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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 400

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
400 Im Wasser dagegen sind sie außerordentlich gewandt, und dies wissend, suchen sic dasselbe stets so schnell als möglich zu erreichen. Bei dem klein- sten Geräusche stürzen sie sich in's Wasser und verschwinden sofort in die Tiefe; dabei ist ihr Gehör so scharf, daß sie die aufkähnen oder zu Lande herankommenden Menschen auf 50, ja auf 100 Schritt entdecken. Sie schwimmen gleich vorzüglich mit und gegen den Strom und lassen sich im ersten Falle ohne sichtliche Bewegung ruhig wie einen Baumstamm fort- treiben. Während sie unter dem Wasser auf Beute lauern, lassen sie gewöhnlich nur die Nasenlöcher hervorragen und bleiben in dieser Stellung stundenlang liegen. So wie sich aber etwas Verdächtiges regt, tauchen sie unter und kommen erst in größerer Entfernung wieder hervor. Viel geräuschvoller ist die Flucht, wenn man das Thier schlafend überrascht und es durch Geschrei oder Schüsse erschreckt; dann wirft es sich ungestüm in die Fluten und schlägt mit dem Schwänze wild um sich her. Alles im Wasser befindliche Fleisch ist seine Beute, lebendig oder todt oder verfault; daher ist es den badenden und schwimmenden Menschen höchst gefährlich, und bei den Indiern wurde früher das Gottesgericht geübt, daß Verbrecher durch den Ganges schwimmen mußten. Wurden sie nicht von Krokodilen gefressen, so galten sie für unschuldig und blieben frei von Strafe. Die gewöhnliche Beute des Krokodils sind Fische, die es schwimmend verzehren kann, größere Thiere ersäuft es durch Untertauchen und stopft sie in Höhlungen unter dem Wasser oder in das Uferschilf, um sie im gefaulten Zustande vollends zu verzehren. Nur im Nothfall sucht es Thiere am Ufer zu sangen, dann besonders durch Verstecken unter dem Wasser oder durch bewegungsloses Ruhen auf der Erde, so daß die Opfer, sicher gemacht, in eiligstem Ueberfall fortgerafft werden, so eilig, daß man von verschlungenen Menschen in der Regel nicht einmal den Todesschrei hört. Durch diesen tückischen Ueberfall gelingt es den riesigen Eidechsen, Ziegen wie Hunde und Hirsche, selbst Affen und Wildschweine, trotz ihrer Gewandtheit und Stärke, zu fangen, und sogar Vögel wissen sie, am Ufer liegend, zu erschnappen. % Schrecklich im Anblick, noch schrecklicher im Angriff, zieht dieses Thier auf sich Haß, Ingrimm und Grausamkeit wilder Völker, den Abscheu der gebildeten Nationen, beides ohne andere Schuld als seine von der Natur ihm angewiesene Lebensweise; allein fast alle Amphibien haben etwas dem Menschen Widerstrebendes an sich, selbst die unschädlichen

