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bewacht, kann Armuth nicht hinein. Arbeit gebiert Ruhe. Ruhe
ist der Arbeit Tagelohn. Nach gethaner Arbeit ist gut ruh'n.
Arbeit gewinnt Feuer aus dem Stein. Arbeit hat bittere Wur-
zel, aber süße Frucht. Wie die Arbeit, so der Lohn. Schwiele
an der Hand, hat mehr Ehre, denn gold'ner Ring am Finger.
Arbeit ist des Ruhmes Mutter. Wer nicht arbeitet, soll auch
nicht essen. Wer treulich arbeitet, betet zwiefältig.
Die Welt ist wie ein Kram, hat Waaren ganze Haufen;
Um Arbeit stehn sie feil und sind durch Fleiß zu kaufen.
Alles erwirbt Arbeit und geschäftige Sorge den Menschen.
Wer seinen Acker mit Fleiß bauet, soll Brots genug haben,
und wer müssig gehet, sott Mangel leiden. Salomo.
Morgenstund' hat wahrlich der Tagsarbeiten ein Drittheil;
Morgenstunde gewinnt Dir am Weg' und gewinnt Dir an Arbeit!
________ Hesiodos.
Arbeit schändet mit Nichten, nur Arbeitslosigkeit schändet.
12. Müssiggang ist des Teufels Ruhebank. Müssiggang
ist der Tugend Untergang. Müssiggang in der Jugend, Arbeit
im Alter. Müssiggang hat einen bösen Nachklang. Müssiggang
verzehrt den Leib, wie Rost das Eisen.
Der ist nicht frei, sei deß gewiß.
Der seinem Leichnam zu freundlich ist.
Weil dieser meist begehrt.
Was die Seele beschwert.
Darum so sollen wir halten
Den Leichnam sonder Walten,
Mit Wachen und mit Arbeiten,
Er soll uns nicht verleiten;
Unsre Seele soll'n wir zwingen
Zu allen göttlichen Dingen!
13. Aufschub ist ein Tagedieb. Morgen, morgen, nur
nicht heute! sprechen alle trägen Leute. Ein Tag verschoben,
wird oft ein Jahr verschoben.
Jugend, nütze den Tag; nicht um Ein Haar trauend dem folgenden!
Horaz.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Diese Liebe zum Gotteshause und zu allem, was dort vor-
fiel und damit in Verbindung stand, sprach sich zugleich durch
mancherlei Einrichtungen und Sitten aus. Es fanden mehrere
öffentliche Andachten an jedem Sonntage statt, und schon in
der Frühe des beginnenden Morgens lud bei feierlichem Kerzen-
schein die Religion ihre Freunde zu den geliebten Altären. Jeder
einzelne Wochentag hatte außerdem noch seine besonderen gottes-
dienstlichen Versammlungen. Hohe Feste vorzüglich meinte man
möglichst verlängern zu müssen und dehnte sie daher zu drei
Tagen aus. Auch die Gedächtnißtage merkwürdiger Personen aus
der heiligen Geschichte beging man, statt daß sie späterhin auf
Sonntage verlegt wurden, einen jeden für sich, wenn er einfiel.
Wie sehr man sodann den Werth dieser Zeiten schätzte,
das bewies die Pünktlichkeit, mit welcher man jedesmal noch
vor dem Anfange der Gottesverehrung im Tempel sich einfand,
und die Liebe und Luft, mit welcher man blieb bis zum ver-
hallenden Segenswunsche; das bewies die Sorgfalt, womit man
aus Ehrfurcht für die Stätte des Herrn auch sein Außeres
schmückte, das bewies die Stille, die während der heiligen Zu-
sammenkünfte überall herrschen mußte, und die Strenge, mit
welcher man sich alles Kausens und Verkaufens, aller Arbeiten
und Verrichtungen sowol in den Häusern als auf den Straßen,
sowol in der Werkstatt als auf dem Felde enthielt, das beweist
noch jetzt, als Nachhall gleichsam aus jenen Zeiten her, die
Versicherung frommer Einfalt: Es sei ihr gar nicht sonntäglich
zu Muthe, wenn sie das Gotteshaus nicht besucht habe.
