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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 47

1904 - Cöthen : Schulze
— 47 — Kurfürst von Brandenburg erkannte die Gefahr, die ein Sieg der Franzosen über die Niederlande auch für Deutschland im Gefolge haben würde, schloß im Mai 1672 ein Bündnis mit dem bedrohten Holland und wirkte auch auf den Kaiser im Interesse der Niederländer ein. In kurzer Zeit nahmen Ludwigs Generale das schlecht verteidigte Land ein. Kölnische und Lütlichsche Soldaten besetzten Over-Issel. Es kam in Holland zu einer Revolution, in der die aristokratische Partei gestürzt (die Gebrüder de Witt wurden ermordet) und die republikanische Partei ans Ruder kam, von der Wilhelm Hi. von Oranien zum Statthalter erhoben wurde. Dieser rettete Amsterdam. Friedrich Wilhelms Feldzug am Niederrhein, der von den Österreichern unter Montecuccoli nicht recht unterstützt wurde, brachte ihn selber schließlich in solche Not, daß er im Juni 1673 im Frieden von Vossem aus dem Kriege ausschied; für den Fall eines Reichskrieges behielt er sich seine Beteiligung am Kriege ausdrücklich vor; seine rheinischen, von den Franzosen besetzten Festungen bekam er zurück. Ludwigs Übermut gegen das Reich trieb dann aber in der Folge den Kaiser Leopold zu einem tatkräftigeren Handeln. Er schloß mit Dänemark, Holland, Lothringen, (das Ludwig schon im Sommer 1670 besetzt hatte), Spanien und Kursachsen Bündnisse gegen Frankreich. Durch glückliche Unternehmungen de Ruyters gegen England, durch ein siegreiches Vordringen Montecuccolis, der sich mit Wilhelm Iii. gegen Bonn, die Residenz des Kurfürsten von Köln, vereinigt hatte, nachdem er Turenne ins Elsaß zurückgedrängt, wurden die Franzosen zum Verlassen der Niederlande gezwungen. Die Lage Frankreichs verschlechterte sich auch dadurch, daß England (Februar 1674) aus dem Kriege ausschied, ebenso Münster und Köln. Im Mai 1674 erklärte das Reich den Krieg an Frankreich, was jedoch nicht hinderte, daß noch immer einige Reichsstände, so Bayern und Hannover, bei der Partei des Reichsfeindes blieben; und der Kurfürst Friedrich Wilhelm trat wieder auf den Kampfplatz. Trotzdem waren die Unternehmungen am Oberrhein für die Verbündeten wenig glücklich. Bei Sinsheim in Baden wurden die Kaiserlichen von Turenne besiegt (Juni 1674). Die Schlacht bei Seness in Belgien (August 74) zwischen Conde und Wilhelm Iii. war unentschieden. Als der Kurfürst am Oberrhein erschien, wurden die Franzosen über den Fluß zurückgedrängt, doch kam es infolge der

