Naturlehre.
67
Der Frühling ruft die grünen Saaten,
Pflanzen und Blumen hervor, die Vogel keh-
ren, und der Mensch bearbeitet das Feld.
Der Sommer reift durch Hitze die Früch-
te, bringt wohlthätige Gewitter und nützlichen
Thau, erquicket das lechzende Feld.
Der Herbst mit geminderter Warme be-
deckt mit Früchten und reichem Segen die Er,
de, und füllt die Scheunen; — Waldungen
geben Holz, Teiche geben Fische, und Bienen
ihr Honig und Wachs.
Nun hat die Erde ihr großes Werk der
Hervorbringung grbßtentheils vollendet.
Es kommt endlich der Winter mit seiner
Kälte, und unter ihm ruhec die Erde aus.
Die Einflüsse, die man dem Monde auf
unsere Erde zuschreibt, beruhen vorzüglich aus
Unkenntniß über seine abwechselnden Lichtge-
stalten, und auf Aberglaube; z. B. daß das
Holz im zunehmenden Monde mehr Feuch-
tigkeit habe; daß die im Vollmonde abge-
wöhnten Kälber bessere Kühe werden; daß es
zur Zeit des Neumondes schädlich sey, Samen
auf das Feld zu streuen; daß die zur Zeit des
Vollmondes versetzten Blumen voll werden, u.dgl.
Sein Licht ist ja nur das Sonnenlicht
selbst, welches wir täglich genießen, und wie
soll daher sein ^schwaches Licht mehr und anders
wirken? Er äußert nur einen schwachen Ein-
fluß auf unsern Dunstkreis— Man überzeuge
sich nur selbst durch genaue Versuche.
Der Mond braucht zum Umschwünge um
seine Achse 27 Tage und fast 6 Stunden. Ein
Tag auf dem Monde muß daher 14 unserer
Tage, und Eine Nacht 14 unserer Nächte lang
seyn. Er beschreibt eine so große Bahn, daß
ein Mensch über 60 Jahre zu gehen hätte, um
dieselbe zu durchwandern.
Die Einbildungskraft des gemeinen Mau-
gen der Jahres-
zeiten im Allge-
meinen ?
ooo.
Welchen Einfluß
hat der Mond
auf unsere Erde?
501.
Wie lauge ist auf
dem Monde Tag
und Nacht?
302.
Hat der Mond
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
79
Naturgeschichte.
lange Zeit kein Bedenken trug, ihn für eine
Gattung menschlicher Wesen mit geringern
Fähigkeiten anzusehen.
Er trinkt das Wasser nur ans hohler Hand,
und bedient sich der Vorderfüße wie Hände.
Allein er hat weder Vernunft noch Spra-
che, und alle Versuche, ihn reden zu lehren,
sind vergeblich gewesen, und müssen nach dem
Vau seiner Organe vergeblich bleiben.
Er hat aber ausnehmende Geschicklichkeit
und Trieb, menschliche Handlungen nachzu-
ahmen.
Diesen Trieb benutzen auch wohl die Men-
schen. Wenn z. B. die Indianer Pfeffer und
Kokusnüsse einsammeln wollen, so pflücken sie
in Gegenwart der Affen solche Früchte, legen
sie gleichsam spielend auf einen Platz zusam-
men und entfernen sich. Kaum sind sie weg,
so kommen die Affen, welche zugesehen haben,
machen es eben so, und ersparen mit dieser
Spielerey den Menschen viele Zeit und Mühe.
Durch diesen Trieb verleitet gerathen sie
auch in Gefangenschaft.
Man wascht sich vor den Augen eines
Affen das Gesicht, und setzt dann, statt des
reinen Wassers, einen Topf voll Leimwasser
hin. Der Affe macht es nach, verkleistert sich
aber das Gesicht, und wird gefangen. Oder
man zieht Stiefel an, und laßt andere mit
Leim stehen. Er ziehet sie an, kaun aber nicht
mehr laufen.
Der Affe ist außer dem Menschen das
einzige Geschöpf auf Erden, welches sich auch
anderer Waffen bedient, als die ihm Natur-
gegeben hat.
Er bricht starke Zweige von den Bäumen,
und schlagt um sich, oder wirft mit Steinen
und dergleichen Dingen nach seinen Feinden.
Gewöhnlich sieht man große Schaaren oft
b. seinen Gei-
steskräften nach?
c. seiner Ge-
schicklichkeit
nach?
ll. von seiner
Gefangenneh-
mnng?
o. von seiner
Vertheidigung?
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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102
Naturgeschichte.
