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Kasanschen am reinsten den Nationaltypus bewahrt: schlanken Wuchs, ovalen
Kops mit bräunlicher Gesichtsfarbe, regelmäßigen Zügen und tiefdunkelm Haar,
weiße Zähne und schwarze, lebhaste Augen. Man unterscheidet Stadt-,
Dors- und Zelttataren. Erstere treiben Handel mit Thee, bucharischeu
Waren und europäischen Zeugen, unterhalten Manufakturen und Fabriken.
Als Hausierer durchwandern andere die Straßen der großen Städte. Die
Dorftatarcn treiben Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht. Aus der Nomaden-
zeit haben alle Tataren Zuneigung zu Pferden und verstehen diese gut zu be-
handeln. Deshalb findet man sie häufig als Kutscher in vornehmen Familien.
Die Zelttataren sind Nomaden. Zu ihnen gehören auch die Steppen-
lataren in der nördlichen Krim.
Die Kalmücken sind ebenfalls ein mongolischer Volksstamm, der aber
nur etwa 10 000 Köpfe zählt. Sie nomadisieren in der Kaspifteppe, westlich
von der untern Wolga, treiben Vieh-, Schaf- und Kamelzucht und versorgen
im Wetteifer mit den Kirgisen viele Märkte Rußlands mit Wolle, Talg, Filz-
decken, Schaffellen und den so geschätzten kleinen Lämmerfellen (Astrachan-
Felle). Der Kalmück ist von mittlerer Größe, mager, breitschultrig, hat
schwarzes, straffes Haar und ein häßliches, flaches Gesicht mit hervorstehenden
Backenknochen. Die Hautfarbe ist gelbbraun. Die Kalmücken sind tressliche
Reiter. Das Fleisch der Pferde ist ihnen eine beliebte Speise, Schweinefleisch
ein Leckerbissen. Ihre Religion ist die b u d d h i st i s ch e mit vielen abergläubischen
Beimischungen.
Die deutschen Ansiedler in Tiidrutzland wohnen zerstreut von, Pruth
bis zum Don. Die Kolonien entstanden in den ersten Jahrzehnten dieses
Jahrhunderts und wurden hauptsächlich von Zar Alexander I. gefördert,
welcher damit den Zweck verfolgte, die pontifche Steppe zu kultivieren. In
erster Linie finden sich derartige Niederlassungen in den Gouvernements
Jekaterinoslaw, Taurien, Chersson und in Bessarabien. Die Mehrzahl der
Kolonisten stammt aus Württemberg und Baden; außerdem haben sich hier aber
auch zahlreiche Mennoniten niedergelassen, die um die Wende des 1!». Jahr-
hunderts aus der preußischen Weichfelniederung auswanderten, um dem Militär-
dienst zu entgehen, da der Krieg ihren religiösen Grundsätzen widerspricht. Sie
brachten aus der alten Heimat Arbeitskraft und Arbeitslust, einen reichen
Schatz nützlicher Kenntnisse und bedeutende Kapitalien mit. So entwickelten
sich gerade die säubern Mennoniten-Kolonien in erster Linie zur herrlichen
Blüte. Aber auch die übrigen deutschen Niederlassungen in Südrußland haben
sich trotz aller Anfeindungen seitens der Russen trefflich entwickelt. Deutsche
Arbeit hat hier dazu beigetragen, das Kulturleben immer weiter in die Steppe
vorzuschieben. Ackerbau und Viehzucht werfen lohnende Erträge ab, und selbst
im Obstbau und in der Anlage von Forsten ist ein Anfang gemacht. Wie in
Rußland überhaupt, so halten sich auch hier die Deutschen von der Vermischung
mit Russen fern und haben ihre Sprache und Sitten treu bewahrt.
