbst nur die Fundorte bekannt wurden. Die erhaltenen Münzen reichen von Augustus bis an den Schluß der Kaiserzeit. Münzen der Republik und des oströmischen Reiches sind selten. Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft zirkulierten diese Münzen uoch als Geld in Bayern bis in die Tage der Karolinger. Größere, einst vergrabene Schatzfunde beweisen die später zunehmende Unsicherheit infolge der Einfälle der Germanen. Nach den Geprägen dieser Funde läßt sich vielfach die Zeit dieser Einfälle annähernd feststellen. Ans diese Weise tragen auch sie zur Aufhellung der Lokalgeschichte bei.
Der Grabritus der römischen Zeit ist ein ganz anderer als der der vorrömischen. Er wird nicht mehr von dem Gedanken eines Fortlebens in bisheriger Lebensweise bestimmt, so daß der Tote mit allem ausgestattet werden muß, wesseu er im Leben bedurfte, sondern der Totenkult ist nur eine höherer geistiger Kultur entsprechende Erinnerungsfeier. Der Tote bekommt noch Liebesgaben mit, aber nur als Angedenken seiner Angehörigen. Die Leiche wird in der rorkonstantinischen Zeit verbrannt und die Asche in einem Gefäß beigesetzt, später womöglich in einem Steinsarkophag, einer Steinkiste oder wenigstens in einem Plattenbehältnis bestattet. Die antike Sitte, Denkmäler über dem Grab zu errichten, hat uns eine stattliche Zahl von Jnschriftsteinen, oft mit figürlichen Darstellungen, erhalten, wenn diese auch uicht annähernd die Fülle und Schönheit der rheinischen erreichen.
Wir sehen also das bürgerliche Leben namentlich in der Blüte der Kaiserzeit bis zu Mark Aurel in hoher Kultur, auf der es sich noch bis in die fonstantinische Zeit trotz der schon beginnenden Zuckungen der sogenannten Völkerwanderungsperiode int allgemeinen erhält. Aber allmählich kommt die Gefahr näher; die harmonische, geordnete Lebensführung hört auf, man muß sich auf plötzliches Verlassen einrichten; Neues wird jetzt kaum mehr entstanden sein. Erst muß die Grenze verlegt, das nördlich der Donau liegende Land
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16. Der Bamberger Dom.
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aber, als Diagonalen, steigen noch Rippen empor und treffen sich am Scheitel in einem Schlußstein. Diese Gurte und Kreuzrippen tragen gemeinsam die leichteren, dazwischen eingespannten Gewölbekappen. Ein besonders großer Schlußstein vereinigt die Rippen jenes Gewölbeseldes, das entsteht, indem sich Haupt- und Querschiff durchschneiden, die sogenannte Vierung. Sie bildet das Richtmaß, woran sich folgerichtig die übrigen Felder gliedern: je eines nach Westen, Norden und Süden und fünf nach Osten. An die beiden Enden der Längsrichtung schließen sich die Altarnischen. Neben den fünf östlichen Quadraten ziehen sich die Seitenschiffe hin, nur halb so breit und hoch. Hier führt von jedem Arkadenpfeiler ein Gurtpilaster empor, so daß die Wölbung zehn quadratische Felder zeigt, doppelt soviel wie das Mittelschiff.
Der Spitzbogen und das Kreuzgewölbe mit Rippen, die wesentlichen Merkmale der Gotik, siud demnach im Inneren schon durchweg angewandt. Von Ost nach West können wir am Gewölbe entlang ddit Fortschritt verfolgen. Nur das Halbrund der Ostapsis ist noch mit einer glatten Halbkuppel überwölbt. Im vollsten Gegensatz weist die fünfeckige Westapsis in eine spätere Zeit; vorgelegte Halbsäulen führen in den Ecken als Rippen zu einem gemeinsamen Schlußstein empor. Ähnlich ist das davorliegende Gewölbeqnadrat, zwischen Apsis und Vierung, in zwei durchkreuzte Rechtecke zerlegt, ebenso die Flügel des Qnerschiffes; das Gewölbe scheint zusammengeschoben; das reichere Rippennetz macht die Decke leichter; statt der Pilaster tragen Halbsäulen die Gurtbögen, setzen sogar erst in der Höhe auf Konsolen an. Doch stört dieser allmähliche Wandel vom Ostchor zum Westchor nicht den einheitlichen Eindruck. Die auf Ludwigs I. Befehl von 1828 bis 1837 vorgenommene Erneuerung hat zwar mit dem Verputz und Beiwerk späterer Zeiten auch die alte Bemalung ohne Gnade entfernt, so daß nun der Zauber der Farbe fehlt; die lichtgraue Steinfarbe verstärkt den Eindruck schmuckloser Einfachheit. Dafür wirkt aber der wuchtige Aufbau zu einer Höhe von 25 Metern um so unmittelbarer; die ans-wärtsstrebenden Träger mit den Gurten und Rippen verkörpern abgewogene Kraft; der Verzicht ans alles spielende Beiwerk verleiht dem Jnnenranm eine vornehme, ernste Würde.
