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1. Theil 3 - S. 28

1861 - Hanover : Rümpler
28 sah. Nie war er gewaltiger gewesen, der furchtbare Mann, der seine Überzeugung im hitzigsten innern Streit dem Zweifel und Teufel abgerungen hatte. Ganz anders erscheint seine Persönlichkeit im Streit mit ir- dischen Feinden. Hier bewährt er fast immer sichere Überlegenheit, am meisten in seinen literarischen Fehden. Riesengroß war seine schriftstellerische Thätigkeit, welche er von 1517 entwickelte. Bis zu diesem Jahr hatte er wenig drucken lassen; von da wurde er auf einmal nicht nur der fruchtbarste, auch der größte populäre Schriftsteller der Deutschen. Die Energie seines Stils,, die Kraft seiner Beweisführung, Feuer und Leiden- schaft seiner Überzeugung wirkten hinreißend. So hatte noch keiner zum Volke gesprochen. Jeder Stimmung, allen Tonarten fügte sich seine Sprache: bald knapp und gedrungen und scharf wie Stahl, bald in reichlicher Breite ein mächtiger Strom drangen die Worte ins Volk; ein bildlicher Ausdruck, ein schlagender Vergleich machte das Schwerste verständlich. Es war eine wundervolle schöpferische Kraft. Mit souveräner Leichtigkeit gebrauchte er die Sprache, sobald er die Feder ergriff, arbeitete sein Geist mit höchster Freiheit; man sieht seinen Sätzen die heitere Wärme an, die ihn erfüllte, der volle Zauber eines herzlichen Schaffens ist über sie ausgegossen. Und solche Gewalt ist nicht am wenigsten sichtbar in den Angriffen, die er einzelnen Gegnern gönnt. Und engver- bunden ist sie mit einer Unart, die schon seinen bewundernden Zeit- genossen Bedenken verursachte. Er liebte es auch mit seinen Geg- nern zu spielen; seine Phantasie umkleidet ihm die Gestalt des Feindes mit einer grotesken Maske, und dies Phantasiebild neckt, höhnt und stößt er mit Redewendungen, die nicht gemäßigt und nicht immer anständig klingen. Aber grade in seinem Schmähen wirkt die gute Laune in der Regel versöhnend, freilich nicht auf die Be- troffenen. Fast nie ist kleine Gehässigkeit sichtbar, nicht selten die unverwüstliche Gutherzigkeit. Zuweilen geräth er freilick in einen wahren Künstlereifer; dann vergißt er die Würde des Reformators und zwickt wie ein deutsches Bauernkind, ja wie ein boshafter Kobold. Wie hat er alle seine Gegner gezaust! Bald durch Keu- lenschläge, die ein zorniger Riese führt, bald mit der Peitsche eines Narren. Gern verzog er ihre Namen ins Lächerliche, so lebten sie im Wittenberger Kreise als Thiere, als Thoren. Eck wurde vr. Geck, Murner erhielt Katerkopf und Krallen, Emser, der sein Wappen, das Haupt einer gehörnten Ziege, jeder Streitsckrift Vor- drucken ließ, wurde als Bock mishandelt, dem abtrünnigen Hu- manisten Cockläus wurde sein lateinischer Name zurückübersetzt, und Luther begrüßte ihn als Schnecke mit undurchdringlichem Harnisch. Sah ihn später solcher Erguß übermüthigen Eifers aus der Druck- schrift an, und klagten die Freunde: dann ärgerte er sich wohl selbst über seine Rauheit, er schalt sich und bereute aufrichtig, aber

