Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Wenn das Buch dazu beitragt, dem Lehrer der Geschichte die mühevolle Arbeit soweit zu erleichtern, daß er seine ungeteilte Aufmerksamkeit der lebenswahren Darstellung der Rechte, Sitten und Gewohnheiten unseres Volkes zuwenden kann, dann ist unser höchster Wunsch erfüllt. Wir zweifeln nicht daran, daß damit den Kindern alles, was sittlich gut und wahrhaft schön ist im deutschen Volksleben, verehrungswürdig und erstrebenswert erscheint, namentlich aber die innige Liebe zum Vaterlande ihnen zur andern Natur wird. Wohlgemeinte Verbesserungsvorschlage für unser Buch werden wir stets dankbar entgegennehmen und nach Möglichkeit berücksichtigen.
Osnabrück, im März 1891.
Friedr. Dreyer.
Vorwort zur zweiten Auflage.
schneller als ich hoffen bürste, ist eine neue Anflage des ersten Teiles der „Deutschen Kulturgeschichte" nötig geworden. Sie legt mir die Pflicht auf, gewissenhaft zu prüfen, was zur Verbesserung des Gebotenen nach Inhalt und Form gefordert werden muß.
Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgehen, daß ich redlich bestrebt gewesen bin, die Wünsche und Winke der Kritik zu beachten. Bei der Kürze der Zeit, die mir zur Durcharbeitung des ersten Teiles gelassen war, mußte ich mich indes auf die Prüfung des Stoffes beschränken. Ich habe dabei besonders folgende Werke zu Rate gezogen:
Dr. Otto Henne am Rhyn, Kulturgeschichte des deutschen Volkes.
Bd. 1. 2. Aufl. (Berlin, Grote),
Dr. Aug. Sach, Deutsches Leben in der Vergangenheit. Bd. 1 (Halle, Buchhandlung des Waisenhauses),
Karl Wilhelm Nitzsch, Geschichte des deutschen Volkes im elften und zwölften Jahrhundert. Bd. 1. 2. Aufl. (Leipzig, Duncker u. Humblot).
Albert Richter, Bilder ans der deutschen Kulturgeschichte. Bd. 1 (Leipzig, Brandstetter),
Bruno Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 1 (Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union Deutsche Verlagsgesellschaft). Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte von Dr. Joh.
Müller und Joh. Falke (Nürnberg, Bauer und Raspe), Dieselbe, Neue Folge von Dr. I. H. Müller (Hannover, Schlü-tersche Hofbuchdruckerei).
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Extrahierte Personennamen: Dreyer Otto Grote Karl_Wilhelm_Nitzsch Karl Wilhelm Albert_Richter Brandstetter Bruno_Gebhardt H._Müller
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Leipzig Leipzig Stuttgart Berlin Leipzig Nürnberg Hannover
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
vn
gesammelt, daß eine vollständige Durcharbeitung desselben zur Unmöglichkeit wird. Dennoch muß die Forderung: Studiere die Quellen selbst! als höchstes Ziel unseres Strebens festgehalten werden. Manchem fällt wohl dabei das Wort ein, das Goethe in seinem „Faust" dem Wagner in den Mund legt: „Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, durch die man zu den Quellen steigt!" Die großen Geschichtswerke sind sehr teuer, und wenigen nur ist es möglich, das eine oder das andere Buch käuflich zu erwerben. Hier und da bietet sich Gelegenheit' aus großen Bibliotheken Bücher zu bekommen. So bereitwillig aber auch die Leiter bedeutender Büchereien den Wünschen der Lehrer entsprechen — ich rede aus eigener Erfahrung — so wenig sind sie jedoch in der Sage, Bücher auf unbestimmte Zeit zu verleihen. Aus diesen Gründen ist das Studium der Quellen sehr erschwert. Der Unterricht kann aber nicht ausgesetzt werden, bis der Lehrer mit seiner Vorbereitung fertig ist; es heißt: weiter! zur Qual desjenigen, der wie einst Tantalos die Früchte sieht, ohne sie erreichen zu können.
Von solchen und ähnlichen Gedanken und Empfindungen bewegt, habe ich versucht, den für die im Vorwort zur ersten Auflage näher
bezeichneten Schulen etwa nötigen und zulässigen Stoff zu sammeln.
