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kleine Becher ober Stoffe linb immer Wein. Auch wenn angesehene Nachbarn in ihren Höfen irgenb ein Familienfest feierten, wenn ein junger Ebler zum Ritter geschlagen würde ober ein Grafenkinb heiratete, würde bies der Stadt angezeigt in Erwartung eines Geschenkes, mib der Rat faubte eine Summe Gelb ober silbernes Gerät, um feine Achtung zu erweisen. In der Form von Geschenken würden auch viele Dienste bezahlt, die der Stadt geleistet waren von Frauben und Einheimischen. Wer eine gute Neuigkeit brachte, erhielt fein Botenbrot tu Gelb und Wein, sogar wer auf häufigen Reifen in der Umgegeitb Neues zu erfahren pflegte, dem würde gelohnt, wenn er vor dem Rat feilten Sack anst hat, er empfing ein Trinken ober Babegelb zur Erfrischung. Diese Geschenke waren der Stabtfaffe die größte Last, sie ruinierten mehr als einmal die Finanzen, und gerabe sie tourbett von bett Geschlechtern zu ihrem eigenen Vorteil unmäßig vertonitbt und machten die Bürgerschaft aufsässig.
Wer vom Lande in die Stadt kam, der fanb unter beit fleißigen Bürgern auch allerlei Lust. In manchen Herbergen war Essen uitb Trinken rühmlich. Dann waren leiber die Frauenhäuser, unter strenger Aufsicht des Rates, welche zuweilen zu einer gemütlichen Vorsorge würde und fast wie Wohlwollen aussah. Dann waren zahlreiche Babeftuben, beit Bürgern weit wichtiger als jetzt, mit einfacher Einrichtung, sonst ähnlich beit m ob ent eit irischen Bäbern. Aber- sie stauben nicht immer in gutem Ruf. Es gab ohne Zweifel ehrbare, wo nur die entfleibeten Babergefellen den Dienst versahen, aber es werben auch anbere gerühmt, wo hübsche Jungfräulein den Ankomtnenben babeten und strichen. Trat er aus dem Babe, so kam ein freundlicher Barbier und rasierte, dann legte sich der Gast auf ein Ruhebett, und wieder trat ein hübsches Fräulein ein und kämmte und kräuselte ihm die Haare.*)
Auf der Straße aber zogen sich bitrch das Gebrünge der Bürger uitb 2einbleute auch sreittbe Gesellen, welche mit Kaufmannsgut
*) @o um 1300 in Erfurt, beschrieben in dein lateinischen Gedicht eines fahrenden Schülers, herausg. von Höfler: Carmen historicum, v. 1850.
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In der Stadt aber dauert die Bewegung; wie die Sonne sinkt, treibt die heitere Aufregung des Tages die Bürger wieder in die Straßen, jetzt freuen sie sich geschäftslos des milden Abends, und jetzt erst beginnt ihnen der Genuß des Tages. Nicht im Hanse, und nicht bei Weib und Kind, sondern auf der Straße unter den Genossen.
Dir Jagd im Mittelaltrr.
Vvn Jakob Falke. Aus: Deutsches Lesebuch von Dr. L. Bellermann rc.
Berlin 1894.
Mit jedem großen Hoslager, das ein Fürst oder ein reicher, mächtiger Herr abhielt, war ein Jagdfest verbunden, und nicht minder mußte dieses Vergnügen über die Einsamkeit des gewöhnlichen Burglebens die größere Hälfte des Jahres hinweghelfen. Freilich war auch damals schon der Herbst die Hauptzeit der Jagd, namentlich der größeren. Die Monate August und September waren besonders für den Hirsch bestimmt, dem dann die Jagd auf das Wildschwein bis in den tiefen Winter hinein folgte. Zu der übrigen Zeit gab es hinlänglich Beschäftigung, wenn man sie wollte, mit der kleineren Jagd oder mit der Falknerei. Man jagte im Frühling, zu Ostern und Pfingsten: die Leidenschaft ließ sich noch wenig in strenge Zeitgesetze einschränken, wie sie durch die heutige Jagdorduuug gebunden ist. Dem Wildschwein trat man männlich kühn mit dem Spieße entgegen und nahm es im persönlichen Kampfe mit ihm auf. Dies war die gewöhnliche Weise. Sonst suchte man es auch wohl gut beritten in Begleitung von Sauhunden auf und führte dabei ein tüchtiges Schwert oder ebenfalls einen Spieß. Die kleinere Jagd zu Lande wie zu Wasser, aus der Flur wie im Wald, ans Hasen, Kaninchen und Geflügel aller Art betrieb man auf mancherlei Weise: man stellte Garne aus, trieb und fing das Wild in Netzen, man verfolgte es mit verschiedenen Hiinden, man bediente sich der Tücher, der Lockvögel und der Schlingen.