Orte zum andern bewegen, sondern nur, daß
sie sich dem Lichte zuneigen, und ihre Blumen
öffnen oder schließen.
§. 17.
Bäum e.
Die Bäume werden eingetheilt: 95.
1) In Gartenbäume, die um des Obstes Wie theilt man
willen gezogen werden; die Bäume ein?
2) In Forst- oder Waldbäume, die zum
Brennen und Bauen benützt werden. ^ Y6.
Die Forstbäume werden wieder eingetheilt die Forst-
in Laub, und Nadelholz. bäume?^
Unter Laubholz versteht man jene Vau-^
me, welche im Frühjahre neue Knospen trei- unter Laub-
den, und Blätter bekommen, die im Herbste hör??
abfallen. 1' 93.
Unter Nadelholz versteht man jene Wald- Was versteht
bäume, deren Blätter die Gestalt einer Nadellman unter Na-
haben, die immer grün bleiben, und deren delholz?
Frucht in einem holzartigen Zapfen besteht.
Zum Laubholze rechnet man die Eiche,
Buche, Birke, Erle, Linde, Esche, Ulme,
Pappel rc.
Zum Nadelholze die Fichte, Tanne, Fer-
che, Lerche, Ceder, den Wachholder-, den
Lebensbaum rc.
Nach Art und Beschaffenheit der Früchte,
theilt man die Bäume
1) in Kernobst, dessen Kern mit einer
feinen Rinde umgeben ist, z. V. Aepfel, Bir-
nen, Quitten rc.
2) in Steinobst, dessen Kern in einer
harten steinernen Schale liegt;
2) in Nüsse.
Nach ihrem Vaterlande theilt man sie injb. nach ihrem
in - und ausländische. Unter den Letzter» sind Vaterlande?
merkwürdig: der Zitronenbaum, Pomeranzen-,
99.
Welche Bäume
rechnet man zum
Laub- und wel-
che zum Nadel-
holze?
100.
Wie theilt man
die Bäume
nach Art und
Beschaffenheit
ihrer Früchte
ein?
Naturgeschichte.
Kaffeebaum, Lorber-, Feigen-, Oehl-, Palm-,
Gewürz-, China-Baum und andere.
Au manchen Holzgewächsen läßt sich das Al-
ter erkennen. Die Winterkälte verdickt ihre Säfte,
und der Umlauf steht stille. Dadurch geschieht,
daß sich ein Theil der innern Rinde jährlich
ablöset, aber wieder mit dem übrigen Holze
zusammenwächst. Die jährlich neue Holzlage
ist deutlich kennbar, und so kann man bey ge-
fälltem Baume in Kreisen die Holzlagen sehen
und zählen, und das Alter bestimmen.
§. 13.
Sträuche und Stauden.
Diejenigen Gewächse, welche mehrere
Stämme aus einer Wurzel treiben, nennt
man Sträuche; — wenn aber die Stämme
klein und dünne sind, wie Ruthen, heißen sie
Stauden.
Die Gesträuche theilt man 1) nach ihren
Früchten, 2) nach ihrem Holze oder ihrer Sel-
tenheit, 5) nach ihren Blättern und Blüthen,
und 4) nach ihrer Heimath ein.
Zu den fruchttragenden Sträuchen rech-
net man z. B. den Weinstock, die Johaunis-
becrstaude, Hagenbutte re.
Zu jenen, die sich durch ihr Holz, ihre
Seltenheit oder Schönheit auszeichnen: den
Buchs, das Süßholz, den Kirschbaum rc.
Zu jenen, die sich durch Blüthen und
Blätter hervorthun: die Rosenstaude, den Ros-
marinstrauch, die Jerichorose, den Epheu oder
das Immergrün, den Jasmin rc.
Zu den ausländischen: den Theestrauch,
Pfefferstrauch, die Baumwollenstaude, den Bal-
famstrauch rc.
Die Baumwolle gedeiht nur in warmen
Landern, theils an Bäumen, theils an Strau»
103
101.
W ie samt man
an bat Holzge-
wächftll das Al-
ter erkennen?
102.
Was nennt mau
Sträuche und
Standen?
105.
Wie theilt man
die Gesträuche
ein?
104.
Welchegewächse
kommen in den
Einrheilnnas-
Arten dersträu-
ehe vor?
105.
'Was ist von der
Baumwolle zu
erwähnen?
loö
/
Naturgeschichte.
sich gibt. Es wächst vorzüglich an Rändern
von Wegen, Dunghaufen , Schutthaufen rc.
