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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 56

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
56 Zweiter Abschnitt. ich! Laß keinen Fluch und Jammer dich verfolgen. Dcr n nur in einer unbefleckten Seele wohnt Ruhe und Freude. 10. Die zwei Sperlinge. In einem trocknen Mißjahre quälte der Hunger zwei Sperlinge hart; beide fühlten sich schon dem Verschmachten nahe. — Sammle noch einmal deine Kräfte, lieber Bruder, — sprach der Schwächste von ihnen — fleuch umher und sieh', ob du nicht irgendwo einige Nahrung entdeckst! Ich flöge gern mir, aber ich kann nicht mehr. Findest du Speise, so bringe auch mir etwas davon! Aber nur bald! dennionst hat der Hunger mich umgebracht. — Der Stärkere versprach es und flog aus. — Das Glück war ihm günstig. Er sah einen Kirschbaum voll reifer Früchte. — O, rief er, geborgen ist nun mein Freund und ich! Er flog hinzu, kostete, fand die Kirschen vortrefflich, und stillte seinen Hunger bis zum Uebermaß. — Eine Stunde verfließt; die Sonne senkte sich zum Untergange. Er will jetzt mir einigen Kirschen beladen zu seinem Freunde flie- gen. — Doch nein! nein! denkt ex wieder: noch bin ich selbst zu matt; noch will ich diese Kirsche verzehren; und dann jene! — So fährt er fort; so flattert er von Aste zu Aste, bis die Dunkelheit ihn überrascht und er einschläft. Erst am Morgen erwacht er wieder, und eilt nun wirklich zu seinem perlaßnen Bruder. Er findet ihn — auf dem Rük- ken liegend und todt. Nichts sey dir heiliger, als die Erfüllung eines Versprechens, zumal wenn es dem Notleidenden gegeben ist. Der Edle vergißt im eignen Glück das Unglück seiner Brüder nicht.

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 117

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
-Erzählungen. 117 Süße Phantasie, sagte der Vater, wie gaukelstund spielest du so lieblich um die schuldloft Liebe und die kindliche Hoffnung! — --------7— Endlich blühete die Blume., Zwölf Glocken hall- ten sich in der Frühe des Morgens geöffnet. Zwi- schen fünf breiten smaragdgrünen Blattern hingen sie hernieder in voller jugendlicher Schönheit. Ihre Farbe war röthlich, gleich dem Wiederschein der Morgenröthe, oder dem zarten Duft auf Emiliens Wangen. Ein balsamischer Wohlgeruch umschweb- te die Blume. Es war ein heiterer Marzmorgen. Emilie konnte die Herrlichkeit nicht fassen. Ihre Freude war still und ohne Worte. Sie lag vor der Blume auf ihren Knieen und schauete sie an. Da trat der Vater hinein und sah sein geliebtes Kind und die blühende Hyacinthe an, und ward gerührt, und sprach: Siehe, was dir deine Hyacinthe ist, das bist du uns, Emilie! Da sprang das Mädchen auf und umarmte den Vater, und nach langer Um- armung sprach sie mit leiser Stimme: Ach, mein Vater, möcht' auch ich so schön blühen, wie sied