2. Theil 3 - S. 41

1861 - Hanover : Rümpler
41 sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen. Das bin ich,' sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Neue gruben darin in den Wunden weiter. — Die lodernde Phantasie zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob ihre Arme drohend zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todten- hause zurückgebliebene Larve nahm allmählich seine Züge an. Mitten in den Kamps floß plötzlich die Musik für das Neu- jahr vom Turm hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt; er schauete um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun, glücklicher und besser als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen waren, und er sagte: ‘D, ich könnte auch wie ihr diese erste Nacht mit trocknen Augen ver- schlummern, wenn ich gewollt hätte! — Ach, ich könnte glücklich sein, ihr theuern Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllet hätte? Im fieberhaften Erinnern an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf; endlich wurde sie durch den Aberglauben, der in der Neu- jahrsnacht Geister und Zukunft erblickt, zu einem lebendigen Jüng- ling, der in der Stellung des schönen Jünglings vom Capitol sich einen Dorn auszieht, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorgegaukelt. — Er konnt' es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge; tausend heiße Thränen strömten versiegend in den Schnee; er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: <Komme nur wieder, Jugend, komme wieder!' . . . Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt: er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren Fein Traum gewesen; aber er dankte Gott, daß er, noch jung, in den schmutzigen Gängen des Lasters um- kehren und sich auf die Sonueubahu zurück begeben konnte, die ins reiche Land der Ernten leitet. Kehre mit ihm, junger Leser, um, wenn du auf seinem Irr- weg stehst! Dieser schreckende Tranm wird künftig dein Richter werden; aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: 'Komme wieder, schöne Jugend!' so würde sie nicht wieder kommen. 17. Gewisse Worte. Von Hartmann. Neuere Gedichte. Leipzig 1846. S. 267. Worte giebt's, die nie verhallen! Und die von Kant' zu Kante springen Sie find wie Steinchen, die gefallen Und stets von neuem aufwärts klingen, In einen Brunnen schwarz und tief. Wenn scheinbar längst ihr Ton ent- schlief.

3. Theil 3 - S. 113

1861 - Hanover : Rümpler
113 Diebe mit meinem Wachen und Bellen nächtlicher Weil hab abgetrieben. Anjetzo, da ich alt, matt, müd und verdrossen bin, hat er mich an den Zaun binden lassen, und wird bald einer kommen, der mich erschießen wird.' 'Allo!' sagt die Schlang, 'Bauer, halt her! dein Handel ist mm verloren: zwei haben dich schon überstritten.' 'Ei, nit so gäh, mein Schlang! Dafern der dritte auch solcher Meinung wird sein, so will ich mich nachmals keineswegs weigern.' In währendem Zank läßt sich ein Fuchs sehen, welcher sich selbst freimüthig für einen Richter bei diesen streitenden Parteien auswirft, ruft dahero den Bauern ein wenig beiseits und fragt beufelben, ob er mit Hennen versehen sei, und wie viele er ihm wolle spendieren, wann er ihn ans dieser äußersten Lebensgefahr salviere. 'Ich schenke dir alle Hennen, mein gülde- ner Fuchs!' sagt der Bauer. Über solches fangt der Fuchs an, mit besonderer Wohlredenheit die Sach vorzutragen, alle Umständ reiflich zu erwägen. 'Damit aber Hierinfalls keinem ein Unbill oder Ünrecht geschehe,' sagt der Fuchs, 'also ist nothwendig, den Augenschein einzunehmen, wie sich der Handel hat zugetragen.' Begeben sich dahero alle drei zu dem Felsen. Der Fuchs schüttelt den Kopf und läßt sich verlauten, als komme es ihm unmöglich vor, daß die große Schlang in diesem Loch feie gestecket. 'Mein Schlangen! gehe her und zeig mir's: wie bist du darinnen gewest?' Die schlieft hinein, der Bauer mußte den Stein vorwälzen, als- dann fragt mehrmalen der Fuchs: 'Mein Schlang, ist es also ge- west?' 'Ja, ja! ganz natürlich ist es also gewest!' 'Nun, nun/ antwortet der arge Fuchs, 'ist es also gewest, so soll es also ver- bleiben!' Dergestalt war der Bauer ans seiner Gefahr errettet und versprach voller Freuden dem Fuchsen, er solle früh morgens um sieben Uhr im Haus auf ein gute Hennensnppen erscheinen. Der Bauer kommt etwas spat nach Hans, weshalb das Weib das Gestirn schon mit trntzigen Runzeln ausgespaliert und den armen Mann mit rauhen Worten bewillkommt. 'O mein Weib,' sagt der Bauer, 'wann du sollt wissen, wie es mir ergangen, du würdest weit anders reden. Mein güldene Urschel! du hättest l eurem Haar deinen Mann verloren. Gedenke, was mir für ein Unstarr begegnet: in augenscheinlicher Lebensgefahr bin Ach gewest!' uni erzählt ihr's mit allen Umständen. 'Doch hat der Himmel einen ehrlichen Fuchsen zu mir geschicket, der hat mich durch seinen Witz wunderbarlich er- lediget, deswegen ich ihm ans schuldigster Dankbarkeit all unsere Hennen versprochen, und morgen, will's Gott, in der Frühe um sieben Uhr wird er dieselbigen abholen.' 'Was? holen?' sagt sie' 'Hennen holen? meine Hennen holen? Soll dich der —! Mas hast du mit meinem Geflügelwerk ju schaffen, du Schmarotzer? Komm mir nur der Fuchs, ich will ihm schon einen hölzernen Bergelt- gott zu verkosten geben!' Der arme Fuchs wußte um all diese Bosheit nichts, dahero ist er in der Frühe in guter Sicherheit Cvlkhorn u. Tcedeke's Lesebuch Iii-