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 464

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
464 Kloster, wovon sie ausgegangen waren, heimzukehren. Bald darauf ward auch Ansgar von seinem Werke abberufen, da der Kaiser ihm eine Ge- sandtschaft nach Schweden übertrug, wo sich ein neues Feld zur Ausbreitung des Evangeliums öffnete. Nach seinerrückkehr jedoch wurde er in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Mission unter den nordischen Völkern zum Erzbischof von Hammaburg (d. h. die Burg im Walde) ernannt. Un- ermüdlich war er jetzt thätig, die schon gegründeten Gemeinden im Glauben zu stärken, und durchzog predigend und taufend das nahegelegene Nord- albingien und erbaute Kirchen zu Bramsted, Kellinghusen, Wipenthorp oder Faldera. Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als sich von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte. Schon lange hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die Nordsee- küsten mit Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt erschien (845) der Dänen- könig Horic (Erich) mit einer großen Raubflotte plötzlich vor Hamburg. Die überraschten Einwohner flohen, Ansgar und seine Schüler retteten kaum ihr Leben, Hamburg ward von Grund aus zerstört, und Kirche und Schule, die Ansgar daselbst gegründet hatte, gingen in Flammen auf. Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt und die christlichen Ge- meinden zerstreuten sich. In dieser Noth fanden Ansgar und seine Ge- fährten in Ramsola, einem Landgute einer frommen Edelfrau im Lüne- burgschen, eine sichere Zusluchtsstätte. Hier sammelte er allmählich seine Mitarbeiter und nahm bald mit neuer Zuversicht sein begonnenes Werk wieder auf. Vorzüglich lag ihm am Herzen, den König Horic, den Urheber alles Unheils, welches das Land betroffen, für das Christenthum zu gewinnen. Im Jahre 850 erschien Ansgar als kaiserlicher Gesandter am Hofe des dänischen Königs und wußte bald durch Worte und Thaten jeden Haß und Argwohn aus der Seele desselben so sehr zu entfernen, daß er von nun an nicht mehr der Predigt in seinem Lande Hindernisse in den Weg legte. Auf dem Holm zu Schleswig (nicht in dem Dorfe Haddeby) ward jetzt die erste Kirche nördlich von der Eider errichtet, welche Ansgar der Maria, der Mutter Jesu, weihte (850). Mit Freuden sah er die zer- streuten Gemeinden sich wieder sammeln, wie Hamburg sich wieder aus der Asche erhob und seine Gefährten in die alten Stätten zurückkehrten. Gern folgte er dem Rufe des Kaisers, als dieser die Bisthümer Hamburg und Bremen vereinigte und ihn zum Erzbischof beider erhob. Aber auch in Bremen, wo er fortan wohnte, fand er noch keine Ruhe. Noch einmal riefen ihn grausame Christenverfolgungen nach Schweden, und als er kaum zurückgekehrt war, vernahm er mit Trauer, daß nach einem blutigen Bürgerkriege Horic der Jüngere in Hethaby die Kirche habe schließen lassen und die Priester mit allen ihren Glaubensgenossen entflohen seien. Zum dritten Male zog er nach Norden, an den Hof des dänischen Königs, und wiederum gelang es ihm auch das Vertrauen desselben zu gewinnen. Nicht allein wurde der christliche Gottesdienst in Sliasvic hergestellt, sondern auch in Ripen eine zweite Kirche erbaut (860). So schied er denn und

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 468

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
468 Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz; er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land. Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles- wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen. Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles- wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver- wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen. Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden. Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen. In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 470

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
470 seines Reiches seinen Erstgeborenen krönen. Noch nie hatte ein dänischer Könige vor ihm solchepracht entwickelt, als dort zur Schau getragen wurde. lobischöfe, 3 Herzöge, ebenso viele Grafen und eine große Menge Edle waren um ihn versam- melt. Das war die Frucht eines zwanzigjährigen siegreichen Kampfes mit den benachbarten Völkern. Ihm waren Unterthan die Gestade der Ostsee, Esthland, Pommern, Rügen, Schwerin; das Land der Friesen zahlte Zins; ganz Nord- albingien war ihm unterworfen, und alle festen Plätze des Landes, Itzehoe, Ploen, Lüneburg, Reinaldesburg (Rendsburg), Travemünde, Lauenburg, Ratzeburg von seinen Mannen besetzt. Selbst Lübeck huldigte ihm und empfing ihn einst als König der Dänen und Wenden und Herrn von Nordalbingien festlich in seinen Mauern. Der Graf Adolf Iii. von Schauenburg hatte Land und Leute verloren. Von den Dänen gefangen genommen, mit Ketten beschwert und schimpflich behandelt, hatte er auf all sein Land verzichten müssen, um nur seine Freiheit zu erhalten. Er begab sich auf seine Stammburg Schauenburg an der Weser, von wo sein Großvater ausgegangen war, um über Nordalbingien zu herrschen, und verbrachte hier die übrige Zeit seines Lebens, ohne je wieder seinen Fuß auf holsteinischen Boden zu setzen. Wohl waren die Holsten der fremden Herrschaft abgeneigt und empfanden, heißt es später, schwer, daß sie nicht nach ihren einheimischen Rechten, sondern nach dem Recht der Dänen regiert wurden. Aber die Hand Waldcmar's und seines Statthalters Albrecht von Orlamünde hielt alle in Furcht und Gehorsam; hatten sich doch der Kaiser der Deutschen und die norddeutschen Fürsten vergeblich dem gewaltigen König der Dänen entgegen gestellt, der 160,000 Krieger zu den Waffen rufen konnte und mit seinen 1400 Schiffen die Meere beherrschte. — Da erscholl plötzlich die Kunde durch alle Lande, daß Waldemar und sein ältester Sohn von dem Grafen Heinrich von Schwerin gefangen hinweggeführt seien und in dem festen Schlosse Dannenberg wohl verwahrt würden. Ganz Dänemark war von Schrecken gelähmt, und die unterworfenen Völker erhoben sich gegen die fremde Herrschaft. Unzufriedene holsteinische Große traten zusammen und luden den Sohn ihres früheren Herrn ein, von der väterlichen Erbschaft Besitz zu nehmen. Adolf kam über die Elbe und alles Volk fiel ihm zu. Aber Albrecht sammelte ein Heer und gedachte die Feinde seines Königs zu schlagen und diesen selbst aus der schmählichen Gefangenschaft zu befreien. Bei Mölln focht man vom frühen Mor- gen bis zum späten Abend, aber als die Sonne unterging, war das Heer der Dänen vernichtet und der tapfere Führer derselben gefangen. Da ward Ham- burg von Adolf eingenommen, und Lübeck und die Ditmarsen fielen von den Dänen ab. Als nun Waldemar keine Rettung mehr sah, ttat er alle seine Eroberungen ab und versprach Holstein, Stormarn, Wagrien und die Festung Rendsburg dem Grafen Adolf zu übergeben. Aber erst nachdem er gelobt, ein hohes Lösegeld zu zahlen, und seine Söhne als Geiseln für den Vertrag ausgeliefert hatte, kam er aus der Gefangenschaft frei. Doch sein kühner Sinn war nicht gebeugt; er hoffte alles Land durch Waffengewalt wiederzugewinnen. Als sein ältester Sohn aus der Haft entlassen war, ließ er sich vom Pabste in Rom seines Eides entbinden und drang mit einem großen Heere über die Eider. In kurzer Zeit gewann er ganz Ditmarsen und die Feste Rendsburg wieder, und nur mit Mühe gelang es