Die „Deutsche Kulturgeschichte" bietet so viel, daß der Leser imstande ist. die kulturgeschichtlichen Züge in das Bild seines Helden zu verweben. wie und wo die Darstellung es erfordert. Zugleich erleichtert das kleine Buch die gelegentliche Belehrung über kulturgeschichtliche Dinge, wozu fast jede Unterrichtsstunde, jeder Ausflug mit den Schülern Gelegenheit giebt. Wenn solche Belehrungen auch meist kurz gehalten werden müssen, so trogen sie doch dazu bet, daß das Interesse für die Geschichte rege bleibt, zugleich sind sie nach meinen Er-
fahrungen eine wertvolle Ergänzung der eigentlichen Geschichtsstunde. Der Sorge für die Vorbereitung auf den Unterricht enthoben, kann jetzt der Lehrer an das Studium der Quellenwerke denken; jetzt hat er Zeit zu überlegen, wie er sie bekommt und Ruhe, sie zu benutzen. Der Gedanke, durch meine bescheidene Arbeit das Durchforschen der Quellen beseitigen zu können oder auch nur zu wollen, wie einer der Herren Recensenten andeutet, hat mir sehr fern gelegen. Ebensowenig verstehe ich die Behauptung, die „deutsche Kulturgeschichte" sei für die Lehrer „zugeschnitten". Davon konnte doch nur dann gesprochen werden, wenn Anhalt und Form des Buches eine besondere Vorbereitung aus die Geschichtsstunde überflüssig machten. Eine einfache Stoffsammlung kann man doch nicht ohne weiteres für eine Präparation ansehen. Mit ebendemselben Rechte wäre ein Haufen Steine ein Gebäude zu nennen. In einem andern Sinne, der die ursprüngliche Bedeutung des Wortes vielleicht etwas fchärfer trifft, als das Schlagwort des Herrn Recensenten, nehme ich das „zugeschnitten" recht gern an. Ich habe für Lehrer geschrieben, die nicht in der
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
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Frau Holle u. a.). — Die Germanen verehrten ihre Götter nicht in Tempeln (Tacitus erwähnt als Ausnahmen einen Tempel der Nerthus und einen der Tanfana*). sondern in Wäldern und Hainen. In solchen Hainen befestigten sie die Abzeichen der Götter, dort hingen sie auch die in der Schlacht erbeuteten Trophäen auf. Man suchte den Willen der Götter durch Weissagung zu erforschen, z. B. durch Beobachtung des Vogelfluges, des Wieherns der heiligen Rosse und durch Runen (runa — Geheimnis). „Runen waren Zeichen für irgend «inen Gott oder für einen Gegenstand des Zaubers. Durch Zauber hat sie nach der Sage Odhinn (Wodan) erfunden. Man schnitt sie in Waffen und Geräte ein, um diese gegen Schaden zu schützen. Man warf mit Runen bezeichnete Stäbe auf ein Tuch, zog einige davon unbesehen hervor und wahrsagte daraus in einem Spruch, worin die Runen der Stäbe zu den leitenden Gedanken wurden, aus denen sich dann, durch Wiederholung derselben Runen, der Stabreim (Allitteration) entwickelte. Auch bienten die Runen als Hausmarken zur Bezeichnung des Eigentums und heiligten so dasselbe: Vieh, Waffen, Geräte und das Haus selbst, an dessen Herd oder Firstbalken das Zeichen eingeritzt oder eingebrannt war. Erst als die Germanen mit den Römern bekannt wurden, erfuhren sie etwas von der Schreibekunst und verwendeten nun die Runen, die sie durch römische Schriftzeichen vermehrten oder solchen ähnlich machten, zu Buchstaben je nach dem Anfangslaut ihres Namens. Dieser Gebrauch blieb aber sehr beschränkt; bei größeren schriftlichen Aufzeichnungen benutzte man die lateinischen Buchstaben, die Runen nur zu feierlichen und religiösen Zwecken, Inschriften auf Grabsteinen und geheimnisvollen Dingen, Kalenberzeichen u. s. w. Die Runen würden nicht nur von links nach rechts, fonbern auch umgekehrt, von oben und von unten her, im Kreise herum u. s. w. gezeichnet. Das von dem römischen Alphabet am weitesten abtoeichenbe (skanbinavische) Runensystem zählt sechzehn Zeichen in brei Reihen und wirb nach den sechs ersten ,Futhork' genannt. Seine Zeichen sinb solgenbe:
fe, Bich, (Besitz). >|< hagl, Hagel. 'J' tyr, Gott, Schwert,
pl ür, Auerochse. naudh, Not, Zwang. |£ björk, Birke.