Und nicht bloß auf den Sonntag wurden die Übungen der
Andacht beschränkt. Wo wäre ein christlicher Hausvater Mor-
gens erwacht, ohne die Seinigen zu Gebet und Loblied um sich
her versammelt, wo wäre er von der Mahlzeit aufgestanden,
ohne mit ihnen den Geber aller Güter aus innig gerührtem
Herzen gepriesen, wo wäre er Abends mit ihnen zur Ruhe ge-
gangen, ohne dem höchsten Schutze sich und die Geliebten em-
pfohlen, wo hätte er einen Sonntagnachmittag verstreichen las-
jen können, ohne das Glauben und Wissen seiner Kinder ge-
prüft, ohne mit seinem Hausgesinde die Predigt wiederholt,
ohne fromme Lehren an jedes einzelne Herz gelegt,,, und sich
selbst, wie sie, im Guten befestigt zu haben? — Überall, in
den goldenen Palästen der Großen wie in den ftrohbedeckten
Hütten der Armuth, überall baute sich die Andacht neben den
17*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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ir
S30
im Dorfe Sonntags zu ihm kamen. Er lehrte sie lesen und
schreiben, was sie wieder ganz verlernt hatten, und gab ihnen
auch Unterricht im Rechnen und Zeichnen.
Es kamen immer mehr junge Leute dazu. Wer jedoch
nicht reinlich einherging, wer die Wirthshäuser besuchte, Karten
spielte, wer fluchte oder sich zankte, durfte nicht kommen.
Fortsetzung.
Bald darauf verheirathete sich Oswald. Seine Frau war
fleißig, wacker und fromm. Sie nahm sich der jungen Mäd-
chen im Dorfe an und lehrte sie nähen und stricken; sie führte
sie in dem Hause umher, da war beständig aufgeräumt, denn
Alles hatte seinen Platz und wer etwas gebrauchte, legte es
sogleich wieder an die Stelle, wohin es gehörte. Sie führte sie in
die Keller, da war es reinlich und trocken; und weil man
immer gern säuberte, so war nie darin auf ein Mal viel zu
thun. Und sie führte sie in die Gärten und lehrte sie allerlei
Küchenkräuter säen und setzen und wenn sie reif waren, wie
man sie nutzen könne zu schmackhafter Nahrung. Und sie führte
sie in die Küche und lehrte sie die Speisen sauber und reinlich
bereiten und kochen mit wenigem Fett und einfacher Zuthat,
daß doch alles sehr angenehm, nahrhaft und gesund ward. —
Zuletzt ward es bei Oswalds Frau wie eine wahre Schule; und
nach einigen Zähren waren die Mädchen zu Goldenthal reinlich,
fleißig, geschickt und züchtig geworden.
Fortsetzung.
Oswald mogte es anstellen, wie er wollte, man legte ihm
alles übel aus. Wenn er die Kinder lehrte, daß es keine Ge-
spenster gebe, sondern daß das nur Einbildungen furchtsamer
und abergläubischer Leute seien, so sagte man im Dorfe, er
glaube weder an Gott noch an den Teufel. Wenn er den
Kindern in der Schule die giftigen Pflanzen zeigte, damit sie
solche kennen und sich vor dem Genusse der Beeren und Wurzeln
hüten lemten, so sagte man im Dorfe, er wolle die Kindel-
Giftmischerei lehren. Viele glaubten in allem Ernste, er stehe
mit einem bösen Geiste im Bunde.
Fortsetzung.
Oswald wunderte sich nicht wenig, wie von nun an bald
Dieser, bald Jener zu ihm kam, heimlich mit ihm reden wollte,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
235
Fortsetzung.
Oswald gab den Verbündeten vielmals guten Rath, wie
sie ihre Schulden vermindern könnten, richtete auch eine Spar-
lasse ein, welche er einem rechtschaffenen Herrn in der Stadt
anvertraute, der auch die kleinsten Summen annahm und sie
verzinste. Er bewirkte ferner, dast an einem Orte für die Fa-
milien der Verbündeten kräftige Speisen gekocht wurden, wozu
jeder seinen Beitrag gab; das war weit wohlfeiler, als wenn
in jeder Haushaltung besonders gekocht wurde. Er hielt seine
Freunde vom Führen langer und kostspieliger Prozesse ab und
gewöhnte sie zur Eintracht und Versöhnlichkeit; er arbeitete mit
Vorsicht dem Aberglauben entgegen, dem die Meisten ergeben
waren und suchte ihren Verstand aufzuklären; er suchte neue
Erwerbzweige für die Thätigen auf, welche sich wohl beschäftig-
ten und ihre Habe vermehrten; — kurz, er brachte in wenigen
Jahren einen ganz andern Geist in die-Leute.
