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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 225

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 225 Infolge einer neuen knstlich geleiteten Abstimmung des Volkes (Plebiszit) wurde der Prinz-Prsident am 2. Dezember 1852, dem Jahrestage der Krnung Napoleons I., als Napoleon Iii. zum erblichen Kaiser der Franzosen ausgerufen. b) Seine Negierung. Gleich dem ersten Napoleon umgab sich .der neue Kaiser mit einem glnzenden Hofstaate, war aber auch eifrig daraus bedacht, die Wohlfahrt des Landes zu heben. Dnrch die Anlage von Land-nnd Wasserstraen, durch ein weit verzweigtes Eisenbahnnetz gab er der arbeitenden Bevlkerung eine reiche Beschftigung und erleichterte den Verkehr im ganzen Lande. Die Industrie blhte empor. Handel und Verkehr nahmen einen ungeahnten Aufschwung, und die reichen Natur- und Kunsterzeugnisse des Landes fanden neue Absatzgebiete in anderen Erdteilen. Paris wurde zu einer Festung ersten Ranges gemacht, im Innern der Stadt traten an Stelle der alten engen und krummen Straen prchtige Stadtviertel, und um die Stadt legten sich die herrlichen Boulevards, die nicht wenig dazu beitrugen, Paris zur Kapitale der Welt" zu machen, wie seine Einwohner sie mit Vorliebe zu nennen pflegten. Die beiden Pariser Weltaus-Stellungen von 1855 und 1867 lenkten die Augen der ganzen Welt ans die stolze Seinestadt. Ferner war Napoleon bestrebt, dem neuen Kaiserreiche eine fhrende und ausschlaggebende Stellung unter den europischen Staaten zu geben, um zugleich dem Nationalstolze der Franzosen zu schmeicheln. Paris wurde der Mittelpunkt der europischen Politik, und wie sein groer Oheim, so glaubte auch Napoleon Iii., die Geschicke der Völker und Staaten Europas leiten zu mssen. Seine bekannten Neujahrsreden an die sremden Gesandten bildeten jedesmal ein Ereignis fr die diplomatische Welt, und der Pariser Hos, wo die schne und stolze Kaiserin Eugeuie einen ungewhnlichen Glanz entfaltete, war wieder tonangebend fr die europische Mode. c) Seine Kriege. Um bei dem Wankelmut des franzsischen Volkes seinen Thron zu befestigen und der Eitelkeit der groen Nation" durch neuen Kriegsruhm zu schmeicheln, begann Napoleon mehrere Kriege; der erste war der Krimkrieg (1853-1856). Der russische Kaiser Nikolaus l. beanspruchte die Schutzherrschaft der smtliche Christen griechischen Bekenntnisses in der Trkei. Die Trken wiesen diese Forderung zurck und fanden bei Frankreich und England und spter auch bei Osterreich und Sardinien Hilfe, die smtlich an der Erhaltung der Trkei gegenber den russischen Eroberungsgelsten eine lebhaftes Interesse hatten. Die Trkei, Frankreich und England schickten ein Heer nach der Krim, besiegten die Russen und eroberten die Festung Sebastopol, die von den Russen unter der geschickten Leitung des Generals'totleben ein ganzes Jahr heldenmtig verteidigt wurde. Im Frieden zu Paris verlor Rußland die Vorherrschaft im Schwarzen Meere, das fr die Handelsflotten aller Nationen geffnet wurde, und ver-zichtete auf die Schutzherrschaft der Christen in der Trkei, doch wurden den Christen im osmanifchen Reiche gleiche Rechte mit den Muselmnnern gewhr-Brockmann. Lehrbuch der efchtchte. Iii. 15