P thure, Riese. | iss, Eis. P lögr, Meer.
P 088,Mündung e.flusses. är (Jahr?) Ruder. ^ madhr, Mensch.
Ix reidh, Reiten, Wagen. söl, Sonne. ^ yr, Eibenholzbogen,
r kaun, Geschwulst.
_______________ (Henne am Rhyn.)"
*) Göttin des Herdes und Feuers.
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Vorwort.
Vorliegendes Buch wendet sich zunächst an die Lehrer, welch
Volks- und Mittelschulen, Seminarien und ähnlichen Anstalten die deutsche Geschichte zu lehren haben. Mit vollem Rechte ist in den letzten Jahren die Kulturgeschichte mehr und mehr in den Vordergrund der unterrichtlichen Behandlung gerückt worden, kann doch erst aus der richtigen Verbindung der politischen mit der kulturgeschichtlichen Thätigkeit der Völker wie des Einzelnen das wahre Bild historischer Entwicklung gewonnen werden. Eine ganze Reihe trefflicher Bücher hat die Lösung der schwierigen Aufgabe versucht, aus dem unendlichen Reichtum der historischen Erscheinungsformen dasjenige auszuwählen, was für eine zielbewußte Schulung des kindlichen Geistes verlangt werden muß; trotzdem ist die Vorbereitung des Lehrers auf die Geschichtskunde immer noch mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Diese liegen teils im Stoffe der vorhandenen Bücher, insofern derselbe an dem Zuviel oder Zuwenig leidet, teils in der Anordnung des Gebotenen, die mit großem Aufwande von Zeit und Mühe den Zwecken der Schule erst angepaßt werden muß.
Diese vorbereitende Thätigkeit des Lehrers zu erleichtern, ist der Hauptzweck unserer Arbeit gewesen, den wir durch kritische Sichtung des Stoffes, Auswahl des Bedeutenden, sachgemäße Entwicklung und Gruppierung, Übersichtlichkeit des Gesamtinhaltes und möglichst kurze, knappe Darstellungsweise zu erreichen suchten. Im einzelnen gestatten wir uns noch folgende Bemerkungen:
Nach Zeitabschnitten geordnet, bringen wir zunächst die politische Geschichte in tabellarischer Übersicht, damit in jedem Augenblicke die bestimmenden Ereignisse schnell überblickt werden können. Auf eine ausführliche Erzählung glaubten wir verzichten zu dürfen, da es auf diesem Gebiete an guten Hilfsmitteln nicht fehlt. In zusammenhängender Darstellung folgt sodann die Kulturgeschichte der Periode. Wir sind bemüht gewesen, nichts Wesentliches zu übergehen. damit der Leser in einem Buche vereinigt finde, was er für feinen Zweck gebraucht. Wo die Darstellung selbst die Erklärung nicht
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
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lande rückten Franken ein. sie machten den von Karl gelernten Betrieb der Landwirtschaft in ihren neuen Wohnsitzen bekannt. Hierher gehören ferner die Bestrebungen des großen Herrschers für die Erleichterung des Verkehrs. Er sorgte dafür, daß überall gangbare Wege. Dämme und Brücken gebaut wurden, deren Instandhaltung den betr. Besitzern zur Last fiel. An bestimmten Stellen konnten zur Erleichterung dieser Last Zölle erhoben werden, nur durften dieser Brücken-, Wege- u. a. Zölle nicht allzuviele werden, damit die Wohlthat sich nicht in Plage verkehre. Sehr gern benutzte man die Wasserwege. Karl versuchte es, das schwarze Meer durch einen Kanal vom Main zur Donau mit der Nordsee zu verbinden; seine Baumeister wußten indes noch nicht, wie man die Schwierigkeiten des Bodens, namentlich Sümpfe, überwindet, und so blieb es bei dem Versuche.