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 475

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
475 tagen, und der König war im Begriff sich zurückzuziehen, als die Friesen vor seinem Lager erschienen. Mit Zurücklassung aller Beute und in der größten Unordnung wich der König mit dem Heere zurück, um sich auf seinen Fahrzeugen einzuschiffen. Aber eben war die Zeit der niedrigsten Ebbe, und die Schiffe saßen auf dem Grunde. Da eilte der König weiter auf dem Deiche nordwärts, um den Ueber gang über die Eider zu gewinnen. Aber schon hatten die Friesen den Milder- dämm, der durch die Niederung ging, welche Eidersted mit dem /-estlande verband, besetzt, als das Heer des Königs vor demselben in der größten Unordnung an- langte. Das ganze Heer tvard vernichtet, und ein edler, freier Friese, ein Wagen- zimmermann aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, spaltete dem flüchtigen Könige mit seiner Streitaxt das Haupt. Das geschah am 29. Juni 1252. Die Leiche des Brudermörders und die seiner Gefährten blieben auf dem Schlachtfelde unbeerdigt liegen zum Fraße für Wölfe und Raben. 10. Gerhard der Große. Nach Adolf's Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich getheilt und hielten Hof zu Kiel und Segeberg, zu Ploen und Rendsburg. Weil sie aber große Feindschaften gegen einander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark, als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge Graf Gerhard von Rendsburg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansetzn brachte. Bon ihm wird erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigenthum als einige Windhunde gehabt und zu Rendsburg auf einem Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwich Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann dem Milden von Ploen suchteer, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu Kiel in den Burggraben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinwegge- führt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All' ihr Land theilten die Sieger unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauenburg, und andere Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen der schweren Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie von Gerhard leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen drangen siegreich bis Kiel und Bornhövd vor. Als sie aber mit großer Beute beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard überfallen und mußten ihm alle ihre Beute preisgeben. „Da wuchs dem jungen Grafen immer mehr sein Gut und es wuchs ihm auch der Muth von dem Streite" und er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen adeligen Herren zog er aus und schlug die Ditmarsen zweimal im Streite. Die, welche entflohen, eilten in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich nun davor legten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des Grafen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das alleräußerste wa^en: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich auf die sorglos zerstreuten Feinde und erschlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie nun Gerhard sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege der Marschen besetzt, so daß bier noch viele Edle den Tod durch die Hand der Bauern erlitten. Als Gerhard nun erkannte, daß er die tapferen Bewohner der Marschen nicht zu unterwerfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen 31 *