4. Theil 3 - S. 65

1861 - Hanover : Rümpler
65 dowort eines Herrn in seinem Herzen, vor dessen Augen nur die Ehre, die vor Gott gilt, geachtet ist, die Ehre aber vor Menschen als ein Nichts erscheinet. Er gehorcht dem Commando; er faßt sich; hoch emporgerichtet steht er vor seinem Beleidiger da, und mit einem Ton der Stimme, welcher auch dem rohesten Herzen eine unwill- kürliche Achtung gebietet, spricht er: <Das war für mich; — jetzt aber, mein Herr, geben Sie mir auch etwas für meine hungernden Armen und Kranken, welche noch heute mit Nahrung und Erquickung versorgt werden müssen.' Einer solchen Macht des hohen Selbstbewußtseins und guten Gewissens gegenüber wird es dem rohen Beleidiger ganz sonderbar zu Muthe; er wirst die Karten hin, springt von seinem Stuhle ans, umarmt den Almosensammler und giebt, denn die Lust am Spiele war ihm vergangen, all das Geld, das er eben bei sich führte, zur Linderung der fremden Noth hin. Auch die andern Gäste, am Spieltische wie im Zimmer, großenteils vornehme und reiche Müs- siggänger, reichten dem hochherzigen Empfänger der Ohrfeige unge- wöhnlich ansehnliche Gaben für seine Kranken dar. Er selber aber, der Almosensammler, herzlich dankend, gieng seines Weges, mit einer Thräne im Auge, welche ihm nicht der Unmuth oder der Schmerz über die erduldete Mishandlung, sondern die Freude über den Sieg jener Liebe ausgepreßt hatte, welche dem Menschen schon das Sein der Erde zu einem Vorhof des Himmels macht. 38. Die öürgfchaft. Damvn und Phintias. Bon Schiller. Werke. 1838. I, 294. - 1812. — 1818. — 1822 re. — Gedichte 185b. S. 267. Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damonh, den Dolch im Gewände, Jbn schlugen die Hascher in Bande. 'Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!' Entgegnet ihm finster der Wütherich. 'Die Stadt vom Tyrannen befreien!' 'Das sollst'du am Kreuze bereuen.' 'Ich bin,' spricht jener, 'zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben; Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; Ich lasse den Freund dir als Bürgen, Ihn magst du, entrinn' ich, erwürgen.' Da lächelt der König mit arger List Und spricht nach kurzem Bedenken: 1 1) Frühere Lesart: Mdros. Colshorn u. Goedekc's Lesebuch Iii. 5