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 119

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Briese. > 119 und ausschließlich für die Unterhaltung mit Ihnen zu retten. Wann verfliegen mir die Stunden schnel- ler, und wann wird mir leichter und besser zu Mu-- the, als wenn ich mich an Ihre Seite hindenke? Was für eine angenehme Ueberraschung uns gestern Ihr liebevollcr Brief vom 12. dieses Monats^ ge- währt hat! Im lachenden Gebiete unsrer jüng- sten gemeinschaftlichen Erinnerungen umherstreifend, standen wir eben zusammen auf der Altane unseres Gasthofes. Unverwandt waren unsre Blicke aus den mit weißen Segeln besaeten Spiegel des Sees gerichtet, und auf die vor uns aufgethürmten Hoch- gebirge von Glarus, Unterwalden und Uri, von deren Schnee- und Felsengipfeln die eben enipor- steigenden Schatten den Purpur der Abendsonne langsam verdrängten, als Ihr willkommner Brief unser aller Gespräche, Sinn und Gedanken für dem Rest des Abends auf Sie, und auf Sie allein zu- rückführte. Nur allzugern glauben wir Ihrer für uns so erfreulichen Versicherung, daß Ihnen ein so langes Getrenntseyn von Ihren Kindern schwer fällt. — Dank sey es der, das Herz, wenn bange Besorgnisse es anfechten, zu froheren Gefühlen stimmenden Kraft eines heitern Sommers; Dank sey es der in wundersamen Mischungen um uns her grünenden Schweizer-Welt, und dem mit jedem Augenblicke sich erneuernden Wechsel reizender, noch nie gesehener Naturscenen, daß unsre Sehnsucht nach Ihnen nicht jetzt schon in quälendes Heimweh übergeht! Unser Herz hing zwar an Ihnen von frühester Jugend an, und mit unendlicher Liebe: doch erst als unser erwachender Geist dem Ihrigen von ferne zu folgen versuchte, und wir ansingen^ es zu fühlen, mit welcher Einsicht und Sorgfalt Ihre mütterliche Liebe nicht bloß dre physischen Ve^ dürfnisse unsrer ersten Kindheit, nein, auch alles das bedachte, was unser Herz zu seiner Ausbildung, unser Verstand zu seiner Entwicklung bedurfte; da erst sind wir zum vollen und lebendigen Bewußt- seyn gelangt, was für ein kostbares und seltenes Geschenk uns die Vorsehung in Ihnen habe zu Theil

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 138

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
1z6 Vierter Abschnitt. eine Frau nimmt, das Haus aber durchs Feuer verliert, ohne daß seine werthe Hälfte zugleich mit verbrennt. — Leben Sie wohl, mein bester Freunds Ich bin in Feuer- und Wassersnoth Dresden, am gten August 1760. Ihr redlichster Ràhenen 4. Zwei Hochzeitbriefe D. Martin Luthers. '«ttàfue. ,tw$i i. An drei Freunde in Mannsfeld. Gnad und Friede in Christo! Welch ein Zeter- geschrei, liebe Herrn, hab' ich angerichtet mit dem Büchlein wider die Bauern. Da ist alles vergessen, was Gott der Welt durch mich gethan hat. Nu find Herrn, Pfaffen, Bauern, alles wider mich, und dräuen mir den Töd. Wohlan, weil sie denn toll und thörigt sind, will ich mich auch schicken, daß ich für meinem Ende im Stande, von Gott erschaf- fen, erfunden, und nichts meines vorigen papisti- schen Lebens an mir behalten werde, so viel ich kann, und sie noch toller und thörigter machen, und das alles zur Letzte und Ade. Denn es mir selbst ahnet, Gott werde mir nun einmal zu seiner Gnade helfen. So hab' ich nun aus Begehren meines lieben Vaters mich verehlicht, und um böser Mäuler wil- len, das nicht verhindert würde, mit Eile beige- legen, bin willens auf Dienstag über acht Lage eine kleine Freude und Heimfarth zu machen. Solches habe ich euch, als guten Freunden und Herrn, nicht wollen bergen, und bitten, daß ihr den Segen helft drüber sprechen. Und weil die Läufte also stehen und gehen jetzt in den Landen, hab' ich nicht durft' euch dazu bitten, und fordern zu erscheinen. Wo ihr aber von guten Willen selbst wolltet oder könn-

5. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 180

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
i8o Fünfter Abschnitt. „kindlich gesinntdieses Zeugniß gebe ich Dir mit „Freudenthränen. — Fahre so fort,, wie Du ali- stigst, und werde ein rechtschaffner Mann! Dann „hast Du keine arme und unglückliche Mutter mehr: „Du hast eine reiche und eine glückliche Mutter. — Sehr wohl! Sie gefällt mir. — Das Unglück, scheints, hat sie nur erhoben, statt sie niederzu- drücken. " „Zu Ende Deines Briefes schreibst Du, daß „alle Deine Mitpagen Uhren hätten. Ich merke Dirs „an, wie sehr auch Du eine zu haben wünschtest; „aber Du brichst davon ab, und unterdrückst Deinen „Wunsch. Eben um dieser Bescheidenheit willen „geht mirs ans Herz, daß ich ihn nicht soll erfüllen „können. Aber vergieb mir, mein Kind! Ich kann „nicht. So eben zeigt sich die Nothwendigkeit, nach „der Hauptstadt zu gehen; das wird mir alles das „Wenige hinnehmen, was ich noch habe. Doch „laß auch diese Ausgabe nur überstanden seyn! und „ich will mich aufs äußerste einschränken; ich will „mir alles versagen, um, wo möglich, Deinen „Wunsch zu befriedigen. Was nur immer in mei- „nen Kräften ist, das will ich für meinen Liebling „thun, damit es ihm nie an Ermunterung zur Tu- „gend und zum Gehorsame fehle. — Ich sehe Dich „nun wieder, und bin" — — Vortreffliche Frau! — Ich will den Brief mei- ner Gemahlin zeigen. Ich will ihn bei mir behal- ten.— Doch nein! Es ist der ganze Reichthum des Knaben. (Er steckt ihn wieder in die Tasche, ans der er ihn gezogen hatte.) — Wie süß er noch schläft! —; Seinen Kindern , sagt man, giebt der Himmel ihr Glück im Schlafe; und bei ihm wird das wahr wer- den. Sein Glück ist gemacht. — (Er nimmt ihn bei der Hand.) Kleiner! — Kleiner!— (der Knabe err wacht, und sieht den Fürsten eine Weile mit weiroffr nen Augen an. Der Fürst ihn wieder.) Sehr drolligt, beim Himmel! — Komm! Ermuntre dich. Kleiner! Es ist jetzt Tag, und du kannst hier nicht länger schlafen. Steh auf!

6. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 193

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Dramatische Darstellung. 193 Fräu von Detmund. Ich bin beschämt über Mein Glück. — Ich denke an mein Mißtrauen gegen die Vorsicht/an den tödtlichen Kummer, den ich fühlte, als Du zur Welt kamst. Es war in eben der Stunde; es war Unmittelbar auf den Augenblick, da ich den Tod deines Vaters erfuhr. Mit welchem Jammer sah ich dich an! Mit welchem Schmerz, dich geboren zu haben; (indem sie ihn küßt urid' die Arme um ihn herum schlägt.) Und warst du der, der mir helfen; der schon in seiner frühen Kindheit mei- ne Thränen abtrocknen sollte? — — Gott! Was fehlt mir mm noch? Nichts l Nichts,rnls Gewiß- heit von deinem Bruder! dann bin ich glücklich. .Der Edelknabe. Von meinem Bruders Wie das, liebe Mama? Frau von Detmund. Wettn der Fürst sein Verbrechen wüßte — — Der Edelknabe. Äch wenn auch! Es hat ja nichts zu bedeuten. — Sie sehn ja wohl, wie liebreich, wie freundlich er ist. Frau von Detmund. Gegen Uns, mein Kind. — Weil wir unschuldig sind. Der Edelknabe. Und er hat mir ja ver- sprochen, es sollte geheim bleiben. Der Oberst sollte Nichts davon wissen. Frau von Detmund (auffahrend.) Was? Dir versprochen? Der Edelknabe. Ganz gewiß! Ganz gewiß! Daß Cie sich also deswegen nicht ängsten ! Frau von Detmund. Ich erstane. Du hast ihm gesagt? — Der Edelknabe (indem er Unrath Merkt.) Ach nicht viel! — Was ich wußte. — Er fragte mich nach meines Bruders Aufführung, und dg konnt' ich doch nicht die Unwahrheit reden. Das ha- den Sie ja selbst mir verboten. Frau von Detmund (ängstlich.) Aber- Kind! — Liebstes Kind! — Konnte denn deine Einfalt — Der Edelknabe. Wie? Sind Sie unruhig darüber? tt N

