334
Von Jericho geht ein Weg nach Jerusalem hinauf, ungefähr 2 Meilen
lang; aber er geht durch so gefährliche Klüfte und Pässe in dem öden Kalkstein,
daß er zu den schrecklichsten gehört und stets durch Räuberanfälle berüchtigt war.
Man sieht also, daß Christi Gleichniß von dem Mann, der unter die Räuber fiel,
als er nach Jerusalem ging, sich an bekannte Naturverhältnisse gehalten hat.
Endlich fällt der Jordan in das Todte Meer. Die größte Länge desselben
liegt auch in der Richtung des Flusses. Der See ist 11 Meilen lang, und seine
größte Breite beträgt 1 Meilen. Er ist eine Salzlake, die bedeutend schwerer ist,
als reines Wasser. Man kann deswegen darin nicht untersinken; aber sich in
diesem Wasser zu baden ist doch nicht rathsam, da die Schärfe desselben die Haut
angreift. Die Oberfläche ist von Bergöl überzogen, wodurch die Beweglichkeit des
Wassers noch mehr vermindert wird; die Wellen plätschern daher nicht, wie in
leicht beweglichen Gewässern. Keine Pflanze wächst in demselben oder >in seiner
Nähe, auch enthält er nicht Thiere wie andere Seen. Bisweilen steigen heiße
Rauchwolken daraus hervor, die gefährlich sein können. Auf der östlichen Seite,
wohin die herrschenden Winde streichen, wird alles mit einer Salzrinde überzogen,
sodaß sogar die Kleider der Wanderer von Salz durchdrungen werden. Die ganze
Gegend um ihn ist öde, sodaß er nicht Menschen, Kunstfleiß und Handel heranzieht.
Keine größeren Gegensätze kann es geben, als die paradiesische Gegend um den
Genezareth und die unfruchtbare Einöde um das Todte Meer. Es ist durch ein
Erdbeben gebildet, und die ganze Gegend ist vulkanisch.
Ungeachtet der Jordan und einige kleinere Flüsse sich in das Todte Meer er-
gießen, ohne daß dieses einen Abfluß hat, wächst es doch nicht; die Verdampfung
schafft alles zuströmende Wasser fort. Denn die Lust über dem See ist um soviel
wärmer, da dieoberfläche desselben gegen 1000 Fuß unter dem Spiegel des nahen
Mittelmeeres liegt.
In der Mitte der Westküste des Sees ist die Einsenkung Eng ad di, deren
Höhle durch David's Edelmuth gegen Saul berühmt ist. Hier scheinen die
Weinberge gewesen zu sein, welche Salomo besingt, und die Burg und der
Palmenhain. Es ist eine Oase wie Jericho.
4.
Das Land westlich vom Jordan wird zumeist durch einen großen Bergbezirk gebil-
det, der als eine Fortsetzung des Libanon betrachtet werden kann und etwa 15 Meilen
breit ist. Er erstreckt sich von Dan bis Bxrseba; jenes liegt dem Libanon am
nächsten, dieses am südlichen Eingang, wo Abraham und Isaak Brunnen gegraben
hatten. Die Juden theilten diesen Bezirk ein in Galiläa, Samaria und
Judäa. Das erstere ist ein Bergland mit den herrlichsten Grastriften, zum
Theil auch vortrefflich zum Kornbau, namentlich an dem östlichen und dem west-
lichen Abhange. Verbindung mit dem Meere hat es durch Akr e, ehemals Akko',
einen der besten, vielleicht den besten Hafen an der Küste dieses Landes, welcher
auch stets zu den wichtigsten Kriegsunteruehmungen in jener Gegend benutzt ward.
Von dort aus steigt man im Thäte des Flusses Kison aufwärts und gelangt nach
einer halben Tagereise an die erste Stufe des Hochlandes. Dann windet sich der
Weg zu fruchtbaren und waldreichen Thälern hinauf, bis man endlich nach Na-
zareth gelangt, das jetzt ein Dorf auf einem öden Kalkfelsen ist. Von da führt
der Weg weiter nach Kana, Turón und Liberias oder nördlicher nach Kä-
st er na um. Dieser Weg ward besonders dadurch wichtig, daß Galiläa auf ihm
nicht bloß seine Zufuhr vom Meere erhielt, sondern daß der berühmteste Kara-
vanenweg von Damaskus hierüber führte; dadurch ward Kapernaum eine
wichtige Zollstelle.
Um vongaliläa nach dem südlich daran grenzenden Sa maria zu gelangen,
muß man erst von der Hochebene Jesreel nieder- und dann zu Samaria's Berg-
stadt emporsteigen. Das Land ist bergig, hat Hochebenen, wenig fließendes Wasser,
aber häufige Regenschauer, gute Brunnen, kein undankbares Erdreich; es trägt
Kornarten, ist reich an Früchten, voll von Grastriften, und das Rindvieh giebt
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Christi_Gleichniß David's_Edelmuth Dan_bis_Bxrseba Abraham Isaak Isaak
336
gewählt werden konnte; auf Zions Höhe ragt sie über alle Kuppeln und Thürme
der Stadt empor.