5. Theil 3 - S. 120

1861 - Hanover : Rümpler
120 Und es waren Schilder umher mit künstlichen Schriften; Jeder durfte nur lesen, und so verstand er die Fabel. 'Höret nun weiter vom Spiegel! daran die Stelle des Glases Ein Beryll vertrat von großer Klarheit und Schönheit; Alles zeigte sich drin, und wenn es meilenweit vorgieng, War es Tag oder Nacht. Und hatte jemand im Antlitz Einen Fehler, wie er auch war, ein Fleckchen im Auge; Durft' er sich nur im Spiegel besehn, so giengcn von Stund' an Alle Mängel hinweg und alle fremden Gebrechen. Jst's ein Wunder, daß mich es verdrießt, den Spiegel zu missen? Und es war ein köstliches Holz zur Fassung der Tafel, Sethym heißt es, genommen, von festem, glanzendem Wüchse, Keine Würmer stechen es an und wird auch, wie billig, Höher gehalten als Gold, nur Ebenholz kommt ihm am nächsten. Denn aus diesem verfertigt' einmal ein trefflicher Künstler Unter König Krompardes ein Pferd von seltnem Vermögen, Eine Stunde brauchte der Reiter und mehr nicht zu hundert Meilen. Ich könnte die Sache für jetzt nicht gründlich erzählen, Denn es fand sich kein ähnliches Roß, so lange die Welt steht. 'Anderthalb Fuß war rings die ganze Breite des Rahmens Um die Tafel herum, geziert mit künstlichem Schnitzwerk, Und mit goldenen Lettern stand unter jeglichem Bilde, Wie sich's gehört, die Bedeutung geschrieben. Ich will die Geschichten Kürzlich erzählen. Die erste war von dem neidischen Pferde: Um die Wette gedacht' es mit einem Hirsche zu laufen; Aber hinter ihm blieb es zurück, das schmerzte gewaltig; Und es eilte darauf mit einem Hirten zu reden, Sprach: 'Du findest dein Glück, wenn du mir eilig gehorchest. Setze dich auf. ich bringe dich hin, es hat sich vor kurzem Dort ein Hirsch im Walde verborgen, den sollst du gewinnen; Fleisch und Haut und Geweih, du magst sie theuer verkaufen, Setze dich auf, wir wollen ihn« nach!' — 'Das will ich wohl wagen!' Sagte der Hirt und setzte sich auf, sie eilten von dannen. Und sie erblickten den Hirsch in kurzem, folgten behende Seiner Spur und jagten ihm nach. Er hatte den Vorsprung, Und es ward dem Pferde zu sauer; da sagt' es zum Manne: 'Sitze was ab, ich bin müde geworden, der Ruhe bedarf ich.' 'Nein, wahrhaftig!' versetzte der Mann, 'du sollst mir gehorchen, Meine Sporen sollst du empfinden, du hast mich ja selber Zu dem Ritte gebracht;' und so bezwang es der Reiter. Seht, so lohnet sich der mit vielem Bösen, der, andern Schaden zu bringen, sich selbst mit Pein und Übel beladet. 'Ferner zeig' ich Euch an, was auf dem Spiegel gebildet Stand: wie ein Esel und Hund bei einem Reichen in Diensten Beide gewesen! So war denn der Hund nun freilich der Liebling, Denn er saß beim Tische des Herrn und aß mit demselben Fisch und Fleisch und ruhte wohl auch im Schoße des Gönners, Der ihm das beste Brot zu reichen pflegte, dagegen Wedelte mit dem Schwänze der Hund und leckte den Herren. 'Boldcwyn sah das Glück des Hundes, und traurig im Herzen Ward der Esel und sagte bei sich: 'Wo denkt doch der Herr hin, Daß er dem faulen Geschöpfe so äußerst freundlich begegnet?