Die Jagd war unter allen Verhältnissen eine Würze der Gesellschaft, daher denn auch die Frauen mit Eifer nicht bloß als
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Falke L._Bellermann August
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Maße und Gewichte als Karls Maße und Karls Lote bezeichnet werden, um ihnen ein Ansehen zu geben, das ist selbst int späteren Mittelalter iwch herkömmliche Sitte. Geht doch das englische noch heute gebräuchliche, von uns in der Reichsmünze nachgeahmte Münzsystem, die Rechnung nach Pfunden, Schillingen und Pfennigen, auf eine Regelung des Münzwesens unter Karl dem Großen zurück.
Nicht minder lebte die Person des großen Kaisers in allen geistigen und litterarischen Regungen der mittelalterlichen Laienwelt fort, ja ward zu neuem, sagenhaftem Dasein erdichtet. Wie Karl ein Verehrer der alten mythologischen Überlieferungen seines Volkes gewesen war, so ward er künftigen Geschlechtern zum Nachfolger Wotans selbst; so ritt er auf weißem Roß dein Zuge der wilden Jagd voran, ward er versenkt gedacht in die liefen des Unter-berges, um der Auferstehung in neuer Herrlichkeit zu harren, wenn ihm zum drittenmal der Bart um den Tisch gewachsen sei.
Das Wunderbare aller dieser Überlieferungen, wie sie wild und fern allem Schreibwerk der Klosterzelle wucherten, ist, daß sie gleichwohl über Person und Wirksamkeit des großen Kaisers das Wesentlichste in uubewußter Sicherheit des Urteils festhalten, feine gleich großen Verdienste um Zeitliches und Weltliches, um Staat und Kirche, die Universalität seines Geistes gegenüber Fremdem und Einheimischem, gegenüber antiker Tradition und germanischer Eigenart. Denn eben hierin liegt die Bedeutung Karls des Großen, ja des Karlingifchen Staates und der Karlin gischen Kultur überhaupt, daß sie universell und neidlos die sehr verschiedenen Einflüsse, unter denen das Zeitalter stand, aufzunehmen und zu i)em zu verknüpfen begann, was das eigentliche mittelalterliche Wesen bezeichnet.
Der größte aller Gegensätze, den es hier auszugleichen galt, war derjenige zwischen der noch niedrigen germanischen Kultur der fränkischen Sieger und der gallischen Überlieferung eines überfeinerten antiken Lebens, wie sie für die Franken durch die Eroberung Italiens wirksam aufgefrischt worden war. Es waren an sich unversöhnliche Gegensätze: ohne Vermittelung hätten sie einander aufreiben müssen, und kein Zweifel, daß auch in diesem Falle
Bilder deutscher Kulkur und Geschichte. 3
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sagt man, mehr als eine halbe Million Gulden an Handelsgefällen ein. Auch die elsässischen Städte treiben einen äußerst gewinnreichen Handel, und insbesondere ist Straßburg ungemein reich."
Ilber Straßburg, Kolmar und die kleinen elsässischen Städte, über Basel, Konstanz, Gens ergoß sich der Handel ins Innere von Frankreich, über Marseille an die Küste des Mittelmeeres; gegen Norden den Rhein hinab über dessen Mündungen hinaus; gegen Nordosten durch Mitteldeutschland in das Gebiet der Elbe und der Ostsee: gegen Osten durch Vermittelung fränkischer und schwäbischer Ltädte in die Länder der Donau: gegen Süden durch die schweizerischen Alpen nach Genua, Venedig. Mailand, Lncca und Florenz. Über die Pässe der schweizerischen und tirolischen Alpen bildeten die süddeutschen Kaufleute die Brücke zwischen dem Süden Europas und dem Nordosten des Reiches und den diesem angrenzenden slavischen Völkerschaften.