Die beiden Chöre rücken von der Apsis um zwei Quadratfelder in das Mittelschiff vor; der Boden ist um mehr als ein Dutzend Stufen erhöht, da sich eine gewölbte Gruftkapelle darunter befindet. Gegen die Seitenschiffe siud sie noch mit aufgesetzten Steinschranken abgeschlossen. Die Chöre allein bedachte mau reich mit plastischem Schmuck. Teils zieht sich an der Innenwand der Apsis unter den Fenstern eine Bogenreihe hin teils ist die Außenfläche der Seitenschranken mit Blendarkaden und bedeutenden Figuren ausgezeichnet. Unvergeßlich bleibt jedem das Reiterbild Konrads Iii., der im Dom begraben liegt. Am Pfeiler links von den stufen des Offchores blickt er mit frei erhobenem Antlitz in den Kirchenraum; mit leichter Sicherheit sitzt er im Sattel. Der Ostchor führt den Namen Georgenchor; denn schon bevor das Bistum gegründet
Kronseder. Lesebuch nur Geschichte Bayerns. f.
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16. Der Bamberger Dom.
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12. Jahrhunderts auch Deutschland schon besiedelte, war von Frankreich ausgegangen nud hatte die neue Bogen- und Wölbeform, woraus sich die gotische Bauweise entwickelte, bei seinen Kirchenbauten verwendet. 1200 wurde mit dem Bau der Ebracher Klosterkirche begonnen. Dazu kam noch, daß Bischof Ekbert, der eifrigste Förderer des Dombaues in den ersten Jahrzehnten des
13. Jahrhunderts, Beziehungen zum westlichen Nachbarlande hatte; denn seine Brüder waren Pfalzgrafen von Burgund. Damit sind für die Vermittelung der gotischen Formen nach Bamberg wichtige Fingerzeige gegeben. Wir beobachteten schon im Inneren, je mehr wir uns dem Westchore näherten, um so bestimmter die Formen des Übergangsstiles. So sehen wir auch an der Außenseite der Westapsis spitzbogige, große Fenster; das Mauerwerk bildet nicht mehr die großen Flächen; die aufstrebenden Stützen treten bewußter hervor; man bildete nicht mehr mit der alten Liebe und Sorgfalt die wagrechten romanischen Zierstreifen. Überhaupt läßt sich die westliche Apsis an Schmuckwerk nicht mit der östlichen vergleichen.
Nur in den Türmen vermochte man noch die Vorgänger zu überbieten. Man hatte damals Freude au Türmen, das beweist ihre Zahl. Man verzichtete zwar auf den Kuppelturm über der Vierung, wie ihn der Wormser Dom zeigt; dafür gestaltete man die Ecktürme um so kunstreicher. Schon die Osttürme sind voll Schönheit. Sieben würfelförmige Stockwerke sind seitlich mit Lisenen, wagerecht mit Gesimsen aus Zahnschnitt und Rundbogen umrahmt und abgeteilt; dem achten Stockwerk sind die Seitenkanten abgeschnitten, die so verengerten Seitenflächen, in Giebel ausmündend, tragen das fchlanke Dach. Die Stockwerke sind, je höher, mit desto lichteren Fensteröffnungen durchbrochen. So wird das Mauerwerk immer leichter und macht den Eindruck lebendigen Aufstrebeus. Dies Mittel die Wände zu durchbrechen ist an den Westtürmen mit überraschender Schönheit weitergebildet. Der Unterbau zwar ist noch wuchtig; aber sobald er über die Vierung emporschaut, wird die Grundform achtseitig; an Stelle der bisherigen Kanten sind erkerartige Lauben vorgebaut; mit schlanken Säulen steigen sie übereinander auf; die dazwischen liegenden, verschmälerten Seiten sind mit schlanken Spitzbogenöffnungen durchbrochen; diese und die Ecklauben lassen die Türme von allen Seiten durchsichtig und außerordentlich zierlich erscheinen. Sie sind die Krönung des Werkes; sie sind das Vorbild für die Domtürme in Naumburg, wie sie' ihrerseits Nachahmungen der Kathedralkirche von Laon sind.