6. Theil 3 - S. 76

1861 - Hanover : Rümpler
76 ' 42. Äuiterierende Sprichwörter. Eisttcin: Formeln der hochdeutschen Sprache. Leipzig 1841. 5ute Freunde sind wie alter Wein. — Alte Schuhe und alte Sitten drücken nicht. — Besser biegen als brechen. — Was dich nicht brennt, das blase nicht. — Frisch, fröhlich, fromm und frei! — Früh gesattelt, spät geritten. — Manches wird besser gepfiffen, als gesagt. — Die Habe ist wie der Haber (Besitzer). — Gutes Land, böse Leute. — Es giebt viele Lesemeister, aber wenig Lebe- meister. — Gottes Mühlen mahlen langsam. — Maste ich, so roste ich,' sagt der Schlüssel. Allzu scharf macht schartig. — Des Volkes Stimme ist Gottes Stimme. — Süß getrunken, sauer be- zahlt. — Wer treu ist, der trauet. — Wagen gewinnt, wagen ver- liert. — Auf den Wellen ist alles Welle. — Gottes Wille hat kein Warum. — Von Worten zu Merken ist ein weiter Weg. — Ein frischer, froher Mllth geht über Geld und Gilt. — Gänschen hinüber, Gans herüber. — Die falschen Katzen vorne lecken, hinten kratzen. — Nach und nachz durch und durch; um und um; über und über; für und für! — Viel Schein, wenig Sein. — Ich schweige dir, so schweig du mir. 43. Die beschränkte Frau. Bon Annette v. Droste-Hülshos. Gedichte. Stuttgart und Tübingen 1844. S. 224. Ein Krämer hatte eine Frau, Die war ihm schier zu sanft und milde, Ihr Haar zu licht, ihr Aug' zu blau, Zu gleich ibr Blick dem Mondenschtlde; Wenn er sie sah so still und sacht Im Hause gleiten wie ein Schemen, Dann faßt' es ihn wie böse Macht, Er mußte sich zusammen nehmen Vor allem macht' ihm Überdruß Ein Wort, das sie an alles knüpfte, Das freilich in der Rede Fluß Gedankenlos dem Mund entschlüpfte: 'In Gottes Namen,' sprach sie dann, Wenn schwereprüfungsstunden kamen, Und wenn zu Weine gieng ihr Mann, Dann sprach sie auch: 'In Gottes Namen.' Dasschien ihm lächerlichunddumm, Mitunter frevelhaft vermessen; Oft schalt er, und sie weinte drum Und hat es immer doch vergessen. Gewöhnung war es früher Zeit Und klösterlich verlebter Jugend; So war es keine Sündlichkeit Und war auch eben keine Tugend. Ein Sprichwort sagt: Wem gar nichts fehlt, Den ärgert an der Wand die Fliege;' So hat dies Wort ihn mehr gequält, Als Andre Hinterlist und Lüge. Und sprachsiesanft: 'Es paßte schlecht!' Durchdemuth seinen Groll zuzähmen, So schwur er, übel oder recht, Werd' es ihn ärgern und beschämen. Ein Blütenhag war seine Lust. Einst sah die Frau ihn sinnend stehen Und ganz versunken, unbewußt So Zweig an Zweig vom Strauche drehen; 'In Gottes Namen!' rief sie, 'Mann, Du ruinierst den ganzen Hagen!'