Von größtem Einflüsse war insbesondere der Handel mit Venedig. Das dortige Kaufhaus der Teutschen, das sogenannte Fondaeo oder Fontego, seit seinem Neubau im Jahre 1505 an Umfang dem hanseatischen Lagerhaus in Antwerpen vergleichbar, enthielt anszer den Lagerräumen und Kaufläden die Wohnungen der deutschen Kaufleute und war zugleich die Herberge für die deutschen Reisenden rmd Pilger.*) Während der Blütezeit des deutsch-veuetianischeu Handels im fünfzehnten Jahrhundert traf man dort gleichzeitig gemeiniglich hundert deutsche Kaufleute an. Im Jahre 1484 veranschlagte Felix Fabri von lllm die jährliche Zolleinnahme Venedigs für die nach Deutschland gehenden Waren auf zwanzigtausend Dukaten, und doch würde noch vieles hinter dem Rücken der Zolleinnehmer fortgeschafft. Gegenstände der Ausfuhr nach Deutschland waren hauptsächlich Gewürze, Feigen und andere Südfrüchte, Pfeffer, seidene Tücher und Decken, kostbare ans Seide und Goldfaden gewobene ötoffe, Glas und Glaswaren. Dagegen brachten die Deutschen die Ausbeute der deutschen Bergwerke, Eisen, Kupfer, Blei,
*) Es steht noch jetzt im belebtesten und gewerbreichsten Teile der Stadt am Canal g mit de itt der Nähe der Rialtobrücke.
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Extrahierte Personennamen: Kolmar Felix_Fabri Felix
Extrahierte Ortsnamen: Basel Konstanz Frankreich Rhein Ostsee Donau Genua Venedig Mailand Lncca Florenz Europas Venedig Antwerpen Venedigs Deutschland Deutschland
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Erfindung, seit sie einmal zu kriegerischer Zerstörung verwandt wurde, ähnlich wie andere große Funde der Menschen: der Bücherdruck, der Luftballon, sofort im ersten Anlauf zu kühnen und großartigen Experimenten führte, denen die spätere Entwickelung längere Zeit nicht entsprach. Es gelang bald Geschütze von ungeheurer Größe zu gießen, welche Geschosse bis zu drei Centuer Schwere schleuderten, zunächst Steine, die zur Herstellung runder Form hnuftg mit Blei umgossen wurden. Außerdem Büchsen von dem verschiedenartigsten Kaliber bis zur leichten Karrenbüchse und Tarrasbüchse (Standbüchse), und zur Haken- und Handbüchse herab. Die schweren Geschützrohre erhielten eigene Namen und wurden vom Volke mit großer Achtung und Scheit betrachtet. Sie wurden nicht auf Lafetten befestigt, sondern zur Reise auf starke Wageu gelegt, und ihre „Wiegen", worauf man sie im Felde bettete, zuweilen mehrere nebeneinander, anf besonderem Wagen nachgefahren. Ein dritter Wagen enthielt Haspel, Stock, Seile und Hebezeug zur Bewegung der großen Masse, wieder andere die Steine zum Schuß. Außerdem gehörte zu jeder Büchse ein Bohlenschirm, „die Pavese," welcher über zwei hohen Karrenrädern befestigt, vor dem Geschütz ausgefahren, ein schräges Schutzdach mit Gucköffnnngen bildete und vor dem Schuß umgelegt werden konnte.*)
Tie gesamte Artillerie war in Stürme (Batterieen) geteilt, jeder Sturm enthielt drei bis sechs Geschütze von verschiedenem Kaliber mit Munition, ferner Schanz- und Sturmzeug und Brückenmaterial; dazu gehörten außer der Bedienungsmannschaft Zimmerleute, Schützen
*) Die Nürnberger Büchse Kriemhild (1388) hatte folgenden Train: ihr eigener Wagen mit 12 Pferden, 1 Wagen für ihre Wiege mit 16 Pferden,
1 Karrenschirm mit 2 Pferden, 1 Wagen zu Haspel, Stock, Seilen, Hebezeug mit 4 Pferden, 4 Wagen, jeder zu 11 Büchsensteinen, mit 4 Pferden, 1 Wagen für 8 Geschützknechte mit 2 Pferden, 1 Wagen mit Hanen, Schaufeln, Pickeln und 21/2 Centuer Pulver, von dem 14 Pfund zu einem Schuß gerechnet wurden, u. s. m. mit 4 Pferden, in Summa 10 Wagen mit 56 Pferden. Außer ihr gehörte noch eine Certtnerbüchse und eine kleine Karrenbüchse zu derselben Batterie. — Eine schwere Büchse konnte in brei Wochen gegossen werben und kostete ca. 500 Gulden; der rheinische Gulden aber hatte im Jahr 1388 ungefähr den Wert eines unserer Dukaten Golbwert.