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 476

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
476 M alle Zukunft abzuthun. Denn er gedachte jetzt im Norden der Eider seine Macht auszubreiten. In Dänemark war um jene Zeit ein gewaltthätiger, leichtsinniger Mann, Christoph, mit Hülfe seines Halbbruders, Johann des Milden, auf den Thron ge- kommen und weigerte sich jetzt die Insel Femarn, welche er Johann versprochen hatte, herauszugeben. Ja, er erschien sogar selbst auf der Insel und ließ viele Leute, die es mit den Holsten hielten, mit dem Tode büßen. Dann wollte er selbst die Vormundschaft für den jungen Waldemar, den Herzog von Schleswig und Schwestersohn Gerhardts, führen und dessen Land in Besitz nehmen. Schon stand er in der Stadt Schleswig und belagerte den Herzog in seiner Burg Gottorp. Da eilte Gerhard mit den Holsten seinem Neffen zu Hülfe, schlug den König vor den Thoren des Schlosses in heftigem Kampfe und führte von jetzt an als Vor- mund für seinen Neffen die Regierung über das ganze Herzogthum. Als nun gqr Johann ibm noch zu Hülfe kam und die beiden Grafen selbst auf Fühnen mit ihren Heeren erschienen und alle festen Schlösser den Holsten in die Hände fielen, erhoben sich die Dänen gegen ihren besiegten König und zwangen ihn, sein Reich zu verlassen und über's Meer nach Mecklenburg zu entfliehen. Nun ward Gerhard durch Wahl der Großen Reichsverweser und bald darauf sein junger Neffe Waldemar zum König von Dänemark erhoben. Als solcher übertrug er mit Zustimmung des dänischen Reichsrathes das Herzogthum seinem Oheim als ein erbliches Lehn und versprach, daß es niemals wieder mit dem Königreiche Dänemark unter einem und demselben Herrscher verbunden werden solle (1326). Auch Johann der Milde vergrößerte sein Gebiet und erhielt Femarn, Laaland und Falster, so daß dem Könige wenig Land und Macht übrig blieb. Die Dänen sahen mit Unwillen, wie die holsteinischen Grafen in ihrem Lande schalteten und walteten, und wünschten bald den vertriebenen König Christoph zurück. Aber so lange Gerhard und Johann einig waren, war aller Widerstand vergeblich. Bald jedoch trat Johann auf die Seite der Dänen, weil er eifersüchtig auf die Macht seines Vetters geworden war, und wußte seinen Halbbruder, den flüchtigen Christoph, wieder auf den Thron zu setzen. Auch Gerhard ließ sich bewegen, in die Her stellung Christoph's zu willigen. Doch blieb fast das ganze Reich in den Händen der Grafen, und Christoph war nur dem Namen nach König. Trotzdem glaubte er- mächtig genug zu sein, die Macht Gerhard's zu brechen und Gottorp, das Schloß desselben, zu gewinnen. „Aber Gott," sagt die lübschecbronik, „gab dem Grafen den Sieg über den König, daß so viele der Dänen erschlagen und gefangen wur- den, daß die Holsten große Reichthümer gewannen." Aber Christoph wollte trotz seiner Niederlage den Kampf noch nicht aufgeben und wurde in seinem Vornehmen auch von Johann dem Milden bestärkt. Auf der Loheide, nahe an dem Danevirk, trafen die Heere auf einander. Nach kurzem Kampfe wurden die Scharen Christoph's ans einander gesprengt, und der König selbst entkam kaum mit wenigen Begleitern nach Kiel. Hier fand Johann ihn betrübt und arm und seinen Sohn auf den Tod verwundet. Obwohl er im Bunde mit dem König gewesen war, so half er doch jetzt einen Frieden schließen, worin der König gezwungen wurde, ihm selbst und Gerhard sein ganzes Reich zu überlassen. Als Christoph nach Dänemark zurück- kehrte, hatte er kein Schloß mehr, in welchem er hätte wohnen können; machtlos, verlassen und verachtet lebte er bis zu seinem Tode unter dem Schutze seines Halbbruders Johann auf der Insel Falster. Acht Jahre lang war jetzt kein König in Dänemark, das ganze Reich war aufgelöst und fast ganz in den Händen der beiden holsteinischen Grafen. Jeder Widerstand gegen ihre Herrschaft wurde mit Waffengewalt niedergeschlagen, große Schatzungen aufgelegt und nach holsteinischen Bräuchen Recht gesprochen. So lange Gerhard lebte, konnten die Dänen nicht daran denken, ihren Königsthron wieder herzustellen. Deshalb haßten die Dänen ihn auch als einen Feind ihres Vaterlandes. Bei den Holsten aber war er sehr beliebt, weil er einfach und prunktos lebte, der Macht des Adels entgegentrat und die Straßen von Raub- rittern säuberte. Als er nun Jütland dem Herzoge Waldemar zu übergeben