Auf dem Rücken des Hügels Akra erhebt sich die Kirche des heiligen Grabes.
Türkische Wächter lassen sich von den Christen ein Eintrittsgeld zahlen. Nach dem
Eintritte in das Innere steht man in einem Borraume, aus welchem man zur
Rechten auf achtzehn Stufen zur Kapelle des Calvarienberges aufsteigt. Dies ist
der Sage nach der Fels von Golgatha. In ihm selber, also unterhalb der Kreu-
zigungsstätte, zur ebenen Erde, befindet sich eine Grotte, genannt die Kapelle des
Evangelisten Johannes. Nach Abend zu tritt man von hier aus in die Kirche des
heiligen Grabes. — Sie bildet eine 50 Fuß hohe und 7 2 Fuß weite Rotunde. Zwei
Säulengänge, der eine über dem andern, lausen längs der runden Wände derselben.
Ueber ihr wölbt sich eine Bleikuppel mit einer großen Oeffnung in ihrem Gipfel,
durch welche das Tageslicht hineinströmt. Senkrecht darunter, also mitten in der
Rotunde, steht wie eine kleine Kirche das heilige Grab. Das Innere desselben be-
steht aus zwei in Kreidefelsen gehauenen und mit Marmor bekleideten Gemächern.
Durch eine niedere Thür tritt man in das eine, die sogenannte Engelskapelle;
aus dieser gelangt man in die enge Todtenkammer, in der der Leib des Herrn
gelegen haben soll.
Oefllich von der Grabeskirche beginnt der Schm erzen sw eg, eine steil ab-
schüssige, enge Straße, auf tvelcher der Heiland sein Kreuz gen Golgatha trug. Sie
führt zur Burg Antonia, in welcher Christus vor Pilatus stand. Dicht daneben
erhebt sich der Tempelberg. Kein anderer Ort Jerusalems hat so unverkennbar
sein ursprüngliches Gepräge bewahrt, als der durch Menschenhand geebnete Felsen-
rücken Moryahs. Noch findet man Überreste jener gewaltigen Tempelmauern,
welche im jüdischen Kriege zerstört wurden, und von denen nach des Herrn Wort
kein Stein auf dem andern geblieben ist. Im Osten der Stadt zieht sich das Thal
Josaphat hin. Zwischen der heiligen Stadt und den Höhen des Oelbergs ge-
staltet es sich zu einer engen, dunklen Schlucht. Bon der Abendseite her werfen die
finstern Stadtmauern ihre riesenhaften Schatten vom Tempelberg abwärts in's
Thal. Jenseits neigt sich der Oelberg mit seinen Olivenbäumen trauernd in die
Tiefe. An seinem Fuße springt eine schwarze Steinwand hervor mit den Grabes-
grotten des Josaphat, Jakobus und Zacharias; nahe dabei ist das thurmartige
Denkmal Absalom's. Durch das ganze Thal windet sich über Felsgeröll hinweg
der schwarze Kidron. Zwei steinerne Brücken führen über denselben nach dem
Oelberg. Die oberwärts gelegene führt in die Stille des Olivengartens von
Gethsemane, wo der Herr verrathen ward.
Der Oelberg überragt alle Berge, welche die heilige Stadt umschließen. Er
hat drei Gipfel, von denen der mittlere der höchste ist. Heut stehen etwa noch fünfzig
Oelbaume auf seinem Abhange. Auf diesem Berge weilte der Heiland oft und
gern. Vom Gipfel dieses Berges sah er die Stadt an und weinte über sie (Luc.
19, 41); hier, dem Tempel gegenüber, weissagte er den Untergang derstadt. Am
jenseitigen Abhange des Berges lag das freunäiche Beth ani en, wo Martha und
Maria wohnten und der Herr den Lazarus erweckte. — Geht man von hier aus
in das Josaphatthal zurück, so liegt dem Wanderer zur Linken der Berg des Aerger-
nisses, wo der greise Salomo dem Moloch opferte (1. Kön. 11, 7—8). An seinem
Abhange liegt, dem Berge Zion gegenüber, die berühmte Quelle Silo ah, in der
sich der Blinde wusch, den der Herr heilete. Jerusalem löscht seinendurst aus dem
Regenwasser der hier zahlreich angebrachten Cisternen.
Die Südseite Jerusalems bildet das Thal Ben Hinnom oder Gehenna.
Dies Thal war im Alterthum verabscheut; denn hier haben die Bürger Jerusa-
lems unter Trommelschall ihre Kindlein in den glühenden Armen der Molochs-
bilder geopfert. Zu Christi Zeiten wurde dieses Thal für unrein gehalten; die Leich-
name von gefallenen Thieren und von Verbrechern wurden hier verbrannt, und
dazu ward ein fortwährendes Feuer unterhalten. Die Höhen,, welche dieses Thal
begleiten, nennt man den Berg des bösenrathes und zeigt daselbst ein Land-
haus des Caiphas, wo sie„Rath hielten, wie sie Jesum mit List griffen und tödteten".