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 253

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
staaten. Mit den europischen Staaten wurden mglichst lange Handels-Vertrge abgeschlossen, in Leipzig wurde ein Oberhandelsgericht errichtet und eilt Handelsgesetzbuch geschaffen. Zur Erleichterung des Verkehrs wurde ein allgemeines Mnzgesetz erlassen, dem alsbald eine gleichmige Regelung der Ma- und Gewichtsverhltuisse folgte. Die Regelung des Geldverkehrs bernahm die Reichsbank in Berlin mit ihren Zweigniederlassungen in allen greren Stdten des Reiches. Das Post- und T elegraphenwesen wurde vom Reiche') bernommen und von dem Staatssekretr des Reichspostamtes Heinrich von Stephan ein Weltpostverein gegrndet. Die Einfhrung der Postkarte, der Postauw eisung, sowie manche andere Neuein-richtungen, besonders ein einheitlicher, niedriger Portosatz erleichterten und hoben den Verkehr. Nach der Reichsverfassung sollten alle deutschen Eisenbahnen als ein einheitliches Netz verwaltet werden, was durch die Verstaatlichung der meisten Eisenbahnen in Preußen erleichtert wurde. Durch die Anlage von Nebenbahnen und den Bau von Gemeinde- (Kommunal-), Kreis- und Provinzial-straen wurden auch kleinere Ortschaften in den allgemeinen Verkehr hineingezogen. Zur Hebung des Handels, wie auch zur Verteidigung der Kste wurde der 1895 fertig gestellte Kaif er-Wilh elm- (Nord-Ostsee-) Kanal in Angriff genommen. Die Binnenschiffahrt erhielt eine erhebliche Frderung durch die Anlage von Kanlen (Elb- Trave-Kanal, Oder- Spree-Kanal) und durch die Regulierung von Flssen. c) Rechtswegen. Zur ferneren Einigung des Reiches diente eine einheitliche deutsche Gerichtsverfassung, die am 1. Oktober 1879 in Kraft trat. In Zivilsachen entscheiden Amts-, Lands- und Oberlandsgerichte, fr Straffachen bestehen Schffengerichte, Strafkammern und Schwurgerichte. Der hchste Gerichtshof ist das Reichsgericht in Leipzig. Das Jahr 1872 brachte ein deutsches Strafgesetzbuch, das Jahr 1879 eine gemeinsame Zivil- und Strafprozeordnung. Die Bearbeitung des Brgerlichen Gesetz-buch es wurde 1896 fertiggestellt; es trat mit dem 1. Januar 1900 in Kraft. Durch Gefetz vom Jahre 1876 wurde die Ziviltrauung als obligatorisch eingefhrt; Geburten, Eheschlieungen und Sterbeflle mffen feit dieser.zeit auf dem Standesamte beurkundet werden. 3. Schule, Ku^st und Kirche. Der Unterricht in den Volks-schulen wurde in Preußen durch die Allgemeinen Bestimmungen" geordnet und gefrdert und der Lehrermangel durch Grndung neuer J) Nur Bayern hat seine eigene Post- und Telegraphenverwaltung.

3. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 72

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
72 seines Pferdes in groe Lebensgefahr. Zwei Tage hierauf griff Napoleon die Englnder bei Waterloo (sdlich von Brssel) an. Mutig schlugen sie alle Angriffe zurck. Allmhlich wurde die Kraft erschpft, und ihr General Wellington rief: Ich wollte, es wre Nacht. oder die Preußen kmen!" Und Blcher kam und griff die Franzosen im Rcken an. Sie wurden geschlagen und strzten sich unter dem Rufe: Rette sich, wer kann!" in die Flucht. Friede. Zum zweitenmal ging es nach Frankreich, zum zweiten-mal hielten die siegreichen Truppen ihren Einzug in Frankreichs Haupt-stadt; zum zweitenmale wurde Friede geschlossen. Frank-reich mute hohe Kriegskosten zahlen, drei Jahre ein frem-des Heer in feinen Festungen unterhalten, alle geraubten Schtze und die preuischen Fahnen wieder herausgeben und Gebiete am Rheine abtreten. - Napoleon wurde nach der Insel St. Helena (westlich vom sdlichen Afrika) verbannt, wo er 1821 starb. Die Verhandlungen in Wien waren unterdessen zum Abschlu gebracht. Preußen blieb zwar kleiner, als vor dem unglcklichen Kriege; doch tauschte es fr polnische Landesteile deutsche Gebiete ein. Unter anderen erhielt es die Rheinprovinz, sowie die Pro-vinzen Westsalen und Sachsen in ihrem jetzigen Umfange. V. Die Friedensjahre von 18151840. Verwaltung des Staates. Nach den glorreichen Freiheitskriegen erfreute sich unser Vaterland eines vieljhrigen Friedens. Zur besseren Verwaltung teilte der König den preuischen Staat in Pro-vinzen. Regierungsbezirke und Kreise ein. An die Spitze einer Provinz stellte er einen Oberprsideuten; dem Regierungs-bezirke stand ein Regierungsprsident vor; jeder Kreis hatte einen Land rat. fandet und Perkehr. Die sechs stlichen Provinzen des preuischen Staates lagen getrennt von den beiden westlichen, Rheinland un) West-seilen. Zwischen ihnen befanden sich andere deutsche Gebiete. Sollten Waren aus dein einen Teile znrn andern befrdert iverden, dann muten sie verzollt, d. h. es muszten beim Ueberschreiten der Laudesgrenze Ab-gaben entrichtet werden. Das erschwerte den Handel und verteuerte die Waren. Der König grndete den Zollverein. Die Staaten, welche diesem beitraten, lieen alle Gter zollfrei ein- und ausgehen. Hierdurch hob sich Handel und Verkehr, und die Waren wurden billiger. Der Zoll-verein legte bereits den Grnnd zur spteren Einigung Deutschlands unter Preuens Fhrung. Auch Straen wurden in dieser Zeit gebaut, und das Postwesen erhielt manch? Ver-Besserung. 1816 fuhr das erste Dampfschiff anf dem Rheine, und 1838 wurde Berlin mit Potsdam durch die erste Eisenbahn verbunden. Sorge fr die Schulen. Des Knigs Wille war, da alle Kinder die ntigen Schulkenntnisse besitzen sollten; deshalb fhrte er

4. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 104

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
101 - wurde mit China ein Vertrag geschlossen, nach dem der Hafen Kiautschou und ein angrenzendes Gebiet den Dentschen berlassen wurde. Als im Jahre 1900 in China ein Aufstand ausbrach, wo-durch Leben und Besitztum zahlreicher Missionare, Beamte und Kaufleute vernichtet und der deutsche Gesandte Freiherr von Ketteler er-mordet wurde, schickte auch der Deutsche Kaiser seine Soldaten nach China und verlangte volle Shne. Bei der Zerstrung der Takusorts haben sich die Deutschen rhmlich ausgezeichnet. Auch einen Aufstand in Sdwestafrika haben die dentschen Soldaten im Jahre 1904 tapfer niedergeschlagen. Die Insel Helgoland ist wieder mit dem Mutter- lande vereinigt. Zur Frderung des Handels wurden die Post-anstalten und Eisenbahnen vermehrt und Erleichterungen bei deren Benutzung einge-fhrt. Am 22. Juni 1895 wurde der Kaiser-Wil-helm-Kanal erffnet, der die Ostsee mit der Nordsee verbindet. Es war dies zu-gleich ein groes Friedensfest, bei dem fast alle bedeutenden Staaten vertreten waren. Den nordwestlichen Teil von West-falendurchschneidet der Kanal von Dortmund nach den Emshfen, der das groe Industrie- und Kohlenviertel von Westfalen mit der See verbindet. Um die groen Wasserstraen des nord-deutschen Tieflandes miteinander in Verbindung zu brin-gen und dieses Gebiet noch mehr fr den Handel zu er-schlieen, ist der Ausbau des Mittellandkanals ins Auge gefat. Sorge fr die geistige Bildung. Die Schule soll die Gottes-furcht in den Herzen der Kinder pflegen, sie zur Liebe fr Kaiser und Reich erziehen, auf die Frsorge des Staates fr alle Volksklassen hinweisen und dadurch der Verbreitnng der verderblichen Anschauungen der Sozialdemokraten entgegen arbeiten. Die Bedrfnisse des tglichen Lebens sollen in der Schule bercksichtigt, aber neben der geistigen Ausbildung soll auch die krperliche nicht vernachlssigt werden. Fr Albrecht der Br. Siegesallee, (auptftgur.)