Nach und nach fing man an, seine großen Verdienste
anzuerkennen. Er ward zum ersten Gemeindevorsteher ernannt
und wirkte auch in seinem neuen Berufe mit Eifer und hoher
Weisheit. Die Gemeindeschulden wurden durch seine Bemü-
hungen getilgt, viele neue, wohldurchdachte und passende Ein-
richtungen wurden gemacht; für die Armen des Dorfes ward
mit Milde und Weisheit gesorgt; besonders wurde jeder Dürf-
tige, der noch Kräfte hatte, zur Arbeit angehalten; die Män-
ner mußten die Straßen verbessern, Brunnen reinigen, feuchte
Stellen im Walde oder in den Gärten durch Abzugsgräben
trocken legen; sie mußten Feldgeräth verfertigen, weben rc.
Die Frauen mußten Flachs, Wolle spinnen, Strümpfe stricken,
Bettzeug und Hemden nähen u. d. gl. Müßig durfte Nie-
mand gehen.
Fortsetzung.
Unter Oswalds Leitung ward Goldenthal ein rechtes gol-
denes Thal. Da lag es mitten in den fruchtbarsten Gärten,
wie vergraben in den vollen Obstbäumen, umringt von Wiesen
und goldenen Saatfeldern, wie mitten im Paradiese. Die
Feldwege zwischen den Äckern waren wie Gartenwege sauber
und eben, die Landstraßen auf beiden Seiten mit Obstbäumen
besetzt, soweit der Gemeindsbezirk ging.
Trat man in das Dorf, so glaubte man in kein Dorf zu
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440
kenlos zur Heerde zurück, drängt sich in sie ein, bringt alle da-
durch in Bewegung. Die Heerde bewegt sich und drängt und
läuft, und kein Stück weis;, warum, noch wohin. Es schaut
keines je zurück, um die Ursache bekümmern sie sich nicht. Keine
Spur von Neugier noch Wißbegier! Nicht zurück, nicht auf die
Seite schauen, ist ein schlimmes Zeichen an Thieren und an
Menschen. Dümmer noch als das Schwein benehmen sie sich
in Feuersnoth. Alle drängen sich zum Ersticken zusammen.
Das Schaf hat auf solche Weise keinen eigenen Willen, sein
Wille ist derjenige seines Herrn, seines Hundes, eines Steines
und jedes andern Schafes, das drängt und läuft. Von gegen-
seitiger Hülfe ist keine Rede unter ihnen. Es sieht etwas, wo
nichts ist, und nichts, wo etwas ist, weil es nicht denkt. Es
ist nur Schwachheit der Seele. Rennt eins über den Abhang,
so thun's die andern auch. Wird eins über den Schiffsrand
herausgeworfen, so springen, unsinnig genug, alle nach, in den
Wassertod, nicht aber, weil es nachahmen will, denn es will
nichts, sondern weil es nicht für sich selbst denken kann. Der
Leithammel ist sein Vorbild, das aber selbst auch nicht viel
Verstand hat. Leitet ein Blinder den andern, so fallen
beide in die Grube. Macht er aus Muthwillen einen Sprung,
so macht jedes Schaf, das ihm folgt, auf derselben Stelle ei-
nen dummen Sprung, ohne zu wissen, wer anfing und warum.
Es braucht's auch nicht zu wissen. P. Sch c i t l i n (Thierseclcnkundc).
Im Rinde treten uns vier sehr verschiedene Thiere: das Kalb,
die Kuh, der Stier und der Ochse entgegen. Das Kalb tritt für
einlsäugethier sehr dumm auf die Welt. ' Es ist und bleibt, mit Thie-
ren auf ähnlicher Stufe verglichen, länger dumm. Auf wenig Ver-
stand des Rindes überhaupt deutet ja schon sein außerordentlich großes
Obcrmaul, der Ausdruck der Rohheit, und sein beinahe gänzlicher Man-
gel des Kinnes. Kein neugeborenes Pferd, keine Ziege steht so gedan-
kenlos da und weiß so wenig mit sich selbst, seinem Kopf und seinen
Füßen anzufangen, als das Kalb. Jedoch zeigt sich augenblicklich ein
Unterschied zwischen Kuh- und Sticrkalb. Letzteres zeigt sich in seiner
Stellung munterer, lebensfrischer, kecker, rascher, freudiger, verständiger.