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 71

1904 - Cöthen : Schulze
— 71 — sächsische Heer mußte bei Pirna eingeschlossen werden, sodaß ein schnelles Eindringen mit dem gesamten Heere in Böhmen für Dte Preußen unmöglich wurde. Anfangs behandelte Friedrich Sachsen milde, in der Hoffnung, dasselbe auf seine Seite zu ziehen; bald mußte er härtere Maßregeln ergreifen; auch sah er ein, daß chm das Land bessere Dienste im Kriege leisten würde, wenn er es als Feind besetzt hielte. Dem österreichischen Heere, das in Böhmen sich bildete und die Sachsen aus ihrer bedrängten Lage befreien wollte, ging der König mit einem Teile seiner Armee entgegen und schlug es (1. Okt.) bei Lobositz. Als der General Browne doch noch den Entsatzversuch auszuführen sich anschickte, mißlang derselbe. Die sächsische Armee mußte kapitulieren (16. Okt.). Friedrich nahm seine Winterquartiere in dem eroberten Kurfürstentum. Im Anfange des folgenden Jahres (Januar 1757) wurde auch der Reichskrieg gegen Preußen in Regensburg beschlossen; und die drei gegnerischen Großmächte traten in den nächsten Monaten zu einem gemeinsamen Bündnis und Teilungsvertrage gegen Friedrich fester zusammen: Preußen sollte alle seit 1648 gemachten Eroberungen wieder verlieren. Friedrichs Bundesgenosse blieb England; der sür den großen Preußenkönig begeisterte William Pitt verlängerte den Subsidienvertrag (Jan. 1757). Von deutschen Reichsständen ließen sich Braunschweig, Gotha und Hessen-Kassel für Friedrich gewinnen. Zu den Gegnern Preußens gesellte sich auch Schweden (März 1757). Wieder ergriff Friedlich die Initiative. Im April marschierten die Preußen nach Böhmen. Die Höhen bei Prag wurden erstürmt (6. Mai). Die Führer der preußischen Korps gingen ihren Truppen in der mörderischen Schlacht mit dem besten Beispiel voran. Schwerin fiel. Die Österreicher warfen sich nun nach Prag hinein. Dem zum Entsätze heranziehenden Heere der Feinde trat Friedrich entgegen, wurde aber von Daun bei Kolitt (18. Juni) geschlagen. So wurde Prag von den Österreichern gerettet; Friedrich mußte Böhmen verlassen, sein ursprünglicher Feldzugsplan mußte ^aufgegeben werden. Im Westen waren die Franzosen über den Rhein gegangen; das ganze Gebiet bis zur Weser war bald in ihrer Hand. Das englisch-hannoversche Heer unter dem Herzoge von Cumberland suchte die Weserlinie zu halten, statt, wie Friedrich gewollt, die Offensive zu ergreifen. Bei Hastenbeck unfern Hameln verlor Cumberland den Mut und die Schlacht (26. Juli);

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 72

1904 - Cöthen : Schulze
— 72 — er sah sein Heil im Rückzüge, so ging n. a. Hameln verloren. Schließlich wurde die unglückliche Armee in dem Mündungsgebiet zwischen der Elbe und Weser so eng eingeschlossen, daß sie zur Kapitulation gezwungen wurde (8. Sept. zu Zeven). So waren die westfälisch -Hannoveranischen Gebiete den Franzosen offen, und damit drohte auch den preußischen Stammlanden Gefahr. Von Südwesten her zog ein anderes französisches Heer unter Soubise heran, mit ihm vereinigt die Reichsexekutionsarmee. In Gotha überfielen 1500 preußische Reiter unter Seydlitz 8000 Franzosen; unweit Merseburg bei Roßbach errang Friedrich einen fröhlichen Sieg (5. November) über Franzosen und Reichstruppenl), der des Preußenkönigs Volksbeliebtheit ungemein steigerte. Nun aber wurde es höchste Zeit, daß sich Friedrich nach Schlesien wandte. Hier war Winterseld, der dem Könige so nahe stand, bei Moys gefallen. Schweidnitz war von den Österreichern genommen, Breslau ebenfalls von ihnen besetzt, der Prinz von Braunschweig-Bevern gefangen worden. Da zog Friedrich heran; den Rest der Bevernschen Armee zog er an sich. Trotz der geringen Zahl seines Heeres, trotz der Anstrengungen, die dasselbe in den letzten Wochen zu bestehen hatte, trotz der trefflichen Stellung der Österreicher beschloß der große König, sie dennoch anzugreifen. Seine begeisterte Rede riß die Generale mit sich fort. Seine Kriegskunst errang den Sieg bei Leuthen^) (5. Dezember). So konnte sich Friedrich in Schlesien behaupten, und Sachsen blieb seine Kriegsprovinz. Im Nordosten hatten die Russen den preußischen General Lehwaldt bei Groß-Jägersdors (30. Juli) geschlagen; doch Apraxin, der Führer der Russen, zog sich zurück, als die Nachricht von der Erkrankung der Kaiserin Elisabeth kam. Im Jahre 1758 bemächtigte sich Friedrich im April der Festung Schweidnitz; Anfang Mai stand er schon vor Olmütz, doch er konnte die Stadt nicht nehmen und gab die Belagerung auf. Die Russen näherten sich sengend und plündernd der Oder. Bei Zorndorf (25. August)3) ereilte der König den Feind. Die Wut der Preußen stieg aufs höchste, als sie die Spuren der russischen Horden erblickten, die soeben auch Küstrin in Brand ge- !) Vergl. Sz. 263. — 2) Vergl. Sz. 303. — 3) Vgl. Sz. 282 u. 304.