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und eine Bedeckung von Reisigen. Die Wagen jedes Sturmes waren durch Fähnlein von verschiedener Farbe bezeichnet.
Viele der Transportwagen und Karren nebst Bespannung wurden von den Bürgern und verpflichteten Bauern gestellt oder durch die Stadt gemietet, in festgesetzter Ordnung zogen die Wagen von ihren Sammelplätzen aus beit Mauern, jeder Wagen mit einer Plane überdeckt. Im Felde wurden bei Lager und Schlacht die ausgespannten Wagen im großen Viereck durch Ketten zu einer Burg aneinander gekoppelt, ans der Außenseite Schutzbretter als
Deckung befestigt.
Geschützmeister waren selten und gut bezahlt, sie reisten ans Stadtkosten nach anderen ansehnlichen Städten, um neue Einrichtungen kennen zu lernen; sie verstanden auch Feuerkugeln und Feuerpfeile zu verfertigen, und man sieht aus erhaltenen Rechnungen, daß sie zu dieser gefährlichen Fabrikation außerordentliche Stosse beanspruchten, z. B. teuren welschen Wein in großen Massen. Dafür wurden ihre Kunstwerke auch wohl einmal öffentlich zur Schau ausgestellt.
Gegen die Burg oder Stadt der Feinde wurden die Geschütze hinter ihren Pavesen aufgefahren, mühselig war das Richten und langsam das Laden. War Bresche geschossen, dann wurden die Gräben auf Brücken überschritten, die man ans großen leeren Fässern machte, man näherte sie unter hölzernen Bohlendächern, die man heranrollte. Gestürmt wurde mit Leitern. Auf die Belagerer wurde von Mauer und Turm außer Kugeln und Bolzen alles Schwere und Unsaubere geworfen, was Zorn und Not erfinden konnte, Steine und Balken, Pech und heißes Wasser, brennende Ruten mit Stroh umwunden und mit Pech bestrichen, auch stählerne Haken wurden an Stangen herabgelassen und den Belagerern in den Leib geschlagen, um diese über die Mauer zu ziehen.
Gelang der Sturm, dann wurde getötet und gebunden, geraubt und angezündet und jede Sorgsalt angewandt, damit man die Beute den nachsetzenden Feinden entzog. Die Stadtgemeinden pflegten jeden, der beim Sturm das beste that als erster, zweiter und dritter, durch ein anständiges Geschenk zu belohnen.
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nnfymen auch die Metzger das Überbringen derselben. Ta letztere zur Betreibung ihres Geschäftes Pferde halten mußten und im weiten Umkreise der Stadt, wo sie ihr Handwerk betrieben, zu Einkauf und Lieferungen herumkamen, so lag es nahe, sie zur Besorgung von Nachrichten und Bestellung von Briefen zu benutzen. In manchen Städten war sogar der Postdienst der Metzgerzunft zur Pflicht gemacht. Tie bald reitenden, bald fahrenden Metzger-knechte kündeten au allen Orten, wohin sie kamen, ihre Ankunft und ihren Abgang durch das Blasen von Hörnern an, woher die noch heute übliche Sitte der Posthörner stammen mag.