Nach wenigen Tagen (denn bei den Thieren geht alle Entwickelung,
alles Lernen, das in ihrer Natur selbst gegründet ist, rasch) steht's schon
nicht mehr so dumm, so vierschrötig. Es ist und bleibt aber mit dem
Kopse gegen die Erde gebildet, und von etwas Höherem zeigt sich nicht
einmal die leiseste Spur, doch kennt es die Mutter und ist ihr mit
Anhänglichkeit zugethan. Bald merkt es. daß es im Nothfall eine Waffe
am Kopf habe oder bekomme, das Stierkalb merkt es viel früher. Es
macht auch, weil cs jung ist, Lustsprüngc. Sie gerathen ihm sehr übel.
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439
dann wieder mehr ihre ursprüngliche Raubthiernatur an, und
sorgen gewöhnlich selbst — durch Fischfang und Jagd — für
ihren Unterhalt.
ß. W. O Glogcr (Naturgesch.a
213. Schaf, Rind und Pferd.
Eine Kuh, ein Schaf und ein Pferd standen auf einer Weide bei-
sammen und stritten unter einander, welches von ihnen den Menschen
am nützlichsten wäre? Die Kuh sprach: Von mir hat er die süße Milch,
den wohlschmeckenden Käse und die Butter, welche ihm das Ol ersetzt.
Das Pferd sprach: Ich bin das Segel und der Wagen und der Fittig
des Reiters. Das Schaf: Ich gehe nackt und bloß, damit er gekleidet
sei. Da kam der Hund zu ihnen. Den blickten sie verächtlich von der
Seite an als ein unnützes, mit ihnen nicht zu vergleichendes Thier.
Aber der Herr, welcher dem Hunde folgte, rief ihn freundlich zu sich,
streichelte und liebkoste ihn. Da das die andern Thiere sahen, murr-
ten sie und das Pferd faßte sich ein Her; und fragte: Warum thust
du also, Gebieter? Sind wir deiner Aufmerksamkeit nicht würdiger,
als dieses unnütze Thier? Aber der Herr streichelte seinen Hund noch
freundlicher und sprach: »Dieser hat, treu und kühn, mein geliebtes
Svhnlein gerettet aus rauschenden Wasierfluthen; sollte rch nun sein
vergessen können?
G. I. Zollikofer.
Das Schaf ist ein grasfressendes und schon darum milde-
res und sanfteres Thier. An ihm ist kein Sinn ausgezeichnet.
Es hat auch nicht viel Gedächtniß, noch Einbildungskraft, noch
Verstand. Dümmer, gedankenloser steht kein Säugethier, selbst
das Kalb nicht, unmittelbar nach seiner Geburt. Doch kennt
die Schafmutter ihre Jungen und diese kenneir die Stimme
ihrer Mutter unter hundert und mehr Mutterstimmen.
Kein Schaf steht und geberdet sich geistig, keines bewegt
sich geistig, immer läuft es gedankenlos aus der Gefahr in die
Gefahr, es unterscheidet dann nicht mehr. Es ist in ihm nicht
eigentliche Furcht, weil diese etwelche Gedanken, etwelche Kennt-
niß und Erwägung der Gefahr voraussetzt, sondern geistige Ge-
fühllosigkeit, geistige Nichtsheit. Es ist immer nur leibliche
Erschrockenheit, wenn z. B. ein Donnerknall sein Ohr erschüt-
tert. Es zittert nicht, wie das Pferd und der Hund. Es
weiß nur nicht, was thun, und ob etwas zu thun sei. Es ist
in Verlegenheit und merkt nicht, daß es darin ist. Darum
kann man sie auch durch über sie hinausgeschleuderte Steine
zur Heerde zurückjagen. Fällt der Stein, so rennt es gedan-
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m
Blasebalg, eine Zange und einen Hammer. Welche
Dinge braucht der Schuster, wenn er Etwas aus Leder
verfertigen will? Welche Dinge braucht der Schneider,
wenn er Etwas aus Tuch machen soll? Tischler,
Schmied, Schuster und Schneider heißen Handwerker,
weil sie mit ihren Handen wirken und arbeiten. Die
Dinge, die sie zu ihrem Werke, ihrer Arbeit gebrauchen,
heißen Werkzeuge. Kennst du auch noch andere
Handwerker? Welche Werkzeuge braucht denn der
Sattler, der Drechsler, der Gärtner, der Töpfer?
Man kommt mit einem Handwerk weiter, als mit
tausend Thalern.
Handwerk hat einen goldenen Boden!
Weißt du auch, wie die Männer heißen, die auf
den Dörfern wohnen und das Land bebauen? Diese
heißen Bauern und ihre Frauen heißen Bäuerin-
nen. Bauern und Bäuerinnen nennt man auch Land-
leute. Pflug und Egge, Peitsche und Wagen, Walze
und Harke sind Werkzeuge, die der Bauer gebraucht.