Ortskunde. In Kleinrußland: Kijew (247 Tsd. E.), am
Dnjepr, die alte, heilige Stadt der Russen, „die Mutter der Städte",
von der sich einst das Christentum im Reiche ausbreitete, ist eine der
schönsten Städte Rußlands, mit lebhaftem Handel und Verkehr. Kijew
hat das „heiligste" Kloster Rußlands, das sogenannte Höhlenklostei, mit den
Grabstätten zahlreicher Heiligen, aufzuweisen. Wallfahrtsort. — Berdit-
schew, lebhafte, neue Handelsstadt an der Grenze Westrußlands, Haupt-
sächlich von Inden bewohnt. — Charkow (-koff) (175 Tsd. E.),
wichtigster Stapelplatz im Verkehr mit dem N.. am Vereinigungspunkt
der Handelsstraßen aus Rumänien, Taurien und dem Kaukasus; all-
jährlich 4 große Messen. — Poltawa, aus dem Kampfe Peters des
Großen gegen Karl Xii. bekannt. (1709).
In Bessarabien: Kischinew (109 Tsd. E.), bedeutendste
Stadt von Bessarabien, treibt Getreide-, Wein- und Viehhandel.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I. Karl_Xii Karl
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waren unbekannt. Selten wurde ein Licht angezündet; nur der Kien-
span erhellte das Dunkel der langen Winterabende. Das schmutzige
und wüste Volk lebte von Brei aus Roggenmehl, oft nur von Kräutern,
die sie als Kohl zur Suppe kochten, von Heringen und Brannt-
wein, dem Frauen wie Männer unterlagen. Brot wurde nur von
den Reichsten gebacken. Viele hatten in ihrem Leben nie einen solchen
Leckerbissen gegessen; in wenig Dörfern stand ein Backofen. Hielten
die Leute ja einmal Bienenstöcke, so verkauften sie den Honig an
die Städter; dafür erstanden sie auf den Jahrmärkten den groben
blauen Tuchrock, die schwarze Pelzmütze und das hellrote Kopftuch
für ihre Frauen.
3. Die Preußen hörten dort kein Volkslied, keinen Tanz, keine
Musik, Freuden, denen auch der elendeste Pole nicht entsagt. Stumm
und schwerfällig trank das Volk den schlechten Branntwein, prügelte
sich und taumelte in die Winkel. Schwer wurde es auch dem Preußen-
könige, diesem Volke zu nützen. Nur die Kartoffeln verbreiteten sich
schnell; aber noch lange wurden die befohlenen Obstpflanzungen von
dem Volke zerstört, und alle andern Kulturversuche fanden Wider-
stand. Ebenso dürftig und verfallen waren die Grenzstriche mit pol-
nischer Bevölkerung.
4. Es war in der Tat ein verlassenes Land, ohne Zucht, ohne
Gesetz, ohne Herrn. Es war eine Einöde; auf 600 Quadratmeilen
wohnten 500000 Menschen, nicht 850 auf der Quadratmeile. Der
König begann in seiner großartigen Weise die Kultur des Landes,
und Westpreußen wurde, wie bis dahin Schlesien, fortan sein Lieb-
lingskind, das er mit unendlicher Sorge wie eine treue Mutter wusch
und bürstete, neu kleidete, zur Schule und Ordnung zwang und immer
im Auge behielt. Eine Schar seiner besten Beamten warf er in
die Wildnis. Die Landschaften wurden in kleine Kreise geteilt, die
gesamte Bodenfläche in kürzester Zeit abgeschätzt und gleichmäßig
besteuert, jeder Kreis mit einem Landrat, einem Gericht, mit Post
und Sanitätspolizei versehen. Reue Kirchengemeinden wurden wie
durch einen Zauber ins Leben gerufen; eine Schar von 187 Schul-
lehrern wurde in das Land geführt. Haufen von deutschen Hand-
werkern wurden geworben, vom Maschinenbauer bis zum Ziegel-'
streicher herab. Überall begann ein Graben, Hämmern, Bauen. Die
Städte wurden neu mit Menschen besetzt, Straße auf Straße erhob
sich aus den Trümmerhaufen; neue Kolonistendörfer wurden aus-
gesteckt, neue Ackerkulturen befohlen. Im ersten Jahre nach der Be-
sitznahme wurde der große Kanal gegraben, welcher in einem Laufe
von drei Meilen die Weichsel durch die Netze mit der Oder und
Elbe verbindet. Ein Jahr, nachdem der König den Befehl erteilt.