In unfern Tagen hat König Ludwig I. von Bayern den Plan Karls wieder aufgenommen und durch den Ludwigskanal eine Verbindung beider Flüsse geschaffen.
Auf diesen durch Natur oder Kunst geschaffenen Wegen fand der Handel. Handel feine Verbreitung. Fränkische Kaufleute zogen quer durch Deutschland nach den Märkten der Slaven und Avaren. Stapelplätze des Handels waren Bardewik, Celle, Magdeburg. Erfurt,
Hall stadt bei Bamberg, Forchheim, Regensburg, Lorch.
Von der Nordsee über die Alpenpässe führten die Wege nach Italien; über das Meer ging der Kaufmann nach England, Norwegen, Schweden und Rußland. Auch mit dem Morgenlande suchte Karl Handelsbeziehungen anzuknüpfen, wobei er sich eines landkundigen Juden bediente. der die Gesandtschaft zu dem sagenberühmten Harun al Raschid führte. Die Haupthandelsleute neben den Juden waren Friesen, Engländer und Araber von der Nordküste Afrikas; sie besuchten die fränkischen Märkte, die sich besonders bei den kaiserlichen Pfalzen entwickelt hatten. Friesland hatte bedeutende Tuchwebereien, deren Erzeugnisse im Morgenlande sehr begehrt waren; Metallguß und Glasbereitung ging meist von den Klöstern aus; die Töpferei blühte in Mainz.
Von der größten Bedeutung für den Handel war es, daß diemünz-, kaiserliche Regierung strenge Redlichkeit im Handel und Wandel sor-^^Ge-derte: die Kaufleute durften nur solches Maß und Gewicht führen, das dem in der Pfalz aufbewahrten Muster genau glich. Auch die Münzverhältnisse wurden neu geordnet. Statt der in der merovingi-fchen Zeit bestehenden Goldwährung begann Karl die Silberwährung
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Ludwig_I._von_Bayern Ludwig_I. Karls Karl_Handelsbeziehungen Karl Harun Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Main Donau Nordsee Karls Ludwigskanal Deutschland Celle Magdeburg Erfurt Bamberg Forchheim Regensburg Lorch Italien England Norwegen Schweden Afrikas Morgenlande Mainz
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Bau-
kunst.
Schreiben, Rechnen und Singen, namentlich der Psalmen gelehrt werde und wo man auf wohlverbesserte katholische Bücher, die nur von Erwachsenen mit aller Sorgfalt geschrieben und vor aller' Beschädigung bewahrt bleiben müßten, halten solle. Nicht minder wichtig ist eine Verfügung der Mainzer Kirchenversammlung vom Jahre 813, worin dieselbe auf Karls Veranlassung folgendes fordert: „Das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser zu lernen müssen die Priester immer erinnern, und die, welche darin nachlässig sind, sollen durch Fasten oder andere Züchtigungen gestraft werden. Auch sollen die Eltern ihre Kinder zur Schule schicken, entweder in die Klöster oder außerhalb derselben zu den Presbytern (Priestern), damit sie den katholischen Glauben und das Vaterunser recht lernen und es zu Hause andere lehren können; wer es nicht anders kann, mag es in seiner Muttersprache lernen." — Diese wohlthätigen Anordnungen des gewaltigen Kaisers blieben nicht ohne Wirkung, allenthalben in seinem großen Reiche regte sich der Eifer für die Wissenschaft, und noch heute können wir aus den an ihn eingesandten Berichten erkennen, daß ein Teil der Unterthanen wenigstens eine genügende Bildung empfing. Die große Masse des Volkes blieb leider unberührt von der mächtigen Bewegung, die Karl hervorgerufen hatte. Mit seinem Tode gingen viele seiner heilsamen Veranstaltungen zu Grunde oder wurden in das gerade Gegenteil verkehrt, weil seine Nachfolger weder seinen Geist noch seine Kraft besaßen, das Geschaffene zu verstehen und zu erhalten. In den rauhen Kriegsstürmen, welche die Söhne und Enkel des großen Königs heraufbeschworen, verkümmerten die zarten Knospen des Frühlings, den er hervorgelockt hatte, und nur hier und dort erhielten sich gesunde Wurzeln, aus denen in späterer Zeit neue Zweige und Blüten erwachsen sind.