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 136

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 136 — der Landwirtschaft immer mehr zur Anwendung, das gewaltige Aufblühen der Industrie und des Handels bot ein weites und leistungsfähiges Absatzgebiet, der Wert des Bodens hob sich um das Doppelte. Zur Hebung des Handels wurden weite Strecken von Landstraßen und Eisenbahnen angelegt, so die Ostbahn, die bergisch-mär-krsche, he Köln-Mindener, die westfälische Eisenbahn. Die Fluß- und Seedampfschiffahrt hob sich bedeutend, und zur Förderung des Seehandels und zur Sicherung Preußens im Welthandel schns der König eine Kriegsflotte und erwarb (1853) den Jadebusen an der Nordsee. — An Stelle des optischen Telegraphen trat die elektromagnetische Fernschrift. Im Jahre 1849 wurde die erste telegraphische Depesche aufgegeben, und 1853 hatten die preußischen Telegraphenlinien bereits eine Länge von 107000 km. Unter ausgiebiger Benutzung der Dampfkraft nahm das Fabrikwesen einen gewaltigen Aufschwung. Die Gußstahlfabrik von Krupp m Essen bekam als Geschützfabrik Weltruf; Borfigs Maschinen und Lokomotiven verdrängten bald die ausländischen aus ganz Deutschland und suchten sich in andern Ländern Eingang zu verschaffe«. Solingen erlangte eine große Bedeutung durch seine Stahlwaren, und die großen Spinnereien und Webereien, besonders die in Elberfeld und Barmen, deckten nicht nur den Bedarf im eigenen Lande, sondern gewannen ein ehrenvolles Ansehen auf dem Weltmärkte. — Der Bergbau, besonders die Förderung von Kohlen, gelangte zu hoher Blüte. — Die Einführung des Petroleums und die Erfindung des Leuchtgases gaben Straßen und Wohnungen ein besseres Licht. Handel und Gewerbe hatten einen solchen Aufschwung genommen, daß hierfür ein eigenes Ministerium geschaffen werden mußte. *) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Für Wiffenfchaft und Kunst sorgte der geistig so hoch begabte Fürst in wahrhaft königlicher Weise. Berühmte Gelehrte, Dichter, Maler und Bildhauer berief er nach Preußen, vor allem nach Berlin. Von den Gelehrten feien nur genannt die Kenner der deutschen Vorzeit und die Begründer der vergleichenden Sprachforschung, die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm, der Astronom Encke, der Geograph Karl Ritter, die Geschichtsschreiber Ranke, Raumer und Mommsen, ferner der große Naturforscher Alexander von Humboldt. — Der Sänger der Freiheit, Ernst Moritz Arndt, erhielt eine Professur an der Hochschule zu Bonn, die Dichter Ludwig Tieck, August Wilhelm von Schlegel und Friedrich Rückert erfreuten sich ganz besonders der königlichen Huld. In Berlin und Düsseldorf entstanden bedeutende Mal er sch ulen. Peter von Cornelius, der Schöpfer des „jüngsten Gerichtes", und Wilhelm von Kanlbach, bekannt durch seiu Gemälde „die Zer- a) Erg. Nr. 34.