6. Der Stechapfel. Er hat eine lange
trichterförmige weiße Blume, und eine Samen-
kapsel, welche stachlicht und der wilden Ka-
stanie ähnlich ist. Die Blätter sind dunkelgrün,
eyrund, und am Rande halbmondförmig aus-
gezackt.
?. Der Nachtschatte n. Er ranket sich
überall an, die Blatter sind eyförmig und
dunkelgrün, die untern herzförmig; vom Juli
bis August hat er radförmige Blümchen, auch
violette Blumeutrauben, und im September
cyrunde rothe Beeren. Seine Blüthe gleicht
der Kartoffelblüthe.
6. Die Tollkkrsche, Wolfskirsche oder
Velladona. Sie ist ein Kraut mir glockenförmi-
gen, bläulich schmutzig-rorhen Blumen und mit
einer der Herzkirsche ähnlichen schwarzglanzen-
den Beere. Sie wächst 4 — 6 Schuh hoch
in schattigen Waldgegenden, besonders auf
Schlägen.
9. Der kleine Schierling. Ersieht der
Petersilie sehr ähnlich, und wächst besonders an
feuchten und schattigen Orten. Von der Pe-
tersilie, unter welcher er öfters wächst, wird er
aber dadurch unterschieden, daß er einen sehr
widrigen Geruch und eine glanzende Unter-
seite der Blätter hat. Der Giftschierling,
auch Wasserschierling genannt, der Sellerie
ähnlich, hat gelblichten Saft, und lanzetför-
mige scharfzahnige Blätter.
io. Die W a sse r-P astinake. Sie hat haa-
rige Blätter, bald spindelförmige, bald kurze run-
de Wurzel mit einem dünnen Schwänzchen. In
Mitte der Wurzel ist ein hartes Korn. Sobald
die Wurzel im Frühjahre in Samen übergeht,
wird sie zähe und unschmackhaft, und ihr Ge-
nuß erregt gefährliche Anfälle und Raserey.
6. Der Stech-
apfel?
7. Der inacht-
schatten?
8. Die Tollkir-
sche?
9. Der kleine
Schierling?
io. Die Wasser-
Pastinake?
108 Naturgeschichte.
gestrichelten Sput, seine blasse Farbe und seinen
beißenden Geruch.
5. Dergifttänbling. Die eßbaren und
schädlichen Täublinge sind sich so ähnlich, daß
man eher alle Täubling-Arten ans den eßba-
ren Schwämmen ausstreichen soll.
6. Dergiftbräkling. Der Brätling ist,
mit Ausnahme einiger schädlichen Abarten,
eßbar, hat süßen Milchsaft und angenehmen
Geruch und Geschmack. Die besten sind der
rothbraune, gold - uno silberfarbige. Nur durch
Geruch und Geschmack kann man die giftigen
Abarten unterscheiden.
5> Der Gift-
tänbling?
6. Der Gift-
brätling?
§. 25.
111. Miiieralrei ch.
Das Mineralreich theilt man in 4 Klas-
sen. l. In Erde und Steine, 2. Salze, 5. brenn-
bare Mineralien, 4. Metalle.
115.
Wie theilt man
dñvmineralreich
ein?
§. 24.
Von Erden und Steinen.
Die Haupt-Erdarten sind:
1. Die Thonerde, 2. die Kalkerde, 5. die
Kieselerde, 4. die Dammerde._
1. Zur Thonerde gehören insbesondere: der
gemeine Thon, aus welchem die Töpfergeschirre
gemacht werden;—der Lehm, der zum Bauen
und zu den Ziegeln dient; — der Pfeifenthon,
der Probierstein, der Porzellanthon: — der
Schiefer und Wetzstein'; der Trippel und Ro-
thel.
2. Jur Kalkerd e: die kalkartigen Steine;
— der gemeine Kalkstein, Marmor, Kreide,
Gips, Alabaster, Tufstein, Mergel.
5. Zur Kieselerde: der Sandstein,Feuer-
stein, Krystall, Quarz, Lasurstein, Bimsstein,
114.
Welche sind die
Haupt-Erdar-
ten?
115.
Welche beson-
dere Erden oder
Steine gehören
zu jeder Erdart?
Vaterlands * Geschichte.^
Unter den Karolingern wurde Bojoarien
ein Königreich. !
Karl des Großen Sohn, Ludwig, theilte
sein Kaiserreich im Jahre 825 unter seine drey
Söhne, und sein Sohn Ludwig erhielt Bo-
joarien als Königreich. Er bezog als König
Ludwig I. Regenöburg zur Residenz.
Ihm war wenig Friede geworden.
Mit äußern Feinden kämpfend, hatte er
auch 14jährigen Hader mit Vater und Brüdern.