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Golgatha Golgatha Christus Jakobus Luc Martha Maria Maria Ben_Hinnom Christi
507
zwischen allem die zerrissenen Leichen der Tapfern, die den furchtbaren Tod in den
Flammen gefunden hatten, und unter ihnen, kaum mehr erkennbar, auch die des
jugendlichen Helden Theodor Preußer.
Der Tapferen waren viele gewesen; alle, welche in den Schanzen gekämpft,
hatten sich unvergänglichen Ruhm erworben. Die Tapfersten belohnte General
Bonin durch Beförderung, und unter ihnen fehlten nicht die Befehlshaber der
Strandbatterien, Jungmann. der Oberfeuerwerker Clairmont aus Rendsburg,
und Preußer. Hatte letzterer auch im Leben nicht mehr unter den schleswig-hol-
steinschen Offizieren genannt werden können, so sollte doch der gefallene Held zu
ewiger Erinnerung und zu ewigem Vorbilde als Offizier in den Listen der Armee
fortgeführt werden.
23. Aus der Geschichte der Landwirthschaft.
i. *
In dem größten Theil der Geest (d. h. des trockenen oder unbebauten wüsten
Landes) und namentlich auf den großen Höfen des östlichen Holstein war der Ackerbau
bis in's 17. und noch bis in's 18. Jahrhundert hinein höchst unbedeutend und
deckte in vielen Jahren kaum den Bedarf der Bevölkerung. Roggen und Hafer-
waren die Hauptfrüchte; ein vier- bis fünsfältiger Ertrag der Aussaat war schon
sehr zufriedenstellend; vie Bauern aber mußten häufig aus Noth bald nach der
Ernte verkaufen und dann wiederum für das Haus und die Aussaat von den
Gutsbesitzern oder von den Müllern Getreide einkaufen und geriethen so in immer-
währende Schulden.
Bon dem Ackerlande lag ein viel größerer Theil als jetzt zur Weide, die aus
den Höfen zur Ochsengräsung, bei den Bauern zur Aufzucht von Rindvieh diente.
Die Ochsengräsung ist erst in dem Anfang des 17. Jahrhunderts von der Milch
wirthschaft, die die Holländer in's Land brachten, abgelöst und damit zugleich auch
zuerst eine schlagmäßige Bewirtschaftung der Felder eingeführt worden.
Ein ansehnlicher Nebenerwerb wurde der früheren Zeit durch die großen
Wälder geboten, theils durch Verkauf von Holz und Kohlen, theils durch die groß-
artig ausgebildete Schweinemast. Die Schweine wurden hier nicht bloß von den
Städten des Landes, sondern auch von den Hansastädten und von Mecklenburg
auf die Waldmast geschickt. So fanden z. B. im Jahre 1590 in den Rendsburger
Holzungen 14,000, in den Segeberger und anstoßenden über 17,000, in denen
des Stifts Bordesholm 10,000, in den Reinfelder 8000, in den Ahrensböcker 4000,
in den Reinbecker und Trittauer 8000, ja in den zum Schloß Gottorp gehörigen
Waldungen 30,000 Schweine ausreichende Mast.
Zur Zeit der Feldgemeinschaft, wo das Land den Bauern eines Dorfes ge-
meinsam gehörte, lagen große Flächen in beständiger Weide, und hier war die
Schafzucht die Hauptnutzung. Mit der Auftheilung der Ländereien hat dieselbe
sehr abgenommen.
Eine vollständige Reform in der Landwirthschaft erfolgte erst gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts. Den nächsten äußeren Anlaß dazu gaben die Probsteier.
Mit dem Mergeln wurde eingeführt die reine Brache, oder Dreesch, der Kleebau,
der Rappsaatbau, und damit erst auch der Anbau von Weizen und Gerste allgemeiner.
2. Ein Denkmal.
Der Etatsrath Jochims hatte in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts in
der Nähe von Schleswig eine Baumschule angelegt, woraus er jährlich 3000
Stämme nach allen Gegenden der Herzogthümer unentgeltlich vertheilen ließ. Als
33*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
518
Von den Sandhügeln, die sich mitunter von der hohen Geest wie Vorgebirge
hereinschieben, überschauen wir in der Tiefe unabsehbare grüne Ebenen. Ueber
das ferne Land ist ein bläulicher Schein ausgegossen. In der Nähe wechseln mit
dem grünen Grase Strecken von gelber oder rother Farbe, Butterblumen, Klee
und Kuckuksblumen. Der Sand hat der fettesten Thonerde Platz gemacht. Jedes
Fleckchen ist in Cultur. Nirgends ist ein Gehölz, nur, wo Häuser Schutz vor dem
Winde gewähren, zuweilen eine Baumgruppe zu erblicken.