6. Die neue Zeit - S. 148

1877 - Leipzig : Brandstetter
148 bekannt gewordenen Bewohner der Niederlande, die Bataver oder Belgier, welche dem großen germanischen Völkerstamme angehörten. (Vgl. Theil Ii., Abschn. 1.) Jene Bataver hätten bereits die Macht des gewaltigen Römerreichs gebrochen, wären sie nicht von deutscher Uneinigkeit im Stich gelassen worden. Als der Sturm der Völkerwanderung den Römerkoloß zertrümmerte und naturfrische deutsche Stämme über Europa sandte, kamen die Niederlande unter die Herrschaft der Franken, welche sie in kleine Staaten und Provinzen, jede mit besonderer Verfassung und Regierung, theilten. Seit jenen Zeiten erhoben sich daher überall kleine Grasen und Herren, welche größere oder kleinere Gebiete beherrschten, oft selbst aber auch wiederum von mächtigeren Fürsten beherrscht wurden. Dann erwarben sich auch, wie der Bürgerstand sich hob, manche Städte Freiheit und Selbstständigkeit; denn die Lage des Landes an der Nordsee und an schiffbaren Strömen, recht in der Mitte zwischen Deutschland, England und Frankreich, dazu die Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit des Volkes, erzeugten bald blühende Manufakturen und gewinnreichen Handel. In manchen großen Manufakturstädten (Antwerpen, Gent, Brügge rc.) war die Betriebsamkeit so außerordentlich, daß man Abends um 6 Uhr, wenn die Arbeiter nach Hause gingen, mit der Glocke den Eltern ein Zeichen gab, ihre Kinder von der Straße zu nehmen, damit sie nicht von dem stürmenden Gedränge zertreten würden. Alle englische Wolle wurde noch am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in den Niederlanden verarbeitet und bald fanden holländische Schiffe den Weg nach Afrika, Ostindien und Amerika. Der blühende Handel der Hansa ging von den deutschen auf die holländischen Städte über. Von den fürstlichen Häusern war im Mittelalter eines das herrschende geworden, das der Herzöge von Burgund, das unter Karl dem Kühnen einen so reichen Glanz entfaltete, daß dieser schon damit umging, sich vom deutschen Kaiser die Königskrone zu erwerben. Allein sein Tollmuth im Kriegsühren stürzte ihn in's Verderben und auf einem Raubzuge gegen die Schweiz verlor er in der Schlacht bei Nancy das Leben. Er hinterließ eine einzige Tochter, die schöne Maria, und diese reichte ihre Hand dem österreichischen Herzog, nachmaligem Kaiser Maximilian I., wodurch die burgundischen Besitzungen an Deutschland kamen, unter dem Namen des „burgundischen Kreises". Ungeachtet des häufigen Wechsels ihrer Herren hatten die einzelnen Provinzen doch bis dahin eine Menge von Rechten und Freiheiten behalten, welche stets von den Regenten geachtet worden waren. Auch Karl V. unterließ nicht, den Niederländern seinen besondern Schutz angedeihen ;u lassen, und während er die Reformation in Deutschland zu unterdrücken strebte, hinderte er sie nicht in den Niederlanden, für die er besondere Vorliebe hegte, da aus ihnen die besten Reichthümer in den spanisch-österreichischen Schatz stoffen. Aber bald änderte er doch seine Meinung, als der protestantische Glaube in den Niederländer! immer mehr Freunde gewann; er verfuhr besonders strenge gegendie Rederyker (Rhetoriker), diereli-