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 73

1904 - Cöthen : Schulze
— 73 — schossen hatten. So ward die Schlacht bei Zorndorf eine der grimmigsten. Seydlitz war der Held des Tages; er half erst dem einen Flügel der Preußen zum Siege, um dann auch dem anderen, der ins Wanken geraten war, Rettung zu bringen. Die Russen gingen nun nach Osten zurück. Jetzt konnte sich Friedrich nach Sachsen wenden. Hier hatten die Österreicher des Gegners Abwesenheit nach Kräften zu benutzen gesucht; doch Dresden hatten sie nicht nehmen können. Auch die Reichsarmee stand in Sachsen. Es gelang Friedrich, die Österreicher unter Daun von Dresden abzuziehen. Daun verschanzte sich zwischen Bautzen und Görlitz; ganz in seiner Nähe bezog der König sein Lager. Die gesichertsten Stellungen hatte der vorsichtige Dann besetzt; es war ein gefährliches Unternehmen, daß Friedrich so lange in ungünstiger Lage verharrte. Endlich wollte er doch aufbrechen, doch wurde er einen Tag vorher im nächtlichen Dunkel bei Hochkirch (14. Oktober) überfallen. Mutig kämpften die aus dem Schlafe unsanft geweckten Preußen. Die besten Generale fielen. Der König setzte sich selber wie bei Zorndorf der größten Lebensgefahr aus. Es gelang ihm, wenn auch unter schweren Verlusten, seine Truppen zusammenzuschließen und eine neue Position einzunehmen, aus der ihn die Feinde nicht zu vertreiben wagten. Bald war er schon wieder ouf dem Wege nach Schlesien, von einzelnen feindlichen Korps verfolgt. Es glückte ihm, Neiße und Koset zu entsetzen, sodaß auch dieses Jahres Feldzug sür ihn nicht unvorteilhaft abschließt. Auch im Westen ist in diesem Jahre mit Glück gekämpft worden. Nach den Siegen Friedrichs im Herbst 1757 fingen die Engländer an, ihrem Verbündeten kräftiger beizustehen. Die Kapitulation von Kloster Zeven wurde von ihnen nicht anerkannt. An die Spitze der hannoverschen Armee trat Ferdinand von Braunschweig. Dieser säuberte bald das Land zwischen Weser und Rhein von den Franzosen. Jenseits des Rheines bei Krefeld (Juni) wurden Liefe empfindlich geschlagen. Das Jahr 1759 brachte für Friedrich durch die Vereinigung der Raffen und Österreicher eine besonders große Gefahr. Vergebens hatte Dohna, dann Wedell den Russen sich entgegengestellt. Das Korps Wedells wurde bei Kay in der Gegend von Züllichau (Juli) zurückgeworfen. Bei Kunersdorf in der Nähe von Frankfurt a. O. (12. August) erlitt Friedrich eine furchtbare Niederlage;

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 87

1904 - Cöthen : Schulze
— 87 — Entschädigung für dieselben. Die legislaüve Versammlung in Frankreich (1791—1792) verweigerte schließlich eine bestimmte Entschädigung; sie wollte durchaus den Krieg, in der Hoffnung, daß das französische Volk durch kriegerische Erfolge sich leichter zu der von jener geplanten Republik gewinnen lassen würde. Um den Franzosen jeden Anlaß zum Kriege zu nehmen, wurde ihrem Verlangen, den Emigranten den Aufenthalt an der Grenze zu verbieten, nachgegeben. Jetzt forderte die französische Nationalversammlung in herausfordernder Weise, der Kaiser sollte von jeder Vereinigung gegen Frankreich abstehen. Darauf durfte dieser nicht eingehen. Er verband sich im Februar 1792 mit Preußen zu einem Schutzbündnis. Da erklärte Frankreich an Österreich den Krieg (April 1792). Inzwischen war Leopold Ii. gestorben (Ansang März), Franz Ii- ^anzn. 0 I > r (1792-1806.) wurde sein Nachfolger. Die Verbündeten waren von vornherein uneinig. Österreich nahm den alten belgisch-bayrischen Tauschplan wieder auf, auch begehrte es Ansbach und Baireuth. Preußens Minister, Haugwitz und Luchesiui, erstrebten die Erwerbung von Jülich und Berg, wofür der Pfälzer in Elsaß-Lothringen entschädigt werden sollte. Auch bezüglich des Feldzugsplaues konnte man sich nicht einigen. Der preußische Oberbefehlshaber, der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Brauufchweig, wollte keine Verbindung mit dem österreichischen Korps; auch ging er sehr langsam zu Werke, während sein König zur Eile drängte. Ein Fehler war auch das geharnischte, unter dem Einfluffe französischer Emigranten verfaßte Kriegsmanifest vom 25. Juli, das der Braunschweiger bei seinem Einmarsch in Frankreich verbreiten ließ; dasselbe regte durch seine Drohungen nur den Patriotismus der Franzosen mächtig an. Die Preußen marschierten über Trier und Luxemburg in der Richtung auf Verdun. Die Österreicher unter Elerfait näherten sich aus dem südlichen Belgien. Verdun und Longwy wurden genommen. Dann ging der Marsch durch den Argonner Walb. Die Franzosen unter Dumouriez vereinigten sich mit dem Korps Kellermann, das bei Metz stand; doch die Pässe des Argonner Waldes wurden von den Verbündeten besetzt. Bei Valmy (20. Sept.) beschränkte sich der Herzog von Braunschweig auf eine nutzlose Kanonade; ein frischer Angriff hätte gewiß die noch ungeübte, junge, französische Armee besiegt. Unter Scheinverhandlungen zog

