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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 47

1910 - Berlin : Salle
Franz Ii., Karl Ix. und Heinrich Iii. 47 Unter Heinrich Ii. wird die Partei der Guisen groß, die Enkel des Herzogs Rene von Lothringen, von dem übrigen Adel Frankreichs, den Monlmorency, den Bourbons, als ein Geschlecht dreister Empor- kömmlinge angesehen, das aus der Fremde — Lothringen galt damals noch für ein deutsches Land — herbeigelaufen war, um am Hofe sein Glück zu machen. Franz von Guise bewährt sich außerordentlich im Kriege, ihm gelang die Eroberung von Calais, der letzten englischen Besitzung in Frankreich, ferner verteidigte er erfolgreich Metz gegen Karl V. Karl von Guise aber, der in den geistlichen Stand ge- treten, war als Kardinal von Lothringen eine Stütze der päpstlichen Partei und spielte auf dem Konzil von Trient eine große Rolle. Infolge einer auf einem Turnier erhaltenen Wunde starb Heinrich Ii. plötzlich, der letzte kräftige König aus dem Hause Valois, und ihm folgten nacheinander seine schwächlichen und keineswegs besonders be- gabten Söhne Franz Ii., Karl Ix. und Heinrich Iii. Franz Ii. war erst 16 Jahre bei dem Tode des Vaters. Kein Wunder, daß sich die verschiedenen Parteien, sodann auch die Mutter- Katharina von Medici um die Leitung der Staatsangelegenheiten stritten. Die Partei der Guisen hatte ihren Einfluß dadurch ver- stärkt, daß der junge König der Gemahl ihrer Nichte, der schönen und liebreizenden Maria Stuart geworden war. Die Führer der Reformierten suchten die Macht der Guisen zu brechen, da sie mit Recht in Viesen die Urheber der Protestantenverfolgungen erblickten. Es waren dies Anton von Bourbon, durch seine Vermählung mit Johanna d'albret „König von Navarra", und sein Bruder, der feurige Ludwig von Conde. Die religiöse Spaltung wurde auch zur politischen Parteisache gemacht. Die Reformierten, Hugenotten genannt nach den „Eidge- nossen" in Genf, gewannen immer mehr an Bedeutung, da schon der größte Teil des Hochadels kalvinistisch gesinnt war. Die Zahl der hugenottischen Gemeinden bezifferte man schon auf 2000. Ganze Landschaften waren davon bedeckt, die Normandie, der ganze Süd- westen, das Gebiet des Eevennengebirgszuges, einzelne Teile an der spanischen Grenze, große Städte wie Orleans, Bordeaux. Lyon. Verschwörungen waren an der Tagesordnung. Mit einem Ge- waltstreich glaubten die Reformierten sich der Person des Königs be- mächtigen zu können. Aber die Verschwörung zugunsten der Bourbons wurde entdeckt; der Hof ließ Navarra und Conde verhaften, Der 'Ausbruch eines Bürgerkrieges stand vor der Tür. Da, inmitten dieser

2. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 142

1910 - Berlin : Salle
Friedrich der Große und seine Zeit» (1740—1786.) Jugendjahre. Die Erziehung, welche dem jungen Kronprinzen Friedrich zuteil geworden ist, steht einzig da in ihrer Art, wie überhaupt das ganze System, das Friedrich Wilhelm I. eingeführt hatte. Mir seinem ältesten Sohne wollte er eine Wiederholung seines eigenen Wesens schaffen. Aber dazu fühlte Fritz zu selbständig. Die preußische Uniform, die der Vater so hoch stellte, und der er selbst später einen neuen, welt- geschichtlichen Glanz verleihen sollte, wurde ihm unerträglich, als alle seine geistigen Fähigkeiten im Militärdienst aufgehen sollten, als alles das, was Kunst, Lebensschönheit, verfeinerte Daseinsformen hieß, vom strengen Familienoberhaupt als „Allotria" bezeichnet wurde. Da kam es zwischen Vater und Sohn zu furchtbar ernsten Konflikten, die fast einen tragischen Ausgang genommen hätten. Der Erziehungsplan und der Lehrer des Kronprinzen. Heimliche Bibliothek. Musikstunden. Reise nach Dresden. Die erste Erziehung des Kronprinzen war ganz seiner Mutter überlassen, die ihm nach damaliger Sitte eine französische Erzieherin gab, Frau von Rocoulles, deren Bild noch heute im Schloß zu Sanssouci neben dem der Mutter Friedrichs des Großen hängt. Später leiteten die Ausbildung der General Finckenstein und der geistvolle Franzose Duhan de Jandun. Der Erziehungsplan, den der König ausgestellt hatte, entbehrte keineswegs der Abwechselung. Er selbst war nach einer Instruktion erzogen worden, die sich im wesentlichen auf einen Entwurf des Philosophen Leibniz stützte, dem natürlich die „Humanoria", Philosophie und Rhetorik, obenan standen. Als Friedrich Wilhelm I. diesen Plan 1718 für die Erziehung seines sechsjährigen Sohnes erneuern ließ, korrigierte er ihn eigenhändig nach praktischen Gesichtspunkten um.

3. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 143

1910 - Berlin : Salle
Jugendjahre. 143 „Rechenkunst und Geometrie, Artillerie und Ökonomie" sollte der Prinz aus dem Fundament lernen. Der Sprachunterricht sollte nur die Erwerbung eines guten deutschen und französischen Geschäfts- ftils zum Zweck haben, das Latein wurde ausgeschlossen. In der Geschichte war das Altertum und Mittelalter nur oberflächlich zu behandeln, desto gründlicher die letzten 150 Jahre, und die Ge- schichte des eigenen Hauses und der nächstftehenden Staaten sollte quellenmäßig betrieben werden. Daran sollte sich eine Einführung in das Natur- und Völkerrecht schließen, diese praktische Philosophie aber ihren Halt in der Religion haben. Dieser Religionsunterricht aber sollte so gehandhabt werden, „daß ihm alle Zeit eine heilige Furcht und Veneration vor Gott beiwohne, denn dieses ist das einzige Mittel, die von menschlichen Gesetzen und Strafen befreite souveräne Macht in den Schranken der Gebühr zu halten." Der Prinz mußte vor allem mir Offizieren verkehren, um immer stärker in der Liebe zum Soldatenstande befestigt zu werden. Duhan de Jandun, den sich der König selbst als Erzieher des Sohnes ausgesucht, befolgte in der Hauptsache die Instruktion, sorgte aber doch dasür, daß der rege Geist des Kronprinzen, den bald nicht nur ausschließlich die militärischen Dinge interessierten, doch auch noch andere Nahrung erhielt. Neben den Meisterwerken der Neuzeit machte er ihm die Schäge der alten Literatur in lesbaren Ubersetzungen zugänglich. „In der Blüte meiner Jugend", sagt Friedrich in einem Gedicht, das aus seiner reifen Manneszeit stammt, „beschäftigte ich mich mit Ovid oder folgte Rinalden in den Palast Armidas, und als das erste Barthaar mir das Kinn umschattete, fand ich Geschmack an Sophokles, Horaz und Cicero." Was in den Lehr- stunden nicht gelrieben werden konnte, durfte sich der Kronprinz also in seinen Mußestunden aneignen. Als diese ihm des Königs Strenge arg verkürzte, galt es auf Umwegen und Schlichen das ersehnte Ziel zu erreichen. Auf den Jagden kam es vor, daß der Kronprinz auf seinem Posten im Walde sich in Bücher vertiefte und das Wild an sich vorbeilausen ließ. In ihren Denkwürdigkeiten erzählt die Schwester Friedrichs, die Markgräfin von Bayreuth: „Ich hatte eine kleine Bibliothek, die in allen Betten, unter allen Tischen versteckt war; denn der König, der alle Wissenschaften verabscheute, wollte durchaus nicht, daß ich mich mit etwas anderm als weiblichen Handarbeiten und dem Haushalt beschäftigen sollte." Friedrichs „heimliche" Bibliothek, die bis zu dem Zeitpunkt seiner Flucht 3775 Bände zählte, würde nie diesen Umfang erreicht haben, wenn sich der Kronprinz seine Weiterbildung, die höhere Kultur

4. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 113

1910 - Berlin : Salle
Frankreichs innere Zustände. 113 hatten binnen 14 Tagen das Land zu räumen. Es ist bemerkenswert, daß Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst das Edikt von Fontaine bleau sofort durch das Edikt von Potsdam beantwortete, welches den um ihres evangelischen Glaubens willen Verfolgten Aufnahme in den kurfürstlich brandenburgischen Landen unter den günstigsten Bedingungen zusicherte. Auch die Schweiz, die Rheinpfalz, Holland und England boten den Bedrängten eine Zufluchtsstätte. Viele wurden zwar auf der Flucht gefangen und büßten auf den Galeeren. Aber 500 000 Hugenotten gelang es doch, unter unglaublichen Be- fchwerden, teils zu Schiff in dunklen Räumen unter Warenballen ver- steckt, teils auf entlegenen Landwegen die schützende Fremde zu erreichen. Von den 12 bis 15 000, die in Brandenburg Unterkunft fanden, blieben etwa 5000 in Berlin zurück und bildeten dort die sogenannte französische Kolonie. Die Seidenweberei ;rt Berlin und der Tabaksbau in der Uckermark datieren von der Einwanderung der französischen Flüchtlinge, der Röfugiss. Höfische Schmeichler lobten des französischen Königs „gottgefälliges Werk". Dennoch hatte der Religionsdruck nicht ganz zum gewünschten Ziel geführt. Als sich die Verfolgung nämlich auch auf die stillen Täler der Cevennen erstreckte, wo Nachkommen der alten Waldenfer lebten (vgl. S. 124), führte das zu einem dreijährigen entsetzlichen Kampfe (1702—1705) der „Kamifardendie, angeführt von einem ehemaligen Schäfer- jungen, die nackte Brust den königlichen Soldaten entgegenwarfen. Erst als den Glaubenskämpfern, soweit Schlachtfeld und Schafott sie nicht vertilgt hatten, freier Abzug gestattet wurde, erlosch allmählich der schreckliche Kamisardenkrieg. Den religiösen Fanatismus des alternden Königs scheinen auch die Einflüsterungen der ursprünglich sehr lebenslustigen, später frömmelnden Frau von Maintenon befördert zu haben. Aus einer verlassenen Waise, Franziska d'aubigne, war diese Frau zuerst die Gattin des witzigen Dichters Scarron, dann die Erzieherin der königlichen Kinder und schließlich die zweite Gemahlin Ludwig Xiv. geworden. Für junge Damen gründete sie die Erziehungs- anstatt von St. Cyr und soll den Tragödiendichter Racine veranlaßt haben, für die Schülerinnen dieser Anstalt die religiösen Dramen „Esther" und „Athalie" zu schreiben. Kunst und Wissenschaft im Zeitalter Ludwigs Xiv. Die klassische Literatur gelangte um diese Zeit in Frankreich zu ihrer höchsten Blüte. Es ist eine richtige Hofkunst. Die hauptsächlich vom Kardinal Richelieu begründete „Academie fran^aise" stellte Mensch, Weltgeschichte iv. 8

5. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 62

1910 - Berlin : Salle
62 Tie Reformation in England. So wurden die von Wilhelm von Oranien mit Kaperbriefen für spanische Schisse ausgestatteten Seeräuber genannt. Der Lebensabend Elisabeths wurde verdüstert durch den Undank und Verrat eines ihrer begünstigten Lords, des Grasen Essex, der seinen Ausstand mit dem Tode büßte. Die Poesie hat sich dieses Stoffs wiederholentlich bemächtigt, so u. a. Heinrich Laube in seinem Trauerspiel „Graf Essex". In ihren auswärtigen Unternehmungen war Königin Elisabeth vom Glück begünstigt. Unter ihrer Regierung wurde der Grund zu Englands Weltherrschast gelegt. Der kühne englische See- sahrer Walter Raleigh gründete 1584 in Nordamerika die erste englische Kolonie, die er zu Ehren seiner unvermählten Königin Vir- ginien (d. i. Iungfrauenland) nannte. Franz Drake unternahm die erste Reise um die Welt und brachte aus Amerika die sür unser wirtschaftliches Leben so wertvolle Kartoffel nach Europa herüber. Auch wurde der Handel nach Rußland, Persien, der Levante und Ostindien eröffnet und im Jahre 1600 die Ostindische Handels- gesellschast gestiftet, eine Gesellschaft, die selbständig Ansiedlungen errichtete. Elisabeth starb im Jahre 1603 im siebzigsten Jahre ihres Lebens. Mit ihr erlosch das Haus Tudor, das den englischen Thron 116 Jahre besessen hatte. An dessen Stelle trat nun das Haus Stuart. Elisabeth selbst hatte den Sohn ihrer einstigen Gegnerin Maria Stuart, Jakob Vi. von Schottland, zu ihrem Nachfolger bestimmt. Als Jakob 1. nahm dieser 1604 den Titel „König von Großbritannien" an. Das geistige Leben in England gelangte in dem Zeitalter der Königin Elisabeth zu hohem Auf- schwung. William Shakespeare dichtete seine unsterblichen Dramen, und sein Zeitgenosse Francis Baeon unternahm in seinem „Novum Organum" einen Vorstoß gegen die Aristotelische Philosophie, welche das ganze Mittelalter geherrscht hatte, indem er von dem Grundsatz ausging, daß das Philosophieren nicht mit der allgemeinen abstrakten Idee zu beginnen habe, sondern init dem konkreten Einzelding. Alles Wissen müsse sich aus Beobachtung und Erfahrung stützen. So ist Bacon der Begründer der Erfahrungsphilosophie geworden. Sein Charakter als Mensch war nicht ganz einwandssrei. Unter Jakob I. gelangte er zwar zu hohem Ansehen, erfuhr dann aber, der Bestechlichkeit überführt, einen um so jäheren Sturz.

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 156

1910 - Berlin : Salle
156 Friedrich der Große und seine Zeit, Dieser treffliche Feldherr trieb die Franzosen über den Rhein zurück und erfocht jenseits dieses Stromes bei Krefeld am 23. Juni einen glänzenden Sieg über sie. Am Ende dieses Feldzuges war Friedrich im Besitze aller seiner Lander. Desto unglücklicher war für ihn Der Feldzug von 1759. — Ein großes russisches Heer unter dem General Soltikow kam aus Polen herangezogen, um sich mit einem österreichischen Heere unter dem Marschall Laudon zu ver- einigen und dann gemeinschaftlich den König anzugreifen. Dieser hatte eiligst den General Wedel gegen die Russen geschickt, mit dem Be- fehle, sie anzugreifen, wo er sie fände, um jene Verbindung zu ver- hindern; allein Wedel wurde geschlagen, und die Verbindung kam dennoch zustande. Eine Hauptschlacht mußte jetzt entscheiden. Sie wurde am 12. August bei dem Dorfe Kunersdorf, unweit Frank- furt a. d. O., geliefert und endete mit der gänzlichen Niederlage der Preußen, von denen kaum noch achttausend Mann beisammen waren. Fast die ganze Artillerie war verloren. Der Dichter Ewald von Kleist, Verfasser einer Ode auf das Fridericianische Heer, starb in dieser Schlacht den Heldentod. Johann Wilhelm v. Archenholz, der gleichfalls in Friedrichs Heer stand, hat ihm in seinem Werk „Ge- schichte des siebenjährigen Krieges" ein Denkmal gesetzt. Die Un- schlüssigkeit der Gegner Friedrichs ließ jedoch die richtige Ausnützung dieses Sieges bei Kunersdorf nicht zu. Berlin wurde gerettet. Dresden aber von Daun besetzt und das zum Entsatz anrückende preußische Heer unter General Fink eingeschlossen und gefangen genommen. Das nannten die Österreicher scherzend ihren „Finkenfang". In diesem Unglücksjahr soll Friedrich sich ernstlich mit dem Ge- danken des Selbstmords getragen haben. Aber seine gesunde Natur entriß ihn dieser schweren Versuchung. Ter Feldzug von 1760 sing so unglücklich an, wie der vorher- gehende geendigt hatte. Der russische General Totleben hatte Berlin erobert (4. Oktober). Russische Truppen brandschatzten die preußische Hauptstadt, österreichische das benachbarte Charlottenburg. Aber Friedrich siegte über den österreichischen General Laudon bei Liegnitz, wendete sich dann nach Sachsen, wo Daun sich mit den Reichstruppen ver- einigt hatte, und griff sie am 3. November in ihrem besestigten Lager bei Torgau an. Nach langem hartnäckigen Kampfe entschied endlich der tapsere preußische General Zielen die Schlacht zum Vorteile seines Königs, der nun sein Winterlager wieder in Sachsen nehmen konnte. Dresden aber nur der nächsten Umgebung, wie auch ein Teil von Schlesien, blieben noch immer im Besitze der Österreicher. Die Jahre 1761 und 1762. — Ungeachtet dieser beiden Siege