7. Theil 3 - S. 149

1861 - Hanover : Rümpler
149 Ja fürhte ich, herre Sivrit, eteslichen rät, ob man der deheinen missedienet9) hät, die uns gefüegen kunnen eteslichen ha;, belibet, herre Sivrit, mit triuwen rate ich iu da;.' Er sprach: ‘liebiu frouwe, ich kum in kurzen tagen, ine wei; hie niht der vinde, die uns iht ha;;es tragen: alle dine mäge sint mir gemeine holt; ouch en hän ich an den degenen hie niht anders verscholl:.' ‘Neinä, herre Sivrit, jä fiirht ich dinen val: mir troumte hinte leide, wie ob dir ze tal vielen zwöne berge; ich en sach dich nimmer mö. wiltu nu von mir scheiden, da; tuet mir inneclichen wö.' Er umbe vie mit armen da; tugende riebe wip, mit minneclichem küssen trüt10) er ir schoenen lip; mit urloube er dannen schiet in kurzer stunt. sine gesach in leider dar nach nimmer mer gesunt. Do riten si von dannen in einen tiefen walt durch kurze wile willen; vil manic degen halt riten mit dem wirte; man fuort ouch mit in dan vil der edeln spise, die di helede solden hän. Geladen vil der rosse kam vor in über Rin, die den jageren truogen bröt unde win, vleisc unde vische unde anders manigen rät, ") den ein künic so riebe harte12) billichen hät. Si hie;en herbergen für den grüenen walt, gens wildes abeloufe,1*) die stolzen jägere balt, dä si dä jagen solden, üf einen wert* 14) vil breit, dö kom der herre Sivrit; da; wart dem künige geseit. Von den jagtgesellen wurden gar bestän15) die warte an allen enden, dö sprach der küene man, Sivrit der starke: ‘wer sol uns durch den walt wisen vor den bergen, ir recken küene unde balt?' ‘Jä müe;en wir uns scheiden,’ sprach dö Dagene, ‘ö da; wir beginnen hie ze jagene; dä bi wir bekennen,16) ich und der herre min, wer die besten jägere an dirre waltreise sin. ‘Liut und ouch gehünde wir suln teilen gar; sö köre ieslicher swar er gerne var. der danne jage da; beste, des säge man im danc.’ dö wart ir biten17) niht zen herbergen lanc. Dö sprach der herre Sivrit: ‘ich hän der hunde rät, niwan18) einen brachen, der sö geno;;en hät, da; er die verte erkenne der tiere durch den tan.’ dö schuof der künic Günther zuo zim,lö) den er wolde hän. 9) verletzt, beleidigt. 10) liebkoste. 11) vorrath. 12) sehr. 13) der ort, wo das wild beim jagen aus dem walde zum schusse laufen musz. 14) anger, ane. 15) besetzt. 16) erkennen. 17) weilen. 18) nichts als. 19) d. i. zuo z’im, ‘zu’ doppelt.

8. Theil 3 - S. 172

1861 - Hanover : Rümpler
172 Was gleißt und glänzt da droben Lind zuckt wie Wetterschein? Das ist mit seinen Reitern der Wolf von Wunnenstein. Er wirft sich auf die Städter, er sprengt sich weite Bucht, Da ist der Sieg entschieden, der Feind in wilder Flucht. Im Erntemvnd geschah cs, bei Gott, ein heißer Tag! Was da der edeln Garben auf allen Feldern lag! Wie auch so mancher Schnitter die Arme sinken läßt! Wohl halten diese Ritter ein blutig Sichelf-st. Noch lange traf der Bauer, der hinterm Pfluge gieng, Auf rost'ge Degenklinge, Speereisen, Panzerring, Und als man eine Linde zersägt und niederstreckt. Zeigt sich darin ein Harnisch und ein Geripp versteckt. Als nun die Schlacht geschlagen und Sieg geblasen war, Da reicht der alte Greiner dem Wolf die Rechte dar: 'Hab Dank, du tapfrer Degen, und reit mit mir nach Haus, Daß wir uns gütlich pflegen nach diesem harten Strauß.' 'Hei!' — spricht der Wolf mit Lachen — 'gefiel Euch dieser Schwank? Ich stritt aus Haß der Städte und nicht um Euren Dank. 'Gut' Nacht und Glück zur Reise! es steht im alten Recht.' Er spricht's und jagt von dannen mit Ritter und mit Knecht. Zu Döffingen im Dorfe, da hat der Graf die Nacht Bei seines Ulrich's Leiche, des einz'gen Sohns, verbracht. Er kniet zur Bahre nieder, verhüllet sein Gesicht, Ob er vielleicht im Stillen geweint, man weiß es nicht. Des Morgens mit dem Frühsten steigt Eberhard zu Roß, - Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem reis'gen Troß, Da kommt des Wegs gelaufen der Zuffenhauser Hirt; 'Dem Mann ist's trüb zu Muthe, was der uns bringen wird?' 'Ich bring' Euch böse Kunde: nacht ist in unsern Trieb Der gleißend' Wolf gefallen, er nahm, so viel ihm lieb.' Da lacht der alte Greiner in seinen grauen Bart: 'Das Wölflein holt sich Kochfleisch, das ist des Wölfleins Art.' Sie reiten rüstig fürder, sie sehn aus grünem Thal Das Schloß von Stuttgart ragen, es glänzt im Morgenstrahl, Da kommt des Wegs geritten ein schmucker Edelknecht; 'Der Knab will mich bedünken, als ob er Gutes brächt'.' 'Ich bring' Euch frohe Märe: Glück zum Urenkelein! Antonia hat geboren ein Knäblein, hold und fein.' Da hebt er hoch die Hände, der ritterliche Greis: 'Der Fink hat wieder Samen, deni Herrn sei Dank und Preis!' 93. Otto mit dem bari. von den brüdern Grimm, deutsche sagen. Berlin 1816 n. 18. Ii, 156. Kaiser Otto der grosze wurde in allen landen gefürchtet, er war strenge und ohne milde, trug einen schönen rothen hart; was er bei diesem barte schwur, machte er wahr und unabwendlich.