Unter den Zeugen, welche von der umfassenden Thätigkeit Karls reden und Sturm und Drang vielfach glücklich überdauert haben, sind
auch die mächtigen Bauwerke zu nennen, die er geschaffen hat.
Ihm verdanken die Pfalzen zu Ingelheim, Nymwegen, Tribur und Aachen, sowie die Dome zu Aachen und Michelstadt ihre Entstehung. Karls Berater in Bausachen war Eginhard oder Einhard, der deshalb in der gelehrten Gesellschaft am kaiserlichen Hofe auch den Namen des Erbauers der Stiftshütte, Befeleel, führte. (E. hat nach
römischen Vorbildern eine Lebensbeschreibung des Kaisers verfaßt, die noch jetzt als eine der am meisten zuverlässigen geschätzt wird.)
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karls Karls_Berater Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Aachen Aachen Michelstadt Bausachen
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Man hätte glauben sollen, daß^eine so vorsichtig den Verhält-G-sese. niffen angepaßte Rechtspflege jedem Bedürfnisse des Volkes vollauf genügt hätte. Aber die Klagen über Selbsthilfe belehren uns eines andern. Es kam immer häufiger vor. daß Leute, die in Streit gerieten oder sich geschädigt glaubten, zu den Waffen griffen und sich mit Gewalt Recht zu verschaffen suchten. Der Friede wurde dadurch so oft gestört, daß die Reichstage sich immer von neuem mit der Frage beschäftigen mußten, wie diesem Übel zu steuern sei. Zwar standen die alten Volksrechte und die karolingischen Kapitularien noch überall in gesetzlicher Geltung, nur waren sie der Eigenart der verschiedenen Stämme mehr angepaßt worden und hatten somit einige Veränderungen erlitten, aber ihre Bestimmungen gegen Landfriedensbrecher schienen nicht scharf genug mehr zu sein. Wiederholt verkündete daher der Reichstag sogen. „Land- und Gottesfrieden" und setzte auf die Störung derselben die schwersten Strafen. Auch wurde bestimmt, daß solche Verordnungen ausgezeichnet, den Gesetzen der früheren Kaiser und Könige eingereiht und als immerwährendes Recht gehalten werden sollten. Nichtsdestoweniger klagte man zu Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, daß die Deutschen sich wenig an die geschriebenen Reichsgesetze kehren. Die Weiterbildung des Rechtes geschah durch die praktische Rechtsübung und Urteilsfindung. Erst Eike von Reppichau unternahm es. die im Sachsenstamme leben- 1230 digen Rechtsgewohnheiten in umfassender Darstellung zusammenzuordnen. Sein „Sachsenspiegel" erwarb sich bald ein außerordentliches Ansehen. „Er wanderte in alle Gebiete der deutschen Zunge, von Livland bis in die Niederlande, von Bremen und Hamburg bis nach Straßburg und Salzburg, ja über sie hinaus in den slavischen Osten."
Während der „Sachsenspiegel" vorzugsweise das in Norddeutschland geltende Recht zusammenstellte, bot der „Schwabenspiegel", eine 1273 entstandene Erweiterung desselben, auch süddeutsche Rechtsbräuche.