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 88

1904 - Cöthen : Schulze
das preußische Heer zurück; unterwegs hatte es durch Krankheit noch viel zu leiden; der Mut und die Zuversicht der Franzosen wurde nicht wenig durch diese Erfolge über die sridericianische Armee gesteigert. Dumouriez ging darauf in die Niederlande, die von den Österreichern unter dem Herzoge von Sachsen gedeckt wurden; bei Jemappes werden diese im November von den Franzosen geschlagen. Belgien gerät in die Hände Frankreichs. Der Rückzug der Preußen nötigte auch die Österreicher, die unter Hohenlohe in Lothringen eingedrungen waren, zur Umkehr. Unter Custine gingen die Franzosen von Landau aus den Rhein abwärts über Speyer, Worms, Mainz und Frankfurt. Alle diese Städte wurden genommen. In Mainz wurde die rheinische Republik errichtet. Nur Frankfurt wurde noch im Dezember 1792 von einem preußischen Korps zurückerobert. Aber groß genug waren in diesem ersten Kriegsjahre die Ersolge der Franzosen, denen auch Savoyen zugefallen war. Die Hinrichtung Ludwigs Xvi. von Frankreich (Januar 1793) und die Absicht des Konvents (1792—1795), den revolutionären Ideen in Gesamteuropa zum Siege zu verhelfen, erweiterte die Koalition: England, Holland, Spanien und das Reich traten jetzt den Verbündeten bei. Die Ereignisse im Osten, die zweite Teilung Polens, konnten die Beziehungen zwischen Österreich und Preußen nur noch verschlimmern. Der Kaiser berief den Minister Thugut, einen ausgesprochenen Feind der Preußen. Mißtrauen unter den Verbündeten lähmte die Kriegsführung auch des Jahres 1793. Die Preußen nahmen Mainz und rückten in die Pfalz ein. Wieder stand ein österreichisches Heer ihnen zur linken unter dem General Wurmser. Doch kam es zu keinen gemeinsamen Operationen. Die Preußen drangen bis Pirmasens vor und behaupteten sich hier. Als der französische General Hoche sie angriff, wurde er bei Kaiserslautern (Nov. 1793) geschlagen; dann aber wandte er sich gegen die Österreicher und siegte über Wurmser bei Weißenburg und Wörth (Dezember) und befreite Landau. In Belgien hatten die Österreicher in diesem Jahre größere Erfolge. Der Prinz von Kobnrg eroberte das Land wieder nach seinem Siege bei Neerwinden (März 1793). Doch die Engländer waren auf die Eroberung von Dünkirchen aus, und der Minister Thugut wollte die Eroberung der Pikardie. So wurde auch hier ein Vorstoß in