Auf den Feldern begegnet das Auge weithin gestreckten Vierecken von Pferde-
bohnen. Daneben erhebt sich mannshohes Getreide, Weizen wie Schilf, Gerste
wie Weizen, alles so geschlossen, daß kaum ein Sonnenstrahl auf den Boden drin-
gen kann; dazwischen das prunkende Hochgelb der Rappsblüte. Wer ließe sich
im innern Deutschland von vierspännigen Pflügen träumen, und wer wüßte hier-
zu Lande nicht, daß man im Christian-Alberts-Koog den schweren Klei-Boden
kaum mit einem Achtgespann bezwingt?
Und welch ein Beispiel bieten die Köge, wo, wie in Nordfriesland und Eider-
sted, die Mastviehzucht überwiegt. Zahllose Rinder, ein Stück immer größer und
feister als das andere, schreiten breitwandelnd dahin und grasen. Diese Köge
des schleswigschen Marschlandes gleichen unermeßlichen Kuhställen: die alten
Deiche sind die Mauern, die Kanäle am Rande der Fennen können die Tränk-
rinnen vorstellen, das Dach ist der blaue Himmel.
An der Nordsee ist dem Festlande ein ganzer Archipel von kleinen, meistens
von Seefahrern bewohnten Inseln (Gilt, Föhr, Pelworm, Nordstrand, Halligen
n. s. w.) vorgelagert, während au der Seite der Ostsee nur zwei größere ihm nahe
liegen: Femarn und Alsen; alle entsprechen der Natur der ihnen benachbarten
Festlandsgebiete; die westlichen sind flach, baumarm und theilweise Marsch, die
östlichen hügelig und baumreich.
Die Nahrungsqueuen.
Ganz im Verhältniß zu der Lage und Beschaffenheit der beiden Herzog-
thümer stehen die Hauptnahrungsquellen und die Beschäftigungsweise des Volkes.
Dieselben sind vor allem Ackerbau und Viehzucht, dann Schiffahrt, Fischerei und
Seehandel. Von der Landwirthschaft leben unter 1000 Personen etwa 300. In
Holstein gab es im Jahre 1862 77,081 Pferde, 290,372stück Rindvieh, 165,344
Schafe, 82,398 Schweine. Wenn man die Bevölkerung auf 554,000 Köpfe
rechnet, so kommen auf je 15 Personen zwei Pferde, auf je 5 zwei Stück Rindvieh,
auf je 7 zwei Schafe und auf je 13 Personen zwei Schweine. Aus Schleswig
gingen allein über Tönning im Jahre 1852 19,500 Ochsen und 13,600 Schafe
nach England. Was die Schiffahrt angeht, so umfaßte die gesammte schleswig-
holsteinsche Handelsflotte 1865 am Ende des Jahres 2531 Fahrzeuge. Im Jahre
1863 liefen in den holsteinschen Häfen 30,500 Schiffe ein und 28,450 Schiffe aus.
Die Industrie ist verhältnißmäßig von bei weitem nicht so großer Bedeutung
wie der Handel und beschränkt sich auf wenige Städte, von denen in Holstein
Altona (Altenau, Grenzfluß zwischen Hamburg und Altona) mit fast 60,000 Ein-
wohnern, Rendsburg mit der im Jahre 1827 gegründeten Karlshütte, einem der
betriebsamsten Eisenwerke Norddeuffchlands, Itzehoe mit seinen Zuckerfabriken,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Christian-Alberts-Koog Nordfriesland Nordsee Nordstrand Holstein England Holstein
Altona Hamburg Altona Rendsburg Norddeuffchlands Itzehoe
96
Die erste Garbe begann ihre Predigt: „Bringet her
dem Herrn Ehre und Preis! Danket dem Herrn, denn
er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Er läszt
seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, er läszt regnen über
Gerechte und Ungerechte. Aller Augen warten auf ihn, und
er giebt ihnen Speise zu seiner Zeit. Jahrtausende sind über
die Erde gegangen, und jedes Jahr hat Ernten gesammelt und
Speise bereitet. Immer noch deckt der Herr seinen Tisch, und
Millionen werden gesättigt. Seine Güte ist alle Morgen neu.
Bringet her dem Herrn Ehre und Preis! “
Da stimmte der Chor der Lerchen ein Danklied an. Und
eine andere Garbe redete: „An Gottes Segen ist alles
gelegen! Der Landmann rührt seine thätige Hand, pflüget
den Acker und streuet Körner in seine Furchen. Aber vom
Herrn kommt das Gedeihen. Viele kalte Nächte und heisze
Sommertage liegen zwischen dem Säen und Ernten. Menschen-
hand kann die Regenwolken nicht herbeiführen, noch den
Hagel abwehren. Der Herr behütet das Körnlein im Schosze
der Erde, behütet die grünende Saat und die reifende Aehre.