Das gebotene Gericht wurde beläutet und beschreit. Die Glocke rief alle Freien und die Urteiler insbesondere zu ihrem fad£ren-Rechte, wie die Kirchenglocke zum Gottesdienst, die Sturmglocke gegen Feind, Mörder und Feuer aufrief. Der Gegner dagegen wurde in der ältesten Zeit ohne Einmischung des Richters gerufen; der Kläger selbst sortierte feinen Schuldner, im Beisein von Zeugen, vor Gericht
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(ahd. manön, nhd. mahnen). Wurde die Ladung, was später aufkam, von dem Richter oder dessen Boten vorgenommen, so hieß sie Bann; dieser geschah mündlich oder später auch schriftlich, durch den Gerichtsboten, der unter Umständen die Ladung an die Thüre stecken oder hängen dnrfte. Gewaltsam konnte in der Regel kein Freier vor Gericht gebracht werden, am wenigsten nach der ersten Ladnng; solcher Ladungen aber waren in den alten Volksrechten drei bis sieben vorgeschrieben. Als gesetzlich zulässige Entschuldigungsgründe (ehaftiu not od. bloß die eh aste gen.) für einen Verklagten, welcher der Ladung vor Gericht nicht Folge leistete, galten Krankheit, Herren dien st und Tod eines nahen Verwandten. Der Sachsenspiegel sagt: »Vier sake sint, die ehte not hetet: vengnisse (Gefangenschaft) unde süke, godes dienst buten lande (Betefahrt) unde des rikes dienst.«
Die feierliche Aufstellung des Gerichtes hieß gerihte (h — ch) hegen, eigentlich mit einem Hag (Zaun) abschließen. Es scheint, daß beim L-itze des Richters ein Schild aufgehängt wurde, vielleicht an einem in die Erde gesteckten Speer; die gewöhnlichen Gerichte winden aber seit dem Mittelalter bloß durch Spannung (Aufstellung) der 53 a n f mit dem Stab gehegt; am Schlnffe des Gerichtes pflegten die Bänke gestürzt (zusammengeworfen) zu werden. Erstes Geschäft des Richters war, Stille zu gebieten, Gerichtsfrieden zu bannen. Bis wieweit der Umstand (die Umstehenden) dem gehegten Gericht nahen durfte, bestimmten entweder Seil und Schranken oder besondere Verfügung. Fremde mußten sich in noch weiterer Ferne halten; Überschreitung der gesetzten Schranke wurde hart gebüßt.
Der Prozeß wurde als ein Kampf gedacht; der Kläger greift an, der Verklagte wehrt sich; die Ladung ist eine Kriegsankündigung, die Gemeinde schaut zu und urteilt, wer unterlegen sei; Zeugen und Mitschwörende (Eideshelfer) halfen auf beiden Seiten. (Die Eideshelfer mußten beschwören, daß derjenige, dem sie halfen, ein glaubwürdiger Mann sei.) Zuweilen löst sich das ganze Verfahren in einen Zweikampf auf. Klage und Antwort und das übrige Verhalten vor Gericht war an genau abgemessene Ausdrücke gebunden, der Gang der Verhandlung und das Einzelne so genau vorgezeichnet, daß die kleinste Abweichung Nachteil und Gefahr mit sich führte. (Ein Formfehler führt auch heute noch zur Aufhebung des richterlichen Spruches.) Nachdem die Beweisaufnahme geschlossen war. legte der Richter den Schöffen die Frage vor, welches Urteil zu fällen sei. „Abstimmende
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3m Gegensatze zu der Erziehung der Knaben erteilte man dem Mädchen Unterricht im Schreiben und Lesen, einige Mädchen haben sogar Sprachen gelernt (Französisch. Latein). Auch in der Musik mußten sich die Mädchen üben: zum Saitenspiel (Leier. Harfe. Fiedel) ertönte meist Gesang. Das Ziel der weiblichen Erziehung war echte, wahre Weiblichkeit, Gottesfurcht, Tugend, Schamhaftigkeit und Bescheidenheit (die,Maße). (Vergl. die Winsbeckin, Nibelungen, Gudrun.)
Städte. Zugleich mit dem Stande der Witter bildete sich derjenige der Bürger aus. Die St’eime der Entwicklung der Städte waren zum Teil von den Römern, zum Teil von den großen Herrschern aus dem karolingischen und dem sächsischen Hause gelegt worden. Sie wuchsen fröhlich empor, ohne sich einer besondern Beachtung von seiten der überwiegenden Zahl der Landbewohner zu erfreuen, bis die große Empörung der Fürsten und Geistlichen gegen Heinrich Iv. die Bedeutung der Städte ins rechte Licht rückte. Die Ausbildung des Lehnswesenv hatte aus dem Lande vielfach ganz neue Beziehungen zwischen Herrschenden und Beherrschten hervorgerufen; der König war dem Volke ferner gerückt, er thronte als Spitze des Lehnverhält-nisses über den Unterthanen, die nur mittelbar noch seine Herrscherthätigkeit empfanden. Die Zahl der Freien verminderte sich mit großer 'Schnelligkeit, da die Neigung, den Schutz eines Mächtigen durch Über-tragung des Besitztums an diesen zu erwerben, immer stärker ward. Innerhalb des Ringes aber, der die abhängigen Leute umschloß, gab es wieder eine Menge Stufen, die vom besitzlosen Knechte bis zum Fürsten hinaufführten und in den Bezeichnungen der verschiedenen Gerichte ihren treuen Spiegel fanden. Dieser Zersplitterung treten die 'Städte mit ihrem Streben nach Vereinigung aller Bürger unter eine allen zugängliche und nahestehende Obrigkeit gegenüber. Die Unter-schiebe vor dem Gesetze schwinden allmählich, dasselbe Gericht urteilt über den angesehensten wie über den geringsten Bürger ab. So sind auch alle Bewohner der Stadt ohne Ausnahme zur Verteidigung derselben verpflichtet, und jeder einzelne hat feinen Teil an Steuern zu tragen.