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 99

1904 - Cöthen : Schulze
— 99 — Thüringischen vorwärts, das Hauptheer unter Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, ein Flügel unter Hohenlohe. Napoleons Plan war, von Bamberg aus den Feind östlich zu umgehen. In drei Heersäulen ließ er seine Truppen nach Norden marschieren. Der Herzog von Braunschweig, der den schnellen Vorstoß in die Maingegend versäumt hatte, mußte infolge des überraschenden Vordringens des Gegners den Rückmarsch befehlen. Das westliche französische Korps unter Lannes drängte bei Saalfeld (10. Oktober) den Hohenzollernprinzen Louis Ferdinand zurück; der hochherzige Fürst verlor hier sein Leben. Lannes vereinigte sich darauf mit dem östlichen Korps, und nun schlug Napoleon mit diesen beiden vereinten Heeren bei Jena am 14. Oktober die Preußen unter Hohenlohe. Durch die nächtliche, nnverwehrte Besetzung des Landgrafenberges bei Jena hatte Napoleon die beherrschende Stellung gewonnen. An demselben Tage griffen die Franzosen unter Bernadotte und Davoust das im Marsch begriffene preußische Hauptheer bei Auerstädt an; auch dieses wurde geschlagen. Da der Oberfeldherr in der Schlacht tödlich verwundet wurde, fehlte es an der nötigen Leitung. Nur der linke Flügel wurde von Scharnhorst gut geführt. Auf dem Rückzüge nach Magdeburg wurde das Hauptheer in das in gänzlicher Auflösung begriffene Hohenlohefche Korps mit hineingerissen. Auch die preußische Reservearmee wurde am 17. Oktober bei Halle besiegt. Meist ohne Not und ohne Widerstand ergab sich Festung auf Festung, von unfähigen, greisenhaften Gouverneuren dem Feinde überantwortet; nur Kolberg, Graudenz, Silberberg, Glatz und Kosel hielten sich tapfer, Kolberg von Nettelbeck, Gneisenau und Schill, Graudenz von Courbiöre ruhmvoll verteidigt. Nach den Siegen in Thüringen ging Napoleon direkt auf Berlin los. Schon Ende Oktober befand er sich in der preußischen Hauptstadt. Friedrich Wilhelm und die edle Königin Luise hatten sich nach Ostpreußen begeben. Von Berlin aus erließ Napoleon im „Berliner Dekret" den Befehl, daß alle englischen Waren in den Ländern, die unter Napoleons Einfluß standen, konfisziert werden sollten (Kontinentalsperre). Das Korps, das Blücher zusammengehalten und aus Thüringen nach Norden geführt, wurde bei Ratkau, in der Nähe von Lübeck, nach ehrenvollem Widerstande zur Ergebung gezwungen (int November); das Hohenlohefche Korps hatte sich Ende Oktober 7*

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 100

1904 - Cöthen : Schulze
— 100 — bei Prenzlau ergeben. Das Hauptheer der Franzosen ging über Küstrin nach Polen. In dem preußischen Polen erregten die Franzosen einen Aufstand. Noch im Dezember erwehrte sich ein russisches Heer unter Bennigsen bei Pultusk der Franzosen. In der furchtbaren Schlacht bei Pr. Eylau (Februar 1807) griff Napoleon die Preußen und Russen an, letztere schlug er, die Preußen blieben unbesiegt. Des Korsen Versuch, Friedrich Wilhelm von seinem Bündnis mit Rußland abzuziehen, scheiterte. Friedrich Wilhelm verbündete sich nur noch fester mit Schweden und Rußland, mit letzterem im Vertrage zu Bartenstein (April 1807), wonach man den Krieg nicht eher beenden wollte, als bis die Franzosen Deutschland verlassen hätten. Auch England war zu einer Koalition geneigt. So nahm die preußische Sache wieder eine Wendung zum Besseren. An Haugwitz' Stelle war Hardenberg berufen worden; er besonders betrieb das preußisch-russische Bündnis. Doch nach der Niederlage der Russen bei Friedland (im Juni) verriet Kaiser Alexander seinen königlichen Freund. Bei einer Zusammenkunft mit Napoleon auf einem Floße auf dem Niemen ließ er sich von dem Bundesgenossen abziehen, besonders durch die Aussicht auf Landerwerbungen in der Türkei gewonnen. Vergebens suchte die von Napoleon geschmähte Königin Luise durch eine persönliche Zusammenkunft mildere Bedingungen für ihr Land von dem übermütigen Sieger zu erlangen; der Friede von Tilsit (7. bezw. 9. Juli) raubte dem Könige von Preußen die Hälfte seines Landes, das ganze Gebiet westlich der Elbe, das zumeist zum Königreich Westfalen unter der Herrschaft Jeromes, des Bruders Napoleons, geschlagen wurde, ferner die polnischen Erwerbungen von 1793 und 1795, woraus das Großherzogtum Warschau unter der Regierung des Königs von Sachsen gebildet wurde. Außerdem blieben französische Besatzungen in einigen preußischen Festungen; dieselben sollten so lange bleiben und von Preußen erhalten werden, bis die Kriegsentschädigung, deren Höhe vorläufig nicht festgesetzt wurde, gezahlt sein würde. — Im Verlaufe des Krieges waren die Fürsten von Hessen-Kassel und Fulda ihrer Länder verlustig gegangen; Sachsens war zum Königreich erhoben und mit den ernestinischen Gebieten in den Rheinbund ausgenommen worden. — i) Vgl. Sz. 382 c.