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 477

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gedachte und selbst das Herzogthum Schleswig, wie es von.etzt an genannt wurde, mit seinen holsteinschen Besitzungen verbinden wollte, murrten die Juten, wollten Waldemar nicht als Herzog anerkennen und griffen endlich zu den Waffen. Ger- hard aber drang siegreich in Jütland vor, so daß seine Feinde vor ihm zurück- weichen und ihre Güter der Verwüstung preisgeben mußten. Aber mitten in seinem Siegeszuge überfiel ihn plötzlich zu Randers eine so heftige Krankheit, daß er sein Ende nahe glaubte und sich das heilige Abendmahl reichen ließ. Die Dünen hofften auf seinen Tod und jubelten laut. Als sie aber hörten, daß er sich erhole, thaten sie sich zusammen zu heimlichem Rathe. Ein jütischer Ritter, Niels Ebbesen, schlich sich mit 60 Gefährten heimlich bei Nacht in die Stadt, und eben hatte sich Gerhard zur Ruhe begeben, da drangen die Verschworenen in sein Gemach und erstachen den kranken Grafen meuchlings auf seinem Bette (I- April 1340). Aber zwei Jahre später wurde der schmähliche Tod Gerhards durch seine Söhne, Heinrich und Klaus, gerächt. Die jütischen Aufrührer wurden vollständig besiegt, Niels Ebbesen, den die Dänen als den Retter ihres Vaterlandes preisen, in der Schlacht getödtet und sein Leichnam auf's Rad geflochten. 11. Herzog Adolf Viii. Im Jahre 1440 war Reichstag zu Kolding. Hier übertrug der König Christoph von Dänemark mit ausgestreckter Fahne, wie es sich gehörte, dem Grafen Adolf von Holstein das Herzogthum Schleswig für sich und seine Erben zu Lehn. Damit war ein langer blutiger Krieg um das Herzogthum beendet, worin viele edle Männer, auch der hochgepriesene Bruder Adolfs, Heinrich, gefallen waren. Mit frommem Dankgefühl gegen Gott blickte Adolf auf den glücklichen Ausgang der laugen Kämpfe zurück und gründete mehrere geistliche Pfründen, damit das Andenken an jene Zeiten für alle Zukunft bewahrt werde. Aber um welchen Preis war die Selbständigkeit Schleswigs gewonnen? Die Kräfte des Volkes waren erschöpft und viele Gegenden des Landes, Eidersted, Angeln, Schwansen, Alsen, das Land Oldenburg und Femarn furchtbar verwüstet. Die Sitten des Volkes waren verwildert, die Ritter befehdeten sich und beraubten die Bürger in den Städten. Die Bauern wurden vielfach geknechtet. Freilich lebte noch in vielen Gegenden ein freier und kräftiger Bauernstand, der die Waffen zu führen wußte, aber sie hatten vergessen, daß ihre Väter einst dem Grafen Klaus, dem Sohnegerhard's, gelobt hatten, nicht mehr Todtschlag mit Todtschlag zu vergelten. Dieser hatte die Bauern zusammenberufen und ihnen das Verwerfliche der Mut- rache vorgestellt: „Wem das Gute und der Friede lieb ist", sprach er, „der gehe zur rechten Hand, die andern zur linken." Da war keiner auf der linken stehen geblieben. Jetzt gab Adolf strenge Gesetze gegen den Friedensbruch und die Selbsthülfe und schützte auch die Bauern vor den Bedrückungen der Ritter. Auch die Wohlfahrt der Städte lag ihm sehr am Herzen; er berief Abgeordnete der- selben zu den Landtagen, die zu Bornhövd gehalten wurden, und auf denen das Wohl des ganzen Landes berathen wurde. So stellte er überall mit großer Weis- heit geordnete Zustände wieder her. Mit seinen Nachbarn, den Ditmarsen und den norddeutschen Hansastädten, lebte er in Frieden und Freundschaft und suchte den Handel derselben auf alle Weise zu befördern. So erfreute er sich nicht nur in hohem Grade der Liebe seiner Unterthanen, sondern stand auch bei den Fürsten und Völkern der benachbarten Länder in großem Ansehen. Als der König Christoph von Dänemark ohne Erben gestorben war, da gedachten die Großen des Reiches ihn zu ihrem Könige zu wählen. Adolf war damals erst sieben und vierzig Jahre alt und durfte sich die Kraft und die Fähigkeit zutrauen, ein größeres Reich mit Ehren zu regieren; aber er hatte, obwohl zum zweitenmal vermählt, keine Kinder; er hatte schon in seiner Jugend die Dänen als seine Feinde anzusehen gelernt, war mit Haß gegen dieselben herangewachsen und hatte gegen sie in manchen Schlachten gefochten. Schwerlich hätte es auch den Bewohnern seiner Lande gefallen, wenn er die dänische Krone annähme; die Schleswiger hatten