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 8

1910 - Berlin : Salle
8 Tic deutsche Reformation. Die Disputation zu Leipzig und die Verbrennung der Bannbulle. Dr. Ecks scholastische Gelehrsamkeit, die gerne einen Triumph über Luther erlangen wollte, forderte einen Freund desselben, den vi-. Karlstadt, zu einer Disputation heraus, griff aber dabei Luthers Lehre so deutlich an, daß dieser an den Gesprächen teilnehmen mußte. Am 27. Juni 1519 begann die berühmte Leipziger Disputation, die mit all dem Pomp eröffnet wurde, unter welchem solche theo- logischen Wortgefechte in Szene zu gehen pflegten. Eck, Luther, Melanchthon, Karlstadt waren mit ihren Freunden erschienen. Nachdem Eck in der ersten Woche mit Karlstadt über den freien Willen gestritten hatte, begann am 4. Juli der Kampf mit Luther. Dieser stellte zuerst die Behauptung auf, es bedürfe doch des Beweises, daß die Gewalt des römischen Papstes so alt sei wie die christliche Kirche. Eck berief sich auf die Konzilien und daß zu Kon- stanz das Entscheidungsrecht des Papstes in der hussitischen Frage anerkannt worden sei. Luther entgegnete, daß er der Meinung sei, das Konzil habe Sätze von Hus verurteilt, die vollkommen christlich und evangelisch gewesen. Darob entstand große Aufregung, und Eck rief: „Dann, ehrwürdiger Vater, seid Ihr mir wie ein Heide und Zöllner!" Der harte Wortstreit hatte dazu beigetragen, daß Luther sich immer klarer wurde über sein inneres Verhältnis zur alten Kirche. Indem er schließlich als einzige Quelle des Glaubens die Zeug- nisse der Heiligen Schrift, weder die Autorität des Papstes noch der Konzilien anerkennen wollte, verließ er den Boden der katholischen Kirche und legte den Grund zu einer neuen Glaubensgemeinschaft. Im Juni 1520 trat Luther mit seiner Schrift „An den christ- lichen Adel deutscher Nation" hervor. Sie enthielt die Auf- forderung an die Ritterschaft Deutschlands, die Mauern, welche die römische Kurie um Deutschland gezogen habe, niederzureißen. Diese nur wenige Blätter starke Flugschrift trug Luther zuerst die Beachtung der Reichsritter Franz von Sickingens und Ulrichs von Hutten ein.

8. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 9

1910 - Berlin : Salle
Der Humanismus und seine Vertreter. Der Humanismus und seine Vertreter. Johann Renchlin und „die Briefe der Dunkelmänner". Johann Reuchlin (1455 — 1522), geb. zu Pforzheim, studierte in Freiburg und begleitete als Erzieher den Sohn des Markgrafen Karl nach Paris, das damals mit Recht als der Mittelpunkt der europäischen Gelehrsamkeit galt. Die alten Sprachen, darunter auch das damals in christlichen Kreisen wenig bekannte Hebräisch, waren außer Rechtswissenschaft, der er sich zu Orleans und Poitiers widmete, der Hauptgegenstand der Reuchlinschen Studien. Sein lateinisches Wörterbuch erlebte in 27 Jahren 23 Auflagen. Zuerst ließ Reuchlin sich in Tübingen nieder als Universitätslehrer und Doktor der Rechte. Graf Eberhard im Bart, den er auch einmal nach Italien begleitete, war sein besonderer Gönner. Als ein Regierungs- Wechsel m Württemberg eintrat, folgte Reuchlin einer Einladung des Bischofs und Kanzlers Joh. von Dalberg nach Heidelberg, wo er ein Handbuch des Zivilrechts und eine „Weltgeschichte" ausarbeitete. 1499 kehrte er nach Stuttgart zurück und bekleidete elf Jahre lang die einflußreiche Stelle eines „Richters des schwäbischen Bundes". 1509 beginnt sein merkwürdiger Streit mit den Domini- kanern in Köln. Ein getaufter Jude Pfefferkorn verfolgte seine ehemaligen Glaubensgenossen aufs heftigste und wandte sich wegen ihrer gewaltsamen Bekehrung an Kaiser und Regierungen. Die Schriften der Juden, welche Lästerungen des Christentums enthielten, sollten auf seinen Antrag von der Obrigkeit jedes Orts verbrannt werden. An Reuchlin erging die Aufforderung, diese Schriften zu prüfen, und sein Urteil lautete, daß weder der Talmud, welcher die Aus- legung des Mosaischen Gesetzes enthält, zu verbrennen sei, noch die Kommentare zum Alten Testament, die nützlichen Vorarbeiten christlicher Ausleger, noch die Gesang- und Predigtbücher. Die Kabbala, (nach der kabbalistischen Auffassung ist das Weltall, das schon von den Pythagoräern als ein Sinnbild der geheimnisvollen Kräfte der Zahlen betrachtet wurde, ein wundervolles Blatt, auf das der Schöpfer alles Bestehende mittels der ersten zehn Ziffern und der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets geschrieben habe. Das Wort „Kabbala" ist von dem Namen des Hindus „Kapila", des Urhebers der Philosophie der Zahlen, abgeleitet), die Methode, die heiligen Dinge in mystischer Weise durch eigentümliche Buchstaben- deutungen zu erklären, sei auch von den Päpsten nicht verworfen

9. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 106

1910 - Berlin : Salle
106 • Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Oranien, gleichfalls die Zahl der gegelt ihn verbündeten Mächte ver- mehren würde, befahl er auf Anraten Louvois, den Rückzug seiner Armee am Rhein dadurch zu decken, daß er das Grenzgebiet in eine Wüste verwandelte, über welche die Feinde nicht so leicht nachfolgen könnten. Es erging der Befehl: „Verbrennet die Pfalz" („brülez le Palatinat") 1689. Den schlimmsten Zerstörer hatte man zum Führer der Truppen gemacht, den Brigadegeneral Melac. Er umgab sich mit einer Meute bissiger Doggen, und wenn ihn die Leute mit diesen Bestien ankommen sahen, flohen sie entsetzt. Aber grimmig lachend hetzte er die Doggen hinterdrein. Ergriffen sie jemand und zerfleischten ihn, dann war Melacs Freude groß. Dieser halb wahnsinnige Mann begann in der Pfalz und den angrenzenden Landstrichen sein Zer- störungswerk. Den Anfang machte er mit Heidelberg. Pioniere legten Pulverminen unter die stolzen Türme des Schlosses, das in wenigen Stunden ein wüster Trümmerhaufen wurde. Sodann ward die ganze Stadt angesteckt. Die entsetzten Bürger flohen. Selbst französische Offiziere schämten sich dieser Tat ihres Führers, und der Kurfürst Philipp Wilhelm schrieb an Kaiser Leopold: Diese Tat rühre von dem „leidigen Satan" her. Ludwig Xiv. aber ließ eine Denkmünze schlagen, die auf der einen Seite die brennende Stadt, den zürnenden Flußgott, die weinende Stadtgöttin mit der von Boileau verfaßten triumphierenden Auf- schrist „Heidelberga deleta" („das zerstörte Heidelberg") zeigte, auf der anderen das Bild des Königs mit der Umschrift ,.Ludovicus Magnus, rex christianissimus" (Ludwig der Große, der allerchristlichste König.) Nach Heidelberg kamen die Städte und Dörfer an der Berg- straße an die Reihe. Die Bewohner, welche den Versuch machten, etwas von ihrem Eigentum zu retten, wurden erschlagen. Die Mann- heim er Bürger mußten selbst die Festungswerke abtragen, dann ward die Stadt zerstört. Hungernd und nackt trieb Melac die Leute in die Winterkälte hinaus. Speyer und Worms, die ruhmreichen Städte, sanken in Asche. Die rohen Horden erbrachen die Kaisergräber und streuten die Asche vieler Kaiser in den Wind. Vergebens erhob flehende Einsprache gegen den ungeheueren Frevel die Pfälzerin Liselotte, die Schwägerin Ludwigs Xiv., welche im Alter von neunzehn Jahren mit dem Herzog voit Orleans vermählt worden war. Der Pfalzgraf Ludwig hatte geglaubt, gerade durch eine solche Heiral im Falle eines Krieges jede Gefahr von seinem Lande abwenden zu können. Das Gegenteil war geschehen. Liselotte, die gehofft hatte, ihr Leben lang in dem geliebten

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 116

1910 - Berlin : Salle
Die Zeit des Groszen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. (1640—1688.) Das Kurfürstentum Brandenburg und das seit 1618 mit ihm in Personalunion stehende Preußen (d. h. beide Länder hatten den gleichen Herrscher) war ein völlig zerrissenes und vielfach umstrittenes Herrschaftsgebiet. Auch war die geographische Lage dieses Gebietes so ungünstig, daß nach Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wohl nie- mand auf den Gedanken gekommen wäre, dies brandenburg.-preußische Land könne demnächst die führende Macht in Deutschland werden. Und hierzu wurde in einer Zeit, da Deutschland am tiefsten ge- funken war, der Grundstein gelegt, als der zwanzigjährige Friedrich Wilhelm (geb. 6. Februar 1620) Kurfürst wurde. Jugendjahre. Zu einer sehr unruhigen Zeil erblickte Friedrich Wilhelm im Schlosse zu Kölln an der Spree das Licht der Welt. In der Bürger- schaft von Kölln und Berlin herrschte eine große Aufregung wegen des Eintreffens von 2000 Engländern in und um Polsdam, die der König Jakob I. seinem Schwiegersohn, dem „Winterkönig", zu Hilse senden wollte. Die Bürger von Kölln-Berlin aber glaubten, man wolle die Engländer als Besatzung nach Berlin legen, um die reformierte Religion zur herrschenden zu machen. Darüber kam es zu tumultua- rischen Szenen, viel Lärmen und blindem Schießen, wodurch sogar das drei Monate alte Prinzlein in seiner Wiege erschreckt wurde. Die Taufe zog sich etwas hin: es fehlte an den nötigen Mitteln zu eiuem Festmahl, auch machte die Wahl der Taufpaten einige Schwierig- keiten, denn man wollte es mit keiner der sich befehdenden Parteien verderben. Schließlich beschränkte man sich auf die nächsten Ver- wandten. An seiner Mutter, einer Schwester des „Winterkönigs" hatte der junge Kurprinz bis zu seinem fünften Lebensjahr eine liebevolle
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