Tie Grundlage zu einem allgemeinen, regelmäßigen Postverkehr legte der Kaiser Maximilian I. Tie weitausgedehnten Besitzungen desselben machten es notwendig, eine Einrichtung zu treffen, durch welche Botschaften, Briefe, Befehle und Nachrichten schnell und sicher von einem Ort zum andern geschafft werden konnten. G'iit italienischer Edelmann, Francesco de Tassy. genannt T o r r i a n t (woraus später der Name T h u r n - T a x i s wurde), machte dem Kaiser das Anerbieten, für regelmäßige Posten zwischen W i e n und den Niederlanden zu sorgen, wenn er ihm die Einkünfte dieser Einrichtung überlassen wollte. Tiese Erlaubnis wurde 1516 erteilt. Jetzt wurden überall reitende Boten angestellt; in den Städten sorgten eigene Verwalter snr den Empsang und den richtigen Abgang der Briefe, und bald blühte diese Einrichtung immer mehr empor. Sie dehnte sich über das südliche Teutsch land schnell ans, während die nördlichen Gebiete ihre eigenen Postanstalten unterhielten, so namentlich Brande n b u r g, wo unter Albrecht Achilles ein eigener Postbotendienst eingerichtet wurde. Mein bemerkte bald, daß durch die neue Einrichtung schnell, billig uni) sicher Briese nach allen Richtungen hin befördert werden konnten. Teshalb wurde der Briefverkehr immer reger, wodurch auch die Einnahmen sich bedeutend steigerten, so daß beispielsweise in Brandenburg unter dem großen Kurfürsten aus dem Postwesen bereits 20 000 Thaler Reingewinn für den Staatssäckel erzielt wurden. Gegen die jetzigen Preise war das Porto ein recht hohes, indem z. B. für einen Brief von Leipzig nach
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Francesco_de_Tassy Albrecht_Achilles Albrecht
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diesen gewaltigen Zuchtmeister verstehen, wie er so atemlos dnrchs Leben stürmte, der Spott und Schrecken seiner Zeitgenossen, rauh und roh scheltend und fuchtelnd, immer im Dienst, sein Volk und sich selber zu heißer Arbeit zwingend, ein Mann von altem deutschen Schrot und Korn, kerndeutsch in seiner kindlichen Offenheit, seiner Herzensgute, seinem tiefen Pflichtgefühl wie in seinem furchtbaren Jähzorn und seiner formlos-ungeschlachten Derbheit. Der alte Haß des norddeutschen Volkes wider die alamodische Feinheit der welschen Sitten, wie er aus Laurenbergs niederdeutschen Spottgedichten sprach, gewann Fleisch und Blut in diesem königlichen Bürgersmanne: auch seine Härte gegen Weib und Kind zeigte ihn als den echten Sohn jenes klassischen Zeitalters der deutschen Haus-tyranuen, das alle Leidenschaft des Mannes ans dem unfreien öffentlichen Leben in die Enge des Hauses zurückdrängte. Streug und freudlos, abschreckend kahl und dürftig ward das Leben unter dem Regiments des gestrengen Herrschers. Die harte Einseitigkeit seines Geistes schätzte nur die einfachen sittlichen und wirtschaftlichen Kräfte, welche den Staat im Innersten zusammenhalten; er warf sich mit der ganzen Wucht seines herrischen Willens auf das Gebiet der Verwaltung und bewährte hier die ursprüngliche Kraft eines schöpferischen Geistes. So fest und folgerecht wie einst Wilhelm der Eroberer in dem unterworfenen England richtete Friedrich Wilhelm I. den Bau des Einheitsstaates über der Trümmerwelt seiner Territorien auf. Doch nicht als ein Landgnt seines Hauses erschien ihm der geeinte Staat wie jenem Normannen; vielmehr lebte in dem Kopfe des ungelehrten Fürsten merkwürdig klar und bewußt der Staatsgedauke der neuen Naturrechtslehre: daß der Staat bestehe zum Besten aller und der König berufen sei, in unparteiischer Gerechtigkeit über allen Ständen zu walten, das öffentliche Wohl zu vertreten gegen Sonderrecht und Sondervorteil. Diesem Gedanken hat er sein rastloses Schaffen gewidmet; und wenn sein Fuß mit den lockeren Sitten des väterlichen Hofes mich alle die Keime reicherer Bildung gewaltsam zertrat, die unter Friedrich I. sich zu entfalten begannen, so that er doch das Notwendige. Die feste Manneszucht eines wehrhaften, arbeitsamen Volkes war für
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Preußens Zukunft wichtiger als jene vorzeitige Blüte der Kunst und Wissenschaft.