Sein Vater, Ludwig der Kaiser, hatte sich
noch als Wittwer vermählt, bekam einen Sohn,
und ihn reuete nun die frühere Theilung
des Landes. Als Vater der Könige und Herr
des gesammten Reiches theilte er das Land
wieder, und darum entstand Krieg zwischen
Söhnen und Vater, und nach des Vaters
Tode zwischen den Brüdern.
Im Kampfe wegen Ländertheilung siegte
Ludwig über seine Brüder, und es wurde der
Antrag gemacht, daß das teutsche Land zu allen
Zeiten ein unabhängiges mit eigenen Königen
seyn soll, und er wurde König in Teutschland.
Daher heißt er auch Ludwig der Teutsche.
Wie Ludwig der Teutsche gegen Vater
und Brüder seinen Söhnen das Beyspiel gab,
thaten auch diese gegen ihn. Sie verlangten
Theilung und begannen Krieg gegen den Va-
ter. Er erfüllte ihren Willen, und zeigte je-
dem sein künftiges Erbtheil aus.
Der Söhne Zwietracht erfüllte Ludwig
des Teutschen Alter mit Schmerz. Er war
ohne Ruhe und Lust.
Aber auch sein Vater sagte, als er ver-
blich, zu den Umstehenden: »Sagt meinem Soh-
»ne Ludwig, daß ich ihm "verzeihe, aber er
»habe mir das Leben entrissen." Und wirklich
mußte diesen Schmerz auch der König der
Teutschen noch fühlen.
179
27.
Wie und wann
wurde Bojoarien
ein Königreich?
2 L.
Hatte Ludwig!.
König Bojoari-
ens friedliche Re-
gierung ?
29.
Wanun heißt der
König der Bojo-
aren Ludwig I.,
auch der Teut-
sche?
20.
Trat das Bey--
spiel eines Vat.
u. Vznid.-Kriegs,
wie Ludwig d.t.
mit Vat. und V.
hatte,wieder ein?
21.
Wie wirkten auf
Ludwig den Kai-
ser und Ludwig
den Teutschen die
Vater- und Bru-
derkriege?
121
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_I. Ludwig_der_Kaiser Ludwig Wittwer Ludwig_über Ludwig Ludwig Ludwig_der_Teutsche Ludwig Ludwig
des Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig! Ludwig Ludwig_I. Ludwig_I. Ludwig_d.t Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
189
Vaterlands - Geschichte.
wohl andern hohen Unterthanen gepflegt; aber
sie habe es gemieden.
Die Herzogin sehnte sich nach dem all zu
lang entfernten Gemahl, und flehte ihn um
seine Rückkehr. Auch dem Rauhgrafen schrieb
sie, wenn er den Herrn bewege, wollte sie ihm
gewähren, was er einst von ihr gebeten. Sie
siegelte dem Herzog mit rothem Wachs, schwarz
dem Ritter, damit die Schreiben nicht ver-
wechselt würden, denn der Bote war des Le-
sens unkundig. Der falsche Brief gerieth in
Ludwigs Hand. Von Argwohn und Eifersucht
verwirrt, gab er dem Ueberbringer statt Boten-
lohn mit eigener Faust den Tod, eilte im jä-
hen Zorne heim, rodtete die Diener und ließ
seine Gemahlin enthaupten.
Nun von der Raserey genesen, vernahm
er durch nnverwerfliche Zeugen die unbefleckte
Treue seiner Gattin, erkannte sie aus ihren
Briefen, und aus des Rauhgrafen lauter An-
klage vor den Reichsfürsten. Er ging zu spät
in Schmerz und Reue über. Es sprach das
Volk, Gram habe in einer Nacht seine Haare
entfärbt.
Die Leidenschaft, die er in seiner Jugend
nicht beherrschen konnte, machte ihn unglücklich.
Er stiftete das Kloster Fürstenfeld, wie
ihm als Buße vom Papst aufgelegt wurde,
und die Kirche hielt sich versöhnt. Aber der
Nachwelt ist es vorbehalten, auch der Fürsten
Thaten zu richten.
Ludwig der Strenge mag aber auch der
Gerechte heißen, denn er hütete seine Völker
in Recht und Frieden; keinem furchtbar, als
den Feinden ihrer Ruhe.
Fünfzig Raubritter sammt Knechten ließ
er, wie erzählt wird, an einem einzigen Tage
enthaupten. Weltliche wie geistliche Herren for-
derten und ehrten seinen Schiedsspruch in ih-
64.
Was that Lud-
wig der Strenge
zur Sühne der
Ermordung sei-
ner Gemahlin?
65.