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 478

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
478 sich Zwei Jahrhunderte hindurch gegen die Vereinigung mit Dänemark gewehrt, dieholsten ihnen treuen Beistand geleistet, und mit dem Blute vieler Tausende aus beiden Landen war der Boden Schleswigs getränkt. Sollte er das Land verlassen, welches er jetzt nach den schweren Leiden des Krieges wieder aufblühen sah? Adolf war großherzig genug, die ihm angebotene Königskrone auszuschlagen. Aber in- dem er ablehnte, schlug er dem dänischen Reichsrathe vor, seinen Schwestersohn, den Grafen Christian von Oldenburg, zum Könige zu wählen. Der Rath schien den Dänen gut zu sein, und sie beschlossen den Grafen Christian auf den Thron zu setzen. Aber ehe die Wahl zum völligen Abschlüsse kam, mußte Christian seinem Oheim geloben, daß Schleswig niemals mit dem Königreiche wieder vereinigt werden solle. Nachdem Adolf nun in Ruhe und Frieden seine Regierung noch 10 Jahre lang fortgeführt hatte, starb er tief betrauert (1459, 4. Dec.) und wurde in der Laurentius-Kirche zu Itzehoe begraben, wo auch sein Ahnherr Gerhard der Große, Heinrich der Eiserne und sein Bruder Heinrich ihre Ruhestätte gefunden hatten. Die Mitwelt und die nächste Nachwelt haben ihm das Zeugniß eines großen Fürsten gegeben; ein Zeitgenosse nennt ihn einen ehrenreichen Fürsten, groß- thätigen, frommen, rechtfertigen Ritter, milden, friedsamen, wohlthätigen Herrn, und der Mannen Fürst und Vater. Er wurde der gute Herzog genannt und noch lange nach seinem Tode hieß es oft im Volke: „Es ist nicht mehr, wie zu Herzog Adolfs Zeiten." Ein alter Bolksreim ist uns noch erhalten, welcher seinen Tod also beklagt: Do man schreef eenen Rink van eener Taschen (610) und veer Hengen van eener Flaschen (0 0 60) vief Duvenvöte und negen I, (Xxxxxiiiiiiiii) dar denkt man Hartog Adolf bi; twischen St. Barbaren und Nicolai Dagen o weh der jammerliken Klagen, do ward dar mennig Oge gewenet rot wol umbe des hogen Fürsten Dod. 12. Die Wahl Christians I. zum Landesherrn. Adolf war als der letzte seines Stammes ohne Erben gestorben. Daher er- griff nach seinem Tode die Gemüther des Volkes große Besorgniß, wie es mit der Nachfolge in der Landesherrschaft werden solle. Da traten die Stände beider Lande zusammen und schwuren nach urngen Berathungen, daß sie jetzt einträchtiglich einen Herrn wählen wollten. Es waren zwei Fürsten, die Ansprüche auf die Nachfolge machten: Graf Otto von Schauenburg, welcher noch einen kleinen Theil von Holstein besaß, und Christian I, der König von Dänemark. Von der Ritterschaft waren einige für den Grafen Otto, andere, namentlich die hochange- sebene Familie der Rantzau, für den König Christian, dem auch Adolf schon früher, ehe er noch König wurde, die Nachfolge in Schleswig und Holstein hatte zuwenden wollen. Die Stände beriethen zuerst zu Neumünster in Gegenwart des Grafen Otto und seiner Söhne, dann in Rendsburg zusammen mit den Ab- gesandten der Städte Lübeck und Hamburg. Aber es kam zu keiner Entscheidung, sondern es wurde nur beschlossen, daß sie erst zu Ripen das Begehren Christian's vernehmen wollten; darnach sollte in Lübeck eine Versammlung sein, wo beide Bewerber ihre Ansprüche darlegen wollten, und welcher von beiden das beste Recht habe, solle Fürst des Landes werden. Am 3. März 1460 kamen die Stände mit Christian und dem dänischen Reichsrath in Ripen zusammen. Als nun der König feierlich versprach, daß er seine Mitbewerber mit Geld abfinden und die Rechte des Landes schützen wolle, da wurden alsbald in der Versammlung Stimmen laut, daß man nun rasch den König wählen und es ihm überlassen möge, sich mit seinen Mitbewerbern abzufinden. Ohne sich um das Versprechen zu kümmern, daß sie in Lübeck zusammen kommen wollten, entschlossen sich die Stände, die Wahl sofort vorzunehmen, und von dem Rathhause zu Ripen verkündigte der Bischof von