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 74

1904 - Cöthen : Schulze
— 74 — aus einem anfänglichen Siege war eine entscheidende Niederlage geworden, fodaß die Hauptstadt und die Mark Brandenburg in die größte Gefahr kam. Da rettete die Hohenzollern die Uneinigkeit der Gegner. Die russischen Feldherrn waren von Wien aus oft genug mit Vorwürfen überhäuft worden; jetzt wollten sie zu keinen weiteren Unternehmungen sich verstehen. Die Verbündeten trennten sich. So gewann Friedrich Zeit, sich wieder in Kriegsbereitschaft zu setzen. Freilich Dresden ging verloren, trotz der Tapferkeit seines Kommandeurs (Schmettau); und ein starkes preußisches Korps, das den Österreichern den Weg nach Böhmen verlegen sollte, mußte bei Maxen (November) die Waffen strecken, trotz der Tüchtigkeit seines Anführers, des Generals Fink. Österreicher und Preußen bezogen beide ganz in der Nähe von Dresden ihre Winterquartiere. Im Westen hatten in diesem Jahre die Franzosen Frankfurt überrumpelt (2. Januar). Vergebens griff Ferdinand von Braunschweig sie bei Bergen in der Nähe von Frankfurt an (13. April). Doch wurde die französische Nordarmee in der Schlacht bei Minden (1. August) vom Braunschweiger besiegt, sodaß die Weserlande frei blieben. Immer bedenklicher wurde die Lage des Königs. Um sich zu behaupten, mußte Friedrich zu allerlei Notmaßregeln seine Zuflucht nehmen, zur Verschlechterung der Münze, zu gewaltsamen Kontributionen aus benachbarten Ländern, zu rücksichtslosen Werbungen. Sein Hauptbestreben im Jahre 1760 war zunächst auf die Eroberung Dresdens gerichtet. Zum Schein zog er von Dresden ab, kehrte dann aber plötzlich zurück, um die Stadt zu überraschen, doch umsonst. Den General Fouqus sandle der König in die Gegend von Lands Hut, damit er dort dem aus Böhmen nach Schlesien vordringenden Laudon in den Weg träte. Doch Fouquö erlag bei Landshut der Übermacht (23. Juni). Laudon belagerte Breslau, das aber von Tauentzien erfolgreich verteidigt wurde. Der König marschierte diesem zu Hilfe nach Schlesien. Er wurde von einem österreichischen Heere unter Daun beobachtet und begleitet. Laudon kam ihm ebenfalls entgegen, und die Russen, so hoffte man, würden die Einschließung der Preußen vollenden. Ta machte sich Friedrich durch den Sieg bei Liegnitz (15. August) über Laudon freie Bahn. Die Plünderung Berlins durch Russen und Österreicher konnte der König freilich nicht hindern, doch als er in