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mich hintern Ofen auf die Bank.
Doch kommt der Schelm-Franzos zu-
rück,
der uns die besten Hühner stahl
60 und unser Heu und Rorn dazu,
dann nehm' ich einen roten Nock
und auf den Buckel mein Gewehr,
dann komm nur her, du Schelm-
Franzos !"
„Hans," sagte Toffel, „lang' einmal
65 die Riepe her, die hinter dir
im Niedgras steht, und gib dem
Mann
von unserm Räs' und Butterbrot.
Ich sammt' indessen dürres Holz;
denn sieh, das Feuer sinket schon."
Ludwig Hölty.
61. Friedrichs des Großen Fürsorge für weslpreußen.
1. Neun Jahre nach dem Schlüsse des Siebenjährigen Krieges ver-
größerte Friedrich seinen Staat durch einen neuen Erwerb, an Meilen-
zahl nicht viel geringer als Schlesien, leer an Menschen, durch die pol-
nischen Landesteile, welche seitdem unter dem Namen Westpreußen deutsches
Land geworden sind.
2. Die preußischen Beamten, welche in das Land geschickt wurden,
waren erstaunt über die Trostlosigkeit der unerhörten Zustände, welche
wenige Tagereisen von ihrer Hauptstadt bestanden. Nur einige größere
Städte, in denen das deutsche Leben durch feste Mauern und den alten
Marktverkehr unterhalten wurde, und geschützte Landstriche, welche aus-
schließlich von Deutschen bewohnt wurden, lebten in erträglichen Zuständen.
Die Mehrzahl des Landvolkes lebte in Zuständen, welche den Beamten
des Königs jämmerlich erschienen, zumal an der Grenze Pommerns, wo
die wendischen Kassuben saßen. Wer dort einem Dorf nahte, der sah
graue Hütten und zerrissene Strohdächer auf kahler Fläche, ohne einen
Baum, ohne einen Garten; nur die Sauerkirschbäume waren altheimisch.
Die Häuser waren aus hölzernen Sprossen gebaut, mit Lehm ausgeklebt;
durch die Haustür trat man in die Stube mit großem Herd ohne Schorn-
stein. Stubenöfen waren unbekannt, selten wurde ein Licht angezündet;
nur der Kienspan erhellte das Dunkel der langen Winterabende. Das
schmutzige und wüste Volk lebte von Brei aus Roggenmehl, oft nur von
Kräutern, die sie als Kohl zur Suppe kochten, von Heringen und Brannt-
wein, dem Frauen wie Männer unterlagen. Brot wurde nur von den
Reichsten gebacken. Biele halten in ihrem Leben nie einen solchen Lecker-
bissen gegessen, in wenig Dörfern stand ein Backofen. Hielten die Leute
ja einmal Bienenstöcke, so verkauften sie den Honig an die Städter; dafür
erstanden sie auf den Jahrmärkten den groben, blauen Tuchrock, die schwarze
Pelzmütze und das hellrote Kopftuch für ihre Frauen.
3. Die Preußen hörten dort kein Volkslied, keinen Tanz, keine Musik,
Freuden, denen auch der elendeste Pole nicht entsagt. Stumm und schwer-
fällig trank das Volk den schlechten Branntwein, prügelte sich und taumelte
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Extrahierte Personennamen: Schelm-
Franzos Toffel Ludwig_Hölty Ludwig Friedrichs Friedrich Friedrich