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 156

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
1z6 . Fünfter Abschnitt. Sind Sie, sind Sie wirklich wieder, — wieder auf festem Erdboden, Freund? — Nun, dem Himmel sey Dank! --- indem er ihn hitzig umarmte. — O bleiben Sie immer oben, und hole der Henker alle unterirdischen Klüfte! Bleiben Sie oben, mein Freund , oben! Ihre Freude macht Sie mir liebens- würdig, Baron! Ja, beim Himmel! ich liebe Sie. — Ich liebe Sie, wie ich mein Leben liebe; und wissen Sie, daß ich Ihnen vor lauter Liebe gram bin, weil Sie mir in die verdammte Höhle stiegen? In ein Loch, worin Sie alles verlieren, und nichts gewin- nen konnten? —- Welcher Henker mußte Sie denn hineinführen? — Die Neugier, Baron! — Man lebt ja in der Welt, um sich umzusehen.----Aber nicht mit fo vieler Gefahr! — Sehen Sie sich sonst wo um! Warum eben auf Antiparos? — Es giebt ein Anfehn. Man schließt aufs Herz, lieber Baron! — Und was ist's denn nun endlich ? Man befriediget feine Neugier, man steigt hinab, steht die Grotte ein wenig an — — Und bricht den Hals? — Weiter nichts! Also Baron — wä- ren Sie zugegen gewesen. Sie hätten mich wohl schwerlich hineingelassen? — Ich Sie? Bei den Haaren hätte ich Sie zurückgehalten. — Er stand auf, und gab ihm die Hand. Ja beim Himmel, Millwitz! und wenn ich mich hätte mit Ihnen schien ßen sollen, bei den Haaren hatte ich Sie zurückge- halten. Engel. 5. Alexander und Diogenes. Aus den Dialogen des Diogenes von Sinope, von Wieland, Ich lag an einem schönen herbstlichen Tage un- ter einer Cypresse in Kranion, und genoß des Son- nenscheins, der alten Leuten in dieser Jahreszeit fo angenehm ist, als ich unvermerkt in den Träume- reien, denen ich wich zu überlassen pflege, wenn ich

8. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 196

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Fünfter Abschnitt« mich in der That etwas Neues. — Es fehlt nur noch an Ihrem Zeugnisse, Madame. Waö sagen denn Cie mir von Ihrem Sohne?-----------(nach ei, ner Pause.) Gar nichts? Frau von Detmund. Was sollte ich sagen? - Der Fürst. Was Sie denken—die Wahrheit! Frau von Detmund. Und kann ich das, Ihro Durchlaucht? — Wenn ich meinen Sohn lo- den müßte; würden Sie wollen, daß ich ihn in sei- ner Gegenwart lobte? Oder wenn ich ihn tadeln müßte; daß ich ihn in der Gegenwart dessen ta- delte, der sein Schicksal in seiner Gewalt hat? Der Fürst (lächelnd.) Vortreflich, Madame! Sie sind gütig, wie eine Mutter, und fein, wie ein Frauenzimmer. Ich Lewundre Sw ganz.---------- (ernsthaft.) Ein jeder, mein Herr Fähndrich, hat seine Weise, und ich habe-die meinige. Wenn ich einen Offizier befördern mill, so fange ich damit an, daß ich ihn in die Wache werfe. Was dünkt Ih- nen dazu? Der Fähndrich (erschrocken.) Ihro Durch- laucht — D er Fürst. Ja, ja! Das ist nun nicht an- ders. Geben Sie Ihren Degen dem Hauptmann— Ein bescheidneres Betragen hatte alles entschuldigt; aber diese Zuversicht, diese Dreistigkeit — Was kann man von einem Menschen erwarten, der mit einem Gewissen, wie Ihres, so frech ist? der es fühlen muß, daß er meine Ungnade verdient; der es weiß, wie nichtswürdig er gegen die gütigste Mutter gehandelt; und der dennoch-------In die Wache mit ihm! Auf einen Monat, Herr Haupt- mann! — Ich will das, was vorgefallen, nicht näher wissen; und das um Jhrentwillen, Madame? — um der Art willen, wie ichs erfahren habe; — um der Größe des Verbrechens willen, das ich aus allen Umstanden errathen kann.-------Aber, Herr Hauptmann!— (in seinem strengsten Tone.) So- bald wieder das Allergeringste vorfallt; gleich Be- richt an mich! Auf der Stelle! — Ich habe mirs in den Kopf gesetzt, ich will den jungen Menschen er-

9. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 279

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Charakterschilderung utrd Biographie.. 279 Wissenschaften und Künsten. Krito versahe^ihn mit den Nothwendigkeiten des Lebens, und Svkrares legte sich anfangs mit vielem Fleiße auf die Naknr- levre. Er merkte aber gar bald, daß es Zeit sey, dre Weisheit von Betrachtung der Natur auf die Betrachtung des Menschen zurückzuführen. Sokra> tes war der erste, wie Cicero sagt, der die Weisbeit vom Himmel heruntergerufen, in die Städte ein- gesetzt^, in die Wohnungen der Menschen geführet, und über ihr Thun und Lassen Betrachtungen anzu- ftellen genöthigt hat. — Damals stand in Griechen- land, wie zu allen Zeiten bei dem Pöbel, die Art von Gekehrten in großein Ansetzn, die sich bemühen, eingewurzelte Vorurtheile und verjährten Aberglau- den durch allerhand Scheingründe und Spitzfindig- keiten zu begünstigen. Sie gaben frd> den Ehren- namen Sophisten, den ihre Aufführung in einen Ekelnamen verwandelte. Sie besorgten die Erzie- hung der Jugend, und unterrichteten auf öffentlichen Schulen sowohl, als in Privarhausern, in Künsten, Wissenschaften, Sittenlehre und Religion, mit all- gemeinem Veifalle. Sie wußten, daß in demokra- tischen Regierungsverfassungm die Beredsamkeit über alles geschätzt wird, daß ein freier Mann ger- ne von Politik schwatzen hört, und daß die Wissens- „ begierde schaaler Köpfe am liebsten durch Mahrchen befriedigt seyn will: daher unterließen sie niemals, in ihrem Vortrage gleißende Beredsamkeit, falsche Politik und ungereimte Fabeln so künstlich durch einander zu flechten, daß das Volk sie mit Ver- wunderung anhörte und mit Verschwendung be- lohnte. Mit der Prieslewchaft standen sie in gutem Vernehmen; denn sie hatten beiderseits die weise Maxime: leben und leben lassen. Ihre Haupt- grundsätze waren: „Man kann alles beweisen und alles wiederlegen," und: „Man muß von der Thorheit anderer, und seiner eigenen Überlegenheit, so viel Vortheil ziehen, als man nur kann." Da sie liftlß genug waren, vas herrschende Religions- fystem mit ihrem Interesse zu verwickeln: so gehörte nicht nur Enrschloffenheit rmd Heldenmuth dazn,

10. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 281

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Charakterschilderung und Biographie. 281 in Unerschrockenheit und Verachtung der Gefahr-zu üben.:< Er trug , durch die allgemeine Einstimmung seiner Mitwerber selbst, den Preis der Tapferkeit ^ davon, überließ aber denselben dem Alcibiades, den er liebte, und hiedurch aufmuntern wollte, solche Ehrenbezeigungen von seinem Vaterlande künftighin durch eigne Thaten zu verdienen. Kurz vorher hatte er ihm in einem Gefechte das Leben gerettet. Man belagerte die Stadt Potidaa in der strengsten Kälte. Andere verwahrten, sich wider den Frost, er-blieb bei seiner gewöhnlichen Kleidung- und ging bloßen Füßen über das Eis. Die Pest.wüthete-in dem Lager und in Athen selbst. Es äst fast nicht mehr zu glauben, was Diogenes Laertius und Aelian versichern: Sokrates soll der einzige gewesen seyn, deu sie gar nicht angegriffen. Ohne aus die- sem Umstande, der ein bloßer Zufall hat seyn kön- nen, etwas zu schließen, kann man überhaupt mit Gewißheit sagen, daß er von einer starken und dau- erhaften Leibesbefchaffenheit gewesen ist, und solche durch Mäßigkeit, Uebung und Entfernung von aller Weichlichkeit so zu erhalten gewußt hat, daß er wider alle Zufälle und. Beschwerlichkeit des Lebens •' abgehärtet war. Gleichwohl hat er auch im Felde nicht unterlassen, seine Seelenkräfte nicht nur zu üben , sondern äußerst anzustrengen. Man sah' ihn zuweilen vier und zwanzig Stunden auf eben der Stelle, mit unverwandten Blicken, in Gedanken vertieft stehen, als wenn der Geist von seinem Kör- per abwesend wäre, sagt Aulus Gellius. Man kann nicht laugnen, daß diese Entzückungen eine Anlage zu Schwärmerei gewesen, und man findet in seinem Leben mehrere Spuren, daß er nicht völlig davon befreiet gewesen. Indessen war es eine unschädliche Schwärmerei, die weder Hochmuth noch Menfchen- haß zum Grunde hatte, und die in der Verfassung- in welcher er sich befand, ihm sehr nützlich gewesen §eyn mag. Die gemeinen Kräfte der Natur reichen vielleicht nicht hin, den Menschen zu so großen Ge- danken und standhaften Entschließungen zu erheben« Rach geendigtem Zeldzuge kehrte er in seine Pater-
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