7. Teil 1 - S. 10

1882 - Leipzig : Brandstetter
10 Deutschland jetzt und ehemals. oft lange Zeit neben einander bestanden haben. Es ist auch ganz natürlich, daß Bewohner eines abgelegenen Seitenthales von den Wandlungen, die mit ihren an der Heerstraße wohnenden Landsleuten sich vollzogen, lange Zeit nichts erfuhren. Hat «tan doch sogar einen Pfahlbau gefunden, in welchem die Fundstücke beweisen, daß auf die Periode des Steines sogleich die des Eisens gefolgt fein muß. 2, Deutschland jetzt und ehemals. (Nach: Kallsen, Bilder aus dem Mittelalter. Halle, 1s75, S. 20—22, und Felix Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker. Berlin, 18s1. Bd. I. S. 24—31.) Deutschland, in der Mitte des Kontinents gelegen, ist das Herz Europas, von welchem zu allen Zeiten nach verschiedenen Richtungen hin erfrischende Lebensströme ausgegangen sind. Schon die natürlichen Grenzen des Landes weisen darauf hin, daß eine abgetrennte Entwickelung des in ihm wohnenden Volkes nicht wohl möglich war. Am fchürfsten sind die Grenzen tut Süden und Norden gezogen. Aber die Alpenkette vom Genfer See bis an den Busen von Finme, das mächtigste Gebirge Europas, ist nie eine trennende Scheide gewesen, und von Thälern und Pässen durchschnitten hat sie von jeher dem Völkerverkehr die Straße gebahnt. Im Norden breiten sich als Grenze zwei Meere hin; die Nordseeküste ist von Calais bis zum holländischen Helder ungastlich durch einförmige Dünen gesperrt, von da bis zur Elbemündnng und die schles-wigsche Küste entlang gürtet den Küstensanm eine Reihe allmählich zerbröckelnder Inseln, welche, einstmals zum Festland gehörig, von der Wucht zerstörender Mecresfluten die übriggebliebenen Zengen sind. Auch die Ostseeküste bietet wenig gute Häsen und erschwert durch seichte Gestade den Zugang. Aber trotz aller dieser natürlichen Hindernisse hat Deutschland die von Süden und Westen aufgenommene moderne Bildung auf diesen Meeren nach dem Norden und Osten Europas getragen. Nach den beiden andern Seiten hin ist das große Land so unmerklich abgegrenzt, daß die Völkerzüge von Osten und Westen von jeher durch dasselbe hindurchgegangen sind, und daß es zu allen Zeiten das Land großer europäischer Entscheidungen gewesen ist. So hat Deutschland nach allen Seiten hin eine vermittelnde, ausgleichende und segensreich fördernde Stellung eingenommen. > Aber noch eine zweite, vor fast allen anderen europäischen Ländern es auszeichnende Eigentümlichkeit bietet das Land. Es zeigt eine ganz außerordentliche Mannigfaltigkeit feiner Bodengestaltnng. Während die übrigen Länder überwiegend einen bestimmt ausgeprägten Charakter haben, den des Hochgebirges, des Hochplateaus, des Hügellaudes, der Tiefebene, vereinigt