Eine sanftere Hand, als die seine war, hätte die Zuchtlosigkeit altständischer Libertät niemals unter die Majestät des gemeinen Rechts gebeugt; zartere Naturen als diese niederdeutschen Kerneichen Friedrich Wilhelm und sein Wildling Leopold von Dessau hätten dem Sturmwinde welschen Wesens, der damals über die deutschen Höfe dahinfegte, nie widerstanden. Als Organisatoren der Verwaltung sind diesem Soldatenkönige unter allen Staatsmännern der neuen Geschichte nur zwei ebenbürtig: der erste Konsul Bonaparte und der Freiherr von Stein. Er verband mit der Kühnheit des Neuerers deu peinlich genauen Ordnungssinn des sparsamen Hansvaters, dem weder die schwarzundweißen Heftfäden der Aktenbündel noch die Gamaschenknöpfe der Grenadiere entgingen; er saßte verwegene Pläne, die erst das neunzehnte Jahrhundert zu vollführen vermocht hat, und hielt doch im Handeln mit sicherem Blicke die Grenzen des Möglichen ein. Sein prosaischer, ans das Handgreiflich-Nützliche gerichteter Sinn ging andere Wege als die schwungvolle Heldengröße des Großvaters, doch mitten im Sorgen für das Kleinste und Nächste bewahrte er stets das Bewußtsein von der stolzen Bestimmung seines Staates; er wußte, daß er die Kräfte des Volkes sammle und bilde für die Entscheidungsstunden einer größeren Zukunft, und sagte oft: „Ich weiß wohl, in Wien und Dresden nennen sie mich einen Pfennigklauber und Pedanten, aber meinem Enkel wird es zu gute kommen!"
Zn der Steuerpflicht, welche der große Kurfürst seinen Unterthanen auferlegt, fügte Friedrich Wilhelm I. die Wehrpflicht und die Schulpflicht hinzu; er stellte also die Treizahl jener allgemeinen Bürgerpflichten fest, welche Preußens Volk zur lebendigen Vaterlandsliebe erzogen haben. Ahnungslos brach sein in der Beschränktheit gewaltiger Geist Bahn für eine strenge, dem Bürgersinne des Altertums verwandte Staatsgesinnung. Ter altgermanische Gedanke des Waffendienstes aller wehrbaren Männer war in den kampfgewohnten deutschen Ostmarken selbst während der Zeiten der Söldnerheere niemals gänzlich ausgestorben. In Ostpreußen be-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
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am 3. Mai 1660 der Friedensvertrag abgeschlossen, wonach alle kriegführenden Mächte ihre Eroberungen Herausgaben und die Souveränität des Kurfürsten im Herzogtum Preußen allgemein anerkannt wurde.
In der nun beginnenden Friedensperiode war der Kurfürst darauf bedacht, den Wohlstand des Landes zu fordern, neue Einnahmequellen zu eröffnen, aus den verschiedenartigen Elementen seines Staates ein einheitliches Ganzes zu schaffen und die Privilegien der Stände im Sinn des Staatsinteresses zu beschränken. Tie heimische Industrie wurde geschützt, fremde Arbeiter und Handwerker ins Land gezogen, in allen Landesteiles eine brandenburgisch-preußische Post eingeführt, welche sich um den Einspruch des vou dem Kaiser privilegierten Reichserbpostmeisters, Grafen von Taxis, nicht kümmerte, eine Kriegsflotte von etwa dreißig größeren und kleineren Kriegsschiffen gegründet, welche die heimische Küste und den brandenburgischen Handel schützen sollte und später bei Eintreibung von Geldsorderungen gute Dienste leistete. Er faßte sogar den Gedanken einer brandenburgischen Kolinialpolitik. Im Mai 1681 schickte er ein Schiff nach der Küste von Guinea und ließ
durch den Kapitän desselben mit einigen Negerhäuptlingen einen Vertrag schließen, durch welchen er das Recht erhielt, dort eine Festung zu bauen, und jene sich verpflichteten, nur mit brauden-burgischen Schiffen Handel zu treiben. Darauf segelte Major vou Gröben mit hundert Soldaten auf zwei Schiffen nach Guinea ab und pflanzte an dem Orte, wo die kleine Festung erbaut werden sollte, die brandenburgische Flagge auf. Bald war die Feste Groß-Friedrichsburg erbaut und mit zwanzig Kanonen ausgerüstet. Der Major kehrte mit dem einen Schiffe zurück; das andere führte, was für jene Zeit bezeichnend ist, als ersten Handelsartikel eine Ladung
Negersklaven nach Amerika. Tie Kolonie erweiterte sich in den
nächsten Jahren zu einem ansehnlichen Besitztum, konnte sich aber bei der geringen Ertragsfähigkeit des Unternehmens und bei der
Eifersucht der Holländer nicht lange halten. Der Kurfürst selbst sagte, daß jedes Goldstück, das er aus afrikanischem Goldsand prägen lasse, ihm zwei Goldstücke koste. Um die Kolonie lebensfähig zu
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