Fürchtet euch nicht! Er war mit uns. An Gottes Segen ist
alles gelegen.“
Nun nahm die dritte Garbe das Wort: „Die mit Thrä-
nen säen, werden mit Freuden ernten! Mit schwerem
Herzen ging ein Sohn aus, zu säen. Ach, der Vater war ihm
gestorben, und daheim weinte die verlassene Mutter; denn die
harten Gläubiger hatten die Scheuer geräumt. Ein mitleidiger
Nachbar lieh ihm den Samen; aber Thränen flelen mit den
Körnern in die Furchen. Nun erntet er zehnfältig, denn der
Herr hat seine Ernte gesegnet. Die mit Thränen säen, wer-
den mit Freuden ernten ; sie gehen hin und weinen und tra-
gen edlen Samen, kommen wieder mit Freuden und bringen
ihre Garben.“
Darnach fuhr eine vierte fort zu reden: „Wohlzuthun
und mitzutheilen vergesset nicht, denn solche Opfer
gefallen Gott wohl. Könnten wir das hineinrufen in die Häuser
der Reichen, die ihre Scheuern jetzt füllen! Könnten wir es
dem hartherzigen Manne zurufen, der gestern die armen Aehren-
leser von seinem Acker trieb! Wen der Herr gesegnet hat, der
soll auch seine milde Hand aufthun, dasz er gleiche dem red-
lichen Boas, der an der frommen Ruth Barmherzigkeit übte.
Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht!“
Und die Wachteln riefen laut hinüber in das Dorf, als
wollten sie die schlafenden Herzen aufwecken. Und also endete
die fünfte Garbe: „Was der Mensch säet, das wird er
ernten! Wer kärglich säet, der wird auch kärglich ernten,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
162
218. Advent.
1. Dein König kommt in nied ern Hüllen,
ihn trägt der lastbar'n Es'lin Füllen,
empfang' ihn froh, Jerusalem!
Trag' ihm entgegen Friedenspalmen,
bestreu' den Pfad mit grünen Halmen!
so ist's dem Herren angenehm.
2. O mächt'ger Herrscher ohne Heere,
gewalt'ger Kämpfer ohne Speere,
o Friedensfürst von großer Macht!
Es wollen dir der Erde Herren
den Weg zu deinem Throne sperren,
doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.
3. Dein Reich ist nicht von dieser Erden,
doch aller Erden Reiche werden
dem, das du gründest, Unterthan.
Bewaffnet mit des Glaubens Worten
zieht deine Schar nach den vier Orten
der Welt hinaus und macht dir Bahn.
4. Und wo du kommest hergezogen,
da ebnen sich des Meeres Wogen,
es schweigt der Sturm, von dir bedroht.
Du kommst, auf den empörten Tristem
des Lebens neuen Bund zu stiften,
und schlägst in Fesseln Sünd' und Tod.
5. O Herr von großer Huld und Treue,,
o komme du auch jetzt auf's neue
zu uns, die wir sind schwer verstört k
Noth ist es, daß du selbst hienieden
kommst zu erneuern deinen Frieden,
dagegen sich die Welt empört.
6. O laß dein Licht auf Erden siegen,
die Macht der Finsterniß erliegen
und lösch' der Zwietracht Glimmen aus,
daß wir, die Völker und die Thronen,
vereint als Brüder wieder wohnen
in deines großen Vaters Haus.
219. Die heilige Nacht.
1. O Bethlehem, du kleine,
was färbt um Mitternacht
dein altergrau Gesteine
für wunderhelle Pracht?
Die Hirten draußen auf dem
Feld,
sie sehn von güldnem Glanze
die Gegend rings erhellt.
2. Die Schäflein ruhn, umfchimmert
von silberklarem Schein,
und jedes Gräslein flimmert
wie grüner Edelstein,
und mitten in dem schönsten Licht,
da steht ein hoher Engel
mit holdem Angesicht.
3. Der spricht mit mildem Munde:
„Was fürchtet ihr euch so?
Ich bring' euch gute Kunde,
der alle Welt wird froh;
denn heut ist in der Davidsstadt
der Heiland euch geboren,
wie Gott verheißen hat.
4. Geht hin und seht es liegen,
das Kindlein hold und zart,
gebettet statt der Wiegen
in einer Krippe hart,
gewickelt von der Mutter Hand
in arme dünne Windeln
statt purpurnem Gewand."
5. Und aller Himmel Heere
erscheinen plötzlich da
und singen ihm zur Ehre
ein selig Gloria:
„ Gelobt sei Gott in Himmelshöh'n
und Friede sei auf Erden,
den Menschen Wohlergeh'n!"
6. So tönt wie lauter Flöten,
gemischt mit Harscnklang,
der himmlischen Propheten
entzückender Gesang,
und leis verklingt's im Himmels-
raum,
und nur die Sterne funkeln:
den Hirten dünkt's ein Traum.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
—• 181
Es zuckt der Ted auf dem Angesicht,
doch die wackern Herzen erzittern nicht,
das Vaterland ist ja gerettet!