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 479

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
479 Schleswig mit lauter Stimme dem versammelten Volke, daß der Rath der Holsten zum Besten ihrer Lande den König Christian von Dänemark zu einem Herzoge von Schleswig und Grafen zu Holstein erkoren habe. Der neue Landesherr stellte darauf eine Urkunde aus, worin er die Rechte und Freiheiten seiner Unter- thanen feierlich anerkannte. Er erklärte, aus periönlicher Gunst und keineswegs in seiner Eigenschaft als König von Dänemark sei er erwählt worden. Bei allen Heiligen schwur er für sich und seine Nachkommen, das Recht der Lande treu zu bewahren. Diese aber sollten ewig zusammen bleiben ungetheilt; kein Krieg solle geführt werden, außer zum Nutzen derselben und mit Einwilligung des Landtags; die Einwohner aber sollten über die Königsau und die Elbe hinaus nicht zum Kriegsdienste verpflichtet >ein. Als die Lübecker, welche für den Grafen Otto gewesen waren, hörten, daß die Stände das Wort, welches sie ihnen gegeben hatten, gebrochen und den König Christian zu ihrem Landesfürsten erwählt hätten, wurden sie sehr unwillig und ließen zum Andenken daran diese Worte niederschreiben: „Also wurden dieholsten Dänen und gaben sich aus freien Stücken ohne Schwerterschlag unter den König von Dänemark, wogegen ihre Vorfahren manches Jahr gewesen waren und es binderten mir wehrhafter Hand. Denn sie führten manchen Krieg mit den Dänen, wobei ihnen die Städte der Hansa mit großem Volk und großen Kosten behülflich waren. Auch war mancher Herr und Fürst und ritterlicher Mann in dem Streite gefallen, weil sie den Dänen nicht Unterthan, sondern frei sein wollten. Und das alles hatten die Holsten zu der Zeit vergessen und wurden freiwillig zu eigen, und das machte die Gierigkeit der Holsten und die Verschlagenheit der Dänen; denn der König erkaufte sie mit Geld und Gabe und mancherlei Versprechungen und gelobte allen Schloßhauptlemen, sie sollten lebenslang die Schlösser behalten. So wurden sie durch Eigennutz verblendet und gaben das Gut des ganzen Landes um kleinen Vortheils willen preis. Ihnen aber ward nicht einmal gehalten, was ihnen versprochen war; denn der König nahm ihnen die Schlösser noch in dem- selben Jabre und setzte andere Hauptleute darauf." 13. Die Kriege mit den Ditmarsen. Die Ditmarsen (die Bewohner der Volks- oder deutschen Marschen) waren unabhängig von den holsteinschen Grafen und wollten nicht von Fürsten regiert werden. Alle Angriffe auf ihre Freiheit wehrten sie mit Kraft und Muth ab. Jeder wehrhafte Mann war zur Vertheidigung des Landes verpflichtet; eine große Streit- axt und ein kurzes Schwert waren die von Alters her gebräuchlichen Waffen; mit vollendetem vierzehnten Jahre mußte der junge Ditmarse an den Waffenübungen seines Kirchspiels theilnehmen. Zum Schutze gegen die Angriffe der Holsten dienten die sogenannten Hammen: „das waren Landwehren mit zwei oder drei doppelten Gräben auf einigen Stellen vor der Marsch und mit Holz dicht überwachsen. Da hindurch ging ein enger, zwei oder drei Steinwürfe weiter Steinweg, der an beiden Seiten von einem tiefen Graben eingeschlossen war." In das Land führte nur eine große Landstraße auf Meldorf zu. Die Marschgegend des Landes setzte durch zahlreiche breite Wassergräben und die Beschaffenheit des Bodens jedem eindringen- den Feinde große Hindernisse entgegen, welche die Ditmarsen klug zu benutzen wußten. Das hatte einst Gerhard der Große erfahren müssen. Aber die Enkel desselben hatten vergessen, wie übel es ihm ergangen, und ließen sich durch stolze und übermüthige Räthe zu ihrem Unglück verleiten, von neuem einen Angriff gegen die freien Bauern zu unternehmen. Der Graf Albrecht von Holstein fand durch einen Sturz mit dem Pferde einen frühen Tod, als er Zwingburgen an der Grenze