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 334

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
334 Von Jericho geht ein Weg nach Jerusalem hinauf, ungefähr 2 Meilen lang; aber er geht durch so gefährliche Klüfte und Pässe in dem öden Kalkstein, daß er zu den schrecklichsten gehört und stets durch Räuberanfälle berüchtigt war. Man sieht also, daß Christi Gleichniß von dem Mann, der unter die Räuber fiel, als er nach Jerusalem ging, sich an bekannte Naturverhältnisse gehalten hat. Endlich fällt der Jordan in das Todte Meer. Die größte Länge desselben liegt auch in der Richtung des Flusses. Der See ist 11 Meilen lang, und seine größte Breite beträgt 1 Meilen. Er ist eine Salzlake, die bedeutend schwerer ist, als reines Wasser. Man kann deswegen darin nicht untersinken; aber sich in diesem Wasser zu baden ist doch nicht rathsam, da die Schärfe desselben die Haut angreift. Die Oberfläche ist von Bergöl überzogen, wodurch die Beweglichkeit des Wassers noch mehr vermindert wird; die Wellen plätschern daher nicht, wie in leicht beweglichen Gewässern. Keine Pflanze wächst in demselben oder >in seiner Nähe, auch enthält er nicht Thiere wie andere Seen. Bisweilen steigen heiße Rauchwolken daraus hervor, die gefährlich sein können. Auf der östlichen Seite, wohin die herrschenden Winde streichen, wird alles mit einer Salzrinde überzogen, sodaß sogar die Kleider der Wanderer von Salz durchdrungen werden. Die ganze Gegend um ihn ist öde, sodaß er nicht Menschen, Kunstfleiß und Handel heranzieht. Keine größeren Gegensätze kann es geben, als die paradiesische Gegend um den Genezareth und die unfruchtbare Einöde um das Todte Meer. Es ist durch ein Erdbeben gebildet, und die ganze Gegend ist vulkanisch. Ungeachtet der Jordan und einige kleinere Flüsse sich in das Todte Meer er- gießen, ohne daß dieses einen Abfluß hat, wächst es doch nicht; die Verdampfung schafft alles zuströmende Wasser fort. Denn die Lust über dem See ist um soviel wärmer, da dieoberfläche desselben gegen 1000 Fuß unter dem Spiegel des nahen Mittelmeeres liegt. In der Mitte der Westküste des Sees ist die Einsenkung Eng ad di, deren Höhle durch David's Edelmuth gegen Saul berühmt ist. Hier scheinen die Weinberge gewesen zu sein, welche Salomo besingt, und die Burg und der Palmenhain. Es ist eine Oase wie Jericho. 4. Das Land westlich vom Jordan wird zumeist durch einen großen Bergbezirk gebil- det, der als eine Fortsetzung des Libanon betrachtet werden kann und etwa 15 Meilen breit ist. Er erstreckt sich von Dan bis Bxrseba; jenes liegt dem Libanon am nächsten, dieses am südlichen Eingang, wo Abraham und Isaak Brunnen gegraben hatten. Die Juden theilten diesen Bezirk ein in Galiläa, Samaria und Judäa. Das erstere ist ein Bergland mit den herrlichsten Grastriften, zum Theil auch vortrefflich zum Kornbau, namentlich an dem östlichen und dem west- lichen Abhange. Verbindung mit dem Meere hat es durch Akr e, ehemals Akko', einen der besten, vielleicht den besten Hafen an der Küste dieses Landes, welcher auch stets zu den wichtigsten Kriegsunteruehmungen in jener Gegend benutzt ward. Von dort aus steigt man im Thäte des Flusses Kison aufwärts und gelangt nach einer halben Tagereise an die erste Stufe des Hochlandes. Dann windet sich der Weg zu fruchtbaren und waldreichen Thälern hinauf, bis man endlich nach Na- zareth gelangt, das jetzt ein Dorf auf einem öden Kalkfelsen ist. Von da führt der Weg weiter nach Kana, Turón und Liberias oder nördlicher nach Kä- st er na um. Dieser Weg ward besonders dadurch wichtig, daß Galiläa auf ihm nicht bloß seine Zufuhr vom Meere erhielt, sondern daß der berühmteste Kara- vanenweg von Damaskus hierüber führte; dadurch ward Kapernaum eine wichtige Zollstelle. Um vongaliläa nach dem südlich daran grenzenden Sa maria zu gelangen, muß man erst von der Hochebene Jesreel nieder- und dann zu Samaria's Berg- stadt emporsteigen. Das Land ist bergig, hat Hochebenen, wenig fließendes Wasser, aber häufige Regenschauer, gute Brunnen, kein undankbares Erdreich; es trägt Kornarten, ist reich an Früchten, voll von Grastriften, und das Rindvieh giebt
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