Im Gegensatz zum Lande, das sich einzig und allein mit dem Ackerbau beschäftigt, werden die Städte zu Mittelpunkten der gewerblichen Thätigkeit und des Handels. Bei der Entwicklung dieses Zweiges wirtschaftlichen Fleißes macht sich zuerst die städtische Gerichtsbarkeit geltend, die allmählich auch die übrigen Gebiete der mensch-
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Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Heinrich_Iv Heinrich
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die einen so hohen Nutzen nahmen, daß ihr Wucher durch den 1255 tagenden rheinischen Städtetag beschränkt werden mußte. — Das von Karl d. Gr. eingeführte Gewicht war immer noch in Geltung. Flüssigkeiten wurden nach Ohm und Stübchen gemessen. Für Getreide hatte man Hohlgemäße, die wie der Himten bis in unsere Zeit hinein gang und gäbe blieben. (E. Blume.)
Die Entwicklung des staatlichen, wirtschaftlichen und geselligen Ei-Lebens hatte alle Stände ergriffen und ein reges Streben hervor- Se6en-gerufen, die gesteigerten Bedürfnisse zu befriedigen. Das gewaltige Reich des großen Karl war den nationalen Staatenbildungen unterlegen, aber das mit prophetischem Blicke und sicherer Hand gelegte Fundament überdauerte den Wandel der Zeit und bot überall die Grundlage für eine gesicherte Neubildung. Auch das geistige Leben, das unter den Völkerkriegen nach Karls Tode gleichsam zu ersterben schien, erwachte aus seinem Schlummer und trieb neue Zweige mit Blättern, Blüten und Früchten. Seit der Regierung des ersten Sachsenkaisers flogen die Boten des neuen Frühlings aus der Fremde ins deutsche Reich hinein und ließen sich besonders am Hofe des Herrschers und in den Klöstern nieder. Otto I. berief ausländische Gelehrte an seinen Hof, welche die griechische und die lateinische Sprache lehrten. Wenn nun auch der Kreis der Lernenden zunächst noch ein beschränkter war und wohl meistens Geistliche umfaßte, wenn ferner die Kenntnis der griechischen Schriftsteller in der Hauptsache durch Übersetzungen derselben ins Lateinische vermittelt wurde, so war doch wieder eine Anknüpfung gefunden, die in immer weiterem Wellenschläge auch die Fernstehenden ergreifen mußte. Neue Klosterschulen wurden in Köln, Utrecht, Mainz, Korbet), Trier und Paderborn errichtet. Große Klöster hatten meist eine innere und eine äußere Schule, diese für spätere Kanoniker und Weltgeistliche, jene für solche Knaben, die Mönche werden wollten. Der Unterricht umfaßte für alle das Trivium {Grammatik, Rhetorik, Dialektik), für Reifere auch das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik). Für die Bildung der Laien geschah wenig, sehr selten ward ein Mann gefunden, der lesen und schreiben konnte. (Kaiser Otto I. war des Lesens nicht kundig, eingelaufene Briefe ließ er sich von seiner Frau oder seine Töchtern vorlesen.) Merkwürdigerweise gehörte es aber mit zur Ausstattung der Töchter, daß sie wenigstens lesen lernten, Töchter vornehmer Leute empfingen in Nonnenklöstern häufig eine gelehrte Bildung.
Deutsche Kulturgeschichte. L 2te Aufl. 10
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Karl Karl Karls Otto_I. Otto_I.
Extrahierte Ortsnamen: Karls Utrecht Mainz Paderborn