Wie liebgewordene Freunde grüßen sie den Scheidenden noch weithin. Auch wir nehmen hiermit Abschied vom Bamberger Dom. Er bleibt uns unvergeßlich als einer der herrlichsten Vertreter des Übergangsstiles ist Deutschland; denn er hat noch teil an der reichen Fülle des ausgebildeten Rundbogenstiles und vereinigt damit in stufenmäßigem Fortschritt die Ansänge der Spitzbogenarchitektur; er bietet uns die reifen Früchte der romanischen Bauweise und die ersten Blüten der Gotik.
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19. Der Regensburger Dom.
zu lassen, die Wasserspeier. Auf allen Giebelschenkeln sitzen krause, ans-gebogene, dem Kohlblatt ähnliche Blätter, die Krabben. Die Bekrönung der Türme, Fialen und Wimperge bilden die Kreuzblumen, ein vieleckiger Schaft, an dem in halber Höhe vier nach allen Seiten wagrecht ausladende Krabben sitzen.
Weniger regelmäßig ist das Pflanzenornament. Meist sind es bestimmte Pflanzen von allegorischer Bedeutung, wie der Weinstock (Christus), die Rose (Maria), der Efeu (Treue), die hier verwendet werden. Es werden Kapitelle, Friese unter Gesimsen, auch wohl Flüchenfüllnngen daraus gebildet. Solche Formen gehören meist der Frühzeit der Gotik an, am Regensburger Dome beginnen sie schon spärlich zu werden.
Ungleich wichtiger ist das Hauptornament der entwickelten Gotik, das Maßwerk. Es sind dies geometrische Formen, die aus gebogenen Stäben gebildet werden. Sie dienen zur Füllung des oberen Teiles überhöhter Flächen, so der Fenster, der einzelnen Abschnitte der Trisorininsgalerie und des Kranzgesimses, auch der Vorderseite der Streben; der Bestimmung entsprechend sind sie bald durchbrochen bald reliefartig auf geschlossener Grundfläche. Die wichtigsten Formen sind: ein durch einspringende Zacken, „Nasen", dreifach geteilter Bogen, der „Kleeblattbogen"; ein Kreis, an dessen innerem Rande durch Nasen mehrere Kreissegmente gebildet werden, nach der Zahl der Segmente „Dreipaß", Vierpaß" usw. genannt; die „Fischblase", ein Kleeblattbogen, dessen Schenkel zu einem spitzen Winkel zusammenlaufen. Die Kleeblattbögen bilden stets die Grundlage des Maßwerks, ihre herablaufenden Schenkel teilen pfeilerartig den größeren unteren Teil des zu füllenden Raumes; über ihnen werden die anderen Formen eingefügt. Bei den Rosen der Fassaden laufen die Schenkel konzentrisch nach dem Mittelpunkte zusammen. In der ältesten Zeit wurden diese Formen möglichst rein nebeneinander gestellt, keine durfte in die andere übergehen, ja nicht einmal die andere an mehr als einem Punkte berühren. Gerade für diese Gattnng des Maßwerks bieten die Chorfenster des Regensburger Domes prächtige Beispiele. Später tritt das Bestreben hervor die große Fläche durch enges Aneinanderdrängen lückenlos zu füllen, einstweilen noch ohne die Reinheit der Einzelform aufzugeben.
Erst in der spätesten Zeit der Gotik unterliegen all diese Schmuckformen merkwürdigen Veränderungen, bei denen die Willkür an die Stelle der Gesetzmäßigkeit tritt. An der Fassade des Regensburger Domes, besonders den Obergeschossen derselben, tritt uns diese Änderung deutlich vor Augen. Der Giebel über den Fenstern ist oft ersetzt durch eine konstruktiv unmögliche Zierform, den „Kielbogen" oder „Eselsrücken", der etwa einer geschweiften Klammer zu vergleichen ist. Im Maßwerk verdrängt die Fischblase alle anderen Formen; sie läßt sich durch Bieguug und Zerrung in jeden Raum hineindrängen, so daß die Umrisse sich enge aneinander schmiegen und miteinander verschmelzen. Die Füllung wird dadurch phantastisch, oft bizarr, verliert aber
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Christus Maria) Maria Friese