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1. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

2. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 104

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 104 — liegenden Trockenzeiten, die gegen den Äquator allmählich zusammen- schrumpfen. Daher auch hier die großen, düsteren Äquatorialwälder des Kongo. Im übrigen ist das Innere Savanne, von Galerie- Wäldern unterbrochen. An der Küste nimmt von S. nach N. mit den Regenmengen das Pflanzenkleid zu, das in Kamerun vom Meere bis auf das küstennahe Gebirge die tropische Urwaldvegetation zeigt. Die Tierwelt weist zwar die Afrika eigentümlichen Formen auf; doch wird von allen Reisenden das Kongoland im Vergleich zu Ostafrika als eine tierarme Region bezeichnet. Bewohner und wirtschaftliche Verhältnisse. Der Hauptsache nach sind die Bewohner Bantuneger; nur im No. sind die den nordafrikanischen Mischvölkern zugehörigen Niam-Niam herein- gedrungen, und zerstreut im Innern zeigen sich hier und da Zwergvölker. Die Negerstämme betreiben Ackerbau; dieser um- saßt besonders Maniok, Bataten, Erdnüsse, Jams, Bohnen, Mais, Hirse, Tabak, Baumwolle, Hanf. Viehzucht wird wenig ge- pflegt. Die an der Kamerunbucht ansässigen Duala vermittelten ehedem den Handel zwischen der Küste und dem Innern. Er er- streckte sich hauptsächlich auf Elfenbein, wozu heute Palmöl, Palm- nüsse, Kautschuk und Erdnüsse kommen. In Plantagen werden Kasfee, Kakao und Tabak gebaut. Dampfer- und Kabellinien stellen die Verbindung der Häfen untereinander und mit Europa her. Träger vermitteln meist den Verkehr mit dem Innern ; nur am untern Kongo sührt zur Umgehung der Livingstonefälle seit 1898 eine Eisenbahn nach dem Stanley-Pol. Hier schließt sich die Kongo- Dampfschiffahrt auf einem weitverzweigten Netz von Wasserstraßen an, das eine Ausdehnung von etwa 7500 km hat. Das ostafrikanische Hochland und Abessinien^. Boden und Gewässer. Ostafrika, vom Sambesi bis an das Rote Meer, ist ein unregelmäßiges Hochland von 1100 bis 1400 m Seehöhe. Der O.-Rand bietet, vom Meere gesehen, den Anblick von Bergterrassen, die von S. nach N. näher an das Meer rücken und im N. des deutschen Schutzgebietes ein bis 2000 m hohes Gebirgs- lanfc)2 bilden. N. von den Usambarabergen tritt das Hochland wieder mehr zurück. Der slache Küstensaum besteht aus Sandstein und Korallenkalk; Korallenriffe und -Inseln (welche?) umsäumen die ganze Küste. Im W. fällt das Hochland zum Kongobecken und dem Becken des oberen Nils ab. Mitten durch das Gebiet zieht ein bis 1000 m Seehöhe eingesenkter Gürtel, der eine Anzahl ab- flußloser Seen und Sümpfe enthält. Er ist wie die Oberrheinische Tiefebene eine Grabenversenkung, der auch das Rote Meer und die Jordanspalte angehören. Aus den entstandenen Erdspalten drangen vulkanische Berge und Gebirge empor, kleinere in dem Graben selbst, 1 Teil I, S. 185, 2 Teil I, S. 202.

3. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 109

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 109 — Bantunegern unterscheiden. Von den Küstennegern müssen die zu- meist aus Liberia stammenden Kruneger erwähnt werden, die als brauchbare Arbeiter und Träger von den Europäern verwendet werden. Die Neger treiben Ackerbau, wozu im n.-en Dar-sur der Pflug benutzt wird. In den Lichtungen des Urwaldes wird die Maniokpflanze gebaut, in den lichteren Waldgegenden und im Savannenlande Jams, die Erdnuß, Bohnenarten, Mais, Baumwolle, Bananen. Daneben wird Viehzucht. Fischfang und mancherlei Gewerbe betrieben. Am ausgebreitetften ist die Verarbeitung der Baumwolle und die Jndigofärberei. Außerdem liefert das Innere des Sudan Elfenbein, Rhinoceroshörner, Kolanüsse, Seiden- und H alb seiden stosfe (Sudanstoffe), Matten, Leder und Lederarbeiten. Der Mangel an Salz im Sudan rief früh einen lebhaften Handelsverkehr mit den Wüstenvölkern hervor, die dafür Nahrungsmittel, Bekleidungsstoffe u. a. eintauschten. So entwickelte sich ein Karawanenverkehr nach dem N., der sich bis an die nord- afrikanischen Küstenorte ausdehnte. Der Handel liegt hauptsächlich in den Händen der Haussa, deren Sprache die Verkehrssprache im ganzen Sudan ist. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt zwischen dem Niger und dem Tsadsee. Lange Zeit besaßen sie auch die Führung der alteinheimischen Bevölkerung, mußten dieselbe jedoch an die von N. hereinwandernden Fulben abtreten. Diese sind ein kräftiges Hirtenvolk und haben besonders im W.-Sudan Reiche gebildet. Das weitaus wichtigste ist Sokoto, mit der Hauptstadt gleichen Namens, die als heilige Stadt der Fulben und Sitz der Gelehrsamkeit gilt. Mit ihnen kam die Herrschaft des Islam, der fast im ganzen Sudan verbreitet und an mehreren Stellen bis an das Meer vor- gedrungen ist. £>. vom Tsadsee haben nordafrikanische Misch- Völker die Herrschaft übernommen, und in Dar-fur gebieten Araber. Von der Küste her haben die Europäer den Sudan mit Ausnahme des ägyptischen Sudan im O. und der Republik Liberia im W. teils in Besitz genommen, teils in ihre Interessensphäre einbezogen^. Mit ihnen dringt das Christentum gegen den Islam vor. Für die Europäer hat das Land nur als Pflanzungs- und Handelskolonie Bedeutung. Für den Pflanzenbau kommen besonders Kaffee, Kakao, Baumwolle, Tabak und Kolanüsse in Betracht. Den Verkehr nach dem Innern vermitteln Trägerkarawanen, daneben in steigendem Maße die Flußschiffahrt. Die Anlage von Eisenbahnen wird geplant, besonders auf britischem Gebiet. Die Küstenbahn in Togo, die mit 45 km Länge von Lome nach Anecho (Kl. Popo) fährt, ist seit kurzem dem öffentlichen Verkehr übergeben. Siedelungen in Zentralafrika. Die Ansiedelungen der Neger- Völker mit ihren leicht herstellbaren, verschieden gestalteten Wohnungen'^ sind auch bei den Ackerbau treibenden Stämmen Zentralafrikas einem 1 Siehe die Karte und Teil I, S. 189. 2 Teil I, S. 188.

4. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 191

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 191 — sentlich gesteigert; insbesondere werden seine Häsen Ausgangspunkte sür die Verbindung mit Vorderasien und Ostindien. Deutschland bezieht aus Italien Blumen (frische und ge- trocknete), Südfrüchte, Mandeln, Kastanien, Nüsse, Wein, Hans und Werg, Baumöl, Seide (Rohseide 2js seiner gesamten Einfuhr) und Schwefel. Dagegen liefert es Chemikalien, Maschinen und Maschinen- teile, Gold- und Silberwaren. Auf der Balkan-Halbinsel1 begünstigte die Oberflächengestalt die Sonderung der Völkerschaften, so daß kein europäisches Gebiet auf gleichem Flächenraum eine so bunte Bevölkerung aufzuweisen hat (s. die Karte und sühre den Nachweis!). Zu keiner Zeit haben die Bewohner eine nationale, nur vorübergehend eine politische Einheit gebildet-. Nur in religiöser Beziehung herrscht eine Aus- nähme, indem mit Ausnahme der Türken und der zum Islam übergetretenen Bosnier und Albanesen die Bewohner der griechisch- katholischen Kirche zugehören. Unter der Herrschaft der Türken ist die geistige und materielle Kultur sehr heruntergekommen. Wo einst griechische und später byzantinische Kultur blühte, ist heute wie aus der ganzen Halbinsel der Bildungsstand meist niedrig; doch sind besonders in Griechenland und Bulgarien verheißungsvolle Anfänge zum Bessern zu beobachten. In der Türkei treibt die Bevölkerung, gleichviel welches Stammes, zumeist Landwirtschaft, bewirtschaftet aber den Boden überaus unvollkommen. Die Armseligkeit der Hütten, das ausge- dehnte Brachland, die Unkenntnis der etwa vorhandenen Mineral- schätze, der unbedeutende Gewerbebetrieb gibt Zeugnis von dem wirtschaftlichen Verfall. Doch wird jedenfalls mehr Getreide aus- als eingeführt; weitere Ausfuhrgegenstände sind Rohseide, Trauben, Oliven, Opium, Wolle und Baumwolle. Auch Bulgarien ist hauptsächlich ein Land des Ackerbaus; das Haupterzeugnis ist Getreide, das neben Rosenöl und Rosen- Wasser den überwiegend größten Teil der Ausfuhr ausmacht. In Serbien und Bosnien tritt der Ackerbau zurück. Fast die Hälfte des Landes ist mit Wald bedeckt; in den großen Eichen- Waldungen wird die Eichelmast der Schweine betrieben. Die Täler bergen weit ausgedehnte Obstanpflanzungen, besonders Pflaumen. Montenegro ist bei seiner durchweg gebirgigen Beschaffenheit vorherrschend ein Land der Viehzucht. In Griechenland ist etwa 1u des Bodens bebaut. Was die Saatfelder an Weizen und Mais — in den Niederungen Reis — hervorbringen, deckt den Bedarf nicht. Für die Ausfuhr ist der Anbau der Korinthen am wichtigsten, daneben die Wein-, Öl- und Tabakproduktion. Schafe und Ziegen sind die wichtigsten Haustiere. 1 Teil I, S. 95. 2 Die heutige politische Verteilung Teil I, S. 95.

5. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 114

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 114 — Schlammes als Düngung abgesetzt hat, wieder abgelassen. Um eine genügende Höhe des Wasserstandes in jedem Jahre zu erreichen, wurde das große Stauwerk bei Assuan erbaut. Angebaut wird die sogenanntewintersaat: Weizen, Gerste, Linsen und Bohnen. In der Regel wird nur einmal im Jahre geerntet. Im Delta hat man seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein Netz von Kanälen an- gelegt, die teils dauernd, teils zeitweise mit Wasser gefüllt sind und das angebaute Land das ganze Jahr hindurch mit Wasser versorgen. Zum Zwecke der gleichmäßigen Wasserzufuhr ist das große Nilwehr unterhalb Kairo angelegt, das auch den Abfluß des Nilwassers in die beiden Nilarme regelt. Dabei fällt freilich die natürliche Düngung durch den Nil fort, und es muß künstliche Düngung eintreten. Dafür kann aber dreimal geerntet werden. Nachdem die Winter- saat geerntet ist, baut man um die Frühlingsnachtgleiche Durrah, Indigo, Baumwolle, Zuckerrohr und Reis und um die Zeit der Sommersonnenwende abermals Gerste, sodann auck Reis und Mais. Daneben ist der Anbau von Fruchtbäumen bedeutend; die Zahl der Dattelpalmen betrug in ganz Ägypten im Jahre 1888 mehr als drei Millionen. Außerdem gedeihen im Niltal Haupt- sächlich Feigen, im Delta Orangen und Zitronen. Die christlichen Kopten bewohnen vorzugsweise die Städte und treiben Gewerbe aller Art; obenan steht die Baumwoll- weberei. Der Handel, insbesondere der Ausfuhrhandel liegt in den Händen der Araber und Europäer: die Beduinen besorgen den Karawanenverkehr. Die Ausfuhr erstreckt sich hauptsächlich auf Baumwolle, Baumwollsamen, Zucker, Bohnen, Zwiebeln und Reis. Alexandria(350 T. E.) ist der Hauptausfuhrhafen; Durchgangshäfen sindsues und Portsaid. Eisenbahnlinien verbindendiehaupt- stadt Ka i r o (624t. E.) sowohl mit Alexandria und Jsmailia am Sueskanal, Sues und Port Said als auch mit Assuan. Eine Eisen- bahnlinie führt auch von Wadi Halfa nach Ehartum und eine andere von Suakin am Roten Meere eine Strecke landein- wärts. In den Städten, besonders unter den Militärs und Beamten, sind viele Türken, deren Einfluß aber immer geringer wird, seit Ägypten, das dem Namen nach ein Tributärftaat der Türkei ist, immer mehr dem englischen Einflüsse untersteht. Die Spitzen der hohen Behörden sind englische Beamte; auch das Heer ist ganz in englischen Händen. Der gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wieder eroberte „ägyptische Sudan" hat eine gemeinsame englisch- ägyptische Verwaltung. Da sich an den ägyptischen Sudan Britisch- Ostafrika unmittelbar anschließt, so durchzieht die englische Herr- schaft fast den ganzen Erdteil von N. nach S., nur unterbrochen durch Deutsch-Ostafrika und den Kongostaat.

6. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 315

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 315 — Gutta aus Britisch- und Niederländisch-Jndien, finden nicht nur bei elektrischen Anlagen eine ausgedehnte Verwendung (Umhüllung von Kabeldrähten), sondern haben auch eine vielseitige Kautschuk-Jndustrie hervorgerufen. Wichtige Pflanzenharze und Gummi des Welthandels sind Kopal, bester von Sansibar und Mozambique, fossiler Kauri-Kopal von Neu- seeland, Myrrhe von Arabien und der Somali-Halbinsel, ebenso Weihrauch, Gummi arabicum aus Ostafrika, Senegambien, Schellack aus Ostindien. Gerbstoffe liefern die Rinde unserer Eiche (Lohe), verschiedene Galläpfel aus Kleinasien, Italien, China und Japan, das Que- brachoholz aus Argentinien. Das Pflanzenreich ist ferner die Quelle einer Reihe von Olen für die Industrie und den Massenverbrauch: Kopra, Palmkerne und Palmöl, Rizinus- und Baumwollsamenöl, Erdnuß- und Sesamöl, Oliven-, Lein- und Rüböl. In Parfümerien und Seifen, die aus den meisten der genannten Öle, zum Teil auch aus tierischen Fetten hergestellt werden, steht das Deutsche Reich mit seiner Mehr- ausfuhr obenan; dann erst folgt Frankreich. Talg ganz besonders aus den Viehzucht treibenden Staaten, Tran von Walen, Robben und Fischen (Hering und Kabeljau) aus den nordischen Ländern. Die Tierhüllen gehen unter den Namen Häute (zum Gerben) und Felle (zur Rauchwarenfabrikation) in den Handel. Die Häute werden in trockene oder gesalzene (weil sie vor dem Trocknen auf der Innenseite mit Salz abgerieben werden) und grüne oder frische unterschieden. Hauptausfuhrländer sind Argentinien, Uruguay, die Vereinigten Staaten von Amerika, Britisch-Ostindien, Australien, Rußland. Außerdem deckt Deutschland seinen Bedarf vorzüglich noch aus Großbritannien und Frankreich. Die Einfuhr wird durch eine bedeutende Ausfuhr von Leder und Lederwaren, in deren Industrie es eine hohe Stufe einnimmt, mehr als gedeckt. Für die nicht enthaarten, zugerichteten Felle, das Pelzwerk (Rauchwaren), gibt es eigentlich nur zwei Hauptproduktionsgebiete: Kanada-Alaska und Rußland nebst Sibirien. Hauptstapelplatz der Erde ist Leipzig: dann kommen London, Kopenhagen, Hamburg. Von Federn sind zunächst die Eiderdunen zu erwähnen, die von Island, den Färöer, Norwegen, Schweden und Grönland aus- gesührt werden. Schmuckfedern, besonders Straußenfedern, kommen aus Frankreich, der Kapkolonie und China. Elfenbein, auf dem europäischen Markte fast nur afrikanisches, kommt aus Sansibar, dem Kongostaat, aus Kamerun und Deutsch- Ostafrika. Außer dem tierischen Elfenbein verarbeitet die Industrie sogenanntes vegetabilisches Elfenbein, die weißen, elfenbeinartigen Samenschalen der südamerikanischen Elfenbeinpalme. Hörn er, Knochen, Zähne, Hufe und Klauen werden zu allerlei Bein-

7. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 302

1906 - Halle a.S. : Schroedel
Gattungen und Qualitäten der Waren feststehen und bekannt sind. Doch gibt es noch einzelne Messen von wirklicher Bedeutung für den Großhandel, so die Fell- und Pelzmesse in Leipzig, wo der ge- samte europäische Handel, selbst der Rußlands, austauscht. Ähnlich bestehen noch Vieh- und Wollmürkte, aber auch solche für Hopsen, Flachs usw., — in Lübbenau findet jährlich der Merrettigmarkt statt, der bald ganz Deutschland versorgt. Die Märkte des Kleinverkehrs sind hier in Form der Jahrmärkte zumeist im Absterben. Auf sie haben sich vielfach die sog. Ausverkäufe der siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurückgezogen, die häufig nur Ramsch- ware bieten; das einzige, was dabei noch „etwas bringt", sind die Lust- barkeiten. Die Rolle der Jahrmärkte haben für die größeren Städte die Warenhäuser, für die mittleren und kleineren die Versand- geschäfte übernommen, die allerdings nur noch selten eine besondere Geschästsform, sondern.vielmehr einen Zweig und eine Abteilung in einem größeren Unternehmen bilden. Von Bedeutung ist dagegen der städtische Lebensmittelmarkt, der trotz der Sondergeschäfte für Butter, Geflügel, Obst und Gemüse die Hauptversorgung der Städte bildet. Verschiedene Waren stehen nicht immer sofort zur Verfügung, sondern sind erst nach mehr oder minder kürzerer Zeit lieferbar. Dann ist von einem Lieserungsgeschäft die Rede, d. h. es wird ein bestimmter Termin festgesetzt, an dem eine Ware zu einem bestimmten Preise geliefert werden muß. Dies setzt voraus, daß der Käufer bezw. der Verkäufer den durch Zufuhr und Absatzmöglichkeit bezw. Absatznotwendigkeit bedingten voraussichtlichen Preis erkennen kann, um nicht zu Schaden zu kommen. Eine besondere Form des Liefe- rungsgeschäftes ist die Spekulation. Trotz ihrer oft schweren Schattenseiten, namentlich im Börsenwesen (vgl. § 50b), soll nicht verkannt werden, daß sie für den Handel ein unentbehrliches Ele- ment ist, daß ohne sie von dem für den Welthandel so dringend notwendigen Wagemut nicht die Rede sein kann, daß sie sich so wenig missen läßt, wie für den Dichter die Phantasie und den wissenschaftlichen Forscher die Hypothese (vgl. 8 51b). Die bisher geschilderten Betriebsarten gehören zumeist dem Großhandel an. Den Gegensatz dazu bildet der Einzelhandel, der im 19. Jahrhundert außerordentlich gewachsen ist, verhältnismäßig weit mehr als der Großhandel. Bedingt wird dies durch das Wachsen der Bevölkerung und der Bedürfnisse des einzelnen: eine Südsruchthandlung oder ein Konfitürengeschäst, die von der großen Menge besucht werden, wäre selbst vor einigen Jahrzehnten etwas Unerhörtes gewesen. Dann ging der Verkauf von Landesprodukten aus den Händen des Landwirtes, namentlich des Kleinbauern auf den Händler über. Ebenso hat der Handwerker, der früher nur auf Bestellung arbeitete, seinen Laden, ja er bezieht seine Artikel zumeist aus Fabriken. Während die Einzelgeschäste früher mehr oder minder getrennte Waren aufwiesen, die sich aus dem verwendeten Stoff

8. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 321

1906 - Halle a.S. : Schroedel
321 [§51] den Preis der Waren im eigenen Lande handeln würde und nicht um den im Auslande dafür erzielten. Maßgebend ist darum allein der Verbrauchswert, der sich durch den Verbrauch bez. die Ver- arbeitung der Waren seitens des Konsumenten ergibt: ein Schiff, so hat man als Beispiel angeführt, nimmt für 100000 Mk. billigen Kattun, Glasperlen usw. nach Afrika und tauscht hierfür Elfenbein usw. im Werte von einer Million ein. Bisher ist es aber der Statistik nicht möglich gewesen, einen sichern Anhalt für die Berech- nung des Handelswertes zu geben, da hier zahlreiche Dinge mit- spielen, die sich zahlenmäßig schwer feststellen lassen und nur zu sehr vorsichtigen Schlüssen berechtigen. Die höhere Einfuhr gegenüber der Ausfuhr kann sich auch dadurch erklären, daß viele der eingeführten Waren von Inländern mit ihren im Auslande stehenden Kapitalien erworben sind, sie kann auch in verminderter Kaufkraft, Schulden- rückzahlungen, Zinszahlungen usw. ihre Ursache haben. Ja die sog. günstige Handelsbilanz ist sogar von der Freihandelsschule als etwas Nachteiliges, die sog. ungünstige als etwas Vorteilhaftes erklärt worden, da man sah, daß England die Waren in Indien durch starke Silberausfuhr ankaufte, aber in andern Ländern mit Gewinn abgab. Kurzum, aus der Handels-, als reiner Warenbilanz Schlüsse auf den Stand des Handels zu ziehen, würde meist unrichtig sein, — hier spielen zu viele oft schwer oder gar nicht erkennbare Tatsachen mit. Jedenfalls weisen England und Deutschland eine höhere Ein- fuhr als Ausfuhr auf und blühen trotzdem wirtschaftlich immer mehr empor: „wenn eben ein Volk reich wird, so wachsen seine Be- dürfnisse unverhältnismäßig stärker als seine Produktiouskraft und es importiert fremde Waren in stetig wachsendem Maße und zwar daher, wo es sie allein erhalten kann, nämlich von seinen Kon- kurrenten!" llnb in der Tat ist unter den gegenwärtigen wirt- schaftlichen Umständen die höhere Einfuhr und niedere Ausfuhr in England und Deutschland ein Zeichen des Wohlstandes, — man erzeugt eben hinreichend Werte, um davon andere Werte einkaufen zu können. Ein sichereres Bild wäre dagegen von der Zahlungs- bilanz zu erwarten. Jene umfaßt aber nicht bloß wie die Handels- bilanz den Warenverkehr, sondern auch Kapitalsübertragungen und die daraus folgenden Zinszahlungen, weiter die Realisierung von Gewinnen aus Erwerbsgeschäften im Auslande (allgemeine Handels- geschäfte, Verfrachtung, Bank- und Versicherungswesen usw.), und endlich den Reiseverkehr. Doch auch die sichere Berechnung der Zahlungsbilanz bereitet große Schwierigkeiten; erst, wenn die näheren Umstünde, unter denen sie zustande kommt, genau auf- gespürt und erwogen sind, gibt sie ein annähernd zuverlässiges Bild von den Einnahmen eines Landes. Ebenso viel Hindernisse setzen sich auch den Feststellungen entgegen, aus welchem Lande eine Ware stammt und wohin sie geht. So verfrachtet z. B. der Niederrhein vielfach über Antwerpen und Rotterdam, oder die Waren gehen zu- Clausnitzer. Staats- und Volkswirtschaftslehre. 21

9. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 73

1906 - Halle a.S. : Schroedel
73 [§ 1*3] bestimmt. Entweder sind es Rohstoffe, zu denen auch die Produkte, d. h. die Erzeugnisse der Landwirtschaft, gehören, oder Halbfabrikate, die weiterer Berarbeitung harren, oder Fabrikate. Unter den letzteren scheidet man Waren, die der Berzehrung dienen (Back- und Fleischwaren, Getränke, Tabak), weiter kourante oder umlausende Waren, die aus Lager gehalten werden können und überall gebraucht werden (Bekleidung, Möbel, Geräte, — alles im weitesten Sinne, Beleuchtung, Seise, Papier usw.) und endlich größere technische Kon- struktionen, die je nach der Verwendung individualisiert und deshalb zum größten Teile bestellt werden müssen (Bauten, Maschinen, Eisenbahnmaterial, Instrumente usw.). Die Waren haben durch ihre Güte oder Qualität bedingte Abstufungen. Eine wesentliche Verschlechterung bedeutet die Fälschung, d. h. das Verleihen des Scheins der Güte oder Echtheit. Dies geschieht durch minder- wertige Rohstoffe oder oberflächliche Arbeit, so vor allem bei Lebens- mitteln, Hausgerät, Galanterie- und Bijouteriewaren. Namentlich bei den beiden letzteren wird die Nachfrage künstlich hervorgerufen bez. gesteigert, obwohl für sie nur ein mäßiges Bedürfnis besteht. Allerdings ist im Lause der letzten Jahre die Güte vieler Waren zurückgegangen, ohne daß von einer volkswirtschaftlichen Schädigung die Rede sein kann. So werden jetzt Kleiderstoffe vielfach in ge- ringerer Qualität, dafür auch billiger als früher hergestellt, die aber doch hinreichende Haltbarkeit ausweisen. Auch Möbel erfüllen voll- kommen ihren Zweck, wenn sie dem Käufer ein Menschenalter lang gedient haben, für den Enkel hier zu sorgen, verbieten meist die Einkommensverhältnisse und — die Mode. Von den Waren dient der überwiegende Teil als Nahrungs- und Genuß- und als Ge- brauchswaren, nur ein kleiner Teil besteht in Luxuswaren. Allerdings sind die Grenzen oft schwer zu ziehen, was Nahrungs- und Genuß- mittel sind: Kakao, Wein, Obst, Gemüse können beides sein, selbst. Austern und Sekt, die ohne Zweifel zu den Genußmitteln rechnen, werden für den Kranken zur Nahrung. Ebenso verhält es sich mit Gebrauchs- und Luxuswaren, — das eigene Fuhrwerk ist für den Großkaufmann, für den Zeit Geld bedeutet, schwerlich ein Luxus (§ 19 b)f und bei den Gegenständen der Kunst muß entschieden be- tont werden, daß sie vielfach den Charakter von Gebrauchswaren tragen, da sie der Pflege idealen Sinnes dienen, der für die Volks- wirtschaft von größter Bedeutung ist. Es läßt sich auch schwer trennen, welche Waren als unbedingt notwendig, welche als wünschens- wert, welche als entbehrlich bezeichnet werden dürfen. Ein Teil der Waren bleibt beliebig vermehrbar, nämlich die Landesprodukte. Aber auch die meisten Bodenschätze sind vorläufig hierzu zu rechnen, da sie meist noch, wie z. B. die Steinkohle, für Jahrtausende vor- halten. Auch die Erzeugnisse der Industrie gehören hierher, ebenso die literarischen und musikalischen Werke, sowie die Werke der ver- vielfältigenden Künste (Holzschnitt, Steindruck, Stahl- und Kupfer-

10. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 270

1906 - Halle a.S. : Schroedel
270 [§45] und Großbetrieb). Auch ist zu scheiden zwischen den gewöhnlichen, für den unbedingten Bedarf erzeugenden Gewerben, und den für den Überfluß arbeitenden Luxusgewerben. Letzteres pflegt sich meist als Kunstgewerbe zu gestalten, obwohl auch die unbedingt notwendigen Erzeugnisse sehr wohl ohne wesentliche Mehrkosten eine künstlerische Gestaltung tragen können, nach neueren Forderungen auch tragen sollen; denn der Handwerker muß, wie im Mittelalter, wieder zum Künstler werden. Leider hat sich ein durchaus zu verwerfendes Surrogat- und Jmitationsgewerbe gebildet, das für die Waren bei ungefähr gleichem Aussehen geringwertigeres Material nimmt, ober- flächlicher arbeitet und so minderwertige Ware liefert. Geschieht dies zu einem entsprechend niedrigeren Preise, so wäre nichts Un- moralisches darin zu finden, doch ist der Preis gegenüber dem wirk- lichen Wert der Ware meist viel zu hoch. Zudem sucht man oft durch unedles Material und einen unmäßigen, falschen Prunk ein Kunstwerk vorzutäuschen. Wenngleich die Gewerbetreibenden nicht selten unmittelbar an den Konsumenten verkaufen, so hat sich doch in der Hauptsache eine Arbeitsteilung zwischen Handel und Gewerbe vollzogen, da der Ver- trieb der Waren eine derartige Fachkenntnis und Arbeitskraft ver- langt, daß bei der Vereinigung der Betriebsleitung mit jenem, leicht das eine von beiden Schaden nimmt. Bei Spezialsachen, wie z. B. Maschinen, Chemikalien, sowie im Verkehr der Großbetriebe unter- einander wird gewöhnlich direkter Absatz an den Verbrauchenden erfolgen. In der Hauptsache wird der Gewerbetreibende an den Händler liefern, der für den weiteren Absatz sorgt. Doch übernehmen dies oft Handwerker, die eigene Ware anfertigen, das meiste aber aus Spezialsabriken beziehen (vgl. § 47 b). Das Gewerbe hat die große Bedeutung, die Gegenstände der llrproduktion, die sonst eine geringe oder gar keine volkswirtschaft- liche Bedeutung hätten, zur rechten Verwendung zu bringen. Dies bezieht sich nicht bloß auf die Mineralien, die ohne Industrie mit geringen Ausnahmen wertlos wären, sondern auch auf vegetabilische und animalische Stoffe. Wolle und Baumwolle erhalten ihren Wert erst durch Verarbeitung, Roggen und Weizen sowie Zuckerrüben bekommen erst durch Zermahlen und Backen, bez. Raffinieren, Gerste dagegen und Kartoffeln, Wein, Zuckerrohr und Reis durch die Gärungs- industrien einen besonderen erhöhten Wert; mit Hilfe der Konserven- und Dörrfabriken bleiben Fleisch, Gemüse und Obst aus Jahre ver- brauchsfähig. Daher vermögen selbst Gegenden üppigster Fruchtbar- keit niemals mit Industrieländern zu wetteifern, ganz wie in den letzten Jahrzehnten der Reichtum bei den Gewerbe- und Handel- treibenden gegenüber dem der Grundbesitzenden (sofern sie allein aus dem Boden Gewinn ziehen), überwiegt. Die Erzeugnisse der Ur- produktion haben von Getreide, Holz und Kohle, sowie den durch alle Welt gehenden Genußmitteln und Luxusgegenständen (z. B
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