9. Theil 3 - S. 121

1861 - Hanover : Rümpler
121 Springt das Thier nicht auf ihm herum und leckt ihn am Barte! Und ich muß die Arbeit verrichten und schleppe die Säcke. Er probier' es einmal und thu' mit fünf, ja mit zehen Hunden im Jahre so viel, als ich des Monats verrichte! Und doch wird ihm das Beste gereicht; mich speist man mit Stroh ab, Läßt auf der harten Erde mich liegen, und wo man mich hintreibt, Oder reitet, spottet man meiner. Ich kann, und ich will es Länger nicht dulden, will auch des Herren Gunst mir erwerben.' 'Als er so sprach, kam eben sein Herr die Straße gegangen; Da erhub der Esel den Schwanz und bäumte sich springend Über den Herren und schrie und sang und plärrte gewaltig, Leckt' ihm den Bart und wollte nach Art und Weise des Hundes An die Wange sich schmiegen und stieß ihm einige Beulen. Ängstlich entsprang ihm der Herr und rief: 'O! fangt mir den Esel, Schlagt ihn todt!' Es kamen die Knechte, da regnet' es Prügel, Nach dem Stalle trieb man ihn fort: da blieb er ein Esel. 'Mancher findet sich noch von seinem Geschlechte, der andern Ihre Wohlfahrt misgönnt und sich nicht besser befindet. Kommt dann aber einmal so einer in reichlichen Zustand; Schickt sich's grad', als äße das Schwein mit Löffeln die Suppe, Nicht viel besser fürwahr. Der Esel trage die Säcke, Habe Stroh zum Lager und finde Disteln zur Nahrung. Will man ihn anders behandeln, so bleibt es doch immer beim Alten. Wo ein Esel zur Herrschaft gelangt, kann's wenig gedeihen. Ihren Vortheil suchen sie wohl; was kümmert sie weiter? 'Ferner sollt Ihr erfahren, mein König, und laßt Euch die Rede Nicht verdrießen, es stand noch auf dem Rahmen des Spiegels Schön gebildet und deutlich beschrieben, wie ehmals mein Vater Sich mit Hinzen verbündet, auf Abenteuer zu ziehen, Und wie beide heilig geschworen, in allen Gefahren Tapfer zusammen zu halten und jede Beute zu theilen. Als sie nun vorwärts zogen, bemerkten sie Jäger lind Hunde Nicht gar ferne vom Wege; da sagte Hinze der Kater: 'Guter Rath scheint theuer zu werden!' Mein Alter versetzte: 'Wunderlich sieht es wohl aus, doch hab' ich mit herrlichem Rathe Meinen Sack noch gefüllt, und wir gedenken des Eides, Halten wacker zusammen, das bleibt vor allen das erste.' Hinze sagte dagegen: 'Es gehe, wie es auch wolle, Bleibt mir doch ein Mittel bekannt, das denk' ich zu brauchen.' Und so sprang er behend auf einen Baum, sich zu retten Vor der Hunde Gewalt, und so verließ er den Oheim. Ängstlich stand mein Vater nun da; es kamen die Jäger. Hinze sprach: 'Nun, Oheim? Wie steht's? so öffnet den Sack doch! Ist er voll Rathes, so braucht ihn doch jetzt, die Zeit ist gekommen.' Und die Jäger bliesen das Horn und riefen einander. Lief mein Vater, so liefen die Hunde, sie folgten mit Bellen, Und er schwitzte vor Angst, und kaum entgieng er den Feinden. 'Schändlich, Ihr habt es gehört, verrieth ihn der nächste Verwandte, Dem er sich doch am meisten vertraut. Es gieng ihm ans Leben, Denn die Hunde waren zu schnell, und hätt' er nicht eilig Einer Höhle sich wieder erinnert, so war es geschehen; Aber da schlupft' er hinein, und ihn verloren die Feinde.