8. Teil 1 - S. 87

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die ersten städtischen Ansiedelungen in Deutschland. 87 Rauracorum lebte nur dürftig in dem kleinen Angst wieder auf, die größere Ansiedelung, auf die es feine Bedeutung übertrug, war das etwas entfernt liegende Bafel. Eine bequeme Furt im Rheine zog hier die neuen Anbauer mehr an als die Ruine der Römerstadt. Die Höfe der freien Bauern, denen das Stadtgebiet zum Erbe angewiesen war, lagen wohl in der Regel mitten in den dazu gehörigen Fluren, auch in der Stadt selbst waren sie von Gärten, Weinbergen und Ackern umgeben. Der deutsche Landwirt versuchte zunächst die Schutthaufen der untergegangenen Römerstadt urbar zu machen. Auf den wüsten Bauplatzen um feinen Hof herum erntete er Getreide oder mähte Gras, ans den Wallen de* römischen Castrum pflanzte er Weinstöcke, und durch die Lücken der Stadtmauer ging fein Vieh auf die Weide. In dem übrig gebliebenen Mauerwerk richtete er sich ein, so gut es ging. Er wohnte mit fernen Rossen und Knechten unter einem Dache, verriegelte das Thor zu Nachtzeit mit hölzernen Kalen und zwang die kriegsgefangenen Römer, feilte Herden zu hüten, Zmuetleu wohl spannte der deutsche Einwanderer fein Holzdach über römisches vjcauet:-werk, feinen Jagdfpeer lehnte er an einen Marmorpfeiler, und fern Rotz stampfte den Mosaikfußboden. So trug der Germane fein Bauerntum in die Stadt hinein. Auch hier ward der Grundbesitz das herrschende Element, auch hier entschied fortan das Erbe über den Wert des Mannes, auch hier waren zunächst Ackerbau und Viehzucht die vorwiegenden Erwerbsquellen, und es vergingen Jahrhunderte, ehe es anders wurde. Langsam nur und schwerfällig arbeiteten sich die deutschen Städte aus der ursprünglichen Dorfverfaffimg heraus; lange fehlte ihnen ein unterscheidendes Merkmal; sie blieben Dörfer, bis Handel und Gewerbe die starren Verhältnisse des Grundbesitzes zetfetzten, das bewegliche Vermögen, das Geld, zur Herrschaft brachten und etnc eigentümliche Verfassung erzeugten. Diese Umgestaltung ging nicht von den freien Grundbesitzern aus, sondern von einer ärmeren Klaffe von Einwohnern, die sich zwischen königs-pfalz, Stift und den Höfen der Edlen hin und herbewegte und Handel trieb. Auch eine solche Bevölkerung ist sicher sehr früh schon in den Städten vorhanden gewesen. Bereits int 7. Jahrhundert kamen friesische Kaufleute bis Worms herauf, ein Jahrhundert später erringen Straßburger Kaufleute Zollfreiheit zu Dorstadt und zu Sluis an den Mündungen der Schelde. Es muß also in den Rheinstädten bald nach ihrer Wiedererweckung eine industrielle Bewegung eingetreten fein, und diese Regungen wurzelten in dem Verkehr mit Friesland und dem rheinischen Niederlande. Die Friesen, die Anwohner der unfruchtbaren See, die deutschen Phönizier, waren die ersten unter den deutschen Stämmen, die sich dem Handel und dem Gewerbe zuwandten. Schon zu Drufus' Zeit waren sie eifrige Schiffer, gewiß pflogen sie frühzeitig einen intimeren Verkehr mit den Römerstädten, und zur Zeit der Merowinger lieferten sie ein vielbesuchtes Wollenzeug, Fries genannt,

9. Teil 1 - S. 81

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die ersten städtischen Ansiedelungen in Deutschland. 81 sich eine kleinere Festung, gleichsam ein Außenwerk der größeren. Diese Römerburg und das daran sich anschließende Städtchen hieß Di vitia (das heutige Deutz). Von Köln aus erstreckte sich der römische Festungsgürtel stromabwärts bis an das Meer. Die Römer begnügten sich aber nicht, feste Standlager hier zu haben, sie gruben durch die Sümpfe des Rheindelta Kanäle, leiteten Schiffe nach ihren Lagern, verwandelten die Moore in Gürten, belebten die öden Küsten durch Handel und Fischerei. Indem sie ihre Lagerplätze mit den Eingeborenen teilten und diese zu gewerblicher Thätigkeit heranzogen, entstanden auch hier überall Städte. Es gab im Lande der Bataver ein Lugdunum (Leiden), ein Trajectum (Utrecht), ein Noviomagus (Nimwegen). Dichter war die Reihe der festen Römerstädte aufwärts am Rhein. Von kleineren umdrängt lagen hier die großen festen Plätze Bona (Bonn), Antunnacum (Andernach), Confluentes (Koblenz) am Zusammenfluß der Mosel mit dem Rhein, Bingium (Bingen) und vor allem Mognntiacum (Mainz), die Hauptstadt Obergermauieus, ein zweites Köln, mit ebenso festen Mauern, mit ebenso herrlichen Palästen und Tempeln. Auch Mainz gegenüber lag ein Kastell, eine Vorfestung ans germanischer Seite. Unweit Mainz am Rhein aufwärts lag Borbetomagus, das die Römer nach den deutschen Anbaueru, in deren Gebiet es lag, Augusta Van-gionum nannten, während der alte keltische Name in unserm „Worms" wieder aufgelebt ist. Weiterhin am Rhein lag Augusta Nemetum (Speier, später so genannt nach der vorbeifließenden Spira) und seitwärts an der Mosel Augusta Trevirorum (Trier), beide nach germanischen Stämmen benannt, in deren Gebiet sie lagen. Im Elsaß lag Argentoratum an der Stelle des heutigen Straßburg, weiter hinauf im Lande der Ranraker Augusta Rauracorum, jetzt Augst unfern Basel. Nicht weniger stattlich waren die Römerstädte am rechten Donauufer emporgewachsen. Da^lag Augusta Vindelicorum (Augsburg), die blühendste Kolonie Rhätiens, von wo die römischen Kaufleute auszogen, mit den Hermunduren jenseits der Donau zu handeln. In der Donauecke dem Regen gegenüber lag das große und reiche Reginum, weithin berühmt durch seine feste Burg und seinen vielbesuchten Markt. Weiter abwärts an der Donau lag das mit belgischen Kriegern besetzte Castra Batava (Passau), dann Lentia (Linz) und Vindobona (Wien). So war Germanien im Westen und im Süden von Römerstädten eingeschlafen. Aber alle diese großartigen Befestigungen wurden in der Völkerwanderung durchbrochen; die Kette zerriß, welche Rom um das uubezwuugene Germanenvolk herumgelegt hatte. Von Nord nach Süd, von Ost nach West drängten sich die Völkerwogen, und vor ihnen her brach das felsenfeste Gußmauerwerk der römischen Festungen wie ein leichter Zaun zusammen. Die römischen Grenzstädte am Rhein und an der Donau wurden ohne Aus- Richter, Bilrer a. d, dtsch. Kuuurgesch. I. 6