Welche Thiere helfen dem Bauer, wenn er das Land
bebaut?
Der Bauer ist ein Ehrenmann,
denn er bebaut das Feld;
wer eines Bauern spotten kann,
ist mir ein schlechter Held.
Er pflügt und drischt, und Bauernschweiß
erhalt den ganzen Staat;
was hilft Gelehrsamkeit und Fleiß,
wenn man nicht Bauern hat?
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208
Ii.
Wo du dir ein Häuschen bau'st, lebe auch dem
Ganzen.
»Wie groß für dich du sei'st, vor'm Ganzen bist
du nichtig;
Doch als des Ganzen Glied bist du als kleinstes
wichtig."
Nückert.
Welcher will groß werden unter euch, der soll
euer Diener sein; und welcher unter euch will
der Vornehmste werden, der soll Aller Knecht
sein. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht
gekommen, daß er ihm dienen laße, sondern
daß er diene und gebe sein Leben zur Be-
zahlung für Viele. Marc. 10, 43—45.
169. Wahre Züge aus unserm vaterländischen
Volksleben.
(Von M. Schnoor in Burg. Biernatzki’s Volkskalender 1847.)
1.
Der Tagelöhner Söht aus Kuden, Kirchspiels Burg in
Ditmarschen, hatte das Unglück, dasz ihm seine einzige
Kuh auf dem Hofe umfiel und todt war. Man kann sich
den Schrecken denken, den ein armer Tagelöhner haben
musz, wenn er ein ihm so werthvolles, unersetzliches Thier
stürzen sieht. Daher war auch nichts natürlicher und ver-
zeihlicher, als dasz die Hütte des Armen von Jammer und
Wehklagen wiederhallte. — Dabei blieb es nicht: die Frau
eilte in Verzweiflung aus dem Hause, unwiszend, wohin sie
solle und wolle — ; aber der liebe Gott führte sie zu dem,
nach damaliger Art wohlhabenden, Bauern Hans Lucht.
Die Frau schreit und lamentirt, ihr Unglück erzählend.
Doch Lucht sprach nicht, wie so viele Andere gesprochen
haben würden: „Es ist mir leid, gute Frau, dasz ihr von
solchem Unfälle betroffen worden seid; Gott wird euch
solches zur Prüfung gethan haben, um, wenn ihr redlich
besteht, euch desto herrlicher segnen zu können.“ Nein!
so sprach er nicht, so konnte er nicht sprechen, sondern
sagte: „Gev di tofreden, Kind, uns’ Herr Gott het mi ja
Käu nog geben, davon Irrigst du een af. Peter, maak de
Koh da los, und bring se Michel Söht.“
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Extrahierte Personennamen: Marc Schnoor Hans_Lucht Gott Peter Michel_Söht
312
226. Das Getreide.
(Bog el's Naturbilder.)
Was den Menschen menschlich nährt, was ihm das Brot gibt,
dessen Bereitung und Genuß ihn von dem Thiere sondert, das
nach Wurzeln gräbt oder Beeren sucht oder vom Morde und
Raube anderer lebt —, das Getreide, das seine Hand aus-
säet und zu Garben sammelt —: es ist seiner Wichtigkeit nach
die erste Pflanze des Vaterlandes und Europas. Denn das
rechte Europa fängt erst da an, wo unser Auge die ersten
Getreidefelder gewahrt, mögen auch die geographischen Grenzen
etwas weiter hinaus liegen.