10. Theil 3 - S. 257

1861 - Hanover : Rümpler
257 Ein Leichtes ist's, der Elemente Wuth Im Hellen Tagesscheine zu ertragen, Bei regem Augenlicht und wachem Muth: Allein der Schlaf, darin uns Träume plagen, Und mehr die schlaflos lange bange Nacht, Darin sie aus dem Hirn hinaus sich wagen! Sie halten grausig neben uns die Wacht Und reden Worte, welche Wahnsinn locken; — Hinweg! hinweg! wer gab euch solche Macht? Was schüttelst du im Winde deine Locken? Ich kenne dich, du rascher wilder Knabe, Ich seh' dich an, und meine Pulse stocken. Du bist ich selbst, wie ich gestrebet habe In meiner Hoffnung Wahn vor grauen Jahren, Ich bin du selbst, das Bild auf deinem Grabe. Was sprichst du noch vom Schonen, Guten, Wahren, Von Lieb' und Haß, von Thatendurst? du Thor! Sieh her, ich bin, was deine Träume waren. Und führest wiederum mir diese vor? Laß ab, o Weib, ich habe längst verzichtet, Du hauchst aus Aschen noch die Glut empor! Nicht so den süßen Blick auf mich gerichtet! Das Licht der Augen und der Stimme Laut, Es hat der Tod ja alles schon vernichtet. Aus deinem hohlen morschen Schädel schaut Kein solcher Himmel mehr voll Seligkeit; Versunken ist die Welt, der ich vertraut. Ich habe nur die allgewalt'ge Zeit Aus diesem öden Felsen überragt In gransenhafter Abgeschiedenheit. Was, Bilder ibr des Lebens, widersagt Ihr dem, der schon den Todten angehöret? Zerfließet in das Nichts zurück, es tagt! Steig auf, o Sonne, deren Schein beschwöret Zur Ruh' den Aufruhr dieser Nachtgenossen, Und ende du den Kampf, der mich zerstöret. Sie bricht hervor, und jene sind zerflossen. — Ich bin mit dir allein und halte wieder Die Kinder meines Hirns in mir verschlossen. O tragt noch heut', ihr altersstarren Glieder, Mich dort hinunter, wo die Nester liegen; Ich lege bald zur letzten Rast euch nieder. Verwehrt ihr, meinem Willen euch zu schmiegen. Wo machtlos inn're Qualen sich erprobt, Wird endlich, endlich doch der Hunger siegen. Es hat der Sturm im Herzen ausgetobt, Und hier, wo ich gelitten und gerungen, Hier hab' ich auszuathmen auch gelobt. Laß, Herr, durch den ich selber mich bezwungen, Nicht Schiff und Menschen diesen Stein erreichen, Bevor mein letzter Klagelaut verklungen. Colshoru u. Goedeke's Lesebuch Ih. 17
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