Welchen Beyna-
men verdient
Ludwig der
Strenge noch?
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
220
Weltgeschichte.
§. 6.
Palästina.
Palästina ist das Land, in welchem sich
die Lebens - und Leidens-Geschichte Jesu zu-
trug, und in welchem die in seiner Geschichte
merkwürdigen Orte liegen. Da entstammen auch
das israelitische Volk und die Juden.
Abraham war von Babylonien (Chaldaa)
nach Palästina als ein reicher Nomade gezo-
gen. Sein Sohn Jsak hinterließ zwey Söhne,
Jakob und Esau. Jakob hieß auch Israel, und
nach ihm erhielt spater die Nachkommenschaft
den Namen israelitisches Volk. Er hatte 12
Söhne, und so theilte sich auch das Volk in
12 Stamme, und da ein Sohn Judas hieß,
erhielt sein Stamm den Namen der Juden.
Joseph, einer der Söhne Jakobs und sein
Liebling, wurde von seinen neidischen Brüdern
an israelitische Kaufleute und von diesen nach
Aegypten verkauft. Da gelangte er zu hohen
Ehrenstelleu, berief seine Familie und brachte
sie im Landchen Gosen unter.
Jakobs Familie, welche bey ihrem Ein-
züge in Egypten nur 70 männliche Häupter
zählte, vermehrte sich bald ungemein, wurde
aber den Aegyptern immer verhaßter. Man
legte ihnen allen Druck auf, und Pharao ließ
sogar die Erstgebornen im Nil ersäufen.
Dieses Loos stand auch dem Säugling
Moses bevor; er aber wurde in Geheim ge-
rettet, und genoß am Hofe selbst eine bessere
Erziehung. In einem gerechten Streite erschlug
er einen Eingebornen, und floh nach Arabien.
Er faßte den Entschluß, das Volk Israel aus
der Knechtschaft zu befreyen, und in das ver-
heißene Land Kanaan zu führen. 29.
Nachdem es über 200 Jahre in Aegyp- Wie kam das
24.
Wie ist Palästi-
na durch Christi
Geschichte merk-
würdig?
25.
Wie entsprangen
das israelitische
Volk und die
Inden?
2000. I.v.c.g.
26.
Was geschah mit
Jakobs Sohn
Joseph?
27.
Welches Loos
hatte das israe-
litische Volk in
Aegypten?
28.
Welches Schick-
sal hattcmoses?
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Palästina Palästina Abraham Jakob Judas Joseph Jakobs Jakobs Christi Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Jesu Babylonien Palästina Israel Gosen Israel Kanaan
244
Obstbaumzuchr.
O b st b ä u in z u ch t *).
§. r.
Kern e.
Am leichtesten erhält man eine Menge
Obstbäume, wenn man die Kerne im Spät-
herbste, oder auch im Frühjahre in die Erde
und zwar ungefähr einen Zoll tief steckt.
Man heißt solche Anlage eine Obstbaumschule.
Zur Baumschule wähle man einen freyen,
sonnenreichen Platz gegen Morgen und Mit-
tag, ober wenigstens gegen Mittag und^Abend;ìba"mschule wäh-
auch ist Vortheilhaft, wenn die mitternächtlicheicn*
Seite von einem Berge oder einer Wand
Schutz hat, und die Baumschule an einem
mäßigen Abhang und hoch zu liegen kommt.
Die Kerne der Aepfel, Birnen und Kir-
schen müssen aus heimischen Wäldern genom-
men werden, und zwar zu den Aepfelwildlin- ,5 , zu
gen die Kerne des süßen Holzapfels, zu den u' 1
Birneuwildlingen Holzbirne von nicht steini
ger Beschaffenheit. Auch die Kerne unserer
Pflaumen (Zwetschgen, Kriechen u. dgl.) geben
kräftige Wildlinge, und der hochstämmig gezo-
gene Zwetschgenwildling liefert ohne alle Ver-
edlung die schmackhaftesten Früchte des Mut-
kerstammes. Pstrschen - und Aprikosenbäume
dürfen nicht aus ihren Steinen gezogen wer-
den , da man sie mit weit größerem Nutzen
auf Pflaumstämme veredelt.
Die gereinigten Kerne läßt man km Schat-
ten abtrocknen, füllt hernach einen Topf mit
Wie erhält man
am leichtesten
Obstbäume?
2.
Welche Lage soll
man zur Obst-
3.
Von welchen
Bäumen sind
*) Nachlese in Wilhelm Hinkerkv „Unterricht in
der praktischen Obstbaumzucht.«
4.
Wie behandelt
man die gerei-
nigten Obstker-
nc?