Schon die mit tiefem Natursinn begabten alten Griechen er-
kannten im Getreide und seiner Cultur eine unmittelbare Gottes-
gabe; gewis aber ist es, daß, wer den Getreidebau zuerst ein-
führte, gewaltige Kraft über ganze Welttheile übte, größere als
die mächtigsten Herrscher. „Finstere Urwälder schwanden, an
ihre Stelle traten lachende Saatfelder, das Klima wurde ver-
ändert, meist milder, Gewächse südlicher Gegenden konnten nun
gedeihen, Sümpfe wurden trocken, Quellen versiegten, wilde und
gefährliche Thiere zogen sich zurück, dahin, wo nichts Edles mehr
gedeiht, und warum? — um mehlreichen Grasarten Platz zu
machen. Aber daß Länder und Welttheile ihre Physiognomie,
ihren Charakter veränderten, ist es nicht allein, was die Cultur
der Getreidearten bewirkte; noch Größeres ging für den Men-
schen hervor: er wurde an feste Wohnsitze gebunden. Unstät
irrt der Jäger umher; er findet überall Wald, Waßer und Wild
und ein Obdach, sei es von Zweigen oder unter Felsen. Gering
sind seine Bedürfnisse, gering seine Kunstfertigkeiten. Der No-
made zieht mit seinen Heerden weiter, wenn die Weide nicht
mehr zureicht, oder wenn es ihm nicht mehr gefällt. Einfacher
noch, als des Jägers, sind des Nomaden Bedürfnisse und Kunst-
fertigkeiten. Aber der Ackerbauer muß bleiben bei dem Lande,
welches er urbar gemacht hat und von dem er seine Nahrung,
seine Lebensbedürfnisse erhält; denn zieht er weiter, so findet er
überall nur neue Beschwerde und späten Lohn; er baut einen
festen Wohnplatz, es wächs't seine Familie, sein Ertrag mehrt
sich, er muß ihn vertauschen, verkaufen, seine Bedürfnisse werden
vielfacher, es entstehen Handel, Gewerbe, Künste und Wißen-
schaften, bürgerliche Einrichtungen: — und wodurch wird dies
Alles bewirkt? — durch die Cultur nahrhafter Gräser."*) Der
Ackerbau geht aller Ausbildung der Menschheit voran; wie er
den Boden bereitet und bestellt hat zur Nahrung des Leibes und
*) Siehe Fiedler's «Reise durch Griechenland».
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
349
euch selbst den größten Schaden und den Engerlingen den größten Gefallen.
Da können sie alsdann ohne Gefahr eure Wiesen und Felder verwüsten,
wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt alsdann der Maikäfer und
frißt euch die Bäume kahl, wie Besenreis. So sieht's aus! — Und so
sieht's aus mit manchem Thier, das die Unkunde für schädlich hält.
248. Die Scheu wilder und selbst reißender
Thiere vor dem Menschen.
(Von Friedrich Gerstäcker.)
Reisende, die in den Urwald vordringen, haben gewöhnlich
den Kopf voll abenteuerlicher Geschichten, die sie früher gehört
oder gelesen: daß sie nämlich der Gefahr ausgesetzt seien, im
Walde und besonders bei Nachtzeit, von wilden Thieren an-
gefallen und zerrißen zu werden.
Es ist möglich, daß es in einigen Theilen von Indien und
Afrika Stellen gibt, wo es eben nicht gerathen wäre, ohne
Wachtfeuer auszulagern, da Tiger oder Löwen doch vielleicht einen
Menschen anspringen würden, den sie draußen im Dunkeln und
schlafend fänden. So viel bleibt aber gewis, daß sich in ganz
Amerika, von den Seen nieder bis zu der Südspitze Kap Horns,
ein Jäger oder Wanderer mit voller Seelenruhe irgendwo in der
Wildnis und ohne vorher ein Feuer anzuzünden, zum Schlafen
niederlegen kann, und er wird sicherlich nicht belästigt, viel weniger
angegriffen werden.
Bär, Panther und Jaguar scheuen die Nähe und den Geruch
oder vielmehr die Witterung des Menschen und alle Geschichten,
die das Gegentheil behaupten, sind erfunden oder übertrieben.
Ja, wilde Thiere kommen manchmal in die Nähe des Lagerfeuers
und umschleichen dasselbe, und wo ein Jäger ohne Feuer im
Busch liegt, mag er sich darauf gefaßt machen, daß er, besonders
von Wölfen, ein Ständchen bekommt, die Stunden lang in seiner
Nähe heulen; aber sie werden nie wagen, ihn anzugreifen, und
kämen sie wirklich nahe genug heran, so würden sie bei der ge-
ringsten Bewegung des Menschen rasch und scheu entfliehen.
Wie viele hundert Nächte habe ich selber draußen allein im
Walde geschlafen; wie oft war ich nicht im Stande oder auch zu
müde, um ein Feuer anzuzünden, und nie, obgleich ich die Bestien
oft nahe genug gehabt, bin ich von ihnen angegriffen worden
und habe auch von keinem der zahllosen Jäger, mit denen ich in
Verkehr kam, je gehört, daß ihnen etwas Aehnliches geschehen wäre.
249. Schaf, Rind, Pferd und Hund.
(Von G. I. Zollikofer.)
Eine Kuh, ein Schaf und ein Pferd standen auf einer Weide
beisammen und stritten unter einander, welches von ihnen dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Gerstäcker Friedrich