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 482

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
482 2. Die Icfctc Fehde. Ein halbes Jahrhundert batten die Ditmarsen jetzt Ruhe vor den Angriffen der holsteinschen Fürsten. Sie waren reich und wohlhabend geworden; selbst ihre Schweine, so erzählten sich die Holsten, fraßen ans silbernen Trögen; aber sie waren muthwillig gegen Gott und Menschen, so daß kein Fremder Recht bei ibnen finden konnte. Wenn ihre Prediger ihr Treiben straften, jagten sie dieselben aus dem Lande oder schlugen ihnen die Kopse entzwei. Die Holsten waren ihnen noch immer sehr feindlich gesinnt und verfolgten sie mit Mord, Raub und Brand. Wer einem Ditmarsen Böses zufügte, glaubte Gott einen großen Dienst zu erweisen. Der Herzog Adolf von Gottorp, ein kriegerischer Mann, erklärte laut, er könne ibre bösen Thaten nicht vergessen und sei nach göttlichen Rechten befugt, sie dafür zu strafen. Nur mit Mühe ward er abgehalten, den Zug allein zu unternehmen. Der alte siegberühmte Johann Rantzau, der schon als neunjähriger Knabe den Tod seiner bei Hemmingsted gefallenen Verwandten zu rächen gelobt hatte, sollte sein Feldhauptmann sein; der wollte aber nur dann das Heer führen, wenn der König Friedrich Ii. und Adolf's Bruder Johann sich auch an der Eroberung be- theiligten. Die Rüstungen der drei Fürsten kamen rasch zu Stande, und ein aus dem Gefängniß entlassener Verbrecher kündigte, weil sonst niemand die Botschaft übernehmen wollte, im Namen derselben den Ditmarsen die letzte Fehde an. Diese aber dachten nicht daran sich zu unterwerfen und wollten ihre Sache dem allmäch- tigen Gott, ihrem Streitesfürsten, anheimstellen. Mit großer Vorsicht begannen die Fürsten den Krieg, und Landesfeinde dienten ihnen als Wegweiser; denn die Vornehmen der Ditmarsen waren mit den Fürsten einverstanden, daß der Muth- wille des gemeinen Mannes gezüchtigt werden möge. Johann Rantzau marschierte zuerst wider Erwarten der Ditmarsen auf Meldorf und nahm es mit stürmender Hand. Diese standen in großer Zahl bei Hemmingsted und erwarteten hier, wie im Jahre 1500, die entscheidende Schlacht. Doch Johann Rantzau zog mit dem Heere über die Tilenbrügge und drang in raschem Marsche unaufhaltsam gegen Heide vor. Nur die Reiterei, mit äußerster Anstrengung von Roß und Mann, hatte ihm sogleich folgen können. Allmählich langte das Fußvolk an, unlustig zum Kampfe und zum Theil in offener Empörung gegen ihre Führer. Ueberrascht eilten jetzt die Ditmarsen herbei und warfen einen ihrer Haufen nach dem andern dem Feinde entgegen. Es entspann sich ein blutiger Kampf: der König Friedrich gerieth in Lebensgefahr und wollte verzagen, Herzog Adolf wurde schwer verwundet aus der Schlacht getragen; aber Johann Rantzau behauptete das Feld; 3000 Dit- marsen waren erschlagen, Heide ward angezündet und bis auf die Kirche nieder- gebrannt. Da sank den Ditmarsen der Muth. Am folgenden Tage schickten sie zwei Prediger mit einem Schreiben in's feindliche Lager. Unterdessen lag in der Nordermarsch Alt und Jung auf den Knien, Gott anflehend, daß er ihnen den rechten Sinn zur friedlichen Unterwerfung, oder Muth und Kraft zum ferneren Widerstande verleihen möge. „Gottes Düsend! de Bur will sik geven" , riefen die herzoglichen Soldaten, als die Abgesandten im Lager erschienen. Hier gedachte man zuerst das Volk der Ditmarsen gänzlich auszurotten; aber die harten Be- dingungen wurden gemildert, als sie baten, man möge sie mit Weib und Kind,
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