Und wenn ihr die schwarzen Gefall-
nen fragt,
das war Lützow's wilde, verwegene Jagd.
Tie wilde Jagd und die deutsche Jagd,
auf Henkers Blut und Tyrannen!
Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint
und geklagt;
das Land ist ja frei und der Morgen tagt,
wenn wir's auch nur sterbend gewannen!
Und von Enkeln zu Enkeln sei's nach-
gesagt:
Das war Lützow's wilde, verwegene
Jagd!
16. Andreas Hofer.
Zn Mantua in Banden
der treue Hofer war;
in Mantua zum Tode
führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz;
ganz Deutschland, ach! in Schmach und
Schmerz,
mit ihm das Land Tirol!
Die Hände auf dem Räckcn
Andreas Hofer ging
mit ruhig festen Schritten;
ihm schien der Tod gering,
der Tod, den er so manches Mal
vom Jselberg geschickt ins Thal
im heil'gen Land Tirol.
Doch als aus Kerkergittern
im festen Mantua
die treuen Waffenbrüder
die Hand' er strecken sah,
da rief er aus: „Gott sei mit euch,
mit dem verrath'nen deutschen Reich
und mit dem Land Tirol!"
Dem Tambour will der Wirbel
nicht unterm Schlägel vor,
als nun Andreas Hofer
schritt durch das finstre Thor; —
Andreas, noch in Banden frei,
dort stand er fest aus der Bastei,
der Mann vom Land Tirol.
Dort solltf er niederknieng
er sprach: „Das thu' ich nit;
will sterben, wie ich stehe,
und wie ich stand und stritt,
so wie ich steh' auf dieser Schanz';
es leb' mein guter Kaiser Franz,
mit ihm sein Land Tirol!"
Und von der Hand die Binde
nimmt ihm ein Grenadier;
Andreas Hofer betet
zum letzten Mal allhier;
dann ruft er laut: „So trefft mich recht;
gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr
schlecht!
Ade, mein Land Tirol!"
17. Der gute Kamerad.
Ich hatt' einen Kameraden,
einen bessern sind'st du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
er ging an meiner Seite
in gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen,
gilt's mir, oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
er liegt mir vor den Füßen,
als wär'ö ein Stück von mir.
Will mir die Hand noch reichen,
derweil ich eben lad'.
Kann dir die Hand nicht geben,
bleib' du im ew'gen Leben
mein guter Kamerad!
18. Und noch ein guter Kamerad.
Es geht bei gedämpfter Trommel
Klang,
wie weit noch die Stätte, der Weg wie
so lang!
O, wär er zur Ruh und alles vorbei,
ich glaub', es bricht mir das Herz entzwei.
Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt,
nur ihn, dem jetzt man den Tod doch
giebt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
dazu bin auch ich, auch ich kommandiert.
Nun schaut er ans zum letzten Mal
in Gottes Sonne freudigen Strahl,
jetzt binden sie ihm die Augen zu!
dir schenke Gott die ewige Ruh!
Es haben die Neun wohl angelegt,
acht Kugeln haben vorbei gefegt,
sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz,
ich aber, ich traf ihn mitten in's Herz.
19. Das Mantcllicd.
Schier dreißig Jahre bist du alt,
hast manchen Sturm erlebt,
hast mich wie ein Bruder beschützet,
und wenn die Kanonen geblitzet,
wir beide haben niemals gebebt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Andreas_Hofer Andreas_Hofer Andreas Franz Franz Andreas_Hofer
Extrahierte Ortsnamen: Mantua Mantua Deutschland Mantua Bastei Gottes
160
und brechen. Es treibt in Baum und Strauch, und nach der Stille
des Winters singen wieder die Vögel des Himmels in den Lüften; die
Freundlichkeit Gottes breitet sich über die Erde, und bald steht die Natur
da in ihrer reichsten Herrlichkeit.
Das Kirchenjahr hat auch seinen Frühling. Er hebet an mit
dem Advent und geht hin bis in die Epiphanienzeit. Im Advent wird
der Herr der Gemeinde verkündigt als der, welcher kommen will. Es
klingen die Prophetenstimmen durch die Kirche hin wie Frühlingsge-
sängc: Bald wird k o m m e n z u s e i n e m T e m p e l d e r H e r r,
den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihrbe-
gehre t. Die Kirche singt:
Wie soll ich dich empfangen,
« und wie begegn' ich dir?
Endlich bricht der hohe Frühlingstag an. Es predigt der Engel:
Liehe, ich'verkündige euch große Freude, die allem
Volke widerfahren w i r d; denn euch i st h e u t e d e r H e i -
land geboren. Und die himmlischen Chöre antworten: Ehre
sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den
M c n s ch e n ein W o h l g e f a l l e n.