10. Die neuere Zeit - S. 107

1872 - Paderborn : Schöningh
- 107 — Vertrieb gewisser Waaren ausschliesslich gestattet wurde, bedeutend gehemmt. Die Handelswege und Verkehrsstrassen wurden verbessert, und durch Anlage von Canälen, unter denen der von Languedoc oder der Canal du midi der bedeutendste ist, wurde die Verbindung zu Wasser befördert. Der Handel mit überseeischen Ländern wurde durch Anlage von Colonien und durch Handelsverträge gehoben. Der Ackerbau erfreute sich nicht in gleichem Masse der Fürsorge des Ministers; daher fühlten die Landbewohner den Druck der kostspieligen Regierung mehr als die gewerbtreibenden Städte. b) Das Kriegswesen erhielt durch den Kriegsminister Louvois einen neuen Aufschwung. Dieser verbesserte die Bewaffnung durch Einführung des Bajonnets, hob das Ansehn des bisher wenig geachteten Soldatenstandes und führte eine strenge Kriegszucht ein. Das Heer belief sich auf eine Friedensstärke von 100,000 und eine Kriegsstärke von 300,000 Mann und war damals schon der Zahl nach bei weitem das stärkste in Europa. Der Ingenieur Vauban sicherte das Land namentlich an der Nordostseite durch eine doppelte Reihe vortrefflicher Festungen. Tüchtige Feldherrn, wie Conde, Turenne, Luxembourg, Catinat, Vendome, Villars standen an der Spitze der Heere. c) Literatur und Kunst. Nach dem Beispiele Ri-chelieus, des Gründers der französischen Academie, legte der König mehre Academien an. Die Academie des inscrip-tions et des lettres beschäftigte sich mit der Alterthumskunde und Philologie, die Academie des sciences mit der Mathematik und den Naturwissenschaften, die Academie des beaux arts mit den schönen Künsten. Daneben gab es noch eine Academie der Malerei und der Baukunst. Die französische Literatur erlebte unter ihm ihr goldenes Zeitalter. Unter den Dichtem glänzte Moliere (f 1673) als Lustspieldichter, Corneille (t 1685) und Racine (f 1699) als Tragiker. Jean de Lafontaine wurde als Fabeldichter, Boileau als Satiriker und Kunstrichter berühmt. Als Kanzelredner ragten Bossuet, Massillon und Fenelon, der Verfasser der Abenteuer des Telemach, hervor. Die Baukunst erhielt, obwohl Ludwig grosse Summen auf den Ausbau seines glänzenden Lustschlosses zu Versailles und die Verschönerung der Tuilerien und des
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