Nach der Ankunft des Herrn auf Erden zeigen sich auch bald
Wirkungen. In seliger Hoffnung stehen bei dem Kinde Joseph und
Maria, Simeon und Hanna; es ziehen herauf die Weisen aus dem
Morgen lande. — In der Epiphanienzeit wird der Gemeinde verkün-
digt, wie Christus selbst sagt, wessen Sohn er sei, und wie er selbst
geuget für sich mit Wort und Wunderthat. Das soll uns zu dem
Glauben bringen: Gott ist ge offenbaret im Fleisch, ge-
rechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt
den Heiden, g e g l a u b e t von d e r W e l t.
2. Nun folgt der Sommer. Siehe ihn an in der Natur! Die
Sonne steht hoch; ihre Glut sengt und brennt. Manches Pflänzlein
verdorret und stirbt'; andere lassen matt das Haupt sinken; auf den
meisten liegt der Staub. — Das Kirchenjahr feiert eine ähnliche Zeit
in dem Leben des Herrn. Für ihn geht die Sommer - und Glutzeit
an mit der Leidenszeit. Erst nahet das Wetter der Verfolgung leise
heran. Zunächst denken sie daran, ihn zu tödten; dann halten sie
Rath, wie sie ihn tödten. Endlich kommen die schweren Tage, von
denen Iesaias weissaget: Fürwahr, er trug unsere Krank-
beit und lud aus sich unsere Schmerzen. Wir aber hiel-
te nihnfürden, der geplagetundvongottgeschlagen
und gemartert wäre. - >
Der Sommer ist nicht bloß eine heiße Zeit, er ist auch eine
schwere Arbeitszeit; unter Mühe wird die Frucht des Feldes ge-
pflegt. — In dem Leben des Herrn giebt es eine Zeit, die auch in
diesem Sinne mit dem Sommer im Naturjahr verglichen werden kann.
Von dieser Zeit spricht Christus selbst: Mir hast du Arbeit ge-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Maria Maria Hanna Christus Christus
287
liegende Land, so fährt man gern auf ihrem Rücken bin, und daher bilden sich auf
ihnen Wege; doch erlaubt man nicht überall, auf den Deichen zu fahren, weil die
Wagen ihnen schaden.
Um alle Marschwiesen und Marschäcker sind tiefe Gräben gezogen, um das
Wasser aufzunehmen und abzuführen. Im Sommer sind sie zum Theil trocken
und voll Vieh, das darin grast.
35. Tie Torfmoore.
In früheren Zeiten, als die Ebene noch mit Waldungen bedeckt war, brauchten
ihre Bewohner nicht sparsam umzugehen mit dem Breunholze. Wenn es in den
Herbsttagen draußen zu stürmen begann und der Wind kalt durch die Heiden fuhr,
oder wenn im Winter ein scharfer Frost den Boden hart und dieflüsse fest machte,
ließ man sich das nicht groß anfechten. Die Wälder lieferten Holz genug, und wer
es brauchte, holte es sich und feuerte die Oefen, daß sie fast barsten. Heutzutage ist
das Holz theuer geworden, und ein armer Mann kann es kaum noch kaufen. Da
ist es denn ein sonderlicher Segen Gottes, daß man Brennmaterial auch aus
der Erde gewinnen kann; und mancber, der das theure Holz nicht bezahlen kann,
heizt seinen Ofen mit Torf. Der wird aus den Torfmooren gewonnen und haupt-
sächlich aus dem bläulichgrünen Torfmoos. Dieses überzieht auf Sumpfboden
große Strecken in dichtem Rasen und verwandelt sie allmählich in Torf, indem
auf den vermodernden Moosen immer neue wachsen.
Außer zur Torfgewinnung werden die Moore noch auf doppelte Art benutzt:
theils brennt man sie zu fruchtbarem Lande, theils arbeitet man sie zu Fehnen um.
Das Moorbrennen ist erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgekommen,
obwohl man schon früher die düngende Kraft der Asche kannte. Der Vorgang ist
folgender. Man theilt die zum Brennen bestimmte Fläche in Parallelogramme
von etwa sechzig Schritt Breite und mehreren hundert Schritt Länge durch Gräben
von etwa neun Fuß Tiefe und fünf Fuß Breite. Ein solches Parallelogramm
wird nun der Länge nach in Entfernungen von etwa sieben Schritt mit Furchen
durchzogen, welche einen bis zwei Fuß breit und über zwei Fuß tief sind, und dann
längere Zeit dem Austrocknen überlassen. Darauf hackt man den Boden einen
bis zwei Fuß tief ein und läßt den Acker so den Winter über liegen. Im Frühlinge
wird der grob umgerissene Boden möglichst fein zerschlagen, bis er endlich bei
trockenem Wetter zerriebenem Torfe ähnlich ist. Darauf streut man an vielen
Stellen glühende Kohlen auf den Boden, so daß bei mäßigem Winde bald der ganze
Acker in Flammen steht. Weil jeder erste gute Tag sofort zum Brennen benutzt
wird, so stehen dann bald Tausende solcher Mooräcker in Brand und entsenden
dicke Rauchwolken, die sich bald vereinigen und die Luft weit und breit mit Moor-
rauch füllen.
Bei günstigem Wetter wird ein Acker in einem Tage hinlänglich durchge-
brannt, und nun säet man sofort Buchweizen in -die heiße Asche. Das Zudecken
des Samens überläßt man dem Regen. Man säet auch Hafer und pflanzt Kar-
tosieln, aber nur nebenbei; der Hauptbau ist Buchweizen.
Dieses Moorbrennen ist also die Ursache des Höhenrauchs, der namentlich
bei Nordwestwind in weite Fernen des innern Deutschlands getragen wird, selbst
bis Frankfurt, Dresden und Wien. Der Höhenrauch kann die Entstehung der
Gewitter verhindern; auch ziehen seine Staub- und Kohlentheilchen die Feuchtig-
keit der Luft an sich, wodurch die Regenbildung verhindert und so die Entwickelung
der Pflanzen gehemmt wird. Und wenn er auch der Gesundheit nicht nachtheilig
sein mag, so bleibt er doch immer eine lästige Erscheinung.
36. Die Lüneburger Heide.
Südlich von den Marschländern treten im nordwestlichen Theile Deutschlands
hier und da größere oder kleinere Strecken meist sandigen, bisweilen auch moorigen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschlands Frankfurt Dresden Wien Heide Deutschlands
263
siebter deutsche Sitte unter ihnen verbreitet batte, trat der Hochmeister des
Ordens Albrecht von Brandenburg zur evangelischen Kirche über
und verwandelte aus den Rath Luther's die geistliche Ordensherrschaft in
ein weltliches Herzogthum. Ihm folgte sein Sohn in der Regierung, und
als dieser ohne männliche Nachkommen starb, fiel Preußen durch Erbschaft
an seinen Schwiegersohn Johann Sigismund, Kurfürsten von
Brandenburg.
Auf diesen folgte sein Sohn Georg Wilhelm als Kurfürst von
Brandenburg und Herzog von Preußen. Der war der einzige unter den
Hohenzollern, dem es an Herrschcrkraft und Einsicht, wie sie zumal eine
schwere Zeit erforderte, gänzlich fehlte. So gerietst das Land durch den
dreißigjäbrigen Krieg, der während seiner Regierung wüthete, in
die tiefste Zerrüttung. Unsägliches Elend, Verheerung und Zerstörung
herrschte überall; in der Hauptstadt Berlin wohnten zuletzt nur noch 300
Bürger, die nichts als das nackte Leben batten. Zum Glück folgte dem
schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn? Das war Friedrich Wil-
helm, der große Kurfürst, welcher als der eigentliche Gründer
der brandenburgischen Macht zu betrachten ist. Er bestieg den
Thron im Jahre 1640. Im westphälischen Frieden erwarb er Hinter-
pommern und andere Gebiete, wodurch er den Umfang des Staates um ein
Dritthcil vergrößerte. Dann kämpfte er ruhmvoll gegen die Polen, ver-
theidigte als deutscher Reichsfürst den vaterländischen Boden gegen die
Angriffe der eroberungssüchtigen Franzosen und schlug die gefürchteten
Schweden, welche in sein Brandenburg eingefallen waren, in der denk-
würdigen Schlacht bei F e h r b e l l i n.
In dieser Schlacht war das Leben des Kurfürsten in höchster Gefahr.
Die feindlichen Kugeln pfiffen dicht um ihn her, denn die Schweden kannten
ihn an dem Schimmel, den er ritt. Da sprach sein Stallmeister Fr o b en :
„Herr Kurfürst, ich sehe, euer Schinunel ist scheu geworben; gebt ihn mir
und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da
sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen, todt herab. Der Kur-
fürst selber kämpfte mit Heldenkühnheit. Als eine Schwadron ihren
Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Muth,
Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann und will siegen oder
ritterlich mit euch sterben!" . Und er gewann den glorreichsten Sieg. Die
Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eilig zum Lande hinaus.
Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen zu-
gleich der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den
dreißigjährigen Krieg erschöpften und verwüsteten Lande emporzuhelfen.
Er unterstützte die Landwirthschaft und ließ in die entvölkerten und ver-
ödeten Gegenden Ansiedler aus Holland und der Schweiz kommen, deren
Fleiß den sandigen Boden Brandenburgs in Ackerfeld und Gärten umschus.
Für Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder thätig; er legte
Straßen und Kanäle an, führte die Post ein und stiftete sogar eine Gesell-
schaft für den Seehandel nach Afrika. Ein besonderes Verdienst erwarb er
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Johann_Sigismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Berlin Polen Schweden Brandenburg Holland Brandenburgs Ackerfeld Afrika